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Alt 03-10-2007, 20:44   #751
Starlight
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Das neue Dilemma der Fed

Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten – das ist in den letzten Monaten an der Wall Street zu einer festen Regel geworden, die den täglichen Handel bestimmt. Begründung: Wenn es der Konjunktur schlecht geht, muss die Fed weiter eingreifen und auf die jüngste Zinssenkung weitere Schritte folgen lassen. Man könnte sich täuschen.

Sicher, die Fed unter Vorsitz von Ben Bernanke hat bei ihrer jüngsten Sitzung bewiesen, dass man dem Markt in schwierigen Zeiten zuhilfe kommen kann. Vier Wochen nachdem die Subprime- und Kreditkrise die Märkte schnell und deutlich einstürzen ließ und dem Dow-Jones-Index alleine gut 12 Prozent nahm, senkte man die Zinsen deutlich – mit einem Schritt um 50 Basispunkte hatten zuvor nur Optimisten gerechnet.

Das beherzte Eingreifen der Notenbanker hat indes zu einem Zwiespalt geführt. Denn für die Politik ist nun die Politik der ruhigen Hand endgültig Vergangenheit – entsprechend hoch sind die Erwartungen des Marktes. Auf dem New Yorker Parkett gilt vielen als sicher, dass die Fed angesichts der anhaltend schlechten Nachrichten aus dem Immobiliensektor, aus dem Produzierenden Gewerbe und aus dem Umfeld des Verbrauchers weitere Zinssenkungen vornehmen wird. Auf dieser Annahme baute die Rallye, die Dow und Co. in den vergangenen Wochen wieder auf neue Höchststände geführt hat.

Doch während sich die Märkte aus dem Tief befreit und neue Bestmarken notiert haben, fragt sich die Fed: Sind weitere Zinssenkungen angesichts dieser Performance überhaupt noch nötig? Die 25 Basispunkte, die den Leitzins im nächsten Fed-Meeting auf 4,5 Prozent fallen lassen sollen und die laut den Fed-Futures zu 100 Prozent eingepreist sind, könnten ironischerweise wegen des Optimismus am Markt nicht kommen.

Die Notenbank steht weiteren Zinssenkungen ohnehin nicht so nahe wie manche Analysten sich und den Investoren einreden wollen. Denn Aufgabe des Offenmarktausschusses ist es ja nicht, grenzenlos Liquidität in einen höchst spekulativen Markt zu pumpen. Vielmehr gilt es die immer höhere Inflation zu bekämpfen, die man einem rapide fallenden Dollar zuschreiben muss. Dessen Sturz gegenüber Euro und Yen ist nur aufzuhalten, wenn die Zinsen stabil bleiben oder steigen.

Wie sich die Fed aus dem Dilemma befreit, wird zu einem großen Teil vom Arbeitsmarktbericht am Freitag abhängen. Weitere Zinssenkungen sind denkbar, wenn der Report für September extrem schwach ausfallen sollte. Insofern keimt auf dem New Yorker Parkett noch ein wenig Hoffnung – sicher sein darf man sich aber nicht mehr.

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Alt 05-10-2007, 20:32   #752
Starlight
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Hannah Montana und die freie Marktwirtschaft

Man kann es angemessen finden oder nicht, dass ich mehr als 400 Dollar für zwei Karten zu einem „akustischen Abend mit Neil Young“ demnächst in einem Theater in Harlem ausgegeben habe. Auch die Tickets für „The Police“ nächsten Monat in Atlantic City waren nicht ganz billig. Doch das teuerste Konzert der Saison gibt ein Mädchen, von dem ich bis vor ein paar Tagen noch nie etwas gehört hatte: Hannah Montana.

Dass auch viele Leser dieser Kolumne mit dem Namen vermutlich nichts anfangen können, liegt daran, dass er zu einem 14-jährigen Mädchen aus einer Fernsehserie beim Disney Channel gehört, die in Deutschland seit einem Jahr im Bezahlfernsehen und seit einer Woche bei Super RTL läuft.

Hannah Montana ist das alter ego von Mylie Stewart, und hinter beiden Rollen steckt die 15-jährige Mylie Cyrus, Tochter des Countrysängers Billie Ray Cyrus, der seit den frühen Neunzigern ausschließlich für seinen Hit „Achy Breaky Heart“ bekannt ist, und der in der Serie Mylies/Hannahs Vater spielt.

Die Handlung der Serie ist nebensächlich, daher nur kurz: Mylie Stewart und ihr Vater sind von Memphis ins kalifornische Malibu gezogen, wo sich das Mädchen nun an einer fremden High School durchschlagen muss. Ihr Geheimnis: Nachts verwandelt sie sich vom ganz normalen Girl in das Country-Pop-Sternchen Hannah Montana und lässt sich feiern. Hier verschwimmen TV und Realität, denn auch im wahren Leben werden Hannah/Mylie und mit ihnen Mylie Cyrus gefeiert.

Zigtausende Fans freuen sich zur Zeit auf die erste US-weite Tour des Fernsehstars, und die führt mit 54 Konzerten durch 49 Städte mit Hallen zwischen 6000 und 9000 Fans. Ein ganz schönes Pensum für einen Teenager, doch bei weitem nicht genug, um die Nachfrage zu decken. Die Karten für sämtliche Konzerte waren binnen weniger Minuten ausverkauft, seither werden bei Ticketbörsen im Internet astronomische Beträge geboten: Der Durchschnittspreis für die „Best-of-Both-Worlds“-Show liegt bei 250 Dollar, für Karten auf voderen Plätzen sind zwischen 800 und 3250 Dollar fällig.

