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Alt 12-02-2008, 07:04   #796
Starlight
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Dow Jones im Umbruch


Neue „Blue Chips“ für die Anleger

Seit 111 Jahren ist der Dow-Jones-Index der Standard für die US-Aktienmärkte. Da stellt sich die Frage: Was ist Standard? Dem sind die Indexverwalter nun wieder einmal nachgegangen, und ab nächster Woche wird der Index umgeschichtet: Zwei traditionsreiche Konzerne müssen gehen, zwei neue dürfen sich dann „Blue Chips“ nennen.

Die Tickerkürzel MO und HON werden nächste Woche von den Dow-Tafeln verschwinden. Hinter ersterem steckte einmal Philip Morris, bevor sich das Unternehmen in Altria Group umbenannte. Die hat sich in den letzten Jahren massiv umgebaut und stößt in wenigen Wochen die Lebensmitteltochter Kraft Foods endgültig ab. Zurück bleibt ein Tabakkonzern in einem Land, das Rauchern gegenüber immer unfreundlicher wird. Altrias Wachstum dürfte in Zukunft vor allem aus Übersee kommen, für die US-Wirtschaft ist das Unternehmen damit nicht mehr repräsentativ.

Der Dow-Kollege Honeywell hingegen, ein klassischer Multi mit Aktivitäten im Automobil- und Luftfahrtsektor, ein Hersteller von Alarmanlagen, Sensoren und Steuerungsmodulen, ein Radar-Spezialist und Chemie-Riese, hat als Unternehmen eigentlich nicht an Bedeutung verloren. Allerdings finden die Dow-Experten, dass Industrie und Produzierendes Gewerbe an sich nicht mehr die Bedeutung haben wie einst – vielmehr bestimmen ja Finanz- und Rohstoffwerte den Lauf der Konjunktur und Märkte.

Entsprechend lag es nahe, die beiden größten Unternehmen in den Dow-Jones-Index zu berufen, die in dem Index bisher nicht vertreten waren: die Bank of America und Chevron.

Die Bank of America ist die zweitgrößte Bank des Landes und rückt als vierter Finanzriese in den Index. Da sind bereits Citigroup und J.P. Morgan notiert, zudem der Kreditkartenriese American Express.

Chevron hingegen stärkt mit ExxonMobil die Bedeutung der Öl-Multis, die angesichts historisch hoher Rohstoffpreise und der massiv steigenden weltweiten Nachfrage nach dem schwarzen Gold immer wichtiger werden.

Unumstritten ist die Auswahl der Dow-Neulinge indes nicht. Während manche Experten etwa Chevron dem Konkurrenten ExxonMobil zu ähnlich sehen und eher den breiter aufgestellten Konkurrenten ConocoPhilips unter den Blue Chips gesehen hätten, fragen andere, ob ausgerechnet in Zeiten einer brutalen Finanz- und Bankenkrise ein vierter Wert aus der Branche in den Standardindex muss.

Dem ist allerdings kaum zu widersprechen. Immerhin bemüht sich der Dow nicht, die beliebtesten Branchen der US-Wirtschaft zu repräsentieren, sondern die wichtigsten. Und keine Branche hat Amerika in den letzten Jahren so stark geprägt wie der Finanzsektor.

Fraglich ist hingegen, ob man zumindest Altria nicht besser durch einen anderen Konsumwert, möglicherweise einen Einzelhändler wie etwa Target, ersetzt hätte. Immerhin steht der amerikanische Verbraucher hinter zwei Dritteln des Bruttoinlandsprodukts und ist damit durchaus repräsentativ für die breite Wirtschaft und die Bewegungen an der Börse. Alternativ hätte man vielleicht einen weiteren Hightech-Wert berücksichtigen können. Doch würde der offensichtlichste Kandidat, Google, mit seinem exorbitanten Preis aus dem Rahmen anderer Dow-Werte fallen, und so bleibt es an IBM und Hewlett-Packard sowie den Nasdaq-notierten Intel und Microsoft, die Branche zu vertreten.

Unter´m Strich ist übrigens auch nach dem Aus für Honeywell die klassische Industrie der stärkste Sektor im Dow. Angeführt von General Electric, dem einzigen Unternehmen, das seit Gründung des Index 1896 als Blue Chip gilt, fallen so verschiedene Konzerne wie Boeing, General Motors oder United Technologies in die Sparte. Außer Rohstoff-, Finanz- und Konsumwerten finden sich unter den Standardaktien ferner Medien-, Pharma- und Telekom-Papiere.

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Geändert von Starlight (12-02-2008 um 07:07 Uhr)
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Alt 12-02-2008, 20:56   #797
Starlight
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Der Messias der keiner war

Ben Bernanke hat es trotz dramatischer Zinssenkungen nicht geschafft, die Wall Street aus dem Jammertal zu heben. Auch die Politiker, von Finanzminister Paulson bis hin zu Präsident Bush geben Anlegern kaum Hoffnung – doch jetzt hat man einen Messias gefunden: Warren Buffett. Doch der will gar kein Retter sein.

„Wenn ich einmal am Himmelstor stehe, dann werde ich dieses Angebot kaum als gute Tat vorbringen können“, gibt er nach seiner Milliarden-Offerte an die Bond-Versicherer zu. Den Sorgenkindern der Wall Street, vor allem den Unternehmen Ambac, MBIA und der Blackstone-Tochter Financial Guaranty Insurance, hatte der Multi-Milliardär zuvor angeboten, bis zu 800 Milliarden Dollar an Krediten zu rückversichern und so den lädierten Finanzhäusern die Kreditwürdigkeit zu erhalten.

Die US-Börsen brachte das umgehend in Rallye-Laune. Das Argument der Bullen: Wenn die Bond-Versicherer ihre Kreditwürdigkeit behalten, dann können sie weiter Geld leihen und ihren Verpflichtungen nachkommen – ein Desaster ist abgewendet.

Was der Wall Street aber entging: Mit der Kreditwürdigkeit bleibt den Unternehmen auch das Risiko. Denn Warren Buffett – einer der ausgefuchstesten Köpfe im internationalen Finanzdschungel – lässt sich natürlich nicht auf die hochriskanten Subprime-Produkte ein, die Ambak und MBIA an den Rand des Ruins gebracht haben. Buffett will lediglich einige Kredite aus staatlicher und kommunaler Ebene rückversichern, deren Risiko gering ist. Und dafür will er auch noch eine dicke Prämie kassieren.

Wirklich überraschend ist das nicht. Immerhin ist Buffett nicht als barmherziger Samariter reich geworden, sondern als guter Geschäftsmann. Dass er den Bond-Versicherern nicht 800 Milliarden Dollar hinterherträgt und deren Probleme löst, ist eigentlich klar – vor allem den Anlegern bei eben diesen Unternehmen. Deren Aktien sind am Dienstag entsprechend auf Talfahrt, während der Rest des breiten Marktes munter klettert.

