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Alt 04-08-2006, 22:22   #526
Starlight
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Umstrittener Konträr-Indikator

Dass der Arbeitsmarkt deutlich schwächer ist als erwartet, hat an der Wall Street eine Rallye ausgelöst. Doch die Funktion des Arbeitsmarktes als Konträr-Indikator ist Anlegern nicht ganz geheuer – immerhin ginge es der Volkswirtschaft doch besser, wenn es mehr Jobs gabe. Der Tageshandel spiegelt diese Übverlegung wieder.

Nachdem die Blue Chips im frühen Handel um 75 Punkte zugelegt hatten, besann sich der Markt, und zur Mittagsstunde verbucht der Dow-Jones-Index nur noch ein Plus von 25 Punkten. So zeigt sich, dass doch einige Anleger mit der euphorisch bejubelten Gleichung „Schwacher Arbeitsmarkt = niedrigere Zinsen“ wenig anfangen können und sich gegen eine allzu positive Auslegung grundsätzlich schlechter Daten wehren.

Zwar ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Notenbank bei ihrem Treffen in der nächsten Woche durchaus den schwachen Arbeitsmarkt zum Anlass nehmen könnte, die Zinsen nach zuletzt siebzehn Anhebungen in Folge zumindest für ein oder zwei Monate unangetastet zu lassen. Das wiederum würde die Zinsen im Immobilien- und allgemeinen Finanzbereich niedriger halten und auch dem Verbraucher die Kreditaufnahme erleichtern.

Doch kommen mit dem schwachen Arbeitsmarkt ganz andere fundamentale Probleme auf die US-Wirtschaft zu. Der Verbraucher, der zu einem größeren Teil als bisher ohne Job ist, steht mit seinen Ausgaben für Miete und Eigentum, Energie, Lebensmittel, Urlaub, Dienstleistungen, etc. hinter zwei Dritteln der Konjunktur. Fährt er seine Ausgaben zurück, dürfte das die Wirtschaft weitaus mehr belasten als eine weitere Zinsanhebung um einen Viertelpunkt.

Zumal eine solche keineswegs ausgeschlossen ist. Denn obwohl der Arbeitsmarkt schwach ist, sind inflationäre Trends weiter spürbar. Das zeigt sich auch nicht nur an anhaltend hohen Energiepreisen, sondern an sämtlichen Preisindikatoren und Verbraucherindizes der letzten Wochen. Der Inflation kann die Notenbank unter Ben Bernanke am ehesten durch eine weitere Zinsanhebung entgegentreten.

Sollte sich der Offenmarktausschuss, dessen Politik erst vor wenigen Tagen Fed-Mitglied William Poole als „völlig offen“ charakterisierte, für eine weitere Anhebung entscheiden, dürfte dies den Markt um mehrere hundert Punkte in die Tiefe drücken. Zumal auf dem Parkett kaum einer mit einem solchen Szenario rechnet. Die Fed-Futures deuten offen optimistisch auf eine Wahrscheinlichkeit von mageren 20 Prozent für eine Anhebung – eine Überraschung ist indes nicht auszuschließen.

Zu den ineffizientesten Handelstaktiken würde es daher gehören, sich in den nächsten Tagen einer Rallye anzuschließen, die auf die Hoffnung auf niedrigere Zinsen baut. Sie wäre äußerst instabil. Zahlreiche Investmentprofis wissen das und haben für die nächsten Tage ihren Abschied in die Sommerpause angekündigt. Nachdem die US-Börsen in den letzten Tagen gute zwei Drittel dessen wieder aufgeholt haben, was die Korrektur vor zwei Monmaten an Wert vernichtet hatte, sehen sie kurzfristig wenig Potenzial für weitere Kursgewinne. Für viele ist es dieser Tage attraktiver, der Sommerhitze im New Yorker Financial District zu entfliehen.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
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Alt 07-08-2006, 20:54   #527
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Sorgen um ein Leck in Alaska

Seit Jahren versuchen die Öl-Multis die Bohrrechte im Naturschutzgebiet ANWR in Alaska zu bekommen – vergeblich. Hauptargument neben dem Schaden für die Umwelt ist die äußerst umstrittene Relevanz der dortigen Vorräte für den Weltmarkt. Mehr Öl soll aus Alaska also nicht kommen. Mit weniger hatte man aber auch nicht gerechnet.

Am Montag steht der Öl-Markt unter Druck, nachdem BP die Förderung in der Prudhoe Bay eingestellt hat. Das größte Fördergebiet auf amerikanischen Boden wird seit 30 Jahren bearbeitet, BP gehört zu den wichtigsten Firmen vor Ort und holt täglich 400 000 Fass aus dem Boden. Auf diese Menge, die 8 Prozent der US-Förderung und 0,5 Prozent der globalen Förderung entspricht, muss der Markt verzichten, seit BP am Wochenende Schäden an einer Pipeline entdeckt hat.

