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Alt 27-04-2007, 20:49   #661
Starlight
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Der nächste Meilenstein

Von Sam Stovall

...

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...n-1300135.html
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Alt 03-05-2007, 20:30   #662
Starlight
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The Bishop: Antichrist und Spekulant

„Lieber in der Hölle regieren als auf Erden dienen“, stand in den Erpresserbriefen, die ein verrückter Bombenbastler an amerikanische Investmenthäuser schickte. Doch bis zur Hölle wollte der Mann, der sich „The Bishop“ nannte, wohl nicht warten. Seinen Forderungen ist zu entnehmen, dass er auch auf Erden regieren, oder zumindest seine finanziellen Sorgen loswerden wollte.

Von verschiedenen Investmenthäusern – darunter American Century Investments und die Janus Capital Group – erhoffte sich der bis dato erfolglose Börsenspekulant Hilfe: Die Banken sollten mit massiven Zukäufen dafür sorgen, dass Aktienkurse bestimmer Unternehmen zulegten. Im Falle des Telekomausrüsters 3Com sollte der Kurs auf 6,66 Dollar steigen – dem Preis liegt die Zahl des Antichristen zugrunde.

Ein solcher Kurs wäre wohlgemerkt auch für professionelle Investoren und Fonds kaum zu erreichen gewesen. Immerhin notierte 3Com seinerzeit bei gerade einmal 3,85 Dollar. Entsprechend schraubte „The Bishop“ später seine Forderungen zurück und verlangte, dass bestimmte Aktien an vier aufeinanderfolgenden Tagen mit Gewinnen schließen müssten. Für den Fall, dass die Papiere nur drei Tage im Grünen schafften, kündigte der Erpresser eine Briefbombe an, bei zwei Tagen zwei Bomben und bei einem Tag drei.

Dass „The Bishop“ indes kein gewöhnlicher Verrückter war, sondern eine ernst zu nehmende Bedrohung, merkten die Behörden spätestens, als die ersten Bomben kamen, die nur wegen kleiner technischer Fehler nicht scharf waren. In einem Fall hatte der Erpresser lediglich zwei Kabelenden nicht verbunden, in einem anderen Fall fehlte ein Bauteil am Zünder.

„Bang, du bist tot“, stand auf einem Zettel, den der Erpresser jeweils seinen Briefbomben beigelegt hatte. Er muss sich das in einem alten Spielfilm abgeschaut haben, und auch sonst ließ sich „The Bishop“ von allen Seiten inspirieren. In weiteren Schreiben ging er auf das Schul-Massaker von Columbine und die Sniper-Serie von 2002, bei der Attentäter im Großraum einen Sommer lang wahllos Passanten erschossen.

Dass „The Bishop“ hingegen alles andere als wahllos vorging, war den Ermittlern schnell klar. Zu präzise waren die Forderungen in den Erpresseschreiben. In Kooperation mit der Börsenaufsicht SEC untersuchte man, wer von Kursbewegungen bei den angegebenen Aktien am meisten profitieren würde – und kam auf John Tomkins, einen bis dato unbescholtenen und als harmlos geltenden Familienvater aus Iowa.

Weitere Recherchen lieferten schnell den Beweis: Tomkins hatte mit seiner Kreditkarte Materialien gekauft, die beim Bau von Briefbomben benutzt worden waren. Er fuhr das Auto, dass die Ermittler auf einem Foto identifiziert hatten, dass „The Bishop“ einem Schreiben beigelegt hatte. Letztlich fanden sich bei einer Hausdurchsuchung Kopien der Erpresserbriefe, und nun sitzt Tomkins in Untersuchungshaft, ohne Kaution.

An der Wall Street schlug die Geschichte keine allzu großen Wellen. Hier und da sprechen Trader über „The Bishop“, schütteln den Kopf – panisch oder verängstigt ist keiner. Nirgendwo in Amerika ist man eher gewohnt, in Krisensituationen einen klaren Kopf zu behalten als in New York, und so ist die Geschichte eines 42-Jährigen, der vom erfolglosen Spekulanten zum Schwerkriminiellen wurde, auf dem Parkett nur eine Anekdote.

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Alt 04-05-2007, 06:40   #663
OMI
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04.05.07 07:12
US-Börsenschluss: US-Aktienmarkt durchbricht wichtige Grenze


Der US-Aktienindex S&P 500 hat zum ersten Mal seit dem Jahr 2000 die Marke von 1500 Punkten überschritten. Den bisherigen Rekordstand hatte er im März 2000 bei 1527 Zählern erreicht.

...

http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/m...ze/195218.html
__________________
Schöne Grüße
OMI
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Alt 09-05-2007, 20:23   #664
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US-Leitzins unverändert, Sorge um Inflation

Die amerikanische Notenbank hat am Mittwochmittag den Leitzins unverändert bei 5,25 Prozent belassen. Das war an der Wall Street allgemein erwartet worden. In bezug auf die weitere Zinspolitik hält sich die Fed weiter alle Türen offen, sorgt sich aber offen um Inflation. Das sorgte aber nur kurz für Unruhe an den Börsen, die in einer ersten Reaktion einknickten.

Die Notenbank erklärt, dass sich das Wirtschaftswachstum in den USA zuletzt verlangsamt hat, was Anleger aus den jüngsten Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt bereits wussten. Man sieht weiterhin Schwäche am Immobilienmarkt, hofft aber auf ein Ende dieses Trends und „moderates Wachstum“ in der zweiten Jahreshälfte.

