Zurück   Traderboersenboard > Börse, Wirtschaft und Finanzen > Amerika, Asien

Antwort
 
Themen-Optionen Thema bewerten
Alt 29-07-2005, 21:20   #271
Starlight
TBB Family
 
Benutzerbild von Starlight
 
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 34.578
Gute Laune in D.C. und Corporate America

George W. Bush dürfte am Wochenende die Korken knallen lassen. Für den Präsidenten war es eine gute Woche, in der das Freihandelsabkommen CAFTA und ein „Energiekonzept“ mit vier Partnerstaaten unterzeichnet wurden. Am Freitag beschloss der Kongress noch das lange umkämpfte Energiegesetz, und jetzt geht’s in die Sommerpause.

Sicher, ein paar Probleme bleiben dem Präsidenten. Da wäre sein Konzept für eine Runderneuerung der Sozialversicherung, das auf so viel Widerstand gestoßen ist, dass die Regierung es trotz eigener Mehrheit im Kongress erst einmal ad acta legen musste. Dann wären da die anhaltende Gewalt im Irak sowie die Terroranschläge in London und anderen Ländern, die viele Kritiker auf eine falsche US-Außenpolitik schieben. Die – und einige Probleme im eigenen Land – haben Bushs Sympathiewerte zuletzt wieder in Rekordtiefen stürzen lassen.

Und nun muss sich Bush auch noch über seinen treuen Fraktionschef Bill Frist ärgern. Der sonst zuverlässig erzkonservative Abgeordnete hat am Freitag überraschend seine Haltung im Streit um die Stammzellenforschung geändert. Immerhin ist der Mann Arzt, und die wissenschaftlichen Vorzüge haben Frist dazu gebracht, die ethischen Risiken neu zu bewerten. An der Börse macht sich das bemerkbar: Die Aktien von Geron und Aastrom Biosciences legen um gute 7 Prozent zu, Stemcells Inc. sogar um bis zu 20 Prozent.

Schlaflose Nächte wird Bush deshalb nicht haben, der Präsident will ein Gesetz zur Ausweitung der Stammzellenforschung notfalls mit einem Veto stoppen.

Doch zurück zu Bushs Erfolgen in der letzten Sitzungswoche der Abgeordneten vor der Sommerpause. Mit CAFTA machte der Präsident den Unternehmen ein schönes Geschenk in Form neuer Absatz- und vor allem biliger Arbeitsmärkte in Mittelamerika, und mit zwei großen Umweltprojekten legt Bush noch einmal drauf.

Nach einem multilateralen Umweltkonzept, das die USA bereits am Donnerstag mit China, Indien und anderen Partnern unterzeichnet haben, ging zum Wochenschluss das lange umkämpfte Energiegesetz durch, das zum ersten Mal seit 1992 die Energiepolitik Washingtons neu ordnet. Welche Prioritäten sich dabei durchgesetzt haben, dürfte niemanden überraschen – und der Wall Street langfristig nutzen.

Zunächst verteilt das Energiegesetzt Steuervorteile von 14,5 Milliarden Dollar an Unternehmen im Energiesektor, und zwar angefangen vom Nuklear-, über den Kohle- und Elektrizitätsbereich bis hin zu Öl- und Gas-Förderern. Vor allem das letzterer Bereich mit Firmen wie ExxonMobil und ChevronTexaco mit Subventionen überschüttet wird, nachdem hohe Ölpreise ohnehin für Rekord-Gewinne gesorgt haben, geht vielen Demokraten im Kongress und anderen Kritikern gegen den Strich. Doch ist Bushs Geschenk an die Öl-Kumpels nicht der einzige umstrittene Punkt im Energiepaket.

Da wäre zunächst noch die Aufhebung eines Wetbewerbsgesetzes von 1935, das den Strommarkt überwachen und Monopole verhindern sollte. Fusionswilligen Unternehmen im Stromsektor steht jetzt eine Hürde weniger im Weg, vor allem Duke Energy und Cinergy könnten davon profitieren, die beiden hatten schon im Mai Merger-Absichten kundgetan.

Über weitere Steuernachlässe können sich derweil Unternehmen freuen, deren mit Kohle angefeuerten Turbinen Strom erzeugen, und die in den letzten Jahren mit Filtern ausgestattet wurden. Die Kosten für diese Aufrüstung können nun über sieben Jahre abgeschrieben werden. Ein Vorteil ist das vor allem für AES und Entergy, Progress Energy und Reliant.

Apropos Filter: Neue Grenzwerte für Schadstoffausstoß legt das Energiegesetz der Bush-Regierung nicht fest. Im Gegenteil, nicht einmal die Autohersteller müssen – wie von vielen gefordert – effizientere Motoren entwickeln. Das ist vor allem dem Abgeordneten John Dingell zu verdanken. Der ist zwar Demokrat, stammt aber aus einem Wahlkreis in Michigan, dem Sitz von GM und Ford.

Es gibt noch mehr Gewinner des neuen Energiekonzepts. Darunter sind Unternehmen, die neu in den Atomsektor einsteigen wollen, darunter General Electric und Dominion Recources. Die erhalten Kreditgarantien über 80 Prozent der Baukosten für neue Kraftwerke und Zuschüsse für anfallende Versicherungskosten. So könnten in den USA schon bald neue Atomkraftwerke entstehen. Einigermaßen bestürzt hatte Bush erst kürzlich festgestellt, dass seit 1973 kein neues Werk ans Netz gegangen sei – warum, schien ihm nicht klar zu sein.

Während Bush und seine Freunde aus Corporate America nun feiernd ins Wochenende gehen, schafft es die Wall Street im Freitagshandel wohl nicht mehr ins Plus. Nachdem das BIP für Q2 erwartungsgemäß unter den 3,8 Prozent des ersten Halbjahres gemeldet worden ist, macht die Börse schlapp – angesichts der jüngsten Rallye ist das aber kein Grund zur Besorgnis.

© Wall Street Correspondents Inc.
Starlight ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31-07-2005, 22:04   #272
OMI
Gründungsmitglied
 
Benutzerbild von OMI
 
Registriert seit: Sep 2000
Ort: Bayern
Beiträge: 82.693
31.07.05 20:49
Das Kapital: Die US-Wirtschaft verblüfft erneut


Es hört sich harmlos an. Aber finanzanalytisch betrachtet, ist die Revision des realen US-BIP-Wachstums zwischen 2001 und 2004 von durchschnittlich 3,1 auf 2,8 Prozent nicht ganz von Pappe, wenngleich selbst das korrigierte Wachstum toll ist. Ein weiteres Thema in diesem Kapital ist die Software AG.

...

http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/:...eut/16472.html
__________________
Schöne Grüße
OMI
OMI ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01-08-2005, 20:53   #273
Starlight
TBB Family
 
Benutzerbild von Starlight
 
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 34.578
Von Schule, Jeans und Häusern

Während die US-Börsen zum Wochenbeginn doch unerwartet stark unter dem Tod des saudi-arabischen Königs Fahd und einem damit einhergehend steigenden Ölpreis leiden, notiert wenigstens ein Sektor recht stabil im Plus: der Einzelhandel. Starke Zahlen und die Hoffnung auf gute Umsätze zum Schulanfang helfen den Aktien.

