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Alt 17-08-2005, 00:26   #286
Starlight
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Aktienstratege Bernstein rät zum Verkauf von amerikanischen Aktien

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Alt 17-08-2005, 21:14   #287
Starlight
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Ein Wal-Mart-Kuriosum: Sittenwächter verkauft Alkohol

Tanken wird immer teurer. Das ist ein alter Hut. Doch Ausnahmen bestätigen die Regeln, und so wird bei Wal-Mart das Tanken billiger, wenngleich der Einzelhändler weniger ans Auto, als an den Fahrer denkt. Eine Allianz mit Diageo soll dem Branchenriesen einen neuen Sektor erschließen – gegen alle moralischen Bedenken.

Von einem unternehmerischen Standpunkt betrachtet macht die Zusammenarbeit durchaus Sinn. Wal-Mart ist der größte Einzelhändler in den USA und versorgt so viele Kunden wie kein anderer, und zwar vor allem mit Lebensmitteln. Diageo hingegen ist der größte Spirituosenhändler der USA, der Marken wie Johnnie Walker und Smirnoff Vodka vertreibt, und der seine Ware über Wal-Mart einem breiteren Publikum anpreisen kann denn je zuvor.

Während Diageo auf ein Umsatzplus bauen kann, sprechen die jüngsten Statistiken aus der Branche auch für Wal-Mart. In den letzten beiden Jahren wuchsen US-weit die Umsätze mit Spirituosen deutlich stärker als die Umsätze mit Bier und Wein. Und die Zahlen, die Wal-Mart in einigen Testmärkten bereits seit dem Jahr 2000 ermittelt hat, sprechen ohnehin eine klare Sprache: Danach haben die Alkoholumsätze um 154 Prozent zugelegt, was nur noch der Sektor frischer Lebensmittel mit 170 Prozent übertrifft. Während letzterer allerdings 2004 für einen Umsatz von 15,1 Milliarden Dollar sorgte, steuerte Alkohol gerade mal 1 Milliarde Dollar bei – da ist Potenzial vorhanden.

Die Aussichten auf starke Zahlen lassen das Wal-Mart-Management ausnahmsweise auch die sonst so moralische Rolle des Konzerns vergessen. Die hatte sich zuletzt darin widergespiegelt, dass der Einzelhändler Zeitschriften mit anzüglichen Titelbildern ebenso aus dem Regal nahm wie CDs mit missliebigen Texten.

Dass sich Wal-Mart also eines Tages US-weit auf den Alkoholverkauf einlassen würde, galt bislang als undenkbar. Umso schockierter sind nun die kleineren Liquor-Stores, denen bald das gleiche Schicksal blühen könnte wie zuvor den Buch- und Musikhändlern, Sportgeschäften und anderen spezialisierten Einzelhändlern. Die verdrängte Wal-Mart oft binnen weniger Monate vom lokalen Markt, da sie mit der Preispolitik des Branchenriesen nicht mithalten konnten. Dass das auch beim „Booze“ so sein wird, zeigen erste Preisbeispiele: In einem Wal-Mart in Missouri gibt es Johnny Walker Black Label und Cognac Hennesy für jeweils unter 29 Dollar, im kleinen Alkohollädchen neben an kosten die selben Flaschen jeweils 35 Dollar.

Was sich indes nach einem leichten Spiel für Wal-Mart anhört, dürfte die komplizierteste Erweiterung der Produktpalette werden, die man sich je aufgeladen hat. Denn Alkohol zu verkaufen ist nicht so einfach wie der Handel mit Bananen, Turnschuhen und Unterhemden. So dürfen Supermärkte überhaupt nur in 24 US-Staaten Alkohol im Regal nehmen, und nur in 17 Staaten macht der Erwerb einer Lizenz wirtschaftlich Sinn, wie Experten meinen. Hinzu kommen die vielen Schikanen, die Wal-Mart von einzelnen Staaten und teilweise auch vom Management selbst auferlegt werden.

So darf Alkohol nicht wie andere Ware rund um die Uhr, sondern nur zu bestimmten Zeiten verkauft werden. Die Regale, in denen Diageos Stoff lagert, müssen so täglich für mehrere Stunden abgesperrt werden, was das Einkauferlebnis vieler Kunden stören könnte. Zudem müssen Einzelhändler Alkohol von Großhändlern kaufen und dürfen laut Gesetz nicht direkt mit dem Hersteller verhandeln. Dabei ist der Großhändler üblicherweise der Zwischenmann, den Wal-Mart ausschaltet, um seine Preisvorteile zu erreichen.

Dazu kommt, dass Wal-Mart selbst ein alkoholfreier Arbeitgeber ist und auf dem Gelände des Unternehmens weder Bier noch Wein noch Whiskey konsumiert werden dürfen. Das dürfte es nicht zuletzt den Einkäufern schwerer machen, die Ware der Zulieferer zu testen, denn solche Tests samt anschließender Verhandlungen finden traditionell in der Konzernzentrale in Bentonville im Staate Arkansas statt. Ach ja, Benton County rund um die Wal-Mart-Zentrale, ist ein „trockener Landkreis“, indem sowieso kein Alkohol verkauft werden darf.

