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Alt 21-04-2006, 20:39   #466
Starlight
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Ein heißer Kampf im Internet

Was für eine Woche: Starke Ertragszahlen aus allen Branchen, vor allem aus dem Hightech-Sektor. Die Internet-Riesen übertrafen sich zur Freude der Anleger, doch im Hintergrund der Quartalsfeiern kriselte es. Eine Freundschaft ist zerbrochen. Ebay, einst enger Partner von Google, such jetzt den Kampf gegen die Suchmaschine.

Ebay führt nach Informationen des Wall Street Journal schon seit Monaten Gespräche mit anderen Google-Opfern, allen voran Yahoo sowie Microsoft als Betreiber von MSN. Das Ziel: Google in die Schranken zu weisen, der unangefochten dominierenden Suchmaschine eine konkurrenzfähige Kooperation entgegenzusetzen.

Ebay selbst als Rädelsführer findet sich in einer eigenartigen Position. Denn so sehr man sich künftig gegen Google behaupten will, so behält man offiziell die Partnerschaft mit dem Konkurrenten bei. Zu beiderseitigem Nutzen. Denn während Ebay zu den wichtigsten Anzeigenkunden von Google gehört, führt die Suchmaschine einen Großteil der Kunden zu den zeitnahe aktualisierten Auktionen.

Wäre die Beziehung der beiden Unternehmen damit hinreichend dargestellt, hätte man wohl nie ein Problem mit dem Partner gehabt. Doch Google hat seinen Umsatz in den letzten Quartalen vor alllem dadurch gesteigert, dass man das Programm ausgeweitet hat. Auf Kosten von Ebay. So ist Google Base ein Anzeigenmarkt, der mit dem Festpreis-Programm von Ebay direkt konkurriert. Und auch wer steigern will, soll künftig bei Google Schnäppchen finden. Damit nicht genug: Wer im Internet bequem und sicher Geld versenden will, braucht bald nicht mehr auf die Ebay-Tochter PayPal zu setzen, sondern findet bei Google einen eigenen Service.

Allein diese rasante Ausbreitung von Google in alle Beeiche des Internet bringt Ebay in eine schwierige Situation. Einerseits muss man das Unternehmen als Konkurrenten betrachten und bremsen. Andererseits kann man in engen Kooperationen mit Google an dem Erfolg der schnell wachsenden Suchmaschine teilhaben. Kurzfristig könnte Google die größte Chance für Ebay sein, fasst ein Internet-Analyst zusammen, langfristig aber die größte Gefahr.

Was tun also: Während man weiter mit Google arbeitet, will sich Ebay mit einem der Konkurrenten zusammentun, die gegenseitige Werbung und den Linkaustausch verbessern und Verbraucherdaten teilen. Ob und wie viel Geld in einer Kooperation mit Yahoo und MSN stecken würde, ist zur Zeit nicht abzuschätzen. Erste Spekulationen von Internet-Experten reichen von einer Kooperation ohne finanzielle Aspekte bis hin zur Übernahme von Aktienpaketen, die zwei zusammenarbeitende Firmen eng aneinandderschweißen könnten.

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Alt 24-04-2006, 20:27   #467
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Nächste Runde im Dollar-Streit

Eigentlich ist es ja nicht sehr erstaunlich, dass die Woche an der Wall Street schwach begonnen hat. Immerhin klettert der Ölpreis weiter, und die Börsen haben sich nach einer zwei Quartale dauernden Kletterpartie eine Pause verdient. Doch pausieren die Märkte aus einem ganz anderen Grund: Der Dollar macht dem Markt wieder einmal Sorgen.

Sorgen um die eigene Währung dürften nur ein kurzzeitiges Problem sein. Doch immerhin verdrängt die Frage nach der Bewertung verschiedener internationaler Währungen zumindest am Montag einmal die anderen Themen. Dass der Greenback auf einmal im Mittelpunkt des Interesses steht, hat zwei Gründe. Zum einen erklären immer mehr Länder ihr Interesse, Währungsanlagen zu diversifizieren. So wollen die Vereinigten Arabischen Emirate und Qatar verstärkt in Euro gehen, und auch die schwedische Zentralbank ist der Appetit auf den Dollar vergangen – man reduziert.

Und dann wäre da nach wie vor der Streit mit China. Wenige Tage nach dem Besuch des chinesischen Präisdenten Hu in Washington, bei dem sein US-Kollege Bush zwar erneut eine Neubewertung des Yuan gefordert aber keinerlei Versprechen oder auch nur eine Absichtserklärung erhalten hat, haben sich die G-7-Staaten gemeinsam an den asiatischen Partner gewandt. Allein dieser neuerliche Appell an China stärkte nun den japanischen Yen, die nach Expertenmeinung vermutlich wichtigste Leitwährung in dem streng geheimen Währungsindex, an den der Yuan angelehnt ist.

Diese Bewegung dürfte aber nur kurzzeitig sein, denn China macht den Amerikanern und den Partnern in der G-7 unmissverständlich klar, dass man an eine Neubewertung nicht denkt. Ein kleine wenig könne der Yuan wohl klettern, meint zwar Zhou Xiaochuan, der Gouverneur der chinesischen Notenbank. Grundsätzlich werde man auf Druck von außen aber nicht nachgeben.

Zhou geht noch einen Schritt weiter: Die internationale Gemeinschaft solle sich gar nicht so sehr um den Yuan sorgen, sondern vielmehr den Dollar im Auge behalten. Die Volkswirtschaften zahlreicher Länder seien zu sehr Dollar-dominiert. Doch „aktuell günstige Bedingungen an den Finanzmärkten können einen raschen Stimmungswandel nicht verhindern.“ Zhou warnt vor hoher internationaler Volatilität für den Fall, dass der Dollar an Stabilität verlieren würde.