Ebenfalls im Minus notiert interessanterweise die Aktie von Berkshire Hathaway, der Buffett-Holding, über welche die Rückversicherung laufen soll. Die leidet allerdings auch nicht unter dem Risiko der Transaktion, sondern eher darunter, dass das Geschäft zwischen dem Investment-Guru und den Bond-Versicherern gar nicht zustande kommen dürfte – und damit auch kein Gewinn gemacht wird. Einer der drei angesprochenen Partner hat Buffetts Angebot bereits abgelehnt, die anderen beiden haben auf die eine Woche alte Offerte noch nicht geantwortet.

Woher die Bullen am Dienstag ihre Energie nehmen, ist also unklar. Vielleicht ist es einfach das bloße Auftauchen von Warren Buffett, das Hoffnung macht. Doch wäre damit klar, dass in der zweiten Wochenhälfte, wenn sich Buffett wieder in seinem Büro in Omaha, Nebraske verkrochen hat, eine sofortige Korrektur droht.

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Alt 13-02-2008, 20:26   #798
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Sex, Drugs... und riskante Trades

Schon früh im neuen Jahr steht ein Mann fest, der im Dezember in keinem Jahresrückblick fehlen wird: der französische Banker Jerome Kerviel, der mit seinen Milliarden-Zockereien die Sociéte General in eine Krise gestürzt hat. Während dessen Machenschaften an der Wall Street mittlerweile abgehakt sind, stürzen sich jetzt Psychologen auf den Fall.

Den jungen Mann als Ausnahmeerscheinung abzutun, warnen amerikanische Wissenschaftler den Rest der Finanzbranche, könnte ein fataler Fehler sein. Vielmehr seien bei Banken und Brokerhäusern die Überwachungsstrukturen zu verbessern, um einen zweiten Fall „SocGen“ zu verhindern. Denn: In jedem Händler stecke ein kleiner Kerviel.

Viele Trader auf dem New Yorker Parkett können das nachvollziehen. Selbst dass die französischen Ermittlungsbehörden den jungen Mann mit einem Drogenabhängigen verglichen haben, dessen Trades ihm stets einen neuen Kick verschafft haben, ist ihnen völlig klar. Den meisten ergeht es nämlich ähnlich.

Das meint zumindest Brian Knutson, seines Zeichens Professor für Neurologie und Psychologie an der renommierten Universität von Stanford. Knutson ist anerkannter Vorreiter auf dem Gebiet der „Neurofinanz“, die sich mit dem Zusammenspiel von Wirtschaft, Finanz und dem Gehirn befasst.

Knutson hat bei zahlreichen Untersuchungen festgestellt: Die Gier nach Geld ist dem Menschen ins Gehirn gemeißelt. Folglich reagiert das Gehirn auf Glückspiel, Wetten und eben den Einsatz an der Börse – in Einzelfällen mit einer Intensität, die Wissenschaftler sonst nur bei der Lust auf Sex gemessen haben.

Jason Zweig, der zu dem Thema ein 350 Seiten starkes Buch verfasst hat, bestätigt den Kick durch Trading nach eigenen Untersuchungen. Gehirnscans von Drogenabhängigen beim Schuss und entsprechende Bilder von Bankern beim Handeln seien nicht voneinander zu unterscheiden gewesen, so Zweig. Folgerung: Das Geschäft mit der Börse ist eine Sucht. Je länger und tiefer ein Händler drin ist, desto schwerer fällt der Ausstieg.

Das wiederum hat böse Folgen, wie nicht zuletzt der Fall Kerviel beweist. Der junge Franzose soll vor allem süchtig geworden sein, weil sein Spiel am Anfang so gut lief. Immerhin hatte der Banker mit seinen hochriskanten Geschäften zeitweise einen Gewinn von 2 Milliarden Dollar angehäuft. Dann wiederum verpasste er den Ausstieg, als es in die roten Zahlen ging. Gegen jeden wirtschaftlichen Verstand und gegen die goldene Börsenregel „Cut your losses“, zockte Kerviel weiter – bis seine Machenschaften aufflogen und ein Verlust von 7 Milliarden Dollar zu Buche stand.

Dieses Verhalten sieht der Bostoner Psychologie-Professor Andrew Lo wiederum evolutionär bedingt. „Wer vom Aussterben bedroht ist“, so Lo, verhalte sich nicht immer gemäß logischer Regeln, sondern ganz „als hätte er nichts mehr zu verlieren.“

Einige amerikanische Investmenthäuser schützen sich und ihre Mitarbeiter bereits gegen die Suchtgefahren des alltäglichen Geschäfts. Wall-Street-Legende Steven Cohen, dessen Firma SAC Capital Advisors 15 Milliarden Dollar verwaltet, hat einen Psychiater auf Abruf, der sich den Sorgen und Nöten der Trader annehmen kann. Und Julian Robertson, dessen Tiger Management Anlagen von 22 Milliarden Dollar betreut, lässt die eigenen Strategien regelmäßig von einem Psychoanalytiker untersuchen.

Die meisten Händler auf dem New Yorker Parkett sind hingegen ihre eigenen Therapeuten. Ein großer Teil zieht nach guten und schlechten Tagen ein paar Blocks weiter in die Kneipe – da gibt´s helfende Gespräche und ein Bier.

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Alt 15-02-2008, 20:59   #799
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Steuerhinterziehung kostet Washington Milliarden
Freitag, 15. Februar 2008

Je höher die Gehälter, desto größer die Gier – das gilt in Deutschland und in den USA gleichermaßen. So beobachtet die Wall Street den Fall Zumwinkel mit einigem Interesse und erinnert sich an zahlreiche Fälle, bei denen amerikanische CEOs Millionen am Fiskus vorbeigeschleust haben – die meisten sitzen für Jahre im Knast.

Zwei besonders große Fälle haben die Wall Street erst in den letzten Monaten beschäftigt: Erst im Dezember wurde der frühere kanadische Zeitungsbaron und jetzt amerikanische Staatsbürger Conrad Black wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe zu sechs Jahren Haft verurteilt. Der Telekom-Unternehmer Walter Anderson sitzt für neun Jahre ein. Er soll Einnahmen von rund 500 Millionen Dollar nicht gemeldet und versteuert haben.

Mit Wal-Mart war vor zwei Jahren das weltgrößte Unternehmen selbst Nebendarsteller in einem Steuerskandal. Allerdings ging es nicht um den Einzelhändler selbst, sondern um dessen Vize-Chairman Tom Coughlin, der sich neben Hinterziehung auch noch der Bestechung und des Betrugs mit Geschenkgutscheinen schuldig gemacht hatte. Coughlin wurde ursprünglich zu 28 Jahren Haft verurteilt, ist wegen schlechter Gesundheit allerdings zur Zeit auf Bewährung entlassen.

Damit dürfte John Rigas zur Zeit der am längsten inhaftierte US-Steuersünder sein. Der Gründer und Chef des Telekomkonzerns Adelphia stand vor drei Jahren im Mittelpunkt eines spektakulären Skandals, in dem es nicht nur um Steuerhinterziehung, sondern auch um Veruntreuung und Bilanzbetrug ging. Rigas verbüßt zur Zeit eine Haftstrafe von 15 Jahren, seine Söhne und Co-Manager sitzen ebenfalls für mehrere Jahre ein.