Zwar sind es noch ein paar Wochen, bis amerikanische Kids wieder die Schulbank drücken müssen. Die ersten Einzelhändler beziffern dennoch bereits ihre möglichen Umsatzzuwächse. Schließlich hat man Erfahrungswerte zu dem alljährlichen Anlass, der vor allem für spezialisierte Einzelhändler längst wie ein Thanksgiving oder Weihnachtsfest im Sommer geworden ist.

Dabei hat sich das Feld der Back-to-School-Profiteure in den letzten Jahren beträchtlich geweitet. Waren es dereinst neben den Einzelhandlesriesen Wal-Mart und Target vor allem Büroartikler wie Staples und Office Depot, bei denen gegen Ende der Sommerferien die Umsätze mit Ringbüchern, Schulranzen, Stiften und Zeichenbrettern kletterten, so spielen die reinen Schul-Artikel heute nur noch eine untergeordnete Rolle.

Viel wichtiger als neue Utensilien sind dem durchschnittlichen Schüler heutzutage ein neuer Computer oder Laptop, gerne auch ein iPod oder das neueste Handymodell, weshalb die Back-to-School-Zahlen für Elektronikketten wie Best Buy oder Circuit City wichtiger werden.

Und während schon das Handy an sich mehr ein Modeartikel als ein Gebrauchsgegenstand ist, gehört der allgemeine Modesektor zu den allergrößten Gewinnern. Tennie-Ausstatter wir Abercrombie & Fitch oder American Eagle Outfitters gehören zu den Gewinnern im späten Sommer, ebenso der Konkurrent Pacific Sunwear.

Anleger sollten bei Teenie-Ketten indes vorsichtig sein, rät Bob Buchannan, der Einzelhandels-Analyst bei A.G. Edwards. Denn nicht jede Kette kommt über mehrere Jahre hinweg gleich gut an:

Da wäre zum einen Hot Topic, ein Teenis-Händler mit Gothic-Image. Der gehörte noch vor zwei Jahren zu den Unternehmen mit dem größten Umsatzschwastum, hat zur Zeit aber Probleme, die jungen Kunden bei der Stange zu halten. Gerade im Sommer kommen die düsteren Kutten nicht an, für den Juli rechnet man mit einem Umsatzeinbruch von 5 Prozent. Neben dem Trend liegt auch The Gap, und zwar schon seit Jahren. „Kaum zu glauben, wie viele Trends The Gap zuletzt verpasst hat“, schüttelt Buchannen den Kopf. Selbst der poppige Ableger Old Navy läuft nicht mehr rund.

Ein weiteres Problemkind der Branche sei Limited Brands, so der Analyst. Während sich dessen Back-to-School-Gewinne früher vor allem auf die Modeketten Limited und Express konzentriert hätten, läuft in den vor allem in Malls beheimateten Läden heute kaum Spannendes ab. Geld mache Limited vor allem mit der Unterwäsche-Tochter Victoria’s Secret und mit dem Kosmetikspezialisten Bath & Body Works.

Neben dem dauernd erfolgreichen Teenie-Marktführer Abercrombie & Fitch ist Buchannen vor allem für einen Sektor optimistisch: Jeans. Je mehr Jeans im Sortiment seien, desto interessanter sei ein Einzelhändler. Immerhin: In diesem Jahr dürften 450 Millionen Jeans über den Ladentisch gehen, der Umsatz mit dem zeitlosen Beinkleid liegt bei 55 Milliarden Dollar.

Doch auch über Jeans hinaus ist Buchannan allgemein optimistisch für die Teenie-Händler. Das habe nicht zuletzt mit dem starken Immobilienmarkt zu tun, wie er anmerkt, auch wenn der Zusammenhang nicht auf den ersten Blick einleuchten mag. Er habe festgestellt, so der Experte, dass mit der Wertsteigerung der Häuser das Tachengeld für die Kinder steige. Seit Beginn des aktuellen Immobilienbooms hätten amerikanische Teenager monatlich zwischen 20 und 30 Dollar mehr in der Tasche, die größtenteils direkt in den Einzelhandel fließen.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
Starlight ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02-08-2005, 20:15   #274
Starlight
TBB Family
 
Benutzerbild von Starlight
 
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 34.578
DaimlerChrysler und „die großen Zwei“

Die Wagen mögen ja manchmal ganz schnittig aussehen, doch wenn die amerikanische Automobilindustrie ein Hauptproblem für die Gewinneinbrüche der letzten Jahre verantwortlich machen kann, dann ist es Trägheit. Es ist lange her, dass die Industrie mit neuen Ideen aufwarten konnte, doch langsam kommen „die großen Drei“ in Schwung.

Interessanterweise kommt der Schwung ausgerechnet von DaimlerChrysler, das für manchen patriotischen Analysten seit Beginn der transatlantischen Partnerschaft gar nicht mehr zu den legendären „großen Drei“ gehört. Es seien nur ja eigentlich nur noch zwei, höhnt Wall-Street-Kolumnist Ken Kurson im aktuellen Esquire-Magazin. Dabei übersieht er, dass es – wie, zugegebenermaßen, nicht zu erwarten war – vor allem der amerikanische Chrysler-Arm ist, der für die jüngsten Gewinne des Konzerns verantwortlich ist.

Wie dem auch sei, die Deutsch-Amerikaner bei DaimlerChrysler haben nicht nur die beiden anderen Branchenriesen General Motors und Ford abgehängt, sie sorgen auch weiter für Schwung im Automobilsektor. Zunächst mit einer neuen Idee, die zugegebenermaßen allzu neu nicht ist. Nach dem Muster der japanischen Konzerne Toyota und Honda nämlich will DaimlerChrysler jetzt seine Werke umrüsten, so dass sich an verschiedenen Bändern mit verschiedenen Werkzeug-Sets nicht mehr nur drei verwandte Fahrzeugtypen herstellen lassen, wie es bisher der Fall war. Vielmehr sollen künftig ganz verschiedene Fahrzeuge aus ein und derselben Fabrik laufen, zunächst aus dem Werk in Belvidere in Illinois, in dem zuletzt Verluste verbucht wurden.

Das Konzept hinter der Umstrukturierung ist einfach: Je mehr Modelle aus einem Werk kommen, desto leichter lässt sich eine Auslastung der Kapazitäten erreichen – angesichts immenser Fixkosten ist das einer der wichtigsten Aspekte in der Branche. Den Planern bei DaimlerChrysler schweben konkrete Zahlen vor: Statt bis zu 240 000 Wagen eines einzigen Modells, die jährlich in einem durchschnittlichen Werk hergestellt werden, müssen künftig nur noch 75 000 bis 100 000 Stück abgesetzt werden, um die Kapazitätsauslastung hoch zu halten.

Angesichts eines Marktes, auf dem alljährlich mehr als hundert neue Fahrzeugmodelle in allen möglichen Klassen erscheinen, ist das ein enormer Vorteil, der schnell Kosten senkt. „Mehrere Milliarden“ werde man über die nächsten Jahre einsparen können, meint Chrysler-Produktionschef Frank Ewasyshyn.

