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Alt 02-02-2007, 21:08   #616
Starlight
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Google glänzt, und verliert

„Google räumt ab“, hieß es in ersten Schlagzeilen nach der Quartalskonferenz der Suchmaschine. „Google verdreifacht den Gewinn“, hieß es und „Google schlägt alle Erwartungen“. Da drängt sich eine Frage auf? Warum gibt das Online-Papier im Handel mehr als 10 Dollar ab?

Anleger erkennen am Donnerstag wieder einmal, wie komplex ein Quartalsbericht sein kann und wie viele Erwartungen er im Detail erfüllen muss. Denn es kommt eben nicht nur auf die Eckdaten an. Mit Umsatz und Gewinn liegt Google für die vergangenen drei Monate besser als erwartet, die Marktanteile gegenüber anderen Internet-Portalen sind stabil und es sieht ganz und gar nicht danach aus, als würde Corporate America die Ausgaben für Online-Werbung bald zurückfahren.

Im Gegenteil: Die Branche wächst, und so stellt sich bei Google eigentlich nur eine Frage: Reicht Wachstum auf einer Schiene langfristig aus, oder steht der farbenfrohe Googleplex mit seinem geradlinigen Geschäftsmodell auf einem wackligen Fundament. Denn außer Einnahmen durch Werbung hat das Unternehmen nichts vorzuweisen.

Das besorgt einige Anleger, zudem scheint nicht ganz klar zu sein, wie kontrolliert Google sein Geld ausgibt. Die Akquisition der Video-Seite Youtube.com war im vergangenen Jahr eine der größten Schlagzeilen im Hightech-Geschäft. Im Gespräch mit Analysten konnte (oder wollte) Google-CEO Eric Schmidt aber nicht konkretisieren, wie genau Google Geld bringen könnte.

Sicher, das Management dürfte wohl Ideen haben und einfach keine Lust, streng nach Kalender vierteljährlich darüber zu plaudern. Und angesichts des Umsatzwachstums, das der Überflieger seit seinem Börsenstart vorweisen kann, sind allzu harsche Zweifel nicht einmal angebracht. Und doch: Angesichts der Performance der Aktie und des Preises – immerhin ist Google zuletzt auf über 500 Dollar pro Papier geklettert – sind Anleger eben auf Perfektion aus. Jede Unsicherheit, jede offene Frage kann das Papier belasten, auch wenn sich dahinter vielleicht nur Taktik verbirgt.

Google gehört also am Donnerstag zu den Verlierern im Handel, im Googleplex im sonnigen Silicon Valley dürfte das aber keinem Sorgenfalten in die Stirn treiben. Anleger erkennen am Beispiel der Suchmaschine lediglich einmal mehr, dass nackte Zahlen bei einer Quartalskonferenz längst nicht alles sind.





Saudis beenden ein Öl-Missverständnis

Die Wall Street hat ein eingebautes Kommunikationsproblem. Langfristig operierende Unternehmen wünschen sich einen ruhigen, stetig wachsenden Markt. Händler indes profitieren von täglichen Kursschwankungen – und leben von den Informationshäppchen der Unternehmen. Missverständnisse sind vorprogrammiert.

Zu einem solchen Missverständis kam es in den letzten Tagen in den Öl-Pits. Die Aufregung war groß, als vor einer Woche der saudi-arabische Öl-Minister Ali al-Naimi mit der Auffassung zitiert wurde, er sehe zur Zeit für die Opec keine Notwendigkeit, die Förderquoten zu senken. Nachdem der Ölpreis zuletzt von 70 auf 50 Dollar eingebrochen war, war das ein merkwürdiges Statement – und doch ein wegweisendes. Denn Saudi-Arabien als größter Förder-Staat hat Gewicht in der Opec.

Wo al-Naimi hingeht, marschieren die übrigen Staaten hinterher. Nicht ohne aufzumucken, vor allem nicht in den letzten Tagen. Venezuela und der Iran hatten eben erst eine Kürzung der Förderquoten beantragt, um die fallenden Rohstoffpreise aufzufangen. Doch mittlerweile scheint klar: Al-Naimi wollte ihnen keinen Strich durch die Rechnung machen – im Gegenteil: Der Markt hatte den Minister falsch verstanden, und eine Woche später ist das bewiesen.

Saudi-Arabien wird ab Donnerstag seine Förderquoten um weitere 158 000 Fass pro Tag senken. Insgesamt wird der Wüstenstaat damit seine Förderung in den vergangenen sechs Monaten um eine Million Fass zurückgeschraubt haben und damit doppelt so stark wie von der Opec beschlossen. Das Land setzt damit ein Zeichen, zumal die Opec bislang dafür bekannt war, dass Förderquoten zwar großzügig beschlossen, aber nachher nicht umgesetzt werden.

Die Erklärung dafür ist naheliegend: So sehr den Mitgliedstaaten an einem hohen Ölpreis und stattlichen Margen gelegen ist, so sehr kommt es die Länder kurzfristig teuer zu stehen, unter ihren Kapazitäten zu fördern. Die Margen sind höher, die Gesamterlöse aber niedriger – oftmals war die Unterschrift der Öl-Minister das Papier nicht wert, auf das die Quotenkürzungen geschrieben waren.

Ganz anders könnte dies nun werden, wenn sich andere Opec-Staaten an die Förderpolitik Saudi-Arabiens halten. Dort will man den Ölpreis über 55 Dollar pro Fass halten – und ist fest entschlossen, zugunsten der Margen kurzfristig auf höhere Gewinne zu verzichten. Allzu hoch dürfte der Ölpreis trotzdem nicht gehen, wie die Rohstoff-Experten von PFC Energy vermuten. „Die Saudis fürchten, mit zu hohen Ölpreisen das Wirtschaftswachstum zu bremsen und langfristig für eine sinkende Nachfrage zu sorgen“, meint PFC-Analyst Roger Diwan.





Football-Indikator im Abseits

Die Sport-Nation USA steht vor ihrem größten Wochenende: Am Sonntag treten die Chicago Bears und die Indianapolis Colts in Florida zum Super Bowl an. Das Finale der Football-Meisterschaft hält nicht nur die Fans in Atem, sondern auch die Wall Street – wenngleich kaum einer den legendären Super-Bowl-Indikator ernst nimmt.

In diesem Jahr schon gar nicht, denn eine Umstellung der amerikanischen Football-Liga hat das alte System ins Wanken gebracht, an dem sich die Wall Street so lange erfreut hatte. Das hatte nämlich im Super-Bowl jeweils den Sieger der American League (AFL) und den Sieger der National League (NFL) zusammengebracht. Eine Laune des Weltgeists wollte es, dass nach einem Sieg des NFL-Teams die Börse bis Jahresende kletterte und nach einem Sieg des AFL-Teams nachgab. Die Trefferquote des Index liegt bei 80 Prozent und damit höher als bei manchem konjunkturell begründeten Index.

