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Alt 22-07-2008, 18:44   #871
Starlight
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Ein „Joker“ für die Kinokasse
Montag, 21. Juli 2008

Zwischen Inflation und anderen konjunkturellen Sorgen lassen sich die Amerikaner doch nicht allen Spaß nicht nehmen. Am Wochenende strömten sie ins Kino wie noch nie zuvor – trotz höherer Ticketpreise. Der Kinostart von „The Dark Knight“ bescherte der US-Filmbranche Rekordumsätze.

Das aktuelle Batman-Abenteuer wäre wohl ohnehin ein Riesenerfolg geworden, denn in den USA laufen Superhelden immer gut: Unter den „Top 20“ der erfolgreichsten Filme überhaupt finden sich etwa alle drei Folgen von Spider-Man, der in den letzten Jahren auch die stärksten Eröffnunswocheneden verbuchen konnte – gefolgt von weiteren Helden wie Iron Man, X-Men und, als Ausnahme, dem Fluch der Karibik.

Dass Anfang des Jahres aber viel zu früh der begnadete Heath Ledger starb, der in seiner letzten Rolle den „Joker“ verkörpert, hat den Film in den letzten Monaten noch viel sensationeller erscheinen lassen. Seit die ersten Kritiker sogar einen posthumen Oscar für Ledger fordern war klar: Das zu Time Warner gehörende Studio Warner Bros. dürfte mit „The Dark Knight“ einen Erfolg von historischen Ausmaßen landen.

Und so kam es auch. An den ersten drei Tagen wurden an den amerikanischen Kinokassen 155,34 Millionen Dollar umgesetzt und damit mehr als mit jedem anderen Film am ersten Wochenende. Ein wenig hatte man das natürlich dem breiten Start zu verdanken, denn immerhin lief der Film auf mehr als 4500 Leinwänden zwischen West- und Ostküste. Vorstellungen gab es rund um die Uhr, in den Metropolen bildeten sich auch in den frühen Morgenstunden lange Schlangen.

Dazu kamen die Vorstellungen in den Imax-Theatern, wo „The Dark Knight“ ebenfalls alle Rekorde brach. Auf der übergroßen Leinwand spielte der Film 6,2 Millionen Dollar ein und damit deutlich mehr als der Kollege im Spinnenkostüm, der es auf 4,7 Millionen Dollar brachte.

In Übersee deuten die ersten Zahlen auf ähnliche Erfolge hin: In Australien, Mexiko, Brasilien und einigen anderen Märkten kamen noch einmal 40 Millionen Dollar zusammen.

Die Produktionskosten von 185 Millionen Dollar sind also bereits eingespielt bevor der Film wichtige Märkte in Europa oder die DVD- und Fernsehverwertung überhaupt erreicht hat.

Das Batman-Abenteuer trug dazu bei, dass am Wochenende Feiertagsstimmung nicht nur bei Warner, sondern in der ganzen Branche herrschte. Denn mit einem Gesamterlös von 253 Millionen Dollar für alle Filme verzeichnet man einen weiteren Rekord. Daran haben außer Batman und Heath Ledger vor allem vier Superhelden aus Schweden Anteil: Die Filmfassun des ABBA-Musicals „Mamma Mia“ debutierte nämlich mit einem Umsatz von 27,6 Millionen Dollar auf Platz Zwei der Kinocharts.

Peanuts gemessen am „Dark Knight“, wohlgemerkt. Dafür leben die Schweden noch. Für Hollywood-Insider ist klar, dass der frühe Tod von Heath Ledger Umsatz gebracht hat. „Die letzten fünf Batman-Filme haben mit durchschnittlich 47 Millionen Dollar eröffnet“, rechnet Paul Dergarabedian vom Mediendienst Media By Numbers vor. „Der Tod von Heath Ledger hat dem Film eine gewisse Aura verpasst.“ Die Diskussion um eine spektakuläre schauspielerische Leistung ist indes auch nicht von der Hand zu weisen; Kritiker planen den Oscar fest ein.
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Alt 22-07-2008, 18:44   #872
Starlight
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Hillraiser helfen Obama nicht
Dienstag, 22. Juli 2008

Kaum hatte Hillary Clinton im Juni ihren Vorwahlkampf gegen Senator Barack Obama beendet, traten die beiden gemeinsam auf mit einem neuen Ziel: Einheit zu zeigen, und mit gemeinsamer Kraft den Kandidaten der Demokraten ins Weiße Haus zu schicken. Doch die erste Bilanz fällt ernüchternd aus: Hillary-Fans ziehen nur bedingt mit.

Zwar scheint sich Barack Obama laut Umfragen einen guten Teil der 18 Millionen Stimmen gesichert zu haben, die zunächst hinter Hillary Clinton standen. Das zeigt zum Beispiel ein Blick auf die Wählerinnen: Bei den Frauen hat der Senator aus Illinois seinen Vorsprung gegenüber dem greisen John McCain gewaltig ausgebaut.

Ansonsten ist von Einheit aber nicht viel zu spüren. Da half es auch nicht, dass Clinton und Obama unmittelbar nach dem Ende des Vorwahlkampfes in dem schicksalhaft benannten Ort „Unity“ in New Hampshire auftraten um ihre Fand zusammenzuführen. Ein Blick in Obamas Bücher zeigt nämlich, dass sich die Unterstützung der „Hillraisers“ in Grenzen hält.

Die „Hillraisers“ sind die Gruppe unter den Clinton-Fans, die sich in deren Wahlkampf mit besonders hohen Spenden hervorgetan haben. Darunter sind vor allem Angehörie der Oberschicht, die als Spendensammler auftraten und etwa bei hochkarätig besetzten Gala-Veranstaltungen in ihren Privatvillen jeweils mindestens 100 000 Dollar zusammengebracht haben.

Insgesamt solche 311 Großspender sind in Clintons Wahlkampfunterlagen aufgeführt; nur acht von ihnen haben bisher auch für Obama gespendet – zusammen schlappe 19 250 Dollar. Und selbst die kleineren Spender eingerechnet war Hillary Clinton bisher keine große Hilfe für den einstigen Kontrahenten: Insgesamt haben 2200 frühere Clinton-Unterstützer in Obamas Kriegskasse einbezahlt, so kamen 1,8 Millionen Dollar zusammen. Das sind gerade einmal 4 Prozent der 52 Millionen Dollar, die der Kandidat im vergangenen Monat eingesammelt hat.

Nicht dass Obama dringend mehr Geld braucht. Denn im Verleich zu seinem republikanischen Gegner John McCain ist der Senator bestens ausgerüstet. Doch wirft die mangelnde Unterstützung, die Obama aus dem Clinton-Lager bekommt, einen Schatten auf das Bild von der Einheit – eben: Unity – dass die beiden verbreiten wollen.

Das ist umso kritischer, als Hillary Clinton for die Unterstützung aus ihren Reihen eine Gegenleistung von Obama verlangt: Der soll ihr mit eigenen Spendenaufrufen helfen, ihre Wahlkampfschulden von mehr als 25 Millionen Dollar abzutragen. Für den Kandidaten dürfte das keine Priorität haben, solange aus dem Clinton-Lager keine merkliche Unterstützung für seine Bewerbung um die Präsidentschaft kommt.

Ob sich die „Hillraiser“ noch aufraffen, ist ungewiss. Denn Experten vermuten, dass sie sich – angestachelt von einem aggressiv geführten Vorwahlkampf – nur durch eine Option auf die Seite Obamas schlagen wollen: Wenn dieser Hillary Clinton als Vizepräsidentin mitziehen würde. Das scheint aber unwahrscheinlich. Obama würde damit nämlich unglaubwürdig machen. Sein Wahlkampfmotto ist schließlich „Change“; und eine grundlegende Veränderung der angestaubten und festgefahrenen Politik in Washington dürfte sich in einem Team mit der ehemaligen First Lady (und ihrem Mann) kaum durchführen lassen.
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Alt 25-07-2008, 18:54   #873
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Tabuthema Schulden
Donnerstag, 24. Juli 2008

Die Amerikaner sind bekanntlich prüde. Sehr prüde. Doch zur Zeit, das hat eine Umfrage ergeben, reden sie lieber über Sex (oder sogar Todesfälle in der Verwandschaft) als etwa über ihre Kreditwürdigkeit und Verschuldung. Satte 82 Prozent der Bevölkerung vermeiden dieses Thema, zum Teil weil sie es nicht einmal verstehen.

