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Alt 06-10-2005, 20:26   #331
Starlight
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Amerikas CEOs werden pessimistisch
Die erstaunlichste Zahl des Tages lautet 4,0 Prozent. So stark sind die Umsätze im amerikanischen Einzelhandel im September gestiegen, wie der Branchenverband ICSC mitteilt. Das ist besser als erwartet – vor allem nach Hurrikans und hohen Öl- und Benzinpreisen –, doch bewegt sich die Wall Street nur zaghaft ins Grüne.

Zu größeren Gewinnen, selbst nach zwei äußerst schwachen Tagen, haben die US-Börsen aber auch keinen Grund. Denn einerseits sind die Einzelhandelsdaten äußerst durchwachsen. Neben überraschend starken Gewinnern wie den Branchenriesen und den Discountern, gibt es nämlich durchaus Enttäuschungen, zum Beispiel aus dem Modebereich und aus den Läden, die überwiegend in Malls angesiedelt sind.

Zum anderen haben ja auch nicht alle Umsätze unter den Hurrikans gelitten. Während die Baumärkte vor allem dank Katrina und Rita massenweise Kunden fanden, gingen bei anderen Läden Lebensmittelkonserven, Trinkwasser und Batterien weg wie nie. Diese Faktoren werden schon im nächsten Monat wieder aus den Bilanzen verschwinden, entsprechend dürften die Zahlen wieder sinken.

Und noch eine schlechte Nachricht: Selbst wenn die Einzelhandeslumsätze zur Zeit überraschend stark gemessen werden, werden immer mehr Käufe per Kreditkarte getätigt. Und das sorgt langfristig für Probleme, der Verschuldungsgrad der Amerikaner ist so hoch wie nie zuvor in der Geschichte. Der Verbraucher wird seine Ausgaben folglich bald reduzieren müssen, ob er will oder nicht.

Freiwillig kürzer treten tun derweil die Unternehmen. Zu diesem Urteil kommt der Business Roundtable, ein Runder Tisch der führenden CEOs aus Corporate America. Die nennen die Auswirkungen der Hurrikans „bedeutend, wenn auch nicht überwältigend“. Dazu einige Zahlen. Katrina und Rita haben 145 000 Unternehmen angegriffen oder zerstört, was 1,7 Prozent der US-Unternehmen entspricht. 2,4 Millionen Jobs sind betroffen, und damit 1,9 Prozent des Arbeitsmarktes, sowie 76 Milliarden Dollar an Löhnen und Gehältern, etwa 1,5 Prozent der US-Menge.

Die Folgen der Unwetter – und der hohen Rohstoffpreise – bekommen indes zwei Drittel der US-Unternehmen zu spüren, wie der Business Roundtable ermittelt hat. Die meisten CEOs rechnen damit, dass ihr Geschäft zwischen drei und zwölf Monaten eingeschränkt sei. Außer den offensichtlichen Gründen führen sie auch Schwierigkeiten bei betroffenen Zulieferern an sowie Schäden an der Infrastruktur, die vor allem den Import und Export über die Golf-Häfen betreffen.

Die Konsequenzen sind klar: Die Unternehmen rechnen mit geringeren Umsätzen, und folgferichtig schränken sie zunächst ihre Ausgaben ein. Hatten vor dem Sturm noch 54 Prozent der CEOs erklärt, die Kapitalinvestitionen in den nächsten sechs Monaten erhöhen zu wollen, sind es jetzt nur noch 40 Prozent. Damit ist eine jüngste Einschätzung der Fed hinfällig: Die Notenbanker hatten nach der Katastrophe an der Golfküste beruhigend erklärt, dass höhere Kapitalausgaben die schwächeren Verbraucherausgaben auffangen würden, wenn diese zu sehr unter hohen Energiepreisen litten.

Solche Ungereimtheiten wiederum haben die CEOs nun in ihrer aktuellen Umfrage über den Konjunktur-Optimismus berücksichtigt. Der Index fällt von 95,9 Punkten vor dem Sturm auf nur noch 88,2 Punkte. Das Wirtschaftswachstum für 2005 prognostizieren die Chefs nur noch mit 3,3 Prozent statt der bisherigen 3,5 Prozent.

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Alt 07-10-2005, 20:49   #332
Starlight
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Die Terror-Aktien steigen

Terror-Alarm in New York! Das hört sich wieder einmal schlimmer an, als es ist. Die Warnungen, die dem FBI gegen das New Yorker U-Bahn-System vorliegen, sind zwar ein Thema auf dem Parkett, lösen aber keine größere Unruhe aus. Die Bevölkerung hat sich mit der ständigen Bedrohung arrangiert – die Börse auch.

Dabei ist am Freitagmorgen doch mancher Händler ins Schwitzen gekommen, als CNN die neuesten Nachrichten aus der U-Bahn bekannt gegeben hatte. Um 9.30 Uhr (Ortszeit, 15.30 MESZ) riegelten die Cops weite Teile von Penn Station ab, dem wichtigsten Bahnhof und U-Bahn-Umsteigeplatz, durch den eine Stunde zuvor noch die meisten Broker persönlich geeilt waren.

Die Schließung des Bahnhofs, durch den täglich 600 000 Passagiere abgefertigt werden, war die Folge der Entdeckung einer Pepsi-Flasche mit einer zunächst unbekannten grünen Flüssigkeit. Tests ergaben später, dass es sich um einen ungefährlichen Mix aus grüner Farbe und Natronlauge gehandelt hat. Experten der Polizei gehen davon aus, dass sich jemand „einen Streich erlaubt“ hat. Entsprechend wurde der Bahnhof gleich wieder freigegeben, abgesehen von etwa hundert Quadratmetern, auf denen Spezialisten nun nach Spuren suchen.

Damit bleibt die allgemeine Gefahr bestehen, was allerdings nicht völlig neu und unerwartet ist. Das New Yorker U-Bahn-System mit täglich 4,5 Millionen Passagieren galt seit Jahren als einer der anfälligsten Punkte für einen weiteren Terroranschlag, und die Alarmstufe in New York ist seit dem 11. September 2001 ohnehin „orange“.