Kinder und Eltern zwischen San Diego und Rhode Island streiten nun darüber, ob ein Hannah-Moment so viel Geld wert ist.

Ein Gutes hat die ganze Sache: Den Kids wird zwischen der Sehnsucht nach ihrem Star und dem Blick auf das noch magere Konto ganz nebenbei das wichtigste Prinzip der freien Marktwirtschaft erklärt: Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis.

Und tatsächlich ist das Theater um Hannah Montana dem Geschehen an der Wall Street nicht ganz unähnlich. Geben Veranstalter und Vorverkaufsagentur ihre Karten für offizielle Preise zwischen 26 und 56 Dollar einmal heraus, ist das quasi ein IPO. Der Handel floriert dann bis zum Event und kann durchaus Phantasiepreise hervorbringen. Das schafft aber auch manche Aktie. Wer es unfair findet, dass die Hannah-Tickets für Philadelphia mehr als 3000 Dollar kosten, muss sich durchaus fragen, warum eine einst mit 85 Dollar bewertete Google-Aktie plötzlich auf die 600 Dollar zuhält.

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Alt 08-10-2007, 07:24   #753
Starlight
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„Der nächste Bärenmarkt wird furchtbar sein“

...

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...n-1461707.html
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Alt 08-10-2007, 09:58   #754
Benjamin
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Zu diesem Interview habe ich - betr. Herrn Mobius' Aussagen zu den A-Aktien - eine genauere Betrachtung geschrieben, siehe
http://www.traderboersenboard.de/sho...731#post309731
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Alt 08-10-2007, 20:33   #755
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Streik: Nach GM soll Chrysler dran sein

Mit einem zweitägigen Streik hat die Gewerkschaft UAW im September dem Automobilkonzern General Motors Druck gemacht und eine Milliarden-Zahlung zur Beilegung von Versicherungsfragen erstritten. Kaum sind die Verträge für die GM-Mitarbeiter verlängert, wird nun mit Chrysler verhandelt.

In Stuttgart wird man in diesen Tagen froh sein, mit dem drittgrößten amerikanischen Automobilhersteller nichts mehr zu tun zu haben. Obwohl die meisten Branchenexperten damit gerechnet hatten, dass die UAW ihren Arbeitskampf nach GM bei Ford fortsetzen würde, droht jetzt Chrysler ein Streik. Die Gewerkschaft hat eine Deadline zur Unterzeichnung neuer Verträge auf Mittwochvormittag gesetzt.

Allzu große Sorgen wird man sich aber auch in der Chrysler-Zentrale nicht machen. Die schwache Nachfrage nach amerikanischen Wagen hat bereits dazu geführt, dass das Unternehmen in dieser Woche fünf Werke vorrübergehend schließt, so dass dort keine neuen Autos mehr hergestellt sondern Lagerbestände abgebaut werden können.

Allzu besorgt ist man im aktuellen Stadium der Verhandlungen aber ohnehin nicht. „Wir sind optimistisch und gehen davon aus, dass wir uns rechtzeitig einigen können“, sagt Chrysler-Sprecherin Michele Tinson. Die Verhandlungen scheinen auch gute Fortschritte zu machen, wie der amerikanische Finanznachrichtendienst Marketwatch aus nicht näher genannten Insiderkreisen erfahren hat.

Dass die UAW dennoch mit einem Sreik droht, dürfte zunächst auch eher taktisch sein. Man setzt Chrysler unter Druck, um etwaige Verhandlungsnachteile auszugleichen. Die hat die Gewerkschaft spätestens seit Chrysler ein privat gehaltenes Unternehmen geworden ist. Seit der Übernahme durch Cerberus Capital muss Chrysler keine Bilanzen und sonstige Unternehmensdaten mehr vorlegen, was der Gewerkschaft die Berechnung ihrer Forderungen erschwert.

Die UAW vertritt etwa 49 000 Mitarbeiter von Chrysler, womit das Unternehmen offiziell das kleinste unter den US-Herstellern ist. Die Gewerkschaft betreut aber auch 78 000 Chrysler-Rentner, deren Forderungen bei den aktuellen wie auch zuvor bei dem GM-Verhandlungen den wichtigsten Streitpunkt bilden.

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Alt 09-10-2007, 22:02   #756
OMI
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09.10.07 22:30
Aktien NYSE/NASDAQ Schluss: Dow auf Rekordhoch - Zinssenkungshoffnungen

NEW YORK (dpa-AFX) - Die wichtigsten US-Aktienmarktindizes haben am Dienstag getrieben von Hoffnungen auf weitere Zinssenkungen teilweise auf neuen Rekordständen geschlossen. Das am Abend veröffentlichte Protokoll der US-Notenbanksitzung vom September würde von Marktteilnehmern dahingehend interpretiert, dass die Federal Reserve bereit sei, den Leitzins weiter zu senken, um die Wirtschaft anzukurbeln, sagten Händler.

Der US-Leitindex Dow Jones Industrial schloss mit einem Plus von 0,86 Prozent bei 14.164,53 Zählern und damit auf dem höchsten jemals erreichten Punktestand. Kurz vor Handelsschluss war der weltweit bekannteste Aktienindex sogar bis auf 14.166,97 Zähler geklettert. Der marktbreite S&P-500-Index erreichte ebenfalls einen neuen Schlussrekord und ging mit einem Plus von 0,81 Prozent auf 1.565,15 Punkten aus dem Handel. Zuvor war er bis auf 1.565,26 Zähler gestiegen. An der NASDAQ kletterte der Composite Index um 0,59 Prozent auf 2.803,91 Zähler. Der NASDAQ 100 legte um 0,37 Prozent auf 2.171,21 Punkte zu.