Dass sich viele Amerikaner in eine Schuldenfalle verrannt haben, zeigen einige Statistiken auf den ersten Blick. Der durchschnittliche US-Haushalt hält 13 Kreditkarten, auf denen insgesamt 8565 Dollar Schulden lasten. Dazu kommen 14 414 Dollar an Schulden auf Auto oder Ausbildung, mehr als 10 000 Dollar an Krediten auf das Haus… und noch einmal 84 911 an ausstehenden Hypotheken.

Im Gegensatz dazu fällt die Sparrate erbärmlich aus: Der Durchschnitts-Ami legt pro Jahr gerade einmal 392 Dollar auf die Seite – so wenig wie seit den 1930er-Jahren nicht mehr.

Angesichts dieses Missverhältnisses und der aktuellen Kredit- und Liquiditätskrise haben zalreiche Banken nun die Hürden für neue Kredit etwas höher gestellt. Das frustriert die Amerikaner, von denen laut jünsten Umfragen ein großer Teil bislan nicht wusste, dass der von drei unabhänigen Firmen geführte „Credit Score“ – also der numerische Wert der Kreditwürdigkeit – das persönliche Risiko misst, dass ein Schuldner für eine Bank darstellt.

Überhaupt ist vielen der Risikogedanke ohnehin fremd. Heute kaufen, morgen Zahlen war jahrzehntelang das Mantra von Corporate America. Kunden fahren heute Wagen, für die sie bis 2012 keine Zahlungen leisten müssen. Kunden kaufen Flachbildschirme und Computer ohne Anzahlung und Immobilien mit monatlichen Raten, die weniger als die jeweile Zinslast decken.

Solche Angebote gab es in den letzten Monaten wohlgemerkt immer seltener, denn den Unternehmen werden die Finanzierungskosten zu hoch. Zudem steigt die Zahl der Zwangsvollstreckungen. Die drohen vor allem schlecht oder gar nicht informierten Kunden, die ihre Kreditkarten überreizt haben, ohne sich je über die Konsequenzen Gedanken zu machen. Dabei sind diese gravierend: Überlastete Karten senken die Kreditwürdigkeit und ziehen Strafzinsen nach sich; auf diese Weise verliert der Durchschnitts-Ami pro Jahr 105 Dollar. Das ganze Land verschwendet jährlich geschätzte 28 Milliarden Dollar, die sich über eine klügere Kreditkarten-Handhabe sparen ließen.

Nachdem das Land lange stolz auf den scheinbar nie endenden Strom neuer Kredite war, ist die ganze Sache heute peinlich – weshalb die Umfrage eines Medieninstitutes wohl die hohe Belastung der Bürger als neues Top-Tabu erkannt hat. Kredite und Schulden werden nicht mehr öffentlich diskutiert, dann schon eher Sex.

Ein Blogger hat unterdessen einen tollen Vorschlag für eine ganz besonders unangenehme Diskussion: Ich hatte einmal Sex mit einer Frau, die eine ganz niedrige Kreditwürdigkeit hatte…
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Alt 05-08-2008, 18:36   #874
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Blond und pessimistisch


Bei einer Wanderung im Schwarzwald – auch Börsenreporter machen Urlaub! – hat man mich jüngst erkannt und gefragt, ob mir bewusst sei, was man im Mittelalter mit den Überbringern schlechter Nachrichten getan hat. Und ob ich manchmal Angst hätte. Ich habe dann meinen Schritt beschleunigt und bin schnell zu Tal gestiegen.

Wirklich Angst haben muss ich aber nicht, denn leidende Anleger, denen in den letzten Monaten Großteile ihres Aktienvermögens abhanden gekommen sind, haben größere Feinde als mich. Ich berichte schließlich meist, wenn etwas schon passiert ist. Anders als Meredith Whitney, die prominenteste Analystin von Oppenheimer & Co., die der Wall Street am Montagmorgen eines überzieht.

Die Kreditkrise sei noch lange nicht vorbei, sagt die attraktive Expertin, die in Finanzkreisen ein Superstar ist und mit blonder Mähne und Model-Lächeln bestimmt viel öfter erkannt wird als ich.

Wenn Whitney das sagt, hört die Wal Street zu, denn viele Aussagen der zur Zeit tief bärischen Analystin haben sich in letzter Zeit bewahrheitet – etwa die Ankündigung, dass die Citiroup die Dividende senken würde. Oder natürlich ihre ursprüngliche Prognose von Oktober 2005, nach der amerikanischen Banken wegen hoher Subprime-Investitionen und fallender Häuserpreise „ungeahnte Kreditabschreibungen bevorstehen“ würden.

Das alles ist passiert, sei aber noch nicht weit genug gegangen, meint Whitney jetzt. Im Wirtschaftsmagazin Fortune und am Montagmorgen beim wichtigsten amerikanischen Börsensender CNBC malt sie tüchtig schwarz. Das „inzestuöse Verhältnis“ zwischen Banken und Ratingagenturen habe noch viel weitreichendere Folgen für die Finanzbranche als bisher bekannt. Immerhin seien Moody´s und Standard & Poor´s zur Zeit dabei, ihre Fehler gutzumachen und zahlreiche zu hoch eingestufte Papiere und Kredite abzuwerten – mit den bekannten Folgen:

Erneute Abschreibungen und Kapitalverlust würden die Banken weiterhin zwingen, neues Kapital aufzunehmen. Das gelingt am ehesten durch die Ausgabe neuer Aktien, die aber zu einer Verwässerung der Gewinne führt. Anleger von Citigroup, Merrill Lynch und Washington Mutual können ein Lied davon singen.

Abgesehen von den Risiken der Kapitalaufnahme glaubt Whitney, dass die Banken ihre Kosten nicht dramatisch genug gesenkt haben. Zwar hat die Branche in den letzten Monaten im Schnitt 7 Prozent ihrer Angestellten entlassen; 25 Prozent wären aber ein eher angemessener Wert, so die Analystin. Damit könnten die Unternehmen auch den weiteren Wertverlusten am Immobilienmarkt vorgreifen. Denn während die Branche damit rechnet, dass sich die Häuserpreise etwa 20 bis 25 Prozent unter dem Höchstwert einpendeln und der anerkannte Case-Shiller-Index von 30 Prozent ausgeht, glaubt Whitney an einen Preissturz von bis zu 40 Prozent.

Die kommenden Abschreibungen und Kapitalaufnahmen dürften dann, so Whitney, nur eine Folge haben: weiterhin fallende Kurse an der Wall Street.
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Alt 07-08-2008, 18:37   #875
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Ärger am Airport
Dienstag, 5. August 2008

Dass es den amerikanischen Airlines schlecht geht, hat bekanntlich viele Gründe: Vor sieben Jahren hat ein Terroranschlag den Amis die Lust auf Flugreisen genommen, seither ging der Preis für Flugbenzin nach oben und die Wirtschaft in den Keller. Doch eine Teilschuld an ihrer Misere tragen die Konzerne selbst.

Denn zumindest eines könnten die Fluggesellschaften in der Krise doch tun: Mit einem angenehmen Service für ein angenehmes Kundengefühl sorgen, auf dass manch ein Kunden wieder einmal fliege. Doch man gibt sich keine Mühe. Sparmaßnahmen, die durch hohe Quartalsverluste notwendig geworden sind, haben in den letzten Jahren stets da angesetzt, wo es der Kunde zu spüren bekam: In manchen Airlines gibt es keine Kopfkissen mehr, anderswo muss für’s Essen draufgezahlt werden, und die durch murrende Flieger gestressten Stewardessen sind auch nicht gerade freundlicher geworden.

Dazu kommt vor jedem Flug das grauenhaft langwierige Prozedere am Flughafen. Das Einchecken dauert trotz Computerhilfe ewig, bei American Airlines kostet jeder aufgegebene Koffer 15 Dollar (unabhängig davon, ob er auch am Zielort ankommen wird), und dann muss der Reisende auch noch die Sicherheitsschikanen über sich ergehen lassen.

Doch immerhin: Selbst lange Schlangen an der Sicherheitskontrolle müssen nicht dazu führen, dass der Fluggast seine Maschine nicht bekommt – denn die ist mit großer Wahrscheinlichkeit noch gar nicht abflugbereit. Eine aktuelle Studie zeigt jetzt, wie unzuverlässig und unpünktlich die amerikanischen Carrier sind. Die Zahlen sind erschreckend – vor allem für New Yorker (und damit alle, die an der Wall Street arbeiten):

Denn die drei New Yorker Fluhäfen liegen US-weit auf den drei letzten Plätzen. Am Flughafen John F. Kennedy – Slogan: „Wo New York die Welt begrüßt“ – starten und landen nur 54,8 Prozent der Flieger pünktlich. Am überwiegend inländisch genutzten Flughafen La Guardia sind es 58,4 Prozent und am Flughafen Newark im benachbarten New Jersey immerhin 60,2 Prozent.