Über eine Strecke von 35 Kilometern seien die Wände der Pipeline äußerst dünn geworden, starker Rostbefall gefährde den sicheren Öl-Transport von der Nordküste Alaskas über Kanada bis in die Vereinigten Staaten. Aufgefallen sei das Problem bei Reparaturarbeiten nach einem Leck, bei dem in den letzten Tagen 4 bis 5 Fass Öl ausgelaufen sind. Die sind mittlerweile wieder aufgewischt, für eventuelle aber in jedem Fall sehr geringe Umweltschäden hat sich das Management bei der Bevölkerung von Alaska entschuldigt.

Mit den Bürgern vor Ort haben es die Öl-Firmen indes nie schwer gehabt. Nicht einmal große Unglücke wie der Untergang der ExxonValdez vor der Küste von Alaska haben der Industrie einen Image-Schaden zugefügt. Und auch die Tatsache, dass der weltgrößte Konzern bis heute keinen Schadenersatz für die Katastrophe von vor 17 Jahren gezahlt hat, kritisiert man im nördlichsten US-Bundesstaat nur ganz leise.

Denn mit den Ölfirmen kam in den Siebzigerjahren das große Geld nach Alaska. Der Bau der Pipeline machte alle vom leitenden Ingenieur bis hin zum einfachen Schweißer reich. So ist auch verständlich, warum ausgerechnet die Leute in Alaska durchaus hinter einer Fördergenehmigung in ANWR stehen. Die heimischen Elche spielen gemessen am potenziellen Geldrausch für die Bevölkerung eine untergeordnete Rolle.

In den übrigen Bundesstaaten sieht man das anders. Da sind republikanische Hardliner und Öl-Lobbyisten die einzigen, die in den Öl-Beständen von ANWR eine dringend abzubauende Resource sehen. Unabhängigen Experten sind die dortigen Vorräte zu klein, die Förderung zu kostspielig und angesichts einer mindestens zwanzigjährigen Verzögerung durch den Bau von Infrastruktur ohnehin keine Lösung aus der aktuellen Preiskrise.

Interessant hingegen, wie sich der Wegfall einer Produktionsstätte auf den Ölpreis sofort auswirkt. Das schwarze Gold klettert zum Wochenstart, die Aktie von BP Prudhoe Bay bricht um 12 Prozent ein. Dabei dürfte der Konzern die kurrzzeitigen Ausfälle locker wettmachen, wenn die Förderung in einigen Wochen weitergeht. Bis dahin könnte der Ölpreis nämlich durchaus über 80 Dollar geklettert sein, die höheren Margen würden das Unternehmen über Leck und Rost hinwegtrösten.

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Alt 09-08-2006, 21:09   #528
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Wal-Mart vermisst Deutschland nicht

Noch vor wenigen Wochen sahen Anleger an der Wall Street, die einen mit Entsetzen und die anderen mit Schadenfreude, wie Wal-Mart in Deutschland scheiterte und sich unter hohem Konkurrenzdruck mit einem Milliarden-Verlust verabschieden musste. Mittlerweile sehen einige Experten den Schritt nicht als Niederlage, sondern als Chance.

Wal-Mart habe klug entschieden, sich aus Deutschland zu verabschieden, meinen einige Einzelhandels-Analysten. Dass man sich im größten europäischen Verbrauchermarkt nicht behaupten konnte, sei nicht weiter tragisch, und auch der unfreiwillige Rückzug aus Südkorea wenige Monate zuvor könne durchaus verkraftet werden. „In Deutschland und Südkorea herrscht ein anderes Wertesystem als bei Wal-Mart“, hat Love Goel von der auf Einzelhändler spezialisierten Growth Ventures Group erkannt. „Niedrigste Preise sind dort nicht das einzig wichtige.“ Wal-Mart sei in beiden Märkten von vorneherein zum Scheitern verurteilt gewesen.

Craig Johnson vom Branchenberater Customer Groth Partners sieht das ähnlich – und wiegelt ab: „Auch der größte und erfolgreichste Einzelhändler der Welt gewinnt nicht überall, wo er spielt.“ Das sei auch nicht so wichtig, solange das Unternehmen Alternativen habe. Und die gebe es. Statt in Deutschland angele Wal-Mart nun „wo die Fische beißen.“ Man könne sich nun viel konzentrierter dem Markteintritt und der Expansion in China und Indien widmen, immerhin zwei der größten Verbrauchermärkte der Welt mit einem jährlichen Volumen von 700 beziehungsweise 300 Milliarden Dollar.

In Deutschland gegen die Wand zu laufen koste den Konzern auf lange Sicht genau so viel Kraft wie der möglicherweise erfolgsversprechende Auftritt in China und Indien, sind sich die Experten einig, die mit massiven Versetzungen im Top-Management rechnen. Letztlich dürften die gleichen Manager, die bei den gescheiterten Missionen an Bord waren, anderswo mehr Erfolg haben. Denn die Struktur der Märkte in China und Indien scheint Wal-Mart entgegenzukommen.

In China sind nur 20 Prozent des Einzelhandels von Unternehmen organisiert. In Indien sind es sogar nur 3 Prozent, während die übrigen 97 Prozent der Branche von kleinen, einzelnen Läden gedeckt werden, die oft im Familienbesitz sind und nach dem Tante-Emma-Prinzip arbeiten. Gegen diese Konkurrenz kann man sich behaupten, dass hat bereits vor Jahren die radikale Expansion von Wal-Mart im ländlichen Teil der USA bewiesen, wo man mit der bewährten Niedrigpreis-Politik tausende kleiner Geschäfte einfach überrannt und ausgeschaltet hat.