Das Problem in diesem Jahr: Nach einer Restrukturierung der Liga stehen sich am Sonntag zwei Mannschaften gegenüber, die beide ihre Wurzeln in der National League haben. Das wäre so weit so gut, denn damit hat der Aktienmarkt in 2007 gute Karten, unabhängig davon, wer das entscheidende Field Goal schießt.

Doch raten Experten davon ab, im Football-Fieber nun größere Beträge in Aktien zu investieren. Denn so beeindruckend eine Trefferquote von 80 Prozent ist, gibt es doch zweierlei zu bedenken: Zum einen lag der Index ausgerechnet in den vergangenen fünf Jahren immer wieder daneben und hat an Magie eingebüßt.

Zum anderen ist trotz der hohen Korrelation völlig klar, dass Football und Börse nichts miteinander zu tun haben. Es gibt noch viele andere Indizes, die seit Jahrzehnten fast parallel mit den S&P-500 verlaufen. Der kalifornische Ökonom David Leinweber hat im Datenwust der UNO einen Chart gefunden, der dem amerikanischen Aktienmarkt fast punktgenau gleicht – er beschreibt die Butterproduktion in Bangladesh. Einen ähnlichen Verlauf zeigen der internationale Flugverkehr und die Eiskrem-Produktion in Amerika, wie ein Professor aus Neuseeland jüngst herausfand.

Dass sich die Wall Street mit dem Super Bowl beschäftigt, hat trotz allem einen guten Grund. Das größte Sportereignis des Landes ist an sich ein Wirtschaftsfaktor. Rund um Miami sind die Hotels ausgebucht, für Flüge nach Florida gilt dasselbe. Wer nicht live dabei sein kann, unterstützt die heimische Gastronomie. Sportbars zwischen New York und Los Angeles werden schon am frühen Morgen voll besetzt sein, denn die Übertragung beginnt lange vor den Anpfiff.

Insgesamt sendet CBS zehn Stunden Super Bowl, inklusive der Halbzeit-Show von Prince und einer Einlage von Billy Joel und dem Cirque du Soleil. CBS ist einer der größten Gewinner am Sonntag, man rechnet mit höheren Werbeeinnahmen als je zuvor. Eine Minute kostet 2,3 Millionen Dollar, wenige Tage vor dem Spiel sind fast alle Werbepausen ausverkauft.

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Alt 06-02-2007, 18:02   #617
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Die „großen Drei“ verlieren Gewicht

Die amerikanische Automobil-Industrie rollt weiter in Richtung Pannenstreifen. Seit Monaten sinken die Verkaufszahlen von GM und Ford, und so steht demnächst eine historische Marktverschiebung an: In den nächsten Monaten dürften importierte Wagen erstmals die Mehrheit aller Verkäufe ausmachen.

Bereits im Januar waren 49,4 Prozent aller in den USA verkauften Wagen Importe. Schon im nächsten Monat, auf jeden Fall aber im Laufe des Jahres, dürften Toyota, Honda & Co. die 50-Prozent-Marke knacken und die einheimischen Hersteller erstmals überholen. Damit rechnen die Experten von Autodata, einem Institut, das sich mit den Verkaufstrends der Branche beschäftigt.

Die lassen sich übrigens schon seit geraumer Zeit nur noch mit einigen Tricks positiv für die US-Firmen auslegen. Denn dass GM, Ford und DaimlerChrysler überhaupt noch die Mehrheit halten, liegt an zwei statistischen Kniffen: Man zählt die Verkäufe an die Autovermieter hinzu, die bekanntlich direkte Ableger der Hersteller sind – Hertz von Ford, und Alamo von General Motors. Und man rechnet die eigenen Import-Marken in die US-Statistik. So zählen die Saab-Zahlen zu GM, Volvo, Jaguar und Land Rover werden unter Ford geführt und Mercedes-Benz unter DaimlerChrysler.

Ohne solche Rechnereien hätten nicht-amerikanische Wagen längst die „großen Drei“ überholt.

Der Grund liegt für Autodata auf der Hand: Die amerikanischen Hersteller haben zu langsam und zu wenig engagiert auf die veränderten Wünsche der Verbraucher reagiert. Denen geht es in Zeiten hoher Benzinpreise nur noch um eines: einen sparsamen Motor. Den liefern die asiatischen Modelle serienmäßig, während er bei den US-Schlitten noch immer die Ausnahme ist. GM und Ford haben viel zu lange den Schwerpunkt auf monströse Trucks und SUV gelegt, deren hohe Margen kurzfristig die Bilanz hatten verbessern sollen.

Ironischerweise können es sich nun die Japaner leisten, in den Markt für große Maschinen einzusteigen. Toyota führt in diesem Jahr mit dem Tundra den ersten großen Truck in den USA ein. Die Experten von Autodata rechnen damit, dass dieser Schritt – und die Markteinführung des neuen Honda Accord Sedan – endgültig den Machtwechsel herbeiführen.

In einem kurzfristig rückläufigen Ölpreis finden amerikansiche Hersteller übrigens kaum Trost. Die Preisschwankungen an den Rohstoffmärkten machen sich an der Zapfsäule nur in geringem Umfang bemerkbar, und während der Hauptreisezeit im Sommer dürfte die Gallone Normalsprit vermutlich wieder um die 3 Dollar kosten. Diese Schallgrenze hatte im vergangenen Jahr zu einer massiven Nachfrageverschiebung geführt. Auch der patriotischste Ami in Midwest schaute sich plötzlich bei den asiatischen Herstellern um.

Bei GM sieht man der Trendwende am heimischen Markt übrigens weiter gelassen entgegen. „Es geht nicht darum, wer 50 Prozent oder mehr verkauft“, wiegelt Firmensprecher John McDonald ab. „Es geht nicht um die Marktführerschaft, sondern darum, Geld zu machen.“ Interessanterweise könnten sich die US-Hersteller auch in diesem Zusammenhang von den Asiaten eine Scheibe abschneiden. Toyota hat am Dienstagmorgen ein Gewinnwachstum gemeldet und die Erwartungen geschlagen. Bei GM und Ford kann man von solchen Quartalen zur Zeit nur träumen.