Der nationale Durchschnitt liegt bei knapp 75 Prozent – immer noch alles andere als zuverlässiger Service.

Es mag für dieses Desaster viele Gründe geben, doch einer ist schlicht Unfähigkeit. So machen die New Yorker Flughäfen im Winter etwa dicht, sobald nur ein wenig Schnee auf die Pisten fällt. Ganz anders handelt man das in Alaska: Am wahrscheinlich schneereichsten Ort in den USA stand der Flughafen in den letzten zwei Jahrzehnten nur einen einzigen Tag lang still. „Wenn Schnee fällt, machen wir ihn eben weg“, heißt es pragmatisch aus dem Management.

Doch nicht nur bei den Flughäfen gibt es bessere uns schlechtere, sondern auch bei den Fluggesellschaften. Der Billigflieger JetBlue, der im letzten Jahr mit gestrandeten Maschinen hin und wieder Schlagzeilen machte, ist mit einer Pünktlichkeit von 65 Prozent der schlechteste, doch auch die großen Konkurrenten American Airlines, United und Delta Air Lines kommen nicht über 70 Prozent.

Besser stehen Frontier Airlines und die regionalen Northwest und Southwest da, die allesamt mit mehr als 80 Prozent ihrer Maschinen pünktlich sind. Wer mit einer dieser Airlines etwa nac Salt Lake City oder Memphis fliegt, wo wiederum eine Pünktlichkeit von 85 Prozent gemessen wird, der kann sich auf einen angenehmen Trip freuen – alle anderen werden sich wohl weiter die Haare raufen.
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Anleger im Olympia-Fieber
Mittwoch, 6. August 2008

Wenn in wenigen Tagen die Jugend der Welt im neugebauten „Vogelnest“ von Peking zusammenkommt und die Spiele der 29. Olympiade beginnen, schauen nicht nur Sport-Fans zu, sondern auch die Wall Street. Denn trotz der kritischen Diskussion um das Gastgeberland dürfte China von dem Großereignis nur profitieren.

So umstritten die Menschenrechts- und Umweltpolitik Chinas ist, so unumstritten ist: Der chinesischen Konjunktur geht es beneidenswert gut. „Seit zwei Jahrzehnten verzeichnet China ein Wirtschaftswachstum von 10 Prozent“, meint Robert Froehlich von DWW Investments. In bezug auf Innovation, Technologie, Arbeitskraft und Kapital sei das Land „so stark wie nie zuvor. Diese Trends werden anhalten, und die Olympischen Spiele werden ein Licht daraufwerfen.“

Und wozu das an der Börse führen dürfte, zeigt die Vergangenheit: Schon die Olympischen Spiele in Griechenland, Spanien und Südkorea haben einen Aufschwung und Kursgewinne ausgelöst.

Entsprechend bringen sich Anleger in den USA und in anderen Ländern in Position. Besonders gefragt: Die Papiere von mittelgroßen Konzernen, Immobilien und sogar die Währung, der Yuan. Vieles ist interessanterweise gerade in den letzten Wochen billiger geworden, da Befürchtungen um ein etwas schwächeres Wirtschaftswachstum in China, Inflation und eine eigene Kreditkrise Kursverluste auf breiter Basis ausgelöst haben.

Gut für die Anleger, denn Experten an der Wall Street sind sich einig: Egal wie die Aussichten langfristig sein mögen, die Olympischen Spiele mit ihrer Medienmacht dürften zumindest kurz- und mittelfristig für schöne Gewinne sorgen. Danach gilt es natürlich, rechtzeitig den Ausstieg zu schaffen.

Weil das – vor allem bei Investitionen im weitgehend unbekannten Ausland – nicht ganz leicht ist, empfehlen sich für Otto Normal-Anleger einige China-Fonds. Der älteste auf dem amerikanischen Markt ist der iShare Xinhua China 25, der nach seiner Einführung im Jahr 2004 zunächst steil zugelegt hatte, bevor die Bullen im letzten Jahr die Kraft verließ. Der Indexfond, der bei Barclay’s aufliegt, könnte jetzt ein Schnäppchen sein, meine Analysten.

Experten empfehlen auch andere Indizes wie etwa den Nets Hang Seng China Enterprises und den SPDR China von Standard & Poor’s. Von Power Shares ist ein China-Papier mit dem klangvollen Namen Golden Dragon Halter gelistet, zudem gibt es Papiere von fast allen namhaften Brokerhäusern.

Ohne einen einzelnen hervorheben zu wollen ist ein Investment in diese Papiere für China-Freunde zu empfehlen, während sich Privatanleger von einzelnen Aktien möglichst fernhalten sollten. Geschehnisse auf anderen Kontinenten sind schwer zu überblicken, Risiken werden oft erst bemerkt, wenn die Kursverluste kassiert sind. Letztendlich gilt auch bei der Olympiade: Nicht jeder kann gewinnen.
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Alt 07-08-2008, 18:40   #876
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Das Pflaster ist ab
Donnerstag, 7. August 2008

Die Party ist vorbei. Gute drei Monate lang mussten sich weder die Amerikaner noch der Einzelhandel um die kränkelnde Wirtschaft, den schwachen Arbeitsmarkt oder die Inflation sorgen… jedenfalls nicht so sehr. Denn im Steuerpaket der Bush-Regierung steckte ein 600-Dollar-Scheck für jeden Bürger.

Diesen Scheck trugen die Amerikaner – ganz wie von Washington gewünscht – in die Läden. Vor allem in die Billig-Läden, wie sich an der Entwicklung der Umsatzzahlen in den letzten Monaten leicht ablesen ließ. Die Discount-Ketten Wal-Mart und Costco konnten trotz des schwierigen Umfelds Gewinne verbuchen, während es für die Ketten im mittleren und höheren Preissegment abwärts ging.

Doch selbst für die Billigheimer wird der Trend nicht anhalten, wie Wal-Mart jetzt zugegeben hat. „Die Schecks sind ausgegeben“, klagt das Unternehmen, „jetzt wird wieder gespart.“ Bereits in den letzten beiden Wochen habe man gesehen, dass die Kunden ihre Einkäufe bis zum Zahltag zurückstellen. Für den August rechnet man mit schwächeren Umsätzen und hofft, dass die Regierung vielleicht noch einmal helfen wird.

Ganz ausgeschlossen ist das nicht; vor allem in der heißen Wahlkampf-Phase sind Geschenke an den Wähler beliebt. Ein zweites Stimulus-Paket für die US-Wirtschaft, in dem dann wieder Schecks für die Verbraucher stecken sollen, wird von John McCain und von Barack Obama befürwortet. Das Konzept des Demokraten ist dabei etwas solider, denn er will die neuerliche Hilfe über eine Sondersteuer für die Öl-Konzerne finanzieren. Immerhin haben ExxonMobil, Chevron und die Konkurrenten gerate wieder Rekordergebnisse eingefahren – zum Großteil auf dem Rücken des kleinen Mannes.

Doch eine Sondersteuer ist in Washington zur Zeit nicht durchsetzbar, weshalb ein weiteres Hilfspaket zur Zeit nur über eine weitere Verschuldung zu machen wäre. Dabei ist das Defizit ohnehin schon so hoch wie nie zuvor.

Das wiederum zeigt, dass Steuergeschenke nichts zur langfristigen Verbesserung der konjunkturellen Lage beitragen. Für eine kurze Zeit drücken sie Geld in die Wirtschaft und sichern auch ein paar Arbeitsplätze, doch die Folgekosten belasten das System erneut. Letztlich sind sie nicht mehr als ein Pflästerchen, das einem schwerkranken Patienten aufgedrückt wird.
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Alt 25-08-2008, 18:07   #877
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Online auf der Autobahn
Montag, 25. August 2008

Die Autobranche hat es zur Zeit nicht leicht. Vor allem nicht in den USA, wo große Schlitten die Norm und günstiger Sprit Vergangenheit sind. Man lässt sich also einiges einfallen: General Motors etwa gewährt erneut riesige Rabatte, legt Cash drauf und ruiniert sich die Margen – doch die dümmste Idee kommt von Chrysler.

Das Unternehmen, das mit seinen Modellen seit Jahren keinen mehr begeistert hat, sieht sich jetzt als ultimativen Trendsetter und bietet der Informationsgesellschaft den einzigen Luxus, der bisher noch gefehlt hat: Internet im Auto, immer und überall. Einige Modelle der Baureihe 2009 sollen zu Hotspots werden, Passagiere können online gehen – auf dem Parkplatz, beim Einkaufen und auf dem Highway.

