Nasdaq-Ticker - Mikey Fritz (Gründer von FM Research)
Für Freitag, den 28. Juni 2002
Sehr geehrte Damen und Herren, was kommt nach Worldcom? Diese Frage stellt sich der Markt und denkt dabei über junge Unternehmen nach, die in den vergangenen Jahren auf Teufel komm raus gewachsen sind, zahlreiche Akquisitionen durchgeführt und unter hohem Erwartungsdruck der Wall Street gestanden haben. Wenngleich die meisten Unternehmen, die in diese Kategorie fallen, inzwischen Pleite sind oder ein Dasein in Bedeutungslosigkeit fristen, gibt es noch einige hochkarätige Titel, die, wenn sie unter den kollektiven Verdacht der Bilanzfälschung kommen, ein weiteres kleines Erdbeben wie Worldcom auslösen könnten. In dieser Woche fiel der Verdacht überraschend auf General Motors. Die Gerüchte, daß der weltweit größte Autokonzern, eine Ikone in der Autobranche, seine Bilanzen gefälscht haben soll, erscheinen auf den ersten Blick absurd. Doch kam einem der Gedanke bei Worldcom noch vor einer Woche nicht auch absurd vor? Genau dies ist das Dilemma der Investoren: Man weiß es einfach nicht. Katastrophal wäre auch die Meldung, daß Cisco betrogen hat. Die hohe Gewichtung des ehemaligen Börsen-Darlings würde, im Fall einer Bilanzfälschung, einen Sell-Off ohnegleichen an der Nasdaq auslösen. Von den oben genannten Kriterien her paßt Cisco ins Bild. Ob die Bilanzen von Cisco sauber sind oder nicht, wird man jedoch erst erfahren, wenn es zu spät ist. Auch ohne Bilanzfälschungen hagelte es erneut schlechte Nachrichten an der Nasdaq: Motorola steuert auf den zweiten Jahresverlust in Folge zu. Mit der Ankündigung, daß man weitere 7.000 Arbeitsplätze streichen und im Gegenzug Restrukturierungskosten in Höhe von 3,5 Mrd. Dollar auf sich nehmen wird, ist ein Verlust für das Gesamtjahr besiegelt. Mit der Streichung von 7% der Jobs wird die Größe von Motorola wieder auf das Maß der Mitte der 90'er Jahre zurückgestutzt: die Zeit vor dem Telekom- und Internetboom. Den Umfang der Restrukturierung und was bereits für das laufende Quartal zu erwarten ist, schildere ich im Detail im kommenden Nasdaq Inside 27-02, der am kommenden Dienstag in Ihrem Briefkasten liegen wird. Die Aktien von AOL Time Warner sind auf ein 3-Jahrestief gefallen. Die Notierungen fielen am Mittwoch um 16%, nachdem Gerüchte aufkamen, daß eine Umsatz- und Gewinnwarnung von dem Medienkonzern zu erwarten ist. Da AOL Time Warner in der Vergangenheit mit einer gewissen Regelmäßigkeit seine Prognosen verfehlt hatte, sind die Gerüchte nicht einfach abzutun, wenngleich bisher keine gesicherten Fakten existieren. Priceline.com gab eine Umsatz- und Gewinnwarnung aus. Die Umsätze und das Ergebnis werden im 2. Quartal nicht den eigenen Prognosen entsprechen. Schuld daran seien die niedriger als erwarteten Umsätze aus dem Verkauf von Flugtickets, so Chief Executive Richard Braddock am gestrigen Donnerstag. Braddock betonte, daß der Juli, der traditionell der stärkste Monat für Priceline.com ist, eine Enttäuschung gewesen sei und fügte hinzu, daß dies wohl für die gesamte Branche gilt. Konkret wird Priceline.com mit einem Umsatz von voraussichtlich 304 Mio. Dollar rund 5% unter dem unteren Ende der eigenen Prognosen bleiben. Auch beim Ergebnis wird Priceline nur das untere Ende seiner Prognose erreichen, die bei 0,03 bis 0,05 Dollar pro Aktie liegt. RealNetworks wird ebenfalls das Klassenziel verfehlen. Die Umsätze im 2. Quartal werden mit voraussichtlich 42,5 Mio. Dollar deutlich unter dem Vorjahresquartal und vor allem unter den Erwartungen liegen. Zudem ist nun mit einem Verlust nach Steuern, anstatt einem kleinen Gewinn, zu rechnen. FM Research |
Für Mittwoch, den 3. Juli 2002
Sehr geehrte Damen und Herren, der Markt bricht nach unten durch! Von diesem Punkt aus benötigen wir in den kommenden Wochen überraschend gute Quartalszahlen, sonst bleibt der Markt auf dem Abwärtstrend, den wir nun eingeschlagen haben. Die Chance besteht, aber die Wetten stehen mit einer Quote von 30:70 mittlerweile gegen eine Rallye im Juli. Der Markt akzeptiert keine positiven Nachrichten. Das stimmt insbesondere für die Entwicklung der Wirtschaftsdaten, aber auch immer mehr für die einzelnen Unternehmensergebnisse. Wir haben zwar einige spektakuläre Umsatz- und Gewinnwarnungen gesehen, aber viele Warnungen fielen so gering aus, daß sie in einem Bullenmarkt schlicht übergangen worden wären. Diese Ignoranz ist kein Zufall, sondern eine Strategie, die von vielen institutionellen Adressen verfolgt wird. Die Short Seller treiben die Situation auf die Spitze. Die Zahl der leerverkauften Aktien erreicht Rekordstände. Doch zu einem Bärenmarkt gehören immer zwei Seiten. Die Short Seller sind nur so lange erfolgreich, wie die Käufer sich weiter zurückziehen. Die Abstinenz der Käufer ist durchaus begründet. Allein die Tatsache, daß man sich noch so gut informieren, alle einschlägigen Fachmagazine lesen und trotzdem mit Enron oder Worldcom über Nacht ein Vermögen verlieren kann, reicht aus, um diesem Markt den Rücken zuzukehren. Zu den Ereignissen der ersten beiden Tage dieser schwarzen Woche: National Semiconductor kollabiert! Jonathan Joseph von Salomon Smith Barney stufte National Semi ab, da er für das laufende Quartal einen Rückgang der Auftragseingänge insbesondere für PC- und Flatpanel Chips erwartet. Der Aktienkurs stürzte auf 22,75 Dollar ab. Ein Minus von 16,76%. Rational Software warnte und wird verprügelt. Das Softwarehaus wird anstatt des erwarteten Umsatzes von 160 bis 170 Mio. Dollar "nur" 150 bis 154 Mio. Dollar erlösen. Das Ergebnis wird bei 0,03 bis 0,04 Dollar pro Aktie liegen, anstatt der erwarteten 0,05 bis 0,06 Dollar pro Aktie. Advent Software implodierte. Der Spezialist für Wertpapier-Handelsplattformen wird nur einen Umsatz von 38 bis 39 Mio. Dollar, anstatt der erwarteten 50,5 Mio. Dollar, erreichen. Unterm Strich fielen die Aktien auf 17,04 Dollar. Ein Minus von 29,73%. Im Tief wurden die Aktien zu 15,40 Dollar angeboten. Gerüchte gehen um, daß Intel noch einmal warnen wird. Der Abwärtstrend ist damit vorerst nicht zu stoppen. Mit Kursen um 13 bis 14 Dollar muß gerechnet werden. FM Research |
Für Freitag, den 5. Juli 2002
