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Alt 16-11-2006, 07:27   #586
Starlight
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NYSE rückt näher an Europa

Die New York Stock Exchange schlägt wohl die Brücke über den Atlantik. Nachdem die Deutsche Börse ihr Interesse an Euronext zurückgezogen hat, ist für das New Yorker Traditionshaus der Weg zu einer Übernahme frei. Doch droht schon neue Konkurrenz, und zwar von den Investmentbanken.

Für die Frankfurter scheint das Thema Euronext vom Tisch zu sein. Nachdem die pan-europäische Börse, zu der die Häuser in Paris, Amsterdam und Brüssel gehören, an Gesprächen mit der Deutschen Börse nicht mehr interessiert war, zog man das Übernahmeangebot zurück – zurecht: Die Frankfurter waren zu keinem Zeitpunkt Favorit. Die Euronext hatte stets mit der Wall Street als starkem Partner in den USA geliebäugelt.

Dass man sich in Frankfurt ärgert, was sich an Kommentaren aus dem Management ebenso ablesen lässt wie an der Reaktion der Aktie, ist in New York kein Thema. Die NYSE bereitet sich auf die Expansion nach Europa vor, muss aber plötzlich neue Konkurrenz fürchten. Und zwar von Partnern, gegen die man normalerweise nicht im Wetbewerb steht.

Eine Gruppe von Investmentbanken will nämlich eine eigene Handelsplattform in Europa eröffnen. Unter ihnen sind die Citigroup, die Credit Suisse, die Deutsche Bank, UBS und Goldman Sachs, Morgan Stanley und Merrill Lynch. Damit sind erstmals fast alle „Global Player“ der Branche in ein gemeinsames Projekt integriert, nur zwei große Firmen fehlen: J.P. Morgan und Lehman Brothers.

Der Verbund der übrigen aber könnte für die europäischen Börsen tatsächlich zu einer Gefahr werden, vor allem aber für die London Stock Exchange. Denn dort werden die meisten Deals der beteiligten Firmen abgewickelt, die zur Zeit für etwa die Hälfte des europäischen Handelsvolumen zuständig sind.

Die Deutsche Börse muss sich vor dem neuen Spieler interessanterweise am wenigsten fürchten, denn in Frankfurt werden ohnehin nicht alle Aktien über die Börse direkt gehandelt. Der Anteil der börsenintern abgewickelten Deals ist in London höher, ganz zu schweigen von kleineren Börsen wie der Borsa Italiana. In Rom werden alle Geschäfte direkt über die Börse gemacht, man wird also – vor allem wegen der neuen Regulierungen durch die EU – einen Sonderstatus verlieren und künftig auf mehr Wettbewerb reagieren müssen.

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Alt 16-11-2006, 17:44   #587
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Drei IPOs erzählen drei Geschichten

Drei Unternehmen aus drei verschiedenen Branchen wagen zum Wochenschluss den Sprung an die Börse. Doch die drei IPOs sind höchst unterschiedlich bewertet und geben einen guten Einblick darauf, was an der Wall Street in und out ist. Alles was mit Autos zu tun hat, langweilt Anleger – alles was mit Öl zu tun hat, ist gefragt.

So kommt es, das ausgerechnet die prominenteste und größte Firma vor ihrer Erstnotierung am schwächsten da steht. Der Autovermieter Hertz, der bis vor einem Jahr zu Ford gehörte und dann von einer Investorengruppe um Merrill Lynch und die Carlysle Group ausgekauft wurde, wird 88,2 Millionen Aktien für 15 Dollar an den Mann bringen. Damit ist er Ausgabepreis geringer als erwartet, man hatte ursprünglich eine Spanne zwischen 16 und 18 Dollar pro Papier angestrebt.

Für die zwischenzeitlichen Eigner lohnt sich das Geschäft, denn die verdienen durch den immerhin 1,32 Milliarden Dollar schweren Börsengang dicke Boni. Doch gerade deshalb winken Analysten an der Wall Street ab, zumal das Mietwagen-Geschäft nun einmal nicht zu den Branchen gehört, auf die in naher Zukunft unerwartetes Wachstum zukommen dürfte.

Im Öl-Sektor sieht es da ganz anders aus: Die Halliburton-Tochter KBR wird 27,84 Millionen Aktien zu 17 Dollar platzieren und schafft damit einen Preis am oberen Ende der angepeilten Spanne – daran ändert auch der Machtwechsel in Washington nicht, der Halliburton künftig wohl den direkten Zugang zum Pentagon blocken wird.

Auch das wichtigste IPO der Woche hat mit Öl zu tun, darüber hinaus aber noch mit anderen Rohstoffen. Die Rohstoff-Börse NYMEX gibt erstmals Papiere aus. Damit tritt ein traditionsreicher Handelsplatz aus seinem Schattendasein, der seit 1872 in New York ansässig ist, aber für Privat-Anleger erst eine Rolle spielt, seit Derivate das Interesse an Rohstoffen gehoben haben und der Ölpreis zudem volatiler geworden ist und Konjunktur und Aktienmarkt stärker beeinflusst.

Das Interesse an NYMEX-Aktien ist im Vorfeld so groß, dass die Emmission in den letzten Tagen noch einmal um 10 Prozent vergrößert werden musste. Man gibt nun 6,5 Millionen Aktien zwischen 54 und 57 Dollar aus. Analysten halten diesen Preis für viel zu niedrig, was in den letzten Stunden vor der Erstnotierung den Run noch einmal verstärken dürfte.