Etwas provokativ fordert Zhou die Industriestatten auf, diesen Moment starken Wachstums zur Rekonstruierung zu nutzen und die Partnerschaft mit China und anderen Zulieferern auszubauen. China habe seine Binnennachfrage und den Konsum ausgeweitet und den internationalen Handel verbessert.

Dass man über die Rahmenbedingungen dieses Handels geteilter Meinung sein kann, scheint Zhou zu übersehen. Aus amerikanischer Sicht jedenfalls wäre der Handel und eine Rekonstruierung der Import-/Export-Struktur mit China interessanter, wenn man sich dort erneut dem Yuan annehmen statt eine Überwachund des Dollar fürdern würde.

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Alt 26-04-2006, 20:33   #468
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Der Bulle gibt sich noch nicht geschlagen

Von Mark Arbeter, technischer Chefanalyst bei S&P

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Alt 27-04-2006, 20:54   #469
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Nichts Genaues weiß man nicht

Ob der schwache Markt am Donnerstag auf Pessimismus oder Ratlosigkeit beruht, ist schwer zu sagen. Auf jeden Fall aber geht es auf dem Parkett um nichts anderes als um Ben Bernankes Rede vor dem Senat, in der er weitere Zinsanhebungen nicht näher ankündigte als bisher, und überhaupt wieder wenig Konkretes sagte.

Dass beispielsweise die hohen Energiepreise der wichtigste Grund für die anhaltenden Inflationssorgen sind, hatten wohl Anleger und Politiker auch vor Bernankes Auftritt erkannt. Und doch war dies eine der Kernaussagen des Fed-Chefs. Schließen konnte man nun daraus nichts Neues, denn das Dilemma der Notenbank in bezug auf Inflation und Öl ist ja ohnehin bekannt: Die hohen Ölpreise könnten sich durchaus erst im Herbst richtig inflationär auswirken, wenn die Notenbank mit ihren Zinsanhebungen längst fertig sein sollte und dem neuerlichen Trend nichts mehr entgegenzusetzen hätte.

Das legt nun den Schluss nahe, dass die Notenbank in den nächsten Monaten weitere Zinsanhebungen aussetzen und weitere Schritte abwarten könnte. Diese Möglichkeit bestätigt Bernanke auch, wenn er erklärt: „Es besteht die Möglichkeit, dass die Fed zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht handelt“ und ferner warnt, dass die Aktionen einer Sitzung ja keine zwingenden Rückschlüsse auf die weiteren Sitzungen zulassen müssten.

Klartext: Sollte die Notenbank im Mai oder Juni auf eine weitere Anhebung des Leitsatzes verzichten, kann man sich an der Wall Street durchaus auf weiter steigende Zinsen einen oder mehrere Monate später und vermutlich bis in den Herbst hinein gefasst machen.

Allein, die endgültige Anzahl der ausstehenden Zinsschritte bleibt auch nach Bernankes Auftritt am Donnerstag unklar. Auf ein bis zwei hat sich der Markt eingestellt, wie präzise diese Einschätzung ist, lässt sich heute nicht klarer erkennen als gestern und in der vergangenen Woche.

Bernanke fasst zusammen: Die weitere Zinspolitik hänge „vor allem von weiteren Konjunkturdaten ab“. Das klingt, als hätte man bisher gelost oder Hölzchen gezogen.

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Alt 01-05-2006, 20:37   #470
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Amerikanische Aktien kommen wieder

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Alt 02-05-2006, 19:03   #471
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Transparenz erhöht die Volatilität

Zwei Missverständnisse über die künftige Fed-Politik haben die Wall Street binnen weniger Handelsstunden schwanken lassen. Am Dienstagmittag scheint wieder alles beim alten, und Börsenexperten reflektieren über eine abenteuerliche Geschichte, die zeigt, dass Transparenz manchmal nicht Sicherheit, sondern Volatilität in den Markt bringt.

Was ist passiert? – Das jüngste Zins-Theater beginnt mit Ben Bernankes Rechenschaftsbericht vor dem Senat in der vergangenen Woche. Da sagte der Chef der US-Notenbank, dass ein baldiges Ende der laufenden Zins-Anhebungen durchaus eine Pause sein könne und nicht auf Dauer das letzte Wort. Der Markt richtete sich danach auf nur noch eine weitere Zinsanhebung ein und eben auf eine Pause im Juni.

Dann traf beim Korrespondenten-Dinner am Wochenende in Washington die CNBC-Moderatorin Maria Bartiromo auf Bernanke und hakte nach: Hat der Markt die jüngsten Aussagen richtig interpretiert. Der Chairman meinte: Nein! Er habe weniger eine Pause angekündigt als dem Markt die unveränderte Flexibilität der Fed erklären wollen. Es könne durchaus weitere Anhebungen geben, er sei nicht als Friedenstaube an die Spitze der Notenbank berufen worden.

Kaum hatte Bartiromo am Montagnachmittag von ihrer Dinner-Konversation berichtet, brach der Markt ein. Völlig zu unrecht, wie man heute meint. Mit einer baldigen Zinspause sei nach wie vor zu rechnen, sind sich Analysten weitgehend einig – der Markt legt wieder zu.

Was will uns die Geschichte lehren: Zuviel Transparenz beunruhigt den Markt. Zumal, da sich die Fed traditionell vage ausdrückt und verschiedene Interpretationen einer Zinsentscheidung oder eines Sitzungsprotokolls stets möglich sind.