Alcoa kletterten mit einem Aufschlag von 3,71 Prozent auf 39,72 US-Dollar auf den ersten Platz im Dow Jones. Analysten erwarten bei dem Aluminiumkonzern bei einem leicht gesunkenen Umsatz im dritten Quartal ein deutlich gesteigertes Ergebnis.

Coca Cola legten als einer der schwächsten Werte im Dow Jones lediglich um 0,14 Prozent auf 57,88 Dollar zu. Die Deutsche Bank hatte die Bewertung für die Papiere des Softdrinkherstellers wie auch für die Aktien des Branchenkollegen PepsiCo von 'Buy' auf 'Hold' heruntergestuft. Pepsi-Papiere gaben 0,95 Prozent auf 73,21 Dollar ab.

Sprint Nextel rutschten um 1,19 Prozent auf 18,28 Dollar ab. Der Vorstandschef des Telekommunikationskonzerns, Gary Forsee, hatte nach einem enttäuschenden Geschäftsverlauf im dritten Quartal und einer Gewinnwarnung für das Gesamtjahr seinen Hut genommen. Auch beim Umsatz nahm das Unternehmen seine Erwartungen zurück.

Yum Brands kletterten um 5,02 Prozent auf 38,11 Dollar. Der Betreiber der Fast-Food-Ketten Kentucky Fried Chicken (KFC), Taco Bell und Pizza Hut hatte im dritten Quartal einen Gewinnanstieg um 17 Prozent sowie einen Umsatzanstieg um 13 Prozent zum entsprechenden Vorjahreszeitraum verzeichnet und damit die Analystenerwartungen übertroffen. Darüber hinaus hatte das Unternehmen ein Aktienrückkaufprogramm mit einem Volumen von zwei Milliarden Dollar für die nächsten zwei Jahre angekündigt. Einige Analysten hoben daraufhin ihr Kursziel an.

Im NASDAQ stiegen Google um 0,91 Prozent auf 615,90 Dollar, nachdem der Internetsuchmaschinen-Betreiber am Vortag zum ersten Mal in seiner noch relativ kurzen Börsengeschichte die Marke von 600 Dollar überschritten hatte. Im Handelsverlauf waren die Papiere bis auf ein neues Rekordhoch von 623,78 Dollar geklettert. Die Bank of America hatte zuvor ihr Kursziel für Google-Papiere erhöht.

Auch über Amazon.com hatten sich die Experten positiv geäußert. Die Papiere des Internet-Einzelhändlers beendeten den Tag dennoch 0,55 Prozent im Minus bei 95,32 Dollar. Zuvor waren die Aktien allerdings bis auf 96,73 Dollar und damit auf den höchsten Stand seit dem Jahr 2000 geklettert.

Microchip Technology brachen um 12,67 Prozent auf 31,98 Dollar ein. Der Halbleiterexperte hatte mit seinem Ausblick auf das letzte Quartal die Erwartungen des Marktes enttäuscht./he/mf/

Quelle: dpa-AFX
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Schöne Grüße
OMI
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Alt 10-10-2007, 07:22   #757
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Altria geht, die Kulturszene weint

Seit in New York das Rauchverbot an öffentlichen Plätzen etabliert ist, trauert keiner dem Qualm hinterher – schon gar nicht im kulturellen Sektor, wo sich manch Theaterstück in reiner Luft besser genießen lässt. Anders sieht es aus, wenn der Tabakriese Altria die Stadt verlässt, denn den wird man vermissen.

Wenn die Altria Group, der Dow-notierte Nachfolger des einstigen Zigaretten-Multis Philip Morris, in einigen Monaten im Rahmen seiner Umstrukturierung sein Hauptquartier in Midtown Manhattan aufgibt und ganz ins schweizerische Lausanne zieht, dann wird es für manchen Veranstalter in dem von Spenden und Sponsorships abhängigen Kulturbetrieb der Stadt ein böses Erwachen geben.

Denn Altria mag sein Geld auf Kosten der Volksgesundheit machen, seine Kunden belügen und den Krebs fördern – als finanzstarken Partner schätzte man den Konzern aber doch. Pecuniam non olet, auch wenn von Karzinomen gesättigte Rauchschwaden um jedes Geldbündel wabern.

Die Kulturschaffenden in New York hatten es sich anfangs nicht leicht gemacht, Geld von Philip Morris anzunehmen – damals als Sponsoring von Unternehmen in der Szene noch anrüchig war. Mittlerweile aber profitieren mehr als 200 Gruppen in der Stadt von den Zuwendungen des Konzerns, der jedes Jahr mehr als 7 Millionen Dollar für lokale Produktionen ausgegeben hat. Überhaupt gehört Altria mit einem Spenden-Etat von jährlich 200 Millionen Dollar zu den großzügigsten Firmen neben den ebenfalls in New York beheimateten American Express und Time Warner.

Jetzt soll Schluss sein mit der großzügigen Bezuschussung der schönen Künste. Im Rahmen einer groß angelegten Dezentralisierung falle das Programm vermutlich ganz weg, meint Jennifer Goodale, eine frühere Schauspielerin, die bei Altria für die Vergabe von Zuwendungen zuständig ist.

Der Brooklyn Academy of Music gehen damit 375 000 Dollar durch die Lappen, die in den letzten Jahren den größten Teil eines Festivals für aufstrebende, junge Künstler dargestellt hatten. Das Theater von Harlem weiß nicht, wie man die 175 000 Dollar ersetzen kann, die bisher von Altria kamen.