Dabei könnten die Analysten durchaus Recht behalten. Die Geschäfte an der NYMEX laufen auf Hoch-Touren, und die Börsengänge anderer Handelsplätze in jüngster Zeit haben Anlegern beachtliche Renditen gebracht. Drei Rohstoff- und Optionsmärkte sind in den letzten anderthalb Jahren an den Start gegangen, die International Securities Exchange, das Chicago Board of Trade und die IntercontinentalExchange – im Schnitt haben die Papiere seither um 150 Prozent zugelegt. Die NYMEX-Aktie könnte ebenso gut oder noch besser laufen, zumal viele Kritiker der Rohstoff-Börse lange vorgeworfen haben, zu spät ins elektronische System eingestiegen zu sein. Das hat man aber nun von der CBOT lizensiert, seither sind die Umsätze gestiegen.

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Alt 17-11-2006, 19:19   #588
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Thanksgiving an der Wall Street

Thanksgiving ist der höchste Feiertag in Amerika, und Anleger haben diesmal allen Grund, "Danke" zu sagen.

Trotz uneinheitlicher Konjunkturdaten klettern die Blue Chips von einem auf´s nächste Allzeit-Hoch, zahlreiche Einzelaktien stehen auf Höchstständen, darunter Google auf mehr als 500 Dollar und Warren Buffet´s Holding Berkshire Hathaway auf mehr als 100 000 Dollar. Börsengänge scheinen auf Erfolg abonniert, das IPO der Rohstoff-Börse NYMEX war zuletzt gar die erfolgreichste Emmission seit mehr als sechs Jahren.

Angesichts dieser starken Performance der Märkte in den letzten Monaten verabschiedet sich der Wall Street Insider für eine Woche in den Thanksgiving-Urlaub. Die nächste Kolumne gibt es am Montag, den 27. November 2006, zur gewohnten Zeit.

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Alt 21-11-2006, 07:33   #589
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Insiderverkäufe deuten auf ein Ende der Rally hin

...

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...n-1280849.html
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Alt 29-11-2006, 22:35   #590
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Das (Weihnachts-)Lied von der Inflation

Es weihnachtet sehr an der Börse. Am Freitag wird an der Wall Street der Weihnachtsbaum offiziell angeknipst, das Weihnachtsgeschäft bestimmt schon seit Tagen die Aktien der Einzelhändler, und nun hält das Fest auch noch für einen Inflations-Index her – der ist nicht ganz ernst gemeint, zeigt aber doch interessante Trends auf.

Seit Jahren nämlich messen die Analysten der PNC Bank die Inflation im Land nicht nur anhand der Erzeuger- und Verbraucherpreise. Nein, einmal im Jahr kramt man eine sehr traditionelle Einkaufsliste zusammen, die in Amerika jedes Kind kennt. Sie ist Inhalt des Weihnachtsliedes „The twelve days of Christmas“ und zählt auf, was der Held seiner Liebsten in den Tagen vor dem Fest schenkt.

Das fängt ganz bescheiden an mit einem „Rebhuhn in einem Birnbaum“. Hinter diesem Geschenk allerdings verbrigt sich schon ein hoher Inflationsfaktor. Während der Preis des Huhns gegenüber den vergangenen Jahr unverändert ist, hat der Preis für einen Birnbaum um 44 Prozent zugelegt – die hohe Nachfrage nach Zierbäumen aus einem bis vor kurzem noch boomenden Häusermarkt ist schuld.

Um 20 Prozent haben sich die „vier singenden Vögel“ verteuert, die den Liebenden in diesem Jahr 480 Dollar kosten, ansonsten sind die Preise für die Geschenke der ersten Tage durchweg konstant geblieben. Unter ihnen sind weitere Tiere (Tauben, Hennen, Gänse, Schwäne) aber auch fünf goldene Ringe. Nun ist der Goldpreis an den Rohstoffmärkten in den vergangenen zwölf Monaten zwar gestiegen, den Schmuckhandel hat das laut der PNC Bank aber nicht belastet: Die vier Ringe schlagen wie im Vorjahr mit 325 Dollar zu Buche.

Je näher das Fest rückt, desto festlicher wird es im Weihnachtslied – aus ist´s mit einfachen Geschenken. Für frische Milch sorgen „acht melkende Mägde“. Deren Preis ist gleich geblieben. Das Melken zählt zu den ungelernten Arbeiten in der Landwirtschaft und wird mit Mindestlohn beglichen, der seit Jahren unverändert bei 5,15 Dollar pro Stunde notiert.

Die Lohninflation im Unterhaltungsbereich ist deutlich größer, und die macht Weihnachten nun teuer – jedenfalls nach dem bekannten Lied. Für „neun tanzende Damen“ gilt es in diesem Jahr mit 4576 Dollar 4 Prozent mehr zu berappen als im Vorjahr. „Zehn springende Herren“ kosten mit 4039 Dollar 3 Prozent mehr, die „elf pfeifenden Pfeifer“ verlangen für ihr Gastspiel einen Aufschlag von 3,4 Prozent, gleiches gilt für die „zwölf trommelnden Trommler“, die am letzten Tag den Weihnachtsreigen abrunden.