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Alt 07-02-2007, 20:22   #618
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Alle jagen Apple

Steve Jobs hat es nicht leicht in dieser Woche. Dabei fing alles so gut an. Apple hat sich mit den Beatles über lange umstrittene Namensrechte geeinigt, wird die Songs der größten Popgruppe aller Zeiten bald exklusiv im Netz anbieten – doch das war´s auch schon mit den guten Nachrichten.

Ansonsten führt Apple Krieg an allen Fronten. Zum einen – wie immer – gegen das „evil empire“, besser bekannt als Microsoft. Seit einigen Monaten macht sich Apple in einer Anzeigen-Serie ziemlich direkt über den Konkurrenten lustig, doch nun hat man es übertrieben. Im aktuellen Spot muss ein spießiger Mittvierziger, der den PC verkörpert, unter´s Messer, da ihm das Betriebssystem Vista eingebaut wird – er fürchtet selbst, den Eingriff nicht zu überleben.

Microsoft-Chef Bill Gates reagierte ungewöhnlich gereizt auf den Spot, in dem der PC-Darsteller unter anderem darüber jammert, nun seine Grafikkarte und seinen Speicher umbauen zu müssen. Kein Wort sei daran wahr, heißt es aus dem PC-Hauptquartier, Apple glaube wohl, Lügen zu verbreiten sei „cool“. Tatsächlich sei die Umstellung auf Vista problemlos, lediglich – da sind sich die Unternehmen einig – die Zusammenarbeit von Vista mit iTunes scheint nicht zu klappen.

Apropos iTunes: Die Download-Software für den iPod ist zwar zur Zeit mit weitem Abstand Marktführer. Doch hat sie einen Wettbewerbsnachteil gegenüber Microsofts Konkurrenzprodukt Zune und den Plattformen kleinerer Anbieter: Auf iTunes gekaufte Songs können nur begrenzt weitergegeben oder auf CD gebrannt werden. Steve Jobs fordert nun die Plattenfirmen auf, den Kopierschutz abzuschalten – das würde iTunes attraktiver machen, dürfte sich bei den Künstlern aber kaum durchsetzen lassen.

Doch iTunes hat noch andere Sorgen: Während Apple seine Film-Sparte ausbaut und bisher 250 Kinofilme von Disney und Paramount zum Download anbietet, tritt plötzlich prominente Konkurrenz in den Ring. Der Einzelhändler Wal-Mart bietet Filme zum Download an, allerdings gleich 3000 von allen sechs großen Hollywood-Studios. Einen solchen Marktvorteil verdankt der Konzern der Tatsache, dass man mit den Supermärkten für 40 Prozent der amerikanischen DVD-Umsätze sorgt und entsprechend in Hollywood immer willige Partner findet.

Einen Tag nach der unerwarteten Wal-Mart-Attacke erwischt es Apple am Mittwoch noch einmal. Diesmal gerät der eben erst vorgestellte Fernseh-Service Apple TV unter Beschuss. Das 299 Dollar teure Gerät kann auf iTunes gekaufte Filme und Sendungen am Fernsehgerät wiedergeben. Das selbe vermag auch ein kleines Kästchen, das Tivo und der Online-Händler Amazon.com gemeinsam anbieten wollen, die Online-Plattform ist direkt an den Amazon-Laden geknüpft.

Es hat die Konkurrenz also Zeit gekostet, einige der schicken und erfolgreichen Apple-Ideen zu kopieren – geschafft hat man es aber. Das ändert nichts an der Tatsache, dass Apple die beliebteste Marke im Hightech-Sektor ist, könnte aber denoch Marktanteile kosten und auf die Margen drücken.

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Alt 08-02-2007, 20:02   #619
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Keine Werbung auf dem Plastik-Hirn

Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Niemand weiß das besser als die Marketing-Experten in der Pharma-Industrie. Seit eh und je schenken sie Ärzten daher allen möglichen Krimskrams, vom Herz-Kreislauf-Poster über den Tesa-Abroller bis zur teuren Wanduhr für das Sprechzimmer. Amerikanische Mediziner wollen dieser Praxis nun ein Ende machen.

Einige medizinische Hochschulen in den USA ändern gerade ihre Statuten und verbieten ihren Forschern und Ärzten, irgendwelche Geschenke aus der Pharma-Industrie anzunehmen. An der Universität von Los Angeles mussten vom Studenten bis zum Dean alle Mitarbeiter ihre Schreibtische ausräumen.

„Es ist ganz erstaunlich, wie viele Werbeartikel wir gefunden haben“, meint Psychiatrie-Professor Dr. Andrew Leuchter. Vom Kugelschreiber über Schreibblocks bis hin zu Plastikmodellen des menschlichen Gehirns sei alles mögliche mit Pharma-Logos und Medikamenten-Slogans bedruckt gewesen – alles musste raus.

Dass ausgerechnet die nicht gerade liquiden Hochschulen künftig auf Schmiere aus der Industrie verzichten, ist ein bemerkenswerte Schritt – und ein notwendiger, wie die Belegschaft der renommierten Harvard Medical School meint. „Unsere Untersuchungen zeigen, dass sich Angewohnheiten aus der Ausbildung später in das Berufsleben übertragen“, so die Experten in einem Aufruf an die Kollegen. „Wir müssen eine Führungsrolle für die Ärzte im ganzen Land übernehmen.“

Am Stanford University Medical Center hat man konsequenterweise die von Pharma-Unternehmen gesponserten Mittagessen abgestellt, bei denen Verkaufsvertreter Ärzte und Studenten dreimal wöchentlich über neue Produkte aufgeklärt haben. Die Unternehmen finden diesen Schritt überzogen. Ärzte seien oft so gestresst, dass sie höchstens beim Lunch Zeit für Weiterbildungen hätten, verteidigt sich Pharma-Lobbyist Scott Lassmann. „Wir haben es für angemessen gehalten, das Essen dann auch zu bezahlen.“

Dabei wissen Lassmann und seine Auftraggeber genau, wie einflussreich solche kleine Gesten sind. Die regelmäßigen kleinen Geschenke beeinflussen den Arzt in seinen Entscheidungen, wie zahlreiche Studien belegen. Vor allem für Pharmazeuten, deren Pillen nach Auslaufen des Patentschutzes von Konkurrenz durch Generika bedroht sind, kann es sich durchaus lohnen, den verschreibenden Ärzten ab und an eine kleine Aufmerksamkeit zu schenken und so den Markennamen präsent zu halten.

Wie sehr die Industrie in den letzten Jahren auf die unterbewusste Wirkung von kleinen Geschenken gesetzt hat, zeigen die Zahlen. Ganze 90 Prozent des etwa 25 Milliarden Dollar schweren Werbe-Etats der Pharma-Branche gehen direkt an die Ärzte – in Form von Einladungen, Werbegeschenken und Probepäckchen.