Doch sind es nicht nur die Bosse aus Industrie und Wirtschaft, die Steuerhinterziehung zu einem teuren Problem für die US-Regierung machen. Auch im politischen Umfeld gibt es manchen, der sein Geld gerne am Fiskus vorbeiführt. Der republikanische Abgeordnete Duke Cunningham aus Kalifornien machte mit seinem Bestechungs- und Steuerskandal vor zwei Jahren Schlagzeilen; er sitzt zur Zeit für mehr als acht Jahre im Gefängnis.

Eine Haftstrafe von sechs Jahren verbüßt Jack Abramoff, einer der wichtigsten republikanischen Lobbyisten der letzten Jahre. Abramoff vertrat unter anderem die Casino-Interessen einiger Indianerstämme, unterhielt Geschäftsbeziehungen nach Russland, Malaysia und Sudan, verschaffte dem Industrieriesen Tyco Gehör bei Politikern und gehörte bis zum Bekanntwerden des Skandals zum Umfeld von George W. Bush.

Ob Politiker oder Manager, die amerikanischen Steuersünder reihen sich in einer prominenten Verbrechergruppe ein, deren größte Namen legendär sind: Schon die Mobster-Legenden Al Capone, Meyer Lansky und John Gotti hatten keine Lust, den Staat an ihren Einnahmen zu beteiligen.

Die Kosten der Steuerhinterziehung in den USA sind enorm. Satte 14 Prozent der gesamten Steuereinnahmen entgehen dem Staat jährlich; im abgelaufenen Jahr beziffert die amerikanische Steuerbehörde IRS den Schaden auf 345 Milliarden Dollar.
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Alt 19-02-2008, 22:16   #800
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US-Konzerne warten auf Wende in Kuba
Dienstag, 19. Februar 2008

Fünf Jahrzehnte lang war Fidel Castro den USA ein Dorn im Auge. Er stritt mit neun Präsidenten, war unter fünf Generalsekretären ein treuer Alliierter der kommunistischen Sowjetunion und überstand in den Sechzigerjahren die Kubakrise, die fast einen Nuklearkrieg ausgelöst hätte. Jetzt ist Castro zurückgetreten – die USA atmet auf.

Auch an der Wall Street wird Castros Rücktritt gefeiert. Schließlich waren an dessen Herrschaft in Kuba seit den Sechzigerjahren strenge Sanktionen geknüpft, darunter ein radikales Handelsverbot mit dem Agrarstaat in der Karibik. Was die Börsen bislang aber nicht berücksichtigt haben: Auch nach Castros Abgang denkt Washington nicht an eine baldige Aufhebung des Embargos. Das wäre auch verfrüht – immerhin ist Kuba nach Castro nicht etwa auf dem Weg zu einer freien Demokratie, sondern wird von Castros Bruder Raul gelenkt.

Und darin liegt das Problem: Washington rechnet nicht mit großen Veränderungen in Havanna, und die Analysten sehen das ähnlich: Um wirlick einen Regimewechsel auszulösen, bräuchte es schon einen klareren Schnitt, meint Andrew Busch von BMO Capital Markets, der etwa an ein Attentat auf die kubanische Führung denkt.

Solange drastische Schritte nicht feststellbar sind, will der stellvertretende US-Außenminister John Negroponte unterdessen am Embargo festhalten. Das ist schlecht für viele Unternehmen, die seit langem darauf warten, Geschäfte mit Kuba zu tätigen. Immerhin hat die Insel 11 Millionen Einwohner. Wäre sie ein US-Bundesstaat, wäre sie der siebtgrößte und damit ein nicht zu unterschätzender Markt.

Zumal in Kuba mehr als etwa in US-Bundesstaaten hoher Konsumbedarf herrscht. Autos, Kühlschränke, Möbel, Kleidung sind extrem veraltet, Computer und Hightechgeräte so gut wie nicht präsent. Auf der Insel ließe sich also manches verkaufen – von der minimalen Kaufkraft der Einwohner einmal abgesehen.

Dass sich langfristig eine politische Trendwende abzeichnet und die USA wieder in Kontakt mit Kuba treten, halten Insider aber für wahrscheinlich. Spätestens wenn beide Castro-Brüder dem aktuellen Wirtschaftsminister Carlos Lage mehr Macht einräumen, könnten sich die Wogen glätten. Lage, ein 56-jähriger Karrierepolitker ohne militärischen Hintergrund, könnte laut Einschätzung des Wall Street Journals einmal an der Spitze des Inselstaates stehen. Unter ihm könnte das politische System kommunistisch bleiben, die Wirtschaft aber gegenüber dem Westen angepasst und geöffnet werden.

Unter den amerikanischen Konzernen, die von wirtschaftlichen Beziehungen zu Kuba profitieren könnten, wären zunächst die Unternehmen der Lebensmittel-Branche. Die liefern mit Sondergenehmigungen bereits seit sieben Jahren Hühnerfleisch, Mais und andere Grundnahrungsmittel, könnten ihr Sortiment aber gewaltig erweitern. Ansonsten dürften Öl-Unternehmen profitieren, die vor der Küste Kubas bohren wollen. Und ferner wäre Kuba für amerikanische Touristen ein nahezu unbekanntes Ziel, was Fluggesellschaft, Hotels und anderen Unternehmen der Branche zuarbeiten könnte.
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Alt 21-02-2008, 20:02   #801
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Peinliche Pannen über den Wolken
Donnerstag, 21. Februar 2008

Über den Wolken wird konsolidiert. Seit Jahren spekuliert die Wall Street über Merger unter den US-Fluggesellschaften, und langsam scheinen sich zwei Hochzeiten abzuzeichnen: Bei Delta Air Lines und Northwest haben sich die Gewerkschaften zusammengeschlossen, und auch United und Continental sollen verhandeln.

Amerikanische Analysten sind unterdessen längst nicht sicher, dass Konsolidierung in den Sektor die Probleme der Branche lösen wird. Denn die sollten eigentlich einmal in Kostensenkungen liegen – doch von denen steht bisher nichts in den Verhandlungsunterlagen.

Dabei wäre das Einsparpotenzial riesig, wie ein Beispiel mit den möglichen Partnern Delta und Northwest zeigt. Bei den Unternehmen überschneiden sich zahlreiche Routen. Sechsmal am Tag fliegt etwa Delta von Nashville zum Heimatflughafen Memphis, dem Knotenpunkt mit Anschlussflügen in andere US-Metropolen. Northwest fliegt die gleiche Strecke dreimal täglich. Gemessen am Passagieraufkommen könnten von den gemeinsamen neun Flügen ganze drei gestrichen werden, ohne die Bedarfsdeckung zu gefährden. Das würde massiv kosten sparen – ist aber Insidern zufolge nicht geplant.

Vielmehr scheinen die Unternehmen an ihren bisherigen Flügen festhalten und die Passagierzahlen, sprich: Marktanteile erhöhen zu wollen. Doch das wird nicht leicht sein, immerhin wird durch den Merger die Konkurrenz nicht schwächer. Kostensenkungen plant man hingegen nur auf der organsiatorischen Ebene, also beispielsweise durch eine Zusammenlegung von Management und Buchungssysteme. Doch die möglichen Ersparnisse in diesem Bereich halten sich in Grenzen, während jeder gestrichene Flug vor allem angesichts dramatisch steigender Ölpreise die Bilanz massiv entlasten würde.

