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Alt 18-09-2006, 20:30   #541
Starlight
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Frühes Aus für „Dr. Z“

Mit seinem schweren, deutschen Akzent und dem gigantischen Schnauzer ist DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche in den USA zur Kultfigur geworden. Doch hat er ein Problem: Kein Mensch glaubt, dass „Dr. Z“ aus der Werbung wirklich existiert. Die Kampagne soll nun abgesetzt werden, obwohl sie beim Publikum gut ankam.

Wenn Dieter Zetsche zur Zeit darüber nachdenkt, wie viele und welche Mitarbeiter er entlassen muss, um den deutsch-amerikanischen Automobilriesen nach einem Verlust von 1,5 Milliarden Dollar im dritten Quartal wieder flott zu machen, dann könnte er zu allererst auf sein alter ego „Dr. Z“ stoßen.

Mit der Figur, die im Fernsehen von Zetsche selbst geboten und in Internet- und Zeitungsanzeigen als Trickfigur agiert, wollte DaimlerChrysler eigentlich der legendären Werbekampagne folgen, mit der sich der frühere Chrysler-Lenker Lee Iacocca in den Achtzigerjahren ans amerikanische Volk wandte, um den Konzern zu retten. Doch während Iacocca in amerikanischen Wohnzimmern gut ankam und bald zum populärsten Verkäufer der eigenen Marke wurde, stößt Zetsche auf ein ganz anderes Echo:

Zwar kennen und mögen laut einer aktuellen Umfrage von Millward Brown Research mehr Autokäufer „Dr. Z“ als irgendeinen anderen CEO der Branche. Ganze 76 Prozent der Befragten, die binnen der nächsten drei Monate den Kauf eines Autos budgetiert hatten, – also die wichtigste Zielgruppe überhaupt – konnten sich an die Spots erinnern. 73 Prozent scheinen auch die Botschaft verstanden zu haben, dass DaimlerChrysler das Beste aus amerikanischem Design und „german engineerind“ kombiniere. Damit schlug der selbstironische Boss andere Chrysler-Anzeigen ebenso wie die Kampagnen der Konkurrenz.

Doch die Unsicherheit darüber, ob es „Dr. Z“ auf dem Werksgelände tatsächlich gibt, macht den Entscheidern in der PR-Abteilung offensichtlich Sorgen.

Schade, eigentlich, denn Zetsche als Werbefigur war zwar „ein verrückter Zug“, wie ein Branchen-Insider sagt. Doch machte gerade das so viel mehr Spaß als den äußerst langweiligen – und erfolglosen – Bill Ford Jr. im Abendprogramm zu sehen, der ebenfalls versuchte, die Qualität seiner Wagen persönlich zu vermitteln. Es mag andererseits stimmen, was Werbe-Experte Richard Edelman sagt: „Zur Zeit sind CEOs einfach keine Rockstars.“

Das war zur Iacoccas Zeiten anders, und auch der Gründer und CEO der Fastfood-Kette Wendy´s, Dave Thomas, hatte damit nicht zu kämpfen. Der nette alte Mann war bis zu seinem Tod vor drei Jahren die einzige Werbefigur des Unternehmens, und ihn konnte nun wirklich kein Kritiker mit den Schadtaten vieler Kollegen in Corporate America in Verbindung bringen. „Dr. Z“ zwar auch nicht, doch passt der auch nicht ins Bild der schwerfälligen Automobilindustrie.

Die aktuellen Spots für DaimlerChrysler blenden Zetsche aus und befassen sich staubtrocken mit den aktuellen Sonderangeboten. Der charismatische Chef des Konzerns lenkt nun wieder im inneren der Zentrale – und lebt in den Herzen der Fans weiter.

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Alt 20-09-2006, 21:21   #542
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Notenbank zeigt eine ruhige Hand

Die amerikanische Notenbank hat den Leitzins am Mittwoch unverändert auf 5,25 Prozent belassen. Damit wurde die Erwartung des Marktes bestätigt, dass die Fed ihre Zinspause vorerst verlängern und die weitere Zinspolitik von künftig gemeldeten Konjunkturdaten abhängig machen würde.

Die Entscheidung der Notenbank fiel mit großer Mehrheit aus. Von elf stimmberechtigten Mitgliedern im Offenmarktausschuss sprachen die zehn für ein Anhalten der Zinspause fest, darunter auch Ben Bernanke. Allein Jeffrey Lacker, der Präsident der regionalen Notenbank von Richmond/Virginia, stimmte wie schon im Vormonat gegen eine Pause. Lacker will den Zinssatz weiter anheben.

Vor Beginn der Zinspause hatte die Fed den Leitzins in siebzehn aufeinanderfolgenden Sitzungen angehoben und damit schrittweise von 1,0 auf die aktuellen 5,25 Prozent gesetzt.

Diese Anhebung hat in den Augen der Fed dazu geführt, die Inflation einzudämmen, wie das Kommittee in der jüngsten Presseerklärung erneut betont. Tatsächlich waren unter den jüngsten Preisdaten immer wieder einzelne Indikatoren, die auf niedrigere Inflation deuteten. Dass die Daten wohlgemerkt nicht immer aufschlussreich waren, sondern sich bisweilen widersprachen, macht umso deutlicher, warum die Fed ihre aktuelle Pause verlängern und weitere Daten abwarten will.