An der Wall Street gehen die Erkenntnisse aus dem Weihnachts-Index nicht spurlos vorbei. Konjunktur-Beobachtern fällt sofort auf, dass erstmals seit neun Jahren die Lohnkosten stärker zugelegt haben als die durchschnittliche Inflation. Für viele könnte das ein ernst zu nehmendes Signal sein, und sei es auch nur, weil es für einmal um eine Tatsache geht und nicht – wie oft in den Reden der Notenbanker – um eine Vermutung oder Prognose.

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Alt 30-11-2006, 19:46   #591
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Geld verteilen statt vermehren

Die Wall Street ist, warum die Finanzwelt Tag für Tag nach New York blickt. Doch liegt nicht alles Geld der Stadt im Börsenviertel an der Südspitze. Uptown wohnen die Reichen, und denen geht es nicht nur darum, ihr Geld zu vermehren, sondern immer mehr darum, ihr Geld zu verteilen. Für viele kommt mit Geld auch Verantwortung.

Einige solcher Philantropen, darunter George Soros, versammelten sich in dieser Woche im Waldorf-Astoria, um im Rahmen eines deutsch-amerikanisch-jüdischen Gala-Abends einen Mann zu ehren, der sich eine gerechtere Verteilung des Wohlstands auf der Welt zur Lebensaufgabe gemacht hat: James D. Wolfensohn, den früheren Präsidenten der Weltbank. Die Laudatio hielt kein geringerer als der deutsche Bundespräsident Horst Köhler, der dem Internationalen Währungsfond vorstand, als Wolfensohn sein wichtigster Partner im globalen Geschäft war.

Wolfensohn bekam am Mittwochabend in New York die prestigeträchtige Leo-Baeck-Medaille überreicht. Die etwa 300 Gäste labten sich an Filet Mignon und Spargelspitzen gefolgt von einer Mousse-au-Chocolat-Pyramide mit karamelisierten Mandeln, einer Spezialität des Hauses. Sie hatten für den wichtigsten Fundraiser des jüdischen Kulturinstitutes jeweils 750 Dollar gezahlt, und dürften die edlen Speisen als Beigabe betrachtet haben – im Mittelpunkt standen warme Worte engagierter Politiker.

Den Anfang machte Henry Kissinger. Der frühere amerikanische Außenminister, dessen Akzent die deutsche Herkunft bis heute mit jedem Wort offenbart, stellte die Weggefährten Köhler und Wolfensohn als zwei persönliche Freunde mit großem, selbstlosem Engagement vor. Köhler ging ins Detail und zeichnete die Arbeit mit dem ehemaligen Weltbank-Chef nach, den er seinerzeit bei einem Antrittsbesuch auf dem Landsitz in Jackson Hole, Wyoming, kennengelernt hatte.

„Dein Motto“, so Köhler zu Wolfensohn, „war immer: Der Stärkere muss Mitverantwortung für den Schwächeren tragen.“ Nach diesem Motto habe man jahrelang in Afrika und den Entwicklungsländern anderer Regionen gearbeitet – mit einigem Erfolg. Man sei dem Ziel, die globale Armut bis 2015 auf die Hälfte zu reduzieren, seit Wolfensohns Anfängen, ein gutes Stück näher gekommen.

Dass dies nicht nur sozial und menschlich wichtig sei, sondern letztlich politisch und für das Überleben der Gesellschaft die Grundbedingung, machte Wolfensohn dann selbst klar. „Wir sitzen hier in New York und glauben, der Mittelpunkt der Welt zu sein“, mahnte der bald 73-Jährige. „Dabei verschiebt sich das Gewicht, und in wenigen Jahren sind China, Indien, Russland und Mexiko die wichtigsten Länder.“

Dieser Umstand ist an der Wall Street wohlbekannt. Dass er am Mittwochabend in Anwesenheit einflussreicher Millionäre, zahlreicher Politiker und einem Großteil der deutsch-amerikanischen Diplomatie wieder einmal besprochen wurde, macht die Welt nicht auf einen Schlag besser, hält die Diskussion aber lebendig und unterstreicht die Wichtigkeit dieses Problems.

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Alt 04-12-2006, 18:52   #592
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Ist Santa Claus schon wieder weg?

Die amerikanischen Börsen hatten in den letzten vier Monaten eine Kletterpartie, wie man sie nicht oft sieht. Nun geht es auf das Jahresende zu, und in den nächsten Tagen stellen sich Anleger nur die eine Frage: Was bringt der Weihnachtsmann? Schaffen Dow und Co. noch ein paar Prozent?

Allzuviele Experten an der Wall Street wetten nicht darauf, dass der Weihnachtsmann noch weitere Gewinne bringt. Die „Santa Claus Rallye“ – so beliebt diese Tradition ist – könnte der Markt in diesem Jahr bereits hinter sich haben.

Ganz überraschend wäre das nicht. Schon in den vergangenen Jahren kamen die Kursgewinne zu Weihnachten immer früher, in diesem Jahr nun sind die Börsen extrem früh durchgestartet. Nach starken Gewinnen in den historisch schwachen Monaten August und September, im historisch auch nur durchschnittlichen Oktober und zuletzt noch im November könnte sich Santa Claus bereits zum Erntedankfest verabschiedet haben.

Wo immer der Bärtige nun sitzen mag, an der Wall Street analysiert man vier Wochen vor Jahresende, warum es die Börsen ungeheuer schwer haben dürften, in absehbarer Zeit noch zu klettern. Einige Gründe liegen auf der Hand: Der schwache Dollar macht Anlegern im In- und Ausland sorgen, zudem drückt der hohe Ölpreis auf die Stimmung. Falls der Winter kalt wird, und in den letzten Tagen sind die Temperaturen empfindlich gesunken, ist mit hohen Heizkosten zu rechnen.