Wie die indische Konjunktur einen Auftritt von Wal-Mart verkraftet, ist zur Zeit unklar. Das ist natürlich auch der Grund, warum sich die indische Regierung dem US-Bonzen gegenüber eher zögerlich verhält. Man hat Wal-Mart gerade einmal die Genehmigung erteilt, ein kleines Kontaktbüro in Bangalore zu eröffnen, von wo aus man den Markt genauer inspizieren möchte. Damit ist noch lange nicht klar, wann der Konzern seine ersten Super-Center eröffnen darf.

Kommt es aber soweit, sind Analysten von gigantischem Erfolg überzeugt. Über zehn Jahre hinweg könne Wal-Mart wohl Gewinnwachstum „im dreistelligen oder zumindest im hohen zweistelligen Bereich ausweisen“, meint Experte Goel. Für Anleger sind das gute Aussichten, und plötzlich tut der Abschied von Deutschland und Südkorea nicht mehr weh.

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Alt 10-08-2006, 20:51   #529
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Richtungssuche zwischen Terror und Fed

Die US-Börsen haben am Donnerstag eine erstaunliche Kehrtwende hingelegt. Ein von den britischen Behörden verhinderter Terror-Anschlag hatte Anleger am Morgen tief beunruhigt, am Mittag jedoch fangen sich die Indizes und wenden sich wichtigeren Themen zu – die Konjunkturdiskussion beherrscht den Markt wieder.

Das ist zwar erstaunlich angesichts der Gravität der Terror-Nachrichten und der Tatsache, dass sich nach den britischen auch sämtliche US-Behörden bis hin zum Heimatschutzminister, dem Generalstaatsanwalt und sogar Präsident George W. Bush umgehend zu dem verhinderten Anschlag äußerten und das Thema vielleicht noch mehr aufbauschten als es nötig gewesen wäre. Es ergibt aber wenigstens Sinn, dass sich die Börse mit der Geschichte nicht allzu lange aufhält. Denn: Ein verhinderter Anschlag hat keine Folgen auf den Markt.

Das haben mittlerweile sogar die leidgeprüften Anleger in der Airline-Branche erkannt. Aktien von United und Continental Airlines, die am Morgen in den Keller gegangen waren, haben am Mittag ihre Verluste wieder gutgemacht, der Branchenindex notiert gar mit einem Plus von 1 Prozent. Offensichtlich hält sich die Angst vor einem radikalen Einbruch des Flugverkehr in Grenzen, während der Optimismus gegenüber einer Branche steigt, die in den letzten Jahren dramatisch die Kosten gesenkt und die Margen erhöht hat. Dass United Airlines kürzlich den ersten Quartalsgewinn seit fünf Jahren auswies wiegt bei Investoren schwerer als die recht vage Befürchtung, dass die jünsgten Terror-Nachrichten den Flugverkehr wieder zum Erliegen bringen könnten.

Das ist auch nicht zu erwarten. Seit den ersten großen Terroranschlägen der letzten Jahre, den Angriffen auf World Trade Center und Pentagon, ist die Reaktion fliegender Touristen und Geschäftsleute auf einzelne Attacken immer geringer ausgefallen. Die Anschläge in London und Madrid bremsten den internationalen Tourismus kaum mehr aus, entsprechend wirkten sie sich jeweils nur schockartig auf die Aktien aus.

Das leichte Plus der Wall Street am Donnerstagmittag ist also in bezug auf die jüngsten Entwicklungen nicht erstaunlich. Da ist schon weniger klar, warum die Börse andere Sorgen wie die Krise in Israel/Libanon oder den hohen Ölpreis so einfach wegstecken kann. Immerhin handeln die großen Indizes tapfer auf hohem Niveau.

Eines ist allerdings klar: Von Stabilität will derzeit auf dem New Yorker Parkett keiner sprechen. Die Luft ist dünn, nicht zuletzt weil die Zinsentscheidung der Notenbank noch immer nicht klar interpretiert worden ist. Die Wall Street sieht ein Tauziehen von Bullen und Bären, und insofern sollten kleine Tagesgewinne oder -verluste zur Zeit auf keinen Fall überbewertet werden.

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Alt 10-08-2006, 20:53   #530
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Was steckt hinter der überraschenden Ertragsstärke?

Von Sam Stovall, Chef-Investment-Stratege bei S&P

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Alt 11-08-2006, 20:41   #531
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Terror schadet den Flughafen-Boutiquen

Wie sich die jüngsten Terrormeldungen langfristig auf den internationalen Flugverkehr auswirken, wird an den Börsen zur Zeit heftig diskutiert. Kommt es zu rückläufigen Buchungen, weil Passagiere wieder Angst haben? Oder passiert nichts, weil die Behörden mit ihrer gelungenen Intervention für ein neues Sicherheitsgefühl gesorgt haben?