Sehr geehrte Damen und Herren, die Wirtschaft erstarkt und die Börse fällt weiter. Die Diskrepanz zwischen Wirklichkeit und den Kursen an der Wall Street könnte nicht größer sein. Die Wirtschaftsdaten, die wir von den amerikanischen Behörden geliefert bekommen, versprechen klipp und klar Wachstum. Der Dienstleistungssektor expandiert auch im Juni. Der ISM Nicht-Produktions Index lag bei 57,2 Punkten und damit deutlich über dem Vorjahresstand. Erwartet wurden 58,3 Punkte. Im Vormonat erreichte der Index einen Stand von 60,1 Punkten. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe fielen auf den tiefsten Stand seit Februar 2001. Die Auftragseingänge bei den Fabriken stiegen im Mai zum dritten Mal in Folge. Das Niveau ist immer noch niedrig, konnte sich aber um 0,7% auf 321 Mrd. Dollar steigern. Zudem wurde das Wachstum für den Monat April von 0,6% auf 0,7% angehoben. Sondersituation Euro: Am 4. Tage in Folge lag die Einheitswährung gestern im Minus. Ausschlaggebend für den kleinen Abwärtstrend ist die Befüchtung, daß sich die europäische Wirtschaft nur langsam wieder erholen und die Zentralbank eine Zinserhöhung weiter zurückhalten wird. Zum Aktienmarkt: Der Verfall der Internetkapazitäten ist rapide. Das Rückgrat des europäischen KPNQwest-Städtenetzwerkes hat in dieser Woche den geordneten Rückzug vorgenommen. Insbesondere betroffen sind dadurch indirekt Zugriffe auf Internetseiten, die außerhalb Deutschlands liegen und direkt die Kunden der Deutschen Telekom. Wenngleich die Telekom dementierte und darauf verwies, daß entsprechend Ausweichkapazitäten frühzeitig geschaffen wurden, war in vielen Teilen Deutschlands ein Geschwindigkeitsrückgang bemerkbar. Ebone hatte zeitweise die Hälfte des europäischen Internetverkehrs abgewickelt. Mit Worldcom bzw. der Tochter UUNet steht ein weiterer Gigant auf der Kippe: UUNet wickelt in den USA rund 70% und weltweit zeitweise bis zu 50% des Internetverkehrs ab. AMD senkt die Umsatzerwartung auf nur noch 600 Mio. Dollar herab. In der ersten Umsatz- und Gewinnwarnung hatte AMD noch von einem Umsatz von 620 bis 700 Mio. Dollar gesprochen. Ausschlaggebend ist der Preiskrieg, der von Intel im High-End Prozessor Bereich angezettelt wurde. Damit bewegte sich AMD zwar nur knapp unter der untersten Prognose, aber eine zweite Umsatz- und Gewinnwarnung macht immer einen schlechten Eindruck. Auch CE Consumer macht einen weiteren Rückzieher. Der Chipbroker kündigte an, daß man Goodwill-Abschreibungen bei der amerikanischen Tochter SND im Umfang von 47 Mio. Euro vornehmen wird. Der zu erwartende Jahresverlust liegt damit bei rund 50 Mio. Euro. Goodwill und belastet zwar nicht die Liquidität, aber das Eigenkapital. Kommen keine weiteren negativen Überraschungen aus Münchnen, wird CE das Geschäftsjahr mit etwa 60 Mio. Euro Eigenkapital abschließen. Um alle Risiken offenzulegen, werde ich Ihnen im kommenden Nasdaq-Inside das Worst-Case für CE Consumer erläutern. L90 übernimmt DoubleClicks Nordamerika-Vertrieb. Überraschend meldeten beide Unternehmen Anfang der Woche, daß DoubleClick seinen in New York ansässigen Vertrieb an L90 verkaufen wird. Dafür erhält DoubleClick 16% des im Zuge des Verkaufes neugegründeten Unternehmens MaxWorldwide. DoubleClick erhofft sich, durch die Zusammenlegung des Vertriebes in Nordamerika einen besseren Stand bei den Kunden zu bekommen. Die Yahoo! Position wurde am 2. Juli durch Stop-Loss verkauft. FM Research |
Für Mittwoch, den 10. Juli 2002
Sehr geehrte Damen und Herren, die Rallye vom vergangenen Freitag war ein Schlüsselerlebnis. Ein Plus von knapp 5% beim Nasdaq Composite Index bzw. 6,55% beim Nasdaq 100 Index, ein Anstieg um 3,95% beim S&P 500 Index und um 3,58% beim Dow Jones Industrial Average haben wir schon lange nicht mehr gesehen. Viele Kommentatoren führen diese ungewöhnliche Rallye auf die allgemeine Erleichterung zurück, daß der von vielen erwartete Terroranschlag am 4. Juli, dem symbolträchtigen Unabhängigkeitstag, ausblieb. Es gibt jedoch auch eine andere Erklärung: Die Verkäufer fehlten schlicht und einfach. Wir erleben nun seit fast vier Monaten eine nicht enden wollene Welle von Verkäufen, die über den Markt schwappt. Die Verkäufe ziehen sich durch nahezu alle Branchen und beziehen sowohl Unternehmen mit niedrigerer als auch mit hoher Qualität ein. Jeder, der versucht hat in diesem Umfeld ein vernünftiges Investment zu tätigen, weiß, daß gegen die Übermacht der Bären kein Kraut gewachsen zu sein scheint. Doch wo kommen alle diese Verkäufer her? Es sind offensichtlich institutionelle Investoren, also Fonds und Investmentbanken. Die Mittelabflüsse bei den Fonds drücken den Markt in den Keller. Der Mechanismus ist einfach: Wenn man einen Fondsanteil verkauft, muß der Fonds, über kurz oder lang, das zurückgegebene Geld aus dem Kapitalmarkt nehmen. Er verkauft also. Und wenn es sich um einen Aktienfonds handelt, dann verkauft er eben Aktien. Genau dies geschieht momentan in einem Umfang, wie wir es noch nie gesehen haben. Aber der vergangene Freitag hat uns gezeigt, was passiert, wenn die Verkäufe der Fonds endlich aufhören: Der Markt wird explodieren. Bis dahin müssen wir uns noch mit einigen negativen Unternehmensmeldungen herumschlagen: Citrix meldete eine Umsatz- und Gewinnwarnung. Das Softwarehaus fiel auf ein Fünf-Jahrestief nach einer Analystenkonferenz am Montag Abend. Zum einen senkte das Management die Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr auf 0,40 bis 0,45 Dollar pro Aktie, exklusive außerordentlicher Aufwendungen. Die Erwartungen für 2002 lagen vorher bei rund 0,58 Dollar pro Aktie. Die Umsatzprognose wurde auf 485 bis 495 Mio. Dollar gesenkt, was rund 15% unter den bisherigen Erwartungen liegt. Ebenso negativ ist auch die Ankündigung, daß man 10% der Belegschaft entlassen wird, da die Nachfrage den Erwartungen weit hinterhinkt. Die Software von Citrix verkauft sich schlecht und die Läger der Kunden sind voll. Der Gewinn sinkt im 2. Quartal auf 0,05 bis 0,06 Dollar pro Aktie. Die Umsätze sind voraussichtlich auf 116 bis 118 Mio. Dollar gesunken, anstatt wie erwartet auf dem Niveau des Vorquartals bei rund 140 Mio. Dollar zu stagnieren. Dazu kommen noch außerordentliche Aufwendungen. F5 Networks begibt sich auf den geordneten Rückzug. Das Unternehmen entwickelt Software zur effektiveren Steuerung von Datenverkehr im allgemeinen und den Datenströmen im Internet im besonderen. Die Ankündigung, daß knapp 10% der Belegschaft entlassen werden, eine komplette Produktreihe eingestellt wird und außerordentliche Abschreibungen zu erwarten sind, paßt in das Bild der vergangenen Wochen. Das Unternehmen meldete zudem vorab die Zahlen zum 3. Fiskalquartal, das am 30. Juni endete. Danach stagnierte der Umsatz mit 27,3 Mio. Dollar auf dem Niveau des Vorjahresquartals und des Vorquartals, bei einem Verlust von 0,05 bis 0,06 Dollar pro Aktie. Damit blieb F5 Networks im Rahmen der eigenen Prognose vom 24. April. Die neue Prognose für das laufende Quartal ist allerdings alles andere als rosig: unveränderter Umsatz, aber eine Verdreifachung des Verlustes. Quelle:Fm Research |
Für Freitag, den 12. Juli 2002