Hohe Heizkosten aber belasten weiter den Verbraucher, dessen Konsumausgaben ohnehin rückläufig sind. Dazu kommt, dass der Immobilien- und der Automobilmarkt für zahlreiche Analysten schon im Bereich einer Rezession eingestuft werden, und dass zuletzt auch die Aktivitäten im Produzierenden Gewerbe deutlich nachgelassen haben. Die „weiche Landung“, die die Notenbank nach den jahrelangen Zinsanhebungen angestrebt hatte, ist zunehmend gefährdet.

Für weitere Kursgewinne vor dem Fest spricht also nicht viel, außer vielleicht der lieben Tradition. Denn seit 1950 war der Dezember für die US-Börsen mit einem durchschnittlichen Plus von 1,7 Prozent der stärkste Monat. Sich angesichts der aktuellen Lage an der Wall Street aber auch die Geschichte zu verlassen, könnte sich als Fehler erweisen und manchem Anleger das Weihnachtsfest verderben.

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Alt 05-12-2006, 19:44   #593
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Weihnachtsmann und Job-Killer

Der sonst so biedere John Thain genoss seine erste vorweihnachtliche Bescherung sichtlich. Flankiert von zwei Supermodels warf er mit Superlativen nur so um sich: Der Weihnachtsbaum der Börse sei der schönste in ganz New York, der älteste sowieso, und als hätte keiner das Lichterspektakel am Rockefeller Center gesehen, applaudierten die umstehenden Börsianer brav.

Angesichts der jüngsten Spekulationen um den Handel im letzten Monat des Jahres, und darüber, ob denn nun mit einer Santa-Claus-Rallye noch zu rechnen sei, war völlig klar, wernn der Chef der New Yorker Börse mit seiner großen Rede beeindrucken wollte: den Weihnachtsmann selbst. Viele an der Börse sind abergläubischer als sie das je zugeben würden, und mancher glaubt ganz fest, dass die 10 000 Lichter am Tannenbaum und die fußballgroßen Kugeln den Bärtigen doch noch einmal zurückbringen könnten.

Käme Santa Claus tatsächlich noch einmal vorbei, wäre das nicht weniger als eine Sensation. Die amerikanischen Börsen haben bereits eine fünfmonatige Rallye hinter sich und müssen sich auf einem wackligen konjunkturellen Fundament behaupten. Nach einer Rallye zum Weihnachtsfest sieht das eigentlich nicht aus, doch hat der Monat zunächst ganz gut begonnen. Dass die Blue Chips am Montag im Plus schlossen und einen zweistelligen Prozentverlust bei Pfizer wegsteckten, ist schließlich nicht normal.

Solcherlei Ereignisse nun machen es den Börsianern einfach, ihrem Berufsoptimismus nachzugehen. Doch immer wieder dringen düstere Töne durch. „Wer ist denn der Hübsche mit der Brille?“, witzelte ein Händler am Montag kurz vor der Schlußglocke und deutete auf John Thain, der inmitten der Supermodells auf den Countdown wartete. „Das ist der Mann, der dir bald deinen Job streicht“, witzelte ein anderer zurück.

Gut, dass auf dem Parkett alle Spaß verstehen. Die lockere Art der Händler hilft ihnen über eine tiefe Existenzkrise hinweg, denn die Reformen der Börse werden über kurz oder lang tatsächlich dazu führen, dass mancher Händler sich nach einer neuen Stelle umsehen darf. Die sukzessive Umstellung auf den elektronischen Handel wird künftig mehr und mehr Geschäft von dem einst so geschäftigen Parkett nehmen.

Sicher wird die Wall Street ihr Parkettgeschäft nicht ganz so drastisch zurückfahren, wie das andernorts – zum Beispiel in Frankfurt – geschehen ist. Immerhin läuft in Amerika auch bei einer Börse viel über die mediale Vermarktung, und die baut auf das geschäftige Treiben im Hintergrund der Fernsehreportagen. Doch steht die Kostensenkung im Vordergrund, und mit der eben beschlossenen Zusammenlegung der regulatorischen Behörden ist es an der NYSE lange nicht getan.

Auch mit dem Verzicht auf einen eigenen Friseur in der Börse und Kürzungen in Lounge und Kantine wird es auf Dauer nicht getan sein. Nein, es wird ruhiger werden auf dem Parkett, denn nur so kann die Börse auf lange Sicht wieder wachsen. 2006 war ein gutes Jahr für die Indizes, doch in bezug auf Börsengänge hinkt der wichtigste Handelsplatz der Welt hinter früheren Vergleichsdaten zurück.

All das passte nicht in die mit Superlativen durchsetzte Rede von John Thain. Und vielleicht gehörte es so kurz vor Weihnachen auch nicht hinein. Mit dem „schönsten Weihnachtsbaum der Stadt“ und einigen Weihnachtsliedern vom Börsenchor dargeboten wollte man schließlich Santa Claus anlocken. Wenn der schon nicht alle Arbeitsplätze an der Wall Street sichern kann, so doch wenigstens noch ein paar Indexpunkte zum Jahresausklang.