Diese wiederum werden die Universitäten auch in Zukunft annehmen, denn deren Verfügbarkeit kommt direkt dem Patienten zugute. Vor allem für unterversicherte oder gar nicht versicherte Patienten ist es oft eine große Erleichterung, wenn der Arzt eine Wochenration Antibiotika nicht extra auf die Rechnung setzen muss.

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Alt 09-02-2007, 20:37   #620
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Elmo bringt Pizza

Xbox und Nintendos Wii-Konsole mögen als Spiel- und Kultobjekte derart gefragt sein, dass sich vor Amerikas Spielzeugläden tagelange Schlangen bilden, wann immer eine Neuauflage auf den Markt kommt. Doch so gerne Kids in virtuelle Welten abtauchen, auf iPods oder Handys herumdrücken, haben doch traditionelle Spielsachen ihren Reiz nicht verloren.

Wenn an diesem Wochenende in New York die weltgrößte Spielwarenmesse eröffnet wird, dann werden Besucher wieder allerlei elektronische Tricks bewundern können. An seriengeschalteten Konsolen können sich ganze Schulklassen virtuelle Rennen liefern. Doch die am heißest diskutierten Produkte finden sich an den Ständen von Mattel und Hasbro – und haben keinen Bildschirm.

Einmal mehr ist es Elmo aus der Sesamstraße, der allen anderen Spielsachen die Schau stiehlt. Ein Jahr nachdem der „Extrem-Kitzel-Elmo“ seinem Hersteller Hasbro Rekord-Unmsätze gebracht hat, meldet sich der rote Geselle wieder als Sänger und Tänzer zurück. Nach Limbo-Elmo und Hokey-Pokey-Elmo, die mit ihren ruckigen Bewegungen und dem Falsetto-Geplärr schon viele Eltern an Rand des Wahnsinns getrieben haben dürften, singt das kleine Monster heuer ein Pizza-Lied. Die Pizza, die Elmo standesgemäß beschürzt, in der Hand hält, singt mit.

Die Kitzel-Modelle sind indes keineswegs out, im Gegenteil: Den Erfolg des lachenden und sich wälzenden Elmo wollen in der neuen Saison die Kollegen Ernie und das Krümelmonster fortführen.

Elmo ist indes nicht der einzige Sänger im Spielzeugland; auch die neue Version von Barbie gibt sich musikalisch. An einen mp3-Spieler angeschlossen, singt sie mit, wenn nicht gerade ihr Handy klingelt und sie selbst antwortet.

Ganz sorgenfrei gibt sich die Spielzeug-Industrie angesichts der elektronischen Konkurrenz dennoch nicht. Im vergangenen Jahr hat die Branche einen Umsatz von 22,3 Milliarden Dollar eingefahren und nahezu unverändert gegenüber dem Vorjahr geschlossen. Einen klaren Abwärtstrend sehe man also nicht, meinen die Marktforscher von der NPD Group. Doch zeichne sich eben auch kein Wachstum mehr ab.

Angesichts dieses Trends zeigt sich mancher Hersteller eben kompromissbereit, und so werden immer mehr Video- und mp3-Elemente eben in klassische Spielsachen aufgenommen. Das fängt in diesem Jahr in der Baby-Abteilung an. Hasbros Playskool-Sparte hat einen mp3-Spieler für die Krabbelstufe entwickelt, der mit 50 vorprogrammierten Songs kommt. Eltern können weiteren Kontent – von Einschlafliedern bis hin zur Musik für Baby-Gymnastik – aus dem Internet laden. Die Songs wählt das Baby über bunte Tasten.

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Alt 13-02-2007, 20:17   #621
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Google´s Ärger mit den Piraten

„Tu nichts Böses“ lautet das Firmen-Motto von Google, und in einem Ratgeber für Job-Suchende heißt es, dass sich Bewerber über dieses Motto auf keinen Fall lustig machen sollten, denn man nehme es im Googleplex sehr ernst. Was aber nicht heißt, dass man sich nicht hin und wieder darüber hinwegsetzt, wenn Geld zu machen ist.

Ausgerechnet während Google mit den Film-Verleihen über Video-Rechte verhandelt, die das eben gekaufte Online-Forum YouTube.com attraktiver machen sollen, gerät das Unternehmen wegen Beihilfe zu Copyright-Verletzungen unter Beschuss. Wie das Wall Street Journal berichtet, hat Google zwischen 2003 und 2005 eng mit zwei Unternehmern zusammengearbeitet, die illegale Downloads angeboten haben.

Brandon Drury and Luke Sample hatten auf den Webseiten EasyDownloadCenter.com und TheDownloadPlace.com Datenbanken eingerichtet, in denen sich Kino-Erfolge leicht finden und auf Festplatte laden ließen – vorbei am digitalen Rechte-Management und damit ohne Tantiemen.

Dass solche illegalen Konzepte Erfolg haben, ist kein Geheimnis. Die beiden Webseiten hatten gewaltigen Zuspruch, und so setzte Google einen eigenen Kundenberater auf die beiden an, um das Geschäft zu optimieren. Erster Schritt: bessere Suchbegriffe. Google leitete zu den Seiten, wenn jemand nach „Raubkopie“ oder etwa „Harry Potter Film Download“ suchte. In einem zweiten Schritt schalteten die Film-Piraten Anzeigen und zahlten dafür über drei Jahre 809 000 Dollar an die Suchmaschine.

Illegal ist das wohlgemerkt nicht, und eine aktuell verhandelte Klage richtet sich nur gegen Drury und Sample – und nicht gegen Google. Doch stellt die Geschichte die Suchmaschine in ein schlechtes Licht, und das zu einem höchst ungünstigen Zeitpunkt. Denn das beliebte Video-Portal YouTube.com, das Google kürzlich für 1,65 Milliarden Dollar erworben hat, hat seinen Erfolg nur teilweise den Pleiten-Pech-und-Pannen-Videos und ähnlichen Amateurs-Beiträgen zu verdanken. Ein Großteil der User sucht auf YouTube ganz offen nach Musikvideos und TV-Mitschnitten – deren Rechte muss sich Google zur Zeit sichern.

In einer Telefonkonferenz mit Vertretern der großen Studios hat Google nun Besserung gelobt. Man will Anzeigen, die zu illegalen Programmen führen umgehend löschen, zudem soll eine bereinigte Liste von Download-Unternehmen vorgelegt werden. Suchbegriffe, die illegale Aktivitäten nahelegen, sollen allgemein nicht mehr verwendet werden.