Zu oft haben die Notenbanker in den letzten Monaten die Warnung gehört, man müsse nach dem starken Wirtschaftswachstum der letzten Jahre unbedingt eine Bruchlandung verhindern. Den Experten ist durchaus bewusst, welche Auswirkungen ein blindes Anheben der Zinsen haben könnte. Allerdings scheint man zu einer allzu raschen Trendwende und einem Absenken der Zinsen auch noch nicht bereit zu sein – zu groß iszt die Gefahr zu starker Inflation.

Die Fed hat die US-Märkte am Mittwoch beruhigt. Mit einer Entscheidung, die weitgehend erwartet worden war, und einer Begründung, die die Kernaussagen verschiedener Notenbanker aus den letzten Wochen wieder aufnimmt, hat man der Börse Ruhe und Stabilität signalisiert. Die großen Indizes halten entsprechend an ihren Gewinnen fest.

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Alt 21-09-2006, 20:57   #543
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Samariter mit Eigeninteresse

Wal-Mart mag einer der größten Konzerne der Welt sein, einer der beliebtesten hingegen ist er nicht. Im Gegenteil. Der Einzelhandelsriese macht seit Jahren mit Ausbeutung, unfairen Verträgen und unlauterem Wettbewerb Schlagzeilen – umso schöner ist es, einmal positive Schlagzeilen zu sehen: Wal-Mart krempelt den Drogerie-Sektor um und verkauft Arznei billiger an Patienten als die Konkurrenz.

In einem Land, in dem ein hoher Prozentsatz nicht oder nicht ausreichend krankenversichert ist, gehört der Preis von Medikamenten zu den größten Sorgen. Die amerikanische Pharmaindustrie ficht das nicht an. Seit Jahren verkauft man zu Wucherpreisen. Dass diese meist in keinem Verhältnis zu den Kosten (inklusive Forschung und Entwicklung) stehen, zeigt sich daran, dass Pfizer, Merck und Co. häufig die gleichen Medikamente in den USA teuer, in Europa und Kanada aber wesentlich billiger anbieten.

Die Konzerne tun das mit Rückendeckung aus Washington. Seit die Bush-Regierung dem Re-Import von Arzneimitteln aus dem Ausland wegen angeblicher sicherheitspolitischer Bedenken verboten hat, hat die Branche keine Angst mehr vor Konkurrenz aus dem eigenen Hause. Innerhalb der USA können hohe Preise festgelegt werden, vor denen Konsumenten nicht davonlaufen können, während man im Ausland mit angemessenen Preisen auf einen realen Wettbewerb reagiert.

Die einzige Hoffnung für kranke, und vor allem für chronisch kranke Amerikaner waren bisher preisgünstige Generika, mit denen sich Patienten behelfen, die sich die teuren Originalpillen der großen Konzerne nicht leisten können. Doch auch die Generika gingen ins Geld, bis nun ausgerechnet Wal-Mart einen Ausweg aufzeigte:

Der weltgrößte Einzelhändler bietet in seinen Drogerien – in einem ersten Test nur in Tampa Bay, Florida, ab 2007 dann in weiteren Läden – für 4 Dollar pro Monatspackung an. Fast 300 Medikamente sind eingeschlossen, darunter Mittel gegen Volkskrankheiten wie Allergien, Choleterin, Diabetes und Bluthochdruck, aber auch Antibiotika, Psychopharmaka und Antidepressiva sowie rezeptpflichtige Vitamine.

Für Verbraucher kommt dieser Preisnachlass einer Revolution gleich, und man wird die Drogerien in den Wal-Mart-Filialen wohl stürmen. Zumindest bis die Branchenkonkurrenten wie Walgreen und CVS nachziehen. Analysten halten das recht bald für möglich, sehen aber manchen Supermarkt mit eigenen Drogerien unter Druck. Diesen würde die Maßnahme auf die Margen schlagen, heißt es aus der Branche.

Für Wal-Mart hingegen soll der Schritt keine Auswirkungen auf den Gewinn haben. Kleinere Margen bei höherem Umsatz dürften die neue Preispolitik bilanzneutral halten. Trotzdem ändert das Unternehmen die Strategie nicht aus reiner Nächstenliebe. Vielmehr steht man unter Druck seitens der eigenen Mitarbeiter. Diese arbeiten zumeist für Mindestlohn und sind durch die von Wal-Mart angebotenen Sozialpläne größtenteils nicht abgesichert. Billige Medikamente im eigenen Haus anzubieten, kommt direkt den eigenen Leuten zugute und steigert die Arbeitsmoral.

Zudem hat sich Wal-Mart zum Ziel gesetzt, Drogeriekunden möglichst lange in den Läden zu halten und durch andere Abteilungen zu führen. So sollte sich niemand wundern, wenn die Drogerien, die bis dato meist nahe am Eingang liegen, bald in die hinterste Ecke der gigantischen Märkte verlegt werden. Doch sind solche Schritte durchaus legitim – und Erfolg versprechend. Eine Pille gegen Impulskäufe gibt es schließlich nicht.

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Alt 22-09-2006, 20:53   #544
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Die Reichen werden immer reicher

Über Rekorde bei Amerikas Super-Reichen liest man gerne, und daher zum Wochenende ein Leckerchen: Die 400 reichsten Amerikaner sind in diesem Jahr noch viel, viel reicher als je zuvor. Zum ersten Mal in der Geschichte der Forbes-Aufstellung hat es kein einziger Millionär mehr in die Rangliste geschafft, sondern nur noch Milliardäre.