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Alt 06-12-2006, 19:15   #594
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Rätsel um den Arbeitsmarkt

Wie stabil ist die amerikanische Konjunktur? Wie hoch ist die Inflation? Wie stark wächst der Arbeitsmarkt? Was macht der Verbraucher? Gerade in den letzten Wochen des Jahres stehen diese Fragen an der Wall Street im Vordergrund. Der Arbeitsmarkt rückt am Freitag in den Mittelpunkt, vorer gibt es wilde Spekulationen.

Ausgerechnet der Arbeitsmarkt, der vielleicht wichtigste Bereich in der Diskussion über Wohl und Weh der amerikanischen Konjunktur, ist dabei der rätselhafteste. Am Freitag wird man Details erfahren über die Zahl der neuen Stellen, das Lohnwachstum, die Arbeitslosenquote – vorher gibt es die wildesten Spekulationen.

Das private Umfrageinstitut ADP hat ermittelt, dass im November 158 000 neue Stellen geschaffen worden sein sollen. Dazu kommen noch die rund 15 000 im öffentlichen Dienst, die ADP stets ausklammert. Damit würden die Prognosen der Wall Street auf 110 000 neue Jobs im November deutlich übertroffen. Von Euphorie ist man auf dem Parkett aber weit entfernt, denn in den vergangenen Monaten lag der ADP-Index so häufig und so weit daneben, dass Experten auf den Indikator höchstens mit einem Schulterzucken reagieren.

Zumal es noch andere Unstimmigkeiten gibt, die einen allzu optimistischen Blick auf den Arbeitsmarkt verstellen. Da wäre vor allem das Problem der fehlenden Gehaltserhöhungen. Obwohl die offiziellen Arbeitslosenquoten so niedrig sind wie selten zuvor – 1,9 Prozent bei Hochschulabsolventen und 5,8 Prozent bei den anderen –, sind die Löhne und Gehälter im dritten Quartal nur um 4,3 Prozent gestiegen. In den vergangenen Jahren lag dieser Wert zwischen 6 und 8 Prozent. Davon können amerikanische Arbeitnehmer zur Zeit nur träumen, denn auch in 2007 sollen die Zahlungen nicht um mehr als 4 Prozent klettern, wie einige Analysten befürchten.

Das mögen gute Nachrichten sein für die Arbeitgeber, deren Kosten also weniger stark steigen. Der Arbeitnehmer aber ist zugleich der Verbraucher, und er steht hinter zwei Dritteln der amerikanischen Wirtschaft. Da er bereits unter einem schwachen Immobilienmarkt und vor allem im bevorstehenden Winter unter hohen Kosten für Heizöl leidet, zeichnet sich hier ein Problem ab.

Abgesehen davon, dass die schwach steigenden Vergütungen am Arbeitsmarkt einfach nicht zu den starken Statistiken passen wollen, die Washington jeden Monat vorlegt. Die Formel, mit der das Arbeitsministerium die Arbeitslosenquote berechnet, ist ja seit jeher umstritten. Nun häufen sich skeptische Zwischenfragen, man traut dem Frieden nicht.

Die Analysten bei Moody´s sehen allerdings den Fehler weniger in Washington als bei den Unternehmen. Die würden die steigenden Gewinne aus einer verbesserten Profitabilität einfach nicht an die Arbeiter weiterreichen. Jedenfalls jetzt noch nicht. Ein Wendepunkt sei aber sicher nicht mehr fern, meinen die Ökonomen.

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Alt 11-12-2006, 18:31   #595
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Bringt die Notenbank nur „old news“?

Der Countdown läuft. In wenigen Stunden fällt die amerikanische Notenbank eine Zinsentscheidung und gibt eine Erklärung ab, aus der die Wall Street hofft, auf die weitere Fed-Politik schließen zu können. Vorher häufen sich die Zweifel daran, dass Ben Bernanke & Co. irgendetwas neues zu sagen haben.

Um es vorweg zu nehmen: Die Zinsentscheidung selbst ist an der Wall Street nicht einmal ein Thema. Der Offenmarktausschuss wird wohl den Leitsatz unverändert bei 5,25 Prozent belassen, das steht so gut wie fest. Viel wichtiger ist jedoch, was in der begleitenden Presseerklärung steht, in der die Fed nach jeder Sitzung ihre Entscheidung begründet und Hinweise auf die künftigen Trends gibt.

Doch auch die Presseerklärung könnte die Experten im Financial District enttäuschen. Man wäre sehr überrascht, wenn sich am aktuellen Wortlaut irgendetwas ändere, schreibt Wells Fargo. Damit könnte man durchaus recht haben, denn die Fed ist nicht dafür bekannt, allzu eloquent zu erörtern, was im Meeting besprochen wurde. Regelmäßig ist das Statement von Bernanke & Co. von mehr oder weniger allgemeinen Einsichten geprägt, die den Währungshütern selbst im Falle einer richtungsweisenden Aussage immer ein Hintertürchen offen lassen.

Im Statement am Dienstag wird die Fed wieder erklären, dass Inflation die Hauptsorge der Notenbank sei. Dass die jüngsten Inflationsdaten, vor allem auch die Lohninflation, deutlich moderater ausgefallen sind als zunächst erwartet, ändert daran nichts. Denn was sonst sollte die Hauptsorge der Fed sein? Eine Rezession, etwa? Eine solche legt der jüngste Arbeitsmarktbericht nicht nahe, und auch die zuletzt schwachen Daten aus dem Produzierenden Gewerbe oder die angespannte Lage im Immobilien- und im Automobilsektor werden noch keinem Notenbanker das R-Wort in den Mund legen.