Das wiederum kommt daher, dass auch der beste Experte im Fed-Gremium nur vermuten kann, wie stark oder schwach die Wirtschaftsdaten in den jeweils kommenden Wochen ausfallen werden. Wissen tut das niemand. Dennoch will keiner unwissend scheinen, wenn nach der nächsten Sitzung – bis zu zwei Monate später – der alte Pressetext hervorgekramt und die Entwicklung verglichen wird. Entsprechend sorgt man vor: Die Presseerklärung zur Zinsentscheidung wird so schwammig formuliert, dass sich im Prinzip doch jeder seine eigene Meinung zurechtinterpretieren kann.

So dauerte es eine ganze Zeit, bis sich der Markt vor knapp zwei Jahren auf eine Interpretation der „wahrscheinlich schrittweisen Anhebungen“ geeinigt hatte. Und genauso dauert es auch jetzt eine Zeit, bis der Markt weiß, was mit einem „möglicherweise baldigen Ende“ der Zinsschritte gemeint ist, das sowohl im Protokoll der letzten Sitzung als auch in Äußerungen von Bernanke vor dem Senat sowie seiner Kollegen bei verschiedenen Ansprachen erwähnt worden ist.

Denn was ist ein „baldiges Ende“? Angesichts des aktuellen Zinssatzes liegt es nahe, auf einen Zielsatz von 5,0 Prozent zu spekulieren, denn das wäre ein schöner, runder Wert. Doch darauf allein achtet die Fed nicht. Sie sagt am ehesten, dass vielleicht noch mit ein, zwei oder drei Schritten zu rechnen ist. Selbst mit vier ausstehenden Schritten wäre ein Ende relativ nahe, bedenkt man, dass der Markt schon 15 Anhebungen hinter sich hat.

Eine Aussage, die die weiteren Entscheidungen der Fed recht präzise vorweg nimmt, stand übrigens auch im jüngsten Protokoll: „Die weitere Zinspolitik hängt von künftigen Konjunkturdaten ab“, heißt es dort. Das taugt Anlegern als Prognose nicht, ist aber wenigstens ehrlich. Und deshalb hätte sich der Markt damit zufrieden geben sollen.

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Alt 03-05-2006, 20:41   #472
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Der Kampf gegen Fett und Zucker

Amerika mag vom Öl abhängig sein, wie Präsident George W. Bush jüngst angesichts der angespannten Situation auf den Rohstoff-Märkten erklärte. Amerika ist aber noch von viel mehr Stoffen abhängig. Unter anderem von Fett und Zucker, und auch das geht ins Geld. Doch Corporate America ergreift jetzt erste Maßnahmen:

Gleich zwei Meldungen kommen am Mittwoch von PepsiCo, dem am breitest diversifizierten Unternehmen in der Konsumbranche. Zum PepsiCo-Imperium gehört die Snack-Tochter Frito-Lay mit den Kartoffel-Chips der Marken Lay´s, Ruffles und Doritos, den beliebtesten und meist verkauften unter Coach-Potatoes zwischen New York und Kalifornien.

Um denen die Freude am Knabbern zu lassen und dennoch gegen die zunehmende Fettleibigkeit anzukämpfen, soll sich nun bei einigen Produkten das Rezept ändern. Die Lay´s-Chips, die im letzten Jahr mit einem Umsatz von 2,5 Milliarden Dollar immerhin ein Viertel des Frito-Lay-Geschäfts ausgemacht haben, werden ab sofort in Sonnenblumen-Öl fritiert, was den Fett-Anteil um zwei Drittel senken soll.

Während Ernährungs-Experten den Schritt begrüßen – insgesamt zieht PepsiCo geschätzte 30 000 Tonnen Fett aus dem Speiseplan der Nation –, ist das wirtschaftliche Risiko für PepsiCo nicht zu unterschätzen. Kunden mögen es im Allgemeinen nicht, wenn das Rezept eines lange etablierten Standardprodukts verändert wird. Diese Erfahrung musste Konkurrent Coca-Cola machen, als man vor Jahren die Mischung für Coke ändern wollte.

Ein Testlauf in Kanada allerdings stimmt das Management optimistisch: Dort sind die Umsätze der Lay´s-Chips nach Umstellung auf Sonnenblumen-Öl um 10 Prozent gestiegen. Ob das Gesundheitsbewusstsein, das durchaus hinter der gestiegenen Nachfrage stehen dürfte, in den USA schon so hoch ist wie beim Nachbarn im Norden, wird sich nun zeigen.

Eines allerdings steht fest: Ohne das Engagement der Firmen wäre das größte langfristige Gesundheitsproblem der USA nicht in den Griff zu kriegen. Denn der Verbraucher selbst ist kaum bereit, seinen Speiseplan zu ändern. Appelle von Ernährungsberatern, einfach weniger (gesunde oder ungesunde) Chips zu essen, stoßen bei Konsumenten auf taube Ohren. Nicht zuletzt bei den Kids, die den Experten immer mehr Sorgen machen.

Daher greifen PepsiCo und der Konkurrent Coca-Cola gemeinsam mit Cadbury-Schweppes und der American Beverage Organisation nun gemeinsam da durch, wo schon lange um Maßnahmen der Unternehmen gebeten wird: in der Schule. Die größten Getränke-Lieferanten haben sich in einer Initiative unter der Leitung des früheren US-Präsidenten Bill Clinton bereiterklärt, in den nächsten vier Jahren die Automaten an den meisten Schulen Amerikas umzustellen. Bis zu 35 Millionen Schüler sollen dann zumindest auf dem Schulgelände keine Cola und Sprite mehr finden, sondern Wasser und Tee, Saft und Milch.

Das Engagement der Branche kommt nicht ganz freiwillig. Mehrere Schul-Bezirke haben in den letzten Monaten von sich aus die Regeln für Getränke-Lieferanten verschärft und mit dem Ausschluss von Firmen gedroht, die ihre Produktpalette nicht umstellen würden.