Die Fed sorgt sich weiter um den anhaltenden Inflationsdruck. Man rechnet damit, dass diese in den nächsten Monaten nachlässt. Da dies jedoch nicht sicher sei, nennt der Offenmarktausschuss die hohe Kerninflation noch immer die Hauptsorge und größte Gefahr für die Stabilität der US-Konjunktur.

Das Gremium unter der Leitung von Ben Bernanke hat seine Erklärung zur Zinsentscheidung damit kaum verändert. Das ist nur konsequent, denn vor zwei Monaten hatte eine einfache Änderung im Wortlaut zu Unruhe an den Märkten geführt:

Die Fed hatte seinerzeit ausgelassen, dass „weitere Zinsanhebungen“ nötig sein könnten, und dafür erklärt, dass man für „weitere Eingriffe“ in die Zinspolitik offen sei. Der Markt hatte das überschwänglich aufgenommen und als eine Bereitschaft zu – vielleicht baldigen – Zinssenkungen gesehen, obwohl die Experten ausdrücklich erklärt hatten, dass das Hauptrisiko für die Stabilität der amerikanischen Konjunktur noch immer bei der hohen Inflation liegen.

Vor den Kongress bestätigte Ben Bernanke diese Aussage jüngst, er sieht aber prinzipiell konjunkturelle Gefahren auf beiden Seiten, also in Inflation und schwachem Wachstum. Analysten an der Wall Street deuten die jüngste Politik der Notenbank als „geduldig“: Das Kommittee rechnet damit, dass das Wirtschaftswachstum im zweiten Halbjahr anzieht und der Inflationsdruck nachlässt – will bis dahin aber abwarten.

Die Notenbank hat die US-Zinsen seit August letzten Jahres unangetastet gelassen. Zuvor hatte das Gremium – die längste Zeit unter der Führung von Alan Greenspan – den Zinssatz in siebzehn aufeinanderfolgenden Sitzungen um jeweils 25 Basispunkte von 1,0 auf zuletzt 5,25 Prozent angehoben.

Statistiken zeigen, dass der Leitzins auf diesem Niveau verharren dürfte. Ein aktueller Blick auf die Fed-Futures sieht einen Zinsschritt nicht mehr vor November. „Die Notenbank dürfte im aktuellen Umfeld eher kleinere als größere Veränderungen vornehmen“, rechnet Jay Hatzius, Chef-Volkswirt bei Goldman Sachs, mit einer ruhigen Politik von Bernanke.

Dem Aktienmarkt kann das nur recht sein: Im aktuellen Umfeld, in das die Fed zuletzt nicht eingegriffen hat, haben die Blue Chips zehn Allzeit-Hochs in Folge aufgestellt. Der marktbreite S&P-500-Index ist nur noch 18 Zähler von seinem Allzeit-Hoch entfernt. Nach einem ersten Einbruch unmittelbar nach der Zinsentscheidung haben sich die großen Indizes auch wieder gefangen und handeln im Plus.

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Alt 10-05-2007, 20:44   #665
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US-Autos sparen Benzin – ab 2020

Wer in New Jersey sein Auto auftankt, bekommt einen besonderen Service geboten: an der Tanke wird bedient. Allerdings nicht um dem Kunden einen Gefallen zu tun, sondern „aus Sicherheitsgründen“, wie immer wieder betont wird. Angesichts steigender Benzinpreise macht das Sinn: Vielleicht ist es besser, die Fahrer im Auto sitzen zu lassen – sie könnten sonst wütend gegen die Zapfsäule treten.

Die Stimmung an amerikanischen Tankstellen – nicht nur in New Jersey – hat einen Tiefpunkt erreicht. Rechtzeitig zu Beginn der Hauptreisezeit klettert der Benzinpreis unaufhaltsam in die Höhe. Der Durchschnitt liegt längst bei mehr als 3 Dollar pro Gallone, in Kalifornien sind 3,45 Dollar fällig.

Damit kommt der amerikanische im Vergleich zum deutschen Autofahrer noch glimpflich davon, doch ist man solche Preise im Land der SUV und Straßenkreuzer nicht gewöhnt. Doch was tun? Weniger Auto zu fahren kann sich die Mehrheit nicht vorstellen, und Benzin sparende Fahrzeuge sind nicht die Spezialität der großen Hersteller in Detroit – ein Grund übrigens, warum die so groß nicht mehr sind.

Jetzt greift Washington ein. Am Mittwoch hat der Kongress ein Gesetz zur Regelung des Benzinverbrauchs auf den Weg gebracht. Neue Modelle müssen künftig pro Gallone 35 Meilen schaffen, das entspricht einem Verbrauch von 6,7 Litern auf 100 Kilometern. Gültig ist dieser Maßstab allerdings erst ab 2020, und angesichts dieser Vorbereitungszeit und den Standards in anderen Ländern ist umso lächerlicher, wie sich die Republikaner gegen den von der demokratischen Mehrheit unterstützten Entwurf stemmen.

„Ich bin sehr besorgt und glaube nicht, dass das Gesetz fair ist“, meint Trent Lott, der republikanische Senator aus Mississippi, der sich vor allem darüber ärgert, das künftig auch für Kleinlaster – und damit die Gewichtsklasse vieler Trucks und SUV – gesetzliche Maßstäbe gelten sollen.

Auch Ted Stevens ist gegen das neue Gesetz. Der republikanische Abgeordnete aus Alaska ist ein enger Freund der Öl-Industrie und hält von Benzinsparen gar nichts. Die betroffenen Unternehmen übrigens auch nicht: General Motors und Ford wehren sich gegen die neuen Regeln, die zeitlich nicht umsetzbar und viel zu teuer seien.