Allerdings haben sich Analysten und Aktionäre längst daran gewöhnt, bei den Fluggesellschaften höchstens bedingt optimistisch zu sein. Allzuviel haben sich die Unternehmen in der Vergangenheit geleistet, womit man die eigene Bilanz und die Zufriedenheit der Kunden – und damit die künftigen Umsätze – gefährdet hat. Das Wirtschaftsmagazin Fortune hat die peinlichsten Fehler der letzten Jahre zusammengestellt:

Unvergessen ist natürlich, wie Jet Blue Hunderte von Passagieren im letzten Winter bis zu elf Stunden in verschiedenen Flugzeugen sitzen ließ, weil die Maschinen wegen Schneefalls nicht abheben konnten. Peinlich: Die Flugzeuge waren nur ein paar Meter neben dem Flugsteig geplant, man hätte die Gäste problemlos aussteigen und in das bequemere Flughafengebäude entlassen können.

Doch gab es schlimmere Verfahlungen: British Airways platzierte eine Passagierin, die während des Fluges gestorben war, kurzerhand neben einen schlafenden Passagier in der ersten Klasse – der erschrak gehörig als er aufwachte. Entschädigt wurde er für seinen Schrecken nicht. SkyWest verbot unterdessen einem Passagier auf einem nur einstündigen Flug die Toilette zu benutzen. Der urinierte in seiner Not in die Spucktüte und wurde bei der Ankunft prompt von der Flughafenpolizei vernommen.

Singapure Airlines trieb es in seiner Prüderie ein wenig zu weit: Im neuen Airbus A380 bietet man besonders zahlungskräftigen Kunden zwölf Kabinen mit Doppelbett an – und bittet um Zurückhaltung. Sex sei nicht erlaubt, heißt es zur Verwirrung der Pasagiere, die berechtigt fragen, wozu man dann ein Doppelbett anbietet.

Prüderie schadete auch Southwest Airlines: Das Bodenpersonal im kalifornischen San Diego wollte eine 23-jährige Studentin und Kellnerin bei der freizügigen Fastfoodkette Hooter’s nicht an Bord lassen, weil man deren kurzen Rock und Bauchfrei-Top zu sexy fand. Die junge Frau ging an die Öffentlichkeit, wurde prompt von Virgin-Airlines-Chef Richard Branson angeheuert und bekam eine Fotostrecke im Playboy – für Southwest blieben Hohn und Spott.
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Alt 22-02-2008, 21:05   #802
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Müllhalden zu Golfplätzen
Freitag, 22. Februar 2008

„Grün investieren“ ist seit Jahren ein beliebter Trend. Dass sich mit dem wachsenden Umweltbewusstsein und mit energiefreundlichen Technologien gute Geschäfte machen lassen, haben Anleger längst verstanden. Doch es geht auch andersrum: Eine Investmentfirma aus North Carolina macht Umweltsünden zu barem Geld.

Man könnte Cherokee Investment Partners als Heuschrecke bezeichnen. Doch übernimmt das Unternehmen nicht etwa siechende Unternehmen, sondern deren verlassene Produktionsstätten. Etwa ein kanadisches Werk von General Motors, eine marode Textilfabrik von Burlington Mills oder einen entkernten Supermarkt von Kmart.

Produktionsstätten von United Technologies und Halliburton schrecken die Investoren nicht einmal wenn sie Asbest-versucht sind, und auch eine alte Shell-Raffinerie in Italien schien ein gutes Objekt zu ein. Zuletzt kaufte Cherokee noch vier erschöpfte Müllhalden in New Jersey, einen Steinwurf vom hektischen Treiben in Manhattan entfernt.

Die Pläne für die Altlasten anderer Unternehmen sind so naheliegend wie genial: Man räumt auf, entgiftet und wandelt die Grundstücke in reizvolle neue Kommunen, Parks oder ähnliches um. Auf dem Müll von New Jersey sollen in den nächsten Jahren etwa Häuser, Läden und Restaurant sowie ein Golfplatz mit Welt-Niveau entstehen, der vom New Yorker Immobilien-Modul Donald Trump mitentwickelt wird. Das Projekt hat ausgezeichnete Erfolgsaussichten, profitiert es doch nicht nur von der Nähe zu New York, sondern auch vom Verkehr der umliegenden Meadowlands-Anlagen, zu denen neben einer Konzerthalle auch das Stadion der Super-Bowl-Champions New York Giants gehört.

Auch mit weniger klangvollen Namen in direkter Nachbarschaft glaubt Cherokee dicke Gewinne erzielen zu können. Die gute Infrastruktur in und um die aufgekauften Projekte hilft dabei. Immerhin liegen zahlreiche alte Werkshallen nicht etwa an der Peripherie, sondern nahe am Stadtzentrum, an Eisenbahnlinien und Straßen. Sie sind also gut angebunden und daher für Haus- und Wohnungskäufer sowie andere Investoren interessant.

Das Konzept kommt an: In den letzten zehn Jahren hat Cherokee mehr als 2,1 Milliarden Dollar an Kapital angehäuft. Ähnlich wie bei einem Fond lebt das Unternehmen von einer Management-Gebühr von 1,5 Prozent und einer Gewinnbeteiligung von 20 Prozent.

Dass man im aktuell schwierigen Immobilien-Umfeld auch Schwierigkeiten habe, leugnet Cherokee-CEO Tom Darden nicht. Allerdings sind sie kaum bedrohlich für die Geschäfte, da das Unternehmen als Käufer und als Verkäufer auftritt. Während es zur Zeit alles andere als angenehm sei, fertige Projekte an den Mann zu bringen, macht man auf der anderen Seite ein Schnäppchen nach dem anderen und kauft billig. „Da geht es uns wie dem Mann mit den Händen im Ofen und den Füßen im Kühlschrank“, meint Darden. „Am Ende läuft es für uns selbst in der Krise mittelmäßig.“
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Alt 25-02-2008, 20:20   #803
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Oscar´s Glanz an der Börse
Montag, 25. Februar 2008

4485 Kilometer liegen zwischen der New York Stock Exchange an der Wall Street und dem Kodak Theater am Hollywood Boulevard in Los Angeles. Das ist ein ganzer Kontinent. Und wer beide Orte kennt, der weiß, dass sie nicht verschiedener sein könnten. Berührungspunkte gibt es kaum – außer in der Oscar-Nacht.

Denn obwohl die wenigsten Broker den fünfstündigen Jahrmarkt der Eitelkeiten selbst mitverfolgt haben, so interessieren sie sich doch für die Ergebnisse – jedenfalls für einige bestimmte. Dafür etwa, wer mit mit dem Oscar für den besten Film, die beste Regie oder die höchste schauspielerische Leistung ausgezeichnet wurde. So etwas schlägt sich nämlich an der Kinokasse und im DVD-Geschäft durch und kann manch einem Filmstudio Millionen in die Kassen spülen.