Große finanzielle Einbußen sind für die Getränkefirmen nicht zu befürchten. Zum einen stellen sie ja gemeinsam um und haben somit keine Verschiebung von Marktanteilen zu erwarten. Zum anderen haben gesunde Drinks in den vergangenen Jahren ohnehin an Beliebtheit gewonnen. Während im abgelaufenen Jahr zwar Softdrinks wie Coke und Sprite noch immer für 45 Prozent des Umsatzes gesorgt hatten, nahm deren Anteil gegenüber Wasser, Tee und Saft stetig ab.

Welche finanziellen Vorteile die gemeinschaftliche Umstellung bringen wird, lässt sich derweil an den Prozessen gegen die Tabakindustrie erkennen. Während Philip Morris & Co. seit Jahren gegen Milliarden-Klagen kämpfen, haben mehrere Verbraucherschützer bereits ähnliche Schritte gegen die Hersteller von Zucker-Drinks angekündigt, deren Konsum das amerikanische Gesundheitswesen nachweislich Milliarden kostet. Durch die erkennbare Kooperation der Unternehmen mit den Schulen dürfte die Gefahr solcher Klagen gesunken sein.

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Alt 05-05-2006, 20:28   #473
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Pferde, Hüte, Aktionäre

Ja, wo laufen sie denn? – An diesem Wochenende weiß das in Amerika jeder. Das ganze Land fiebert dem Kentucky Derby entgegen, dem prestigeträchtigen Pferderennen und Auftakt zur Triple-Crown-Serie. Das Rennen auf „Churchill Downs“ wird in diesem Jahr von Yum! Brands präsentiert, was auch die Wall Street interessiert.

Auf den ersten Blick ist kaum ersichtlich, warum ausgerechnet Yum! Brands die Präsentation des Rennens übernommen hat. Es ist überhaupt das erste Mal in der Geschichte, dass ein Unternehmen im Namen des High-Society-Events auftaucht. Und wer eher Edelmarken wie Bentley oder Tiffany erwartet hättet, wird sich fragen: Warum ausgerechnet eine Fastfood-Holding?

Dass zu Yum! Brands neben Pizza Hut und Taco Bell auch Kentucky Fried Chicken gehört, wird die Veranstalter kaum überzeugt haben, wenngleich beide Parnter als prominenteste Botschafter ihres Staates gelten. Die Zuschauer vor Ort wiederum wird es eher zum traditionellen Mint Julep ziehen als zu Pizza und frittiertem Hühnchen. Auf der Rennbahn vergnügt sich schließlich die Oberschicht.

Doch genau deshalb präsentiert sich der Konzern auch nicht unter einem der Restaurant-Namen, sondern mit der offiziellen Firma. Man will gar kein Produkt bewerben, sondern die Aktie. Von 272 Millionen ausstehenden Papieren seien nur 20 Prozent in der Hand von Privatinvestoren, meint Yum!-Sprecher Jonathan Blum. Das ist deutlich weniger als bei anderen Unternehmen der Branche.

Die Strategen bei Yum! Brands wissen angesichts ihrer Klientel, dass sie nicht allzu plakativ auftreten dürfen, sondern ihrerseits Klasse zeigen müssen. Man habe die Logos von Konzern und Marken TV-gerecht auf manchen Banden platziert sowie auf den Trikots der Pony-Reiter, die die Rennpferde und deren Jockeys zur Startbox begleiten. Die traditonellen Shirts der Jockeys selbst bleiben unberührt.

Das ist auch im Interesse der Veranstalter. Die müssen den Eindruck vermeiden, dass eine der nobelsten Veranstaltungen des Landes ihre Seele verkauft habe.

Mehr Werbung soll der gemeine Zuschauer ertragen, der das Rennen nicht als VIP, sondern als Fernsehzuschauer verfolgt. 16 Millionen Amerikaner erreicte NBC im vergangenen Jahr, unter solchen Massen hofft das Management von Yum! Brands auf den ein oder anderen interessierten Aktionär.

Anderherum interessieren sich wiederum zahlreiche Anleger für das Kentucky Derby, und zwar nicht nur wegen des Engagements des neuen Partners. Auch andere Aktien dürften sich im Zusammenhang mit dem Rennen bewegen, darunter die Papiere der größten Kasinos und Wettbüros Harrah's und Pinnacle Entertainment, MTR Gaming Group und Penn National Gaming. Auch die Rennbahn „Churchill Downs“ selbst ist an der NYSE notiert. An der Bar schenkt Furtune Brands den offiziellen Whiskey aus, ein Bourbon von Brown Forman ist Hauptbestandteil im Mint Julep.

Weitere Hauptsponsoren sind die Dow-Werte Verizon und AT&T sowie AMR als offizielle Airline.

Ach ja, da es am Wochenende nicht nur um Aktien geht: Die Favoriten für das Derby sind Brother Derek vor Barbaro und Lawyer Ron. Das Feld ist aber in diesem Jahr so stark, dass sich auch Szene-Kenner anders als in den Vorjahren nicht auf einen Tip einigen können. Für gewiefte Anleger sind aber ohnehin die Außenseiter interessanter, schließlich haben diese die höchsten Wettquoten.

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Alt 09-05-2006, 07:43   #474
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Entertainer und Orakel

Hollywood-Stars, Shopping beim Edel-Juwelier, das größte Barbecue Amerikas… die Hauptversammlung von Berkshire Hathaway ist unter Insidern als „Woodstock des Kapitalismus“ bekannt. Jüngst pilgerten 24 000 Anleger auf nach Omaha, Nebraska, um die Holding zu feiern und deren Chef, Investment-Guru Warren Buffett.