Interessant sind die kurzfristigen Folgen des Terroralarms. Denn „Sicherheitsstufe Rot“ machte sich an amerikanischen Airports nicht nur durch lange Schlangen am Check-In bemerkbar und durch alle möglichen neuen Vorschriften darüber, was Passagiere nun an Bord nehmen dürfen und was nicht. Vielmehr spürte eine ganze Branche direkte Auswirkungen binnen Minuten nachdem die neuen Vorschriften in Kraft getreten waren: die Einzelhändler an den Flughäfen.

Unter den Ladenbesitzern gab es Gewinner und Verlierer. Am schlechtesten freilich erging es den Getränkehändlern, da Fluggäste seit Donnerstag keine Flüssigkeiten – darunter fallen auch Wasser und Orangensaft – mehr an Bord nehmen dürfen. Komplett eingebrochen sind auch die Umsätze bei zahlreichen Kosmetik-Boutiquen, deren Lippenstifte, Mascara und Handcreme auch nicht mehr ins Handgepäck darf.

Auf dem Flughafen Dulles in Washington, D.C. mussten Läden im Sicherheitsbereich nach der Zollkontrolle sämtliche Produkte aus dem Regalen nehmen, die Passagieren Probleme gemacht hätten. „Wir wollen schließlich nicht, dass Leute etwas kaufen, was sie danach sofort wegwerfen müssen“, erklärt Rob Yinging von der Flughafenbehörde in der Hauptstadt, der die Räumung angeordnet hat.

Zu den wenigen Gewinnern unter den Getränkehändlern gehören ein paar Läden, die nicht nur an Kunden, sondern auch an die Airlines direkt liefern. Angesichts des Getränkeverbots für Passagiere mussten natürlich die Carrier ihr Angebot aufstocken.

Die Hauptgewinner indes kommen aus der Gepäckbranche. Sämtliche Flughafen-Boutiquen zwischen New Yorks JFK und San Francisco International, die auf Koffer und Taschen spezialisiert sind, stellten gewaltige Umsatzsprünge fest. Kunden kauften alles, ws sich einchecken ließ, um Handgepäck umzuschichten und im Cargo unterzubringen. So stark der Umsatzanstieg für die Kofferhändler allerdings war, so kurzlebig dürfte er sein. Denn spätestens seit Freitag dürften sich die neuen Regeln herumgesprochen haben. Fluggäste dürften entsprechend von vorneherein umpepackt haben.

Langfristig sehen Experten mehr Schaden als Nutzen für die Gepäck-Boutiquen. Für sämtliche anderen Flughafenhändler übrigens auch, vom CD-Laden bis zum Souvenirhändler. „Nach den jüngsten Terror-Warnungen ist der Flughafen kein angenehmes Umfeld zum Einkaufen mehr“, fürchtet Paul Rich vom New Yorker Einzelhandels-Berater Rothstein Kass. „Passagiere, die sich nicht wohl fühlen, werden kaum nach Büchern und Schals stöbern.“

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Alt 14-08-2006, 20:36   #532
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PepsiCo nutzt Frauen-Power

Die Wall Street reagiert am Montag positiv auf eine fast historische Personalie: Indra Nooyi wird ab Oktober Chefin bei PepsiCo. Damit steigt die 50-jährige Inderin in den kleinen Kreis von Frauen auf, die ein Weltunternehmen leiten.

An Indra Nooyis Führungsqualitäten zweifelt bei Pepsi und an der Börse niemand. Bereits seit zwölf Jahren ist die Frau als Finanzchefin im Unternehmen, doch kümmerte sie sich seit jeher nicht nur um die Bücher, sondern auch um die Strategie. Nooyi war es, die gesunde Produkte im Konzern etabliert hat. Unter anderem sei sie die treibende Kraft hinter dem Merger mit Quaker Oats gewesen, erinnert Jeff Sonnenfeld, Professor an der Yale School of Management.

Mit Quaker Oats holte sich Pepsi vor fünf Jahren Knabbergebäck ins Haus, das vor allem in den letzten Jahren eine deutlich bessere Umsatzentwicklung gesehen hat als die fettigeren Snacks der langjährigen Pepsi-Marke Frit-O-Lay. Auch abgesehen von dem richtungsweisenden Merger selbst hat Nooyi den strategischen Wandel von Pepsi erlebt, der aus dem Brausespezialisten einen Lebensmittelriesen mit Energiedrinks und Keksen machte und dafür sorgte, dass sich Pepsi vom stagnierenden Konkurrenten Coca-Cola zuletzt immer weiter abgesetzt hat. Zum Vergleich: In den letzten zehn Jahren hat Pepsi seinen Marktwert mehr als verdoppelt, Coke blickt auf ein Minus von rund 10 Prozent.

Auf PepsiCo kommen nach dem Personalwechsel in der Chefetage also keine strategischen Veränderungen zu. Entsprechend ruhig verhalten sich Anleger. Sie lassen die Aktie zum Wochenstart um 0,5 Prozent steigen – ein netter Gruß für die neue Chefin.