Sehr geehrte Damen und Herren, die Deutsche Telekom überrascht mit positiven Zahlen. In einer Vorabmeldung berichtete die Telekom, daß das operative Ergebnis, vor Abschreibungen, Zinsen und Steuern (EBITDA), im 1. Halbjahr bei der Tochter T-Mobil bei mehr als 2,4 Mrd. Euro gelegen hat. Das würde einem Anstieg von 140% bzw. 1 Mrd. Euro im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr entsprechen. VoiceStream Wireless war allerdings eine Enttäuschung. Nach den vorliegenden Daten stieg die Zahl der Kunden im Vergleich zum Vorjahr nur um gut 7% auf 8 Millionen. Zu den Zahlen im Detail im kommenden Nasdaq-Inside 29/02 mehr. Positiv entwickelt sich auch die Posse um den Rücktritt von Ron Sommer: Der Vorstand stellt sich geschlossen hinter Sommer. Die Vorstände Kai-Uwe Ricke und Josef Brauner bestätigten gegenüber vwd, daß man eine Ablösung an der Spitze nicht erwarte und Sommer den Rücken stärke. Gleichzeitig bringt Sommer den Aufsichtsrat Walter juristisch unter Druck. Die Anwälte der Telekom prüfen, ob Walter, durch sein "persönliches Gespräch" mit Overhaus, der lediglich an Finanzminister Eichel und Bundeskanzler Schröder berichtet, seine Pflichten als Aufsichtsratsmitglied verletzt hat. Für Ihn besteht als Mitglied des Aufsichtsrates umfassende Schweigepflicht, die er gebrochen haben kann, da Overhaus nicht dem Aufsichtsrat angehört und ebenfalls kein direkter Vertreter des Bundes ist. Walter gilt als Kritiker Sommers und Wegbereiter der laufenden Telekom / SPD-Wahlkampfposse. SAP kam, warnte und verlor. Das ursprüngliche Umsatzziel kann nicht mehr gehalten werden. SAP hatte zu lange an ihrer Prognose festgehalten, daß man für dieses Jahr eine Umsatzsteigerung von 15% hinbekommt. Daß dies nicht zu schaffen ist, war allen mit einem gesunden Menschenverstand klar, wenngleich diese Gruppe offensichtlich so klein ist, daß die gestrige Umsatzwarnung, der Umsatz soll maximal um 5 bis 10% in 2002 wachsen, für die meisten immer noch eine Überraschung war. Am 25. Juni schrieb ich Ihnen: "Wenn die Prognose platzt, werden die Fonds aussteigen." Genau dies geschieht momentan. Mein erstes Kursziel von 75 Euro hat SAP bereits erreicht. Damit wird es nun nur noch eine Frage der Zeit sein, bis mein Worst-Case Kursziel von 40 Euro erreicht werden wird. Dell erhöht die Prognose leicht. Anstatt eines Umsatzes von 8,2 Mrd. Dollar sieht Dell nun Erlöse im Bereich von 8,3 Mrd. Dollar und ein Ergebnis von 0,19 Dollar pro Aktie, anstatt der bisherigen 0,18 Dollar pro Aktie. Damit bietet sich eine ausgezeichnete Chance, den in dieser Woche von mir empfohlenen Ausstieg abzuschließen. Doubleclick kämpft mit sinkendem Umsatz. Mit 75,7 Mio. Dollar blieb Doubleclick deutlich unter dem Vorquartal und Vorjahresquartal. Allerdings konnte Doubleclick mit 4,1 Mio. Dollar bzw. 0,03 Dollar pro Aktie das beste Nachsteuerergebnis seiner jungen Unternehmensgeschichte vorlegen. Ob das reichen wird oder nicht und wie der Ausblick für das kommende Quartal aussieht, stelle ich Ihnen im kommenden Nasdaq-Inside 29/02 vor. Rambus verbesserte sich, aber nicht stark genug. Ich hatte seinerzeit Rambus als Spekulation mit aufgenommen, da die Lizenzeinnahmen des Unternehmens mit einer Verzögerung von rund zwei Quartalen auf die aktuellen Bewegungen am Speichermarkt reagieren. Das nun vorgelegte Ergebnis zum 3. Fiskalquartal (30. Juni) bestätigt dies auch, jedoch nur in der Tendenz. Die Lizenzeinnahmen stiegen um 12% auf 22,2 Mio. Dollar im Vergleich zum Vorjahresquartal. Der Gesamtumsatz betrug 23,7 Mio. Dollar, was einem Anstieg um 2% gegenüber dem Vorjahresquartal gleichkommt. Der Gewinn konnte sich mit 5,9 Mio. Dollar bzw. 0,06 Dollar pro Aktie zwar im Vergleich zum Vorjahresquartal (3,7 Mio. Dollar) deutlich verbessern, sank aber im Vergleich zum Vorquartal (6,7 Mio. Dollar). Das reicht mir nicht. Rambus hat es nicht geschafft, den Preisanstieg im 4. Quartal und im 1. Quartal für sich zu nutzen. Ein Verkauf ist nicht zwingend notwendig, da die bisher gelieferten Ergebnisse stabil bis positiv sind. Ich werde aber dennoch den Ausstieg nach oben hin suchen. Yahoo! schneidet gut ab, ist aber immer noch zu teuer. Trotz guter Quartalszahlen, die endlich eine Verbesserung des operativen Geschäfts versprechen, fallen die Aktien von Yahoo! Das hat einige Marktteilnehmer, insbesondere die "Frischlinge", verstört. Doch der Markt kehrt wieder zu den alten Grundsätzen zurück und die lauten, daß es keine (Bewertungs-)Extrawurst für Internet-Unternehmen gibt. Wer zu teuer ist, wird verkauft. So auch Yahoo! EBay ist wie MLP. Die Aufnahme des Internet-Flohmarktes in den S&P 500 Index ist genauso unverständlich und kurzsichtig wie die Aufnahme von MLP in den DAX. EBay ist hahnebüchen überbewertet und wird noch in diesem Halbjahr seine Korrektur beginnen. Eine Halbierung des Kurses und damit der Marktkapitaliserung sehe ich als Minimum an. Leid tun mir die passiv gemanageten S&P 500 Index Fonds, die nun diese überbewertete Aktie auch noch kaufen müssen. Quelle:FM Research |
Für Mittwoch, den 17. Juli 2002
Sehr geehrte Damen und Herren, ich bin kein Wendehals. Wer nach dem gestrigen Erscheinen des Nasdaq Inside etwas verwirrt über die Aussagen auf Seite 1 war, insbesondere im Kontrast zu den Aussagen der vorigen Woche, stellt sich vielleicht die Frage, ob ich meine Fahne in jeden Wind hänge. Nein! Definitiv nicht. Die Aussage aus Ausgabe 29/02 verstehen Sie bitte langfristig, also gesehen über einen Zeitraum von zwei Jahren. Die Aussagen aus Ausgabe 28/02 sind kurzfristig zu sehen, also über einen Zeitraum von heute bis zum Ende des Jahres. Beide Aussagen sind also komplementär zueinander. Ich werde darauf in der kommenden Ausgabe noch einmal eingehen. Doch nun zu den Märkten: Die Entscheidung des Aufsichtsrats der Telekom ist eine Enttäuschung. Sommer rauszuwerfen ohne einen alternativen Manager mit Format zu präsentieren, ist eine unnötige Belastung für die Aktionäre. Der nun präsentierte Helmut Sihler ist ein alter Henkel Mann von 72 Jahren und wird den Telekom Konzern während der Suche nach einem neuen Spitzenmanager lediglich verwalten. Also Stillstand. Gerade jetzt, wo die Telekom einen handlungsfähigen Vorstand benötigt. Zu den Quartalszahlen: Apples Abschneiden war eine kleine Enttäuschung. Die Umsätze fielen im Vergleich zum Vorjahresquartal leicht um 3,1% auf 1,43 Mrd. Dollar, während das Ergebnis um 47,5% auf 32 Mio. Dollar schrumpfte. Der neue iMac hat sich im 2. Quartal schlechter verkauft als erwartet. Die Euphorie des Neuen ist angesichts der allgemein widrigen Umstände schneller verflogen als erhofft. Nicht zuletzt die Preiserhöhung, die sich im nachhinein als übereilt herausgestellt hatte, dürfte das Interesse Kunden zusätzlich abgekühlt haben. Der Absatz des iMac fiel im Vergleich zum 1. Quartal um 21% von 220.000 auf 173.000. Die Aussichten für das laufende Quartal und eine wesentliche Veränderung in der Bilanzstruktur werde ich am kommenden Dienstag im neuen Nasdaq-Inside 30/02 besprechen. AT&T Wireless profitiert wie erwartet von Nextel Communications. Nextel konnte im 2. Quartal einen Gewinn nach Steuern in Höhe von 387 Mio. Dollar bzw. 0,37 Dollar pro Aktie erwirtschaften. Der erste Gewinn seit dem das Unternehmen 1992 an die Börse ging! Im Vorjahresquartal wies Nextel noch einen Verlust nach Steuern von 369 Mio. Dollar bzw. 0,56 Dollar pro Aktie aus. Die Erwartungen der Analysten lag für das abgelaufene Quartal bei einem Verlust (!) von 0,24 Dollar pro Aktie. Der Umsatz stieg um 25% auf 2,15 Mrd. Dollar. Nextel konnte den Stamm seiner Kunden um 471.000 auf 9,64 Mio. steigern