Der Oscar-Hauptgewinner „No Country For Old Men“, der von der Disney-Tochter Miramax vertrieben wird, konnte die Einspielergebnisse allein in den Wochen zwischen Oscar-Nominierung und Gala um mehr als 50 Prozent steigern. Aktuell bilanziert das Unternehmen Ticket-Einnahmen von 64 Millionen Dollar für den Western der Coen-Brüder, die damit den größten Erfolg ihrer Karriere verbuchen.

Ähnliche Erfolge haben die übrigen Nominierten in der Königskategorie erlebt: „Juno“ von Fox Searchlight aus der Murdoch-Gruppe News Corp., der Viacom-Erfolg „There Will Be Blood“ sowie „Atonement“ von Focus Features, einer Kooperation zwischen Vivendi und der General-Electric-Tochter NBC Universal, zogen an der Kasse steil an, seit ihre Nominierungen bekannt waren.

Selbst George Clooney´s „Michael Clayton“, das bei sieben Nominierungen mit nur einem Oscar am Sonntag eher enttäuschte, hat in den letzten Wochen um 50 Prozent auf mittlerweile 327 Millionen Dollar angezogen. Nach der Preisverleihung dürfte das Justiz-Drama seinen Oscar-Bonus vor allem im DVD-Geschäft sehen; die Silberscheibe ist seit dem Wochenende im Handel. Die vier Konkurrenzfilme werden ab März für das Heimkino freigegeben.

Am längsten werden die Fans dabei auf „There Will Be Blood“ warten müssen; der Öl-Western erscheint erst im April im Kleinformat. Vorher rechnet man bei der Viacom-Tochter Paramount damit, dass der Oscar für Hauptdarsteller Daniel Day-Lewis die Einnahmen in den Kinos noch einmal um 20 Prozent anfeuern dürfte. Ähnliche Zahlen kennt man aus den letzten beiden Jahren, als Philip Seymour Hoffman für „Capote“ und Forest Whittaker für „Last King Of Scotland“ gewannen.

Allzu voreilig sollten Film- und Börsen-Enthuasisaten allerdings nicht versuchen, die Oscar-Erfolge in ein Plus für einzelne Aktien umrechnen. Schließlich sind die Filmstudios meist nur Teile von börsennotierten Medienriesen, auf deren Bilanz in einzelner Hit mehr oder weniger kaum Auswirkungen hat. Der Dow-notierte Branchenriese Walt Disney ist etwa nicht nur von Kinoerfolgen abhängig, sondern auch von seinem Freizeitpark-Geschäft und den Erfolgen der Fernseh-Tochter ABC. Die allerdings gehörte ebenfalls zu den Oscar-Gewinnern. ABC übertrug das Spektakel aus Hollywood und strich dafür die Werbe-Millionen ein.
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Alt 27-02-2008, 19:46   #804
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Bush bleibt „Big Oil“ treu
Mittwoch, 27. Februar 2008

Mitten im Wahlkampf drohen die Amerikaner manchmal den Blick darauf zu verlieren, was wirklich wichtig ist: Nach acht langen Jahren geht die Ära Bush zu Ende. Der Mann, der seinem Land zwei Kriege und ein Billionen-Defizit beschert hat, verlässt das Weiße Haus – doch es gibt durchaus ein paar Leute, die das bedauern.

Obwohl George W. Bush wirtschaftspolitisch sicher kein großer Präsident war, hat er zumindest eines getan: die Steuern gesenkt. So sehr wohlgemerkt, dass dem Land an allen Ecken und Enden Geld fehlt, dass Kriege nicht finanziert und die Infratruktur nicht repariert werden können – doch diejenigen, denen Bush´s rücksichtslose Steuerpolitik bares Geld sparte, werden ihn vermissen.

Denn wer auch immer nach ihm kommt, vor allem falls sich ein Demokrat durchsetzen kann, wird wohl manchen Unternehmen die Steuergeschenke der letzten Jahre wieder wegnehmen. Vor allem einige allgemein ungeliebte Branchen werden dran glauben müssen, wenn W. sie nicht mehr schützt.

Die Tabakbranche etwa. Denen wollten die Demorakten bereits im vergangenen Jahr die Zigarettensteuer erhöhen, um von den Mehreinnahmen eine Bildungsinitiative für unterpriviligierte Kids zu finanzieren. Ein entsprechender Gesetzentwurf fand im Kongress Zustimmung, bevor er im Weißen Haus mit einem Veto gestoppt wurde.

Jetzt wollen die Demokraten die Steuergeschenke an die Öl-Multis zurückhaben. Angesichts eines Ölpreises von über 100 Dollar pro Fass und Benzinpreisen von durchschnittlich mehr als 3 Dollar pro Gallone kommt bei der Basis an, was ExxonMobil und Co. bluten lässt – entsprechend ist das Konzept nicht nur im Kongress ein Thema, sondern auch im Wahlkampf.

Ein aktueller Gesetzentwurf sieht vor, die in 2005 beschlossenen Steuernachlässe rückgängig zu machen, mit denen die amerikanischen Öl-Konzerne jährlich 18 Milliarden Dollar sparen. Eingeführt hatte Bush das Programm, um die Unternehmen gegenüber den internationalen Konkurrenten zu stärken. Auslaufen soll es, damit die Mehreinnahmen im Staatssäckel für die Förderung und Bezuschussung alternativer Energien genutzt werden können. Von den 18 Milliarden Dollar sollen unter anderem Wind- und Solarinitiativen unterstützt werden und ferner die Forschung an Ethanol, das nicht aus Mais gewonnen wird. Zudem sieht der Kongress Steuernachlässe für Energie-effiziente Porgramme vor.

Gegen eine solche Umfinanzierung ließe sich eigentlich nichts sagen, weshalb sich George W. Bush auch in der Ankündigung seines aktuellen Veto auf Allgemeinplätze beruft. Man dürfe in der Steuerpolitik nicht eine einzelne Industrie benachteiligen, heißt es in einem Statement aus dem Weißen Haus. Dass man gerade dies tut, indem man den Unternehmen hinter alternativer Energie entsprechende Steuergeschenke vorenthält, zählt für Bush und Co. nicht.

In einem Umfeld wachsender ökologischer Sorge ist indes nicht sicher, ob sich Präsident Bush diesmal durchsetzen kann. Die Demokraten, die im Kongress federführend sind, stellen sich auf einen Hammelsprung ein, mit dem das Veto überschrieben werden könnte. In einem Wahlkampf der Wende, in der selbst der republikanische Kandidat so oft wie möglich auf Distanz zu dem Amtsinhaber geht, ist durchaus vorstellbar, dass einige Republikaner überlaufen und gegen Bush stimmen werden.
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Alt 28-02-2008, 20:39   #805
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Drinks in der Krise
Donnerstag, 28. Februar 2008

Zwischen Stagflation und Inflation, zwischen Angst vor Rezession, immer neuen Warnungen von Ben Bernanke, der Hypothekenkrise, Milliarden-Abschreibungen und steigender Arbeitslosigkeit gibt es für viele Amerikaner – ob Broker oder nicht – am Abend nur eines: einen guten Whiskey. On the rocks.

In schlechten Zeiten geht es der Getränke-Industrie gut, ist eine alte Regel an der Börse. Doch ganz so einfach ist das in diesen Tagen nicht – im Gegenteil: Viele Unternehmen der Branche, und vor allem die Restaurants, verbuchen fallende Umsätze.