Davir Parsons, Gründer und Direktor des angesehenen Tanzensembles Parson Dance, fürchtet gar, dass mit Altria weitere Sponsoren ihre Mittel kürzen oder streichen werden. Dass Altria auf der Sponsorenliste stand, hatte es der Kompanie lange leichter gemacht, auch bei anderen Geldgebern Unterstützung zu finden. „Eine Firma wie Altria im Programm zu nennen ist wie ein Gütesiegel“, meint Parsons.

Es sind vor allem kleine Kulturbetriebe, für die der Abzug von Altria schmerzhaft sein wird. Die großen der Szene, Museen wie das Whitney oder die Opernhäuser, haben in ihren Programmheften seitenlange Listen von Unternehmenssponsoren – da lässt sich ein Ausfall verschmerzen.

Interessanterweise gibt es vor allem bei den kleineren durchaus Kulturschaffende, denen Altria nicht schnell genug aus der Stadt verschwinden kann. Je mehr das Rauchen in der Volksgunst sank, desto mehr Künstler fanden es problematisch, ausgerechnet aus diesem unbeliebten Sektor unterstützt zu werden. Und manche Fans blieben gar den Veranstaltungen fern. „Ich freue mich auf Altrias Abschied“, meint Matthew Myers von der Interessensgruppe „Campaign for Tobacco-Free Kids“ in Washington. Seine Frau könne jetzt endlich wieder zu den Vorstellungen des Alvin Ailey American Dance Theater gehen, denen man – aus Protest zu Altria – in den letzten Jahren ferngeblieben war.

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Alt 10-10-2007, 18:28   #758
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50 000 Arbeiter bestreiken Chrysler

Alle Räder stehen still… bei Chrysler ruhen die Förderbänder, seit Mittwochmittag haben 50 000 Mitarbeiter die Arbeit niedergelegt, das Unternehmen steckt in seinem ersten US-weiten Streik. Die Verhandlungen mit der Gewerkschaft können sich noch über Tage erstrecken, doch hat das Management keinen Grund zur Panik.

Wie schon bei General Motors, wo die Gewerkschaft UAW vor zwei Wochen einen US-weiten Streik ausgerufen und für zwei Tage durchgezogen hatte, drohen auch bei Chryler zunächst keine schwerwiegenden Folgen. Die Autoabsätze waren zuletzt derwart schwach, dass der Hersteller in dieser Woche ohnehin fünf Werke vorrübergehend dicht machen musste um Lagerbestände abzubauen – der Streik kann hier nur helfen, und zwar länger als der Gewerkschaft lieb sein kann: Experten rechnen damit, dass Chrysler vier bis fünf Wochen durchhalten kann, ohne finanzielle Einbußen zu sehen.

So lastet großer Druck auf der Gewerkschaft, Chrysler entgegen zu kommen. Und ein Stück weit wird man das tun müssen, nämlich zumindest von einem Posten wird das Management wohl nicht abrücken. In der letzten Verhandlungsrunde vor zwei Jahren hat die UAW nämlich den beiden US-Konkurrenten GM und Ford in bezug auf die Krankenversicherungskosten große Zugeständnisse gemacht – nicht aber Chrysler, weil man die Finanzen der Muttergesellschaft Daimler als zu stabil einschätzte.

Jetzt aber ist Chrysler ein Teil von Cerberus Capital, auf deren stabile Bilanz sich die UAW in ihren Verhandlungen sicher nicht berufen kann. Man muss dem Unternehmen jetzt einen Ausweg aus der Nebenkostenkrise ermöglichen, wie man ihn auch GM genehmigte und wie ihn auch Ford erwarten wird. Schwerpunkt dabei: die Versicherungskosten für die Rentner. Etwa 111 000 werden weiterhin von Chrysler unterstützt und damit nur etwa ein Viertel dessen, was GM bis vor kurzen zu versorgen hatte. Das Einsparpotenzial ist dennoch riesig: Bis zu 300 Millionen Dollar jährlich könnte Chrysler nach erfolgreichen Verhandlungen aus der Bilanz streichen.

Das Management des Automobilriesen kann sich nicht einfach darauf verlassen, dass die Gewerkschaft allen Forderungen zustimmen wird, denn auch die UAW hat Druckmittel: Während der Streik zwar hilft die Lagerbestände abzubauen, gefährdet er die Markteinführung von zwei Modellen noch in diesem Herbst, von deren Erfolg die Zukunft des Unternehmens mittelfristig abhängen wird: Der Dodge Minivan und der Chrysler Town and Country sollen demnächst in die Läden rollen und die Amerikaner wieder für die Marke begeistern.

Die streikenden Chrysler-Arbeiter wissen um ihr Druckmittel und haben am Morgen erklärt, auf einen lange anhaltenden Arbeitskampf vorbereitet zu sein. Bei vielen dürften aber nach ein paar Tagen die Nerven flattern, denn aus der Streikkasse gibt es gerade einmal 200 Dollar pro Woche – in um um Detroit dürfte manches Sparkonto kein ausreichendes Polster aufweisen, um den Fehlbetrag auszugleichen.

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Alt 11-10-2007, 07:44   #759
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Finanzmärkte

Wall Street ignoriert abnehmende Gewinnerwartungen

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Alt 12-10-2007, 20:36   #760
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Ein Nickerchen auf dem Parkett

Mit ihrer neoklassizistischen Marmor-Fassade, den sechs massiven Säulen und der traditionsreichen Adresse „11 Wall Street“ steht die New York Stock Exchange stolz wie eh und je am Südzipfel von New York City. Doch während draußen die Touristen Erinnerungsfotos knipsen, bröckelt es hinter den Mauern.