und plant die Zahl der Kunden bis zum Jahresende auf 10,7 Mio. Dollar zu steigern. Bei einem Blick hinter die Kulissen tauchen jedoch einige außerordentliche Faktoren auf. Zu dem Rekordergebnis muß einschränkt gesagt werden, daß Nextel aus dem vorfälligen Rückkauf eigener Anleihen einen außerordentlichen Ertrag in Höhe von 139 Mio. Dollar und aus dem Rückkauf von Vorzugsaktien einen außerordentlichen Ertrag von 264 Mio. Dollar erzielte. Ohne diese beiden einmaligen Erträge hätte Nextel einen Verlust in Höhe vom 16 Mio. Dollar ausgewiesen, was aber immer noch eine bemerkenswerte Leistung für Nextel ist. Kein Wunder also, daß alle Mobilfunkbetreiber von dem Nextel Ergebnis profitierten. Die Aktien von AT&T Wireless schafften es sogar den Abwärtstrend seit Anfang des Jahres nach oben zu durchbrechen, hielten sich bis zum Schluß der Sitzung aber nicht über dem Trend. Ich erwarte den Quartalsbericht am 24. Juli. Bank One legt ein tolles Quartalsergebnis vor. Das Ergebnis nach Steuern stieg um 27% auf 843 Mio. Dollar bzw. 0,71 Dollar pro Aktie. Analysten hatten im Schnitt mit 0,68 Dollar pro Aktie gerechnet. Damit hat Vorstandsvorsitzender Jamie Dimon erneut bewiesen, daß er Kosten senken kann ohne Strukturen zu zerstören und die Profitabilität nachhaltig steigern kann. Besonders erfolgreich war Dimon bei First USA, dem drittgrößten amerikanischen Emittenten von Kreditkarten. Die Tochter konnte ihren Gewinn um 53% (!) auf 296 Mio. Dollar steigern. Die Ankündigung, ab sofort Aktienoptionen als Kosten zu buchen, verunsicherte die Wall Street. Dennoch sind die negativen Erwartungen nicht gerechtfertigt. Bank One plant für dieses Jahr die Ausgabe von 19,4 Mio. Optionen mit einem geschätzten Wert von 243 Mio. Dollar. Die Kosten, die über die kommenden fünf Jahre verteilt werden, wird das Ergebnis in diesem Jahr um 0,024 Dollar pro Aktie senken. Davon sind bereits 0,01 Dollar pro Aktie in das aktuelle Quartal eingeflossen. Das dürfte für alle zu verkraften sein. Bank One ist ein Kauf. Ich verbillige meine Position in der Dispoliste und im Depot "Finanzdienstleister" und nehme die Stop-Loss Absicherung zurück. General Motors schneidet ausgezeichnet ab. Der größte Autokonzern der Welt schaffte es im 2. Quartal den Umsatz um 4,4% im Vergleich zum Vorjahresquartal auf 48,3 Mrd. Dollar zu steigern. Das Ergebnis nach Steuern stieg von 477 Mio. Dollar bzw. 1,03 Dollar pro Aktie im Vorjahresquartal auf 1,29 Mrd. Dollar bzw. 2,43 Dollar pro Aktie. Der Absatz stieg im Vergleich zum Vorjahresquartal um 14%. Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Nicht zuletzt, da es die herrschende nihilistische Stimmung an den Börsen widerlegt. Intel blieb dagegen in jeder Hinsicht unter den Erwartungen. Der weltweit wichtigste Entwickler und Hersteller von Prozessoren wies für das 2. Quartal einen Umsatz von 6,32 Mrd. Dollar aus, was Stagnation im Vergleich zum Vorjahresquartal und einem Rückgang um 6,8% zum Vorquartal entspricht. Die Umsatzerwartungen lagen im Schnitt bei 6,34 Mrd. Dollar. Das Ergebnis nach Steuern konnte sich mit 446 Mio. Dollar bzw. 0,07 Dollar pro Aktie zwar um 127,6% im Vergleich zum Vorjahr verbessern, fiel aber um 52% im Vergleich zum Vorquartal. Sichtbarer wird das Problem auf der Ebene exklusive Aufwendungen. Hier erwirtschaftete Intel lediglich 0,09 Dollar pro Aktie, nach 0,12 Dollar pro Aktie im Vorjahresquartal und 0,15 Dollar pro Aktie im Vorquartal. Gleichzeitig zur Analystenkonferenz kündigte Intel die Streichung von 4.000 Arbeitsplätzen an. Intel hatte bereits 3.000 Arbeitsplätze gestrichen und nach den Anschlägen vom vergangenen September gewarnt, daß man im Zweifel 20.000 Mitarbeiter zu viel hat. Dementsprechend lag die nun angekündigte Zahl unter den Erwartungen der meisten Beobachter der Wall Street. Intels Aussichten für das laufende Quartal und das 4. Quartal, sowie die Details zur Veränderungen des Investitionsbudgets stelle ich Ihnen im kommenden Nasdaq Inside 30/02 vor. RealNetworks lag im Rahmen der Erwartungen. Bei einem Umsatz von 43,8 Mio. Dollar, einem Rückgang um 8,6% im Vergleich zum Vorjahresquartal, wies das Unternehmen einen Verlust von 1,56 Mio. Dollar bzw. 0,01 Dollar pro Aktie aus. Gemessen am Nachsteuerergebnis hat sich RealNetworks damit deutlich verbessert, der Verlust im 2.Quartal 2001 lag bei 19,2 Mio. Dollar, aber vor außerordentlichen Aufwendungen hat sich RealNetworks verschlechtert, denn im Vorjahresquartal wurde noch ein Gewinn von 0,01 Dollar pro Aktie erwirtschaftet. Dennoch liegt der Quartalsabschluß insgesamt betrachtet am oberen Ende der Umsatz- und Gewinnwarnung. Quelle:FM Research |
Für Freitag, den 19. Juli 2002
Sehr geehrte Damen und Herren, die Quartalsergebnisse sind durchwachsen. Der Markt atmet aber dennoch auf, denn die befürchteten Katastrophen sind bisher nicht eingetreten. Zumindest nicht in der Breite. Ich kann in allen Indizes und in zahlreichen Einzeltiteln den Versuch eines Rebounds ausmachen. Eine technische Gegenreaktion nach oben ist also jederzeit möglich. Zu den Quartalsergebnissen im einzelnen: AMD schnitt wie erwartet schlecht ab und warnte bereits vor dem 3. Quartal. Der Umsatz fiel um 39% auf 600,30 Mio. Dollar. Das entsprach dem, in der 2. Gewinnwarnung, genannten Niveau. Das Ergebnis nach Steuern lag bei -184,94 Mio. Dollar bzw. -0,54 Dollar pro Aktie. Hier hatten sich die Schätzungen im Vorfeld "lediglich" auf -150 Mio. Dollar bzw. -0,44 Dollar pro Aktie eingestellt. Im Vorjahresquartal wies AMD noch einen kleinen Gewinn von 17,35 Mio. Dollar aus. Sinkende Prozessorpreise waren ausschlaggebend für das Minus. Wie ich Ihnen in Ausgabe NI 28/02 bereits vorgerechnet habe, sind die durchschnittlichen Preise für AMD Prozessoren im 2. Quartal erheblich unter Druck gekommen. Nicht weil Dell & Co. deutlich weniger nachgefragt haben, sondern weil der übermächtige Konkurrent Intel einen Preiskampf angezettelt hatte. Dieser Preiskampf wird übrigens auch zu Beginn des 3. Quartals fortgesetzt. Das einzig positive am 2. Quartal war die Entwicklung des Flash-Memory Bereichs. Bei Citrix bleibe ich engagiert. Aus zwei Gründen: 1) Citrix verwies darauf, daß der Absatz der Software beim Endkunden unverändert im Vergleich zum 1. Quartal 2002 lag. Allerdings gab es eine Verschiebung weg von verpackter Software, die bei den Händlern im Regal liegen blieb, hin zu elektronischen Lizensierungen. 