Steigende Preise für Immobilien, Öl und Aktien haben die Liste in den letzten zwölf Monaten neu geordnet. 28 neue Milliardäre sind in die Top-400 eingezogen, darunter als prominentester CEO Howard Schultz von Starbucks.

Einige Zahlen zur Liste lassen manchem den Atem stocken: Der gesamte Wohlstand der 400 reichsten Amerikaner ist gegenüber dem Vorjahr um 120 Milliarden Dollar auf nunmehr 1,25 Billionen Dollar gestiegen. Damit kommt der Durchschnitts-Reiche auf 3,125 Milliarden Dollar und ziemlich genau das Zehntausendfache dessen, was der durchschnittliche Arbeitnehmer im Jahr mit nach Hause nimmt.

Weniger überraschend liest sich wohlgemerkt der Anfang der Liste. Auf Nummer Eins steht – für die USA und weltweit – nach wie vor Microsoft-Gründer Bill Gates mit einem Vermögen von 53 Milliarden Dollar. Sein Freund und Bridge-Partner Warren Buffet folgt mit 46 Milliarden Dollar auf Platz Zwei, dürfte aber wohl im nächsten Jahr abrutschen, da der Chef von Berkshire Hathaway einen Großteil seines Vermögens bekanntlich der wohltätigen Gates-Stiftung vermacht hat.

Auf Platz Drei in der Liste der Superreichen rangiert der Kasino-Tycoon Sheldon Adelson, der CEO von Las Vegas Sands. Seit dessen Börsengang vor nicht einmal zwei Jahren hat sich der Kurs der Aktie verdoppelt, Adelson selbst hat dadurch in den vergangenen zwei Jahren rund eine Million Dollar stündlich verdient.

Direkt nach Adelson rangieren zwei weitere Software-Gurus: Larry Ellison von Oracle und Microsoft-Mitbegründer Paul Allen. Dann folgen die Wal-Mart-Erben, darunter mit Christy Walton die reichste Frau auf Platz Sieben. Schwägerin Alice rangiert auf Platz Neun, und Abigail Johnson von Fidelity Investment als drittreichste Frau auf Platz 16

Wer in die Liste einheiraten möchte, sollte sich übrigens sputen: Abgesehen, dass viele der besten Partien bereits vergeben sind, gibt es auch nicht allzu viel Auswahl unter der 40er-Grenze. Da wären natürlich die 33 Jahre alten Google-Gründer Sergey Brin und Larry Page mit einem Nettowert von jeweils 14,1 Miliarden Dollar, ansonsten sind nur fünf weitere Milliardäre in den Dreißigern.

Geographisch verteilen sich die Reichen landesweit mit zwei Schwerpunkten: Jeder fünfte Milliardär kommt aus Kalifornien, jeder siebte aus New York.

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Alt 25-09-2006, 20:36   #545
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Inflation? Welche Inflation?

Konjunktursorgen plagen die Wall Street seit langem, doch man weiß nicht welche. Der eine sorgt sich um das Wirtschaftswachstum, der andere um Inflation – und mittendrin steht die Notenbank, die zur Zeit das einzig richtige macht: gar nichts. Aktuelle Daten aus allen Sektoren sind widersprüchlich, vorerst gilt es abzuwarten.

So ist es auch nur richtig, dass die US-Börsen nach zwei schwachen Tagen vor dem Wochenende ihre Talfahrt im Montagshandel nicht weiter fortsetzen. Denn dass mit dem Phily Fed Index eines der wichtigsten Wirtschaftsbarometer erstmals seit drei Jahren in die negative Zone gerutscht ist, gibt zwar zu denken, muss aber nicht endgültig das Schicksal der amerikanischen Konjunktur für die nächsten Monate oder gar Jahre vorwegnehmen.

Zumal ein wenig Abkühlung dem Markt doch bislang so gut getan hat. Schwächeres Wachstum signalisiert der Notenbank, die Zinsen zunächst nicht weiter anzuheben. Gut, negatives Wachstum – außerhalb der Wall-Street-Euphemismen auch Schrumpfung genannt – ist ein unerwarteter Schock, doch muss das Produzierende Gewerbe im Großraum Philadelphia nicht zwingend den Trend für das ganze Land widerspiegeln, vor allem nicht auf lange Sicht.

Ähnlich sieht das Richard Fischer, der Präsident der regionalen Notenbank von Dallas. Der sieht das schwächere Wachstum als ein geringeres Problem für die Konjunktur als die anhaltende Inflation. Die gelte es im Zaum zu halten. Angesichts ganz aktueller Daten am Montagmorgen klingt das schon wieder ein bisschen komisch. Denn müsste man den Markt zum Wochenstart ganz knapp zusammenfassen, dann würde die lauten: Preisverfall überall!

Wir fassen die Nachrichten aus dem frühen Handel zusammen. Der Ölpreis rutscht erstmals seit mehr als einem halben Jahr unter 60 Dollar pro Fass. Das ist weniger eine volatile Spielerei als vielmehr ein Trend, der auf mehreren Beinen steht. Die Lagerbestände sind hoch, das Angebot auch, die Nachfrage nimmt ab. BP will die Produktion in der Prudhoe Bay bald wieder auf volle Touren bringen, und aus dem Iran gibt es versöhnlichere Klänge.

Mit Öl fällt auch der Benzinpreis. Wer heute irgendwo in den USA tankt, zahlt dafür rund 25 Prozent weniger als noch vor sechs Wochen.