Und dies wiederum ist zur Zeit das A und O der Branche. Das sehen Autokäufer nach wie vor beim Händler. Zwar hat der Branchenführer GM gerade seine spektakulärste Rabatt-Aktion – Mitarbeiterpreise für alle! – ausgesetzt, aber auch nur zugunsten allgemein niedrigerer Autopreise. Ford und DaimlerChrysler, die dem Margen erschütternden GM-Modell nur gefolgt waren, um dessen kurzfristigen Verkaufsvorteil auszubremsen, dürften ihre Aktionen in den nächsten Tagen ebenfalls auslaufen lassen.

Dafür werden vielleicht auch die beiden GM-Konkurrenten die Preise auf breiter Front senken wollen. Das macht Sinn, wie GM anhand einiger Kundenstudien nachvollzogen hat. Danach war ein GM-Modell bei manchem Kunden aufgrund des hohen Grundpreises schon durchgefallen, bevor der sich beim Händler über Spezialrabatte hätte informieren können.

Doch aus welchem Grund auch immer die Hersteller letztlich ihre Preise senken: Wichtig ist vor allem, dass mit den Preisen auch die Kosten fallen. Ein Umsatzplus von sensationellen 42 Prozent im Juni half GM schließlich nicht, einen Rekordverlust einzudämmen. DaimlerChrysler macht den Konkurrenten nun vor, wie mehrere Autos in weniger Werken produziert werden können und könnte damit die ganze US-Branche vor der zunehmenden Konkurrenz aus Asien retten. Wenn’s klappt, darf man auch bei kritischen Beobachtern vielleicht wieder unter den „großen Drei“ mitspielen.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
Starlight ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03-08-2005, 20:46   #275
Starlight
TBB Family
 
Benutzerbild von Starlight
 
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 34.578
Drei Streifen für Amerika

Es kommt nicht allzu oft vor, dass unmittelbar nach der Ankündigung einer Milliarden-Übernahme die Aktien beider beteiligter Unternehmen klettern. Doch am Mittwoch legen Papiere von Reebok um 30 Prozent zu und die – nicht in den USA notierten – Scheine von Adidas um 6 Prozent. Der Optimismus der Anleger ist durchaus begründet.

Schon für flüchtige Beobachter ist klar, dass sich Adidas und Reebok gut ergänzen. Beide Marken sind weltbekannt, beide haben ein eindrucksvolles Star-Aufgebot unter Vertrag, beide haben sich in den letzten Jahrfen erfolgreich im Golf-Bereich verstärkt. Ein Zusammenschluss beider Unternehmen dürfte viel einfacher sein als das bei vielen transatlantischen Mergern der Fall ist, zumal die beiden Marken in ihrer Identität erhalten und nicht einander angepasst werden sollen. So rechnet man bei Adidas bereits ab dem nächsten Jahr mit positiven Auswirkungen des Deals auf die Bilanz.

Bis zu 150 Millionen Dollar könne man jährlich an Kosten sparen, meint Adidas-CEO Herbert Hainer. Er spricht von einem „Meilenstein“ und von einer „einmaligen Gelegenheit, zwei der bekanntesten Sportmarken zusammenzuführen“. Doch das ist Merger-typisches Gerede. Dass die Adidas-Aktie im Handel einen Spurt hinlegt, ist damit noch lange nicht begründet.

Der Grund für den tiefen Optimismus auf beiden Seiten des Atlantik liegt vielmehr in einer Randbemerkung Hainers. „Eins plus eins ist drei“, meint der CEO mit Blick auf die künftige Stärke des neuen Unternehmens. Vor allem in bezug auf den amerikanischen Einzelhandel dürfte er da Recht haben. Gegenüber den großen Sport-Händlern wie Foot Locker haben Adidas und Reebok gemeinsam viel mehr Gewicht in Verhandlungen um Regalfläche. „Das ist“, meint Sport-Analyst John Horan vom Branchendienst Sporting Goods Intelligence. „wie beim Merger von Procter & Gamble und Gillette, die vor allem ihre Position gegenüber Wal-Mart ausgebaut haben.“

Sicher werden Adidas und Reebok auch gemeinsam kaum den Branchenführer Nike vom Podest stoßen, doch kommt man mit einem Marktanteil von rund 20 Prozent der Nummer Eins erstmals recht nahe. Nike hält nach Branchenschätzungen etwa 33 Prozent des auf weltweit jährlich 145 Milliarden Dollar taxierten Marktes.

Nike-Anleger sind angesichts der verstärkten Konkurrenz alles andere als besorgt. Die Aktie klettert im Mittwochshandel um 2 Prozent, nicht zuletzt wegen optimistischer Töne seitens der Analysten. Margaret Mager von Goldman Sachs meint, dass sich das Management von Adidas und Reebok für einige Zeit so stark auf den Merger konzentrieren müsse, dass man im Tagesgeschäft eher schwächeln könnte. Und auch JP Morgan glaubt, dass Adidas vielleicht mit organischem Wachstum besser beraten gewesen wäre als mit einer Akquisition – immerhin habe man ja in den USA zuletzt Marktanteile gewonnen.

Und doch scheint der 3,8 Milliarden Dollar schwere Deal zum aktuellen Zeitpunkt viel Sinn zu machen. Immerhin steht im nächsten Jahr die Fußball-Weltmeisterschaft bevor, bei der Adidas Hauptausrüster ist. Da Fußball in den USA eine Wachstumssportart ist, ist eine möglichst starke Positionierung der Marke zu einem frühen Zeitpunkt wichtig.

Auch in anderen Sportarten fallen die drei Streifen und Reebok immer stärker auf. Aus der Basketball-Liga NBA stehen Allen Iverson und Yao Ming mit dem künftig deutsch-amerikanischen Konzern unter Vertrag. Vor allem letzterer soll im Wachstumsmarkt China helfen, wo in einer aktuellen Umfrage 52 Prozent der Verbraucher Nike für die coolste Marke halten, vor 38 Prozent für Adidas und 15 Prozent für Reebok – gemeinsam liegt man also gleichauf mit dem „Swoosh“. Adidas’ Auftritt als Hauptausrüster der Olympischen Spiele in Peking 2008 könnte die Marke als Nummer Eins in Asien etablieren.

Weitere Wachstumschancen rechnet sich der Konzern derweil im Golf aus, wo man mit dem Adidas-Ableger TaylorMade und der Reebok-Linie Greg Norman gut aufgestellt ist.

Etwas abseits vom Grün sorgen derweil die Rapper Jay-Z (Reebok) und Missy Elliott (Adidas) für den richtigen Beat.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
Starlight ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04-08-2005, 20:49   #276
Starlight
TBB Family
 
Benutzerbild von Starlight
 
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 34.578
Die Konjunktur zwischen Schein und Sein

Unter den vielen Faktoren, die den Handel an der Wall Street täglich bestimmen, sind vor allem die wichtig, die den Verbraucher betreffen. Da wäre zum einen der Ölpreis, der auf die Konsumausgaben drückt, da wären die persönlichen Einnahmen und da wäre – einmal im Monat – der Arbeitsmarkt, über den zum Wochenschluss wieder berichtet wird.