2) Citrix wies im operativen Geschäft einen positiven Cash-Flow von 32,9 Mio. Dollar. Die liquiden Mittel stiegen um 18 Mio. Dollar auf 719,3 Mio. Dollar. Meine zukünftigen Erwartungen und den kommentierten Ausblick von Citrix lesen Sie bitte im kommenden Nasdaq Inside 30/02 nach. Das 2. Quartal von IBM war eine Enttäuschung. Die vorgelegten Zahlen bestätigen im Nachhinein den negativen Trend der Aktien und die erheblichen Abschläge. Seit Anfang des Jahres hat IBM 44% an Wert verloren. Zu recht, denn das operative Geschäft läuft schlecht. Der Umsatz sank im Vergleich zum Vorjahresquartal um 8,8% auf 19,65 Mrd. Dollar, während das Ergebnis nach Steuern um 97% auf 56 Mio. Dollar bzw. 0,03 Dollar pro Aktie fiel. IBM mußte vor Steuern außerordentliche Aufwendungen im Umfang von 2,1 Mrd. Dollar verkraften, was unter anderem mit dem Verkauf der Festplattensparte zusammenhing. Ebenso bitter für die Aktionäre von IBM war die Ankündigung, daß die Auftragseingänge in der Sparte Dienstleistungen nur bei 10,6 Mrd. Dollar gelegen haben. IBM hatte mit 14 Mrd. Dollar gerechnet. Finger weg von Siebel Systems! Das Unternehmen warnte vorletzte Nacht, daß man einen Gewinneinbruch um 61% im abgelaufenen Quartal erlebt hat und 16% seiner Arbeitnehmer entlassen wird. Im 3. Quartal soll es daher zu außerordentlichen Aufwendungen in Höhe von 225 bis 250 Mio. Dollar kommen. Der Umsatz brach gleichzeitig um 28% auf 405,6 Mio. Dollar ein. Ich ziehe mein Stop-Buy Limit zurück. Tellabs gräbt sich ein. Der zweitgrößte US-Hersteller von Ausrüstungen für Glasfasernetze reagierte mit kategorischen Mitteln auf die stark gesunkene Nachfrage. Für das 2. Quartal meldete Tellabs noch einen Umsatz von 344,6 Mio. Dollar, was einem Rückgang um 32% im Vergleich zum Vorjahresquartal entspricht. Operativ erreichte das Unternehmen den Break-Even. Rechnet man jedoch die außerordentlichen Aufwendungen für Abfindungen (108 Mio. Dollar) und Abschreibungen auf Lagerbestände (111 Mio. Dollar) hinzu, weist Tellabs einen Verlust nach Steuern von 142,8 Mio. Dollar aus. Darin enthalten ist eine Steuergutschrift in Höhe von 75,3 Mio. Dollar. Meine aktuelle Empfehlung zu Tellabs nach den Zahlen lesen Sie bitte im kommenden Nasdaq Inside 30/02. Quelle:FM Research |
Für Mittwoch, den 24. Juli 2002
Sehr geehrte Damen und Herren, Bizarr! So und nicht anders muß die Börse momentan bezeichnet werden. Die Wucht und die Geschwindigkeit, mit der momentan die Ereignisse auf die Investoren niederprasseln, ist eine Klasse für sich. Man muß schon ein sehr dickes Fell haben, um diesem Markt zu verfolgen. Die neue Regelung der SEC hat durchschlagende Wirkung. Viele Unternehmen nutzen den Quartalsabschluß zum 30. Juni um noch einmal alle schwierigen und kippeligen Positionen auf den Tisch zu bringen und damit ins Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit zu zerren. Das verhagelt in dieser Woche die Stimmung zusätzlich an der Wall Street. Die persönliche Haftung der Vorstände schlägt jedoch richtig Wellen. Die Diskussion, Pro und Kontra, ist in aller Heftigkeit entbrannt. Kaum ein Vorstandsvorsitzender bzw. Finanzvorstand ist bereit mit seiner Unterschrift wirklich für das zu haften, was die Leute unter ihnen zusammengestellt haben. Niemand setzt seine Karrieren sowie Haus und Hof darauf, daß keinem der Untergebenen ein Fehler unterlaufen ist. Ob nun absichtlich oder nicht. Viele CEO's werden dem Beispiel von John Hancock Financial Services folgen. Dort läßt der CEO alle seine Untergebenen die Quartals- und Finanzberichte zuerst unterschreiben. Wer nicht unterschreibt, verliert seinen Job. Der CEO unterschreibt dann, nachdem alle unterschrieben haben. Hart, aber im zum Schutze des Aktionärs. Unter diesem Aspekt ergibt sich bedauerlicherweise ein Problem mit Sun Microsystems: Sun Microsystems will nicht unterschreiben. So zumindest äußerte sich CEO McNealy gegenüber der New York Times. McNealy verwies darauf, daß diese Regelung Ihn dazu zwinge seinen Finanzvorstand und alle Untergegeben auf Schritt und Tritt zu überwachen, damit ihm daraus später kein Strick gedreht wird. Diese Ansicht ist verständlich. Hätte wir nicht eine lange Liste von Bilanzierungsskandalen wäre ich sogar geneigt McNealy Glauben zu schenken. Unter den aktuellen Umständen gilt jedoch "zero tolerance". Wenn die Möglichkeit besteht, daß Sun seine Bilanzen gefälscht hat, will ich nicht engagiert sein. Daher ziehe ich meine Empfehlung zurück, die Aktie zu verbilligen. Auch wer dies bereits schon vorgenommen hat, sollte die Aktien verkaufen. Solange nur der Hauch eines Zweifels an der Redlichkeit von Sun besteht, wird die Wall Street auf die Aktie eindreschen. Lucent Technologies und AT&T sind schwierige Fälle. Beide Unternehmen durchleben eine sehr umfangreiche und harte Restrukturierung. Die vorgelegten Quartalsberichte sind extrem schwierig und waren mit Verlusten in Milliardenhöhe verbunden. Ich werde die Zahlen im Detail im kommenden Brief erläutern. Amazon.com meldet starke Zahlen und verliert dennoch weiter an Boden! Der Internet-Einzelhändler konnte im zweiten Quartal unerwartet gut abschneiden. Der Umsatz lag mit 805,6 Mio. Dollar deutlich über den Erwatungen und der Pro-Forma-Verlust erreichte mit 0,01 Dollar fast den Break-Even. Die Markterwartungen lagen hier bei 0,06 Dollar Verlust für das zweite Quartal. Und in groben Zügen war auch der Ausblick recht erfreulich. Amazon setzte seine Umsatzprognose für das laufende Gesamtjahr nach oben. Aber: An zwei Dingen störten sich die Anleger dann doch! Zum einen wurde vorsichtig auf eine möglicherweise niedriger ausfallende Marge im dritten Quartal hingewiesen, zum anderen kündigte Amazon an, ab dem kommenden Jahr Aktienoptionen für Mitarbeiter als Kosten zu bilanzieren. Obwohl dies das operative Geschäft und den Cash-Flow nicht beeinflußt, setzten starke Verkäufe ein. Zur Zeit besteht bei Amazon keinerlei Handlungsbedarf! Quelle:FM Research |
Für Freitag, den 26. Juli 2002
Sehr geehrte Damen und Herren! "Sperrt sie alle ein! Führt sie in Handschellen durch die Wall Street! Beschlagnahmt ihr Vermögen! Wer Milliarden von Dollar veruntreut hat, gehört hinter Gitter! Ab heute gibt es keine Entschuldigungen mehr! Wer gelogen und betrogen hat, wird dafür haften!" - So ist die Stimmung der Investoren. Erst wenn es Gerechtigkeit gibt, wird der Markt wieder steigen. Ich habe geklatscht, als die Polizei die Riga Familie am Mittwoch in Handschellen abgeführt hat. Der Clan hat es geschafft den sechstgrößten US-Kabelbetreiber Bankrott gehen zu lassen, indem er schlicht und einfach die Kasse geplündert hat. Sie haben Rechnungen und Verträge gefälscht, sich Gehälter ausgezahlt, die beim 10fachen des Vereinbarten lagen, haben die Firmenjets für private Safaris in Afrika benutzt, sich einen Golfplatz bauen lassen und Luxus-Appartements in New York City bezahlen lassen. Alles mit dem Geld ihrer Aktionäre. Bedenken Sie bitte: Es hätte auch Ihr Geld sein können, daß auf den ausschweifenden Partys verpulvert wurde. Vielleicht Ihre hart erarbeitete Pension, Ihr Spargroschen für schlechte Zeiten, die langersehnte Erbschaft der Großtante oder einfach Ihr gutes Geld. Nein, es geht heute nicht um Technik oder Fundamentaldaten. Es geht um Vertrauen! Wenn Leute wie die Riga Familie davonkommen, wird das Vertrauen lange Jahre brauchen bis es zurückkehrt. Deshalb ist es so wichtig, daß hier und heute Exempel statuiert werden und für die Zukunft möglichst sicher gestellt wird, daß Betrug in diesem Umfang nicht mehr möglich ist. Zu den Unternehmensmeldungen: AOL Time