Gedacht ist das ganze wohl als Service für die Kids. Die sollen auf dem Rücksitz surfen können, damit die Eltern ihre Ruhe haben. Auch Geschäftsleute auf dem Weg zur Vertragsverhandlung könnten noch einmal kurz ihre Emails checken, während sich der Chauffeur durch die Rush Hour von New York oder Frankfurt quält.

Doch gefährlich wird das ganze, wenn nicht nur die Passagiere online gehen, sondern auch der Fahrer selbst. Per Laptop etwa, der dann auf dem Beifahrersitz liegt. Unvorstellbar? – Wohl kaum. Schließlich hat sich nicht nur das Telefonieren am Steuer durchgesetzt; auch getextet wird immer häufiger. In den USA ist das Problem mittlerweile so groß geworden, dass landesweit Anzeigenkampagnen laufen, um vor allem junge Autofahrer zur Vernunft zu bringen.

Die Unfallgefahr ist für Autofahrer am Handy bereits viermal so hoch wie ohne. Kaum auszudenken, was passiert, wenn jetzt der Computer mit samt dem world-wide-web für Ablenkung sorgt. Und völlig offen, was als nächstes kommt? – Eine Waschmaschine auf dem Beifahrersitz und ein ausklappbares Bügelbrett in der Mittelkonsole? So wichtig Multitasking geworden ist, im Auto ist der ständige Einbau neuer Gadgets keine gute Idee.

Allerdings ist völlig klar, warum Chrysler den Auto-Hotspot dennoch anbietet. Genau wie die Kollegen bei GM und Ford ist man mechanisch gesehen so weit hinter die europäische und asiatische Konkurrenz zurückgefallen, dass sich längst niemand mehr für die Wagen alleine begeistert. Ohne absurde Zusätze drohen sie nicht einmal wahrgenommen zu werden.
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JetSet ohne Ölpreis-Sorgen
Donnerstag, 21. August 2008

Der Ölpreis steigt, Benzin wird teurer – und mehr noch als die Autofahrer leidet darunter der Airline-Sektor. Allein für Flugbenzin müssen die amerikanischen Carrier in diesem Jahr eine halbe Milliarde Dollar mehr hinlegen als früher. Entsprechend werden Strecken gestrichen, Flugzeuge stillgelegt… doch nicht die ganze Branche leidet.

Wie so oft in Krisenzeiten leiden auch unter den hohen Benzinpreisen vor allem die Unter- und Mittelschicht. Die oberen Zehntausend stören sich nicht an der Rallye, im Gegenteil: Man kauft mehr und mehr Privatmaschinen. Die Hersteller rechnen damit, dass in diesem Jahr 1200 Flugzeuge im Wert von 20 Milliarden Dollar an Superreiche gehen, die keine Lust mehr auf dei gewöhnliche Erste Klasse haben.

Den Unternehmen, darunter die kanadische Bombardier, die US-Konzerne Gulfstream und Cessna, Dassault aus Frankreich und die brasilianische Embraer, stehen damit vor einem weiteren Rekordjahr. Analysten rechnen von Umsatzzuwächsen zwischen 8 und 10 Prozent, während bei den großen Herstellern Boeing und Airbus Umsatzeinbrüche von bis zu einem Drittel drohen.

Zu verdanken haben die Hersteller die neuesten Zuwächse allerdings nicht etwa dem starken US-Geschäft. Im Gegenteil: Erstmals kommt mehr als die Hälfte der Flugzeug-Bestellungen aus dem Ausland, vor allem aus dem arabischen Raum, aus Russland und aus China. „In diesen Wachstumsmärkten legen wir zur Zeit im zweistelligen Prozentbereich zu“, jubelt Steven Ridolfi von Bombardier, dem Konzern hinter dem von Hollywood und Wall Street gleichermaßen geschätzten LearJet.

Vor allem in China rechnet die Branche in den nächsten Jahren mit weiterem Potenzial. Und das nicht wegen des allgemein wachsenden Wohlstands. Denn der Durchschnitts-Chinese wird wohl noch sehr lange warten müssen, um überhaupt öfter per Flieger reisen zu können. Dafür hat man im Top-Segment große Chancen, denn da lief bisher aufgrund der schwachen Infrastruktur vor Ort nicht viel. Erst seit die Chinesen verstärkt Flughäfen bauen, sind private Maschinen für das Jet Set überhaupt interessant.

In Russland und Arabien ist der Trend ähnlich; in beiden Regionen werden mit Volldampf Landebahnen präpariert, und in Abu Dhabi entsteht zur Zeit sogar der erste reine Privatflughafen im Nahen Osten.

Wer dort landen will, kann das ganz erfrischt tun. In den Privatmaschinen der aktuellen Baureihen sind neben geräumigen Doppelbetten Bäder mit Dusche Serie, die aktuellen Trends reichen zudem von Versace-Ausstattung bis hin zu vollständigen Küchen. Der indische Getränkebaron Vijay Mallya hat sich sogar die diamantbesetzte Statue eines Hindu-Gottes in die fliegende Lounge bauen lassen, auf dass sie sich nicht zu sehr von seinem Wohnzimmer unterschiede.

Angst vor einer Trendwende und sinkenden Umsätzen haben die Unternehmen derzeit übrigens nicht. Dass Öl teurer wird, mache den Kunden nichts aus, berichtet ein Insider. Im Gegenteil: Viele seien direkt aus dem Öl-Geschäft und würden von den Kurssprüngen am Rohstoffmarkt direkt profitieren.
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Apple: Zu groß für den “Big Apple”
Mittwoch, 20. August 2008

Der erfolgsverwöhnte Computer- und Gadget-Riese Apple, der mit iBook, iPod und iPhone längst auch die Herzen der PC-User erobert hat, hat Ärger am Hals. Doch geht es nicht um kaputte Applications oder zu teure Geräte, vielmehr ist der Konzern zu beliebt geworden. Zu viele Apple-Fans verärgern die Nachbarn in New Yorks Künstlerviertel.

Mitten in SoHo, einem noch weitgehend kopfsteingepflasterten Teil Manhattans, in dem einst die Künstler und heute Galerien und wohlhabende New Yorker wohnen, hat Apple vor sechs Jahren seinen ersten Laden eröffnet. Einen weiteren gibt es in Höhe der 14. Straße und den größten an der Südost-Ecke des Central Parks. Von dem Laden ist nur der Eingangsbereich als gläserner Würfel zu sehen – geshopt wird unterirdisch.

Die Apple-Läden sind Kult, ganz genau wie die Marke selbst. Und entsprechend werden sie frequentiert, sehr zum Leidwesen der Anrainer. „Als das iPhone kam, sah es hier aus wie in Russland, wenn die Leute um Brot anstehen“, ärgert sich Sean Sweeney, der Präsident der Bürgerinitiative SoHo Alliance. Immer wenn es ein neues Produkt gebe, fielen Horden von Apple-Fans über die Nachbarschaft her, abgesehen von Lärm und Gedränge brächten sie auch jede Menge Müll in die Straße.

Am schlimmsten sei es vergangene Woche gewesen, als Apple die Teenie-Sensation Jonas Brothers im Laden zu Gast hatte: Tausende von Fans standen schon früh morgens vor dem Laden und buhlten um die achtzig Sitze im hauseigenen Theater. Die Massen derer, die nicht auf ihre Kosten kamen, verzogen sich bis spät in die Nacht nicht; den Anwohnern ist das Gekreische heute noch im Ohr.

Doch nicht nur über die Fans, auch über das Unternehmen selbst mokiert man sicht. Die Fassade des Apple Store werde regelmäßig nachts mit lauten Hochdruckstrahlern gereinigt, die unschönen Klimaanlagen auf dem Dach mag man auch nicht.

Doch nichts ist so schlimm wie die Fans. „Apple kann doch unsere Nachbarschaft nicht behandeln als wäre es der Madison Square Garden“, schimpft der 62-jährige Bo Riccobono, der seit einem Vierteljahrhundert in SoHo lebt. Apple wird sich die Kritik der Nachbarn wohl anhören, am Konzept der Läden aber nicht viel ändern. Denn die gehören mittlerweile fest zum Erfolg der Marke.

Eingeführt würden die Läden im Jahr 2002, weil Apple für seine Produkte Zwischenhändler ausschalten wollte. Außerdem suchte der Konzern mehr Kontrolle über das Einkaufserlebnis der Kunden. Durchgestylte Boutiquen passen eben besser zum schicken MacBook Air oder zum iPod Touch als schäbige Regale in der Mall. Die Umsatzzahlen beweisen es, der Expansioskurs auch: Außer den drei Läden in Manhatten gibt es zwei weitere im Stadtgebiet von New York, US-weit sind es schon mehr als 200 Filialen.