Das Management der NYSE Euronext hält wacker an der Devise fest, dass man den Parketthandel nicht sterben lassen wird. CEO John Thain hält das menschliche Element, das Broker und Spezialisten in den Aktienhandel bringen, für unverzichtbar – jedenfalls offiziell. Ansonsten ist es längst kein Geheimnis mehr, dass der elektronische Handel weit mehr als die Hälfte des täglichen Volumens ausmacht. Broker sind an nur noch rund 40 Prozent der Transaktionen beteiligt, Spezialisten nur noch an etwa 3 Prozent.

Auch als Informationsbörse hat das Parkett an Einfluss verloren. „Das Parkett ist tot“, sagt James Angel, Finanzprofessor der Georgetown University und NYSE-Experte. „Die Zeiten als Billy und Vinny noch Infos ausgetaucht und den besten Kurs untereinander ausgehandelt haben sind vorbei.“ Tatsächlich: Seit das Internet den Informationsfluss beschleunigt hat, werden auf dem Parkett höchstens noch Meinungen und Einschätzungen ausgetauscht – die Kurse bestimmt derweil der Markt.

Im neunten Stock des mehr als hundertjährigen Gebäudes, wo das Management der nach wie vor bedeutendsten Börse sitzt, glaubt man dennoch nicht an ein Ende des Parketthandels. Konzernweit – also den elektronischen Handel und die Euronext mit ihren Börsen in Paris, Amsterdam, Stockholm und Lissabon eingerechnet – kommt zwar nur noch 10 Prozent des Umsatzes von den Brettern, die am Finanzplatz New York einmal die Welt bedeuteten. Doch das soll wohl nicht weiter verkleinert werden, nachdem im November die laufenden Renovierungen abgeschlossen sind.

Doch die haben es in sich. Bereits im Februar und von der Öffentlichkeit unbemerkt hat die New York Stock Exchange einen ihrer vier Handelsräume im Nachbargebäude 30 Wall Street geschlossen. Ende November soll auch der sogenannte Blue Room dicht gemacht werden, in dem heute schon nicht mehr als eine Handvoll Broker arbeiten. In dem 1500 Quadratmeter großen Blue Room, der 1969 eröffnet wurde, erinnert schon seit Monaten nichts mehr an die einst pulsierende Hektik früherer Zeiten – selbst zu Stoßzeiten könnte man hier ungestört ein Nickerchen machen.

Mit dem Main Room, dem größten Handelsraum, und der angrenzenden Garade bleibt dem New Yorker Parkett nach November etwas weniger als die Hälfte seiner bisherigen Größe. Der Verlust an Arbeitsplätzen ist vergleichbar. Es vergeht keine Woche, in der nich ein bekanntes Gesicht verschwindet.

Auf das direkte Umfeld der Wall Street hat das bereits gravierende Auswirkungen. Während sie Stellen kürzen, verkleinern sich die Broker- und Spezialistenhäuser auch in ihren eigenen Büros. Mitten im New Yorker Finanzzentrum, wo einst jeder Turm von einer Großbank regiert wurde, breiten sich luxuriöse Eigentumswohnungen aus, deren Interieur von Philip Starck und seinesgleichen designt wird.

Die Wall Street selbst wandelt sich zur Einkaufsmeile. Direkt gegenüber der Börse hat ein Hermes-Laden eröffnet, in dem Schals hunderte von Dollar kosten, einen Block weiter wird eine Tiffany-Filiale eingerichtet, die noch in diesem Jahr am Weihnachtsgeschäft teilhaben will.

Einen Steinwurf entfernt von der Wall Street, im Rathaus der Stadt New York, sieht man den Trend gelassen – zumal man den Siegeszug der Technologie auch nicht aufhalten kann. „Was auch passiert, die NYSE wird immer an der Wall Street präsent sein“, meint Dan Doctoroff, der Wirtschaftsbürgermeister der Regierung Bloomberg. „Allein wegen der enormen Geschichte des Hauses wird sie immer das finanzielle Zentrum der Welt sein.“

Die Touristen werden das genauso sehen. Seit den Terroranschlägen vor mehr als sechs Jahren kommen sie ohnehin nicht mehr in die Börse hinein. Und während sie draußen knipsen, können sie sich weiterhin das hektische Treiben und das Geschrei auf dem Parkett vorstellen – die Bilder davon gibt es, edel gerahmt, im Antiquariat knappe fünf Minuten entfernt.

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Alt 17-10-2007, 20:32   #761
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Technologie-Aktien

Trägt der Technologie-Trend?


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Alt 18-10-2007, 21:05   #762
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Ein Fest für Puma und Bison

Dass Al Gore für sein Umwelt-Engagement den Friedensnobelpreis bekommen hat, hat sich auch in konservativen Landstrichen herumgesprochen. Dass sich die Amerikaner nun inspirieren lassen und plötzlich grüner werden ist unwahrscheinlich, und dass der Ex-Vize in das Rennen um die Präsidentschaft einsteigen wird, ebenso. Doch lässt sich ein Gore-Faktor nicht leugnen – und den will der World Wildlife Fund nutzen.

Die weltweite Naturschutz-Organisation hat für das amerikanische Publikum erstmals einen Weihnachts-Katalog aufgelegt. Nun dürfte das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr zwar weniger stark ausfallen als erwartet, doch muss man sich beim WWF nicht sorgen: Mit ganz besonderen Geschenk-Ideen spricht man explizit diejenigen an, die ohnehin schon alles haben.

Die verwöhnte Oberschicht, die mehr Geld als Ideen für Weihnachtsgeschenke hat, kommt der WWF mit Angeboten, die nicht nur Weihnachtsfreude spenden, sondern ganz nebenbei bedrohten Tieren oder ganzen Landschaften helfen. Für 1000 Dollar lässt sich beispielsweise symbolisch die schulische Laufbahn von Mädchen in Kenia und Tansania unterstützen. Für 100 000 Dollar gibt es das gute Gefühl, eine Undercover-Ermittlung im Kampf gegen den Elfenbein-Schmuggel finanziert zu haben.