Abwärts geht es auch für die Immobilienpreise, und zwar zum ersten Mal seit elf Jahren. Laut dem Branchenverband ist der durchschnittliche Verkaufspreis für existierende Bauten im August um 1,7 Prozent auf 225 000 Dollar eingebrochen. Es ist der zweitgrößte Einbruch aller Zeiten, zumal es in den 38 Jahren der Datenerhebung überhaut erst sechs Preiseinbrüche gab. Die aktuellen resultieren aus einer schwächeren Immobiliennachfrage, die seit fünf Monaten die Zahl der verkauften Häuser US-weit fallen lässt.

Damit nicht genug: Analysten befürchten weitere Preisstürze in den unterschiedlichsten Branchen. Die UBS stuft die Stahlkonzeren ab, deren Geschäft unter hohen Lagerbeständen und einem Überangebot aus dem Ausland leiden soll. Gleichzeitig fürchtet Merrill Lynch Preisstürze bei den Speicherchips, die zu einer Abstufung für SanDisk führen.

Häuser, Rohstoffe und Hightech… in allen möglichen Märkten sehen Experten also alles andere als Inflation. Aus den Meldungen eines Montags auf die allgemeine konjunkturelle Lage im Land zu schließen, wäre zwar genau so falsch wie die überzogene Angst der Fed-Experten vor anhaltend steigenden Preisen. Doch zumindest lassen ein paar Schlagzeilen im frühen Handel innehalten. Zu Beginn einer vermutlich längeren Zinspause gilt es, weitere Konjunkturdaten abzuwarten und über mehrere Wochen und Monate einzuordnen.

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Alt 26-09-2006, 18:59   #546
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Ebbers sitzt, Fastow wartet noch

Mehr als vier Jahre liegt der Untergang des einstigen Telekom-Riesen WorldCom zurück. Am Dienstag beginnt das letzte Kapitel der von Anlegern mit Genugtuung beobachteten Saga: Der 65-Jährige Firmengründer und CEO Bernie Ebbers tritt seine Strafe an, er wird ein Gefängnis in Mississippi frühestens im Jahr 2028 wieder verlassen.

Unter den Wirtschaftskriminellen in den Skandalen der letzten Jahre schien Ebbers noch am längsten einige Sympathien halten zu können. Der Mann, der in den Achtziger- und Neunzigerjahren eine kleine Telekomklitsche zu einem der größten Wettbewerber der Branche ausbaute, und der mit der 40 Milliarden Dollar schweren Übernahme von MCI einen der größten Merger aller Zeiten dirigierte, hatte sich in den Augen vieler stets ein gemütliches Image bewahrt.

Das mag an seinem vollbärtigen Gesicht und einer nicht allzu managerhaften Art ebenso gelegen haben wie an den Legenden, die sich um den Natur-Fan rankten. Dessen 1,4 Milliarden Dollar schweres Vermögen schloss zuletzt die größte Ranch Kanadas, Wälder und eigene Holzlager sowie ein Eishockey-Team außerhalb der Profi-Liga ein.

Doch dieses Image half Ebbers letztlich nicht, denn vieles an dem einstigen Telekom-Star war nur Fassade. Offensichtlich auch seine tiefe Religiosität. Mitgliedern seiner Kirche hatte Ebbers zwar kurz nach Bekanntwerden des World-Com-Skandals versichert, dass sie „nicht mit einem Verbrecher zur Kirche“ gingen und ihn niemand schuldig finden könnte, wissentlich falsch gehandelt zu haben.

Doch genau das ist später passiert. In den Augen der Justiz und nach Beweislage hat Ebbers den Betrug arrangiert, der WorldCom in die Pleite gestürzt hat. Fehlbuchungen über 11 Milliarden Dollar brachten den Konzern zu Fall, 20 000 Mitarbeiter um ihre Jobs und Anleger um insgesamt 180 Milliarden Dollar.

Anleger haben seither einen kleinen Teil ihrer Verluste wieder erstattet bekommen. Ebbers und einige mitangeklagte Top-Manager haben dafür fast alle privaten Reichtümer abtreten müssen. Für viele Betroffene und Beobachter wird aber erst der heutige Dienstag Genugtuung bringen, an dem sich hinter Bernie Ebbers die Tore des staatlichen Gefängnisses in Yazoo City im Bundesstaat Mississippi schließen.

Aus diesem kann Ebbers nach aktueller Rechtslage nicht entlassen werden, bevor 85 Prozent seiner 25-jährigen Haftstrafe verbüßt sind. Damit wird er vor 2028 kein freier Mann mehr sein, Ebbers wäre dann 87 Jahre alt. Angesichts dieser Perspektive dürfte es für den einstigen Telekom-Star ein schwacher Trost sein, dass sein Gefängnis zu den angenehmeren im Lande gehört, dass es sich nicht hinter Stacheldraht versteckt und Insassen Sport und Yoga-Klassen bietet.

Weniger dunkle Perspektiven hat ein weiterer prominenter Wirtschaftskrimineller an diesem Dienstag: Andrew Fastow, der ehemalige Finanzchef von Enron, wartet auf die Verkündigung seines Strafmaßes. Bis zu zehn Jahre drohen ihm, doch hat sich Fastow zuletzt äußerst kooperativ gezeigt und Anlegern geholfen, mehrere Milliarden Dollar von einigen in den Betrugsfall verwickelten Banken wieder zu holen. Das könnte ihm ein milderes Urteil bescheren, um eine Haftstrafe wird er aber auch nicht herumkommen. Das hat allein Kenneth Lay geschafft, der Enron-Gründer und einstige CEO, der kurz nach seinem Schuldspruch starb.