Buffett, stets assistiert von seinem Vize Charlie Munger, hat auf der Versammlung zwei Funktionen: Orakel und Entertainer. Er erfüllt beide mit völlig unterschiedlicher Maxime. Als Entertainer gibt er sich kreativ: Dieses Jahr trat Buffett im Berkshire-Film mit den „Desperate Housewives“ auf und schaltete Arnold Schwarzenegger zu, in der Vergangenheit spielte er mit Bill Gates den „Zauberer von Oz“ nach und ließ seinen entfernten Cousin auftreten, den Country-Musiker Jimmy Buffett.

Und obwohl das ganze Theater für Stimmung sorgt, ist es die andere Seite des Berkshire-Chefs, die Fans mehr als 80 000 pro Aktie hinblättern lässt. Als Investor nämlich gelingt es Buffett, seine kreative Ader völlig abzustellen. Hightechs und Gadgets haben den Meister noch nie interessiert, er konzentriert sich auf „low-tech“, auf Basis-Branchen, in denen kein schnelles Geld zu machen ist, die langfristig aber für Wert sorgen.

Iscar heißt der neueste Zuwachs in der Berkshire-Hathaway-Gruppe. Der israelische Metallarbeiter für die Automobil- und Luftfahrtindustrie ist bisher so wenig in Erscheinung getreten, dass Analysten am Wochenende mit dem Namen nichts anfangen konnten. „Was machen die?“, war die meist gestellte Frage in Omaha, das meist gefällte Urteil positiv: Wenn das Unternehmen so obskur ist, dann müsse wohl der Preis gut gewesen sein.

Iscar passt gut in das Portfolio der Investment-Holding. Neben Metall werden da bereits Backsteine, Glaswolle und Beton in verschiedenen Tochter-Unternehmen verarbeitet. Weitere Berkshire-Ableger stellen Möbel und T-Shirts her, verkaufen Zeitungen und Lexika oder servieren HotDogs und Milkshakes.

Dennoch ist die jüngste Übernahme eine kleine Sensation: Nicht weil sie so spektakulär unspektakulär ist, sondern weil Buffett erstmals im Ausland anlegt. Mit großer Sicherheit will Buffett den Iscar-Deal als Wegweiser in das globale Investment interpretiert sehen, zumal ein 4-Milliarden-Dollar-Geschäft alleine angesichts eines zehn mal so hohen Cash-Bergs bei Berkshire Hathaway alles andere als sensationell wäre.

Interessanter könnte da schon eine 15-Milliarden-Dollar-Idee sein, die Buffett am Wochenende ankündigte. Diese werden Anleger nun nicht länger innerhalb der USA suchen, sondern in Europa oder Japan. „Wir würden uns freuen, von interessanten Unternehmen aus Übersee zu hören“, lud Buffett folglich ein. Man würde sich gerne ein paar Firmen näher ansehen, „die unsere Kriterien erfüllen.“

An diesen Kriterien könnten übrigens Firmen aus Großbritannien scheitern. Dort müssen sämtliche Investitionen in ein Unternehmen ab der Übernahme von 3 Prozent der Aktien veröffentlicht werden, was Buffett beunruhigt. „Das passt uns nicht, da es Akquisitionen teurer machen kann“, so die Kritik.

Viel Geld hat der Mann schließlich nicht, weil er es gerne ausgibt.

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Alt 09-05-2006, 18:02   #475
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Gewinn-Ausblick


S&P blickt verhaltener auf das zweite Quartal

Von Howard Silverblatt, Senior Index Analyst bei S&P

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Alt 09-05-2006, 20:49   #476
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Autos: Transatlantische Freundschaft

Deutsche, die schon lange in den USA leben, müssen sich alle möglichen Produkte privat importieren lassen. Ob Schokolade oder Taschentücher, deutsche Marken finden sich kaum zwischen New York und Kalifornien. US-Produkte in Deutschland zu integrieren war hingegen stets einfach. Ob dies auch auf Autos zutrift, ist allerdings fraglich.

So geht Chrysler durchaus ein Risiko ein, wenn man in Kürze den Dodge Caliber in Deutschland auf den Markt bringen wird. Der amerikanische Konzern plant, die Marke Dodge in Deutschland zu etablieren und strebt einen Produktstatus an, wie ihn traditionelle US-Marken wie Coca-Cola, McDonald´s und Levi´s haben – oder Harley-Davidson, um dem Automobilsektor einigermaßen nahe zu bleiben.

Ganz leicht dürfte das nicht sein, denn auf dem Automarkt gelten die Amerikaner nun einmal nicht als weltweit führend wie in so vielen anderen Bereichen. Vor allem in Deutschland nicht, wo heimische Autos international erstklassig sind. Dass die US-Konkurrenten seit Jahren in einer Krise stecken und selbst im eigenen Land Marktanteile an Europäer und Asiaten verlieren, macht das Projekt nicht aussichtsreicher.

Chrysler ist trotzdem zuversichtlich, den Dodge Caliber an den Mann zu bringen. Und zwar an den etwa 39-jährigen Mann mit einem Hang zu Late-Night-TV und Importmarken sowie einem verfügbaren Einkommen von 41 700 Euro. Ach ja, ein gutes bis überzogenes Selbstbewusstsein gehört auch dazu, wenngleich die Chrysler-Marktforschung auf diesen Aspekt nicht direkt eingeht. Doch gibt sich der Caliber wuchtiger als alle Konkurrenten seiner Klasse (VW Golf, Audi A3, Ford Focus, Toyota Corolla) und will wahrgenommen werden.

Trotzdem weiß Chrysler, dass es nicht einfach sein wird, einen Wagen zu verkaufen, mit dessen Marke und Logo kaum ein Kunde vertraut ist. Zumal Dodge auf dem US-Markt zu den legendären Marken gehört und der Widder am Kühlergrill (Slogan: „Pack das Leben bei den Hörnern“) so bekannt ist wie der Swoosh von Nike oder der Apfel von Apple. Entsprechend bescheiden sind die Ziele: 20 000 Stück will man vom Caliber zunächst absetzen.