Das ist natürlich absurd und zeigt wieder einmal, wie wenig die amerikanische Automobil-Industrie gewillt ist, sich neuen Gegebenheiten am Markt anzupassen. Nicht zuletzt dem hohen Benzinverbrauch hat man es zuzuschreiben, dass die asiatische Konkurrenz – und vor allem Toyota – in den letzten Jahren den Automobilmarkt in den USA erobert hat.

Das sieht Chrysler-Legende Lee Iacocca so. Er hat gerade ein wütendes Buch geschrieben, in dem er nicht nur die unfähige und korrupte Politik in Washington angreift, sondern auch die schwache Führung in seiner Branche. „Weiß irgend jemand hier, wie man einen Automobil-Konzern führt“, fragt er verzweifelt.

Offensichtlich nicht. Sonst hätten sich die Hersteller längst auf effizientere Technologien einlassen. Denn das der Verbraucher spätestens bei steigenden Ölpreisen nach günstigeren Modellen Ausschau halten würde, hätte man erwarten können. Dass die Entwicklung solcher Technologien jetzt gesetzlich verankert wird, ist dem Machtwechsel in den USA zu verdanken; die Demokraten bringen mehr grüne Gesetze ein.

Haupt-Sponsorin der aktuellen Vorlage ist die demokratische Abgeordnete Dianne Feinstein. Sie vertritt den öko-freundlichsten Bundesstaat, Kalifornien. Dort gibt „Governator“ Arnold Schwarzenegger mehr Geld für die Entwicklung und Förderung alternativer Energien aus als alle Amtskollegen. Er muss das tun, schon allein für sein Karma: Ausgerechnet der grüne Gouverneur war es schließlich, der vor knapp zehn Jahren den Hummer straßentauglich gemacht und dem unerwartlichen Benzinverbrauch ein Symbol gegeben hat.

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Alt 11-05-2007, 21:09   #666
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Milliarden für Mütter

Laut aktuellen Daten scheint dem amerikanischen Verbraucher die Puste auszugehen. Die Umsätze im April sind dramatisch eingebrochen – dafür dürfte der Mai besser werden, unter anderem dank dem kommenden Sonntag. Es ist Muttertag, und für ihre wichtigste Frau geben sich die Amis wieder spendierfreudig.

Der Branchenverband der US-Einzelhändler NRF erklärt, dass in diesem Jahr 84,5 Prozent der Verbraucher Muttertag feiern. Insgesamt geben sie dabei 15,73 Milliarden Dollar aus. Das sind 139,14 Dollar pro Kopf und damit immerhin fast 15 Prozent mehr als im vergangenen Jahr.

Der Einzelhandel profitiert auf breiter Ebene, denn Muttertagsgeschenke werden immer vielfältiger. Die Renner sind zwar immer noch Blumen und Grußkarten, die von etwa 80 Prozent der Konsumenten vergeben werden. Doch fließen immerhin 1,6 Milliarden Dollar in Kleidung und Accesoires, 2,1 Milliarden Dollar in Schmuck und 3,1 Milliarden Dollar in die Gastronomie – schließlich soll Mutti am Ehrentag nicht selbst kochen müssen.

Weitere klassische Muttertagsgeschenke sind Bücher und CDs, Haushalts- und Gartenartikel sowie Geschenkgutscheine. Immerhin 40 Prozent der Amerikaner schleichen sich mit dieser unverbindlichen Option zum Sonntags-Brunch.

Immer beliebter scheinen Dienstleistungsgeschenke zu werden, sagt NRF-Chefin Tracy Mullin. Fast 20 Prozent schicken Mutti ins Spa oder den Schönheitssalon, im vergangenen Jahr waren es nur 14,5 Prozent. Rund 1,3 Milliarden Dollar fließen auf diese Weise in Massagen, Saunagänge und Maniküren.

„Die Liebe zur Mutter lässt sich natürlich nicht so einfach messen“, meint Phil Rist vom Marktforschungsinstitut BIGResearch, der die Muttertags-Umfrage für den amerikanischen Einzelhandel durchgeführt hat. Er sehe aber zunehmend luxuriose Geschenke, wobei die höchsten individuellen Preise für Schmuck und Spa-Besuche gezahlt werden.

Am meisten lassen sich übrigens junge Männer zwischen 25 und 34 die Liebe zur Mutter – in vielen Fällen natürlich auch der Frau oder Freundin – kosten; sie geben pro Person im Schmitt 151,42 Dollar aus. Die 35- bis 44-Jährigen sind nicht weniger großzügig, deutlich weniger machen die Senioren locker. Männer ab Mitte 50 geben nur noch 138 Dollar pro Kopf aus und damit nur ein paar Pennies mehr als die 18- bis 24-Jährigen.

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Alt 14-05-2007, 20:19   #667
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Insider erwarten Chrysler-Verkauf an Cerberus

Einer der spektakulärsten Merger der letzten Jahre könnte schon am Montag Geschichte sein: DaimlerChrysler soll endlich einen Käufer für Chrysler gefunden haben. Die Investorengruppe Cerberus Capital Management soll den Zuschlag erhalten haben, meldet das Wall Street Journal.

Brancheninsider rechnen bereits am Montag mit einer öffentlichen Erklärung seitens des Managements des deutsch-amerikanischen Automobilriesen. Danach soll Chrysler an die Privatinvestoren gehen, die dafür einen noch nicht benannten Betrag zahlen und die Pensions- und Versicherungszahlungen von 18 Milliarden Dollar übernehmen sollen.

Letzteres war wichtigstes Ziel von DaimlerChrysler: Die hohen Verpflichtungen gegenüber den in der Gewerkschaft UAW organisierten Mitarbeiter sollten aus den Büchern verschwinden. Nach dem Modell, das die beiden Unternehmen nun vereinbart haben sollen, wäre das gewährleistet: Chrysler soll nach Informationen des Wall Street Journal eine eigene Firma werden, an der Daimler nur einen Minderheits- und Cerberus den größeren Anteil hätte.

Geführt werden soll das neue Unternehmen vom bisherigen Chef der Chrysler-Sparte, Tom LaSorda, während der ehemalige Chrysler-Manager und Cerberus-Berater Wolfgang Bernhard nicht im Management, aber vermutlich im Vorstand sitzen dürfte.

Die Investorengruppe Cerberus hatte bereits in den letzten Tagen als Favorit im Rennen um Chrysler gegolten, da sie mehr als andere Interessenten Synergien im Finanzsektor geltend machen konnte: Cerberus hält einen 51-prozentigen Anteil an GMAC, der Finanztochter von General Motors. Analysten an der Wall Street gehen davon aus, dass GMAC nun mit Chrysler Financial gemergt werden dürfte.

Dennoch ist ein Deal mit Cerberus noch nicht beschlossene Sache. Vor allem die Gewerkschaft dürfte sich erneut gegen einen Verkauf der Sparte an eine private Investorengruppe sperren. Es droht ein Stand-Off wie zuletzt beim Poker um den Auto-Zulieferers Delphi. Den wollte ein von Cerberus geführtes Konsortium übernehmen, bis sich die UAW gegen Lohnverhandlungen stellte – ein Deal dürfte nicht zustande kommen.

Falls sich dieses Spiel beim Verkauf von Chrysler wiederholen würde, ständen andere Interessenten weiter in den Startlöchern. Außer Cerberus waren zuletzt der Milliardär Kirk Kerkorian, der kanadische Auto-Zulieferer Magna International und eine Investorengruppe um Blackstone Group und Centerbridge Capital Partners an einem Kauf interessiert.

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Alt 15-05-2007, 17:37   #668
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Geplanter Benzin-Boykott geht nicht auf

Eine Email lässt heute sämtliche Scheichs im Nahen Osten zittern: Zum x-ten Mal rufen Internet-Aktivisten alle Verbraucher in den USA dazu auf, den Kampf gegen die Öl-Multis zu unterstützen. Wenn am heutigen Dienstag keiner tanke, würde das die Industrie fast 3 Milliarden Dollar kosten, die Einfuhrmenge drücken und folglich den Benzinpreis um bis zu 10 Prozent senken.

Letzteres allein dürfte dazu führen, dass viele Verbraucher die Massen-Email zumindest interessiert lesen. Der Benzinpreis in den USA klettert seit Monaten und hat gerade die Marke von 3 Dollar pro Gallone überschritten. Das ist umso schlimmer als in zwei Wochen mit dem Memorial Day offiziell die Ferienzeit eingeläutet wird und mehr Amerikaner als sonst auf den Straßen unterwegs sein werden.

Die schmerzt es tief, wenn der Benzinpreis weiter steigt. Doch dürften sich nicht allzu viele an dem Versuch beteiligen, über einen eintägigen Tank-Boykott der Branche eins auszuwischen. Der Grund: Es funktioniert eh nicht, der Aufruf der Aktiviten ist voller falscher Annahmen – und einer glatten Lüge.

Zunächst der große Hammer: Der Hinweis auf eine ähnliche Boykott-Aktion, die im April 1997 dazu geführt habe, über Nacht den Benzinpreis um 30 Cent zu senken, ist frei erfunden. Den Boykott hat es seinerzeit nicht gegeben, einen derartigen Preiseinbruch verzeichnet keine einzige Statistik. Und das aus gutem Grund, denn das Konzept eines Boykotts würde nie und nimmer aufgehen.

Zum einen setzt der angepeilt Schaden von fast 3 Milliarden Dollar voraus, dass alle Internetnutzer, an die sich der Email-Aufruf richtet, jeden Tag tanken und folglich auch am Dienstag getankt hätten. Ferner lässt die Aktion außer acht, dass jeder, der dem Boykott folgt und am Dienstag nicht tankt, dann eben am Mittwoch oder Donnerstag tankt – damit werden nicht Umsätze und Gewinne gestoppt, sondern nur minimal verzögert.

Was die Boykott-Aktion aber wirklich zu einem tragischen Irrtum macht, ist die Wirkung auf die wahren Opfer. Viel mehr Schaden als die Öl-Multis würden nämlich die Tankstellenbesitzer nehmen. Die meisten Tankstellen in den USA gehören nicht etwa ExxonMobil und Chevron, sondern den Einzelhändlern, vor allem kleinen Ketten und Einzelbetrieben.

Doch auch die fürchten sich nicht allzu sehr vor Umsatzeinbrüchen. Der Branchenverband der Tankstellenbetreiber erklärt, dass man die Boykott-Email seit Jahren kenne, sie tauche fast immer im April oder Mai auf – und zeige grundsätzlich keine Wirkung. Bei aller Benzinwut der Amerikaner scheint doch die Bequemlichkeit zu obsiegen – wirklich einmal weniger zu tanken und das Auto stehen zu lassen, das bringt zwischen New York und Kalifornien kaum einer fertig.

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Alt 16-05-2007, 20:27   #669
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Allianz-Tochter heuert Greenspan an

Je nachdem wie öffentlich sich Alan Greenspan zu seinem neuen Arbeitgeber bekennen will, könnte vor dem Haus des ehemaligen Notenbank-Chefs bald die deutsche Flagge wehen. Mehr als ein Jahr nach seinem Abschied von der Fed hat Greenspan in seiner neuen Karriere als volkswirtschaftlicher Berater den ersten Kunden gewonnen: Pimco, eine auf Bonds spezialisierte Investmentbank und Tochter der Allianz AG.

Mit dieser Paarung hat sich ein „Dream Team“ der Zins-Experten zusammengefunden. Greenspan, der nach einer gleichnamigen Biographie als „The Maestro“ bekannt ist, hat wie kein Zweiter Einblick in das Innenleben der Notenbank und damit der amerikanischen Zinspolitik. „Bond King“ William Gross und die übrigen Experten von Pimco gelten als die treffsichersten Fed-Beobachter und Zins-Analysten in den USA.

Pimco, das Akronym steht für die Pacific Investment Management Co., verwaltet 680 Milliarden Dollar, die zu 95 Prozent in festverzinslichen Wertpapieren angelegt sind. Vorzeige-Fond des Hauses ist der Total Return Fund, in dem 104 Milliarden Dollar angelegt sind und der in den letzten zehn Jahren eine jährliche Rendite von 6,9 Prozent aufweist und damit 97 Prozent der vergleichbaren Fonds schlägt.

Dass der Total Return Fond zuletzt ins Straucheln geraten ist und für das laufende Jahr im unteren Fünftel der Branche liegt, dürfte den Verwalter Gross nicht vom Sockel stürzen – zumal er künftig mit Greenspan den einen Mann im Team hat, der ihn an Zinsexpertise noch übertrifft.

Greenspan und Pimco sollen, so der Vertrag nach Informationen des Wall Street Journal, in regelmäßigem Kontakt stehen. Einmal im Quartal wird Greenspan zur Pimco-Strategiesitzung ins Hauptquartier nach Newport Beach in Kalifornien reisen. Darüber hinaus schaltet er sich zweimal wöchentlich per Email oder Telefonkonerenz zu.

Direkten Konkurrenten von Pimco wird Greenspan nicht mehr zur Verfügung stehen, wenngleich sich der ehemalige Fed-Chef zusichern ließ, weiterhin für andere Kunden Reden halten zu dürfen. Die fallen ihm immer leichter. Mehr als ein Jahr nach Ende seiner Amtszeit sehen Greenspan und die Medien genügend Abstand, um nicht jede Aussage als direkten Indikator für die künftige Zinspolitik zu werden.

In den ersten Monaten als Fed-Ruheständler hatte sich Greenspan schwer getan, irgendwelche Anfragen zu beantworten, ohne den Bond- und Aktienmarkt massiv zu bewegen. Zuletzt hat sich die Situation etwas beruhigt, und bei Pimco dürfte Greenspan kaum Gefahr laufen, fehlinterpretiert zu werden, zumal die meisten seiner Gespräche vertraulich und firmenintern gehalten werden dürften.

Umso wertvoller sind Greenspans Einblicke für William Gross, der sich auch mit recht allgemeinen Aussagen zufrieden gibt. „Ich habe ihn gefragt, wo er in drei Jahren die Leitzinsen der G7-Staaten sieht“, berichtet der „Bond King“, „und er hat gesagt: höher.“ Ohne Widerspruch geht es trotzdem nicht: Gross rechnet für die nächsten zwölf Monate zunächst einmal mit fallenden Zinsen, zumindest in den USA wegen des aktuell schwachen Wirtschaftswachstums.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Meinung von Gross und Greenspan auseinandergeht. Im Gegenteil: Gross gilt eigentlich als Greenspan-Kritiker und sprach sich in der Vergangenheit häufig für die Politik von dessen Nachfoger Ben Bernanke aus.

Allerdings scheint Gross alles daran zu setzen, mit Greenspan auf eine freundlichere Ebene zu gelangen. In einem Interview mit dem Wall Street Journal gestand er, dass er als Junge einmal seine Hausaufgaben in der Badewanne erledigt habe. Eine klare Verbeugung vor Alan Greenspan, von dem lange bekannt ist, dass er wichtige Reden in der Badewanne schreibt, um seinen schmerzenden Rücken zu entlasten.

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Alt 17-05-2007, 21:17   #670
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Die teure Lust auf Kunst

Wenn der Aktienmarkt steigt, geht es Investoren gut – wenn die Preise am Kunst-Markt steigen, scheint es den Investoren zu gut zu gehen. Zwei Kunstauktionen in dieser Woche in New York haben neue Rekordergebnisse gebracht, und es drängt sich der Verdacht auf, dass Sammler nicht mehr investieren, sondern vor allem Geld los werden wollen.

Insgesamt 63 Werke überwiegend zeitgenössischer Künslter standen beim Auktionshaus Sotheby´s zur Versteigerung – sie brachten zusammen fast 255 Millionen Dollar ein. Den größten Anteil brachte ein Bild des Amerikaners Mark Rothko. Dessen abtraktes Werk „White Center (Yellow, Pink and Lavender on Rose)” ging für 72,84 Millionen Dollar an einen anonymen Käufer. Der zahlte damit mehr als dreimal so viel wie zuletzt für den teuersten Rothko gezahlt wurde, damals die „Homage an Matisse“.

Doch zurück zu „White Center“. Das Bild wurde 1950 gemalt, Rothko starb 1970. Damit ist das Werk nicht wirklich zeitgenössisch, was den hohen Preis umso erstaunlicher macht. Normalerweise erreichen vor allem noch lebende Künstler derartige Preise, weil zumindest ein Moment des Wertanstiegs noch ansteht – der Tod des Künstlers.

Dass „White Center“ einen derart hohen Betrag einbrachte, liegt Experten zufolge auch nicht an der Zukunft des Bildes, sondern vielmehr an dessen Vergangenheit. Das Werk war einst im Besitz von David und Peggy Rockefeller und war zuletzt in der National Gallery in Washington, im Whitney Museum of American Art in New York und dann im Pariser Musée d'Art Moderne zu sehen – unter Sammlern ist damit Prestige eingebaut.

Ähnliches gilt für die „Study from Innocent X“ von Francis Bacon, die den Rekordpreis für diesen Künstler von 27,5 auf 52,68 Mio. Dollar hochtrieb, und für einen Warhol, der zur gleichen Zeit bei Christie´s versteigert wurde.

Der Siebdruck „Green Car Crash“, den der Popart-Künstler 1963 geschaffen hat, ging für 71,7 Millionen Dollar an einen ebenfalls anonymen Bieter, der damit mehr als das Doppelte des Schätzwertes bezahlte. Auch hier zum Vergleich der bisherige Warhol-Rekord: Der Druck „Blue Mao“ hatte im vergangenen November 17,4 Millionen Dollar gebracht.

Warum die Preise für moderne Kunst in der letzten Zeit derart dramatisch gestiegen sind, liegt für Jim Ellis von der BusinessWeek auf der Hand. „Die Superreichen haben heute derart viel Geld, dass sie es anders nicht mehr ausgeben können. Man kann eben nur soundsoviele Häuser haben.“ Bilder hingegen konzentrieren zig Millionen auf ein paar Quadratzentimeter – da geht richtig Geld raus, wenn eine Villa oder ein Loft in Manhattan dekoriert wird.

Völlig nebensächlich ist dabei der Investment-Aspekt: Wenn die Super-Reichen ihre Vermögen weiter steigen sehen, dann könnten die Millionen-Bilder über die Jahre zwar noch teurer werden. Spielt aber der Markt nicht mit, dürfte es den Sammlern auch egal sein – es ging ja von vorneherein darum Geld loszuwerden, und nicht Geld zu vermehren.

Und ein hübsches Auffangnetz gibt es auch: Sollte ein Gemälde nicht im Wert steigen, lässt es sich posthum immer noch an ein Museum verschenken, was den Superreichen dann in den Stand des Mäzen erheben würde – eines der begehrtesten Statussymbole in Amerika.

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Alt 18-05-2007, 07:12   #671
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Der „Bulle“ hat breite Schultern

Von Mark Arbeter, S&P

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Alt 18-05-2007, 20:34   #672
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Teures Benzin belastet den Einzelhandel

Eine der bekanntesten Touristenattraktionen in New York ist die bronzene Atlas-Statue am Rockefeller Center. Der Halbgott aus der griechischen Mythologie trägt das Firmament auf seinen Schultern – und damit erinnert er immer mehr, ganz unpoetisch und sehr irdisch, an den amerikanischen Verbraucher.

Der amerikanische Verbraucher verfügt zwar in der Regel nicht über den muskulösen Körper, mit dem der Zeus-Sohn gesegnetr ist, scheint aber eine ähnliche Ausdauer zu haben. Mit einer Art Urkraft trägt er seit Jahren die amerikaniksche Konjunktur und in Folge den Aktienmarkt von einem Hoch zum nächsten. Mit übermenschlicher Ausdauer setzt er sich über Inflation und Verschuldung, die Immobilienkrise und steigende Energiepreise hinweg – bis jetzt.

Der Branchenverband des amerikanischen Einzelhandels NRF fürchtet nun, dass sich die Widerstandskraft des Konsumenten langsam legt. Wenige Tage vor Memorial Day, dem Feiertag, mit dem die Amis alljährlich die Urlaubszeit einläuten, machen stetig steigende Benzinpreise nicht nur den Autofahrern Sorgen, sondern auch Ladenbesitzern und Restaurants, die ihrerseits sinkende Umsätze fürchten.

Laut einer aktuellen Umfrage der NRF geben drei Viertel der amerikanischen Verbraucher zu, dass sich die hohen Preise – der Benzinpreis ist gerade über 3 Dollar pro Gallone geklettert – auf das Ausgabeverhalten niederschlagen. Während das einerseits den positiven Effekt bringt, dass viele Einkäufer nicht mehr in weit entfernte Malls fahren, sondern lokal shoppen, damit Benzin und Geld sparen und die Umwelt schonen, hat das auch negative Folgen:

Immer mehr Amerikaner geben nämlich zu, verstärkt auf Sonderangebote zu achten und Coupons auszuschneiden – den Einzelhändlern frisst das die Margen auf. „Die Leute überlegen sich beim Einkaufen zweimal, was sie wirklich brauchen“, erklärt NRF-Chefin Tracy Mullin.

Fast ein Drittel scheint der Meinung zu sein, beim Urlaub etwas kürzertreten zu können. 31 Prozent gehen weniger aus, was die Gastronomie belastet. Etwa ein Viertel der Verbraucher will weniger neue Kleider kaufen, und ein Füftel verschiebt geplante größere Investitionen wie Auto, Fernseher oder Möbel. Entsprechend dürften in den Sommermonaten eine breite Reihe Einzelhändler Umsatzeinbrüche feststellen.

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Alt 22-05-2007, 19:51   #673
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Sorglos in die Hurrikan-Saison

Andrea hat sich ohne großes Aufsehen verabschiedet, Barry und Chantal stehen vor der Tür. Und Millionen fragen sich, wer wohl der prominenteste Gast der Saison sein wird. Humberto vielleicht? Oder Jerry? Melissa oder Pablo? Kommen werden sie auf jeden Fall, die Hurrikans des Sommers 2007 – wann und wie stark, das bleibt abzuwarten.

Meteorologen warnen eine Woche vor dem offiziellen Beginn der Hurrikan-Saison vor einer Reihe starker Unwetter, die wohl die Küstenregion im Südosten der USA als auch Staaten entlang der Ostküste bis hinauf nach New York und New England treffen könnten. Man rechnet nicht zwingend mit einem weiteren Desaster in „Katrina“-Ausmaßen, gibt aber auch keine Entwarnung.

Umso überraschender, dass die meisten amerikanischen Unternehmen bisher nicht vorgesorgt haben. Der Büro-Ausstatter Office Depot hat eine Umfrage in Auftrag gegeben, nach der 71 Prozent aller US-Firmen keinen Notfallplan aufgestellt haben. Mehr als die Hälfte der Chefs von kleinen und mittelständischen Betrieben sagen, sie seien „nicht besorgt“. Und diejenigen die zumindest ein wenig besorgt sind, verhalten sich nicht konsequent vorsichtig.

So geben zwar 52 Prozent der Unternehmen an, wichtige Akten und Dokumente in Kopie gespeichert zu haben. Allerdings bewahren nur 11 Prozent der Unternehmen diese Kopien an einem anderen Ort als dem eigentlichen Standort auf, wo sie natürlich im Katastrophenfalle mit dem Rest des Ladens untergingen.

18 Prozent der amerikanischen Unternehmen hat überhaupt keine Kopien von irgendwelchen Dokumenten.

Die Experten bei Toigo Partners, die die Umfrage durchgeführt haben, geben sich überrascht. „Gut vorbereitete Unternehmen überleben in den meisten Fällen“, meint CEO Jon Toigo, der einen Grund weiß, warum die meisten Firmen den Ernstfall nicht proben. „Viele glauben, dass eine Vorsorge mit hohen Kosten verbunden wäre.“

Das sei nicht der Fall. In vielen Unternehmen würde es völlig ausreichen, wichtige Dateien jeden Abend oder jeden Freitagabend auf ein Flash-Drive zu kopieren, etwa einen kleinen Memory-Stick. Die kleinen Gadgets kosten nur noch ein paar Dollar, passen in jede Hosentasche und lassen sich daher auch leicht transportieren und anderswo aufbewahren.

Alle wichtigen Daten – Kundenkontakte, Telefonnummern, Verträge, Bankverbindungen, Tabellen – nach einem Unwetter zur Hand zu haben, ist laut Toigo in vielen Fällen entscheidend dafür, ob ein Unternehmen überlebt oder untergeht.

Apropos überleben: Für den Ernstfall lohne es sich durchaus auch, einen Erste-Hilfe-Kasten, Wasserflaschen und ein Radio samt Batterien parat zu haben.

Eine Vorsorge lässt die Umfrage indes aus: die Versicherung. Auch zwei Jahre nach “Karina” sind nur ein Bruchteil aller Schadenersatzforderungen bearbeitet. Versicherer und Versicherte streiten in manchen Fällen monatelang, ob ein Gebäudeschaden dem Wasser (nicht versichert) oder dem Sturm (versichert) zuzuschreiben sei. Die Beschwerden gegen Versicherungen haben in den letzten beiden Jahren steil zugelegt.

Umso wichtiger, zumindest da vorzusorgen, wo man das selbst kann. Und zwar möglichst bald, denn der nächste Sturm – Barry – dürfte nicht allzulange auf sich warten lassen.

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Alt 23-05-2007, 21:06   #674
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Bushs Freibrief für die Öl-Multis

Die gute Nachricht zuerst: Die Lagerbestände an Öl und Benzin sind in der vergangenen Wochen gestiegen. Die schlechte Nachricht: Den Preis für Öl und Benzin senkt das nicht. Denn Amerika steht vor der Hauptreisezeit mit erhöhter Nachfrage, vor der Hurrikan-Saison mit möglicherweise sinkendem Angebot – und vor einem Veto von Präsident Bush, der Autofahrern an der Zapfsäule noch eins auswischt.

Als hätte es der amerikanische Verbraucher – und hier besonders der Autofahrer – nicht ohnehin schwer genug, gibt es jetzt noch Gegenwind aus Washington. Dort hat der mittlerweile demokratisch geführte Kongress versucht, im Angesicht steigender Preise zumindest dem organisierten Wucher einen Riegel vorzuschieben.

Laut einem Gesetzentwurf sollte es den Justizbehörden möglich gemacht werden, die Öl-Multis und Tankstellen zu verklagen und mit hohen Geld- und sogar Haftstrafen zu belangen, wenn diese künstlich und über wettbewerbswidrige Absprachen die Preise hoch halten würden.