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Alt 27-09-2006, 20:51   #547
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Yahoo macht Betriebsurlaub

Betriebsferien kennen die wenigsten Unternehmen in den USA. Geschickte Personalplanung lässt selbst kleine Einzelhändler das ganze Jahr über rund um die Uhr offen sein. Doch in Krisenzeiten ändert sich die Strategie. Zwischen Weihnachten und Neujahr bleibt bei Yahoo das Licht aus. Das spart Kosten in mageren Zeiten.

Zwischen den Jahren wäre einfach bei vielen Kunden und Partnern nicht viel los, begründet Personal-Chefin Libby Sartain warum das Online-Portal die letzte Dezemberwoche auf Autopilot funktionieren muss. Tatsächlich sind die Tage nach Weihnachten traditionell nachrichtenarm, und auch Werbung wird dramatisch zurückgeschraubt. Die Hits im Internet gehen zurück, und damit natürlich auch die Einnahmen von Online-Unternehmen, die ja überhaupt schon seit einiger Zeit das einst prognostizierte Wachstum vermissen lassen.

Wenige Wochen nach einer Warnung von Yahoo, wo man die Erwartungen für die Werbeeinnahmen im laufenden Jahr deutlich gesenkt hat, gibt eine unabhängige Studie der Internet-Analysten von eMarketer dem Unternehmen recht. Für 2006 sehen die Experten auf dem Markt für Online-Anzeigen nur noch ein Wachstum von 26,8 Prozent, womit die bisher prognostizierten 33,2 Prozent deutlich unterschritten werden.

Für 2007 und 2008 sieht man ein Wachstum von jeweils rund 15 Prozent, und in 2009 sollen es nur noch knapp unter 10 Prozent sein. Der Grund für das geringere Wachstum liegt auf der Hand: Ein allgemein schwächeres Wirtschaftswachstum lässt Unternehmen die Werbe-Budgets beschneiden, und auch das Internet als immer zentralerer Markt ist gegen diesen Trend nicht immun.

Schlechte Aussichten also für Yahoo, und auch für die Konkurrenz. Dem Überflieger Google beispielsweise prognostiziert eMarketer zwar für das laufende Jahr noch ein Anzeigenwachstum von 65 Prozent, doch war man ursprünglich einmal von 80 Prozent ausgegangen.

Bei Yahoo nun hat man die Zeichen der Zeit erkannt: Sparen ist angesagt. 10 500 Mitarbeiter werden zwischen den Jahren für eine Woche in Urlaub geschickt – wer entsprechend Urlaub einreicht, wird bezahlt, für die anderen gibt es während der Zwangspause keinen Lohn. Das senkt kosten und baut Ferientage ab, zudem spart Yahoo mitten in der kalten Jahreszeit Strom- und Gaskosten, wenn im Hauptquartier die Lichter aus und die Heizungen kalt bleiben.

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Alt 28-09-2006, 20:30   #548
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Der Öko-Pilot

Die Superreichen dieser Welt werden immer großzügiger. Die ewige Nummer Eins der Milliardärsliste, Bill Gates, setzt sich schon lange für die Weltgesundheit ein, seit ein paar Wochen freut sich die Gates-Stiftung über die Milliarden-Unterstützung von Warren Buffett. Nun stellt Richard Branson Geld und Konzepte bereit, mit denen der weltweite Klimewandel bekämpft werden soll.

Es ist wohlgemerkt kein ganz neuer und unerwarteter Schritt, der den adligen Briten zum Wohltäter macht. Im Gegenteil, „Sir Richard“ hat schon immer Geld gespendet und soziale Zwecke unterstützt. Und da Philantropen zur Zeit mehr Scheinwerfer zugewandt werden als jedem anderen, ist sowieso nicht ganz überraschend, dass sich der Publicity-süchtige Chef des Virgin-Imperiums ganz vorne präsentiert.

Doch hinter großen Worten und einem breiten Lächeln in alle Fernsehkameras steht ein bedeutendes finanzielles Engagement. Branson hat bereits vor einer Woche erklärt, sämtliche Gewinne aus seinen Transport-Unternehmen – dazu gehört die Fluggesellschaft Virgin Atlantic ebenso wie eine Eisenbahn-Beteiligung – dem Umweltschutz und der Klimaforschung zu spenden. Bis zu 3 Milliarden Dollar stehen bereit, hieß es auf einem Klimagipfel, zu dem der ehemalige US-Präsident Bill Clinton jüngst geladen hatte.

Beim Geld alleine belässt es „Sir Richard“ aber nicht, vielmehr hat er aus jahrzehntelanger Erfahrung als Manager – unter anderem eben einer Airline – konkrete Vorschläge entwickelt, wie ein weiterer Klimewandel verhindert werden könnte. Die meisten drehen sich um das Energiesparen und den bewussteren Umgang mit Rohstoffen. Zur Zeit wirbt Branson bei Flughäfen in aller Welt für ein verbessertes Start- und Landesystem, mit dem Flugzeuge massiv Sprit sparen können.

So sollen Jets künftig von Schleppern zur Startbahn gezogen werden, statt aus eigener Kraft dorthin zu fahren. Allein die eigenen Maschinen können so in London Heathrow bis zu 50 Prozent und am New Yorker Flughafen JFK bis zu 90 Prozent Sprit sparen. Einen effizienteren Landeplan hat Branson ebenso in der Tasche wie Konzepte für leichtere Materialien im Flugzeugbau. Und detailversessen wie der Mann ist, mangelt es auch nicht an Ideen mit nur minimalen Auswirkungen: Vor jedem neuen Flug seien leere Champagner- und Bierflaschen auszuladen, meint der Milliardär, denn so ließe sich Gewicht sparen.