Bei einem ähnlichen transatlantischen Projekt sind 20 000 Stück die Mindesterwartung: General Motors will nämlich den Opel Astra in die Staaten bringen, und dort unter der Saturn-Marke anbieten. Der Astra soll mit den technischen Daten des deutschen Modells und einem Preis von 16 000 Dollar das Modell Ion am unteren Ende der Saturn-Modelle ersetzen.

Hinter dem Astra-Import steckt eine größer angelegte Strategie: GM will Saturn als europäisch angehauchte Marke präsentieren. Und das dürfte leichter sein als andersherum, immerhin schauen immer mehr Amerikaner auf die effizienten Kleinwagen in „old Europe“, mit denen sich vor allem in Zeiten exorbitanter Benzinpreise viel Geld sparen ließe.

Auch spricht eine aktuelle Umfrage dafür, dass GM vielleicht auch die optimistischer geschätzten 40 000 Astra absetzen kann: Um Benzin zu sparen sind Amerikaner nämlich mehr denn je zu Verzicht bereit, wie die Auto-Experten bei Kelley´s Blue Book herausgefunden haben. Erster Faktor, bei dem die Amerikaner zu Einschränkungen bereit sind: die Größe des Fahrzeugs. Für 5 Meilen mehr pro Gallone würde sich die Hälfte der Kunden in einen kleineren Wagen setzen als bisher. 35 Prozent würden auf den gewohnten Markennamen verzichten, 31 Prozent auf ein paar Pferdestärken (Mehrfachnennungen möglich).

Nur 22 Prozent der amerikanischen Autofahrer würden auch bei hohen Benzinpreisen auf nichts verzichten. Damit aber wäre der Markt dennoch groß genug, um zwischen Trucks, SUV und Limousinen mehr Kleinwagen zu platzieren.

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Alt 10-05-2006, 21:05   #477
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US-Werbung: Jodler, Plattler und ein Crash

Auf dem Rücksitz eines Nissan Optima sitzt ein Bayer in Festtracht und jodelt. Aus voller Brust. Dann beugt er sich vor, lauscht – und hört nach ein paar Sekunden das Echo schallen. So groß ist der Nissan Optima, so leise. Und so beliebt ist das Klischee vom jodelnden Bayern, dass es in der amerikanischen Werbung immer gerne genutzt wird.

Auch bei Pepsi. Der Brausekonzern lässt in einem 60-Sekunden-Kurzfilm eine Fußball-Weltauswahl mit David Beckham, Roberto Carlos und Ronaldinho beim Oktoberfest auflaufen und gegen die lokale Schuhplattlergruppe antreten – an deren Schenkel-Ball-Koordination die Profis gnadenlos scheitern. Eine gute Maß Pepsi gibt es nachher aber für Gewinner und Verlierer.

Da wäre es gelacht, wenn sich die Deutschen nicht selbst parodieren könnten: Volkswagen präsentiert den Golf GTI in einem Techniklabor wie aus dem Kraftwerk-Video. „Time to un-pimp se auto“, meint der Chef mit krassem Akzent. Und „German engineering in se haus.“ Das ist lustig.

Witzige Werbung läuft aber nur eine kurze Zeit lang erfolgreich, nämlich bis jeder den Spaß zweimal gesehen hat. Entsprechend hat VW das Konzept schon wieder geändert, gibt sich in einer Serie neuer Spots ganz seriös – und stößt plötzlich auf Ablehnung und bittere Proteste. Der Grund: VW zeigt in zwei Spots einen Autounfall mit echten Schauspielern. Man will die Sicherheit der Wagen verkaufen und soll nun ausgerechnet damit die Grenzen des guten Geschmacks überschritten haben.

Der Spot: Zwei Männer unterhalten sich über Probleme mit der Freundin. Sie sind abgelenkt, fahren nicht konzentriert. Ein roter Pick-Up parkt aus einer Einfahrt aus. Der Jetta kesselt ungebremst (mit der in Amerika üblichen Testgeschwindigkeit von 51 km/h) in den Truck. Die Airbags schießen auf, die Männer hinein – in der nächsten Szene stehen sie unverletzt neben einem nur mäßig zerknautschten Auto. Alles ist echt. VW bediente sich für den Kurzfilm nicht etwa technischer Tricks, sondern wirklicher Stuntmen. Die Aufnahme ist ungeschnitten. Schließlich vertraut der Hersteller auf sein eigenes Produkt, und das soll der Kunde sehen – ohne dass er sich wieder über gestellte Crashs mit Dummies und Betonmauern langweilen soll.

Die Kritik überrascht die Experten bei VW und der Werbeagentur Crispin Porter + Bogusky nicht. „Shock value“ ist in Amerika offiziell verpönt, wenngleich das Element des plötzlichen Schreckens das Fernsehen zur besten Sendezeit unangefochten beherrscht und auch im Kino vor allem die Thriller und Gruselfilme immer besser laufen. Aber eben nicht mit echten Menschen, so der gängige Einwand. Zumal die Spots bei allem Realismus eben doch nicht zwingend realistisch seien. Immerhin sei jeder Crash anders, und es gehe eben (auch im Jetta) nicht immer so gut aus, kritisiert das amerikanische Institut für Fahrzeugsicherheit die Werbung.

Volkswagen hat die Spots trotzdem (noch) nicht zurück gezogen. Vielleicht ist man einfach der Meinung, dass auch jodelnde Bayern in Festtracht und das Echo zwischen Lenkrad und Hutablage nicht ganz realistisch und deshalb nicht unbedingt besser sind.