In den Tagen vor dem großen Arbeitsmarkt-Bericht wird viel spekuliert auf dem Parkett. Es gibt wichtige, hochoffizielle Schätzungen über die Zahl der neu geschaffenen Stellen (180 000 für Juli) und die Arbeitslosenquote (5,0 Prozent). Es gibt wöchentliche Erhebungen, die aber nur selten als Indikator für das „big picture“ zu gebrauchen sind (312 000 Erstanträge). Es gibt ferner private Studien, wie die von Challenger Gray & Christmas (7 Prozent weniger Entlassungen im Juli).

Solche Datensätze sind nicht immer unter einen Hut zu bringen, Schlussfolgerungen nur schwer zu treffen. Das liegt einerseits daran, dass manche Studie schon in sich unschlüssig ist. Challenger, beispielsweise, verkauft den Rückgang bei den Entlassungen als gute Nachricht, verweist aber darauf, dass das Niveau saisonal betrachtet dennoch außergewöhnlich hoch ist. Was macht man aus solchen Aussagen? Sind sie optimistisch oder pessimistisch zu interpretieren?

Ein Ansatz, der das Problem höchst unterschiedlicher Messungen erklärt, liegt darin, dass alle Umfragen und auch die offiziellen Datensammlungen der Behörden auf Stichproben beruhen. Und in einem Land, dass immer mehr gespalten ist – politisch wie sozial –, wird es nun einmal immer schwieriger, ein repräsentatives Feld zu finden, dessen Antworten sich zuverlässig hochrechnen lassen würden.

Das beweist eine aktuelle Umfrage vom renommierten Gallup-Institut. Dort hat man eine einfache Frage gestellt: „Wenn Sie das aktuelle Umfeld betrachten, glauben Sie, es ist leicht, einen guten Job zu finden, oder nicht?“

Die Antworten erstaunen: Denn während 39 Prozent der befragten Amerikaner das Umfeld am Arbeitsmarkt positiv betrachten und 58 Prozent eher pessimistisch gestimmt sind, gehen die Meinungen in unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen deutlich auseinander:

Unter den Republikanern nämlich finden ganze 59 Prozent den aktuellen Arbeitsmarkt „gut“, während nur 37 Prozent mit „schlecht“ antworten. Bei den Unabhängigen geben sich 33 Prozent optimistisch, bei den Demokraten nur noch 21 Prozent.

Nicht viel anders ist die Situation aufgeschlüsselt nach dem Einkommen: Unter den Amerikanern mit einem Jahresgehalt von mehr als 75 000 Dollar sehen 48 Prozent einen „guten Arbeitsmarkt“, in der Gehaltsklasse zwischen 30 000 und 75 000 sind es 37 Prozent. Unter denjenigen, die mit 20 000 bis 30 000 Dollar im Jahr nach Hause gehen sind 32 Prozent gut gestimmt, und in der niedrigsten Gehaltsklasse unter 20 000 Dollar sind es nur noch 27 Prozent.

Do drängt sich der Verdacht auf, dass viele besser gestellte Amerikaner die wirkliche Situation am Arbeitsmarkt – und in anderen Bereichen – verkennen und durch ein Wunschbild ersetzen. Das erklärt auch, warum die Wall Street zur Zeit auf dem höchsten Stand seit vier Jahren handelt und dabei nicht nur einen äußerst fragilen Arbeitsmarkt, sondern auch die historisch hohe Verbraucherverschuldung und das steigende Defizit weitgehend ignoriert.

So wird klar, dass sich mit optimistischen Wünschen eine Zeit lang gut leben und sogar Geld verdienen lässt. Allerdings wird der Zeitpunkt kommen, an dem handfeste Zahlen die oft unzuverlässigen Umfragewerte ersetzen. Das wird wohl nicht mit dem Arbeitsmarktbericht am Freitagmorgen stattfinden, der aufgrund statistischer Ungereimtheiten auch nicht das zuverlässigste Instrument zur Messung der aktuellen Job-Situation ist. Doch wird der Moment kommen, und die Börse wird die Folgen spüren.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
Starlight ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05-08-2005, 20:44   #277
Starlight
TBB Family
 
Benutzerbild von Starlight
 
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 34.578
Kein Kurswechsel bei ExxonMobil

Viel Feind, viel Ehr’. Vielleicht ist das der Grundsatz, nachd dem Lee Raymond lebt. Der CEO von ExxonMobil gehört zu den meist geachteten Wirtschaftsbossen in Amerika. Er ist aber auch einer der umstrittensten, denn die Politik seines Unternehmens ist zwar profitabel, aber auch rücksichtslos – selbst im Vergleich zu anderen Öl-Firmen.

Für Raymond selbst dürfte das nebensächlich sein. Wenn der Kapitän zum Jahresende nach zwölf Jahren sein Schiff verlassen wird, dann kann er äußerst zufrieden zurückblicken. Die finanzielle Bilanz ist makellos. Vor wenigen Tagen hat ExxonMobil einen Quartalsgewinn von 7,64 Milliarden Dollar ausgewiesen. Das war der zweithöchste Quartalsgewinn, den je ein Unternehmen bilanzieren konnte, übertroffen wird die Zahl nur noch von… nun ja, ExxonMobil selbst, wo man vor einem Jahr noch mehr verdiente.

Doch führt ExxonMobil nicht nur die Quartalsgewinner-Liste an. Der Öl-Konzern ist gemessen an der Marktkapitalisierung das teuerste Unternehmen der Welt, und laut der jüngsten Forbes-Liste ist ExxonMobil auch der profitabelste Konzern in Corporate America.

Der jüngste Erfolg des Unternehmens ist zwar zum Teil dem hohen Ölpreis zuzuschreiben, doch stammt die ursprüngliche Wachstumsstrategie von Lee Raymond. Der war ursprünglich nämlich Chef von Exxon und kaufte den Konkurrenten Mobil günstig ein, als der Ölpreis bei knappen 20 Dollar lag – seither liegt ExxonMobil an der Spitze der Branche. Die Exxon-Aktie hat sich unter Raymonds Ägide verfünffacht und handelt zur Zeit nahe eines 52-Wochen-Hochs.

„Lee Raymond hat fantastische Arbeit geleistet“, fasst Energie-Analyst Jim Wicklund von der Bank of America zusammen. „In einer sehr zyklischen Branche hat er alle Rekorde gebrochen und die höchsten Renditen eingefahren.“

So ein gutes Zeugnis würden indes nicht alle unterschreiben. Lee Raymond hat viele Kritiker, vor allem unter den Umweltschützern. Dabei sind es nicht nur Aktivisten, die den Öl-Riesen immer wieder kritisieren und zu Boykotten aufrufen. Auch moderate Amerikaner, die andere Konzerne der Öl-Branche für deren Bemühungen um eine verantwortungsvolle Unternehmenspolitik durchaus loben, haben sich gegen die Nummer Eins eingeschossen.

Allerdings fährt ExxonMobil unter Lee Raymond auch einen radikalen Kurs. Nicht nur in eigenen Unternehmensberichten heißt es, dass ein Zusammenhang zwischen dem erhöhten Ausstoß von Treibhausgasen und der globalen Erderwärmung keineswegs bewiesen sei. Auch bei öffentlichen Auftritten vertritt man diese Meinung regelmäßig, ebenso in den Beratungen mit der Bush-Regierung.