Insgesamt, glaubt Branson, ließen sich bis zu 25 Prozent der weltweit für den Flugverkehr verbrauchten Energie einsparen.

Damit nicht genug: Der übrige Energieaufwand soll laut Branson immer mehr mit erneuerbaren Energien gedeckt werden. 400 Millionen Dollar will der Visionär in den nächsten drei Jahren in sein Projekt Branson Fuel steken, um entsprechende Ideen umzusetzen.

In der ansonsten recht schwerfälligen Industrie dürfte Branson übrigens immer mehr auf offene Ohren stoßen. Denn auch außerhalb des Kyoto-Protokolls, das den internationalen Verkehr nicht abdeckt, gibt es immer mehr Bestimmungen für die Branche. Spätestens mit einem neuen Konzept der Europäischen Kommission, nach dem Airlines Schadstoff-Kontingente handeln können, wird sich jedes Engagement in diesem Sektor auch aus marktwirtschaftlicher Sicht auszahlen.

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Alt 28-09-2006, 20:39   #549
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Dow in Rekordhöhe

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Alt 29-09-2006, 21:43   #550
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Ist Youtube in Idioten-Investment?

Alle paar Monate macht eine Website Schlagzeilen, findet so viele Fans, dass sie zum Kulturthema wird. Die Video-Seite Youtube ist das jüngste Beispiel. Wer eine Videokamera (oder einen Rekorder hat), kann seine Filmchen und Mitschnitte mit anderen Teilen, das Sammelsurium reicht von Comedy über Propagands bis zur Werbung.

Der Erfolg von Youtube.com kam nicht ganz überraschend. Ähnliche Seiten mit Musik-Kontent haben vorgemacht, wie eine P2P-Seite im Schneeball-System wächst, wie sich binnen weniger Wochen vom Geheimtip zum internationalen Medienphänomen werden kann. An ähnlichen Seiten hat sich auch gezeigt, dass mit dem ersten Erfolg schnell Corporate America interessiert aufschaut. Internet-Portale und Medienriesen betrachten Youtube interessiert, manche waren oder sind als Käufer interessiert. Auch das ist kein überraschendes Ergebnis, denn das Internet wird vor allem auf den P2P-Seiten ein Marktplatz, auf dem sich mehr Leute (sprich: Kunden, Verbraucher) tummeln als in irgendeinem anderen Medium.

Um Youtube ranken sich nun seit Wochen Gerüchte, wer die Seite vielleicht schon bald übernehmen könnte und für welchen Preis. Jüngste Schätzungen aus der Branche beziffern den Wert der Seite auf bis zu 1,5 Milliarden Dollar.

Ein Experte sieht das nun ganz anders. „Nur ein kompletter Idiot würde Youtube kaufen“, meint Mark Cuban. Der Hightech-Investor, der sein Milliardenvermögen durch mehrere Start-Ups gemacht hat und zu dessen Imperium auch das Nowitzki-Team Dallas Mavericks gehört, sagt das nicht einfach so. „Youtube verstößt jeden Tag gegen das Gesetz“, meint Cuban, „und irgendwann werden die bis in die Hölle und zurück verklagt.“

Dass bisher noch niemand gegen Youtube geklagt hat, habe auch nur einen Grund. Das Start-Up habe kein Geld, es sei ja nichts zu holen. Sobald aber Yahoo oder andere Unternehmen hinter der Seite stünden, würden sich sofort die zu Wort melden, die ihre Urheberrechte auf Filme und Spots verletzt sehen – und das sind Tausende. Denn auf Youtube finden sich längst nicht nur die selbstgemachten Pleiten-Pech-und-Pannen-Sreifen aus der Heimkamera, sondern Kurzfilme, preisgekrönte Werbespots und Musikvideos. Auch Ausschnitte aus TV-Sendungen und Kinofilmen gibt es zuhauf, von den Simpsons über South Park bis zu Klassikern wie Bonanza.

Cuban also will die Finger von Youtube lassen, und auf ihn hört die Branche. Immerhin ist der Mann für ein geschicktes Händchen im Internet bekannt. Seine ersten Start-Ups verkaufte er seinerzeit an die heutige AOL-Tochter Compuserve und an Yahoo, in den letzten Jahren fiel Cuban als Investor bei Blogs und im HiDefinition-Fernsehen auf, selbst eine eigene Reality-Show im Fernsehen wurde ihm auf den Leib geschneidert.

Die Diskussionen im einen baldigen Deal mit Youtube dürften nun also erst einmal verstummen. Ganz aufhören werden sie nicht. Mag ja sein, dass es irgendwo einen „kompletten Idioten“ gibt, oder einen, der aus dem Copyright-Dilemma der Video-Seite einen Ausweg kennt und doch noch einen Milliarden-Markt erkennt.

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Alt 02-10-2006, 20:55   #551
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Vollgas-Aktie mit Schattenseiten

Preisfrage: Welches Unternehmen steht hinter den größten Gewinnen im Dow-Jones-Index in diesem Jahr? Ein Tip: Eine Aktie gibt Vollgas. – Na? Runter vom Pannenstreifen? Auf die Überholspur? Das klingt so gar nicht nach General Motors, ist es aber. Die Auto-Aktie hat in drei Quartalen mehr als 70 Prozent an Wert gewonnen.