Und noch aus einem anderen Grund liegt allein der Gedanke an eine Rezession fern. Nachdem man die Zinsen zwei Jahre lang schrittweise angehoben hat und sich dabei trotz oft lautstarker Proteste des Marktes sehr sicher fühlte, muss eine „weiche Landung“ gelingen, also ein Übergang zu einer Zeit stabiler Zinsen, kontrollierter Inflation und attraktiven Wirtschaftswachstums. Die Fed hat dieses Ziel vor Augen, und jetzt von einer Inflation zu sprechen, wäre schon deshalb riskant, weil sich an der Wall Street Prophezeihungen oft von selbst erfüllen.

Die Notenbank wird also an ihrem bisherigen Statement festhalten und keine weiteren Anhaltspunkte dazu liefern, ob die Zinsen nun im ersten Quartal gesenkt würden – und warum. Der Markt wird sich seine Wahrheiten und seine Prognosen in den Stunden und Tagen nach der Sitzung selbst zusammensuchen.

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Alt 12-12-2006, 17:51   #596
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Transatlantische Feindschaft

An den amerikanischen Börsen gibt es zur Zeit Merger ohne Ende. Am interessantesten allerdings sind die, an denen die Börsen selbst beteiligt sind, denn die Geld-, Aktien- und Rohstoff-Märkte erleben die größte Umstrukturierung ihrer Geschichte. Mitten im Gewühl sitzt die Nasdaq, die ihr Übernahmeziel in London notfalls erobern will.

Anders wird das freilich auch nicht mehr gehen, denn die London Stock Exchange, seit fast einem Jahr der auserwählte Partner für die elektronische Börse mit Sitz am New Yorker Times Square, hat ein Übernahmeangebot schon zwei Mal abgelehnt. Auch für die jüngst gebotenen 1,243 Pfund pro Papier will man sich nicht von den Amerikanern auskaufen lassen, man hält das eigene Haus von der Nasdaq für deutlich unterbewertet.

Die Nasdaq unterdessen will ihr Angebot auf keinen Fall aufstocken. Immerhin: Die jüngste Offerte lag schon satte 30 Prozent über den 0,95 Pfund, die man im vergangenen März geboten hatte. Damals hatte man 4,2 Milliarden Dollar für den Kauf der LSE eingeplant. Dabei ist der Wert des Londoner Handelsplatzes sicher nicht gestiegen. Im Gegenteil: Die Ankündigung einiger großer amerikanischer Brokerhäuser, darunter Citigroup, Goldman Sachs und Morgan Stanley, eine eigene elektronische Handelsplattform aufzubauen, hat die Aktien der LSE einbrechen lassen.

Die Nasdaq hat es einigermaßen eilig, ihre Expansion nach Europa durchzuziehen. Denn die Konkurrenz seitens anderer Börsen, die ihrerseits fast wöchtlich Kooperationen und Übernahmen melden, nimmt ständig zu. Einige bekannte Häuser sind unter Käufern heiß begehrt, die LSE nicht zuletzt. Schließlich ist erst vor wenigen Monaten ein Übernahmeangebot der Frankfurter Börse abgelehnt worden.

Entsprechend hat man nun auch die Bedingungen für eine feindliche Übernahme heruntergeschraubt. Die Nasdaq, die sich schon rund 28 Prozent der Anteile an der LSE gesichert hat, will schon zuschlagen, sollten nur 50 Prozent der Anteile hinter einem Merger stehen. Anfangs hatte man noch auf die Zustimmung von 90 Prozent der Aktionäre gesetzt.

Die neue, niedrigere Hürde und der mittlerweile höhere Anteil der Nasdaq führen dazu, dass nur noch eine überschaubare Zahl von LSE-Eignern an einer Kooperation mit der Nasdaq interessiert sein müssen, die Zustimmung zahlreicher Hedgefonds und anderer Investoren braucht man nicht mehr. Diese waren zuletzt verstärkt bei der LSE eingestiegen, um von steigenden Übernahme-Angeboten zu profitieren.

Die Eigner der LSE haben nun bis zum 11. Januar Zeit, ihre Haltung zu einer möglichen Übernahme durch die Nasdaq kund zu tun.

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Alt 14-12-2006, 20:24   #597
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Die Öl-Krise im Irak

Eigentlich hatte man angenommen, dass Washington eine Woche nach Vorlage des Irak-Berichts einer parteiübergeifenden Experten-Kommission nur ein Thema kennen würde, nämlich die Restrukturierung des dortigen Feldzugs. Doch scheint es zur Zeit keiner eilig zu haben, eine Strategie zu finden, am wenigsten US-Präsident George W. Bush.

Für den läuft zur Zeit alles so schlecht wie möglich. Die Irak-Kommission – obwohl einer ihrer Vorsitzenden der langjährige Bush-Freund James Baker war – hat dem Feldherrn und seinen Planern im Pentagon ein verheerendes Zeugnis über den Irakkrieg ausgestellt. Außer der super-radikalen New York Post haben die Medien in den letzten Tagen einigermaßen kritisch über das Thema berichtet, und folgerichtig wurden Bushs Umfragewerte am Donnerstagmorgen auf einem neuen Tiefstand gemeldet.

Eine weitere Studie über die Verhältnisse im Irak könnte den amerikanischen Präsidenten jetzt noch tiefer fallen lassen. Denn während Bushs Gönnern und Kritikern längst klar war, dass es dem Texaner bei seinen Bemühungen im Nahen Osten vor allem oder zumindest auch um Öl ging, werden jetzt immer mehr Details darüber bekannt, wie schlecht es auch an dieser Front läuft.