Ob diese Schritte den Unternehmen weit genug gehen, ist unklar. Allzu sehr werden sie sich aber nicht quer stellen. Zwar beschwert sich mit News Corp., Viacom, Sony, Time Warner, Walt Disney und der GE-Tochter NBC fast die ganze Branche über die bisherigen Taktiken von Google – aber ohne die Kooperation mit der wichtigsten Suchmaschine dürfte sich die Zukunft der Kontent- und Rechteverwaltung im Internet schwierig erweisen. Beide Seiten profitieren, wenn der Streit bald beigelegt wird und Google sich einfach wieder auf sein edles Motto besinnt.

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Alt 14-02-2007, 20:17   #622
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Bernanke bringt US-Börsen auf Rekordkurs

Der Dow-Jones-Index handelt nach einer Rede von Ben Bernanke auf einem neuen Allzeit-Hoch. Der Chef der amerikanischen Notenbank sprach am Mittwochmorgen vor dem Kongress zur wirtschaftlichen Lage der Nation.

Erste Äußerungen legen nahe, dass die Fed zwar keine baldigen Zinssenkungen plant, wie Anleger in den letzten Monaten immer wieder gehofft hatten. Allerdings scheinen auch keine Zinsanhebungen auf dem Programm der Notenbank zu stehen. Vielmehr glaubt Bernanke, dass die aktuelle Zinspolitik mit einem mittelfristig stabilen Leitzins von 5,25 Prozent für Wachstum in der amerikanischen Wirtschaft sorge.

Gegen weitere Zinsanhebungen spricht, dass Bernanke den Inflationsdruck als rückläufig beschreibt. Vor allem auf Verbraucherseite seien die Preisanstiege zuletzt weniger steil gewesen. In 2007 rechnet man mit einer Infltionsrate zwischen 2 und 2,25 Prozent, in 2008 soll der Preisanstieg auf 1,75 bis 2 Prozent zurückgehen. Sollte dieser Abwärtstrend allerdings nicht anhalten, behält sich Bernanke vor, weiter an der Zinsschraube zu drehen.

Einen Unsicherheitsfaktor in bezug auf die weiteren Inflationsraten sieht Bernanke bei Öl und anderen Rohstoffen. Deren Preistrends seien schwer vorhersehbar und müssten weiter im Auge behalten werden.

Beim aktuellen Kurs sieht der oberste Währungshüter jedoch moderates Wachstum für die Konjunktur. Für 2007 rechnet die Fed mit einem Wirtschaftswachstum zwischen 2,5 und 3,0 Prozent, in 2008 soll die Wirtschaft um 2,75 bis 3,0 Prozent zulegen. Jüngste Konjunkturdaten, die auch schwächeres Wirtschaftswachstum deuten, darunter das gestiegene Handelsbilanzdefizit und schwache Umsätze im amerikanischen Einzelhandel, scheinen den Fed-Chef nicht beeindruckt zu haben.

Sorgen macht sich die Notenbank allerdings noch immer um den Immobiliensektor. Die Schwäche und der Preisverfall in manchen Gegenden drohen weiter, sich auf die Verbraucherausgaben niederzuschlagem.

Die Blue Chips, die im frühen Handel zunächst nur leicht im Plus notiert hatten, reagierten auf Bernankes Äußerungen mit einem Sprung auf ein Plus von 60 Punkten. Auch die Transport- und die Energiewerte sind auf Rekord-Kurs.

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Alt 20-02-2007, 19:02   #623
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Kommt der Radio-Oberkill?

Hat Radio wirklich einmal zu den „alten Medien“ gezählt? An der Wall Street zeigt sich am Dienstag, dass kein Medium mehr Schwung in die Amerikaner und in den Handel bringen kann, als das gute, alte Audio-Signal – das wohlgemerkt längst per Satellit direkt aus dem All in schicke, digitale Empfänger gebeamt wird.

Sirius Satellite Radio und XM Satellite Radios waren in den letzten Jahren der Inbegriff des Radio-Genusses. Frei von lästiger Werbung, mit Sendern für jeden Geschmack eroberten sie bis dato 14 Millionen Kunden. Allein, für die Aktien beider Konzerne ging es in den letzten beiden Jahren nut noch bergab. Zu teuer war der Konkurrenzkampf, zuviel Geld floß in den Ankauf exklusiver Inhalte – bestes Beispiel: Sirius zahl dem Schock-DJ Howard Stern 500 Millionen Dollar und legte jüngst einen Erfolgsbonus von 225 Millionen Dollar drauf.

Dass sich solche Verträge trotz steigender Abonenntenzahlen nicht unbegrenzt weiter führen lassen, scheinen nun Sirius und Konkurrent XM gemerkt zu haben. Statt gegeneinander will man künftig miteinander um Fans buhlen. Das gemeinsame Angebot kann sich sehen lassen:

Mehr als 300 werbefreie Stationen von Country über Oper bis hin zu Prog-Metal. Neben Howard Stern bringt der Rapper Eminem und Jimmy Buffet zum Programm von Sirius, Talk-Shows steuert unter anderem die Haushalts-Queen Martha Stewart bei. XM wirft derweil als Jazz-DJ keinen Geringeren als den Star-Trompeter Wynton Marsalis ins Programm, die Folk-Legende Bob Dylan hat eine eigene Sendung, und Talk-Königin Oprah Winfrey plaudert. Das ist Radio-Overkill. Für passionierte Hörer ein Traum – und absolut konkurrenzlos.

Genau darin wiederum liegt das Problem. Ein Merger von Sirius und XM dürfte nach Ansicht der meisten Branchen-Analysten aus regulatorischen Gründen niemals erlaubt werden. Immerhin würden sich bei einem solchen Milliarden-Deal nicht nur die Nummer Eins und Zwei einer Branche vereinigen, sondern überhaupt die beiden einzigen Anbieter am Markt. Damit hätte der Verbraucher keinen Konkurrenten, Satelliten-Radio wäre ein nahezu unantastbares Monopol, und die entscheidende Kommunikationsbehörde FCC hat eine solche Entwicklung erst vor wenigen Wochen abgelehnt.

Ein Stimmungswandel ist nicht zu erwarten, auch wenn man das in den Konzernzentralen von Sirius und XM gerne anders sehen würde. „Wir hätten einen Merger nicht einmal angedacht, wenn wir nicht eine Chance von mehr als 50 Prozent sehen würden“, erklärt Sirius-Chef Mel Marmazin, der als früherer Viacom-Boss eine Legende im amerikanischen Medienzirkus ist.