Die Umsatzzahlen könnten es indes auch sein, die die Nachbarn zusätzlich auf die Palme bringen. Denn dass sich unter den Apple-Gegnern nicht nur Senioren in ihren Apartements befinden, sondern auch Edelboutiquen wie das britische Modelabel Paul Smith oder der teure Möbel-Designer Moss, zeigt, dass wohl auch eine gehörige Portion Neid im Spiel ist.
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Zwischen Opec, Gustav und John McCain
Donnerstag, 28. August 2008

Kaum ein Faktor kann die amerikanischen Märkte so schnell und so dramatisch bewegen wie der Ölpreis, wenn er überraschend steigt oder fällt. Das ist etwas beunruhigend, denn kaum ein Faktor ist seinerseits so volatil und schwankungsanfällig wie der Ölpreis, denn allzu viele Einflüsse bewegen dessen täglichen Stand.

Da wären zum einen Angebot und Nachfrage. Die meisten Experten glauben, dass diese fundamentale Gleichung hinter den Preisanstiegen steckt, die der Rohstoffmarkt in den letzten Monaten gesehen hat. Vor allem die dramatisch steigende Nachfrage aus China und Indien, aber auch aus anderen Schwellenländern, hat die Preise nach oben getrieben. Die Aussicht auf rasch wachsenden Wohlstand in China, wo in den nächsten Jahren immer mehr Leute eigene Autos fahren werden, dürfte den Trend einige Zeit lang intakt halten.

Zumal das Angebot gleichbleibend ist, wenn es nicht sogar zu sinken droht. Die Opec-Staaten scheinen, Experten zufolge, an der Grenze des Möglichen zu fördern. Mehr ist nicht drin. Doch kann es durchaus sein, dass im Rahmen der ohnehin schon laufenden Krisen Schiffahrtswege wie die Straße von Hormuz zeitweise gesperrt werden oder Förderstaaten im Clinch mit den USA ihre Lieferungen zurückhalten… auch hier drohen also eher Preisanstiege als Nachlässe.

Dann wären da noch die Spekulanten, die immer wieder gerne für steigende Ölpreise verantwortlich gemacht werden. Ihnen wird zuviel Schuld gegeben, zumal doch die Händler gar nicht von hohen Preisen profitieren, sondern vor allem von Volatilität – rasch sinkende Preise würden ihnen also genauso helfen; vorrausgesetzt, sie würden sich entsprechend positionieren.

Seit ein paar Tagen spielen zwei weitere Faktoren auf dem Ölmarkt eine Rolle. Zum einen das Wetter. Nachdem sich der Tropensturm Fay zwar mehrfach an die amerikanische Küste geschlichen, dort aber kaum Schäden angerichtet hat, zittert man jetzt vor Gustav. Der ist mittlerweile zum Hurrikan aufgestuft worden und dürfte sich in den nächsten Tagen im Golf von Mexiko austoben, wo Experten Schäden an Öl-Plattformen durchaus für möglich halten.

Gustav könnte eine Stärke 5 erreichen, wie Meteorologen berrechnet haben. Er wäre dann so stark wie Katrina und Rita im Jahr 2005, die gemeinsam 113 Plattformen zerstört und 457 Pipelines beschädigt haben. Royal Dutch Shell hat seine Plattformen bereits evakuiert, bei BP liegen Notfall-Pläne bereit. Der amerikanische Branchenriese ExxonMobil gibt sich gelassener und sagt, man beobachte die Situation. Vielleicht sind dem Konzern die Männer nicht so wichtig wie ein paar Fass Öl, die man vor dem Sturm noch füllen könnte.

Die Börse wird auf jeden Fall genau auf das Wetter schauen, doch auch den letzten Faktor wird man weiter berücksichtigen: die Politik. Analysten schreiben die jüngsten Kursabgaben bei Öl, und damit auch den billigeren Sprit, den bevorstehenden Wahlen zu. Die Öl-Konzerne, die traditionell den Republikanern nahe stehen, könnten in den nächsten Monaten die Preise niedrig halten, um Präsident Bush und seinem Kandidaten John McCain eine bessere Ausgangsposition zu verschaffen.

Das klingt abenteuerlich, ist aber durchaus möglich. Für Exxon und Co. wäre es zwar teuer, auf ein paar Cent pro Gallone zu verzichten, doch einerseits sackt man ohnehin Rekordgewinne ein. Und andererseits müssen sie einfach auf McCain setzen. Denn unter Barack Obama wären ihre Steuernachlässe verwirkt.
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Alt 03-09-2008, 18:42   #879
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Die Anti-Palin-Aktie
Mittwoch, 3. September 2008

In Amerika sind alle Augen auf St. Paul gerichtet, denn in der Stadt in Minnesota halten die Republikaner ihren Parteitag ab. Am Mittwoch und Donnerstag wird John McCain zum Präsidentschaftskandidaten gemacht, doch um seine Vize-Kandidatin Sarah Palin gibt es immer mehr Trubel: Investoren setzen jetzt gegen die Gouverneurin aus Alaskas.

Die britische Wettplattform Intrade.com, auf der Zocker all die Wetten finden, die an der Wall Street nicht ausgetragen werden können, hat einen „Palin-Contract“ aufgesetzt. Die Wette fragt, ob Sarah Palin vor der Wahl im November zurückgepfiffen und durch einen anderen Vize an der Seite McCains ersetzt werden wird.

Die „Aktie“ eröffnete zunächst bei 3, was bedeutet: 3 Prozent der Investoren glauben an und setzen auf einen solchen Ausgang. Binnen weniger Stunden schnellte das Papier aber auf 18 hoch, dann pendelte es sich bei 12 ein. Kurzfristig orientierte Spieler konnten also bereits gut Geld machen, doch könnte sich ein langfristiges Engagement durchaus lohnen. Denn für Sarah Palin wird es immer enger. Wer sich jetzt mit 12 (Punkten=Dollar) einkauft, bekommt 100 (Punkte=Dollar) ausbezahlt, wenn die Frau wieder im Zug nach Anchorage sitzt.

Unmöglich ist es übrigens nicht, dass ein Vize-Kandidat kurz vor der Wahl ausgetauscht wird – doch ist das höchst selten. Zuletzt war 1972 Senator Thomas Eagleton zurückgetreten, nachdem er von George McGovern bereits für den gemeinsamen Wahlkampf gegen das amtierende Republikaner-Gespann Richard Nixon/Spiro Agnew vorgestellt worden war. Eagleton war seinerzeit über gesundheitliche Probleme gestolpert; der Mann hatte psychische Störungen, mehrere Zusammenbrüche hinter sich und war in Spezialkliniken sogar mit Elektroschocks behandelt worden.

Von Sarah Palin ist über psychologische Störungen und Therapien nichts bekannt. Dafür weiß man, dass die vor einer Woche noch gänzlich unbekannte Frau wegen Amtsanmaßung untersucht wird, als Bürgermeisterin ihres Dorfes fast gestürzt worden wäre, einen Trip nach Irland zur Vortäuschung internationaler Erfahrungen einfach vorgetäuscht hat, die Evolutionslehre in der Schule gerne vom Lehrplan nehmen würde, die Eisbären nicht für bedroht hält und den Öl-Firmen im Kampf gegen die Biester freien Lauf lassen will, den Klimawandel für eine Erfindung der Linken hält… und, ach ja, dass ihre 17-jährige Tochter schwanger ist und nun ihren völlig unreifen Tennie-Schwarm heiraten muss, der sich auf seiner Homepage als „verf---ten Hinterwäldler“ beschreibt, der gerne Motorrad fährt und „auf keinen Fall Kinder haben“ will.

Das Drama um die ungewollte Schwangerschaft ihre Tochter hat Palin zwar die Stimmen der christilichen Rechten gesichert, die sich darüber freuen, dass das Kind ausgetragen wird und die Gouverneurin damit zu ihrer Haltung gegen Abtreibung steht. Alle anderen Wähler wird der Fall abschrecken, und zum Kurssprung für die Anti-Palin-Aktie dürfte das maßgeblich beigetragen haben.

Dass die Vize-Präsidentin des Parteitags den Namen der Kandidatin am Dienstagabend falsch aussprach und „Sarah Pawlenty“ vorstellte, dürfte die Aktie noch einmal antreiben. Hinter dem Freud’schen Versprecher steckt nämlich die eigentliche Hoffnung der Partei-Oberen auf den Gouverneur von Minnesota, Tim Pawlenty, als McCain-Vize.