Die dürfte nun bald zu den promintesten Namen in Corporate America gehören. Immerhin gehört sie einem noch immer sehr kleinen Kreis von Frauen an, die in ihren Unternehmen die Nummer Eins sind. Nur 11 der 500 größten US-Konzerne vertrauen auf Frauen-Power.

Der umsatzstärkste unter den Frauen-Konzernen ist der Agrar-Multi Archer Daniels Midland, für den Patricia Woertz einen Jahresertrag von zuletzt 36,6 Milliarden Dollar erwirtschaftet hat. Das ist knapp mehr als die 32 Milliarden Dollar, auf die Pepsi blickt.

Weiter an der Spitze der Frauen-Charts sind Mary Sammons, die den Drogisten Rite Aid führt, Sara-Lee-Chefin Brenda Barnes sowie im Hightech-Bereich Anne Mulcahny von Xerox und Patricia Russo, die den Netzwerk-Spezialisten Lucent und nach dem Merger mit dem französischen Konkurrenten Alcatel auch den neuen Konzern anführt.

Die berühmtesten Frauen unter den Bossen stehen indes kleineren Unternehmen vor, fallen aber durch Innovation und Medienpräsenz auf. So führt das Fortune-Magazin seit Jahren Meg Whitman als Nummer Eins unter den Frauen, obwohl das Online-Auktionshaus Ebay nur auf einen vergleichsweise bescheidenen Umsatz von 5,25 Milliarden Dollar blickt. Mit an der Spitze bei Fortune liegt zudem Oprah Winfrey, die bekanntlich nicht nur TV-Star ist, sondern Chefin eines Medien-Imperiums, zu dem neben ihrer eigenen Talkshow auch Magazine und Bücher auch ein Web-Portal inklusive Beziehungs- und Finanzberatung gehören.

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Alt 15-08-2006, 20:35   #533
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Google wächst aus dem Internet heraus

Der Siegeszug von Google ist nicht aufzuhalten. Mit den jüngsten Expansionsplänen beweist das Management der Suchmaschine, das man in alle Richtungen denkt. Nach kostenloser Email und Software, suchbegriffgestützten Anzeigen und einem Kartenservice wächst Google nun aus dem Onlinebereich heraus – in traditionelle Läden.

In einer beispiellosen Verknüpfung von Online- und traditionellem Einzelhandel bietet Google Kunden, die Wegbeschreibungen über die Webseite suchen und ausdrucken, Coupons zu Geschäften, die wiederum nicht online, sondern persönlich im Laden eingelöst werden können.

So macht Google den eigenen Kartenservice attraktiver als beispielsweise den Konkurrenten mapquest.com, wo es keine Gutscheine gibt. Andererseits schickt man seine Kunden in Geschäfte, deren Online-Business später eventuell über Google laufen könnte, da ein Kontakt bereits etabliert ist. Besonders interessant wird diese Option dadurch, dass Google auch kleinsten Geschäften das Ausschreiben von Coupons ermöglicht, selbst wenn diese gar keine eigene Internet-Präsenz haben.

Für rund 20 000 Geschäfte gibt Google gleich in den ersten Tagen Coupons aus. Eine so breite Marktdeckung schafft das Unternehmen durch eine Kooperation mit Valpak, dem größten Coupon-Provider, der vor dem unerwarteten Sprung ins Google-Zeitalter für dicke blaue Umschläge bekannt war, die 45 Millionen Haushalten zwischen Albany und Sacramento alle paar Wochen zugehen.

Raum für sofortiges Wachstum ist allein durch die Kooperation gegeben. Volpak versendet insgesamt Coupons für 75 000 Geschäfte.

So allgemein nützlich das neue Projekt von Google auch erscheint, man macht sich doch wieder Feinde: jede Expansion der Suchmaschine in anderer Branchen Gewässer hat das bisher mit sich gebracht. Die Leidtragenden diesmal dürften am ehesten die Zeitungsverlage sein, in denen Geschäfte bisher außerhalb der Valpak-Aktionen regelmäßig warben. Wenn einmal Coupons für traditionelle Läden als Online-Dienstleistung etabliert sind, drohen die Beilagen der Tageszeitungen wohl um einiges dünner auszufallen.

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Alt 08-09-2006, 22:15   #534
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Langsam und beschwerlich nach oben

Von Mark Arbeter

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Alt 11-09-2006, 20:45   #535
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Wie 9/11 die Börse verändert hat

Präsident Bush war an Ground Zero, Cantor Fitzgerald hält seine Gedenkfeier im Central Park. An der Wall Street und selbst im elektronischen Handel an der Nasdaq wurde für einige Minuten geschwiegen. Amerika, und auch die Finanzwelt, gedenkt den Opfern des 11. September. Der Tag hat vieles verändert – auch für die Börse.

Von den Kursstürzen nach den schrecklichen Anschlägen auf World Trade Center und Pentagon hat sich die Wall Street natürlich längst erholt. Fünf Jahre nach dem schicksalhaften Tag notieren die Indizes höher als damals. Doch lässt sich am Handelsverlauf ablesen, was der Markt im Zeitalter des Terrorismus gelernt hat, und was sich verändert hat.