Schuld ist offensichtlich die Inflation, unter der die amerikanischen Verbraucher (und Genießer) am direktesten leiden. Vor allem die hohen Benzinpreise verderben die Laune schon bevor es abends ins Restaurant geht; das Tischgespräch über Entlassungen im Büro und das schwächlnde Aktienportfolio macht es auch nicht einfacher den Geldbeutel zu öffnen. Immer mehr Amerikaner verzichten folglich auf den 12-Dollar-Martini und bleiben beim Bier. Und zwar bei einem einzigen Bier.

„Wir sehen ein schwieriges Umfeld voller Herausforderungen“, klagt der CEO der Restaurantkette Texas Roadhouse, G.J. Hart, im Rahmen der Bar- und Getränke-Messe in Las Vegas. Er hat die Alkohol-Umsätze im letzten Jahr um einen halben Prozentpunkt fallen gesehen, und bei der Konkurrenz sieht es nicht viel besser aus:

Im Durchschnitt machen amerikanische Restaurants 17 Prozent ihres Umsatzes mit dem Verkauf von Alkohol; in einigen Fällen sind es bis zu 30 Prozent. In den letzten Jahren verbuchte die Branche ein jährliches Umsatzwachstum von 5 bis 6 Prozent, berichtet David Ozgo, der Chef-Volkswirt des Branchenverbandes Distilled Spirits Council. Im vergangenen Jahr sei das Wachstum fast auf Null zurückgegangen.

Besonders dramatisch ist das, weil alkoholische Getränke den Restaurants mit Abstand die höchsten Margen bringen. Je höher der Anteil der Alkohol-Umsätze am gesamten Geschäft sind, desto mehr können sie steigende Kosten – etwa für Lebensmittel oder Personal – ausgleichen. Das gelang zuletzt nicht mehr, weshalb die lautesten Klagen direkt von den Bars und Nightclubs kommen, die fast komplett von Drinks leben.

Die Getränke-Hersteller zeichnen indes ein weniger düsteres Bild. Während der Umsatz in Restaurants und Bars stagnieren mag, läuft das Geschäft in den Läden gut. Das heißt: Inmitten der Wirtschaftskrise trinkt der Amerikaner nicht weniger – er trinkt nur billiger, also in den eigenen vier Wänden. Der Direktverkauf an den Konsumenten macht bei den meisten Brauereien und Destillerien rund 75 Prozent des Umsatzes aus, weshalb es von dieser Seite kaum Klagen gibt.

Einige Unternehmen sehen sogar Wachstumschancen: Wenn die Amerikaner schon zu Hause trinken, dann lohnt es sich für viele wieder die teurere Flasche zu kaufen. Die Hersteller von hochwertigeren Bränden, darunter etwa die Patron Spirits Company mit ihrem gleichnamigen Tequila, sehen einen interessanten Trend: „Ein guter Drink ist der Luxus, denn man sich noch gönnt, auch wenn man sich kein neues Auto mehr kaufen kann“, meint COO John McDonnell.
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Alt 29-02-2008, 20:51   #806
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Kurskrise bei Google
Freitag, 29. Februar 2008

Die Suchmaschine Google findet so ziemlich alles… außer, so scheint es, einen Weg aus der aktuellen Kurskrise. Seit ihrem Allzeithoch bei fast 750 Dollar hat die Aktie in den vergangenen vier Monaten satte 40 Prozent an Wert eingebüßt. Damit wurden 85 Milliarden Dollar Marktwert vernichtet. Anleger sind besorgt.

Und die Sorgen der Aktionäre sind nicht unbegründet. Denn der Grund für die jüngsten Einbrücke hat nicht etwa mit Spekulation und Short-Selling zu tun, sondern findet sich in ganz fundamentalen Überlegungen. Eine Web-Studie hat vor wenigen Tagen gezeigt, dass die Zahl der Klicks auf Google-Anzeigen im Januar unveränder geblieben ist – unverändert, also kein Wachstum, dass ist neu für das Online-Powerhaus, dessen Papiere in den ersten drei Jahren nach Bösenstart immerhin auf das Zehnfache ihres Ausgabepreises geklettert sind – bis dann ab November die Trendwende kam.

Stagnierende Klick-Zahlen heißt wohlgemerkt nicht, dass Google gar nicht mehr wächst – langsamer aber schon. Innerhalb des letzten Jahres hat sich das gesamte Wachstum im Unternehmen von 56,5 Prozent auf 28,3 Prozent genau halbiert. Und dennoch stellen Anleger die Frage: Hat Google den Gipfel erreicht?

Zumindest eine Überlegung spricht dafür: Nachdem Google mit seinen an Suchbegriffe gekoppelten Anzeigen einen Riesen-Erfolg erzielt hat, fehlt seit geraumer Zeit der nächste Schritt, den Anzeigenkunden erwarten. So sei es eine Sache, meint Iggy Fanlo vom Werbeberade AdBrite, auf die Online-Suche nach „Mietwagen“ beispielsweise eine Anzeige des Autovermieters Hertz zu programmieren. Eine ganz andere Sache sei es hingegen, nicht mehr Themen- sondern Kunden-bezogen Anzeigen zu bringen.

Das Fernsehen, so Fanlo, gehe beispielsweiser eher auf die Kunden ein. So versuchten Unternehmen beim Super Bowl nicht etwa, Sport-Jerseys und Turnschuhe an den Mann zu bringen, sondern Autos, Fastfood und Erektionsmittel. „Die Unternehmen kennen den Zuschauer“, meint der Experte. „Sie wissen, ich bin ein fetter alter Mann, der Football schaut.“

So weit denken die Online-Anzeigen (noch) nicht, und damit erfüllen sie die Bedürfnisse mancher Klienten nicht mehr. Die wollen zudem noch mehr Transparenz. Google muss also nicht nur die betrügerischen und desinteressierten Klicks auf Anzeigen ausfiltern, sondern auch noch nachweisen, eine Zielgruppe zu erreichen. Erste Versuche auf Social Networks wie MySpace hätten jedoch gezeigt, dass das Konzept nicht so leicht umzuzusetzen ist, gab Google-Mitgründer Sergey Brin bei der jüngsten Quartalskonferenz zu.

Analysten warnen jedoch dovor, die Aktie von Google allzu leichtfertig aus dem Portfolio zu nehmen. Google fällt jetzt nicht in ein Loch, meint Doug Anmuth von Lehman Brothers. Vielmehr habe das Unternehmen mit der bereits genehmigten, aber noch nicht vollzogenen Übernahme des Anzeigenspezialisten DoubleClick bereits neues Potenzial. Zudem sei auch Google in bezug auf das schwächere Wachstum ein Stück weit vom schwachen konjunkturellen Umfeld betroffen. Mit einer Erholung sei also zu rechnen.