Am Anfang hatte alles – wie auch in anderen Bereichen des Krieges – ganz optimistisch geklungen. Nach einem erfolgreichen Feldzug würde der Wiederaufbau eines neuen Irak die Amerikaner gar nicht allzu viel kosten, sondern ließe sich größtenteils oder komplett aus den Öl-Umsätzen des Staates begleichen. Das klang einleuchtend, schließlich verfügt Irak nach Saudi-Arabien über die zweitgrößten Öl-Vorräte der Welt. Rund 115 Milliarden Fass sollen zwischen Mosul und Basrah unter der Erde liegen.

Sofort nach Kriegsende könnte der Irak mit bestehenden Anlagen mindestens 3,5 Millionen Fass pro Tag fördern, binnen weniger Jahre sollten es 6 Millionen Fass pro Tag sein. Damit hätte der Irak bei aktuellen Ölpreisen Einnahmen von rund 130 Milliarden Dollar im Jahr. Doch davon ist man im Krisengebiet weit entfernt. Laut der Internationalen Energiebehörde werden zur Zeit höchstens 1,9 Millionen Fass pro Tag gefördert, mindestens 500 000 davon – also mehr als ein Viertel – verschwindet auf dem Schwarzmarkt.

Damit wäre auch das größte Problem angesprochen, das die Produktion im Irak belastet. Es sind nämlich nicht so sehr die fehlenden Anlagen, sondern es ist eine mangelnde Ordnung und Organsation in einem kriegsgeschüttelten Land, die eine schnellere Erholung verhindern.

Allein die Verteilung der Öl-Umsätze sei ein Hauptproblem, meinen Experten. Zur Zeit gehen die Umsätze für aktuell gefördertes Öl zentral an die Regierung, die Umsätze mit künftigen Förderungen gehen an die jeweilige Region. Dort bekriegen sich dann die Stämme. Im an Öl reichen Norden des Landes regieren die Kruden, im Süden die Schiiten. Nur in den Sunni-Gebieten gibt es kaum Quellen. Dass man diese Gruppe bislang entsprechend nicht an den Geschäften beteiligt hat, führt zu regelmäßigen Terroranschlägen auf Öl-Quellen und Pipelines. Hier tut eine neue Regelung unter Einbeziehung aller Völkergruppen Not.

Auf der anderen Seite muss die Korruption im irakischen Öl-Geschäft ausgemerzt werden. Ein Mitglied der Irak-Kommission berichtet, dass in einer Raffinierie bei Bagdad täglich derart viel Öl gestohlen wird, dass sich eine Schließung der Anlagen finanziell rechnen würde. Das Öl wird regelmäßig von einer Truck-Flotte abgeholt, die schon zu Zeiten Saddam Husseins aktiv war, als der das Öl-for-Lebensmittel-Programm der Vereinten Nationen missbrauchte.

In all dem Gewirr trauen sich besser organisierte ausländische Konzerne kaum ins Land. Unternehmen, beispielsweise aus den USA, wissen zur Zeit nicht, mit wem sie langfristige Verträge über die Förderung von Öl schließen können. Direkte Folge: Irak verdient noch immer kein Geld mit dem Export des schwarzen Goldes. Für George W. Bush ist das eine weitere Niederlage, für den Irak eine verpasste Chance.

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Merger-Monday? - Merger-Jahr

Kurz vor dem Jahreswechsel feiert die Wall Street gerne die vergangenen zwölf Monate. Anlass gibt es zur Genüge, denn 2006 war – bisher – ein Rekordjahr in vielerlei Hinsicht. Beachtliche Kursgewinne gab es, Rekordgewinne bei den Unternehmen und so viele Merger und Übernahmen wie nie zuvor.

Vor allem die Merger und Übernahmen machen die letzten zwölf Monate wohl zu einem Ausnahmejahr. Nie zuvor war der Heißhunger auf Unternehmen so groß wie in 2006, nie zuvor haben derart viele Transaktionen die internationalen Börsen angetrieben. Regelmäßig prasselten am „Merger Monday“ Übernahmemeldungen auf die Wall Street ein, zuletzt in dieser Woche mindestens acht, von denen drei mit mehr als 10 Milliarden Dollar bewertet waren.

Im gesamten zurückliegenden Jahr, das ja noch nicht ganz vorbei ist, gab es weltweit 34 785 Übernahmen, deren durchschnittlicher Wert bei mehr als 100 Millionen Dollar lag. Damit hat die Wall Street in 2006 nicht nur mehr Transaktionen gesehen als je zuvor, sondern auch teurere. Insgesamt beläuft sich das Übernahmevolumen nun auf mehr als 3,5 Billionen Dollar. Das ist etwas mehr als im bisherigen Rekordjahr 2000, und man hat sich von den Tiefständen vor einigen Jahren deutlich erholt: Im Jahr 2002 gab es Transaktionen für gerade einmal etwas mehr als 1 Billion Dollar.

Angestoßen wurde das M&A-Jahr ironischerweise mit der 67 Milliarden Dollar schweren Übernahme des Telekomspezialisten BellSouth durch den Dow-notierten Branchenriesen AT&T – ausgerechnet dieser Deal gilt zum Jahresende als einer der unsichersten. Macht AT&T nicht weitere Zugeständnisse an die entscheidende Kommunikationsbehörde, könnte man auf eine Genehmigung lange warten. Ein republikanisches Ausschuss-Mitglied hat sich wegen Befangenheit zurückgezogen, zwischen den verbleibenden zwei Republikanern und zwei Demokraten steht nun ein Unentschieden.