Da wäre zu allererst das völlig veränderte globale Bewusstsein des Marktes. Die Terroranschläge waren ein lautes Signal an die Wall Street, dass Politik und Ereignisse im Nahen Osten, in China und Europa für die US-Börsen ausschlaggebend sein können. Bisweilen reagierten die großen Indizes recht volatil auf Ereignisse, die Anleger vor den Anschlägen kalt gelassen hätten – manchmal zu volatil, doch in fünf Jahren hat man an Erfahrung gewonnen und schätzt Nachrichten ernst, aber gelassen ein.

Das lässt sich am besten an den Tagesveränderungen ablesen, die wichtige Ereignisse in den vergangenen Jahren nach sich gezogen haben. Zur Erinnerung: Unmittelbar nach Wiedereröffnung der Börse fünf Tage nach dem 11. September brach der Dow-Jones-Index um 684 Punkte ein und sah den tiefsten Tagesverlust aller Zeiten.

Dicke Abschläge gab es auch, als ein halbes Jahr später Dick Cheney vor weiteren möglichen Anschlägen warnte. Doch von diesen Einbrüchen erholten sich die Indizes bereits einen Tage später.

Im September 2002 – ein Jahr nach den Anschlägen – reagierte der Markt schon recht gelassen, als das Heimatschutzministerium die Sicherheitsstufe erstmals auf das frisch eingeführte farb-kodierte „Orange“ anhob, schlossen die großen Indizes nach kurzen Einbrüchen sogar am selben Tag im Plus. Gleiches schaffte die Wall Street nach den Terror-Anschlägen auf die Londoner U-Bahn und auch vor einem Monat, als die britischen Behörden einen weiteren Terror-Plot auffliegen lassen hatten.

Man geht also gelassener um mit der Gefahr – wenn auch sehr bewusst. Das mag einerseits daran liegen, dass regelmäßige Angriffe auf weistliche Ziele in den Markt eingepreist sind. Oder daran, dass in fünf Jahren zwar viel passiert ist, aber eben nicht mehr auf amerikanischem Boden.

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Alt 13-09-2006, 07:53   #536
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Aktien von Investmentbanken vor schwierigen Zeiten

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Alt 13-09-2006, 07:54   #537
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CEOs auf der Abchussliste

In Corporate America stehen in dieser Woche die CEOs im Mittelpunkt. Gleich drei von ihnen machen Schlagzeilen – keiner davon gute, was Anleger verärgert und wieder einmal die Frage aufwirft, ob mancher Job nicht doch überbezahlt ist.

Zum Beispiel der von Alan Mulally. Sicher, als Nachfolger von Bill Ford Jr. wird es der bisherige Boeing-Vorstand nicht leicht haben, den strauchelnden Automobilhersteller vom Pannenstreifen zu schieben und wieder in Fahrt zu bringen. Dem Unternehmen rückt die Konkurrenz aus Asien immer mehr aus den Leib, seit selbst patriotische Amerikaner angesichts der hohen Benzinpreise lieber einen sparsameren Toyota kaufen.

Ford hat längst erkannt, dass eine Sanierung an zwei Fronten stattfinden muss: Über bessere Autos, die eine stärkere Nachfrage beim Kunden erzielen, und über Kostensenkungen, die höhere Margen bringen und den Hersteller im direkten Wettbewerb voranbringen können – nicht zuletzt durch zinsfreie Kredit- und andere Sonderangebote, die sich eben nur ein Unternehmen mit hohen Margen überhaupt leisten kann.

Kostensenkungen bei Ford sind unlängst eingeleitet. So wurden jüngst die Prouduktionsmengen für das laufende Jahr gesenkt, einige Werke werden geschlossenen, zehntausende Mitarbeiter entlassen. Die werden nun nicht verstehen, warum der neue CEO mit einem Bonus von 18,5 Millionen Dollar seinen ohnehin mit 2 Millionen Dollar pro Jahr vergüteten Job antritt. Oder warum er obendrein noch 4,6 Millionen Optionen erhält.

Zum Vergleich: Bei Boeing verdiente Mulally zuletzt 9,9 Millionen Dollar, was schon eine Verdopplung des Vorjahresgehalts war. So sehr sich der neue Mann am Steuer über sein neues Gehalt freuen mag, wird es ihm den Einstieg in Detroit nicht erleichtern. Die Glaubwürdigkeit des Reformers dürfte bereits vor Arbeitsbeginn Schaden genommen haben.

Völlig dahin ist unterdessen die Glaubwürdigkeit von HP-Aufsichtratschefin Patricia Dunn. Die hatte befürwortet, dass sich Hewlett-Packard unter Vorspielung falscher Tatsachen und illegalerweise die Telefondaten eines ihrer Ratsmitglieder besorgte, um herauszufinden, ob dieser Interna an die Presse gegeben habe. Kleiner Trost. Dunn fand heraus, wer geplaudert hatte, und der Betroffene hat mittlerweile seinen Rücktritt erklärt.