Sein Kollege Gary Parsons von XM stimmt zu und begründet, warum der „Merger unter Gleichen“ durchaus möglich sein soll. Man sei, so Parsons, gar nicht alleine auf dem Markt, denn Satelliten-Radio falle in dieselbe Kategorie wie der iPod mit Radio, Internet-Radio und Radio-Dienste über das Fernsehkabel. Davon wiederum gäbe es noch viele weitere, ein Monopol sähe man nicht.

Das ist natürlich eine gewagte These, denn das vor allem von Autofahrern gebuchte Satelliten-Radio lässt sich natürlich keineswegs durch Internet- oder gar Kabel-Provider ersetzen. „Die FCC wird den Satelliten-Markt sehr eng definieren und diese anderen Anbieter auf keinen Fall mit einrechnen“, meint Maurice McKenzie, Branchenanalyst beim kleinen Brokerhaus Signal Hill Capital Group. „Man dürfte weiterhin an einem Preiskampf im Sinne des Verbrauchers interessiert sein“, so McKenzie.

Anleger wollen das am Dienstag nicht wahr haben. Die Aktien beider Unternehmen klettern um jeweils rund 10 Prozent.

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Alt 21-02-2007, 20:26   #624
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Der Staat, die Airlines und die Lobby

Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Der Billig- und Überflieger JetBlue ist wegen Schnee, Eis und Miss-Management zum Gespött an der Wall Street und im Late-Night-TV geworden. Doch das Schlimmste: Man muss den Millionen-Schaden selbst tragen, kann sich nicht auf weitere Hilfe der Regierung verlassen.

Das ist ungewöhnlich für die sonst so verwöhnte Airline-Branche, denn in den letzten Jahren hatte es sich geradezu eingebürgert, dass die Regierung angeschlagenen Unternehmen zur Seite sprang. Der Grund: Die Branche war direkt nach und auch wegen der Terror-Anschläge auf das World Trade Center am 11. September 2001 in Schwierigkeiten geraten – die Folgen einer nationalen Katastrophe wollte Uncle Sam nicht den Unternehmen selbst aufbürden.

Doch war die Branchenkrise, die zahlreiche Traditions-Carrier an den Rand oder in den Ruin trieb, nur teilweise von 9/11 bedingt. Die Katastrophe kostete American und United Airlines nicht nur jeweils zwei Flugzeuge, zahlreiche Mitarbeiter und sorgte für ein schwer zu bewältigendes Trauma. Sie verdarb dem halben Land auch zunächst einmal die Lust auf´s Fliegen – die Buchungen nahmen rapide ab.

Doch auch der steigenden Ölpreis und damit immer teureres Flugbenzin erschwerten den Unternehmen die Geschäfte. Ebenso die unflexiblen Verträge mit Piloten, Besatzung und Bodenpersonal. Dazu kamen der schlechte Service an Bord und weitere Management-Pannen, wie ein Millionen-Bonus, den sich der damalige AMR-Boss Don Carty genehmigte, kaum dass er die Gehälter der Mitarbeiter erfolgreich gedrückt hatte. Alles in allem gelang der Branche in den letzten Jahren nicht allzuviel, doch nicht alles konnte man auf 9/11 schieben.

Die Regierung sprang den Unternehmen dennoch zur Seite und gab in den letzten Jahren eine Finanzspritze von mehr als 15 Milliarden Dollar. Ob das sinnvoll war, ist unter Experten – und Wählern! – noch immer umstritten. Doch ein kleiner Passus, den die Autoren des damaligen Airline-Unterstützungs-Gesetzes in die Vorlage aufnahmen, lässt den Staat zumindest zum Teil an der Erholung der Branche teilhaben.

Jon Corzine, Demokrat aus New Jersey, und Peter Fitzgerald, Republikaner aus Illinois, die Autoren des Gesetzes, haben beide Erfahrung im Finanzsektor: Corzine als ehemaliger CEO von Goldman Sachs und Fitzgerald als Berater einer Privatbank. Die beiden sorgten dafür, dass die unterstützten Airlines Uncle Sam Optionen überschreiben mussten. Kauf und Verkauf der entsprechenden Papiere für Frontier und America West haben bisher 119 Millionen Dollar in die Staatskasse gebracht, weitere 130 Millionen Dollar liegen in Papieren von World Airways.


Stellt sich die Frage: Warum wird Uncle Sam nicht regelmäßig für Zahlungen an Unternehmen mit Optionen bedacht? Immerhin hat sich das System schon in der Vergangenheit ausgezahlt. Als die Regierung 1979 Chrysler aus der Klemme half, bekam man Optionen, die später 300 Millionen Dollar einbrachten. Schießt der Staat hingegen 21 Millionen Dollar in die HIV-Forschung, wie neulich beim Pharmazeuten Argos geschehen, ist von einer Beteiligung nirgends die Rede – nicht einmal, wenn die staatlich finanzierte Forschung zu Rekordgewinnen für das Unternehmen führt.

Nun, warum lässt sich Uncle Sam nicht regelmäßig am Unternehmenserfolg beteiligen? Laut Experten in Washington fehlt es nicht an Ideen und Gelegenheit. Vielmehr scheinen die mächtigen Lobbyisten den Politikern regelmäßig solche Spielchen auszureden. Die Unternehmen wollen im Erfolgsfall alleine kassieren, und dank großzügiger Wahlkampfspenden haben sie genug Macht, das auch durchzubringen.

Im Falle der Airline-Branche hatte Uncle Sam letztlich auch nur Glück. Gesetzes-Autor Fitzgerald, der 2005 seinen Seatsposten aufgegeben hat, erinnert sich: „Die Fluggesellschaften waren so unorganisiert, sie konnten sich selbst nicht einigen, was für sie am besten wäre.“ Von diesem Miss-Management profitierte der Staat.

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Sieben heiße Wachstumsaktien

Von Michael Kaye


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Alt 27-02-2007, 19:11   #626
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Die China-Ausrede

Wenn Amerika niest, bekommt die ganze Welt einen Schnupfen. Das wissen Volkswirte schon lange. Dass die Infektion auch andersrum laufen kann, lernt die Wall Street am Dienstag. Die chinesischen Börsen sind steil eingebrochen, und Indizes auf der ganzen Welt – von Bombay über Frankfurt bis nach New York – sehen rot.

Zwar verliert keiner der internationalen Indizes ganz so deutlich wie der chinesische Markt. Der Shanghai Composite gab zeitweise 10 Prozent ab und schloss mit einem Minus von 8,8 Prozent, was dem steilsten Tagesverlust seit mehr als einem Jahrzehnt entsprach. Damals, am 19. Februar 1997, stürzten die China-Aktien in Reaktion auf den Tod des Reformers Deng Xiaoping.