Wer eine Million übrig hat, kann sich oder seinen Liebsten die Patenschaft für einn Park im Amazonas-Gebiet schenken, wo damit die schnell voranschreitende Rodung gebremst wird.

Ganz patriotische Amerikaner, die lieber die Natur im eigenen Land unterstützen wollen, haben dazu ebenfalls Gelegenheit: Ein Geschenk für 18 000 Dollar finanziert ein Projekt, mit dem die Puma im Nordosten der USA studiert und geschützt werden. Mit 30 000 Dollar wird die größte wilde Bison-Herde in Montana unterstützt.

Wer sich für ein WWF-Geschenk entscheidet, wird damit niemandem ein großes Paket unter den Weihnachtsbaum legen – eine Karte muss reichen. „Immer mehr Leute haben heutzutage mehr als genug“, meint WWF-Vize John Donoghue. „Es sollte uns mehr um das Schenken als um das Bekommen gehen. Wir ermutigen die Leute dazu, zu Weihnachten ein Geschenk zu machen, dass der ganzen Welt einen langfristigen Nutzen bringt.“

Das Konzept scheint aufzugehen: Von mehr als 100 Geschenken, die im WWF-Programm angeboten werden, sind bereits 30 verkauft. Und eine ähnliche Organisation macht seit vergangenem Jahr vor, dass es – zumindest in einem erschwinglicheren Bereich – durchaus Interesse an gemeinnützigen Geschenken gibt. Auf der Webseite von Oxfam.com kann man Familien in der Dritten Welt Nutztiere zukommen lassen. Ein Kamel kostet 175 Dollar, eine Kuh nur 75 Dollar. Populärstes Geschenk in der vergangenen Saison war die Ziege: Die kostet 45 Dollar und wurde mehr als 3000 Mal verschenkt.

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Alt 19-10-2007, 21:25   #763
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Black Monday: Als kein Mensch Aktien kaufen wollte

Am 19. Oktober 1987 brachen die amerikanischen Börsen so steil ein wie nie zuvor. Der Dow Jones verlor an einem einzigen Tag 22,6 Prozent seines Wertes und damit 500 Milliarden Dollar Anlagevermögen. Am 20. Jahrestag des "Black Monday" fragt sich die Wall Street: Kann ein solcher Crash wieder passieren?

Im Oktober fallen die Blätter, die Temperaturen… und manchmal auch die Börse. Auf den Tag genau vor zwanzig Jahren traf es die Wall Street besonders hart: Am 19. Oktober 1987 brach der Dow Jones auf einen Schlag um 22,6 Prozent ein, der Tag ging als „Black Monday“ in die Geschichte ein.

20 Jahre nach dem finstersten Tag in der amerikanischen Finanzgeschichte fragen sich Anleger: Kann ein Crash wie damals heute wieder passieren? Beim aktuellen Stand müssten Blue Chips mehr als 3000 Punkte abgeben. Unwahrscheinlich, sagen laut einer aktuellen Umfrage etwa 55 Prozent der Experten. 30 Prozent halten dagegen und einen Crash durchaus für möglich. Und alle stimmen überein: Ganz auszuschließen ist eine Neuauflage des „Black Monday“ nie.

An der Wall Street gibt es heute noch viele, die schon 1987 dabei waren. Jeder hat seine eigene Geschichte über den „Black Monday“. „So einen Tag vergisst Du dein ganzes Leben lang nicht“, meint Ted Weisberg, Chef des Brokerhauses Seaport Securities und ein alter Hase auf dem Parkett.

Wie dramatisch der Crash seinerzeit war, zeigt ein Blick auf das Börsenumfeld in den Tagen zuvor. Am Mittwoch vor dem „Black Monday“ verlor der Dow-Jones-Index 91 Zähler, so viel wie nie zuvor, und wurde zum Hauptthema in den Abendnachrichten. Zwei Tage später wurde erstmals in der Geschichte des Index ein dreistelliges Minus bilanziert. Ein Minus von 109 Punkte prangte bei der Schlussglocke auf den Anzeigetafeln – kaum nennenswert im Vergleich zu dem, was noch kommen sollte.

Als John Phelan, seinerzeit CEO der New York Strock Exchange, am Morgen ins Büro kam, wurde aus seinen schlimmsten Befürchtungen schnell Gewissheit: „Bei massiven Verkaufsorders lag keine einzige Kauforder vor“, erinnert er sich. „Kein Mensch wollte Aktien.“

Ein Griff zum Telefon bestätigte, dass die Situation an anderen amerikanischen Börsen dieselbe war. Das änderte sich auch nicht, als um 9.30 Uhr die Glocke läutete. Händler schrien, verkauften en masse, die Preise stürzten ins Bodenlose – am Ende des Handelstages hatte der Dow-Jones-Index 508 Zähler abgegenen, 22,6 Prozent seines Wertes. Satte 500 Milliarden Dollar Anlagevermögen waren binnen weniger Stunden vernichtet worden. Ob sich die Märkte von diesem Schock je erholen würden, war unklar.

Heute ist der Crash von 1987 nicht mehr als ein kleiner Riss in einem deutlich nach oben strebenden Langzeit-Chart. Vergessen ist er dennoch nicht, zumal – ausgerechnet zum Jubiläum – vieles in der globalen und nationalen Lage an die Umstände erinnert, die damals den „Black Monday“ eingeläutet oder zumindest begleitet hatten.