Dieser halbwegs noble Abgang war Peter Dolan nicht vergönnt. Der CEO des Pharmazeuten Bristol-Myers Squibb wurde am Dienstagmorgen gefeuert. Ein Richter hatte dies im Vorfeld empfohlen, und seit einer Einigung in einem Bilanzskandal ist das Unternehmen verpflichtet, sich von außen beraten zu lassen und für entsprehende Transparenz zu sorgen. Das Unternehmen wird Dolan und dessen ebenfalls gefeuerten Chef-Berater nicht vermissen, denn zuviel ging in den letzten Jahren schief. Letzter Stein, über den Dolan schließlich fiel, war eine eigenartige Strategie, dem Bestseller Plavix billige Generika vom Halse zu halten: Statt vor Gericht für einen verlängerten Patentschutz einzutreten, verhandelte der CEO mit dem Konkurrenten Apotex und wollte diesem 40 Millionen Dollar zahlen, um eine billigere Version von Plavix bis 2011 vom Markt zu halten. In dieser Absprache ermitteln nun die Kartellbehörden.

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Alt 13-09-2006, 20:28   #538
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Apples großer Schritt ins Filmgeschäft

Mode ist an der Wall Street kein großer Faktor. Auf dem Parkett tragen die Händler die Westen ihrer Brokerhäuser, und sonstige Klamotten spielen nur eine Rolle, wenn Ann Taylor, The Gap oder Abercrombie & Fitch Quartalszahlen melden. Zur Wochenmitte indes wird über ein Stück Stoff spekuliert – ein schwarzes Hemd.

Das schwarze Hemd trug nämlich Apple-Chef Steve Jobs bei einer Produkteinführung am Dienstag in San Francisco. Das fiel insofern auf, als Jobs seit Jahr und Tag im schwarzen Pullover auf die Bühne tritt und nun auf einmal – zugeknöpft bis an die Gurgel – ganz anders wirkte als sonst, obwohl er durchaus um Lockerheit bemüht war und den selben Applaus der Mac-Fans genießen durfte.

Eines aber war doch anders bei Apples jüngster Präsentiation, oder zumindest direkt im Anschluss daran. Denn während die Fans ihrem Steve Jobs – ob mit Pulli oder Hemd – zu Füßen lagen, sind Analysten ungewohnt kritisch. Nicht gegenüber dem neuen iPod Schuffle, wohlgemerkt, der im neuen Streichholzschachtel-Format kommt, und nicht ggenüber der neuen iPod-Serie in Farbe und mit verbessertem Speicherplatz.

Nein, die Kritik der Analysten gilt dem Einstieg von Apple ins Filmgeschäft. Der war durchaus vorhersehbar, zumal Steve Jobs seit der Übernahme der Trickfilmschmiede Pixar durch Walt Disney einer der größten Anteilseigner an dem Medien-Konzern ist. Auch hatte der sagenhafte Erfolg des Download-Programms iPod von vorneherein nahegelegt, dass Apple irgendwann aus dem Musiksektor in den Kinobereich wachsen würde, zumal schon seit mehr als einem Jahr Fernsehserien das iPod-Angebot ausgeweitet haben.

Doch sehen Branchenexperten Probleme auf Apple zukommen, die man im Musiksektor nie hatte. Denn der Erfolg von iTunes hängt vor allem mit dem niedrigen und vor allem einheitlichen Preis von 99 Cent zusammen, den Apple für jeden Song verlangt. Solche Schnäppchen wird man im Filmsektor kaum bieten können. Denn die Industrie ist nicht in einer derartigen Krise wie seinerzeit die Musikverlage, denen Steve Jobs vor etwas mehr als drei Jahren als Retter in der Not erschien, und die Deals schlossen, die sie heute bereuen.

Kaum ein Musik-Manager ist mit seinen geltenden Absprachen mit Apple zufrieden. Allein, da Apple drei Viertel des Download-Marktes beherrscht und kein Unternehmen aus dem schnell wachsenden Internet-Segment fallen will, fügt man sich den Vorgaben. Die Film-Industrie indes wird sich einen Einheitspreis nicht aufhalsen lassen, sondern für alte Filme weniger, für neue aber mehr Geld verlangen. Das geht etwas auf Kosten der Simplizität, die iTunes ursprünglich so erfolgreich gemacht hat.

Zudem ist nach wie vor offen, wie stark sich im Filmgeschäft ein Kauf- gegenüber einem Verleihservice behaupten kann, wenn der nicht Extras wie eine schöne Verpackung bietet. Der pure Download mag manchem Verbraucher nicht so attraktiv erscheinen als eine Leih-DVD aus der Videothek oder – um im Internet zu bleiben – vom Versand-Leiher Netflix.com.

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Immer mehr Zwangsvollstreckungen

Dass der amerikanische Immobilienmarkt abkühlt, hat der Markt bereits erkannt und schon lange befürchtet. Vor allem steigenden Zinsen sorgen dafür, dass immer weniger Häuser verkauft werden. Doch leiden unter den ungünstigen Raten nicht nur potenzielle Hauskäufer, sondern auch Besitzer, die längst eingezogen sind.

Für immer mehr Häuser in den USA wird derzeit die Zwangsvollstreckung eröffnet. Die Zahlen von RealtyTrac, einem Statistikdienst der Immobilienbranche, sind erschreckend: 115 292 Häuser waren im August betroffen, das sind 24 Prozent mehr als im Vormonat und 53 Prozent mehr als noch vor einem Jahr.