Auch die aktuellen Einbußen haben mehr mit politischen Bedenken zu tun als mit wirtschaftlichen oder gar unternehmensspezifischen Problemen. Die Citibank berichtet von Gerüchten, dass der Chef der chinesischen Börsenaufsicht seinen Platz räumen soll. Insider fürchten, dass sein Nachfolger drastischere Maßnahmen gegen Aktienspekulanten einführen könnte.

Die Experten bei Brown Brothers Harriman rechnen mit solchen und ähnlichen Maßnahmen, mit denen die Chinesen inmitten ihres rasanten Wirtschaftswachstums eine Blase verhindern wollen. Mögliche Auflagen könnten Anfang März beschlossen werden, denn dann tagt die Volksversammlung.

Die Unsicherheit in China schlug sich am deutlichsten auf die übrigen asiatischen Börsen durch und drückte die Indizes in Hongkong, Singapur und Malaysia. Auch die übrigen Wachstumsländer, darunter Russland, Indien und Brasilien, gaben nach.

Dass die amerikanischen Börsen mit den Verlusten ein so großes Problem haben – zur Mittagsstunde notieren die Blue Chips immerhin mit einem Plus von 170 Zählern – hat mit der steigenden Abhängigkeit der Amerikaner von chinesischen Produkten zu tun. Wie der monatliche Blick auf die Handelsbilanz zeigt, wächst das Defizit mit China laufend. Und doch ist unklar, wovor sich Anleger in US-Aktien fürchten, denn mit einer Wirtschaftskrise und einem Exportstopp in China ist ja nicht zu rechnen.

Auf dem Parkett sind entsprechend viele Experten der Meinung, dass China nicht mehr als eine Ausrede ist. Die US-Börsen haben eine gewaltige Rallye hinter sich, die großen Indizes handeln auf Rekord-Niveau, die Blue Chips gar auf einem Allzeit-Hoch. Eine Korrektur ist überfällig, schon aus technischer Sicht.

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Anleger nach wochenlang nur gemischten konjunkturellen Nachrichten einfach auf eine Meldung gewartet haben, dass sich als Verkaufs-Signal interpretieren lassen würde. Genau die haben sie nun aus China bekommen, während die wahren Gründe für die meisten Aktienverkäufe am Dienstag mit dem schwachen Immobilienmarkt, der Hypothekenkrise, Warnungen einiger Notenbanker und anderen Binnen-Faktoren zu tun haben dürften.

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Alt 28-02-2007, 20:30   #627
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Wall Street: Kein Crash, aber eine Warnung



Am Mittwoch erholen sich die amerikanischen Börsen ein wenig von den Verlusten des Vortages. Nachdem der Dow am Dienstag zeitweise mehr als 500 Punkte eingebüßt und mit einem Minus von 416 Punkten geschlossen hatte, klettern die Blue Chips nun wieder. Die Stimmung auf dem Parkett ist ruhig – man hat schon Schlimmeres gesehen.

Was nicht darüber hinwegtäuschen soll, dass am Dienstagnachmittag kurzzeitig Panik herrschte. Nachdem die Blue Chips den halben Tag lang mit einem satten Minus gehandelt hatten, krachte der Index gegen 15 Uhr Ortszeit binnen weniger Sekunden durch alle Böden: Um 14:58 Uhr stand der Dow auf der großen Anzeigetafel über dem Parkett der New Yorker Börse noch mit 289 Punkten im Plus, um 14:59 Uhr waren es 467 Punkte, um 15:00 schließlich 546 Punkte.

Was war passiert? Die Index-Wächter bei Dow Jones berufen sich worauf Skeptiker gleich in den ersten Minuten getippt hatten: einen Rechenfehler. Schon seit 14 Uhr hätten die Computer unter der Last eines Rekord-Volumens geächzt, so Unternehmens-Sprecherin Sybille Reitz. Knapp eine Stunde später sei dann ein Rechner ganz ausgefallen, dann hätte kurzzeitig die Gewichtung der Aktien nicht mehr gestimmt – mit den bekannten Auswirkungen.

Nichtsdestotrotz: Ein Minus von 416 Punkten zum Handelsschluss war kein Fehler, sondern das Ergebnis eines einigermaßen chaotischen Tages, an dem Anleger tiefe Kursstürze in China zum Anlass genommen hatten, ihre Bestände an US-Papieren zu verkaufen – geplant hatten viele das schon lange. Schließlich war es für die US-Märkte zuletzt seit Mitte Juli in gerader Linie bergauf gegangen. Der Dow-Jones-Index legte in dieser Zeit um satte 20 Prozent zu, die größte „Korrektur“ (man mag es gar nicht so nennen) war ein Mini-Rückzug im November, als die Blue Chips binnen drei Tagen um 1,7 Prozent nachgaben.

Nun also die Wende. Überraschend ist, dass der Ausverkauf am Mittwoch nicht weitergeht. Denn angesichts der Konjunkturdaten der letzten Wochen – dazu gehören die schwachen Zahlen zu BIP und Produzierendem Gewerbe am Mittwoch ebenso wie die einige Tage zurück liegenden Daten zu Immobilienmarkt, Automobilsektor, Verbraucherausgaben und eine zu erwartende Krise im Hypothekengeschäft – ist eine Korrektur am Markt überfällig.

Mehr aber auch nicht. Von einem Crash spricht in New York niemand, und es wäre auch schlicht falsch. Ein Crash wird meist definiert als ein Kursverlust um mehr als 10 Prozent, und davon war man am Dienstag auch zur schwersten Stunden weit entfernt. An historische Crashs reichen die Dienstagsverluste ohnehin nicht hin. Zur Erinnerung: In 1929 hatten die Blue Chips binnen dreier Tage um fast 25 Prozent nachgegeben, binnen zweier Monate um 40 Prozent. Und 1987 büßte die Wall Street am Schwarzen Montag 22,6 Prozent ihres Wertes ein.

Mit solchen Bewegungen ist zur Zeit nicht zu rechnen, unabhängig von Bewegungen in China und von Rezessions-Warnungen von Alan Greenspan. Vor einer Korrktur aber nimmt sich die Börse in acht. Wer dieser Tage die günstigen Einstiegskurse nutzt und nach den Dienstags-Stürzen Papiere zukauft, der prüft sein Portfolio in den nächsten Tagen minütlich, um im Zweifelsfall rechtzeitig aussteigen zu können.