Warner gerät als nächstes unter Verdacht. Nach Quartalszahlen, die im Kern gut, aber im Rahmen der Erwartungen kamen, meldete der Medienkonzern, daß die amerikanische Börsenaufsicht SEC wegen möglichen Bilanzierungsproblemen ermittelt. Genauer gesagt ist die SEC auf einer "fact-finding mission", in deren Verlauf sich Verdachtsmomente erhärten können. Die Untersuchungen konzentrieren sich in erster Linie darauf, ob in der Zeit vom Juli 2000 bis März 2002 Werbeeinnahmen in unerlaubter Art und Weise gebucht wurden. Ich bin gespannt und halte an meinem Kursziel von 6 Dollar fest. AT&T Wireless hat ein gutes Quartal, aber einen schlechten Ausblick gebracht. Der Gewinn lag mit 24 Mio. Dollar bzw. 0,01 Dollar pro Aktie zwar erheblich unter dem Vorjahresquartal, als AT&T Wireless einen Gewinn von 263 Mio. Dollar bzw. 0,09 Dollar pro Aktie erwirtschaftete, aber das Unternehmen konnte immerhin einen Gewinn ausweisen, nachdem sich in den letzten beiden Quartalen Verluste in Höhe von 1,4 Mrd. Dollar kumuliert hatten. Zudem stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal um 16% und im Vergleich zum Vorquartal immerhin noch um 8%. Enttäuscht zeigten sich die Investoren über den Kundenzuwachs. Die neue Prognose, wonach sich der Kundenstamm in diesem Jahr um 16% im Vergleich zum Vorjahr vergrößern soll, lag unter der bisherigen Prognose und unter den Erwartungen. Neben einer schwächeren Nachfrage, wird AT&T Wireless unter den Tumulten bei Worldcom leiden. In Auftragsarbeit wurden bisher rund 600.000 Kunden von Worldcom betreut. AT&T wird einige, aber nicht alle Kunden übernehmen. Mehr zu AT&T Wireless und den restlichen Quartalsberichten lesen Sie im kommenden Nasdaq Inside 31/01, der am kommenden Dienstag erscheint. Quelle:FM Research |
Für Mittwoch, den 31. Juli 2002
Sehr geehrte Damen und Herren, die Stimmung beruhigt sich. Doch wie lange wird dieser Effekt die Kurse treiben können? Im Gegensatz zu den Industrietiteln, die häufig nach dem Absturz von Mitte Juli extrem unterbewertet sind und zudem ein stabiles Geschäft aufweisen, hält sich die Attraktivität vieler Technologietitel noch in Grenzen. Dabei geht es weniger um Bewertungs- als viel mehr um Vertrauensfragen. Daß die Vertrauenskrise noch nicht abgeschlossen ist, ist jedem klar, der morgens die Zeitung aufschlägt. Auch die neue Haftungsklausel der SEC und das neue Anti-Betrugsgesetz von George Bush werden nicht sofort wirken, sondern Zeit brauchen. Zuerst einmal müssen die Altlasten abgebaut werden. Zu den Unternehmensmeldungen: Corning knickt ein. Der weltweit größte Hersteller von Glasfasern und Glasfaserkabeln wurde von Standard & Poor's auf Junk-Status herabgestuft, nachdem der CFO James Flaws in einem Interview in der letzten Woche ankündigte, daß man eine Emission von Vorzugsaktien in einem Umfang von 500 Mio. Dollar plane. Die Vorzugsaktien, die in drei Jahren in Stammaktien umgetauscht werden, sollen Corning kurzfristig helfen Schulden abzubauen und die Durststrecke in der Telekom-Sparte zu überstehen. Corning wies für das 2. Quartal einen Umsatz von 896 Mio. Dollar aus, was auf dem Niveau des Vorquartals, aber 52% unter dem Vorjahresquartal liegt. Das Unternehmen beendete das Quartal mit liquiden Mitteln in Höhe von 3,1 Mrd. Dollar. Sprint droht als nächstes pleite zu gehen. Nachdem Qwest Communications nun bestätigt hat, was bereits alle ahnten, und damit ein Antrag auf Gläubigerschutz nur noch Formsache ist, steht Sprint nun auf der Liste der Pleitekandidaten ganz oben. Der drittgrößte Telekomkonzern im Ferngesprächssektor, nach AT&T und Worldcom MCI, steckt in Liquiditätsschwierigkeiten. Der Kreditmarkt für Unternehmen wie Sprint ist völlig ausgetrocknet. Niemand ist mehr bereit hier Geld zu riskieren. So sollten es auch die Aktionäre halten. Wer in Sprint investiert haben sollte, muß sich überlegen, ob 8 Dollar pro Aktie nicht besser sind als 0 Dollar pro Aktie. Bei Expedia schießt der Markt zuerst und stellt die Fragen erst später. USA Interactive hat angekündigt, daß man in Zusammenarbeit mit der SEC die unterschiedlichen Bilanzierungsmethoden der Töchter Expedia und Hotels.com harmonisieren will. Anders gesagt: Die SEC könnte mit den Bilanzen der beiden Unternehmen nicht einverstanden sein. Da nützt es auch nichts, daß das Expedia für das 2. Quartal einen ganz passablen Bericht vorlegte. Die Umsätze stiegen um 85% auf 144,9 Mio. Dollar, während der Gewinn nach Steuern auf 19,10 Mio. Dollar bzw. 0,29 Dollar pro Aktie stieg. Zudem erhöhte das Unternehmen die Umsatzprognose für das laufende Jahr um 29% auf 450 Mio. Dollar. Angesichts der dramatischen Überbewertung der Aktien nützt das jedoch herzlich wenig. Die Short-Seller haben bereits ein Drittel aller frei verfügbaren Aktien leerverkauft und setzen auf einen weiteren Einbruch des Kurses. Quelle:FM Research |
Für Freitag, den 02. August 2002
Sehr geehrte Damen und Herren! mehr Rezession, weniger Wachstum. Das ist die Essenz des am Mittwoch vorgelegten Konjunkturberichtes des US-Wirtschaftsministeriums. Das Bruttoinlandsprodukt fiel mit einem Zuwachs von 1,1% im 2. Quartal überraschend schwach aus. Die Erwartungen der Marktbeobachter hatten sich im Vorfeld auf 2,3% Wachstum eingependelt. Zudem nahm das Ministerium umfangreiche Revidierungen der gesamten Konjunkturzahlen für 2001 vor. Danach hat die Rezession bereits Anfang 2001 begonnen und insgesamt neun Monate angehalten. Bisher wiesen die Zahlen nur für das 3. Quartal eine negative Konjunkturentwicklung aus. Erschreckend war, daß die Revidierungen erheblich waren und somit zu befürchten ist, daß auch die aktuellen Zahlen später deutlich nach unten oder oben angepaßt werden müssen. Damit verlieren sie aber automatisch an Glaubwürdigkeit. Zu den Unternehmensmeldungen: Priceline.com konnte die gesenkten Erwartungen für das 2. Quartal erfüllen. Das Unternehmen legte einen Umsatz vor, der mit 304,46 Mio. Dollar 12% unter dem Vorjahresquartal, aber 16% über dem Niveau des Vorquartals lag. Das Ergebnis nach Steuern konnte mit 6,31 Mio. Dollar sowohl im Vergleich zum Vorjahresquartal als auch im Vergleich zum Vorquartal gesteigert werden. Für einen Kurssprung der Aktien sorgte zudem die Ankündigung des Großaktionärs Li Ka-shing, ein Rückkaufprogramm im Wert von 40 Mio. Dollar durchzuführen. Das entspricht in etwa 10% der aktuellen Marktkapitalisierung. Verizon's Gewinnwarnung fällt nicht so negativ aus wie befürchtet. Im Rahmen des Quartalsberichtes kündigte das Unternehmen an, daß der Umsatz im Geschäftsjahr 2002 im Vergleich zum Vorjahr voraussichtlich um 1% sinken wird. Ursprünglich plante Verizon, den Umsatz um weniger als 1% zu steigern. Das Ergebnis, vor außerordentlichen Aufwendungen, soll nun bei 3,05 bis 3,09 Dollar pro Aktie liegen, nachdem die Planung zuvor von einer Spanne im Bereich von 3,12 bis 3,17 Dollar pro Aktie ausging. Verizon's Verschuldung liegt bei 61,1 Mrd. Dollar. Das Quartalsergebnis war von Sonderabschreibungen belastet. Der