Angesichts der jüngsten Kurseinbrüche und der allgemeinen Faszination der Börse für Google ist davon auszugehen, dass sich das Papier in den nächsten Tagen wieder etwas erholt. Ob und wann man die Aktie dann wieder einmal für 450 Dollar kaufen kann, ist offen.
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Alt 03-03-2008, 19:44   #807
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3 Milliarden für den Stimmenfänger


Wenn auch die Zahl der Übernahmen jüngst nachgelassen hat, so gibt es doch einige – vor allem feindliche! – die für Schlagzeilen sorgen. Nach Microsoft’s Bemühungen um Yahoo und den Verhandlungen zwischen Electronic Arts und Take Two steht jetzt ein Dow-Wert im Rampenlicht, der in das Geschäft mit der Demokratie einsteigen will.

Der Industrie-Multi United Technologies, zu dem so vielseitige Unternehmen wie der Aufzughersteller Otis, der Turbinen-Experte Pratt & Whitney und der Hubschrauberbauer Sikorsky gehören, möchte jetzt gerne eine Firma unternehmen, der noch in diesem Jahr eine ganze Flut von Schlagzeilen bevorsteht: Diebold.

Wer in den letzten Jahren die Präsidentschaftswahlen in den USA verfolgt hat, dürfte mit dem Namen vertraut sein: Diebold stellt die Wahlmaschinen her, die George W. Bush wowohl 2000 als auf 2004 zur Präsidentschaft verholfen haben sollen. Ob die Maschinen, bei denen Amerikaner per Tast-Bildschirm und ohne ausgedruckten Beleg abstimmen, wirklich manipuliert worden sind, wurde zwar nie bewiesen. Dass sie aber recht leicht manipuliert werden können, hat eine ganze Reihe von Tests ergeben.

Umso erstaunlicher, dass die Wahl-Computer immer noch in Gebrauch sind. Und noch seltsamer, dass sich ein renommierter Konzern für das Unternehmen interessiert und sich die Übernahme auch noch einiges kosten lassen will. Satte 3 Milliarden Dollar will United Technologies für Diebold auf den Tisch legen; das entspricht 40 Dollar pro Aktie und damit einer Prämie von 66 Prozent auf den Schlusskurs von letzter Woche.

Wenn sich ein solcher Deal lohnt, dann nur weil Diebold außer dem skandalgeplagten Geschäft mit der Demokratie noch andere Sektoren bedient. Das Unternehmen ist einer der größten Hersteller von Geldautomaten und elektronischen Überwachungssystemen. Damit passt man viel eher zu United Technologies; immerhin gehört zu dem Dow-Konzern bereits seit letztem Jahr der Sicherheits-Experte Initial Electronic Security Systems. Dessen 1,2 Milliarden Dollar schwere Übernahme hat UTX zu einem der stärksten Partner in Sachen Sicherheit gemacht.

Die Übernahme von Diebold gebe UTX nun langfristiges Wachstumspotenzial, rechtfertig CEO George David das Angebot. Für Diebold-Aktionäre sei das Angebot ohnehin verlocken… doch das dürften diese anders beurteilen. Noch vor sechs Monaten notierte die Aktie bei mehr als 50 Dollar; seither ging es im allgemeinen Bärenmarkt nach unten. Dass sich Diebold als Schnäppchen aufkaufen lassen will, gilt an der Wall Street als unwahrscheinlich. Zumal das Unternehmen vor zwei Jahren schon einmal ein Angebot von United Technologies abgelehnt hat.

United Technologies dürfte sich nun an die Diebold-Aktionäre wenden. Dass geht aus einem Kommentar eines Firmensprechers vor, der erklärt, man wisse durchaus, welche Optionen man habe.

Die Aktionäre dürften eine Übernahme wesentlich positiver einstufen als die Diebold-Vorstände. Immerhin hatten die zuletzt kaum Grund, dem Unternehmen weiter die Stange – oder die Aktien – zu halten. Im vergangenen Geschäftsjahr hat man den Gewinn um zwei Drittel sinken gesehen; erst vor einer Woche hat Diebold Entlassungen angekündigt.

Dennoch: Selbst wenn die Aktionäre einer Übernahme zustimmen sollten, dürfte ein Merger in diesem Jahr nicht mehr über die Bühne gehen. Im Weißen Haus dürfte da mancher aufatmen – wäre ja noch schöner, wenn man sich acht Monate vor der Wahl nicht mehr auf die Maschinen und ihre Programmierer verlassen könnte.
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Alt 04-03-2008, 20:29   #808
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Zocken mit Polit-Aktien
Dienstag, 4. März 2008

Der „Super Tuesday“ ist schon lange vorbei, jetzt geht es um den „Crucial Tuesday“ – den alles entscheidenden Dienstag. Nach den Vorwahlen in Texas und Ohio dürfte sich entscheiden, ob Barack Obama für die Demokraten in den Präsidentschaftswahlkampf ziehen wird, oder ob Hillary Clinton noch eine Chance hat.

Die Börse hat Hillary Clinton interessanterweise bereits abgeschrieben. Das heißt nicht, dass alle Trade auf dem Parkett kleine Obama-Fähnchen schwenken. Aber zumindest bei den Händlern, die mit barem Geld hinter ihren Prognosen für den Wahlausgang stehen, liegt der junge Senator aus Illinois hoch im Kurs, während Hillary-Aktien das Papier nicht wert sind, auf dem sie gedruckt sind.

Obama teuer? Hillary-Aktien? … Anleger weltweit legen bereits seit Monaten beim Onlinebroker Intrade.com Geld im amerikanischen Wahlkampf an. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Irland, verwaltet aber eine Menge Kapital aus den USA. Und nicht nur im Zusammenhang mit Wahlen: Wer möchte, kann bei Intrade.com auch auf die Gefangennahme von Osama Bin Laden, einen Friedensvertrag zwischen Israel und Palästina oder den Schneefall in New York setzen.

Vor allem im aktuellen politischen Zusammenhang sehen viele Experten die Geschäfte bei dem Onlinebroker als recht zuverlässigen Indikator. Abgesehen vom Ausgang der Vorwahlen in New Hampshire und Kalifornien haben die Trader die Schlachten zwischen Obama und Clinton beziehungsweise zwischen den Republikanern John McCain, Mike Huckabee und anfangs noch Mitt Romney zuverlässig vorhergesagt.

Der einfache Grund: Anleger setzen bares Geld, das sie folglich auf verlieren können. Es wetten also vor allem Leute, die sich auskennen. So liegen auch die Prognosen für die Vorwahlen in Texas und Ohio recht nahe an den jüngsten Umfrageergebnissen: In Texas sieht man Barack Obama vorne, in Ohio Hillary Clinton. Dass die ehemalige First Lady die Trifecta Ohio-Texas-Pennsylvania schafft, wird zur Zeit mit einer Chance von 18 Prozent bewertet. Unwahrscheinlich, aber eine gute Wette für risikofreudige Anleger, die Lust auf das schnelle Geld haben.

Denn die prozentuale Chancenberechnung spiegelt sich direkt im Kurs der Wetten wider: Eine Aktie auf die Clinton-Trifecta kostet demnach zur Zeit 1,80 Dollar und bringt 10 Dollar, wenn die New Yorker Senatorin ihren Konkurrenten dreifach ausschaltet.