Mit einem solchen Plus hängt der Automobilwert alle übrigen Blue Chips ab, und zwar mit Abstand. Auf Platz zwei und drei der Dow-Bestenliste rangieren Merck und AT&T mit Gewinnen von jeweils rund 32 Prozent. Und die klassischen Industrie-Aktien, an deren Performance GM eigentlich gemessen werden sollte, hängen noch weiter zurück: Caterpillar, United Technologies und Boeing haben in den letzten neuen Monaten um gerade einmal 12 bis 15 Prozent zugelegt.

Damit stellt sich umso drängender die Frage: Wer schiebt da die Aktie von GM an? Ein Selbstläufer ist das Unternehmen ja kaum, immerhin sinken seit Monaten die Umsatzzahlen und die Marktanteile. Daran wird sich auch künftig nicht viel ändern, da man ja bereits die Produktion gekürzt hat. Auch die Verhandlungen mit Carlos Ghosn von Renault/Nissan lassen zur Zeit kaum Hoffnung, dass der Erfolgsmanager nach Detroit ziehen und GM sanieren wird.

Es ist aber auch nicht Ghosn, dem die Rallye bei GM zugeschrieben wird, sondern ein anderer: Krik Kerkorian. Der Milliardär und Großinvestor beim Autokonzern ist auch nach den vermutlich gescheiterten Verhandlungen mit dem von ihm ins Spiel gebrachten Ghosn optimistisch, das Unternehmen umkrempeln zu können. Seinen Anteil will er gerade von 10 auf 12 Prozent aufstocken, weitere 12 Millionen Aktien sind dazu nötig.

Einem optimistischeren Kerkorian folgen Anleger offensichtlich gerne, wie ein Blick auf die Aktie zeigt, die sich seit Wochen fast täglich unter den Dow-Tops plaziert. Wie lange noch, ist angesichts eines Mangels an guten Nachrichten aus dem Unternehmen indes fraglich. Zumal zu beachten ist, woher die Aktie von GM kommt. Mit ihrer deutlichen Rallye und dem ersten Platz unter allen Dow-Werten hat das Papier gerade mal einen Großteil der Verluste aus dem Vorjahr eingeholt. Am letzten Zwischenhoch von 2002 fehlen hingegen noch satte 50 Prozent.

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Alt 03-10-2006, 18:26   #552
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„Auto-Dschihad“ wird abgesagt

Die Unstimmigkeiten zwischen den Religionen gehen auch an der Wall Street nicht spurlos vorbei. Aufgrund lauter Proteste aus der islamischen Gemeinde muss ein Mitsubishi-Händler in Cincinatti eine Radio-Kampagne zurückziehen, von der er sich den Sieg über GM und Ford versprochen hatte.

Man mag darüber streiten, ob der Islam manchmal nicht etwas dünnhäutig auf kritische Stimmen reagiert. Doch ist umso erstaunlicher wie unsensibel manch ein Unternehmen mit dem Thema umgehen kann. Bei Dennis Mitsubishi, der lokalen Niederlassung des japanischen Autobauers in Cincinatti, hat man auch nach brennenden Fahnen und dem aktuellen Streit um Papst-Kommentare nicht begriffen, dass ein behutsamer Umgang mit religiösen Themen nötig ist.

In einem Anfall sonderbarer Kreativität wollte Dennis Mitsubishi im Radio zum „Dschihad gegen die amerikanischen Automarken“ aufrufen. Verkäufer sollten Burka tragen, Kinder am „Fatwa-Freitag“ mit Plastikschwertern beschenkt werden. So weit, so geschmacklos.

Adnan Mirza, der Direktor des Amerikanisch-Islamischen Instituts in Columbus (Ohio) bekam Wind von der geplanten Kampagne im eigenen Bundesstaat und schaltete sich ein, bevor die ersten Spots gesendet wurden. Allerdings hatten sich im Vorfeld bereits einige Radiosender von sich aus geweigert, die zynischen Annoncen zu senden.

Der Autohändler blieb von bitterbösen Anrufen dennoch nicht verschont, denn lokale Medien haben längst über die geplante Kampagne berichtet. Obwohl „bad news“ nach einer alten Branchenweisheit immer auch „good news“ sind, scheint sich der Skandal bei Dennis Mitsubishi bislang nicht umsatzfördernd ausgewirkt zu haben.

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Alt 04-10-2006, 20:47   #553
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Büro-Boom in Downtown Manhattan

Fünf Jahre sind vergangen seit den Terrorangriffen auf das World Trade Center, und zahlreiche Rückblicke wurden geschrieben. Zum Jahrestag kamen Politiker zu Wort und die Familien der Opfer, Touristen wurden am Bau-Zaun von Ground Zero interviewt. Ein interessanter Rückblick indes findet weniger öffentlich statt, nämlich in den Statistiken, die „Downtown Manhattan“ eine solide Erholung attestieren.

Auch fünf Jahre nach den Anschlägen erinnern sich New Yorker gut an die Schwarzmalerei allerorten. Keiner werde wohl je wieder im Finanzdistrikt wohnen wollen, Unternehmen würden die Gegend sowieso meiden. Mit den brennenden Türmen vor Augen war es auch nicht leicht, sich ein anderes Szenario vorzustellen als das von Angestellten, die sich nicht mehr in ihr Büro im 23. Stock trauen würden.