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Milliarden für Mutti

„The greatest mom in the world“ wird am Sonntag gefeiert. Und die beste Mutter der Welt hat besondere Aufmerksamkeit verdient, auch in Zeiten hoher Benzinpreise. Der US-Einzelhandelsverband hofft, dass sich Amerikas Söhne und Töchter dessen bewusst sind – und rechnet mit einem Milliardengeschäft.

Dass das Geschäft ausgerechnet zum Muttertag ungebremst weiter laufen soll, egal wie hoch die Preise an der Zapfsäule klettern, hängt mit einem interessanten Aspekt zusammen. So ist bekannt, dass auch in schwersten konjunkturellen Krisen zumindest die Luxushändler bestens performen, wenn der übrige Einzelhandel längst frustriert die Pforten geschlossen haben. Am Muttertag nun spielt der Luxussektor eine überdurchschnittlich starke Rolle, denn – so das allgemeine Verständnis – anders als beispielsweise zu Geburtstag oder Weihnachten ist am Muttertag ein „royal treatment“ fällig. Mutter soll leben wie eine Königin.

Für viele Amerikaner heißt das: Ab ins Spa und zur Massage. Die Wohlfühl-Bäder und Salons dürfen nach ersten Umfragen in diesem Jahr mit einem Umsatz von 928 Millionen Dollar rechnen, das sind fast 50 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Für Schmuck und Juwelen dürften liebende Söhne und Töchter 2,1 Millionen Dollar ausgeben, für ein schickes Dinner im besten Restaurant der Stadt sind US-weit 2,8 Milliarden Dollar eingerechnet, beide Werte liegen wiederum gut 20 Prozent über den Vorjahreswerten.

Nicht alle greifen freilich so tief in die Tasche: 67,6 Prozent der Amerikaner bleiben laut Branchenverband bei Blumen, 31,9 Prozent verschenken Gutscheine, 25,8 Prozent verwöhnen Muttern mit Musik und Literatur. Obligatorisch dabei ist die Grußkarte, die 85,4 Prozent verschenken.

Unterm Strich summieren sich die Ausgaben für den Durchschnitts-Ami auf 122,16 Dollar. Das sind 16 Prozent mehr als im Vorjahr. Landesweit kommen so 13,8 Milliarden Dollar zusammen.

Die hohen Wachstumsraten überraschen Tracy Mullin nicht. „Am Muttertag genießen die Mütter den Lohn für den härtesten Job der Welt“, meint die Chefin des US-Einzelhandelsverbandes.

Doch nicht nur die: Hohe Verbraucherpreise scheinen kaum Auswirkungen auf die weitreichende Großzügigkeit vieler zu haben, die nicht nur der Mutter eine Freude machen. 20,7 Prozent der Männer beschenken zum Muttertag ihre Frau, 9,1 Prozent die Tochter. Karten, Blumen und Geschenke gibt es ferner für Großmütter, Schwestern und Freunde.

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Showdown in Houston
Die Börsen-Nachrichten werden in dieser Woche von einem Unternehmen dominiert, das an der Börse längst keine Rolle mehr spielt: In Houston/Texas geht der Enron-Prozess in die entscheidende Phase. Experten rechnen mit langen Haftstrafen für die Bosse, vor allem für Ken Lay, der zur Zeit gleich an zwei Fronten kämpft.

Neben dem seit Wochen laufenden Verfahren gegen Enron-Gründer und seinen langjährigen CEO Jeff Skilling muss sich Ken Lay in einem zweiten Prozess verantworten, der am Donnerstag beginnt – einen Tag, nachdem die Jury ihre Beratungen im ersten Prozess aufgenommen haben wird.

Was zu einem Desaster für Lay werden könnte, gilt unter Beobachtern als brillante Strategie der Staatsanwaltschaft. Selbst für den (unwahrscheinlichen) Fall, dass die Geschworenen Lay aufgrund dessen stets freundlicher Persönlichkeit und seiner ständigen Beteuerungen von allen Schiebereien bei Enron nichts gewusst zu haben, nicht verurteilen würden, drohen dem Texaner vier Mal dreißig Jahre Haft für Kreditbetrug, der mit seinen persönlichen Finanzen und nicht mit dem Untergang des Energiehändlers zusammenhängt.

In diesem weiteren Prozess entscheidet ein Richter allein – ohne Jury. Und: Es ist der selbe Richter, Sim Lake, der auch dem ersten Prozess vorsitzt. Von Lay´s Ausfällen im ersten wird er im zweiten nicht unberührt bleiben, abgesehen davon, dass es für Lay hier noch schwieriger werden dürfte, sich unschuldig zu geben. Denn es geht recht einfach um die Erschleichung von Krediten. So soll Lay der Bank of America versichert haben, mit einem 75-Millionen-Betrag nicht auf Margen zu spekulieren – um dann genau das zu tun.

Eine wenig bekannte „Regulation U“ aus einem Börsengesetz aus Zeiten der Depression untersagt hohe Kredite für Margen-Spekulanten, um Risiko von den Banken zu nehmen. Lay jedoch muss die Bestimmung gekannt haben, sonst hätte er nicht derart gezielt dagegen verstoßen können.

Richter Lake dürfte sein Urteil in dem Betrugsprozess zur gleichen Zeit fällen wie die Geschworenen im ersten Prozess, deren Bedenkzeit zwischen ein und zwei Wochen geschätzt wird. Amerikas Rechtsexperten rechnen fest mit einer Verurteilung, zumal Richter Lake der Jury vor dem Wochenende noch einmal erklärt hat, dass „bewusste Ignoranz“ gegenüber der Probleme im Unternehmen keine Verteidigung sei.