Abgesehen von einzelnen Geschichten zeigt das zu Ende gehende Jahr aber zwei interessante Trends auf: Private Investoren haben in 2006 einen größeren Anteil an Übernahmen gehabt als je zuvor. Ein gutes Drittel der gesamten M&A-Aktivitäten waren Privatisierungen, darunter die Aufsehen erregenden Milliarden-Deals mit dem Kasino-Riesen Harrah´s Entertainment, dem Kabelanbieter Clear Channel Communications und dem Energie- und Pipeline-Spezialisten Kinder Morgan.

Interessant ist auch, wie immer mehr große Deals außerhalb der USA stattfinden. Hatte Corporate America in den vergangenen Jahren stets den Löwenanteil, haben in diesem Jahr nur noch drei der größten zehn Merger und Übernahmen in Amerika stattgefunden. Insgesamt beläuft sich das Volumen der US-Deals auf 1,4 Billionen Dollar, und das wiederum ist kein Rekord. Im Jahr 2007 haben sich die M&A-Transaktionen in den USA auf 1,7 Milliarden Dollar summiert.

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Alt 20-12-2006, 20:25   #599
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Ende der Rally in Sicht?

Von Mark Arbeter

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Alt 22-12-2006, 20:33   #600
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Ein Rekordjahr geht zu Ende

An der Wall Street ist man ja nie zufrieden. Dass die großen Indizes nun vor Weihnachten drei Tage in Folge mit Verlusten handelten, das vermieste manchem die Festtagsfreude. Dabei können sich Anleger an den US-Börsen nicht beschweren. Im Gegenteil: 2007 war ein starkes Jahr, und der Dezember kann sich auch sehen lassen.

Man mag vielleicht das erste Halbjahr einmal außer acht lassen. Mit 10 717 Punkten hatten die Blue Chips das Jahr 2006 begonnen. Dann ging es bis Mai in steten Wellenbewegungen nach oben, bis der Markt genug hatte. Allgemeine Sorgen um die Konjunktur und Zinsanhebungen durch die Fed, die seinerzeit immer noch den Leitsatz hob, leiteten eine Kehrtwende ein, und Ende Juni fand sich der Dow-Jones-Index wieder genau da, wo er das Jahr begonnen hatte.

In der zweiten Jahreshälfte startete der Markt dann aber durch. Am 29. Juni hob die Fed zum bis dato letzten Mal die Zinsen an, seither notiert der Tagessatz unverändert bei 5,25 Prozent. Anleger hofften sogleich auf Zinssenkungen. Die blieben bisher aus, allein deren freudige Erwartung ließ aber die Börsen klettern. In den vier Monaten zwischen Juli und November kletterten die Blue Chips um satte 15 Prozent auf ein Allzeithoch von 12 342 Punkten. Dann kam der Dezember und mit ihm die bange Frage, ob denn nach einer solchen Kletterpartie die traditionelle Santa-Claus-Rallye noch möglich wäre.

Es sah anfangs nicht gut aus. Die Höhenluft bekam den Blue Chips nicht, es ging erst einmal wieder bergab, dann zwei Wochen wang im Krebsgang seitwärts. Erst zehn Tage vor dem Fest, draußen vor der Börse strahlte der Weihnachtsbaum mit seinen 3000 Lichtern und fußballgroßen NYSE-Ornamenten, fand Santa Claus den Weg zurück. Am 19. Januar schloss der Dow auf einem neuen Allzeit-Hoch von 12 471 Punkten, und wenn seither keine Gewinne mehr zu verzeichnen waren, dann sollte man es auch gut sein lassen.

Was könnten Anleger auch mehr erwarten? Die rasanten Gewinne an der Wall Street gingen einher mit einem Rekordjahr für Merger und Akquisitionen, mit Rekord-Boni im Financial District, wo die CEOs von Morgan Stanley und Goldman Sachs Weihnachtsgeld von 40 beziehungsweise 54 Millionen Dollar einsteckten. Die Rohstoffmärkte lieferten Rekordergebnisse und öffneten über die verstärkte Präsenz von Derivaten dem Privatanleger ein ganz neues Marktsegment. Die entsprechenden Börsen gewannen rasch an Bedeutung, zuletzt ging die Nymex selbst an die Börse – bestes Zeichen für den starken Trend hinter dem Geschäft mit Öl, Gas, Gold und anderen Rohstoffen.

Das zu Ende gehende Jahr lief also gut für die amerikanischen Börsen. Was 2007 bringen wird, hängt wohl in erster Linie von einigen konjunkturellen Rahmendaten ab. Zwischen Wirtschaftswachstum und Inflation muss die Notenbank ihre weitere Zinspolitik abwägen. Vieles deutet darauf hin, dass sich in den Fed-Sitzungen im Januar und Februar nichts tun wird.

Über die weiteren Entwicklungen informieren wir den geneigten Leser ab dem neuen Jahr wieder. In der Weihnachtswoche, die sich an der Wall Street vor allem durch extrem niedriges Handelsvolumen auszeichnet, bleibt das Büro geschlossen.

Frohe Weihnachten, einen guten Rutsch und auf ein erfölgreiches Börsenjahr 2007.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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