Der Regierung hat ExxonMobil wiederholt wissenschaftliche Gutachten vorgelegt, die einen Zusammenhang von Schadstoff-Ausstoß und Klimakrise widerlegen – mehr als 15 Millionen Dollar hat das Unternehmen in den letzten Jahren für solche Untersuchungen ausgegeben, über deren Objektivität außerhalb des Konzern s nur gelacht wird. Konsequenterweise weigert man sich, die Raffinerien mit modernen Filtern auszurüsten oder angemessene Beträge zur Erforschung alternativer Energiequellen zur Verfügung zu stellen, wie das die Konkurrenz und vor allem BP seit Jahren tut.

Vielmehr setzt man sich bei ExxonMobil weiter für den Ausbau der Ölfelder ein und verlangt als einziger amerikanischer Energiekonzern noch immer die Bohrrechte für das Natur- und Tierschutzgebiet in der Arktis. Die Konkurrenz hat dieses Projekt längst abgehakt, nachdem internationale Proteste zu laut geworden waren.

Ein weiterer Anklagepunkt der ExxonMobil-Gegner dreht sich um eine lange zurück liegende Katastrophe: den Untergang der Exxon Valdez im Jahre 1989. Den lokalen Fischern schuldet das Unternehmen noch immer den größten Teil einer längst festgelegten Entschädigung, und trotz jährlicher Rekordgewinne im zweistelligen Milliardenbereich versucht man immer wieder, ganz aus den Verpflichtungen entlassen zu werden.

Den Kritikern wird ExxonMobil nicht dadurch sympathischer, dass all sein Handeln nicht nur von der Öl-verliebten Bush-Regierung sanktioniert wird, sondern dass man im Weißen Haus sogar immer mehr für die Industrie zu tun bereit scheint. Erst vor einer Woche beschloss Washington das neue Energie-Gesetz, in dem nur wenige Punkte irgendetwas mit Umweltschutz oder der Verantwortung gegenüber späteren Generationen zu tun haben. Kernstück des Gesetzes sind vielmehr weitere Steuernachlässe für die Öl-Branche, was ExxonMobil viele Millionen Dollar sparen wird und angesichts des herrschenden Defizits und der Rekordgewinne für die Konzerne völlig unverständlich ist.

Diese wertvollen Ergebnisse enger Beziehungen zu Washington dürften allerdings dafür sorgen, dass Regierung und Öl-Branche auch weiterhin eng zusammenarbeiten werden und ExxonMobil auch in der Zeit nach Lee Raymond seine Politik nicht ändern wird. Davon sind auch die Analysten überzeugt. „Rex Tillerson wird den Kurs nicht ändern“, meint Fadel Gheit vom Brokerhaus Oppenheimer mit Blick auf den aktuellen Präsidenten von ExxonMobil, der wohl Raymonds Nachfolger werden soll.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
Starlight ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05-08-2005, 21:00   #278
Starlight
TBB Family
 
Benutzerbild von Starlight
 
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 34.578
S&P hält Stahlwerte für günstig bewertet
Von Sam Stovall, Chef-Investmentstratege von S&P

...

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...t-1256577.html
Starlight ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08-08-2005, 20:59   #279
Starlight
TBB Family
 
Benutzerbild von Starlight
 
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 34.578
Sparen bleibt "Out"

Jede Medaille hat zwei Seiten. Und manchmal lässt sich eine besser präsentieren als die andere. Beim Wohlstand des durchschnittlichen Amerikaners ist das zum Beispiel so. Der Ami hat nämlich, einerseits, zur Zeit so viel Geld auf der Seite wie nie zuvor – allerdings spart er auch, andererseits, so wenig wie nie zuvor.

Das mag paradox klingen, ist aber dem Immobilienmarkt zu verdanken, dessen explosives Wertwachstum in den letzten Jahren dafür gesorgt hat, dass der durchschnittliche amerikanische Haushalt ein Vermögen von mehr als 400 000 Dollar hat. So weit die gute Nachricht.

Wesentlich schlechter ist aber, dass viele Hausbesitzer mit dem unerwartet hohen Vermögen nicht umgehen können. Immer mehr scheinen ihre Häuser als überdimensionale Bankomaten zu betrachten, aus denen sich beliebig Geld ziehen lässt. Noch nie zuvor haben Hausbesitzer so viele und so hohe Hypotheken auf ihre Häuser gehalten, ausgegeben wird das plötzlich liquide Vermögen für Konsum.

Dabei hat mancher längst den Überblick verloren. „Die steigenden Häuserpreise spielen manchen Leuten vor, sie wären reich und müssten jetzt nicht mehr sparen“, meint Lakshman Achuthan vom Economic Cycle Research Institute. Den Beweis für genau diese Lesart brachte jüngst das Wirtschaftsministerium: Man hat für den Juni eine Sparrate von 0,0 Prozent ermittelt.

So etwas kommt nicht oft vor. Eine Sparrate von 0,0 Prozent gab es überhaupt erst einmal, seit die Statistik vor fast fünfzig Jahren aufgenommen wurde. Auf das Jahr gerechnet kommt das Wirtschaftsministerium auf eine Rate von 1,8 Prozent, was wiederum der niedrigste Stand seit 1934 ist, als Amerika in der Großen Depression steckte.

Doch damit nicht genug: Streng genommen beträgt die Sparrate der Amerikaner nämlich nicht einmal 0,0 Prozent. Die Statistik basiert nämlich auf den Einnahmen, wobei nicht liquide Einnahmen – wie zum Beispiel Einzahlungen in Rentensparpläne – mitgezählt werden. Die stehen aber nicht wirklich zur Verfügung, womit der durchschnittliche US-Verbraucher zur Zeit sogar etwas mehr ausgibt als er verdient.

Der jüngste Anstieg bei den Bestellungen langlebiger Güter rechtfertigt die gefährliche Tendenz übrigens nicht. Zwar haben die Amerikaner in den vergangenen Wochen so viele Autos gekauft wie nie. Doch hatte das Wirtschaftsministerium bereits vor Einführung der umsatzsteigernden Mitarbeiter-Rabatte eine Sparrate von gerade einmal 0,4 Prozent gemessen. Damit würden pro 100 verdienten Dollar gerade einmal 40 Cent gespart.

Diese niedrigen Raten machen Volkswirtschaftlern Sorgen. Sicher, kurzfristig kurbelt der Konsum die Wirtschaft an – egal, woher das Geld kommt. Langfristig aber wird das Spiel nicht aufgehen. Vor einer „gefährlichen Situation“ warnt Dean Baker , Direktor beim Center for Economic and Policy Research. „Die Wirtschaft hängt davon ab, dass die Leute weiter wie verrückt kaufen. Wenn jeder diesen Text lesen und danach zu sparen anfangen würde, würden wir eine Rezession rutschen.“

Dabei braucht es noch nicht einmal eine große Welle des Umdenkens, um eine Krise auszulösen. Allein stagnierende oder langfristig wieder fallende Hauspreise könnten den Verbraucher gehörig unter Druck setzen. Wenn zudem in den nächsten Jahren die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen und die Abzüge aus den Kassen größer werden, wird sich die Statistik zudem verschieben. Einzahlungen in die Kassen zählen nämlich mit zum Einkommen, Bezüge hingegen nicht. Negative Sparraten dürften damit bald zum Alltag gehören.


Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
Starlight ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09-08-2005, 20:32   #280
Starlight
TBB Family
 
Benutzerbild von Starlight
 
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 34.578
Übertriebene Inflationsangst

Nimmt in den USA der Inflationsdruck zu oder nicht? Am Tag der Notenbankentscheidung spielt das Thema Preissteigerungen auf dem Parkett der New Yorker Aktienbörse die Hauptrolle. Nicht zuletzt wegen des überraschend starken Anstiegs der durchschnittlichen Stundenlöhne im Juli, rechnen Börsianer mit keinem Ende der Zinsanhebungen.

Die Notenbank dürfte um 20:15 Mez den Leitzins erneut um 25 Basispunkte anheben. „Eine langweiliges Ereignis“, meinen die Volkswirte von Goldman Sachs. Mit großen Überraschungen sei kaum zu rechnen. An der Formulierung der Presseerklärung dürfte sich nicht ändern. Mit Hinweisen auf ein mögliches Ende der Zinsanhebungsrunde sollten Börsianer jedenfalls nicht rechnen. Vielmehr dürfte die robuste Konjunktur stärker hervorgehoben werden.

Goldman Sachs geht davon aus, dass die Leitzinsen bis zum Frühling auf 5 Prozent steigen werden. Der Leitzins beträgt aktuell noch 3,25 Prozent. Das robuste Wachstum, gekoppelt mit einer niedrigen Arbeitslosenquote und steigenden Stücklohnkosten setzen Alan Greenspan unter Druck.

Steigende Renditen bei kurzlaufenden Anleihen, gekoppelt it sinkenden Renditen bei den Langläufern, dürften ab dem zweiten Halbjahr 2006 zu einer umgekehrten Zinskurve führen. Eine düstere Prognose, bedenkt man, dass es noch keine eindeutigen Zeichen aufkommender Inflation gibt.

Es kann durchaus sein, dass der überraschende Anstieg der durchschnittlichen Stunden nur ein Ausrutscher war. So fasst dann auch zumindest der Aktienhandel nach Veröffentlichung der jüngsten Inflationsdaten wieder Mut.

Die Produktivität kühlt sich mit einem Wachstum von 2,2 Prozent im zweiten Quartal zwar ab, signalisiert aber ebenfalls langsamer steigende Lohnstückkosten. Stieg dieser wichtige Inflationsindikator im ersten Quartal noch um 3,6 Prozent, liegt die Steigerung im jüngst abgelaufenen Quartal bei nur noch 1,3 Prozent.

Bedenkt man, dass der Ölpreis seit Jahresanfang knapp 50 Prozent zugelegt hat, halten sich die inflationären Trends doch ziemlich in Grenzen. Wächst das BIP im dritten Quartal tatsächlich um mindestens 4,5 Prozent, ist die Kuh sicher nicht vom Eis. Mit nachhaltig aufkommender Inflation ist vorerst aber dennoch nicht zu rechnen.

Schon heute von einer umgekehrten Zinskurve zu sprechen, kommt reine Spekulation gleich. Sollte der Immobilienmarkt zwischenzeitlich abkühlen, wovon auszugehen ist, gibt es keinen Grund den Leitzins auf bis zu 5 Prozent zu schrauben.


Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
Starlight ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10-08-2005, 20:19   #281
Starlight
TBB Family
 
Benutzerbild von Starlight
 
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 34.578
Bigamie a la Wall Street

Wie wird diese Schlacht wohl ausgehen? Werden die robusten Wirtschaftsdaten die Trends an der Wall Street dominieren oder geben letztendlich doch die steigenden Leitzinsen die Richtung an?

Wer mit seinem Investment garantiert richtig liegen, sollte auf die Investment Bank Morgan Stanley hören. Auf gleich zwei Hochzeiten tanzend, sind die dortigen Aktienstrategen bei Bullen und Bären prominent vertreten. Was wie Bigamie aussieht, nennt man in Fachkreisen auch Hedging. Einer der Aussagen wird schon zutreffen, egal wohin das Börsenpendel ausschlägt.

„Mein revidiertes Bewertungsmodell zeigt, dass der Aktienmarkt rund 20 Prozent unterbewertet ist”, so Byron Wien. Und trotzdem bleibt der US-Aktienstratege der Investment Bank im Lager der Skeptiker. „Auch im zweiten Halbjahr dürfte der amerikanische Aktienmarkt Schwierigkeiten haben die Gewinne auszubauen“, heisst es weiter. Die Schlacht zwischen der robusten Konjunktur und den gleichzeitig steigenden Leitzinsen dauert an und ist noch nicht entschieden. Wenig Hilfreich ist auch das hohe Mass an Optimismus.

An nur dieser Stelle scheint man sich im eigenen Hause einig zu sein. „Der Aktienmarkt muss die jüngsten Kurssteigerungen und den überhöhten Optimismus erstmal verdauen”, meint der US-Aktienstratege Henry McVey. Ist dieser Prozess erstmal abgeschlossen, sollen die Karten für das zweite Halbjahr jedoch rech gut stehen.

Was die Kapitalinvestitionen von Corporate Amerika betrifft, sei mit einem deutlichen Anstieg zu rechnen. Auch die verkündeten Quartalszahlen liegen meist über den Schätzungen der Wall Street. Ein echter Optimist, könnte man meinen. Und doch liegt sein Kursziel für den S&P 500 Index nicht einmal 1 Prozent über dem aktuellen Niveau. Eine Messlatte, die durchaus übertroffen werden könnte, zieht McVey Bilanz.

So ist das Leben an der Börse: Ratschläge sind meistens mehr Schläge als Rat. Überlassen wir es doch einfach dem Aberglaube. Schliesslich steht der September vor der Tür und damit ein ausgesprochen gefährlicher Börsenmonat. Der Monat brachte dem S&P 500 und Dow Jones Index in den vergangenen 52 Jahren die größten Verluste ein. In 65 Prozent der Fälle ging es in dieser Phase beim Dow Jones abwärts. Was in der Kehrtwende bedeutet, dass es in 35 Prozent der Fälle anders kam.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
Starlight ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10-08-2005, 23:22   #282
Starlight
TBB Family
 
Benutzerbild von Starlight
 
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 34.578
ATTACKE AUF ANALYSTEN

Finanzvorstände auf Rachefeldzug


Von Marc Pitzke, New York

Ein Fall von Analysten-Mobbing erschüttert die US-Börsen. Der Chip-Hersteller Altera untersagte einem unliebsam-kritischen Beobachter jeden weiteren Kontakt zur Firma. So etwas kommt immer öfter vor - viele Analysten klagen über den Druck der Konzerne.

...

http://www.spiegel.de/wirtschaft/att...-a-368753.html
Starlight ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11-08-2005, 21:07   #283
Starlight
TBB Family
 
Benutzerbild von Starlight
 
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 34.578
Sexy lohnt sich nicht

Es ist Sommer, und die Röcke werden kürzer – bisweilen auch am Arbeitsplatz. Aufklärung hin, Emanzipation her, immer noch versucht so manche ehrgeizige Frau in der Karriere ein wenig schneller voranzukommen. Ob das moralisch vertretbar ist oder nicht, sei einmal dahingestellt. Funktionieren tut das Konzept jedenfalls nicht.