Die Parallelen sind geradezu unheimlich: Damals wie heute war der Markt von Inflationsangst geprägt, die vor allem auf einem rapide steigenden Ölpreis basierte. Der wiederum war eine direkte Folge der Krise in Nahost, vor allem in Irak und Iran. Amerika litt unter einer Kreditkrise. Der Häusermarkt in den USA war schwach, der Dollar wegen steigender Handelsbilanzdefizite mit Asien ebenso.

Im politischen Umfeld fällt zudem auf, dass auch 1987 ein relativ unerfahrener Chairman an der Spitze der Fed stand. Alan Greenspan war erst zwei Monate im Amt und hatte noch nicht das uneingeschränkte Vertrauen des Marktes, das er sich später erwerben würde. Im Weißen Haus saß derweil ein republikanischer Präsident am Ende seiner Amtszeit – eine weitere Parallele.

Viel wichtiger: Bei allen negativen Rahmenbedingungen war der Aktienmarkt ausgesprochen stark, manche kritisierten bereits die zu hohe Bewertung vieler Papiere. Zudem waren komplexe Computerprogramme für den größten Teil des Handelsvolumens verantwortlich, die den Verkaufsdruck verstärkten und den Rekordsturz erst möglich machten.

Auf der anderen Seite hat der Markt in zwei Jahrzehnten natürlich auch dazugelernt. Mancher auf dem Parkett schmunzelt heute darüber, dass Anleger damals bei den steil fallenden Kursen panisch immer mehr verkauft haben – obwohl sich doch rückblickend eine tolle Kaufgelegenheit ergeben hatte. Immerhin: Nach dem Crash hatte der Dow Jones schon zwei Monate später um 11 Prozent zugelegt und anderthalb Jahre später sämtliche Verluste wettgemacht.

Zudem haben Anleger heute gelernt, dass die Mächtigen auf ihrer Seite stehen. Die Fed, auf die man seinerzeit nicht zu setzen wagte, hat sich in den letzten Jahren regelmäßig als Retter in der Not erwiesen. Unmittelbar nach dem „Black Monday“ hatte sich sogar der Kongress eingeschaltet – mit Erfolg: Eine Gesetzänderung, die Unternehmen den Rückkauf eigener Aktien erleichterte, brachte Käufer in den Markt. Rückkäufe in Milliardenhöhe brachten wieder Schwung auf’s Parkett.

Analysten weisen zudem darauf hin, dass die Wall Street trotz des jüngsten Bullenmarktes lange nicht derart hoch bewertet ist wie in den späten Achtzigern. Damals hatte der steilste Bullenmarkt der Geschichte den Wert der Blue Chips in fünf Jahren verdreifacht. Der Index hatte ein KGV von 22 gegenüber 18 heute. „Der Markt war nie mehr so überbewertet wie 1987“, meint Tom McManus, der Aktienstratege der Bank of America.

Zudem erinnern Insider an zahlreiche technische Barrieren, die einen kompletten Verfall des Marktes heutzutage aufhalten würden. Ein Verlust von 5 Prozent im Dow schaltet bereits die automatischen Verkaufsorders aus und bremst den Markt. Ein Einbruch um 20 Prozent würde den Handel sofort stoppen.

Und doch: Es gibt durchaus Szenarien, unter denen ein Crash vorstellbar wäre, der dem „Black Monday“ gleich kommen oder sogar schlimmer sein könnte. Das US-Anlegermagazin Barron’s nennt eines. „Ein Angriff der USA auf Iran könnte den Ölpreis sofort über 100 Dollar treiben, gleichzeitig die Nahost-Staaten dazu bewegen, ihre Dollar-Anlagen abzustoßen und zudem die ganze Region destabilisieren. Das könnte eine Verkaufswelle bei Hedgefonds auslösen…“ – Bingo, da wäre der Crash.

Unrealistisch ist ein solches Szenario nicht. Im Gegenteil: In Washington wird bereits seit Wochen laut über einen Angriff gegen Iran nachgedacht, Bushs Vize-Präsident Dick Cheney wirbt nach Kräften dafür.

So bleibt die Frage: Wie würde der Markt einen zweiten „Black Monday“ wegstecken. Hier zumindest sind sich die Experten einig. In ein paar Jahren wäre auch ein heutiger Sturz um 22,6 Prozent nicht mehr als er damals war: ein kleiner Riss in einem ansonsten steil aufwärts strebenden Langzeit-Chart.

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Alt 24-10-2007, 18:19   #764
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Durchschnitts-Ami fürchtet eine Rezession

Während sich die Optimisten auf dem Parkett der New Yorker Börse nicht geschlagen geben, sondern sich auch bei unzähligen schlechten Nachrichten gegen Kursverluste stemmen, sind sie im breiten Volk rar geworden. Laut einer aktuellen Umfrage sehen 46 Prozent der Amerikaner die US-Wirtschaft zur Zeit in einer Rezession.

Damit ist wohlgemerkt weniger die Hälfte an Bord. Und immerhin 51 Prozent sehen die Situation weniger schlimm. Aber 46 Prozent sind doch deutlich mehr Amerikaner als bisher das „R-Wort“ aussprechen wollten.

Besonders pessimistisch sind die Schwarzen: Von ihnen sehen 69 Prozent Amerika auf dem Weg bergab, während es bei den Weißen nur 42 Prozent sind. Dieser Vergleich ist umso interessanter, als er wieder einmal auf das wirtschaftliche Ungleichgewicht in den USA aufmerksam macht, das immer mehr eine Zwei-Klassen-Gesellschaft schafft.