Verlust nach Steuern in Höhe von 2,12 Mrd. Dollar enthielt unter anderem Aufwendungen in Höhe von 4,2 Mrd. Dollar, die auf die Abschreibungen von Genuity (2,4 Mrd. Dollar) und Abfindungspaketen zurückgingen. Die Forderungen gegenüber Worldcom berichtigte Verizon um 183 Mio. Dollar. Der Umsatz war mit 16,8 Mrd. Dollar nahezu unverändert. Zu den Details und einem erheblichen Risiko, das im nächsten Jahr auf Verizon zukommen wird, mehr im kommenden Nasdaq-Inside 32/02. Merrill Lynch empfiehlt die Auftragsproduzenten wieder zum Kauf. Jerry Labowitz, Analyst des Brokerhauses, wies seine Kunden darauf hin, daß Unternehmen wie Sanmina-SCI und Flextronics attraktive Bewertungen erreicht haben und in den Märkten mit niedrigen Kosten besser positioniert seien als jemals zuvor in der Vergangenheit. Die in diesem Jahr arg gebeutelten Aktien der Auftragsproduzenten konnten sich nach der Kaufempfehlung von Merrill Lynch deutlich erholen. Adobe Systems brach nach Umsatz- und Gewinnwarnung ein. Das Softwarehaus warnte davor, daß der Umsatz im 3. Quartal nur zwischen 270 und 290 Mio. Dollar, anstatt wie erwartet zwischen 300 und 320 Mio. Dollar, liegen wird. Das Ergebnis, exklusive außerordentlicher Aufwendungen, soll bei 0,18 bis 0,23 Dollar pro Aktie liegen. Hier setzte die Börse auf 0,24 bis 0,27 Dollar pro Aktie. Der Spezialist für Grafik- und Desktopprogrammen verlor nach der Warnung 28% an Wert. Quelle:FM Research |
Für Mittwoch, den 07. August 2002
Sehr geehrte Damen und Herren, Cisco macht heute gut Wetter. Die Börse reagiert mit einem Kurssprung im nachbörslichen Handel auf die vorgelegten Zahlen des Unternehmens. Dazu gleich mehr. Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, daß im aktuellen sehr volatilen Handel oftmals die Technik und weniger die fundamentalen Argumente entscheidend sind. Die Händler haben die Orientierung verloren oder schenken den vorgelegten Daten so wenig Vertrauen, daß unterm Strich mehr zählt was der Markt tut, als die langfristigen Perspektiven. Dementsprechend kann morgen bereits pfui sein, was heute noch hui ist. Zurück zu Cisco Systems: Cisco verbesserte seine Margen im Vergleich zum Vorquartal! Während alle anderen Konkurrenten regelrecht badengehen, legt Cisco eine Verbesserung beim Umsatz und Gewinn vor. Das ist absurd. Begutachtet man den Jahresabschluß, fällt sofort ins Auge, daß der Umsatz zwar unter dem vorherigen Geschäftsjahr, aber auf Augenhöhe mit dem Geschäftsjahr 2000 liegt. Das ist schon fast bizarr, denn im Jahr 2000 erreichten die Budgets von Cisco's klassicher Klientel ihre Klimax. Das soll nun im abgelaufenen Quartal ausgeglichen worden sein, durch mehr Verkäufe an Regierungsbehörden und Universitäten? Cisco ist mehr als zweifelhaft. Denn nicht nur die Konkurrenten, auch die klassischen Großkunden von Cisco haben im aktuellen Umfeld wenig zu Lachen. Die Dot.Com Kunden sind fast alle Pleite, die überlebenden Telekomkunden haben momentan andere Sorgen, als unverändert Cisco-Geräte in hohen Stückzahlen einzukaufen und auch die dritte Gruppe, die Banken und Finanzdienstleister, wird die Verkäufer von Cisco wohl eher vor die Tür setzen, als großartige und aufwendige IT-Projekte zu planen. Das Argument, daß Cisco im Ausland wächst, zieht ebenfalls nicht. So hat z.B. allein der Ausfall von KPNQwest und Global Crossing ad-hoc die meiste Nachfrage von europäischen und asiatischen Telekomunternehmen gedeckt, die momentan noch ihre Netze erweitern. Warum hohe Stückzahlen von Cisco ordern, wenn fertige Netzabschnitte für lau auf den Markt geworfen werden? Der zu erwartende Verkauf von UUNet (Worldcom) wird das Bild auf dem Sekundärmarkt noch mehr verschärfen. Ich sehe daher weiterhin keinen Grund, auch nur einen müden Euro in dieses Unternehmen zu investieren. Yahoo! läßt sich auf ZED ein. Eine Beteiligung von insgesamt 15% hat Yahoo! der Tochter der finnischen Sonera abgekauft, um Inhalte auf Mobilfunkgeräten in Europa anzubieten. Yahoo! hat sich zudem das Recht gesichert, letztlich 100% von ZED zu übernehmen oder von dem Investment zurückzutreten. Der Schritt hat allgemeine Verwunderung ausgelöst, da Yahoo! ihre eigene M-Commerce Sparte im vergangenen Jahr, aufgrund der negativen Perspektiven, aufgelöst hat. Nun spricht Chief Operating Officer Daniel Rosenzweig auf einmal von "langfristigen Wachstumsperspektiven" und schätzt, daß sich der europäische M-Content Markt bis 2005 auf 2,9 Mrd. Dollar steigern wird. Eine sehr gewagte These. Der Aktienkurs zumindest bleibt in der Tendenz schwach. Trotz des gestrigen Plus ergibt sich keine Trendewende. Kurse um 8 Dollar herum sind in den kommenden Wochen und Monaten sehr wahrscheinlich. Intel ist dem Stop-Loss gerade noch einmal von der Schippe gesprungen. Im Handel vom Montag dippte die Aktie unter meinen Stop-Loss bei 16 Dollar, nur um im gestrigen Handel mit dem gesamten Markt deutlich zu steigen. Nach dem Bruch der Technik bleibe ich aber skeptisch. Die Technologiebörse ist noch zu flatterhaft, als daß ein guter Tag gleich einen ganzen Sommer macht. Insofern bleibt Intel auf der Watchlist und wird verkauft, wenn die Zone von 16 Dollar signifikant unterschritten wird. Quelle:FM Research |
Für Freitag, den 09. August 2002
Sehr geehrte Damen und Herren! Die Kursgewinne an der Nasdaq sind Balsam auf die geschundene Seele. Dennoch entscheidet sich erst heute, ob auf eine Fortsetzung des Aufwärtstrends gehofft werden darf. Als Daumenregel gilt, daß der Nasdaq 100 Index über der Marke von 943 Punkten schließen muß, um den seit Mai herrschenden Abwärtstrend zu durchbrechen. Die Lieblinge der Nasdaq sind momentan wieder die Biotechnologietitel. Zu den stärksten Gewinnern zählten gestern ICOS und Millennium Pharmaceutical. Diese Gruppe von Aktien wird immer gerne in trendlosen Zeiten aufgegriffen und nach oben gejubelt, denn die Unternehmen eignen sich ausgezeichnet für Spekulationen: Viel Hoffnung in der Zukunft, wenig Substanz in der Gegenwart und kaum einer versteht wirklich im Detail, woran die Unternehmen arbeiten bzw. welchen zukünftigen Wert diese Arbeiten haben. Bei Charter Communications gibt es Privatisierungsgerüchte. Paul Allen, der Mehrheitsaktionär von Charter Communications und Mitbegründer von Microsoft, wird voraussichtlich die ihm fehlenden 44% des Unternehmens übernehmen und anschließend privatisieren. Neben der Möglichkeit, daß Allen alle fehlenden Aktien aufkauft, kann es allerdings auch passieren, daß sich Charter mit seinen Gläubigern einigt und das Fremdkapital in Eigenkapital gewandelt wird. Das würde zu einer erheblichen Verwässerung der Anteile der Altaktionäre führen. Terra Networks bekommt Konkurrenz von seinem Mehrheitsaktionär. Nachdem Bertelsmann, als größter Werbekunde, bereits seinen Rückzug angekündigt hatte, fällt nun auch noch die spanische Telefonica dem Unternehmen in den Rücken. Telefonica senkte die Gebühren für High-Speed Zugänge zum Internet unter die von Terra Networks und zettelt somit einen Preiskrieg in einem weitestgehend stagnierenden Markt an. Im Gegensatz zu einigen Kommentaren, die auf einen Buy-Out von seiten Telefonicas hoffen, sehe ich, daß Terra Networks bereits als Sonderabschreibung für Telefonica in der Bilanz 2002 vorgesehen ist. Quelle:FM Research |