Sex sells? – Das kann schon sein, aber nicht am Arbeitsplatz. Und auch nicht im Umfeld einer karriere-fixierten TV-Show. Viele Zuschauer wunderten sich nach den ersten Folgen der Donald-Trump-Show „The Apprentice“ über den Chef. Der hatte nämlich für einige Management-Aufgaben ein Männer- gegen ein Frauen-Team antreten lassen. Die Herren der Schöpfung verloren vier Mal in Folge, nicht zuletzt, weil die Kostüme der Damen von Folge zu Folge immer knapper wurden und das Team so mehr Eis verkaufen und mehr Kunden für andere Ventures gewinnen konnte.

Nur nicht prüde sein, mag daher nach ein paar Wochen die erste Lektion für manche Zuschauerin gewesen sein. Doch dann kam Trump. Und ausgerechnet der größte Macho in Corporate America, der mittlerweile zum dritten Mal mit einem Model verheiratet und Mit-Besitzer des „Miss Universe“-Wettbewerbs ist, machte dem sexy Treiben ein Ende. Er rate ihnen, so Trump zu den Damen, nicht länger auf die Sex-Karte zu setzen. Der Schuss könne schnell nach hinten losgehen.

Und genau das haben nun Wissenschaftler an der Tulane University in New Orleans (US-Bundesstaat Louisianna) bewiesen. Ihre Erkenntnis: Frauen, die sich im Berufsleben gerne sexy geben und auch mal mit dem Kollegen oder dem Chef flirten, werden weniger häufig befördert und verdienen weniger Geld als die züchtigen Mitarbeiterinnen.

Das ganze in Zahlen: 49 Prozent der von den Forschern befragten Frauen haben zugegeben, hin und wieder die Sex-Karte gespielt zu haben, mal über eine ausgedehnte Rückenmassage für den Chef, mal über eine mehr oder wenig eindeutigen Email, immer wieder aber auch nur über aufreizend knappe Kleidung.

Die Gruppe dieser Frauen berichtete im Durchschnitt über zwei Beförderungen und befand sich in der Gehaltsklasse größtenteils zwischen 50 000 und 75 000 Dollar.
Die 51 Prozent der Befragten, die sexy Verhalten am Arbeitsplatz in jeder Form ausschließen, waren hingegen im Schnitt drei Mal befördert worden und befanden sich in der Gehaltsklasse zwischen 75 000 und 100 000 Dollar.

Der Leiter der Studie, Professor Arthur Brief, zieht eine klare Bilanz: „Sex am Arbeitsplatz zahlt sich nicht aus“, so der Experte. Jedenfalls nicht finanziell.


Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
Starlight ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12-08-2005, 21:16   #284
Starlight
TBB Family
 
Benutzerbild von Starlight
 
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 34.578
Zuviel Werbung für einen Fuß

Werbung tut weh, jedenfalls wenn einem die fast 500 Seiten starke „Vanity Fair“ auf den Fuß fällt, wie mir gestern am Flughafen. Geschätzte 300 Seiten in dem Mode- und Reportageblatt promoten Klamotten und anderen Kommerz, dem Magazin scheint es gut zu gehen. Am Freitag beschäftigt Werbung indes nicht nur meinen Fuß, sondern auch die Wall Street.

Gleich zwei Unternehmen melden zum Wochenschluss eigenartiges aus dem PR-Department. Da wäre zunächst der Einzelhändler Target. Dessen Name spiegelt sich im Unternehmenslogo wider, einer rot-weißen Zielscheibe. Doch so gezielt wie sonst will man in der letzten August-Woche nicht werben, vielmehr feuert Target eine Breitseite auf den Verbraucher ab, interessanterweise auf den intellektuellen.

Das hoch angesehene Magazin „New Yorker“ nämlich wird in seiner Ausgabe vom 22. August außschließlich Target-Anzeigen drucken – der Einzelhändler und größte Wal-Mart-Konkurrent ersetzt sogar die regelmäßig geschalteten kleinen Anzeigen von Restaurants und lokalen Dienstleistern, die sich gewöhnlich im hinteren Teil des Heftes drängen.

Dass Abonnenten des „New Yorker“ von so viel Werbung für einen einzigen Konzern abgeschreckt werden, ist nicht zu befürchten. Immerhin ist die Kampagne genau auf die kunst- und kulturinteressierte Leserschaft abgestimmt: Die 17 bis 18 ganzseitigen Anzeigen wurden von ebensovielen Künstlern entworfen, die sich nur an wenige Auflagen halten mussten und weitgehend der Fantasie freien Lauf lassen konnten: Allein ein Bezug zu New York war gewünscht, die Verwendung des Target-Logos, sowie des gemeinsamen Erscheinungsbildes wegen die ausschließliche Verwendung der Farben rot, weiß und schwarz.

Prominente Zeicher wie Milton Glaser, Robert Risko und Ruben Toledo haben sich der Herausforderung gestellt. Zu den Motiven gehören ein auf Manhattan gerichteter Target-Schuh in Anlehnung an die Brooklyn-Bridge, ein Dog-Walker oder ein überdimensionales Ring-Werfen, bei dem die Target-Scheiben über stilisierte Wolkenkratzer downtown fliegen.

Es ist davon auszugehen, dass der „New Yorker“ erstmals in seiner 80-jährigen Geschichte Kunden findet, die das Blatt wegen der Werbung kaufen, immerhin sind solcherlei Sonderausgaben stets beliebte Sammlerstücke. Insofern ist die Kampagne auch eher als Image- denn als Direktkampagne zu verstehen. Schließlich betreibt die Kette noch nicht einmal einen Laden in Manhattan, lediglich in Brooklyn, Queens und der Bronx gibt es fünf Filialen und weitere im Einzugsbereich von New Jersey und Long Island.

Während Target durch seine Aktion mehr Aufmerksamkeit erregen will, strebt man anscheinend bei Pfizer das Gegenteil an. Der Pharma-Gigant will seine Werbung entschärfen und sachlicher gestalten, vor allem für den wichtigsten Umsatzbringer Viagra. Zwei Gründe werden am Freitag angeführt: In Zeiten immer schärferer Jugendschutzbestimmungen will man ein Erektionsmittel nicht allzu publik anpreisen, und zudem plane die FDA eine genauere Überwachung der Branchenwerbung.

Die sei nämlich in vielen Fällen irreführend, wie die Zulassungsbehörde regelmäßig anmerkt. Pharmazeuten priesen ihre Produkte zu reißerisch an und hielten Nebenwirkungen zurück, obwohl die Ausweisung solcher Begleiterscheinungen strikt vorgeschrieben ist.