Am meisten Geld dürften Anleger aber damit verdienen, mit weiteren Spekulationen den Anti-Palin-Kurs nach oben zu treiben – dann aber auszusteigen. Denn die sturen Republikaner werden höchstwahrscheinlich an der umstrittenen Dame festhalten. Sie loszuwerden hieße, eine gewaltige Fehleinschätzung zuzugeben. Ein Mann wie McCain, der seinen Wahlkampf gegen Barack Obama komplett auf seine Erfahrung und Obamas Naivität aufgebaut hat, kann sich das nicht leisten.
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Alt 04-09-2008, 18:57   #880
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Das Rätselraten um Öl und Aktien
Donnerstag, 4. September 2008

Der Ölpreis macht den Markt. Fällt der Ölpreis, klettern sofort die Aktien – oder auch nicht. Mittlerweile ist das schwarze Gold so tief gefallen, das man sich bereits Sorgen um eine zu niedrige Nachfrage macht, die auf eine ungeahnte konjunkturelle Abühlung schließen lassen könnte. Anleger wissen nicht weiter.

In bezug auf Öl und den Markt wissen Anleger zur Zeit gar nichts. Sie wissen nicht, warum der Rohstoff im letzten Jahr so steil im Preis gestiegen ist. War es die hohe Nachfrage bei einem knappen Angebot? Waren es Manipulationen der Opec? Oder gar der Spekulanten? Die Gier der Öl-Konzerne?

Bleibt diese Frage unbeantwortet, wird es mit der nächsten noch viel schwerer: Warum lässt der Ölpreis plötzlich zu drastisch nach? Weil China durch seine Vorratspolitik vor den Olympischen Spielen die Nachfrage künstlich aufgebläht hat? Oder weil die Wirtschaft schwächelt und weniger Öl nachgefragt wird? Oder weil die Öl-Konzerne die Preise künstlich niedrig halten, um den Republikanern vor der Wahl einen Gefallen zu tun? Oder platzt hier tatsächlich nur eine Preisblase?

Letztere Frage ist wahrscheinlich am einfachsten aus dem Weg zu räumen – nicht mit einer klaren Antwort, sondern mit einem Vergleich. Der Ölpreis notiert zur Zeit knapp unter 110 Dollar und damit satte 25 Prozent unter dem Allzeithoch, das man vor gerade einmal sechs Wochen bilanziert hat. Aber: Der Ölpreis liegt damit noch immer 50 Prozent über dem Vorjahresniveau; Benzin ist 30 Prozent teurer als vor zwölf Monaten. Die aktuellen Kurse, die zur Zeit niedrig erscheinen, hat man vor gerade einmal einem halben Jahr als exorbitant hoch angesehen.

Also: So weit ist der Ölpreis gar nicht gefallen. Fragt sich also, wie tief es noch gehen wird. Unter 100 Dollar, sagen einige Analysten, und wenn die Opec in der nächsten Woche an ihren aktuellen Förderquoten festhält, dann würde sie damit signalisieren, mit 100 Dollar pro Fass zufrieden zu sein.

Nicht alle Anleger wären mit „unter 100 Dollar“ zufrieden, meint allerdings Oscar Gonzales von John Hancock Financials. Der auf Rohstoffe spezialisierte Volkswirt glaubt, dass die die Nachfrage nach Öl erst unter 80 Dollar wieder normalisieren und Wachstum erlauben würde.

Darüber kann man bei Goldman Sachs wohl nur schmunzeln. Die Analysten halten weiterhin an ihrer Prognose fest, dass der Ölpreis bis Jahresende wieder bei 149 Dollar stehe. Hier fragt sich nicht nur, warum man als Kursziel nicht gleich die runden 150 Dollar angepeilt hat. Vielmehr ist auch unklar, worauf dieser Anstieg beruhen soll. Ist es doch die Manipulation vor der Wahl, die im November hinfällig würde? Oder ist es die Nachfrage aus China, wo viele Fabriken während Olympia geschlossen waren, was die Nachfrage gesenkt haben dürfte?

Fragen über Fragen… und das hat die Wall Street nicht gerne. Anleger suchen sich viel lieber einfache Fakten aus und leiten daraus eine Marktreaktion her. Doch der hoch volatile Handel an den Rohstoffmärkten, und ganz besonders am Ölmarkt, macht eine einfache Interpretation unmöglich. Anlegern sei zur Zeit geraten, nicht für jede Preisschwankung Ursachen und Gründe zu suchen und auch nicht in jeder Auf- und Ab-Bewegung ein Zeichen für den Aktienmarkt zu suchen – manchmal ist der Handel einfach orientierungslos, wartet auf fundamentale Daten und kann sich erst danach für eine Richtung entscheiden.
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Alt 09-09-2008, 17:39   #881
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merika droht ein Konkurs
Montag, 8. September 2008

Peter G. Petersen hat eine Botschaft für die Amerikaner. Der frühere Handelsminister von Richard Nixon hat sich mit anderen Prominenten der Finanzwelt zusammengetan und einen Brief an Barack Obama und John McCain geschrieben. Darin geht es um Verantwortung, wirtschaftliche Ziele – und es gibt eine Ohrfeige für die Amis.

Das Volk hätte sich daran gewöhnt, alles haben zu können, ohne dafür zu bezahlen – Steuersenkungen, höhere Staatsausgaben und zwei Kriege. Die Politiker, und in den letzten acht Jahren vor allem die Republikaner, hätten auch alles dafür getan, diesen Glauben zu verstärken. Das müsse aufhören, fordern Petersen und seine Unterstützer.

Washington müsse lernen, die Wahrheit zu sagen, und die Wähler müssen lernen, eben diese Wahrheit zu honorieren und nicht leere Versprechungen, die unter Umständen schöner klingen. „Wenn (die Politiker) sagen, dass wir alle zahlen müssen, um Herausforderungen anzugehen und den Weg in eine bessere Zukunft zu bahnen, sollten sie nicht für ihre Ehrlichkeit bestraft werden.“ Das wurden sie aber zuletzt, und auch im laufenden Wahlkampf wehrt sich McCain vor allem mit einem Argument gegen Obama: Der Demokrat würde die Steuern erhöhen, droht der Senator aus Arizona, und das könne sich das Land einfach nicht leisten.

Das Gegenteil ist der Fall: Amerika kann es sich nicht mehr leisten, die Steuern derart niedrig zu halten. Aktuell sei die Regierung für 53 Billionen Dollar in ausstehenden Forderungen und bereits zugesagten, nicht finanzierten Verpflichtungen verantwortlich. Damit steht jeder Haushalt rein rechnerisch mit 455 000 Dollar in der Kreide, was etwa zehn Mal so hoch ist wie das durchschnittliche Jahreseinkommen dieser selben Haushalte. Die Tendenz ist steigend.

Aus diesem Loch könne sich die US-Konkunktur nicht einfach durch Wachstum befreien, schreiben die Experten, zu denen neben Petersen auch die früheren Finanzminister Paul O’Neill und George Schultz, der ehemalige Fed-Chef Paul Volcker, diverse Gouverneure und Senatoren und die Gründerin des Congressional Budget Office gehören. Um aus einem Schuldenloch von 53 Billionen Dollar herauszukommen, müsse das Wirtschaftswachstum mehrere Jahrzehnte lang im zweistelligen Prozentbereich liegen, hat man berechnet. Das ist unmöglich; selbst in den boomenden Neunzigerjahren legte das US-Bruttoinlandsprodukt im Jahresdurchschnitt gerade einmal um 3,2 Prozent zu.

Der größte Teil der US-Verschuldung und Verpflichtungen kommt aus dem Gesundheitssektor. Dort steigt der Fehlbetrag um jährlich bis zu 3 Billionen Dollar, was bereits zu Lasten anderer staatlicher Programme gehe. Petersen und Co. zählen auf: Investitionen in Infrastruktur, Bildung und Erziehung sowie Katastrophenhilfe seien in den letzten Jahren dramatisch gekürzt worden, weil die Mittel fehlten.

Doch nicht nur beim Haushalt, auch bei der Handelsbilanz sehen die Experten Reformbedarf. Ein Defizit von zur Zeit 800 Milliarden Dollar und eine Sparrate von etwa Null mache Amerika immer mehr angreifbar für Investoren aus dem Ausland. Weite Teile der US-Wirtschaft und zahlreiche Grundstücke und Immobilien in New York, Los Angeles, Chicago und anderen Wirtschaftszentren sind bereits in asiatischer und arabischer Hand. Diesen Ausverkauf gelte es zu stoppen, ansonsten seien die USA auf dem Weg in einen Konkurs.