“Ich fühle mich nicht hundertprozentig sicher, um ehrlich zu sein“, meinte am Freitagmorgen eine Frau in der U-Bahn, die den Weg zur Arbeit ebenso antrat wie eine New Yorkerin, die von CNN zitiert wird: „Manchmal ist es schon ein mulmiges Gefühl, diese Treppen (in die U-Bahn, Anm. d. Verf.) hinunterzugehen.“ Eine Wahl haben die meisten indes nicht. Und auch wer eine hatte – wie beispielsweise der New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg – nutzte sie nicht, Bloomberg selbst nahm am Morgen die grüne Bahn mit der Nummer 4, um vom Frühstück in der Residenz Gracie Mansion ins Rathaus nahe der Wall Street zu gelangen.

So bleibt in New York zum Wochenschluss alles beim alten – Terror-Warnungen hin oder her. Die U-Bahnen werden weiter mit mehr Polizei kontrolliert als in einer normalen Woche, und an der Wall Street gibt es eigentlich nur eine Reaktion auf die neuesten Meldungen: die Sicherheits-Aktien steigen.

Die Aktie von Digital Recorders klettert im frühen Handel um 11,5 Prozent. Das Unternehmen stellt Videoüberwachungssysteme für Nahverkehrsnetze her. Der Konkurrent Global E-Point verbessert sich um 5,5 Prozent, MDI Inc. Um 14 Prozent.

Um jeweils rund 4 Prozent verbessern sich die Papiere von Isonics und Magal Sevurity Systems, die beide Geräte zur Ortung von explosiven Stoffen herstellen. Solche gehören längst in die New Yorker U-Bahn, die allerdings baulich kaum Möglichkeiten zu deren Einsatz bietet. Nicht zuletzt deshalb beschränkt sich die Polizei weiterhin darauf, stichprobenhaft Taschen von Passanten zu kontrollieren, was natürlich nicht die zuverlässigste Methode ist.

Vom Sicherheits-Kaufrausch profitieren im Freitagshandel auch einige Aktien, die nur am Rande mit der aktuellen Bedrohung zu tun haben. Darunter sind der Pfefferspray-Hersteller Mace, der auch Auto-Alarmanlagen herstellt, und Identix, der Hersteller von biometrischen Systemen.

Auch das beweist, dass die Wall Street ihren gewohnten Gang geht. Man kauft auf recht breiter Basis, ohne sich allzu sehr um Details zu kümmern. Am Nachmittag werden zahlreiche Broker durch die Penn Station nach Hause fahren, dann werden sie der Stadt für das Wochenende wohl fernbleiben. Und am Montag, wenn nichts passiert, haben sie das Terror-Theater schon wieder vergessen.

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Alt 10-10-2005, 07:04   #333
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US-Berichtssaison: Die Latte liegt hoch
von Detlev Landmesser

Ab Montag öffnen die großen US-Konzerne wieder ihre Bücher zum abgelaufenen dritten Quartal. Trotz der jüngsten Wirbelstürme und deutlich gestiegener Energiepreise erwartet der Markt viel von den Unternehmen.


Zuletzt war wieder öfter die Hoffnung von Marktexperten zu hören, dass die meisten Bilanzen den Markt positiv überraschen werden. Das liegt zum einen an den jüngsten Konjunkturdaten, die die Hurrikan-Schäden in den US-Südstaaten weniger hoch erscheinen ließen als zunächst befürchtet. Zudem gab es im Vorfeld der Berichtssaison nur wenige marktbewegende Gewinnwarnungen.

Gewinnwachstum 17,8 Prozent?
Doch die Latte liegt hoch: Laut dem viel beachteten Informationsdienst Thomson Financial schätzen die Analysten, dass die Unternehmen im S&P 500 ihre Gewinne im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um durchschnittlich 17,8 Prozent gesteigert haben. Zu Anfang des Quartals hatten die Schätzungen noch ein Gewinnwachstum für "Q3" von 15,1 Prozent prognostiziert – trotz des Energiepreisanstiegs und trotz "Katrina" und "Rita" hat der Optimismus also noch zugenommen.

Für positive Überraschungen scheint da wenig Raum, was die "offiziellen" Analystenschätzungen betrifft. Allerdings reagieren diese Durchschnittswerte naturgemäß schwerfälliger auf das rasch wechselnde Umfeld als die Börse selbst. So ist anzunehmen, dass die aktuellen Erwartungen des Marktes, die "Flüsterschätzungen" genannt werden, ingesamt darunter liegen.

Traditionell macht der Aluminiumriese Alcoa am Montagabend den Anfang. Am Dienstag folgen die die Quartalszahlen von Apple. Den ersten Höhepunkt stellt am Freitag die Quartalsbilanz des Mischkonzerns General Electric dar, dessen Ergebnisse weithin als Stimmungsbarometer für die Entwicklung der US-Wirtschaft gelten. Für die Dax-Konzerne startet die Saison erst am 20. Oktober, wenn SAP seine Bücher öffnet.

Bricht der Gewinntrend 2006 ab?
Auf längere Sicht sind übrigens auch viele Wall-Street-Auguren vorsichtig. Immerhin sind die US-Unternehmensgewinne seit Ende 2001 im Schnitt jährlich um 15 Prozent gestiegen. Dieser Trend werde sich 2006 abschwächen oder gar enden, erwarten viele Experten. Sie verweisen dabei auf die gestiegenen Energiekosten, die nachlassende Produktivität und die straffe Geldpolitik der US-Notenbank.

Dazu könnte auch eine schwindende Konsumnachfrage angesichts der hohen Verschuldung und der angespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt kommen. Sollte der Aktienmarkt diesem Szenario folgen, würde die von manchen erhoffte Jahresendrally diesmal ausfallen.

Quelle: ARD online
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Alt 10-10-2005, 19:14   #334
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Chancen und Risiken der Ertragssaison

An diesem Montag feiert New York den „Columbus Day“, doch ist manchem gar nicht zum Feiern zumute. Inflationssorgen, Unternehmenspleiten, Hurrikans, Milliardendefizit… würde der gute Kolumbus heute im Hafen von New York einlaufen, würde er wohl gleich wieder kehrt machen.

Nun, in dieser Woche soll sich so manches ändern. Wenigstens an der Wall Street soll es wieder aufwärts gehen – immerhin hat das vierte Quartal begonnen, und das ist istorisch gesehen das stärkste Vierteljahr, nicht zuletzt dank des Weihnachtsgeschäfts in einer zu zwei Dritteln vom Verbraucher getragenen Konjunktur.

Allein, ob das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr die Erwartungen erfüllen kann, ist höchst ungewiss. Die Sparrate der Amerikaner liegt seit Monaten bei oder unter null, John und Jone Doe sind verschuldet. Der Arbeitsmarkt ist anhaltend schwach – trotz unerwartet günstiger Zahlen in der Vorwoche –, und Katastrophen wie Katrina und Rita sowie Unternehmenspleiten und Entlassungen wie bei Delta, Delphi und möglicherweise auch bald bei General Motors werden dafür sorgen, dass so manches Weihnachtsfest in diesem Jahr bescheidener ausfällt als sonst.

Doch baut die Wall Street zunächst gar nicht so sehr auf Weihnachten – trotz all der leuchtenden Weihnachtsmänner und blinkenden Rentierchen in den Läden ist das Fest der Liebe ja noch zweieinhalb Monate weit weg. Vielmehr bauen Anleger dieser Tage auf die Ertragssaison, die am Abend mit den Quartalszahlen des Aluminiumriesen Alcoa offiziell eingeläutet wird.

Bei den Unternehmen läuft das Geschäft, die Investitionen sind anhaltend stark, so hofft die Wall Street zu hören. Doch dürften die Optimisten weit daneben liegen. Alcoa hat bereits vor einigen Tagen die Prognosen gesenkt, weitere Quartalswarnungen kamen allein in den letzten Tagen von Procter & Gamble, Northrop Grumman, Kimberley-Clark, Clorox und BP.

Auch zahlreiche andere Unternehmen haben gewarnt, manche wegen hoher Rohstoffpreise, darunter der Sesselhersteller Lay-Z-Boy, manche wegen hoher Versandkosten, manche wegen beschädigter Infrastruktur, manche wegen sinkender Nachfrage nach ihren Gütern.

So weist denn auch Standard & Poor’s darauf hin, dass die Ertragssaison ein gewisses Risiko mit sich bringt. Die Erwartungen sind hoch, es kann viele Enttäuschungen geben – und entsprechende Kursverluste quer durch alle Aktien und Branchen.

Entsprechend bauen die Analysten schon einmal vor: S&P rechnet für das dritte Quartal mit einem Gewinnwachstum von 16,4 Prozent für den marktbreiten S&P-500-Index, was schon einmal 1,4 Prozentpunkte weniger sind als noch vor einer Woche. Seither hat man die Finanz- und Energiewerte nach unten revidiert. Letztere Sparte soll immer noch ein Wachstum von 71 Prozent zeigen, die Finanzbranche nur noch 16 statt der bisher geschätzten 25 Prozent. Am schwächsten soll nach S&P-Prognosen der Materialsektor mit Chemie und Papier ausfallen, für den man mit einem Gewinneinbruch um 1 Prozent rechnet.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
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Alt 11-10-2005, 19:28   #335
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Mythen rund ums Geld

Schon wieder die Chance meines Lebens: Der freundliche Mann aus Nigeria muss dringend 600 Millionen Dollar aus dem Land schleusen, am besten über mein Konto. Wenn ich helfe, darf ich 25 Prozent behalten… was für ein Deal. Den Email-Betrug der „Nigeria Connection“ kennt mittlerweile fast jeder, doch ist die Geschichte nur eine der vielen Legenden, die sich in Amerika um das liebe Geld ranken.

Nicht alle kennen die Geschichten, nicht alle können damit umgehen. Laut einer aktuellen Umfrage glauben 10 Prozent der Amerikaner, schon einmal auf Betrügereien, oder zumindest auf so genannte „urban legends“ hereingefallen zu sein, auf die Mythen also, die in Büro und Kneipe immer weiter erzählt werden, an denen aber nichts dran ist. Die Website snopes.com ist einigen dieser Legenden auf den Grund gegangen, und die Sammlung ist beeindruckend.

Während der Geldtransfer aus Nigeria – oder wahlweise aus dem Irak, aus Afghanistan, oder sonstigen Krisengebieten – mit seiner jeweiligen Millionenrendite zu den bekanntesten Internet-Scams gehört, gibt es noch viele weitere aus dem Themenbereich Geldbeschaffung und Geld sparen. Ersteres hat natürlich einen großen Reiz, zumal wenn der Aufwand gering ist. In Hotel- und Motelzimmern durch die bereitliegende Bibel blättern, ist beispielsweise kein großer Stress – und durchaus lohnend, wenn man einem weiteren bekannten Gerücht Glauben schenkt. Demnach sollen die Anhänger der evangelischen Glaubensgemeinschaft Gideons Intenrational 100-Dollar-Scheine in den Büchern verstecken, um gläubige Leser zu belohnen. Leider ist das Quatsch, das gute Buch macht weiterhin nur sellisch reich.

Zahlreiche Legenden spinnen sich um das Sparen – mehr oder weniger legal. Scheckbenutzern, in den USA ist der Scheck Zahlungsmittel Nummer Eins, wird geraten, mit roter Tinte zu schreiben. Das soll die Maschinen in der Bank austricksen und den Scheck in die zeitaufwändige manuelle Erfassung bugsieren. Dem Zahlenden soll das zwei Tage Zeit geben, doch ist da nichts dran. „Für unsere Maschinen ist die Farbe der Tinte unwichtig“, klärt Tracey Mills von der American Bankers Association, dem zuständigen Branchenverband.

Mehr als nur Zeit kaufen will, wer ganz und gar das Zahlen der Einkommenssteuer verweigert. Das könne man gut, schließlich sei die Erhebung von Steuern streng genommen verfassungswidrig, heißt es in einem weiteren Mythos. Man müsse nur ein bestimmtes Formular ausfüllen, das vom Staat nicht angefochten könne und werde. Tatsächlich scheinen ein paar Leichtgläubige diesen cleveren Schritt zu gehen. Sie kommen dann ins Gefängnis, weil Steuern in den USA weder illegal sind noch ein entsprechendes Formular existiert.

Und auch das Konzept, dass High-School-Absolventen während der jährlichen Spring Break regelmäßig zu nutzen versuchen, geht nicht auf. So sollen sich einige allen möglichen Luxus gönnen – Kreuzfahrt, Stripper, Alkohol –, und sich locker auf den Mythos berufen, dass ihre Kreditkartenschulden nicht eingetrieben werden können. Tatsächlich gelten Schüler in den USA erst ab 18 als finanziell haftbar. Doch vergessen die Übeltäter offensichtlich, dass nicht nur sie selbst den Kreditkartenantrag einst unterzeichnet haben – sondern auch ein Elternteil. Gezahlt wird die Rechnung nachher doch, und der Haussegen dürfte eine Zeit lang schief hängen.

Andere Mythen passen ins amerikanische Umfeld, weil nirgends sonst so viele Paranoide leben wie im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Viele von ihnen vertrauen der Legende, dass man Kreditkarten auf der Rückseite besser nicht unterschreiben sollte, um sich vor Identitätsdiebstahl zu schützen. Doch das haut nicht hin, wie Tracey Mills von der Bank warnt. Im Gegenteil: Viele Läden werden nicht unterschiebene Karten nicht akzeptieren, und eine geklaute Karte ohne Signatur lässt dem Dieb freie Hand bei Einkäufen.

Identitätsklau sorgt auch manchen Hotelgast nach Lektüre einer anderen mythischen Warnung. Danach sollen die Karten für das Zimmerschloss alle möglichen privaten Informationen über den Hotelgast enthalten – inklusive der Kreditkarten- und Bankverbindung. Das ist nicht wahr, wenngleich es einmal so war. So fusst die Legende auf Ermittlungen der Polizei von Pasadeno, Kalifornien. Die hatte provate Daten auf einer Hotelkarte gefunden, doch liegt der Vorfall mehr als zehn Jahre zurück. Seither sind die Magnetstreifen längst überarbeitet, außer der Zimmernummer und in manchen Hotels einer diskreten Kundennummer ist auf der Karte also nichts drauf. Größters Ärgernis für Hotelgäste ist also immer noch der Fall, dass die Karte eine Minute nach Mitternacht den Eintritt ins Zimmer verwehrt und der von des Tages Mügen Ermattete noch einmal zur Rezeption stiefeln muss zwecks neuer Programmierung.

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Alt 11-10-2005, 19:53   #336
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Weitere Schwierigkeiten bei Dow Jones & Co. in Sicht
Von Mark Arbeter

...

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Alt 12-10-2005, 20:25   #337
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Der Bullenmarkt hat Geburtstag

Dass die US-Flaggen vor der New York Stock Exchange stramm im Herbstwind flattern, könnte man als festliches Zeichen werten… wenn man so wollte. Ansonsten wird es schwierig, im trüben Nieselregen in Feierlaune zu kommen, dabei würde man so gerne anstoßen. Denn der Bullenmarkt feiert diese Woche seinen dritten Geburtstag.

Hoch die Gläser? Nee. Hoch die Aktien, das wäre schön. Aber auch das klappt nicht. Die Luftballons zur Feier des Bullenmarktes sind alle rot, hier und da platzt schon einer. Das ist kein gutes Zeichen.

Auf dem Parkett ist die Stimmung am Mittwoch alles andere als feierlich. Es gibt aber auch nichts, woran man sich aufheitern könnte. Neben den dauernd drückenden Sorgen um Inflation und Ölpreis, um Defizit und Verschuldung, um ein schwaches Weihnachtsgeschäft und Milliardenschäden an der Gofküste gibt es auch brandaktuelle Dämpfer. Die starken Zahlen von Apple und AMD stützen die jeweiligen Papiere nicht, sondern lassen sie in den Keller gehen man findet sie allgemein zu teuer bewertet.

Da können irgendwelche Analysten von Prudential noch so enthusiastisch erklären, dass Aktien „lächerlich billig“ seien und man unbedingt kaufen solle… es hilft nichts. Seit Quartalsbeginn hat des der Dow nur zweimal ganz knapp ins Plus geschafft, ansonsten ging es jeden Handelstag bergab. Von Tagen wie im Oktober 2002 kann man nicht einmal mehr träumen. Da war es, dass die US-Börsen ihren Tiefpunkt hinter sich gebracht hatten und ihren alten Elan wiederentdeckt. Binnen zweier Handelstage katapultierten sich die Blue Chips um satte 7,7 Prozent nach oben – die Kletterpartie sollte danach für ein ganzes Jahr andauern.

Seither spricht die Wall Street vom großen Bullenmarkt, doch ist der Begriff euphemistisch und keineswegs zutreffen. Jedenfalls auf Sicht der drei Jahre, die man jetzt hinter sich hat. Denn Während die Blue Chips im ersten Jahr nach dem Tiefpunkt bis auf das 10.000-Punkte-Niveau kletterten, hat sich seither nichts mehr getan. Gar nichts. Seit glatten zwei Jahren dümpelt der wichtigste amerikanische Aktienindes zwischen 10 000 und 11 000 Zählern, man bewegt sich seitwärts und ohne Aussicht auf eine nachhaltige Verbesserung.

Nichts desto trotz: Wer feiern will, der findet einen Grund, und wenn es nur ein Blick zurück ist. In den vergangenen drei Jahren haben sich manche Blue Chips nämlich prächtig entwickelt. Top-Performer im Dow war Caterpillar, wo sie die Aktie auf aktuell 55 Dollar verdreifacht hat. Hewlett-Packard hat um 150 Prozent zugelegt, American Express, Altria Group, JP Morgan, McDonald`s und United Technologies haben sich verdoppelt. Die Papiere von Citigroup, Walt Disney, Honeywell, IBM, Intel und Merck haben zwischen 30 und 80 Prozent gewonnen.

Auch außerhalb des Dow gibt es einige beachtliche Sieger, seien das Öl-Aktien wie ConocoPhilips mit einem Plus von 180 Prozent oder der Cheney-Konzern Halliburton mit einem Anstieg von 350 Prozent. Und im Hightech-Sektor gingen die wirklichen Kursraketen ab. Google stieg (in nur einem Jahr) um 250 Prozent, Yahoo und der Chiphersteller AMD legten um 700 Prozent zu und der Computer- und iPod-Riese Apple um satte 730 Prozent.

Na also, hoch die Gläser, aber hallo. Verlierer wie General Motors und Coca-Cola (beide minus 25 Prozent), sowie Phizer, Wal-Mart und Verizon kehre man an einem Jubeltag lieber unter den Tisch, ebenso am besten den kritischen Hinweis der Trendforscher, dass sich selbst unter den stärksten Gewinnern im dreijährigen Bullenmarkt die allermeisten zuletzt nur flach oder mit leichter Abwärtstendenz entwickelt haben. Wer will das schon hören heute. Der Bullenmarkt hat Geburtsgtag – Herzlichen Glückwunsch!

Zur Mittagsstunde notieren die Blue Chips übrigens mit einem Min… ach, lassen wir das.

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Geändert von Starlight (12-10-2005 um 20:27 Uhr)
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Alt 12-10-2005, 20:47   #338
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Wie man amerikanische Aktien vorsortiert (für Börseneinsteiger )

...

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...t-1234947.html


Aktien im Bulletin Board (OTCBB) findet man unter ...

http://www.otcbb.com/




die Pink Sheets unter...

http://www.pinksheets.com/index.jsp
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Alt 13-10-2005, 20:42   #339
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Textilkrieg zwischen USA und China

Die Globalisierung geht nicht auf für die Amerikaner. Dabei hatte alles so schön geklungen. Billige Arbeitskräfte in China könnten Produkte für den verwöhnten US-Verbraucher herstellen, für den folglich Unterwäsche und Fernseher, Autos und Videospiele immer billiger werden. Doch so einfach ist das nicht.

Längst haben die Billigprodukte aus China und anderen asiatischen Ländern den US-Unternehmen so hohe Marktanteile abgeknöpft, dass manche Branche im eigenen Land um ihr nacktes Überleben bangt. Allen voran steht – wie immer – die Textilindustrie. Die hat in dieser Woche den Unterhändler David Spooner entsandt, um mit den Chinesen über Einfuhrquoten zu verhandeln. Die Verhandlungen sind am Donnerstagmorgen abgebrochen worden – ohne Ergebnis.

Das ist bitter für die US-Textilindustrie, zumal man gerade am Morgen neue erschütternde Handelsdaten geliefert bekommen hatte. Danach ist das Handelsbilanzdefizit allein im August auf 59 Milliarden Dollar angewachsen, wovon satte 22 Milliarden Dollar auf China fallen – der größte Teil davon auf die Textil- und Kleidungsbranche, die allein im letzten Monat die Exporte um 3 Prozent gesteigert hat.

Viel drastischer fällt die Entwicklung in einzelnen Bereichen des Sektors aus: Der Import von Handtüchern aus China soll im vergangenen Jahr um 224 Prozent gestiegen sein, wie der Branchenverband klagt.

Die Amerikaner haben ein Rezept dagegen, können es aber nur schwer umsetzen. Nachdem mit den jüngsten Gesprächen schon die vierte transpazifische Verhandlungsrunde gescheitert ist, will das Handelsministerium nun vier Textilgruppen ab November mit Strafzöllen belegen. Dem Warnschuss soll eine weitere Maßnahme folgen, wenn im Mai noch einmal vier weitere Produktfamilien mit Zöllen belegt werden.

Mit der Welthandelsorganisation seien die Strafmaßnahmen abgeklärt, so Spooner, der am Donnerstag ansonsten recht hilflos klingt. Man müsse unter allen Umständen verhindern, dass die Chinesen ihre aggressiven Attacken gegen den US-Markt in 2006 fortsetzen, fordert Auggie Tantillo vom Handelskommittee der amerikanischen Hersteller, doch wären Spooner einvernehmliche Maßnahmen lieber gewesen.

Derer hätte es einige gegeben, nicht zuletzt Finanzminister John Snow sollte sich dieser Tage ja um weitere Schritte der Chinesen in Richtung einer Neubewertung des Yuan bemühen.

Nun streben die USA Maßnahmen an, wie die EU sie jüngst beschlossen hat. Die Europäer haben das Importwachstum für Textilien aus China bis 2007 auf jährlich 8 bis 12,5 Prozent beschränkt.

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Alt 14-10-2005, 20:41   #340
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Auf der Suche nach Benzin-Ersatz

Die Inflationsangst der letzten Tage und ein Preissturz bei Öl, das plötzlich wieder näher bei 60 als bei 70 Dollar handelt, haben die Wall Street die Kernfrage der jüngsten Energiekrise vergessen lassen: Was passiert langfristig, wenn die Öl-Nachfrage – u.a. aus China – weiter steigt? Wie hoch klettern die Preise, und was ist dagegen zu tun?

Es ist bitter, dass wenige Wochen nach dem ersten Preisschock das Thema Öl schon wieder zu den kleineren Problemen der US-Konjunktur zu gehören scheint. Denn angesichts von Rekordpreisen von bis zu 3,50 Dollar pro Gallone Sprit hatte bei manchem Verbraucher schon ein Prozess des Umdenkens begonnen, den es jetzt auszunutzen gelte. Immerhin hat auf dem Höhepunkt der Krise sogar die leidenschaftliche Spritschleuder George W. Bush zum Fahrverzicht und Benzinsparen aufgerufen.

Dass die Anregung aus dem Weißen Haus fruchtete, darf bezweifelt werden. Zwar ging die Nachfrage nach Sprit zunächst zurück. Doch liegt das wahrscheinlich daran, dass die Hauptreisezeit für die Amerikaner vorbei ist. Dass plötzlich das halbe Land auf unnötige Trips zur Mall verzichtet, ist jedenfalls nirgends beobachtet worden.

Nun wäre es einerseits schön, wenn sich die Amerikaner ein wenig mehr mit dem Thema Benzinsparen auseinandersetzen würden. Andererseits kann in einem so weitläufigen Land, wo zwischen Wohnhaus, Schule, Arbeits-, Spiel- oder Sportplatz oft dreißig Meilen liegen, nicht so viel eingespart werden wie beispielsweise in Deutschland, wo ein Großteil der Bevölkerung auf einen vergleichsweise gut ausgebauten Nahverkehr zurückgreifen kann.

Umso wichtiger wäre es jetzt, Alternativen zu durchdenken, die zu weniger Öl-Bedarf – und, angesichts des laufenden Krieges im Irak, zu weniger Abhängigkeit von den arabischen Zuliefern – führen würde. Stichworte wie Ethanol und Biodiesel stehen zwar immer wieder im Raum, werden aber an der Wall Street und in Washington kaum diskutiert. Dabei könnte der Umstieg auf alternative Energien in den USA schneller und mit weniger Aufwand vorangetrieben werden als in anderen Ländern. Das hat einen einfachen Grund: Die USA haben eine aktive Landwirtschaft, die man nutzen könnte.

So sind die USA weltweit der größte Erzeuger (und Exporteur) von Mais, dem Grundmittel zur Erzeugung von Ethanol. Das wird zwar bereits von allen großen Raffinerien verwendet und dem Benzin beigemischt, allerdings nur in minimalen Verhältnissen. Dabei könnte ein gewöhnlicher Auto-Motor einen Ethanol-Anteil von bis zu 20 Prozent verkraften, wie Experten berichten.

Wirschaftlich würde die Erzeugung von mehr Ethanol durchaus Sinn machen, auch für die Landwirtschaft. Die leidet seit langem unter geringen Produktpreisen. Der Preis für Mais ist beispielsweise in den letzten drei Jahren gar nicht gestiegen und kostet noch immer 3 Dollar pro Büschel, der offiziellen Mais-Einheit an der Warenterminbörse von Cicago.

„Mais ist billig, Öl ist teuer“, fasst Robert Fuhrmann zusammen, ein Rohstoffanalyst beim Onlinebroker MyFuturesOnline.com. „Es ist also absolut sinnvoll, mehr Ethanol zu produzieren. Ähnlich verhält es sich mit Biodiesel auf der Basis von Sojabohnen, einem weiteren Überflussprodukt in der US-Landwirtschaft. Wie auch Ethanol-Zusätze hat Biodiesel seinen Markteinstieg längst hinter sich. Im vergangenen Jahr wurden nach Informationen des Branchenverbandes 25 Millionen Gallonen verkauft – Tendenz steigend.

Dass sich die alternativen Energien nicht schneller verbreiten, hat dennoch einen guten Grund: Die Kosten für Ethanol und Biodiesel sind – noch – immens. Biodiesel kostet zur Zeit 3,24 Dollar pro Gallone, was selbst gemessen an den aktuellen Rekord-Benzinpreisen unerschwinglich hoch erscheint. Wie sich die Preise entwickeln werden, ist selbst für Branchenanalysten schwer abzuschätzen. Denn die wirklichen Hertsellungskosten sind unbekannt. „Hinter die wahren Kosten von Biodiesel und Ethanol zu kommen ist ungefähr so schwierig, wie das Rätsel der Sphinx zu lösen oder die Formel für Coca-Cola zu finden“, meint Analyst Fuhrmann.

Das heißt nicht, dass die Ersatzstoffe keine Zukunft hätten. Immerhin sind auch die Kosten von Rohöl langfristig nicht einzuschätzen. Vor dem Hintergrund eines gewaltigen Wirtschaftswachstum in China und dem immer steigenden US-Verbrauch hat mancher Analyst schon seit langen einen Preis von 100 Dollar pro Fass im Auge, womit auch herkömmliches Benzin teurer werden würde.

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Die Aktienkurse steigen - wie lange noch?
Von Sam Stovall, Chief Investment Strategist bei S&P

...

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Alt 17-10-2005, 21:07   #342
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Konkurswelle in Amerika

Im Quartalsbericht der Citigroup fällt eine Zahl erst auf den zweiten Blick ins Auge. Nach Abschreibungen von 124 Millionen Dollar im abgelaufenen Quartal stellt man sich für Q4 auf 310 Millionen Dollar ein, die der Bank im Zusammenhang mit bankrotten Kunden flöten gehen. Grund ist eine Änderung im Konkursgesetz ab diesem Montag.

Künftig nämlich soll es den hochverschuldeten Amerikanern – dem einzelnen Bürger und den Unternehmen – schwerer fallen, Konkurs anzumelden. Im Prinzip ist es höchste Zeit für eine Straffung der Gesetzte, denn Konkurs und Bankrott sind vielen in den USA längst keine besonders unangenehmen Worte mehr. Aus der Tatsache, dass sich der mit Krediten überladene Durchschnittsverbraucher immer häufiger ins wirtschaftliche Aus konsumiert hat, ist über die Jahre eine ganze Konkursbranche entstanden, die in Bussen und U-Bahnen mit bunten Postern dafür wirbt, doch Konkurs zu erklären und einen finanziellen Neustart zu machen.

Recht einfach wurde es dem verzweifelten Verbraucher bisher gemacht, und den Unternehmen auch. Letztere durften unter dem viel zitierten „Chapter 11“ so lange restrukturierten wie sie wollten – die Fluggesellschaft United Airlines ist zur Zeit im dritten Jahr ihres Konkurses. Ab sofort sollen einige Schranken gelten: Eine Restrukturierung unter „Chapter 11“ kann beispielsweise höchstens 18 Monate dauern. Besonders unangenehm für die bisher stets verwöhnten Manager in Corporate America: Die Bonuszahlungen in der Führungsetage werden künftig drastisch eingeschränkt.

Für den zahlungsunfähigen Bürger unterdessen gilt, dass die für ihn zuständigen „Chapter 7“ und „Chapter 13“ nicht mehr zwingend die gesamte Schuldenlast beseitigen, sondern dass erschwerte Auflagen gelten, nach denen Außenstände zumindest teilweise abzutragen sind.

So sehr die aktuelle Gesetzesänderung, die ab diesem Montag gilt, also auf breiter Front begrüßt wird, so hat sie doch eine unangenehme Begleiterscheinung. Wer seit Monaten in finanziellen Schwierigkeiten ist, hat spätestens bis zum vergangenen Wochenende reagiert – die Zahl der Konkursmeldungen ist in den letzten drei Tagen so hoch wie nie zuvor. Eine Auswahl:

Zahlungsunfähig nach „Chapter 11“ nennen sich am Montagmorgen der Teddybär-Hersteller The Boyds Collection, die Sofa- und Möbelfirmen Richter Furniture, O'Sullivan Industries und Levitz Home Furnishings, die Restaurantkette Gardenburger, der Leiterplatten-Hersteller Photocircuits Corp., der Krispy-Kreme-Franchisenehmer Freedom Rings und die regionale Fluggesellschaft Mesaba Aviation.

Mesabas Partnerfirma Nothwest Airlines hat schon vor zwei Wochen Konkurs angemeldet, fast zeitgleich mit dem Konkurrenten Delta Air Lines. Vor einer Woche machte der Automobilzulieferer Delphi Schlagzeilen mit „Chapter 11“, und wenige Tage zuvor war es GM Holdings, der frühere Besitzer des Sands-Casinos im Spielerparadies Atlantic City.

So viele Konkurse auf einmal? Der Schein trügt. Was vor allem den Banken viel mehr Sorgen bereitet, ist die Liste der privaten Schuldner. Nicht nur die Citigroup rechnet mit höheren Verlusten im vierten Quartal. Die Wall Street konzentriert sich auf die drei größten Kreditkarten-Banken American Express, Capital One und Bank of America. Deren Außenstände sind nämlich am schwersten einzutreiben, wenn sich ein überlasteter Konsument mit leerem Portemonnaie einmal zahlungsunfähig nennt.

Wie stark solche Fälle zunehmen, zeigen die aktuellen Zahlen von Lundquist Consulting, wo man in der letzten Septemberwoche – zwei Wochen vor Änderung des Konkursgesetzes – ganze 68 000 Konkurse in den USA gemessen hat. Dem gegenüber stehe ein Wochendurchschnitt von normalerweise 30 000 Fällen. Insgesamt haben in den USA in diesem Jahr bereits 1,3 Millionen Bürger die Karten offengelegt, das sind 14 Prozent mehr als im Vorjahr.

Schuld an der Tendenz sind die bekannten Faktoren: Hohe Preise für Energie, steigende Zinsen, ein anhaltend schwacher Arbeitsmarkt und nicht zuletzt ein abkühlender Häusermarkt, dessen Wertsteigerungen mit der emporschnellenden Verschuldungsrate nicht mehr Schritt halten kann.

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Alt 17-10-2005, 21:14   #343
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Kaufgelegenheiten bei Tiefstkursen

Von John Dorfman

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Alt 18-10-2005, 19:55   #344
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Die lange Fahrt aus der Krise

Ein Plus von 13 Prozent sieht man selten im Dow, und wenn man es sieht, dann ist Vorsicht geboten. In dieser Woche ist das am Beispiel von General Motors sehr schön zu sehen: Der Automobilriese hatte nach recht drastischen Restrukturierungsmaßnahmen dick zugelegt, einen Tag später ist von den Gewinnen nicht mehr viel übrig.

In Zahlen ausgedrückt ist der Handel der GM-Aktie ernüchternd: Nach der Quartalskonferenz schoss das Dow-notierte Papier von 28 Dollar auf ein Zwei-Wochen-Hoch von 31,50 Dollar. Am Dienstagmittag kostet GM nur noch knapp über 29 Dollar pro Anteilsschein, Tendenz weiter fallen, nicht zuletzt wegen einer Abstufung von Merrill Lynch, die am Morgen die gesamte Branche samt der Zulieferer auf den Pannenstreifen geschoben.

Die gesamte Auto-Branche stehe auf der Kippe, meinen die Analysten, inklusive der Zulieferer. Leider gehe man davon aus, dass sich „dieses Rückgrat der amerikanischen Industrie“ eher zum Schlechten als zum Guten neigen könnte. Obwohl auch die Aktien von Ford auf „Verkaufen“ gesetzt werden, lässt sich Merrill Lynch aus aktuellem Anlass vor allem über GM aus, wo man im Zusammenhang mit der angekündigten Restrukturierung nicht nur vor großen Kostensenkungen stehe, sondern auch vor hohen Ausgaben – immerhin sollen 25 000 Jobs gestrichen werden.

Diese Job-Senkungen sind allerdings nur ein Teil der GM-Revolution, der andere hat an der Wall Street für viel mehr Aufregung gesorgt. Dem Management unter CEO Rick Wagoner ist nun doch eine Einigung mit der mächtigen Automobilgewerkschaft UAW gelungen. Das war höchste Zeit, wie allerdings nicht nur an der Wall Street erkannt wird. Im Gegenteil: Auch wer sonst auf Seiten der Arbeitnehmer steht, gab bei GM meist dem Unternehmen recht, dem seine Mitarbeiter extrem teuer zu stehen kamen.

Vor allem die Beiträge zur Krankenversicherung waren es, die bei GM stets Anlass zur Sorge gegeben hatten. Diese Kosten waren in den letzten Jahren sprunghaft gestiegen, und dass der Autobauer den Arbeitnehmeranteil erhöhen wollte, war nur verständlich. Denn während der durchschnittliche Arbeiter in den USA einen Eigenanteil von 32 Prozent und der durchschnittliche Angestellte von 27 Prozent trägt, steuerte der durchschnittliche GM-Mitarbeiter nur 7 Prozent bei.

Ein Arbeitgeber-Anteil von 93 Prozent belastete GM umso mehr, als die Kosten im Gesundheitsbereich in den vergangenen Jahren geradezu explodiert sind – unter anderem aufgrund einer verantwortungslos pharmafreundlichen Politik in Washington. Da GM den Firmenanteil gegen den Widerstand der UAW lange nicht senken konnte, hatte man die Margen lange über höhere Automobilpreise zu retten versucht – ohne Erfolg.