Was ganz aus dem Pfizer-Konzept verschwinden soll – und nach Verbraucherprotesten wohl bald aus anderen Pharma-Werbungen – ist der Hinweis: „Fragen Sie Ihren Arzt nach…“. Häufig ist dieser Satz in amerikanischen Spots der Gipfel einer Heile-Welt-Bildfolge, in der die zu behandelnde Krankheit gar nicht angesprochen wird. Dass die FDA eine solche Werbung nach ihrer aktuellen Einsichtnahme in die Problematik vermutlich ohnehin verboten hätte, mindert Pfizers Aktionismus nicht. Im Gegenteil: Der Pharmazeut geht einen Schritt weiter und will künftig Aufklärungs-Sports senden, die Verbrauchern von überhöhtem Medikamentenverbrauch – vor allem bei Krankheiten wie Depressionen – abraten.

Meinem werbe-geplagten Fuß indes hilft das nicht, auch rechtfertigt der blaue Zeh noch keine Schmerztablette. Als Reaktion auf mein Missgeschick wäre höchstens noch wünschenswert, dass irgendein zuständiger Branchenverband die erlaubte Werbe-Menge einschränkt, so dass auch Mode-orientierte Magazine wieder unter drei Pfund ausgeliefert werden können.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
Starlight ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15-08-2005, 20:31   #285
Starlight
TBB Family
 
Benutzerbild von Starlight
 
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 34.578
Wal-Mart ist immer billig - auch an der Börse

Der Werbespruch von Wal-Mart ist verführerisch einfach: „Immer kleine Preise“, heißt es über den weltgrößten Einzelhändler. Zu dumm: Nicht nur Kunden, sonden auch Aktionäre des Unternehmens können davon ein Lied singen. Denn nicht nur Fahrräder und Ginger Ale sind billig, sondern auch die Wal-Mart-Papiere.

Am Montagmorgen notiert die Aktie des Einzelhandels-Giganten bei 48,70 Dollar und damit genau 30 Cent unter dem Stand von vor fünf Jahren. In der Zwischenzeit pendelte das Papier zwischen einem Tief von 44 Dollar und einem Hoch im März 2002 von 63,55 Dollar – das ist ein dürftige Bilanz, vor allem gemessen an der Performance zahlreicher Konkurrenten.

Die Aktie von Target hat sich in den letzten fünf Jahren von 26 Dollar auf 56 Dollar fast verdoppelt, und JC Penney ist von 15 Dollar auf 52 Dollar geschossen. Auffällig an den Charts der jeweiligen Aktien ist, dass Target und JC Penney seit Jahren einen recht stabilen Aufwärtstrend zeigen, während Wal-Mart mal flach handelt und mal – zuletzt seit gut 18 Monaten – weitgehend ungebremst fällt.

Zahlreiche Analysten haben daher immer wieder erklärt, dass Wal-Mart ein Schnäppchen sei – an der Börse noch mehr als an der Kasse. Zuletzt meinte Oppenheimer-Analyst Bernard Sosnick in der vergangenen Woche: „Wal-Mart ist so groß und hat eine so starke Kaufkraft, dass man die Preise dauerhaft niedrig halten kann.“ Das würde langfristig wieder mehr Kunden anziehen und Wachstum bringen – für Umsatz und Aktie.

Gerade der Umsatz hätte mehr Wachstum dringend mötig. Die Wachstumsstatistik für die letzten Jahre fällt steil ab. Stand das Umsatzplus 1999 noch bei 9 Prozent, wies man 2000 noch knapp 8 Prozent aus, in den beiden Folgejahren waren es 6 Prozent, 2003 schließlich 5 Prozent, 2004 nur noch 4 Prozent, und in diesem Jahr sollen es wie im vergangenen noch etwa 3,5 Prozent werden. So jedenfalls die aktuellsten Zahlen vor der Quartalskonferenz des Einzelhändlers, der am Dienstag vermutlich ein Update liefern wird.

Allzu viel neues erhoffen sich Experten indes nicht. Denn Wal-Marts größtes Problem, so glauben viele, ist mangelnde Flexibilität in der Produktauswahl und ein zu strenger Fokus auf eine Kundenschicht, die man als „das Herz Amerikas“ bezeichnet. Diese Kundengruppe hat nämlich immer weniger frei verfügbares Einkommen auszugeben, was nicht zuletzt an den hohen Energiepreisen liegt. Die strenge Niedrigpreispolitik hat es Wal-Mart bisher aber unmöglich gemacht, in neue Kundensegmente vorzudringen, vor allem in den Mittelstand. Andere haben das geschafft.

Der größte Konkurrent Target, zum Beispiel, bietet seine Klamotten im Schnitt 14 Prozent teurer an als Wal-Mart, hat aber dafür attraktive Stücke von namhaften Designern wie Isaac Mizrahi im Angebot. Ein Gewinnwachstum von 50 Prozent im abgelaufenen Quartal schreibt Target vor allem dem Erfolg solcher gefragter Produkte zu. Zum Vergleich: Bei Wal-Mart verirrt sich nur ein Drittel der Kunden überhaupt in die Modeabteilung, deutlich weniger kaufen dort ein.

Doch nicht nur im Modebereich gelingt es Target, ein besser betuchtes Publikum abzusprechen als der selbst ernannte Billigheimer aus Arkansas. Die breite Kundenstatistik spricht eine deutliche Sprache. Während Wal-Mart alle Altersgruppen anspricht, konzentriert sich Target auf den Sektor der ausgabefreudigeren Generation zwischen 25 und 34 Jahren. Der durchschnittliche Wal-Mart-Kunde verdient weniger als 50 000 Dollar im Jahr, der durchschnittliche Target-Kunde macht mehr als 50 000 Dollar und hat eine höhere Schulausbildung.

Dass Wal-Mart außer für billige Preise für Massenklagen wegen Diskriminierung von Frauen und Minderheiten am Arbeitsplatz bekannt ist, und dass der erhebliche Preisdruck auf Zulieferer oft fatale Folgen für kleine Unternehmen hat, dass fast alle Wal-Mart-Produkte bekanntlich aus China importiert werden und jeder neue Laden zahlreiche alteingessesene lokale Einzelhändler in den Ruin treibt, hilft dem Konzern auch nicht. Und doch dürfte ein ganz anderes Problem noch schwerweigender sein:

Wal-Mart wächst weiter, eröffnet ständig neue Filialen – allein 200 sollen in diesem Jahr in den USA hinzukommen. Viele liegen so nahe an bereits eingeführten Läden, dass sich kannibalisitsche Effekte nicht vermeiden lassen. Umso mehr rechnen Analysten mit einem Durchbruch für die Aktie, wenn sich künftig mehr Aktivitäten im Ausland abspielen, vor allem im Wachstumsmarkt China. Trotz erster Erfolgsgeschichten aus dem Raum ist indes noch lange nicht sicher, ob Wal-Mart in China eine ähnliche Erfolgsgeschichte werden kann wie in der amerikanischen Heimat. Allein auf den Konsum der Asiaten zu bauen, dürfte also zu wenig sein, um Anleger wieder anzulocken.

So zeichnet sich eines wiederum ab: Unabhängig von Ergebnissen und Prognosen bei der morgigen Quartalskonferenz dürfte es das Wal-Mart-Papier schwer haben, im Handel durchzustarten.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
Starlight ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Es ist jetzt 16:24 Uhr.


Powered by vBulletin® Version 3.8.4 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.
Sie haben dieses Thema bewertet: