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Alt 29-03-2007, 17:51   #646
Starlight
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Das 100-Dollar-Rätsel von Hormuz

Viele Jahre lang hat Steve Jordan gebohrt und gebuddelt – ohne Erfolg. Seine Kinder nannten ihn „Trocken-Steve“, weil aus seinen vermeintlichen Quellen nie Öl sprudeln wollte. Jetzt hat sich das Schicksal gewendet: Jordan ist auf Öl gestoßen, und zwar ausgerechnet in seinem eigenen Hinterhof.

Jordans Geschichte ist eine schöne Erfolgs-Story, die durch die amerikanischen Medien geistert und die immer gerne gelesen wird. Allein an den Rohstoffbörsen interessiert der Fund niemanden. Die 20 Fass, die jeden Tag aus der Quelle in Lake Charles im Bundesstaat Louisianna sprudeln, lassen kaum hoffen, dass die USA irgendwann einmal von Öl-Importen unabhängig sein könnten.

Im Gegenteil: Die Öl-Importe der Vereinigten Staaten steigen, und deshalb spielt auch der Ölpreis eine immer größere Rolle an den Finanzmärkten. In dieser Woche zeigt sich das wieder auf besonders dramatische Weise. Rohstoff-Experten schauen in den Iran, wo sich das Geisel-Drama um 15 britische Marine-Soldaten nicht entschärft. Der Iran hat die angekündigte Freilassung der einzigen weiblichen Geisel zurückgezogen, und dass die USA einen dritten Flugzeugträger in die Region schickt, sorgt sicherlich auch nicht für Entspannung.

Zwar glaubt man weder in Washington noch an den Börsen in New York an einen bevorstehenden bewaffneten Konflikt. Doch gibt es bereits Rechenmodelle für den Ölpreis, die einen solchen Fall berücksichtigen. Sie schockieren Wirtschaft und Verbraucher, denn sie deuten auf einen Ölpreis von über 100 Dollar pro Fass.

Hinter einem solchen extremen Preisanstieg steht wohlgemerkt nicht allein der Iran. Vielmehr hätte ein Konflikt möglicherweise Auswirkungen auf die Straße von Hormuz, jene einzige schiffbare Verbindung des Persischen Golfs zum Indischen Ozean. Durch diese stellenweise nur 50 Kilometer breite Wasserstraße gehen 20 Prozent der globalen Öl-Lieferungen, darunter die gesamte Produktion von Iran, Irak, Kuwait und Saudi-Arabien.

Wie wichtig Details zum Transport der Rohstoffes sind, spürt der stets von Angebot und Nachfrage dominierte Markt immer wieder. Vor drei Wochen war eine Wasserstraße in Texas wegen Nebels nicht passierbar. Zahlreiche Tanker blieben kurz vor dem Hafen stecken. Die Rohstoff-Importe brachen für einige Tage massiv ein, die Preise schnellten hoch.

Dass die Straße von Hormuz in absehbarer Zeit unpassierbar würde – etwa wegen eines Krieges – halten Experten wohlgemerkt für äußerst unwahrscheinlich. Dem Iran selbst ist nicht daran gelegen, den Öl-Export zu minden, denn man braucht das Geld. Und angesichts eines überwältigenden Militär-Aufgebots im Persischen Golf dürfte es die Regierung wohl auch nicht auf eine Eskalation der Geisel-Krise anlegen.

Vielmehr scheint der Staat einfach wieder die Muskeln spielen zu lassen. Mit einem Ergebnis: Wahr genommen und ernst genommen wird man auf jeden Fall. Bei einem aktuellen Preis von rund 65 Dollar pro Fass sehen zahlreiche Öl-Insider, darunter der milliardenschwerde Öl-Investor Boone Pickens, das schwarze Gold in nächster Zeit eher um 10 Dollar zulegen als abnehmen.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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Alt 30-03-2007, 21:15   #647
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Inflation im Getreide-Feld

In einer Flut von Konjunkturzahlen kommt der wichtigste Datensatz am Freitag aus der Landwirtschaft. In der Vergangenheit mag die Prognose für Anbaufläche und Ertrag außerhalb des Getreidegürtels kaum interessiert haben. Doch seit Ethanol die Perspektiven der Branche verändert hat, ist Mais ein hektisch gehandelter Rohstoff.

Wieviel Volatilität in Getreide-Futures steckt, zeigt sich dann auch am Freitag: Die Mais-Futures brechen um mehr als 5 Prozent ein und finden bei 3,74 Dollar pro Büschel den niedrigsten Stand seit Jahresbeginn. Noch vor einem Monat hatte das Büschel bei 4,50 Dollar notiert, doch dann gab es erste Schätzungen über die Anbaufläche in diesem Jahr. Die offiziellen Zahlen lassen nun auf eine Rekord-Ernte schließen.

Die amerikanischen Bauern bauen in diesem Jahr Mais auf mehr als 36 Millionen Hektar Ackerland an. Das ist ein Plus von 15 Prozent gegenüber dem vergangenen Jahr und die größte Fläche seit dem Zweiten Weltkrieg. Hinter dem plötzlichen Getreide-Boom stehen die erhöhte Nachfrage nach Ethanol und die Tatsache, dass Mais für den Ethanol-Anbau von der Regierung suventioniert wird.

In Illinois, North Dakota und Minnesota rechnen Bauern für 2007 mit der größten Mais-Ernte aller Zeiten, in Louisianna wird mit fast 300 000 Hektar mehr als doppelt soviel Mais gesät wie im Vorjahr. Das geht auf Kosten anderer Produkte. So wird die Ernte von Sojabohnen, Baumwolle und Reis im laufenden Jahr deutlich unter den Vorjahreswerten ausfallen. Bei Weizen ist die Anbaufläche etwa gleich geblieben.

Diese Verschiebung hat Folgen auch außerhalb der Landwirtschaft. Während die Bauern von hohen Mais-Preisen profitieren – noch vor einem Jahr war alles über 2,30 Dollar pro Büschel gern gesehen –, belastet der Trend den Verbraucher. Der zahlt mehr denn je für Brot und Bier, für Reis und Nudeln. Die Preissteigerungen im Lebensmittelsektor waren zuletzt so hoch, dass immer weniger Analysten an der Wall Street zur Betrachtung der Verbraucherpreise die Kernrate heranziehen. Die schließt Energie und Lebensmittel aus und stellt damit die wahre Inflation nicht mehr dar.

Viele Landwirte haben mit Mais jedoch den Jackpot geknackt. Jedenfalls, wenn nicht noch mehr Kollegen auf den Ethanol-Zug aufspringen. Denn zuviel Mais führt – wie sich im Freitagshandel zeigt – zu fallenden Preisen. Zudem stehen viele Landwirte angesichts der größeren Anbaufläche vor ungeahnten Risiken. Viele müssen in größere Maschinen investieren und brauchen mehr Dünger, dessen Preis sich wiederum in den letzten Jahren verdoppelt hat.

Auch die Ernte-Versicherung ist teurer geworden. Mais-Bauern zahlen in diesem Jahr etwa 45 Dollar statt der bisherigen 30 Dollar pro angebautem Hektar. Es ist dabei jedem Bauern selbst überlassen, wieviel Fläche er versichert: Zu viel schneidet in die Margen, zu wenig kann bei einem nassen Frühling oder einer Dürre im Sommer zu hohen Einbußen führen.

Gegen ein Risiko haben sich viele Bauern mittlerweile auf eigene Faust versichert: gegen fallende Mais-Preise. In vielen Staaten stehen die Landwirte zumindest als Anteilseigner hinter den Ethanol-Raffinerien. Denen ist an niedrigen Preisen gelegen. „Ethanol ist das perfekte Hedge-Geschäft“, wird Farmer Dave Nelson aus Iowa im Wall Street Journal zitiert.

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Alt 09-04-2007, 22:08   #648
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Keiner beißt Apple

Im Hauptquartier von Apple muss es langsam wie ein running-gag klingen: Alle paar Tage kommt irgendein Konkurrent daher und kündigt großspurig an, gegen den iPod ins Feld ziehen zu wollen. Geschafft hat das bisher keiner, und entsprechend schlägt die Aktie auf solche Ankündigungen gar nicht mehr aus.

Am Ostermontag sind es Yahoo, SanDisk und der Hitech-Startup Zing, die gemeinsam an einem Anti-iPod arbeiten wollen. Ihr Projekt heißt Sansa Connect und hat laut ersten Ankündigungen einige Features, die ganz erfolgsversprechend klingen. Das 4GB-Modell soll direkt per USB-Port an den Computer andocken – was allerdings auch die kleinen iPod-Modelle können –, und dank eines WiFi-Chips soll es sich sogar Musik aus dem Yahoo-Laden kaufen können, ohne an einen PC angeschlossen zu sein.

Letzteres wäre durchaus ein Kaufgrund, allein, ganz neu ist die Idee nicht. Microsoft hat WiFi schon längst für den Zune angekündigt. Eingebaut hat man die Technologie noch nicht, und entsprechend verstaubt der Player weiter in den Regalen.

Während indes die iPods nur so aus den Läden fliegen. Unglaubliche 100 Millionen Stück hat man nun verkauft, wie Apple am Montagmorgen bekannt gab.

Damit hat sich das Unternehmen unter Steve Jobs einen Marktantei von fast 75 Prozent erarbeitet – verschwindend gering ist hingegen der Verdienst der Konkurrenz. SanDisk hat einen Antei von 9,5 Prozent, Microsoft kommt auf knapp über 2 Prozent und den Rest teilen sich ein paar kleinere Anbieter, die das Wall Street Journal in seiner Statistik unter „Sonstige“ abfeiert.

Yahoo als Branchenneuling sei nun einmal attestiert, dass man sich zumindest mit dem – nach Apple – Besten zusammentut. Doch auch in Kooperation mit SanDisk dürfte man es schwer haben, den iPod-Umsätzen auch nur eine kleine Delle zuzufügen. Denn so nett die Idee ist, per WiFi auch ohne Computer an Songs zu kommen, hat die Idee doch zumindest zwei Haken:

Zum einen hat der Sansa Connect keine Tastatur, so dass die Auswahl der zu ladenden Songs aus dem Yahoo-Shop schwierig sein dürfte. Zum einen sind selbst die USA noch nicht flächendeckend mit WiFi versorgt. Ausgerechnet in den Märkten, in denen sich User aus jedem Cafe und jedem Park ins world wibe web einloggen können – nämlich in den Großstädten – hat Apple allein wegen seines erhöhten Coolness-Faktors geradezu ein Monopol.

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Alt 10-04-2007, 17:47   #649
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„Schulden machen“ als Leistungskurs

Dass amerikanische Hypothekenbanken zur Zeit reihenweise pleite gehen, liegt daran, dass sie jahrelang Geld an jeden verliehen haben, der es haben wollte – und dass zu viele Schuldner jetzt nicht zahlen können. Doch beginnen die Probleme der Branche nicht erst beim Häuserkauf, sondern schon viel früher: in Schule und Universität.

Im Wettlauf um junge Kunden haben sich die amerikanischen Kreditkarten-Anbieter seit geraumer Zeit die Universitäten vorgeknöpft. Die Bank of America hat eine Million Dollar gezahlt, um auf dem Campus der Uni Oklahoma exklusiv präsent sein zu dürfen. Doch andernorts spielen sämtliche Branchengrößen mit, darunter Citigroup und HSBC. Je höher das Bankenaufgebot, desto agressiver das Marketing:

„Die sind hier jeden Tag und überall“, beschwert sich Student Jerry Wofford im Interview mit einem lokalen Fernsehsender, der jüngst über den Kredit-Wahn auf dem Campus berichtete. „Wenn das Uni-Team Football spielt, kannst du um keine Ecke gehen, ohne an den Werbetisch eines Kreditkarten-Anbieters zu geraten.“

An jedem Tisch gibt es dann ein kostenloses T-Shirt mit dem Mannschafts-Logo oder auch nur ein Sonderangebot für einen Kredit, der die ersten drei Monate lang zinsfrei ist – da langen Studenten gerne zu.

Die American Bankers Association rechtfertigt solche Angebote mit der hohen Nachfrage und der Tatsache, dass „die große Mehrheit der Studenten mit ihren Kreditkarten sehr verantwortungsvoll“ umgeht. Das jedenfalls meint Verbandssprecherin Nessa Feddis.

Eine aktuelle Statistik widerlegt das allerdings: Danach haben 80 Prozent der amerikanischen Studenten bei ihrem Abschluss bereits zwei bis drei Kreditkarten und sitzen auf einem Schuldenberg von durchschnittlich 3500 Dollar. Damit zahlt sich die Strategie der Banken aus. „Die Unternehmen wissen, dass Studenten unerfahren sind, und dass im Notfall die Eltern aushelfen, den Kredit abzuzahlen“, meint Robert Manning, ein Professor am Rochester Institue of Technology im Bundesstaat New York.

Sieben Bundesstaaten wollen dem Werben der Banken nun einen Riegel vorschieben und die Unternehmen per Legislative vom Campus vertreiben. Den Unis ist das gar nicht recht, und man steuert dagegen. Man biete den Studenten schließlich auch zahlreiche Kurse, in denen der richtige Umgang mit Geld gelehrt werde, rechtfertigt die Rektorin der Uni Oklahoma den Deal mit der Bank of America. Studenten vor Ort wissen davon auf Nachfrage nichts, die Kurse werden wohl deutlich weniger beworben als die Kreditkarten.

Kein Wunder, denn am verantwortungsvollen Umgang der Studenten mit ihrem Geld ist den Hochschulen oft gar nicht gelegen. In manchen Fällen, beispielswiese in Oklahoma, werden sie nämlich prozentual an den Ausgaben beteiligt, die Schüler über ihre neuen Kreditkarten tätigen.

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Alt 11-04-2007, 18:09   #650
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Wenige Hindernisse für eine Aktienrally

Von Mark Arbeter, S&P

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Alt 16-04-2007, 21:06   #651
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Google läuft allen davon

Da mögen die amerikanischen Börsen noch so klettern, es gibt eine Aktie, die unter allen aufstrebenden Papieren einen besonderen Stand hat: Google. Die Suchmaschine wächst und wächst, und straft Kitiker Lügen, die einmal geglaubt haben, dass man außerhalb der Online-Suche kaum Marktchancen haben werde.

Seit einigen Wochen scheint sich Google regelrecht neu zu erfinden. So wie einst Amazon.com vom überschaubaren Online-Buchhändler zum größten Internet-Retailer geworden ist, so befreit sich Google von der Bezeichnung Suchmaschine und mutiert immer mehr zum König aller Medien.

Bereits vor einigen Wochen hat das Unternehmen mit dem Verkauf von Fernseh-Werbung begonnen, ganz aktuell kommt über einen Deal mit Clear Channel Radio auch Hörfunk-Werbung dazu. Auch mit Zeitungen kooperiert das Unternehmen. Damit ist Google gelungen, was kaum einer dem Hightech-Startup zugetraut hatte: der Sprung in die alten Medien.

Doch dürfte der für Google äußerst lukrativ sein. Denn nicht nur in der Online-Werbung liegt gewaltiges Umsatzpotenzial. Im Gegenteil: Seit Jahren bemüht sich die Internetbranche mit überschaubarem Erfolg um lokale und regionale Werbekunden. Doch für den örtlichen Bäcker und die Kneipe um die Ecke hat es sich bislang nur in Ausnahmefällen bezahlt gemacht, im Netz auf Kundenfang zu gehen oder auch nur eine eigene Website zu unterhalten.

Seit aber Google die Internetsuche – beispielsweise über Google Earth und dessen Ableger für Mobilfunk-Geräte – regionalisiert hat und Werbung entsprechend ortsgebunden verlinken kann, hat sich die Situation geändert. Die Kombo-Schaltung mit lokalen Fernseh- und Radiosendern und der Heimatzeitung macht das World Wibe Web für alle Unternehmen interessant, nicht nur für diejenigen, die tatsächlich „world wide“ werben wollen.

Google ist wohlgemerkt nicht das einzige Unternehmen, dem der Spagat zwischen alten und neuen Medien gelingt. Auch der größte Konkurrent Yahoo hat gerade eine Kooperation mit Zeitungen angekündigt.

Doch ist Google mit Abstand die Nummer Eins am Markt, und durch die jüngst bekannt gewordene Übernahme des Abzeigen-Vermittlers DoubleClick hat man den Vorsprung ausgebaut. Zu weit, wie die Konkurrenten meinen. Microsofts Internet-Tochter MSN, der Time-Warner-Ableger AOL und weitere Online-Provider fürchten, von einem allzu starken Google-Service in die Ecke gedrängt zu werden. Das könnte durchaus passieren, weil sich diese Unternehmen seit Jahren erstaunlich konservativ zeigen und kaum Innovationen gebracht haben, während Google dem Internet fast wöchentlich neue Applikationen und Umsatzmärkte entlockt.

Die Konkurrenz wendet sich nun an die Wettbewerbsbehörden. Die werden einen Deal zwischen Google und DoubleClick nicht auf die leichte Schulter nehmen, denn immerhin kontrollieren die Partner gemeinsam 80 Prozent des Online-Anzeigenmarktes. Durchgehen dürfte die Übernahme allerdings, zumal Google durch die Ausweitung seiner Geschäfte in Print, Radio und TV natürlich nicht mehr als reiner Online-Dienst gilt und in anderen Bereichen keineswegs marktführend ist.

Damit wiederum bleibt Microsoft, AOL und Co. nur eines übrig: Eigene Ideen müssen her. Es wird wohl nicht gelingen, Google auszubremsen, vielmehr sollten die Konkurrenten einen Zwischensprint einlegen.

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Alt 17-04-2007, 17:21   #652
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Die große Inflations-Lüge
Selbst gut trainierte Bergsteiger könnten die Kletterpartie nicht durchhalten, die der amerikanische Aktienmarkt seit geraumer Zeit durchzieht. Erinnert sich noch jemand an den 400-Punkte-Sturz der Blue Chips vor sechs Wochen? Nun, der ist Geschichte, die Verluste sind aufgeholt, die Börsen klettern weiter als wäre nichts geschehen.

Von seinem Allzeit-Hoch bei 12 786 Punkten ist der Dow-Jones-Index am Dienstagmittag nur einen Wimpernschlag entfernt. Alles deutet darauf hin, dass die Marke in kürzester Zeit fällt und die Blue Chips neue Rekorde aufstellen.

Dabei ist es völlig unsinnig, anzunehmen, dass der Markt keine Korrektur braucht. Das Fundament der jüngsten Gewinne ist dünn. Der größte Teil der Rallye baut auf der Annahme, dass die US-Wirtschaft weiter wächst, ohne die Notenbank auf den Plan zu rufen. Von der erwarten Anleger, dass sie die Zinsen niedrig hält, weshalb zahme Inflationsdaten bejubelt werden – auch wenn sie gar nicht zahm sind.

Die Preisdaten von Dienstagmorgen zeigen erneut, wie sich der Markt die konjunkturelle Lage schön redet. Man blickt auf eine Verbraucherinflation von 0,1 Prozent im März – abzüglich Energie und Lebensmittel. Diese beiden Bereiche mit einbezogen, steht allerdings ein Plus von 0,6 Prozent zu Buche. Auch die Jahresrate von 2,8 Prozent liegt deutlich über der Inflationsspanne, die die Notenbank als komfortabel bezeichnet: Die endet bei 2,0 Prozent.

Eine Zinsanhebung in nächster Zeit ist also auf keinen Fall auszuschließen, sondern wahrscheinlicher als eine Zinssenkung. Dass sich der Markt ständig auf die Kernrate bezieht, um die künftige Fed-Politik vorherzusagen, ist grob fahrlässig, denn die Kernrate ist nicht mehr, was sie einmal war:

Dass die Verbraucherpreise ausschließlich Energie und Lebensmittel berechnet werden, hat nämlich einerseits einen Grund. Beide Sektoren sind in ihrer Preisentwicklung nicht nur vom konjunkturellen Umfeld abhängig, sondern auch vom Wetter oder der geopolitischen Lage. Solche Faktoren sind nicht zinspolitisch zu steuern, weshalb die Statistiker der Fed eine bereinigte Zahl als Wegweiser zur Verfügung stellen.

Andererseits aber hat sich in den letzten Jahren die Korrelation von bereinigter und nicht bereinigter Rate geändert. Die Preise für Energie und Lebensmittel schwanken nicht stärker, sondern sie legen nur stärker zu. Beispiel gefällig? Binnen der letzten zwölf Monate ist der Preis für Cornflakes um 4,5 Prozent gestiegen, der Preis für Brot um 7 Prozent. Eier kosten 29 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Gründe dafür sind vielfältig: Massive Umstrukturierungen in der Landwirtschaft, wo auf Kosten von Weizen immer mehr Mais für die Ethanol-Gewinnung angebaut wird, lassen die Rohstoffpreise ebenso steigen wie die höhere Nachfrage aus Asien. Zudem fallen auch in der Landwirtschaft und in der Belieferung von Supermärkten und Restaurants Transportkosten an, die wegen der steigenden Sprit-Preise zunehmen – ebenfalls ein Faktor, der aus der Kernrate ausgerechnet ist.

Die vom Verbraucher gefühlte Inflation ist eher mit der Kernrate zu beschreiben als mit der bereinigten Rate. Energie und Lebensmittel machen immerhin 25 Prozent der Konsumausgaben aus. Zudem fallen sie fast täglich an, was dem Verbraucher die tatsächliche Inflation noch stärker vor Augen führt – und sich auf Verbrauchervertrauen und Verbraucherausgaben niederschlägt.

Mit denen dürften auch die Lohn- und Gehaltsforderungen der Amerikaner steigen, was dann wiederum – verzögert – in die Infaltionsstatistik einfließt. Die Notenbank weiß das und wird dem Markt in seinem Zins-Optimismus langfristig nicht folgen. Solange kann die Rallye wohlgemerkt weitergehen, das Eis wird aber dünner.

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Alt 18-04-2007, 17:26   #653
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Blackberry-Panne lässt die Wall Street zittern

Manchen Marken gelingt es, sich mit genialen Produkten nicht nur in die Läden und in die Herzen der Verbraucher zu spielen, sondern auch in die Wörterbücher. Der „Walkman“ war in den Achtzigern einer der ersten Markenbegriffe im allgemeinen Sprachgebrauch, heute „googelt“ die ganze Welt, und unter Medizinern ist der „Blackberry-Daumen“ ein fester Begriff – wenn auch negativ besetzt.

Der „Blackberry-Daumen“ ist eine sehr spezielle Art der Sehnenscheidenentzündung. Sie befällt weniger das Handgelenk als die Finger- respektive die Daumengelenke und ist bei Leuten zu finden, die tagein tagaus auf den Kleinst-Tastaturen ihrer Mini-Computer – eben vor allem dem Blackberry – Emails tippen und verschicken.

Der „Blackberry-Daumen“ ist mittlerweile so verbreitet, dass die Hotelkette Hyatt ein neues Spa-Programm entwickelt hat: eine spezielle Hand-Massage mit wohltuenden Cremes, die unter dem Namen „Blackberry Balm“ angeboten wird. Dreißig Minuten Massage kosten 30 Dollar, viele Manager auf Geschäftsreisen nutzen den Service regelmäßig, um Verschleiß an den Gelenken vorzubeugen, die bei der Benutzung des Kleincomputers unersetzlich sind.

An der Wall Street lässt sich oberhalb der Türsteher-Ebene niemand ohne Blackberry erwischen. Wer sich im Zentrum der Finanzwelt, wo die schnelle Übermittlung von Informationen über Millionengewinne und -verluste entscheiden kann, noch gegen die Handy-Computer-Email-Organizer-Kombo wehrt (wie beispielsweise der Schreiber dieser Zeilen!), wird fast mitleidig angesehen.

So groß die Abhängigkeit der Trader und Manager von ihrem Blackberry mittlerweile geworden ist, so katastrophal ist es, wenn das liebgewordene System auf einmal nicht funktioniert. Seit Dienstagabend ist das der Fall: Der Email-Server von Blackberry hat den Geist aufgegeben. Bei sämtlichen Abonennten – ob sie nun über AT&T oder Verizon, über Sprint oder T-Mobile Zugang haben – versanden Emails im virtuellen Nirgendwo.

Research in Motion, der Hersteller des Blackberry, spricht ganz offen von einem „katastrophalen Fehler in der Infrastruktur“ und kündigt schon einmal an, das Problem nicht vor Mittwochabend behoben zu haben. Damit würde der Service, der die wichtigsten Entscheider Amerikas mit elektronischer Post versorgt, für mehr als 24 Stunden brach liegen.

Solche Service-Einbrüche können teuer werden. Mit Schadenersatzforderungen muss sich Research in Motion zwar noch nicht herumschlagen. Wer aber den immer unverzichtbareren Email-Dienst nicht rund um die Uhr garantieren kann – und Blackberry-User müssen nicht zum ersten Mal auf den Service verzichten – der kann in der Publikumsgunst schnell absacken. An der Wall Street sind die Folgen des Systemfehlers am Mittwochmorgen gleich doppelt zu sehen: Manchem Manager zittern nervös die Hände, weil der Mini-Computer nicht läuft. Und die Aktie von Research in Motion begann den Handel mit einem Minus von 2 Prozent.

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Alt 18-04-2007, 17:29   #654
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Aktien: Nach kurzem Verweilen zu neuen Höhen?

Von Mark Arbeter, S&P

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Alt 19-04-2007, 17:36   #655
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Wo die Spenden-Büchse scheppert

Politik bestimmt die Wall Street, das ist kein Geheimnis. Ganz erstaunlich ist aber, mit welchen Summen die Wall Street ihrerseits Politik macht. Ein Blick in die Spenden-Abrechnungen der Präsidentschafts-Kandidaten zeigt, für wen Finanzgrößen in New York und Connecticut – da sitzen viele Hedgefonds – tief in die Tasche gegriffen haben.

Dass die beiden New Yorker Kandidaten beim Spendensammeln an der Wall Street die Nase vorn haben, überrascht nicht. Hillary Clinton, die für den Staat New York im Senat sitzt, hat in der Finanzbranche bereits 4 Millionen Dollar gesammelt und bezieht damit ein Sechstel ihres gesamten Wahlkampf-Etats aus der Gegend. Ihr republikanischer Konterpart Rudolph Giuliani, früher Bürgermeister der Metropole, hat an der Wall Street 2 Millionen Dollar aufgetrieben, etwa ein Zehntel seines bisherigen Budgets.

Insgesamt haben die New Yorker Banken und Fondgesellschaften bereits 12 Millionen Dollar an Wahlkampfspenden aufgetrieben – etwa ein Zehntel aller Gelder, die bisher geflossen sind. Damit ist New York mit Abstand das heißeste Pflaster für Politiker auf Spenden-Tour. Auf Rang Zwei folgt Hollywood, wo bisher 7 Millionen Dollar aufgetrieben wurden, und wo sich ebenfalls Hillary Clinton den Löwenanteil sicherte.

Höchst interessant ist ein detaillierter Blick auf die Spenden, die nach amerikanischem Gesetz offengelegt werden müssen. Während Firmen wohlgemerkt nur kleine Beträge direkt spenden dürfen, lässt sich an den Gaben der höheren Angestellten leicht erkennen, welche Firma bei der Präsidentschaftwahl 2008 auf welches Pferd setzt:

Goldman Sachs, mit einem Spendenaufkommen von 437 000 Dollar unangefochten die Nummer Eins, hat mit 131 000 Dollar den größten Anteil an Mitt Romney gegeben, den ehemaligen republikanischen Gouverneur von Massachussetts. Auf den Plätzen folgen der Demokrat Barack Obama vor Hillary Clinton und John Edwards, der bereits im letzten Wahlkampf an der Seite des glücklosen John Kerry angetreten war.

Goldman Sachs ist traditionell einer der größten politischen Spender im ganzen Land. Da überrascht es nicht, wie viele Brücken sich von der Zenrale der Investmentbank in die Politik schlagen lassen. Der amtierende US-Finanzminister Hank Paulson wurde von Goldman Sachs abgeworben, sein Vor-Vorgänger Robert Rubin ebenfalls. Der Chief of Staff im Weißen Haus, Joshua Bolton, kommt von Goldman Sachs, der Gouverneur von New Jersey, Jon Corzine, ebenfalls, und auch John Thains Berufung von Goldman Sachs zum Chef der New York Stock Exchange war ein Politikum.

Großzügige Spenden fließen aber auch bei anderen Häusern: Angestellte von Morgan Stanley haben bisher knapp über 200 000 Dollar aufgetrieben, den größten Einzelanteil für Hillary Clinton. Es folgen Credit Suisse, Merrill Lynch und Lehman Brothers, bei denen der Löwenanteil an Giuliani floss.

Giuliani sicherte sich auch die kompletten Spenden beim Hedgefond Elliott Associates und revanchierte sich prompt: Elliott-Partner Paul Singer wurde gerade zum Finanzchef im Giuliani-Wahlkampf ernannt. Im Falle eines Wahlsieges dürfte das Singer – und seinem ehemaligen Arbeitgeber – mindestens einen Berater-Job im Weißen Haus, vielleicht sogar einen Kabinetts-Posten einbringen.

Auf ähnliche Ziele setzt wohl auch die Investorengruppe Bain. Die wurde von Mitt Romney mitgegründet und lässt den Löwenanteil ihrer bisherigen Spenden von 88 000 Dollar in die Kasse der Freundes fließen. Die gesamten Spenden von Fortress Capital gehen hingegen an John Edwards, der nach seinem Wahlkampf 2004 vorübergehend für das Investmenthaus gearbeitet hatte.

Auf dem falschen Dampfer scheint zur Zeit die Citigroup zu sitzen. Deren Spenden von insgesamt 270 000 Dollar sind breit verteilt und begünstigen keinen Kandidaten so recht. Am ehesten noch den Republikaner John McCain, der ganz knapp den größten Anteil einstreicht. An McCain hingegen glaubt außerhalb der Citigroup keiner mehr. Der Mann, der einst durch seine stete Kritik an Präsident Bush einer hoffnungsvolle Stellung unter den republikanischen Kandidaten inne hatte, hat sich zuletzt wieder Bush zugewandt und mit zahlreichen Fehlpässen seine Wähler vergrault. Allerdings steht der Wahlkampf in den USA in den ersten Zügen, die Citigroup wird sich mit Sicherheit noch neu positionieren.

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Blue Chips haben die 13 000 im Blick

Die Amerikaner sind ein abergläubisches Volk. In New Yorker Hochhäusern gibt es keinen 13. Stock. In den großen Pferderennbahnen gibt es keine Startbox mit der Nummer 13. In Flugzeugen fehlt die 13. Reihe. Microsoft lässt auf die letztes Jahr vorgelegte Ausgabe von „Windows 12“ im nächsten Jahr „Windows 14“ folgen.

Lediglich an der Börse scheint sich die Triskaidekaphobie – die Angst vor der Zahl 13 – in Grenzen zu halten. Im Gegenteil: Auf dem Parkett brodelt es, die Blue Chips wollen die Marke von 13 000 knacken. Das wäre ein weiterer Meilenstein für die Wall Street. Am Freitag fehlen zeitweise nur noch 70 Punkte.

Woher der Dow die Kraft für die jüngste Rallye nimmt, ist den meisten Experten schleierhaft. Doch die Zahlen sprechen für sich: An 15 der letzten 16 Handelstage haben die Blue Chips zugelegt. Die April-Gewinne sind die höchsten Monatsgewinne seit vier Jahren. Nicht nur der Standard-Index der Industriewerte notiert auf einem Allzeit-Hoch, sondern auch die Indizes der Versorger, der Transportwerte sowie der NYSE-Index aller an der Wall Street notierten Aktien.

Auch auf kurze Sicht sprengt die Performance des Dow alle Vorstellungen. Seit dem jüngsten Zwischentief sind gerade einmal vier Wochen vergangen – in denen der Markt satte 1000 Punkte gut gemacht hat. Eine solche Rallye ist Grund zum Feiern.

Entsprechend gut gelaunt ist die Stimmung auf dem Parkett, und selbst die Kritiker und Zweifler der letzten Monate lächeln. Denn am Freitag haben erstmans seit Februar die Industrie-Werte und andere Zykliker die Führung übernommen, nachdem sie den Konsum-Aktien und anderen defensiven Werten in der letzten Zeit hinterhergehinkt waren. Das könnte durchaus dafür sprechen, dass die Rallye weitergeht – jedenfalls haben die Bullen zur Zeit die besseren Karten.

Trotz allem sei eine Warnung ausgesprochen: Der Aktienmarkt pokert immer noch auf eine baldige Zinssenkung. Nach den jüngsten Aussagen der Notenbank deutet aber nichts auf einen solchen Schritt hin – auch nicht nach den Prognosen von Caterpillar. Wider alle Gewohnheiten hat der Baumaschinen-Hersteller am Morgen im Rahmen seiner Bilanzkonferenz nicht nur einen Ausblick auf die Erträge im laufenden Jahr gegeben, sondern auch prophezeiht, dass die Fed wohl die Zinsen um 50 Basispunkte senken werde.

Woher Caterpillar das wissen will, ist unklar. Es kann sich nur um Spekulation handeln. Doch davon lebt nun einmal die Börse, die auf den Caterpillar-Zins-Zug aufspringt und die Akie in die Höhe treibt. Das Papier allein trägt am Freitag etwa 30 Punkte zum Dow-Gewinn bei und macht somit die Jagd in Richtung 13 000 Punkte erst möglich.

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Frauen verlieren im Lohn-Wettstreit

Amerika mag zur Zeit noch so konservativ sein, doch sind auch hier Frauen auf dem Vormarsch. Nancy Pelosi ist die erste Frau an der Spitze des Kongresses, Hillary Clinton gehört zu den aussichtsreichsten Präsidentschaftskandidatinnen, einige erfolgreiche Fortune-500-Unternehmen werden von Frauen geführt – doch in einem Bereich laufen die Damen noch immer hinterher: in der Lohn- und Gehaltsstatistik.

Eine neue Studie der American Association of University Women Educational Foundation (AAUW) aus Washington belegt, dass der Gehaltsunterschied zwischen Frauen und Männern bereits ein Jahr nach dem College 20 Prozent beträgt, und dass er später auf bis zu 30 Prozent wächst.

Vor allem der frühe Unterschied – unmittelbar nach dem Einstieg ins Berufsleben – überrascht die Statistiker, kommen doch die Männer und Frauen in der Erhebung unmittelbar von der Schule, haben beide kaum Berufserfahrung und stehen auch nicht unmittelbar davor, Eltern zu werden. Zudem haben die Frauen statistisch verallgemeinert die besseren Noten vorzuweisen.

Es sind also offentsichtlich weiterhin die langfristigen Aussichten, die Frauen bei Unternehmen diskriminieren. Obwohl es auch in den USA Väter gibt, die sich um die Kinder kümmern, gibt die Statistik den Arbeitsgebern nach wie vor recht. Zehn Jahre nach dem Einstieg ins Berufsleben sind knapp über 20 Prozent ausgestiegen und 17 Prozent auf Teilzeit gewechselt. Unter den Männern haben nur jeweils weniger als 2 Prozent das Berufsleben verlassen oder die Arbeitswoche verkürzt.

„Die großen Unterschiede überraschen mich“, bilanziert AAUW-Chefin Chatherine Hill. Allerdings weiß sie um einige Details, die die Statistik – obwohl für viele Faktoren bereinigt – etwas verfälschen. Frauen, so zeigt die jüngste Umfrage, studieren und arbeiten nach wie vor verstärkt in Feldern, die allgemein gehaltsschwächer sind, vor allem Erziehung, Gesundheit und Psychologie. Männer sind stärker vertreten in Sektoren wie Ingenieurwesen, Mathematik und Physik, wo die Gehälter höher sind.

Dennoch gibt es durchaus auch innerhalb einzelner Sektoren Unterschiede: Im Erziehungs- und Bildungswesen verdienen Frauen etwa 95 Prozent vom Gehalt der Männer, in der Mathematik sind es nur 76 Prozent.

Und an der Spitze der Einkommenspyramide sind die Unterschiede noch viel dramatischer: Unter den zehn meist verdienenden Managern in den USA ist keine einzige Frau – lange nicht. Während die Top-Verdiener und Öl-CEOs Eugene Isenberg (Nabors) und Ray Irani (Occidental Petroleum) für 2005 jeweils mehr als 70 Millionen Dollar kassierten, kommen die best bezahlten weiblichen CEOs, Susan Decker (Yahoo) und Carly Fiorina (Ex-Hewlett-Packard), auf knapp über 20 Millionen Dollar, ebenso übrigens wie Zoe Cruz (Morgan Stanley) und Suzanne Johnson (Goldman Sachs), die beiden höchstrangigen Damen in der Finanzbranche.

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Alt 24-04-2007, 19:43   #658
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New Yorker Taxis werden grün

Eine Farbe prägt das New Yorker Straßenbild: gelb. Mehr als 12 000 „yellow cabs“ drücken sich durch die Straßen der Metropole, und ohne die Taxis wüsste mancher New Yorker nicht, wie er von einem zum nächsten Termin kommen könnte. Was kaum einer weiß: Immer mehr Taxis werden grün – zumindest unter der Motorhaube.

Im New Yorker Stadtverkehr fahren die ersten Hybrid-Taxis und leisten ihren Beitrag zum Umweltschutz. Pionier auf dem Gebiet war Gene Freidman, der Chef von Taxi Club Management. „Ich war alles andere als ein Umweltschützer“, gibt Freidman ganz offen zu. „Aber heute ist es einfach, grün zu sein.“

Längst, so Freidman, gehen Kapitalismus und Umweltschutz Hand in Hand. „Für Unternehmer ist es heute möglich, in doppelter Hinsicht grün zu sein: Man tut etwas für den Umweltschutz – und macht dabei Gewinn.“ Dabei sieht er nicht mehr nur die Steuererleichterungen, die in New York für Hybrid-Fahrzeuge gelten und einen einmaligen Anreiz bringen.

Im Gegenteil: Vor allem die laufenden Kosten sind geringer. Etwa 25 Dollar spart ein Hybrid-Fahrer beim Tanken während einer durchschnittlichen Zwölf-Stunden-Schicht. Bei sechs Arbeitstagen entspricht das 150 Dollar in der Woche, bei 50 Arbeitswochen spart der Fahrer 7500 Dollar im Jahr. „Ich gebe die Hybrid-Taxis meinen besten Fahrern“, erklärt Freidman – „als Bonus.“

Die Zeichen stehen auf Wachstum. Freidmans Taxi-Flotte soll noch bis Ende dieses Jahres auf 750 Fahrzeuge anwachsen, darunter wären dann etwa 100 Taxis mit Hybrid-Motor. Die nutzen übrigens nicht nur Firma und Fahrer, sondern auch dem Gast auf der Rückbank. Viele fahren mit einem besseren Gewissen, wenn sie schon einmal ins Taxi steigen müssen, weil die Ubahn mal wieder ausgefallen ist.

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Alt 25-04-2007, 20:22   #659
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13 000 Punkte – doch die Luft wird dünn

Die Wall Street ist nicht aufzuhalten: Nur etwa sechs Monate nachdem der Dow-Jones-Index zum ersten Mal über 12 000 Zähler kletterte, schafft der amerikanische Leitindex am Mittwochmorgen die magische Marke von 13 000 Punkten.

Doch nicht nur der Standard-Index der Industriewerte notiert auf einem Allzeit-Hoch, sondern auch die Indizes der Versorger, der Transportwerte sowie der NYSE-Index aller an der Wall Street notierten Aktien. Für sämtliche Indizes war der Weg auf die Rekordstände in den letzten Wochen ungewöhnlich direkt: Die US-Börsen haben an 17 von 19 Handelstagen zugelegt und blicken für den April auf die steilsten Monatsgewinne seit mehr als vier Jahren – obwohl der Monat noch nicht einmal vorbei ist.

Der Optimismus der Anleger baut auf mehrere Ereignisse in den letzten Tagen, die allerdings durchweg positiv ausgelegt worden sind, selbst wenn Nachrichten eigentlich nur durchwachsen waren: So pokert der Markt weiterhin auf eine baldige Zinssenkung durch die Notenbank. Nicht zuletzt eine Prognose des Baumaschinen-Herstellers Caterpillar, wo man den Leitsatz um 50 Basispunkte sinken sieht, hat den Markt in Schwung gebracht – obwohl Zinsprognosen eigentlich nicht Sache der Unternehmen sind und diese auch kaum die nötige Kompetenz haben.

Den Markt treiben aber auch die jüngsten Quartalszahlen an, die durchweg besser ausgefallen sind als erwartet. Die meisten amerikanischen Konzerne – darunter Industrie- und zyklische Schwergewichte ebenso wie Hightech-Riesen – haben in den letzten drei Monaten in Umsatz und Gewinn besser abgeschnitten als erwartet.

Allerdings kommen mittlerweile mehr als die Hälfte der Gewinne amerikanischer Konzerne aus dem Ausland, während das Geschäft auf dem heimischen US-Markt fast überall lahmt. Auch hier wäre also eher Vorsicht angesagt.

Die Einzelaktien, die am Mittwoch die US-Börsen antreiben sind vor allem Boeing nach guten Zahlen und Alcoa, wo der Verkauf der Verpackungssparte geplant ist. Zudem klettert der Online-Händler Amazon.com steil, nachdem er den Gewinn in den letzten drei Monaten mehr als verdoppelt hat.

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Alt 26-04-2007, 20:21   #660
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Der Dow und der Dollar

Wer schon lange nicht mehr im Urlaub in Amerika war, sollte sich seine Reisepläne für dieses Jahr gut überlegen. Ob ein Heli-Flug über den Grand Canyon, eine Studio-Tour in Hollywood, die Strände Floridas oder Freiheitsstatue und natürlich die Wall Street in New York – für Europäer ist der Trip über den großen Teich so billig wie noch nie.

Dass der Dollar gegenüber dem Euro immer weiter abstürzt, kommt Touristen entgegen. Im Vergleich zum Währungsverhältnis in den letzten vier Sommern ist der Wert der europäischen Währung in den USA um etwa 15 Prozent gestiegen, und damit wird für Besucher alles billiger: der Flug, das Hotel, die Eintrittskarten, das Dinner – 2007 ist ein tolles Jahr für Amerika-Freunde.

2007 ist auch ein tolles Jahr für die amerikanische Börse und für die Unternehmen, deren Aktien dort gehandelt werden. Auch das hat man dem Dollar zu verdanken. Und zwar so sehr, dass sich kritische Beobachter immer mehr sorgen machen. Denn die aktuelle Rallye, die den Dow und andere Indizes auch historische Höchststände getrieben hat, ist viel mehr dem starken Wirtschaftswachstum im Ausland und dem Wertverfall des Dollars zuzuschreiben als etwa der konjunkturellen Stärke im eigenen Land.

Bestes Beispiel am Donnerstag: Der Automobilriese Ford meldet besser als erwartet. Warum? Weil die Umsätze in Übersee gestiegen sind, und weil man dort die Autos in Yen und Yuan und Pesos verkauft, die dem US-Unternehmen bei Rückführung auf eigenes Territorium mehr Dollar bringen als je zuvor.

Ford ist nicht der einzige Konzern, dem günstige Wechselkurse die Bilanz retteten. Ganze 15 der 19 Dow-Unternehmen, die in der laufenden Ertragssaison bereits gemeldet haben, geben offen zu, dass die günstigen Kurse maßgeblich zu den starken Zahlen beigetragen haben.

Die starken Zahlen wiederum sind nur ein Grund für die aktuelle Stärke der US-Börsen. Ein anderer Grund sind die verstärkten Geldzuflüsse aus dem Ausland, wo Investitionen in US-Aktien umso rentabler sind als sich der Dollar eines Tages erholen dürfte. Geht es für die Börsen weiter bergauf sind die Gewinne umso höher, brechen die Börsen ein wäre der steigende Dollar der perfekte Hedge.

Während der schwache Dollar also in den letzten Monaten einige positive Folgen gehabt hat, sollten sich die Amerikaner über den Verfall ihrer Währung nicht allzu sehr freuen. Unternehmen mit globalem Business mögen jubeln, doch der Verbraucher bekommt die Quittung für die Verschiebungen am Währungsmarkt. Immerhin exportieren US-Konzerne nicht nur – viel mehr wird importiert, und das nun zu höheren Preisen.

Kunden bei Wal-Mart, wo kaum ein Artikel verkauft wird, der nicht in Asien oder Südamerika hergestellt wird, sehen die Preise anziehen. Die Last auf dem Verbraucher wird also immer schwerer, und das wiederum kann für die US-Konjunktur langfristig nur Nachteile haben.

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