Für Mittwoch, den 14. August 2002
Sehr geehrte Damen und Herren, die FED bleibt wie erwartet unverändert bei 1,75%. Bemerkenswert ist allerdings, daß in den Augen der Notenbank die Gefahr einer Rezession mittlerweile größer geworden ist, als die Gefahr einer Inflation. Auf den letzten drei Sitzungen seit dem 19. März hatte die FED die Gefahr zwischen beiden als ausgeglichen bzw. "neutral" angesehen. Die Änderung des Bias auf "weakness" ist ein klares Signal, daß die Zinsen gesenkt werden, * falls * sich die Konjunktur verschlechtern sollte. Der Warnschuß gilt also dem berüchtigten Doppel-Dip. Die Börse reagierte enttäuscht. Die drei wichtigen Indizes brachen alle durch wichtige Unterstützungen nach unten durch. Auch der Nasdaq 100 Index, der gerade zaghafte Ansätze unternommen hatte, seinen kurzfristigen Abwärtstrend zu durchbrechen, wurde zurückgeworfen. Zu den Unternehmensmeldungen: Applied Materials senkt die Aussichten. Der weltweit größte Hersteller von Maschinen für die Chipindustrie konnte im 3. Fiskalquartal seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal um 9,4% auf 1,46 Mrd. Dollar steigern. Der Zuwachs im Vergleich zum Vorquartal lag allerdings bei 26% und zeigt den sequentiellen Trend auf. Dank umfangreicher Kostensenkungen stieg der Gewinn nach Steuern im Vergleich zum Vorjahresquartal um 304% und im Vergleich zum Vorquartal um 121,5% auf 115,2 Mio. Dollar. Der milde Sell-Off im nachbörslichen Handel resultierte dann auch nicht aus der Gewinn- und Verlustrechnung, sondern aus dem Auftragseingang. Der stieg lediglich um 5% auf 1,78 Mrd. Dollar, was unter den Erwartungen der Analysten lag. Sun Microsystems macht die Rolle rückwärts. Jahrelang hatte das Management von Sun gegen einen Billig-Server gemauert, um sich nicht selber die Margen zu verderben. Nun kam die Kapitulation. Sun wird ab sofort einen Server auf Intel-Basis mit dem Betriebssystem Linux oder alternativ mit dem klassischen Solaris für Intel anbieten. Unangenehm fiel das Unternehmen vor einigen Tagen auf, als bekannt wurde, daß sich insgesamt sechs Vorstände zinslose Kredite vom Unternehmen haben sponsern lassen, um sich Häuser zu kaufen oder Margin-Calls zu bedienen. Die Höhe der Kredite beläuft sich auf 6,3 Mio. Dollar. Besonders ärgerlich: einen Monat bevor solche Kredite durch ein neues Gesetz verboten werden, sind noch schnell die letzten drei Kredite vergeben worden. Unsicherheit besteht auch immer noch wegen der Unterschrift. Bis zum Redaktionsschluß lag die eidesstaatliche Erklärung nicht vor. Heute ist der Stichtag für die Abgabe. Siebel Systems hat seine Umsätze künstlich aufgebläht. In Barter-ähnlichen Geschäften hat Siebel einige seiner Lieferanten mit Software bezahlt. Zwar kaufte Siebel gegen Bargeld die Waren ein, aber die Lieferanten kauften im Gegenzug die Produkte von Siebel. Noch ist nicht im Detail klar, ob Siebel überteuerte Preise bezahlt hat und somit seinen Umsatz quasi erkauft hat, aber sicher ist die Höhe der Umsätze aus solchen Geschäften: Im 2. Quartal machten die Bartergeschäfte 18% der Gesamtumsätze (170 Mio. Dollar) mit Softwarelizenzen aus. Damit ist die Glaubwürdigkeit bis auf weiteres futsch. Der Sell-Off bei Cor ist substanzlos. Zwar hat das Softwarehaus seine ursprünglichen Erwartungen weit verfehlt, aber die anhaltenden Verkäufe der letzten Monaten gehen auf die Probleme ihrer Kunden zurück und nicht auf das Geschäft von Cor. Als Outsourcing-Dienstleister ist Cor auch dann interessant, wenn die Gewinne in der Versicherungsbranche einbrechen, denn die Produkte von Cor zielen genau darauf ab, die Kostenstruktur der Kunden zu verbessern. Insofern ist es kurzsichtig, die Aktie derart überzuverkaufen. Der jüngste Großauftrag über 3 Mio. Euro von der DEVK Lebensversicherung spricht diesbezüglich Bände. Thiel Logistik streicht die Segel und übergibt das Steuer an die Quandt Familie. Über die Beteiligungsgesellschaft Delton hat Stefan Quandt mittlerweile 45% der Thiel Aktien aufgekauft. Ziel ist es die Mehrheit am Unternehmen zu erreichen. Da Delton gleichzeitig auch noch Mehrheitsaktionär bei Microlog Logistics ist, steht die Bildung eines neuen Logistikkonzerns im Raum. Mehr dazu im kommenden NI 34/02. Quelle:FM Research |
Für Freitag, den 16. August 2002
Sehr geehrte Damen und Herren! Der Technologiemarkt beginnt zu drehen! Ich hatte Sie schon in der letzten Ausgabe darauf hingewiesen, daß bereits im August noch die Möglichkeit besteht, daß der Nasdaq 100 als letzter der großen Indizes seinen Abwärtstrend bricht und eine Gegenreaktion zu den heftigen Verlusten des 1. Halbjahres einleiten wird. Die Woche hat gezeigt, daß sich die Wahrnehmung an der Wall Street geändert hat. Der Versuch der Bären, nach der enttäuschenden Sitzung der amerikanischen Notenbank den Markt wieder nach unten zu drücken, hat nur eine Sitzung lang gehalten. In den folgenden Tagen hat der Markt dagegen jeden positiven Vorwand genutzt, um die Kurse steigen zu lassen. Rechnen Sie also damit, daß ab jetzt positive Nachrichten wieder wahrgenommen und eingepreist werden, und negativen Nachrichten weniger Bedeutung zugebilligt wird. Zu den Unternehmensmeldungen: Dell erfüllt die Erwartungen der Wall Street! Das 2. Quartal konnte mit einem Umsatz von 8,5 Mrd. Dollar abgeschlossen werden, was einem Wachstum von rund 11 % gegenüber dem Vorjahr entspricht! Der Gewinn pro Aktie wurde mit 19 Cents ausgewiesen, was den Erwartungen ziemlich exakt entspricht. Für das 3. Quartal zeigte Dell sich zuversichtlich, seinen Marktanteil weiter ausbauen zu können. Während der Gesamtmarkt stagniert, will Dell weiter leichtes Wachstum ausweisen können. Meine Meinung: Tolle Zahlen, toller Ausblick. Die Aktie wird steigen, hat aber insgesamt wenig Potential. Das Abwärtsrisiko bleibt bestehen, rückt aber etwas in den Hintergrund. Keine Entwarnung für den gesamten PC-Sektor, da Dell durch Kannibalisierung und nicht durch organisches Wachstum zulegen kann. Steht Vivendi Universal vor der Insolvenz? Das Management des angeschlagenen Medien-Mischkonzerns betonte in den letzten Tagen wiederholt die hohen in der Bilanz gebuchten Werte und die erhebliche Diskrepanz zur Marktkapitalisierung. Damit geht das Management aber direkt an der Sache vorbei. Der Aktienkurs fällt so dramatisch, da im allgemeinen eine Liquiditätsverknappung bei Vivendi Universal befürchtet wird. Im Fall einer Insolvenz spielt es keine Rolle, welche Werte in der Bilanz stehen. Entscheidend ist nur, wieviel davon kurzfristig zu Geld gemacht werden kann, um die fälligen Verbindlichkeiten zu bedienen. Rechnen Sie bei Vivendi Universal also mit dem Worst-Case. Quelle:FM Research |
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