28.05.2004 11:00
Kursexplosion bei Senator
Daran hatten die Wenigsten noch geglaubt: Die schwer angeschlagene Senator Entertainment hat einen entscheidenden Schritt zu ihrer Sanierung erreicht. Die Aktie schoss am Morgen um sagenhafte 100 Prozent nach oben.
Allerdings relativiert sich der Kursgewinn durch das zuvor erreichte Kursniveau der Aktie: Am Donnerstag hatte der im General Standard notierte Titel den Handel bei 0,17 Euro verlassen. Mit der Kursverdoppelung auf 0,36 Euro hatte die Aktie nur wieder das Niveau von Anfang Mai erreicht. Am Vormittag bröckelte der Kursgewinn wieder deutlich ab.
Am Donnerstagabend nach Börsenschluss hatte Senator gemeldet, dass die Deutsche Bank AG London eine Kreditforderung von 168 Millionen Euro vom Gläubiger-Bankenkonsortium unter Führung der Bayerischen Landesbank übernimmt. Die Deutsche Bank erwerbe alle Forderungen und Rechte aus dem Konsortialkredit, einschließlich aller Sicherheiten.
Hoffnung scheint berechtigt
Damit ist Senator zwar noch nicht gerettet, aber die Hoffnung auf eine wie auch immer geartete Weiterexistenz des Filmproduzenten und Rechtehändlers scheint berechtigt. "Die Deutsche Bank AG London hat in einer ersten Stellungnahme erklärt, dass eine Steigerung des Unternehmenswertes durch Fortführung des operativen Geschäfts und eine Re-Fokussierung auf das Kerngeschäft von Senator beabsichtigt sei", teilte Senator mit.
Die Hauptversammlung müsse nun am 17. Juni über das Sanierungskonzept entscheiden. Dieses sehe vor, das Unternehmen als Aktiengesellschaft im Wesentlichen zu erhalten und fortzuführen.
Bewertung schwierig
Welche bitteren Pillen die Aktionäre dabei zu schlucken haben, muss abgewartet werden. Denkbar wäre etwa eine Kapitalherabsetzung mit anschließender Kapitalerhöhung, die einer Teilenteignung der Alteigentümer gleich käme. Entsprechend unsicher sind die Börsianer, viel die Aktie unter dieser neuen Chance-Risiko-Konstellation wert ist.
Anfang April hatte Senator trotz Kinohits wie "Das Wunder von Bern" und "Good Bye, Lenin!" wegen massiver Abschreibungen auf das Filmvermögen Insolvenzantrag stellen müssen. Zuvor waren offenbar Verhandlungen über den Einstieg einer Filmfondsgesellschaft gescheitert. Der damit verbundene Gläubigerschutz hatte Senator weiteren Spielraum für Verhandlungen verschafft.
Quelle: ard