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Alt 05-03-2007, 07:14   #628
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Die Vola ist wieder da


Quelle: GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de/nachric...a,a573662.html
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Alt 05-03-2007, 17:39   #629
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Öl: Mal Wegweiser, mal Mitläufer

Der Markt ist keine Einbahnstraße. Das merkt, wer am Montag sowohl Aktien als auch Rohstoffe im Blick hat. Nachdem der Ölpreis monatelang den Handel an der Wall Street bestimmt hat, sieht man nun eine Trendwende: Die schwachen Aktienmärkte geben den Ton an und lassen den Ölpreis fallen.

Die Märkte sind offensichtlich nicht nur von ihren eigenen Angebot- und Nachfrage-Werten abhängig, sondern auch von einander. Einseitig haben Anleger das seit Monaten beobachten können, wenn ein steigender Ölpreis die Aktien gedrückt hat. Teures Öl, ganz klar, belastet die Industrie und den Verbraucher. Letzteren, weil er Öl zum Heizen braucht und Benzin für´s Auto. Die Unternehmen, weil sie Öl für Transport und – je nach Branche – als Rohstoff zur Herstellung von Gütern benötigen.

Teures Öl = schwacher Markt, diese Gleichung ging also lange auf. Bis Öl für einige Wochen näher bei 50 als bei 60 Dollar handelte. Da belastete der Preisverfall die Märkte, denn mit dem Ölpreis fallen die Gewinnmargen der Öl-Konzerne, die mit mehr als 20 Prozent die am schwersten gewichtete Branche im marktbreiten S&P-500-Index stellen. Schwaches Öl drückte deren Aktien, die drückten den Markt.

Am Montag nun sehen Anleger eine unerwartete Verschiebung von Angebot und Nachfrage. Der weltweite Kurssturz, der in den letzten Tagen Aktien in Asien, Europa und Amerika hat fallen lassen, lässt Angst um die Stabilität der globalen Konjunktur aufkommen. Käme es zu einer groß angelegten Korrektur, zu einer Rezession sogar, wie sie Alan Greenspan in der vergangenen Woche nicht ausschließen wollte, würde die Nachfrage nach Öl sinken – darunter leidet der Ölpreis zum Wochenstart.

Weitere Faktoren darf natürlich nicht außer acht lassen, wer auf den Ölpreis spekuliert. Den drücken dieser Tage nicht nur die schwachen Börsen, sondern auch die geopolitischen Krisen in Iran und Irak, die wieder aufflammende Revolte in Nigeria, und technische Indikatoren.

Alles in allem fällt das schwarze Gold zeitweise um 3 Prozent und gibt ein Schul-Beispiel dafür, dass am Markt viele Faktoren gegenseitig beeinflussen, und das ein Austausch in alle Richtungen stattfindet.

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Alt 06-03-2007, 18:43   #630
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Microsoft macht sich lächerlich

„Mama, der Peter lügt“, schreit das Kind. Und: „Papa, die Susi hat was geklaut.“ Man kennt solche Petzereien aus dem Kindergarten – und hört sie zur Zeit immer häufiger an der Wall Street. Microsoft ist die Petze, die mit dem Finger auf andere Unternehmen zeigt, die bessere Produkte haben und erfolgreicher performen.

Angefangen hat das Theater vor ein paar Monaten, als Apple eine neue Werbe-Kampagne ins Fernsehen brachte. Darin tauchen ein dynamischer Mitt-Dreißiger („Hallo, ich bin ein Mac.“) und ein etwas schwerfälliger, sehr bürokratischer Mitt-Vierziger („Hallo, ich bin ein PC.“) auf. Der PC-Mann bleibt mitten im Satz hängen, hat sich an irgendwelchen Viren angesteckt oder muss sich zur Abwehr von Spy-Ware total lächerlich verkleiden.

Jüngst war er sogar auf dem Weg ins Krankenhaus zu einer schweren Operation. Er bekomme „Vista“ eingebaut, klagte der PC über das neue Betriebssystem von Microsoft. Dafür bräuchte er aber Updates und eine neue Soundkarte und neue Chips. „Stimmt alles gar nicht“, schimpfte umgehend Bill Gates. Apple finde es wohl cool, falsche Meldungen zu verbreiten. Die User ließ das kalt, denn: Apple ist cool. Und die Werbung ist lustig. Dass Microsoft gleich so gekränkt reagierte, machte den Konzern aus Seattle einfach lächerlich.

Nichtsdestotrotz hat man sich nun ein neues Opfer vorgeknöpft: Google. In einer Rede vor einer Gruppe von Verlegern klagt Microsofts Rechtsberater Tom Rubin die Suchmaschine wegen deren Copyright-Verletzungen an. Dass Google Bücher komplett ins Internet stelle und auf Suchbegriffe durchkämme, und dass die Google-Tochter YouTube.com neben Heim-Videos auch TV- und Konzertausschnitte verbreite, sei „anmaßend“.

Nun, das mag sein – ist es aber auch schon sehr lange. Der Streit um YouTube.com ist bald ein Jahr alt, mit vielen Content-Anbietern hat das Unternehmen längst Lizenzverträge geschlossen. Zahlreiche Sender präsentieren Programme bewusst auf dem Video-Portal, und seit dieser Woche fahndet sogar das FBI mit Hilfe der Seite nach Schwerverbrechern.

Dass Google Bücher scannt und durchsucht ist noch viel länger bekannt. Und nach einem kurzen Aufschrei in der Branche hat sich der Tumult längst gelegt. Zum einen, weil Google Bücher nicht komplett zur Verfügung stellt, sondern Suchbegriff-orientiert nur abschnittsweise. Zum anderen, weil der Service im vergangenen Jahr allein 3,3 Milliarden Dollar an Anzeigen-Umsatz erwirtschaftet hat, die an Partnerfirmen und Kontent-Provider gehen.

Im Internet machen sich nun zahlreiche Blogger darüber lustig, dass sich mit Microsoft ausgerechnet der Hightech-Monopolist auf die Seite der Ausgebeuteten zu stellen versucht, der seit Jahren als Inbegriff des bösen Konzerns gesehen wird. Dazu kommt, dass Microsoft nichts Neues aufgreift. Mit seiner Kritik an anderen Unternehmen läuft man der öffentlichen Kritik meilenweit hinterher.

Im Kerngeschäft sieht das ähnlich aus, und das wird sich wohl nicht so bald ändern. Zumal die Konkurrenz im er härter wird. Am Dienstag haben sich Microsofts Lieblingsfeinde sogar zusammengeschlossen. Man entwickle zur Zeit „viele interessante Produkte mit Apple“, erklärte Google-CEO Eric Schmidt am Morgen. Mal sehen, was Bill Gates dazu einfällt.

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