Nach ersten Protesten der Republikaner hat der Abgeordnete Bart Stuppak aus Michigan eine Klausel eingefügt, nach der sich die Justiz nur in katastrophalen Fällen einschalten dürfe, also nachdem der Präsident in Folge eines Hurrikans den Notstand ausgerufen hätte. Diese Präzisierung resultiert aus entsprechenden Vorkommnissen vor zwei Jahren, als unmittelbar nach „Katrina“ der Benzinpreis an manchen Tankstellen um ein Vielfaches in die Höhe schoss.

Wer jetzt meint, dass ein solches legislatives Vorgehen ohnehin selbstverständlich sein sollte – zumal ja der Kongress lediglich die ohnehinzuständige Justiz stärkt und nicht etwa selbst den Richter spielen will –, der hat wieder einmal unterschätzt wie eng die Bande zwischen Washington und der Industrie sind.

Präsident George W. Bush hat sich umgehend gegen den Gesetzentwurf gewehrt und droht mit einem Veto. Allein in der Möglichkeit, dass die Justiz gegen Preistreiber vorgehen könnte, sieht das Weiße Haus „Preiskontrollen“, die über kurz oder lang die Unternehmen frustrieren und zu einem noch niedrigeren Angebot führen würden. Das wiederum würde vor allem im Falle einer Katastrophe – die Hurrikan-Saison beginnt! – dazu führen, dass viele Bürger kein Benzin kriegen würden, wenn sie es am nötigsten bräuchten.

Dieses Szenario ist natürlich ziemlich wild und an den Haaren herbeigezogen. Die Demokraten wettern gegen Bush und Konsorten. „Der amerikanische Verbraucher leidet und der Kongress muss sich einschalten“, meint der Abgeodnete aus Illinois, Bobby Rush. Doch für Bush spielt der Verbraucher nur noch eine untergeordnete Rolle. Als Wähler braucht er ihn nicht mehr, und als Finanzier taugen die Unternehmen besser – also gestalten weiter ExxonMobil und Chevron die Energiepolitik in den USA.

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Alt 24-05-2007, 20:25   #675
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Warum Häuser-Daten den Markt verunsichern

In der monatlichen Flut von Konjunkturdaten gibt es wichtigere und unwichtigere. Der Arbeitsmarkt bewegt die Börse fast immer, die Inflationsdaten aus den Verbraucher- und Produzentenpreisindizes ebenso. Andere Daten spielen nur hin und wieder eine Rolle. Die Immobilienzahlen, beispielsweise, die nur in Krisenzeiten wichtig sind – und oft überbewertet werden.

Am Donnerstag steht die Wall Street nach einem ansehnlichen, aber nicht spektakulären Start unter Druck, weil die Immobiliendaten wieder einmal Verwirrung stiften. Dass die durchschnittlichen Häuserpreise derart eingebrochen sind – von 324 700 Dollar im März über 310 300 Dollar im April auf aktuell 299 100 Dollar im Mai, hatte die Wall Street nicht erwartet.

Dass hingegen die Hausverkäufe um 16 Prozent zugelegt haben, hätte man ebensowenig erwartet. Vielmehr hatten Analysten auf einen Anstieg um 0,3 Prozent gerechnet. Entsprechend verwirrt geben sich nun die Experten, denen immer klarer wird, warum ein allzu enger monatlicher Blick auf manche volatilen Datensätze wenig aussagekräftig ist.

„Wir können diesen plötzlichen Anstieg nicht erklären“, gesteht Morgan Stanley. Die jüngsten Gespräche mit den Häuserbauern hätten weiter ein düsteres Bild gezeichnet, auch wenn die Hypothekenbanken zuletzt ein wenig hoffnungsvoller geklungen hätten.

Bei High Frequency Economics versucht man die aktuellen Daten gar nicht erst zu erklären, sondern stellt sie direkt in Frage. „Das ist zwar der größte Monatsanstieg seit 14 Jahren“, mein Analyst Ian Shepherdson. Aber außer dem Anstieg von 16 Prozent müsse man sehen, dass die statistische Abweichung „massiv ist und bis zu plus/minus 13 Prozent beträgt.

Die Analysten von Ritholtz Research & Analytics sind ebenfalls vorsichtig bei der Bewertung von zweistelligen Umsatzzuwächsen. „Solche Zahlen sind sehr unzuverlässig“, heißt es mit Verweis auf das unkontrollierte Prozedere, nach dem die Bau-Unternehmen ihre Verkaufszahlen an das Wirtschaftsministerium melden. Schon seit 15 Jahren sehe man, dass zweistellige Daten – nach oben oder unten – im nächsten Monat meist korrigiert würden und leztlich darauf zurückzuführen waren, dass mehr oder weniger Unternehmen ihre Zahlen eingereicht hätten.

Im Mai scheinen vor allem Häuserbauer aus den Südstaaten gemeldet zu haben, zeigt ein Blick in den aktuellen Branchenreport aus Washington. Darauf weist der Analyst von MFR hin, der damit auch die dramatischen Preiseinbrüche erklärt sieht. Immerhin sind die Häuser im Süden allgemein billiger als im Norden des Landes. Die Experten von Nomura schließen sich der Meinung an und finden die steigende Nachfrage nach Häusern unterhalb 200 000 Dollar verzerrend.

Bei Bear Stearns fasst man die Einsichten der Kollegen zusammen und resümiert: In eienr volatilen Branche „ist es sehr schwer, aus einem monatlichen Report wirklich wichtige Informationen abzuleiten“.

Das sollten sich Anleger zu Herzen nehmen, es bliebe ihnen viel Stress erspart.

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