Petersen und seine Mitstreiter, darunter übrigens Demokraten und Republikaner, fordern „großangelegte Reformen“ und dass der neugewählte Präsident umgehend ein Kommittee einberufen solle, das sich um eine verantwortungsvolle Ausgabenpolitik kümmere.

Ihre Kernforderung in dem offenen Brief, der am Wochenende unter anderem in der New York Times zweiseitig erschien, geht aber an das Volk, das dringend umdenken müsse.
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Alt 10-09-2008, 18:12   #882
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Ein teurer Fehler im System
Mittwoch, 10. September 2008

Wenn das mal kein gutes Argument für den „human factor“ an den amerikanischen Börsen ist. In einer Zeit, in der immer weniger Trader auf dem Parkett arbeiten und immer mehr Aktien elektronisch gehandelt werden, zeigt ein mehrstündiges Drama um United Airlines, dass Maschinen den Menschen nicht ersetzen können.

Wir erinnern uns: Am Montag kam an den New Yorker Börsen das Gerücht auf, United Airlines hätte Konkurs angemeldet. Binnen weniger Minuten brach die Aktie von 12,50 Dollar auf 3 Dollar ein, einzelne Trades wurden sogar zu 1 Cent pro Papier ausgeführt – das entsprach einem Kurseinbruch von 99,99 Prozent.

Anleger waren schockiert, und Branchen-Insider auch. Von einem Konkurs bei United Airlines war in den letzten Monaten keiner ausgegangen – zu Recht. Denn die Story war vier Jahre alt und erzählte davon, wie das angeschlagene Unternehmen 2002 in den Gläubigerschutz ging. Als das durchdrang erholte sich das Papier mit dem Nasdaq-Kürzel UAUA schnell; der Carrier schloss am Enee mit einem vergleichsweise überschaubaren Verlust von 13 Prozent.

Mittlerweile haben Experten herausgefunden, warum ein völlig veralteter Zeitungstext den Handel derart beeinflussen konnte: Schuld sind automatisierte Programme.

Eines davon ist der „Crawler“ von Google, der ununterbrochen im World-Wide-Web unterwegs ist, und der am vergangenen Wochenende auf der Homepage der South Florida Sun-Sentinel einen neuen Link fand. Unter den meist gelesenen Stories in der floridianischen Tageszeitung fand sich ein Link auf die Chicago Tribune, die über den Konkurs von United berichtete. Wie der Text in diese Liste kam? Ganz einfach. Geplagt von Hurrikans und Tropenstürme haben Internet-Leser in Florida zuletzt nach Flügen aus dem Sonnenstaat gesucht – online. Über die Eingabe „United Airlines“ in der Suchmaske fand sich irgendwann der alte Text, der vom Crawler weitergericht wurde.

Und zwar an den Finanzdienst Bloomberg und die Google-Ergebnisliste. Beides hatte Folgen: Die Bloomberg-Leser waren ohnehin alarmiert; die Google-Ergebnisse wiederum schlugen zu all denen durch, die einen „Nachrichten-Alarm“ etwa mit „United Airlines“ bestückt hatten. Einmal draußen gab es für das Gerücht kein Halten mehr. Es setzte verschiedene Verkaufsprogramm in Gang, die United Airlines abstoßen. Die ließen die Kursverluste gnadenlos anziehen – das Unternehmen war längst machtlos.

Erst als die Nasdaq die UAUA-Aktie von Handel ausschloss, beruhigte sich die Lage. Man erkannte, dass ein einfacher Broker oder Spezialist, wie sie etwa an der New York Stock Exchange im Einsatz sind, den Schmuh sofort bemerkt und dem Unsinn ein Ende gemacht. Er hätte bei allzu dramatischen Meldungen sofort deren Wahrheitsgehalt überprüft und einen Wertverfall gestoppt. Haben die Händler an der Wall Street neuen Grund zur Hoffnung? Wohl kaum, denn das nächste, bessere Tradingprogramm wird kommen – und es wird derlei Unstimmigkeiten genau so aufspüren und ausgleichen können wie es bisher nur Joey und Jimmy auf dem Trading Floor gekonnt haben.
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Alt 15-09-2008, 06:57   #883
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Massive Krise erschüttert das US-Finanzsystem

NEW YORK (Dow Jones)--Eine massive Krise erschüttert das US-Finanzsystem in seinen Grundfesten und wird zu tiefgreifenden Umwälzungen in der Bankenlandschaft führen. Während die US-Investmentbank Lehman Brothers am Montagmorgen Gläubigerschutz nach Chapter 11 beantragte, erklärte sich die traditionsreiche Investmentbank Merrill Lynch bereit, von der Bank of America für 50 Mrd USD übernommen zu werden.

Unterdessen kämpft die Versicherungsgesellschaft American International Group (AIG) um ihr Überleben und bemüht sich um einen Überbrückungskredit der US-Notenbank in Höhe von 40 Mrd USD. Ein internationales Bankenkonsortium kündigte in der Nacht zum Montag an, 70 Mrd USD zur Verfügung zu stellen, um drohende Liquiditätsengpässe zu verhindern.

Angesichts der Turbulenzen hat die US-Notenbank Maßnahmen zur Unterstützung der Finanzmärkte angekündigt. Damit sollen "die potenziellen Risiken und die Störungen des Marktes abgeschwächt werden", erklärte Fed-Chairman Ben Bernanke am Sonntag. Unter anderem will die Federal Reserve weitere Sicherheiten für die Ausgabe von Notfalldarlehen akzeptieren als bisher, wie die Zentralbank mitteilte.

Ein Zusammenschluss von zehn großen Banken kündigte an, 70 Mrd USD zur Verfügung zu stellen, um Liquiditätsengpässe von Banken abzufedern. Wie Bank of America, Deutsche Bank, Credit Suisse, UBS, Barclays, Morgan Stanley, Citibank, Goldman Sachs, J.P. Morgan und Merrill Lynch gemeinsam erklärten, will jedes Institut 7 Mrd USD in den Fonds einzahlen. Außerdem wollten sie sich gemeinsam an einer "geordneten Lösung" der Probleme von Lehman Brothers beteiligen.

Lehman Brothers hatte in der vergangenen Woche wegen der Hypothekenkrise einen Verlust von 3,9 Mrd EUR im dritten Quartal bekannt gegeben. Die Aktie der Investmentbank verlor seit Wochenbeginn mehr als drei Viertel ihres Werts. Am Sonntag wurde bekannt, dass sich die britische Barclays Bank und die Bank of America aus den Verhandlungen über einen Kauf der New Yorker Investmentbank zurückgezogen haben.

Der Bank of America waren zuvor große Chancen eingeräumt worden, die angeschlagene Investmentbank Lehman Brothers zu kaufen. Stattdessen kauft der Bankenkonzern nun aber für 50 Mrd USD Merrill Lynch.

Lehman Brothers steht nun vor der Auflösung. Nach dem bereits angekündigten Verkauf der Sparte Investment Management steht jetzt auch das Broker-Dealer-Geschäft des Instituts zum Verkauf. Alle Töchter der Holding seien vom Antrag auf Gläubigerschutz ausgenommen, erklärte die Bank.

Der US-Versicherer AIG bemüht sich nach Informationen der "New York Times" (NYT) bei der US-Notenbank um einen Überbrückungskredit im Volumen von 40 Mrd USD. Die Zeitung schreibt am Montag in ihrer Online-Ausgabe, es sei nicht klar, ob die Fed der Anfrage stattgeben werde.

Die AIG-Führung hat das Wochenende über nach Möglichkeiten gesucht, frische Mittel zu bekommen, um eine Herabstufung durch die Ratingagenturen zu verhindern. Der Zeitung zufolge würde der nach der Allianz zweitgrößte Erstversicherer der Welt nach einer solchen Ratingsenkung maximal 48 bis 72 Stunden überleben.

Nach Informationen des "Wall Street Journal" (WSJ) wird AIG möglicherweise im Tagesverlauf den Verkauf von Vermögenswerten mitteilen, darunter das Geschäft mit dem Flugzeugleasing. Dem "WSJ" zufolge versucht AIG ferner, sich mehr als 10 Mrd USD frisches Kapital zu besorgen. Ursprünglich wollte AIG einen Restrukturierungsplan am 25. September vorlegen. Wie die Zeitung schreibt, ist jetzt bereits für den Montagmorgen (US-Zeit) mit einer Mitteilung zu rechnen.