Denn dass der durchschnittliche Wagen den US-Verbraucher ganze 26 Wochengehälter kostete, ließ die Marktanteile von GM (und der übrigen amerikanischen Hersteller) bröckeln. Immerhin hatte waren die Lenker in den Siebziger- und Achtzigerjahren daran gewöhnt, ein Auto für 17 Wochengehälter erstehen zu können. Dass die Autopreise schneller stiegen als Löhne, Gehälter und andere Produkte, wurde der Branche vor allem durch das gleichzeitige Auftauchen der asiatischen Konkurrenz zum Verhängnis.

Dass GM die Kosten nun senken will, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Ob man ihn rechtzeitig geht, ist hingegen die Frage. Die Industrie hat in den vergangenen Jahren ihr einst makelloses Image fast komplett verloren. Der patriotischen Käufer, der vor kurzem noch einen Aufpreis für US-Produkte zahlte, ist nach Skandalgeschichten und angesichts hoher Verbrauchsstatistiken und Benzinpreise längst zu Toyota & Co. gewechselt. Ihn zurückzugewinnen ist die Herausforderung, vor der GM und Ford in den nächsten Quartalen stehen.

Mit der UAW-Einigung ist damit nicht der Krieg, sondern nur die erste Schlacht gewonnen. Die Fahrt aus der Automobilkrise wird lange dauern. Die Wall Street weiß das, und entsprechend hält sich die Kauflust gegenüber der Aktie erneut in Grenzen.

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Alt 19-10-2005, 20:17   #345
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Pilgerfahrt nach Hurricane

Glück und Unglück liegen oft dicht beisammen. Nur wenige Tage nachdem der Hurrikan Katrina das Haus von Caronell Allen zerstört hatte, knackte der nach Oklohoma Evakuierte den dortigen Lotto-Jackpot – 25 000 Dollar werden ihm beim Wiederaufbau seiner Existenz helfen. Jetzt ist ein weiterer Hurrikan unterwegs, und ein neuer Jackpot.

An der Wall Street ist es natürlich der Hurrikan, der die Stimmung prägt. Wilma dreht sich mittlerweile mit mehr als 300 Stundenkilometern und ist damit der schwerste Hurrikan der Saison. Das ist umso überraschender als Wilma am Dienstagabend noch ein einfacher Tropensturm gewesen war, der erst über Nacht in ungeahnter Weise an Kraft gewonnen hat.

Die Meteorologen sind momentan bedingt optimistisch, was den Verlauf des Hurrikans angeht. Wilma hält auf Florida zu, was zwar die dortigen Anwohner in Angst und Schrecken versetzt, aber wenigstens die bereits beschädigten Öl-Plattformen und Raffinerien an der Küste zwischen Louisianna und Texas verschonen dürfte. Eine Garantie gibt es natürlich nicht, immerhin dreht sich das Auge noch über den Cayman Islands, hält langsam auf Kuba zu und soll erst am späten Samstag US-Boden erreichen.

Aber was ist schon sicher in dieser Hurrikan-Saison, die offiziell noch bis Ende November dauert. Es ist eine schreckliche Saison der Wetterrekorde. Wilma ist der 21. schwere Hurrikan in diesem Jahr, soviele gab es überhaupt erst ein einziges Mal – anno 1933. Sollte es in den nächsten Wochen weitere Unwetter geben, haben die Meteorologen laut ihrer Richtlinien nicht einmal mehr richtige Namen zu vergeben, Hurrikans nach Wilma werden dann nach dem griechischen Alphabet benannt, würden folglich Alpha, Beta und so weiter heißen.

Das Namensproblem der Meteorologen ist natürlich vergleichsweise klein gemessen an den Sorgen der Floridianer. Der Sonnenstaat ist dicht bevölkert, die ersten Snowbirds – die Senioren aus den nördlichen Bundesstaaten, die Zugvögeln gleich den Winter in der Strandresidenz zwischen Miami und Fort Lauderdale verbringen – sind längst eingeflogen. Nun verrammeln sie ihre Häuser, schrauben Holzbohlen vor die Fenster und schauen, dass sie wieder weggekommen. Die I-75 ist die einzige Autobahn, die aus dem zur Zeit stärkst bedrohten Gebiet gen Norden führt – Staus sind vorprogrammiert

Und im Norden ist man nicht einmal sicher, denn Wilma dürfte in den nächsten zwei Wochen bis nach Neu-England ziehen, wo bereits in den vergangenen zwei Wochen Regenstürme für Überschwemmungen mit mehreren Toten gesorgt haben.

Nach Katrina und Rita ist also Wilma der dritte Hurrikan mit möglicherweise katastrophalen Auswirkungen für mehrere Staaten – und mit Milliardenkosten für die USA, denen es finanziell eh immer schlechter geht. Das Haushaltsdefizit wächst, die Inflation steigt, zahlreiche Verbraucher haben Weihnachten aufgrund steigender Öl- und Heizkosten längst abgeblasen.

Andere wiederum hoffen noch auf ein Wunder, und das hat sich ebenso unbemerkt aufgebaut wie der Sturm über der Karibik. In 25 Ziehungen der Lotterie Powerball hat es keinen Sieger mehr gegeben, der Jackpot für die Mittwochsziehung ist auf einen Rekordwert von 340 Millionen Dollar angewachsen. Selbst wer sich, in den USA durchaus üblich, für eine Sofortauszahlung entscheidet, kann sich über 164 Millionen Dollar freuen, nach Abzug von Steuern über etwa 120 Millionen.

Der Run auf die Verkaufsstellen hat begonnen. Abergläubige Amerikaner fahren hunderte von Kilometern, um ihren Tippschein genau da zu kaufen, wo vor drei Jahren der Bauarbeiter Jack Whittacker seinen Schein gekauft hat, der dann mit fünf Richtigen und Zusatzzahl den bis dato größten Lottogewinn von 314,9 Millionen Dollar einfuhr. Der betreffende Laden heißt C&L Super Serve und befindet sich im Staat West Virginia – ausgerechnet in einer kleinen Ortschaft mit dem Namen Hurricane.

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