Doch seither ist die Zähigkeit der New Yorker oft beschrieben worden, und eine aktuelle Zahl aus dem New Yorker Immobilienmarkt gibt den optimistischen Bauherren Recht, die gleich nach den Anschlägen die Pläne für neue Wolkenkratzer auf den Tisch legten. Die magische Zahl in einem Bericht von Cushman & Wakefiels lautet 9,5 Prozent. So hoch nämlich ist der Leerstand im Finanzdistrikt – damit hat sich der Markt schneller als erwartet auf den Stand von vor den Anschlägen erholt.

Das ist umso beachtlicher, als außer den Anschlägen und dem Wohlfühl-Faktor ja auch andere Indikatoren in den Immobilienmarkt spielen. Dass ein Leerstand von 9,5 Prozent im allgemeinen wirtschaftlichen Umfeld ein gutes Ergebnis ist, zeigt der direkte Vergleich von „Downtown“ mit anderen Geschäftszentren in den USA: In Los Angeles und Chicago beträgt der Leerstand etwa 16,4 Prozent, in der texanischen Metropole Houston sogar 19,6 Prozent.

Besser als „Downtown“ steht freilich die Stadtmitte Manhattans da: In „Midtown“ stehen je nach Block nur zwischen 6 und 6,9 Prozent der vermietbaren Bürofläche leer.

Von dieser unerwartet raschen Erholung in New York profitieren einige Bauherren. Allen voran Larry Silverstein, der im Begriff ist, das World Trade Center neu zu bauen. Während der künftig die Skyline dominierende „Freedom Tower“ noch immer nicht begonnen ist, verzeichnet Silverstein großen Erfolg mit „7 World Financial Center“, dem verglasten Turm nördlich der Großbaustelle. Das Gebäude, das einst die selbe Adresse trug, stürzte am 1. September 2001 als letzter Turm ein, mittlerweile ist die Hälfte des neuen Wolkenkratzers belegt. Neuester Mieter ist der Finanz-Riese Moody´s, der eben einen Vertrag über 60 000 Quadratmeter unterschrieben hat.

Unter den weiteren Firmen, die in den letzten Monaten in den Finanzbezirk zwischen WTC und Wall Street zurückgekehrt sind, sind die Investmentbank Morgan Stanley, die Beratungsfirma Bearing Point und einige namhafte Anwaltskanzleien.

Weitere dürften folgen, und so dürfte der Leerstand in den insgesamt 9 Millionen Quadratmetern Bürofläche an der Südspitze Manhattans weiter abnehmen.

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Alt 04-10-2006, 20:49   #554
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Old-Economy-Werte bringen den Dow auf Allzeithoch

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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...h-1329695.html
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Alt 05-10-2006, 21:15   #555
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Amerikas CEOs sind pessimistisch

Drei Tonnen wiegt der Bronze-Bulle, den Touristen unweit der New Yorker Börse tagtäglich belagern. Damit ist das Monstrum unumstritten der mächtigste Bulle im Finanzdistrikt, wenngleich es an Konkurrenz nicht mangelt: Fast jeder, der an der NYSE ein und ausgeht, ist Berufsoptimist, zuverlässige Vorhersagen zu Wirtschaft und Konjunktur holt man sich daher am besten woanders.

Zum Beispiel bei den Unternehmen, deren Aktivitäten ja die Wirtschaft steuern. Deren Chefs sind meist auch optimistisch, doch sind sie den Risiken des Marktes, den Unsicherheiten um Verbraucherstärke, Rohstoffkosten und Lagerbeständen jeden Tag ausgesetzt, und so betrachtet kaum ein CEO die Welt durch die rosarote Brille.

Die CEOs von siebzig wichtigen amerikanischen Unternehmen, darunter viele Dow-Werte, werden zwei Mal im Jahr zu ihrer Einschätzung der US-Wirtschaft befragt. Laut der neuesten Studie sind sie nicht mehr so optimistisch wie noch im Februar. 45,6 Prozent der CEOs rechnen damit, dass die US-Konjunktur weiter abkühlt, nur noch 41,2 Prozent rechnen damit, dass sich das Umfeld verbessert.

Damit ist erstmals seit Einführung der Studie vor zwei Jahren der größte Teil der Befragten negativ eingestellt. Damit hatten Experten vorab nicht gerechnet, zumal es vor sechs Monaten nur 16 Prozent der CEOs waren, die sich bärisch geäußert hatten.

Ganz überraschend kann man die Ergebnisse dennoch nicht finden, zumal die meisten (anonym) Befragten ihre Einschätzung mit den Dauer-Themen Öl, Zinsen und Verbraucher begründen. Allen voran die hohen Energiepreise machen ihnen zu schaffen, schließlich leidet man unter denen als Unternehmen doppelt: Teures Öl verursacht hohe Kosten in der Hestellung, und schwächt über steigende Benzinpreise den Verbraucher.

Die aktuell etwas niedrigeren Preise beeindrucken Insider nicht, zumal die Kürzuung der Förderquoten durch die Opec nicht ganz unerwartet kam.

Für die Unternehmen sind die Konsequenzen aus den schlechteren Aussichten klar: 38 Prozent der jetzt Befragten rechnen mit Kostensenkungen, ganze 80 Prozent sagen, dass die Zahl der Neueinstellungen zurückgehen dürfte. Das wiederum dürfte für Stirnrunzeln bei manchem Konjunkturbeobachter sorgen, der auf den Arbeitsmarktbericht am Freitag als Katalysator für weitere Gewinne gesetzt hat.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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