DJG/apo/rio

(END) Dow Jones Newswires
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Alt 16-09-2008, 18:21   #884
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Luxus-Schlitten ohne Käufer
Dienstag, 16. September 2008

Es ist kein guter Zeitpunkt für die Motorexpo in New York. In den nächsten Tagen werden im World Financial Center die tollsten Schlitten präsentiert; vor der New York Stock Exchange parken am Dienstag ein Aston Martin DB9, ein Bentley Continental GTC und ein Porsche Boxster – potenzielle Käufer gibt es kaum.

Schließlich bricht die Wall Street gerade zusammen. Eine Bank nach der anderen geht pleite, es hagelt Verluste und Abschreibungen, das Vertrauen der Anleger ist dahin – und das Geld ist auch weg. Die Giganten der Branche, die in den letzten Jahren zig Millionen eingestrichen haben, sehen ihre Aktien und Optionen einbrechen. Der frühere Chef von AIG, Hank Greenberg, hat binnen einer Woche 6 Milliarden Dollar verloren.

Einen Bentley wird er sich in den nächsten Tagen wohl nicht kaufen. Ein anderes Auto wohl auch nicht. So wie zur Zeit ohnehin keiner Autos kauft – ein Trend, der Insidern zufolge einige Jahre lang anhalten dürfte. Selbst innerhalb der Branche, wo man sich sonst um optimistische Töne bemüht, spricht man immer mehr davon, dass die schwachen Umsatzzahlen von 2007 in den nächsten vier bis fünf Jahren wohl nicht übertroffen werden können.

Schuld daran ist die ganze konjunkturelle Krise, angefangen von den fallenden Häuserpreisen über den schwachen Arbeitsmarkt bis hin zu den steigenden Spritkosten. Letztere haben dazu beigetragen, dass sich die Amerikaner immer mehr spritsparende Wagen asiatischer Herkunft kaufen und die einst so beliebten SUV und Trucks der US-Konzerne stehen bleiben. Die Prognosen für den neuen F-150 und den neuen Dodge Ram, die jeweils Bestseller für Ford und Chrysler hätten werden können, sind im Keller.

Das liegt allerdings nicht nur am hohen Verbrauch der Maschinen, sondern an der schwierigen Finanzierung. In den USA ist Leasing zur Zeit völlig out, weil sich die Hersteller finanziell nicht weiter belasten wollen. Gleichzeitig sind die Preise für Gebrauchtwagen gefallen, womit Kunden weniger Geld für einen Tausch bekommen. Hypotheken-Darlehen, früher ein beliebtes Mittel zur Finanzierung von Autos, sind angesichts der Immobilienkrise sowieso nicht zu kriegen.

Experten zufolge kann nur ein Weg die US-Autobauer aus der Krise führen: Innovation. Die Hersteller müssen dringend mit kleineren Wagen und effizienten Motoren auf den Markt kommen – doch das ist nicht so einfach. Ein Paket von 25 Milliarden Dollar in Niedrigzins-Krediten, das die Regierung den Unternehmen für die Forschung geschnürt hat, scheint GM unf Ford nicht zu reichen: Man fordert 50 Milliarden Dollar.

Doch selbst wenn dieser unglaubliche Betrag fließen würde: Die richtigen Wagen zu entwickeln, zu bauen und zu verkaufen wird Jahre dauern. Die unerwartet frühe Präsentation des GM Volt am Dienstagmorgen täuscht nicht darüber hinweg, dass dieses Modell noch nicht serienreif ist und in seiner aktuellen Ausführung mit Spezialbatterien für eine angemessene Reichweite 40 000 Dollar kosten müsste.

Noch schlimmer für die Branche: Selbst wenn die kleineren Wagen einmal entwickelt sind, verstärkt man sich damit in dem Teil des Marktes, der in der Vergangenheit die geringsten Margen abgeworfen hat. Die dicksten Gewinne zogen die Firmen jeweils aus Trucks und SUV, und deren Zeiten sind vorbei. „Es ist wirklich schwierig, sich ein schlechteres Szenario für die Branche vorzustellen“, schreibt ein Auto-Analyst am Dienstag.

Die blankpolierten Luxusschlitten vor der New Yorker Börse können darüber nicht hinwegtäuschen.
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Alt 17-09-2008, 17:25   #885
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Rettung wird kritisch gesehen
Mittwoch, 17. September 2008

Am Dienstag fallen die Kurse zu Handelsbeginn, obwohl die Versicherung AIG durch eine Verstaatlichung zunächst gerettet ist. Allerdings ist die Rettung sehr profitabel für die Regierung und an den Märkten bleibt Unsicherheit bestehen. Aber Morgan Stanley denkt ernsthaft darüber nach, seine Unabhängigkeit aufzugeben.

Der Dow-Jones-Index fällt um 181 Zähler oder 1,6 Prozent auf 10 878 Punkte. Der marktbreite S&P-500-Index sinkt um 21 Zähler oder 1,7 Prozent auf 1193 Punkte.

Die Hightech-orientierte Nasdaq gibt um 35 Zähler oder 1,6 Prozent auf 2173 Punkte ab.

Die Baubeginne sind im August um 6,2 Prozent zurückgegangen, deutlich stärker als erwartet. Damit fallen die Baubeginne auf ein 17 ½ Jahres-Tief. Auch die Anzahl der Anträge für Baugenehmigungen ging deutlich zurück. Allerdings kann eine Wende am Immobilienmarkt nur durch den Abbau von Inventar herbeigeführt werden, was den Rückgang an Baubeginnen zu einer positiven Meldung macht.

Der Ölpreis steigt nach dem steilen Fall der vergangenen Tage um 1,99 Dollar pro Fass auf 93,14 Dollar an. Angesichts der kritischen Lage in Nigeria sei der Preis zu stark gefallen, so einige Händler. Mit einem starken Anstieg wird aber nicht gerechnet, selbst die Analysten von Goldman Sachs, die bisher immer sehr optimistisch waren, haben ihr Preisziel bis Jahresende von 149 auf 115 Dollar pro Fass gesenkt.

Die Regierung hat erneut in die Wirtschaft eingegriffen und stellt der Versicherung AIG einen Kredit in Höhe von bis zu 85 Milliarden Dollar für eine Laufzeit von zwei Jahren zur Verfügung. Im Gegenzug erhält sie knapp 80 Prozent am Unternehmen und der Vorstand wird ausgetauscht. Die Zinsrate für den Fed-Kredit ist allerdings sehr hoch, sie liegt 8,5 Prozent über LIBOR, was zu einem derzeitigen Zinssatz von 11,4 Prozent führt. Dadurch soll AIG gezwungen werden, Anlagen und Unternehmensteile zu verkaufen um den Kredit zurückzuzahlen.

Durch die Rettung ist zwar ein Chaos an den Finanzmärkten verhindert worden, denn AIG hat 1,1 Billiarden Dollar quer über den Sektor investiert. Ein Zusammenbruch hätte so den gesamten Finanzsektor stark belastet. Die Anleger sind sich aber einig, dass die Rettung für die Regierung profitabler ist als für AIG, denn der Versicherungskonzern wird nun wohl trotzdem liquidiert werden, nur langsamer und mit mehr Ordnung. Dadurch fällt die Aktie von AIG erneut um 35 Prozent. Die Regierung hat mit diesem Schritt im laufenden Jahr 900 Milliarden Dollar in die Rettung von Unternehmen investiert.

Die britische Bank Barclay’s gab Einzelheiten zur Übernahme der Geschäftsbereiche von Lehman Brothers bekannt. Die Bank übernimmt den Investmentbank- und den Kapitalmarktarm sowie das Hauptbüro in New York und zwei Datenverarbeitungscenter und hat dafür 1,75 Milliarden Dollar bezahlt. Die Meldung war schon am Dienstag bekannt geworden, doch erst jetzt offiziell bestätigt worden.

Angesichts des Schicksals von Lehman und Merrill überlegt eine der übrigen unabhängigen Investmentbanken, Morgan Stanley, ob sie unabhängig bleiben soll und denkt ernsthaft über einen Einstieg einer Bank nach. Dies lässt die Aktie um 13,6 Prozent fallen und zieht den Bankensektor mit nach unten. Dabei hatten die vorgezogenen Quartalszahlen noch in eine andere Richtung gezeigt. Der Gewinn von 1,41 Milliarden Dollar war zwar 7 Prozent niedriger als vor einem Jahr, aber deutlich höher als die Erwartungen der Analysten.

Außerhalb der Finanzwerte hat der Speichermedienhersteller SanDisk ein Übernahmeangebot von Samsung in Höhe von 5,85 Milliarden Dollar oder 26 Dollar pro Aktie abgelehnt, da das Unternehmen dadurch unterbewertet sei. Die Papiere schießen deshalb am Morgen um 44,2 Prozent hoch.
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