Andersherum lässt sich mit Obama nicht mehr allzuviel Geld machen. Eine Aktie auf seine Nominierung als demokratischer Präsidentschaftskandidat kostet aktuell bereits 8 Dollar, auch sie wird 10 Dollar bringen, wenn das Ergebnis stimmt. Bei den Republikanern ist das Verhältnis wohlgemerkt noch drastischer: Eine Aktie auf John McCain als Präsidentschaftskandidat kostet 9,40 Dollar. Eine Trading-Gebühr von 50 Cent eingerechnet bleibt dem Anleger also keine Gewinnmöglichkeit mehr. Dem Kandidaten kann es nur recht sein.
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Alt 05-03-2008, 20:28   #809
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Frischer Wind macht Strom und Geld
Mittwoch, 5. März 2008

Manches hat zu Unrecht einen schlechten Ruf. New Jersey, zum Beispiel. Der Bundesstaat südlich von New York ist in Amerika gleichbedeutend mit Korruption, Mafia und Müllhalden… vor allem letztere lassen manchen glauben, dass der „Garden State“ seinen Beinamen aus reiner Ironie trage.

Doch wer New Jersey ein wenig besser kennt, der weiß, dass fernab des Flughafen-, Frachthafen- und Autobahngewimmels nahe der Anrainer-Metropole Manhattan manch ein Baum grünt. Und dass New Jersey vielleicht jede Menge Müllhalden hat, aber auch ein Vorreiter in Sachen Umweltschutz ist. Soeben hat das auch die Börse wieder einmal erfahren.

PSEG, der regionale Stromlieferant und einer der größten in den USA, hat gemeinsam mit der New Yorker Energie-Holding Winergy Power ein ambitioniertes Projekt vorgestellt: Man will die erste große Windenergie-Anlage Amerikas bauen. Dazu sollen 25 Kilometer vor der Küste von New Jersey 96 gigantische Turbinen aus dem Meer ragen und den dort tosenden Stürmen 350 Megawatt entreißen.

Ähnliche Projekte sind auch für die Ostküsten-Staaten Massachussetts und Delaware geplant, das nun geplante Vorhaben mit dem offiziellen Namen „Garden State Offshore Energy“ dürfte aber als erstes realisiert werden und könnte bereits 2013 eingeweiht und in Gebrauch genommen werden. Die ersten Anträge sind jedenfalls gestellt.

Auch die Finanzierung scheint gesichert. Die Betreiber PSEG und Winergy Power haben bei ihren Berechnungen sogar die zur Zeit in Washington umstrittenen Steuernachlässe für Energieriesen außer acht gelassen. „Solche Nachlässe wären sicher wünschenswert“, erklärt Nelson Garcez, der als Vize-Präsident für erneuerbare Energien bei PSEG für das Offshore-Projekt zuständig ist. „Wir brauchen sie aber nicht, um den Plan umzusetzen.“

Umso lieber wird man hören, was genau in Washington geplant wird. Während nämlich die Republikaner unter George W. Bush ohnehin an den Steuergeschenken für die Branche festhalten wollen, sind manche Nachlässe auch bei den Demokraten durchaus vorgesehen. Man denkt lediglich daran, die Öl-Konzerne nicht länger zu bevorteilen, sondern das Geld auf die Entwicklung von Wind-, Solar- und ähnlichen Projekten umzulegen.

Das ist nicht nur für die beteiligten Unternehmen gut, sondern auch für die Börse. Die Aktie von PSEG reagierte auf die Ankündigung des Projekts mit einem Kursplus von 2 Prozent.
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Alt 06-03-2008, 20:15   #810
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Der 164-Milliarden-Crash (auf der Straße)
Donnerstag, 6. März 2008

Ob High-Speed-Crash auf dem Interstate oder Schlitterpartie im Schneetreiben – auf amerikanischen Straßen kracht es jährlich zigtausend Mal. Der Automobil-Club AAA hat jetzt eine erschreckende Bilanz veröffentlich: Bei Unfällen auf amerikanischen Straßen sterben jedes Jahr 43 000 Menschen, und auch der Schaden für die Konjunktur ist enorm.

Eine aktuelle Studie, die zum ersten Mal so tiefgreifend durchgeführt wurde, kommt zu der Erkenntnis, dass Autounfälle in den USA jährlich mit 164,2 Milliarden Dollar zu Buche schlagen und damit den Steuerzahler pro Kopf etwa 1051 Dollar kosten.

Auf diese Zahlen kam der AAA, nachdem man außer dem Schaden an betroffenen Autos auch die Reparaturen an Leitplanken, Ampeln, Häusern und sonstigen Hindernissen einrechnete. Dazu kamen die Kosten für die medizinische Versorgung von Unfallopfern, die Lohn- und Gehaltsausfälle, anfälige Gerichtskosten und die Verspätungen, die durch Staus nach Unfällen entstehen.

Letztere sind nicht zu unterschätzen: Der amerikanischen Wirtschaft gehen pro Jahr wegen Staus – durch Unfälle, aber auch Baustellen, schlechtes Wetter und andere Ursachen – etwa 67 Milliarden Dollar oder 430 Dollar pro Steuerzahler durch die Lappen.

Zwischen New York und Kalifornien sind die Kosten durch Verkehrsunfälle ungleich verteilt. Der Automobilclub kommt zur Erkenntnis, dass in mittelgroßen Städten unverhältnismäßig viele Unfälle passieren. Die Schäden in der Gegend um Little Rock im Bundesstaat Arkansas belaufen sich etwa auf 2258 Dollar pro Steuerzahler – Rekord in den USA. In den City-Zentren von Pensacola, Florida und Columbia, South Carolina werden Schäden von 1700 beziehungsweise 1500 Dollar pro Kopf errechnet.

In den großen Metropolen ist das Verhältnis etwas günstiger: Im Großraum New York entsteht zwar mit 18 Milliarden Dollar mehr als in jeder anderen Gegend; pro Kopf bleibt aber ein Schaden von rund 960 Dollar. Steuerzahler in Los Angeles kommen auf 10 Milliarden Dollar oder 817 Dollar pro Person.

Angesichts des hohen Schadens und der schockierenden Zahl der Todesfälle fordert der AAA nun die Politiker zu neuen Maßnahmen auf: So sollen die Gesetze gegen unsicheres Fahren verschärft werden. Das ist auch dringend nötig, denn bisher sind die Vorschriften eher lax: Obwohl etwa das Telefonieren beim Fahren in fast allen Bundesstaaten verboten ist, kann die Polizei nur in vier Staaten Autofahrer bei Verstößen anhalten und zur Kasse bitten. In allen anderen Staaten kann das Telefonieren am Steuer nur bestraft werden, wenn der Fahrer gleichzeitig wegen anderer Delikte angehalten und belangt wird.

Ähnlich verhält es sich mit der Anschnallpflicht: Wer in den USA ohne Gurt unterwegs ist, verstößt damit zwar gegen das Gesetz, darf aber nicht angehalten und bestraft werden.

Erstaunlich genug, dass die Gesetze bisher nicht schärfer waren; doch dürfte es keinen wundern, wenn Washingtn nun aktiv wird. Milliarden-Risiken für die Konjunktur möchte – vor allem im Wahlkampf – kein Politiker auf sich sitzen lassen.
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