Höher sind die Steigerungsraten in einigen bisher besonders starken Märkten: In Florida ist die Zahl der Zwagsvollstreckungen im Jahresvergleich um 62 Prozent gestiegen, in Kalifornien um 160 Prozent und in Nevada, wo vor allem der Immobilienmarkt rund um das Spielerparadies Las Vegas einen jahrelangen Boom hinter sich hat, um satte 255 Prozent.

Die Gründe für die Zwangsvollstreckungen liegen auf der Hand: Immer mehr Hausbesitzer kommen mit ihren monatlichen Hypothekenzahlungen nicht nach. Das Problem ist hausgemacht. Im Kampf um jeden neuen Kunden haben die Banken in Zeiten der niedrigen Zinsen – also bis vor einem Jahr – die traditionellen Hypotheken über 15 oder 30 Jahre immer mehr durch „kreative Kreditmodelle“ ersetzt, die auf den ersten Blick allesamt Schnäppchen waren. Niedrige Anzahlungen und noch niedrigere Raten, die oft nicht einmal den Kredit selbst, sondern nur die Zinsen deckten ließen manchen Mieter zum Käufer werden. Viele machten sich nie Gedanken darüber, dass die Raten nur auf einen kurzen Zeitraum festgelegt waren und nun ansteigen.

Der Unterschied zwischen alten und neuen Raten ist für manchen Kunden enorm: Wer für seinen Kredit über 200 000 Dollar den Zinssatz um markttypische 2 Prozentpunkte angehoben bekommt, zahlt monatlich statt bisher 950 Dollar plötzlich 1200 Dollar. Für viele Familien ist dieser Unterschied nicht tragbar, die Zwangsvollstreckung unausweichlich. Was das ganze von einem individuellen Schicksal zu einem konjuntkurellen Problem macht ist die Masse der zur Zeit angepassten Kredite, die sich nach Branchenschätzungen auf bis zu 500 Milliarden Dollar belaufen dürften.

Unter der Situation leiden übrigens nicht nur die Hausbesitzer, deren vier Wände unter den Hammer kommen. Auch für die Banken stehen harte Zeiten bevor. Denn die Zwangsvollstreckung ist für den Kreditgeber nicht etwa ein Schnäppchen, wie Verbraucher im allgemeinen glauben. Vielmehr stehen die Unternehmen vor Anschreibungen in Millionenhöhe, weil gerade auf einem schwächeren Markt selten die Verkaufspreise erzielt werden, die Kredit, Zinsen und Nebenkosten abdecken.


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Alt 15-09-2006, 20:52   #540
Starlight
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Amis sind knapp bei Kasse

Amerikanische Verbraucher scheinen zu den ärmsten der Welt zu gehören. Das jedenfalls geht aus aktuellen Daten über die subjektive Zufriedenheit der Verbraucher weltweit hervor. Danach klagen 23 Prozent der Amis, dass sie stets knapp bei Kasse seien, schlimmer ist da nur noch Portugal dran.

Schon deutlich besser geht es den übrigen Ländern, aus denen die Klagen über leere Taschen am lautesten sind: In Holland und Großbritannien schaffen es 17 Prozent der Verbraucher nicht, zum Monatsende etwas übrig zu haben. In Kanada, Frankreich und der Türkei sind es 16 Prozent und in Ungarn, Korea und Deutschland 15 Prozent.

So schneidet Amerika im globalen Vergleich dürftig ab, doch immerhin: Zum ersten Mal seit drei Jahren führt man die Liste nicht an, und im Vergleich zum Mai 2005, als 28 Prozent über zu wenig Geld klagten, ist zumindest der Trend einigermaßen positiv.

Positiv ist ferner, dass zumindest die Amerikaner, denen am Monatsende noch etwas in den Taschen klimpert, mit dem übrigen Geld gut umzugehen wissen. 41 Prozent der Verbraucher nutzen es, um Schulden abzuzahlen, weitere 38 Prozent sparen das Geld aus traditionelle Weise. In anderen Ländern freilich ist die Sparer-Quote deutlich höher, vor allem in Asien: Der Konstinent stellt sämtliche Länder in der Top 10 der Spar-Nationen.

Positiv bemerken die Datensammler von AC Nielsen ferner, dass die Amerikaner die geringste Bereitschaft zeigen, übriges Geld zum Monatsende zu verschleudern – zum Beispiel im Elekrtronik-Geschäft. Nur 17 Prozent der Befragten geben ihr frei verfügbares Einkommen gerne für Hightech-Geräte aus. 26 Prozent kaufen Kleider und 25 Prozent Urlaubsreisen, in beiden Statistiken rangieren die USA am Ende, zeigen also Zurückhaltung.

Für John Lewis, den Chef von ACNielsen, ist das ein gutes Zeichen. „Amerikaner sind zwar dafür berühmt, viel Geld auszugeben und sich zu verschulden“, gibt er zu. „Doch wenn es darauf ankommt, ist ein gewisses finanzielles Verantwortungsgefühl zu erkennen.“

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