Experten sind in der jüngsten Zeit davon abgekommen, eine Rezession stur nach der früheren Formel zu definieren, als dafür zwei aufeinanderfolgende Quartal mit negativer Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes nötig waren. Vielmehr erklärt der Nationalverband der Wirtschaftsforscher eine Rezession als „ein deutliches Nachlassen wirtschaftlicher Aktivitäten, das sich in der ganzen Konjunktur bemerkbar macht, mehr als ein paar Monate dauert und am ehesten im Wirtschaftswachstum, Einkommen, Arbeitsmarkt, Industrieproduktion und Einzelhandelsumsätzen zu spüren ist.“

So gerechnet ist eine Rezession nicht unbedingt dramatisch, sondern rein zyklisch bedingt: Immerhin beginnt sie jedes Mal wenn die Konjunktur eine Wachstumsphase abbricht und endet mit den ersten Anzeichen einer Expansion. Letztere wohlgemerkt sollte der Normalzustand sein – und war es in den letzten Jahren in den USA auch. Rezessionen gab es seit der großen Depression in den Zwanziger- und Dreißigerjahren wenige und immer nur kurz.

So sorgen sich die Wirtschaftsexperten auch nicht allzusehr um die Ergebnisse der jüngsten Umfrage. Umso mehr schwitzen die Republikaner. Denn Insider fürchten, dass sich die wachsende Meinung, Amerika sei in einer Rezession, auf die Umfragewerte für Präsident George W. Bush auswirken könnten. Die deuten zur Zeit auf eine ohnehin schwache Zustimmung von nur 36 Prozent, bei den Schwarzen von nur 15 Prozent.

Das wiederum dürfte den Republikanern den laufenden Wahlkampf deutlich erschweren. Denn neben den radikal konservativen Themen Familie, Moral und Glaube war es immer auch die Wirtschaft, mit der die Partei in der Vergangenheit punkten konnte.

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Hey, Boss, ich brauch mehr… Zuneigung

Geld allein macht nicht glücklich. Das ist eine alte Weisheit, doch scheint sie noch immer zuzutreffen. Laut einer aktuellen Studie wären viele amerikanische Konzerne profitabler, wären nur ihre Mitarbeiter glücklicher. Doch die suchen nicht etwa Gehaltserhöhungen, sondern vielmehr Anerkennung von oben. In Deutschland sieht es ähnlich aus.

In den USA sind 29 Prozent der Angestellten in ihrem Job „engagiert“. Experten definieren das über die Bereitschaft, extra hart zu arbeiten und notfalls auch einmal ein paar Stunden länger zu bleiben. Weitere 43 Prozent sind mit ihrem Job zufrieden, zeigen aber weniger Aufopferung. Und ganze 28 Prozent fühlen sich irgendwo zwischen „frustriert“ und „fehl am Platz“. In Deutschland sind es immerhin 36 Prozent, die in diese letzte Kategorie fallen.

Die Unternehmensberater von Towers Perrin, die 90 000 Angestellte in 19 Ländern zu ihrem Wohlbefinden am Arbeitsplatz befragt haben, sehen die dringende Notwendigkeit für Unternehmen, die Stimmung zu heben. Denn „engagierte“ Mitarbeiter sind in der Bilanz bares Geld wert.

Das wiederum geht aus dreijährigen Studien hervor, in denen man das Wohlfühl-Level der Mitarbeiter mit der Entwicklung von Umsatz und Gewinn verglichen hat. Das erstaunliche Ergebnis: In Unternehmen mit „engagierten“ Mitarbeitern sind die Bruttomargen im Beobachtungszeitraum um durchschnittlich 3,7 Prozent gestiegen und der Gewinn um 2 Prozent. In Unternehmen mit einem hohen Anteil an frustrierten Mitarbeitern sind beide Maßstäbe gefallen.

Während dieser Zusammenhang noch einleuchten mag, kamen die Forscher zu einem unerwarteten Ergebnis in der Frage, wie Mitarbeiter motiviert und „engagiert“ werden können. Die meisten streben nämlich nicht nach der Gehaltserhöhung, die auf den ersten Blick wie ein Allheilmittel aussah. Im Gegenteil: Mehr Geld fällt nicht einmal in die Top Ten der Lösungsansätze, die Angestellte genannt haben.

Vielmehr wünschen sich Mitarbeiter zu allererst, dass das Management mehr ehrliches Interesse am Wohlbefinden der Angestellten zeigt und Zuneigung auf einem persönlicheren Niveau demonstriert. Ferner wünscht man sich Fortbildungsmaßnahmen, ein gewisses Engagement des Unternehmens in sozialen Belangen und eigenen Einfluss auf Entscheidungen in der Firma. Wichtiger als die Gehaltserhöhung ist Angestellten auch der persönliche Kontakt und eine gute Beziehung zu direkten Vorgesetzten.

Unternehmensberater sehen eine Menge Möglichkeiten für Konzerne, ihre Mitarbeiter zu motivieren. Der mittlerweile klassische „Google-Weg“ mag der beste sein. Die erfolgreiche Suchmaschine ist dafür bekannt, Mitarbeitern am Arbeitsplatz Raum für private Entfaltung zu lassen und im Arbeitsalltag alle möglichen Freizeitangebote unterzubringen.

Wer als Chef seinen Mitarbeitern nicht gleich Tischtennisplatten und Segway-Roller in den Hausgang stellen will, der kann oft schon mit verbesserter Kommunikation nachhelfen: Schon eine monatliche Email des CEO, in dem er die Mitarbeiter über die aktuelle Entwicklung des Unternehmens informiert, kann das Verhältnis von Angestellten zu ihrem Arbeitsplatz fördern – und der schleppenden Bilanz auf die Beine helfen.

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Alt 25-10-2007, 08:01   #765
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