Doch dürften die Geschworenen ohnehin kein positives Bild von den Angeklagten gewonnen haben und derlei verschärfte Hinweise wohl gar nicht mehr brauchen. „Lay und Skilling sind beide in großen Schwierigkeiten“, meint der Wall-Street-Anwalt und Enron-Beobachter Jacob Zamansky. Lay, von seinem Freund George W. Bush einst liebevoll und medienwirksam „Keny-Boy“ genannt, „kam nicht mehr als er gemütliche Typ daher, sondern er war voller Zorn. Und Skilling trat auf als ein kalter, berechnender Manager, der Enron unter dubiosen Umständen verlassen hat.“

In der Tat hatten beide der Anklage in den letzten Wochen wenig entgegenzusetzen. Im Gespräch mit den eigenen Anwälten bemühten sie sich zwar redlich, ein Bild zu zeichnen, wonach gierige Anwälte, die Presse und Unterschlagungen des bereits verurteilten ehemaligen Finanzchefs Andrew Fastow den Untergang von Enron besiegelt hätten. Doch im Kreuzverhör konnten beide diesen Eindruck nicht aufrecht erhalten.

Der Wirtschaftsanwalt Joel Androphy kritisierte am Wochenende gegenüber CNN, dass die Frage, warum Enron nun zusammengebrochen sei, nie klar beantwortet worden sei. Dass Anleger durch schnelle Verkäufe und über Short-Positionen das Unternehmen gestürzt hätten sei „weit hergeholt, zumal die Anklage 22 Zeugen aufgeboten hat, die Lay und Skillings Management mehr oder weniger direkt die Schuld gaben.“ Deren Politik allzu gieriger Erfolgsforderungen hätte zu Betrug in verschiedenen Einheiten führen müssen, urteilten mehrere Zeugen.

Aktienverkäufe über 70 Millionen Dollar und das Engagement von Ken Lay´s eigenem Sohn als Shortseller in Enron-Aktien konnte der Firmengründer zudem nicht nachvollziehbar erklären, was seine Glaubwürdigkeit als Opfer einer zu groß gewachsenen Holding und ihrer Investoren weiter aushöhlte.

Anwalt Androphy sieht den Fall für die Jury dennoch nicht als bereits entschieden an. Die Jury muss immerhin zu einem einstimmigen Urteil kommen, was nicht sicher sei. Während Jeff Skilling von einem gescheiterten Prozess profitieren könnte, komme allerdings bei Lay eben die zweite Klage ins Spiel. Letzten Endes wird der frühere Boss und Bush-Freund wohl hinter Gittern landen. „Ob das dann für Aktienbetrug oder Keditbetrug ist, spielt keine Rolle“, kommentiert John Bielema, ein weiterer Prozessbeobachter und Wirtschaftsjurist aus Atlanta.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc
Starlight ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16-05-2006, 20:22   #480
Starlight
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Börsen-Rendezvous in New York

Der Wettlauf der amerikanischen Börsen um den europäischen Markt geht weiter. Zum Wochenbeginn sollen sich Vertreter der NYSE Group und der Euronext in New York getroffen und über eine Partnerschaft verhandelt haben. Das Wall Street Journal beruft sich auf Insider, die von großem Interesse auf beiden Seiten berichten.

Während es am Dienstagmorgen, wenige Stunden nach einem Treffen von NYSE-Chef John Thain und seinem europäischen Amtskollegen Jean-Francois Theodore, keine offiziellen Stellungnahmen gibt, deutet vieles darauf hin, dass bereits über die Details eines eventuellen Mergers verhandelt werden könnte: So wollen Insider erfahren haben, dass die beiden Unternehmen eine neue Firma gründen wollen. Bisherige Anleger könnten über Aktientausch ebenso abgefunden werden wie mit Bargeld oder eine Kombination aus beidem.

Im Zuge der jüngsten Expansionsbemühungen der beiden großen New Yorker Aktienmärkte liegt ein Zusammenschluss von NYSE Group und Euronext nahe. Sowohl das Traditionshaus an der Wall Street, das erst vor zwei Monaten in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde und nun merger-fähig ist, als auch die Hightech-lastige Nasdaq haben seit geraumer Zeit europäische Partner im Auge.

Ein Übernahmeangebot der Nasdaq an die London Stock Exchange wurde zwar jüngst abgewiesen, seither hat die Börse mit Sitz am New Yorker Times Square allerdings 24 Prozent der Anteile an der LSE übernommen und dürfte genug Gewicht haben, einen LSE-Deal mit anderen Partnern zu stoppen – oder zumindest unattraktiv zu machen.

Für die NYSE Group wäre die Euronext der reizvollste Partner in Europa. Immerhin wäre man nicht nur von Anfang an in vier wirtschaftlich bedeutenden Ländern vertreten, sondern hätte auch Zugang zu den neuen Partnerschaften, die der Vier-Länder-Bund in jüngster Zeit angestrebt hat, darunter nicht zuletzt die Deutsche Börse in Frankfurt.

Für Euronext unterdessen könnte die NYSE Group der interessantere Partner sein und in den Expansion-Überlegungen die Frankfurter abhängen. Immerhin hat man innereuropäisch manche Hürde vor sich: Wettbewerbsrechtlich ist ein Deal mit Frankfurt wegen der massiven Präsenz beider Börsen im Derivate-Markt alles andere als sicher. Zudem fürchtet man die Standortfrage für die wichtigste europäische Börse, deren Haupsitz entweder in Paris oder in Frankfurt wäre.

Eine Partnerschaft zwischen Euronext und NYSE ließe sich schließen, ohne über derlei Fragen nachzudenken. Offizielle Meldungen zu einem transatlantischen Merger dürften allerdings auf sich warten lassen, bisher waren sämtliche Treffen geheim.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc
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