Das alles wird Wal-Mart nicht davon abhalten, künftig Alkohol in die Regale zu stellen – interessanterweise sogar Getränke, die es bislang nicht einmal gab. Denn wenn Wal-Mart mit seiner breiten Kundenbasis „aus dem Herzen Amerikas“ eines kennt, dann den Willen der Verbraucher. Die seien ganz heiß auf „Dulce-con-leche“-Eiskrem, verriet Wal-Mart vor einigen Monaten dem neuen Partner Diageo. Man solle doch ein Mixgetränk auf der Basis des Karamell-ähnlichen Geschmacks erfinden. Gesagt, getan – „Dulseda“ verkaufte sich in ersten Tests gut und soll exklusiv bei Wal-Mart zu kaufen sein.

Ob das die ganz moralischen Kunden stört, auf deren Bedürfnisse Wal-Mart bislang so gebaut hat, bleibt abzuwarten. Es ist aber durchaus wahrscheinlich, dass der Einzelhändler diese Frage recht kühl betrachtet. Immerhin findet sich das moral-fanatischste Publikum im ländlichen bis sehr ländlichen Bereich. Und da ist Wal-Mart weitenteils Monopolist.

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Alt 18-08-2005, 20:33   #288
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Herzlichen Glückwunsch, Google!

Bei Google wird gefeiert: Seit einem Jahr ist die Suchmaschine an der Börse notiert, und es war auf keinen Fall ein gewöhnliches Börsenjahr. Im Gegenteil: Das Nasdaq-notierte Papier mit dem Tickersymbol „GOOG“ hat sämtliche Erwartungen geschlagen, Rekorde aufgestellt und ist auf dem Weg in eine rosige Zukunft.

Dabei sah am Anfang alles gar nicht so gut aus. Das IPO der Suchmaschine, die im täglichen Gebrauch an Büro- und Heimcomputern Konkurrenten wie Yahoo oder Ask Jeeves längst abgehängt hatte, sollte es nämlich nicht allzu billig geben. Für 24,6 Millionen Aktien strebten das Management und die federführenden Banken Morgan Stanley und Credit Suisse First Boston einen Emmissionskurs zwischen 180 und 135 Dollar an.

Da jedoch schien der Anleger nicht mitzuspielen. Ein IPO im dreistelligen Bereich, so etwas hatte es seit den Neunzigerjahren nicht mehr gegeben, und wirkliche Lust auf gehypte und grotesk überbewertete Anlagen hatte man seither nicht mehr gehabt. Für 85 Dollar pro Papier ging Google letztlich an den Start, und zwar im Stile einer „dutch auction“, die an den US-Börsen recht selten durchgeführt wurde und auch seit Googles Start nur noch dreimal von vergleichsweise kleinen Unternehmen aufgegriffen wurde.

Auf 85 Dollar notierte Google allerdings nicht lange, streng genommen… nie. Die Aktie eröffnete mit etwas Verspätung am Vormittag bei 100,01 Dollar, und nach einem recht stabilen Tageshandel schloss sie bei 100,33 Dollar. Abgesehen von einem kleinen Schwächeanfall in der zweiten Woche sah die Aktie den zweistelligen Dollarbereich nie wieder.

Dafür schien das Papier auf Rekordjagd und unterwegs zu immer neuen Rekordhochs zu sein. Zweieinhalb Monate nach dem Börsengang kletterte Google über 200 Dollar. Nach zehn Monaten schließlich hatte die Aktie die 300-Dollar-Hürde genommen, zwei Wochen nachdem die Analysten der CSFB ihr Kursziel auf 350 Dollar aufgestockt hatten. Binnen weniger Tage sollten Lehman Brothers und Standard & Poor’s folgen und ihre Kursziele deutlich über 300 Dollar setzen.

Nach einer kleinen Verschnaufpause notiert Google am Jubeltag bei 285 Dollar. Das ist zwar deutlich unter dem Zwischenhoch, aber als Performance in einem ersten Börsenjahr absolut rekordverdächtig.

Und doch hat der starke Lauf des Papieres durchaus seine Berechtigung. Denn die Google Boys gaben Anlegern ständig neue Kaufgründe, was man so gar nicht kommen sehen hatte. War die Roadshow vor dem IPO noch einem Fiasko gleichgekommen, da kaum ein Analyst irgendetwas über die Perspektiven des Unternehmens herauszubekommen schien, stellte Google plötzlich eine Innovation nach der anderen vor, allesamt mit Gewinnpotenzial.

Da war zum einen Google Maps, ein Landkartenservice, der der Suchmachine die Türe zu lokalen Anzeigenkunden öffnete. Aus Google Maps wurde mittlerweile der spektakuläre Karten- und Satellitenbilder-Service Google Earth, der manchem ein wertvolles Recherche-Tool ist und manchem ein Spielzeug. Bald soll Google Earth mit GPS gekoppelt als Navigationssystem für handgehaltene Kleinrechner fungieren, die Werbemöglichkeiten damit sind kaum auszudenken.

Zu weiteren Google-Erfindungen gehörte Google-Video, mit dem Benutzer Fernsehsendungen nach Inhalt durchsuchen können, und eine Textsuchmaschine, die durch Bücher blättert. Ferner stellte Google einen Desktop-Assistenten vor, der verloren gegangenes auf dem heimischen PC findet, und mit dem Web Accelarator beschleunigen Google-User all dieser Funktionen noch.

Soviel Innovation spricht sich in der Branche herum. Die Suchmaschine gilt allgemein als erstklassiger „Think Tank“ und landete in einer Unternehmensumfrage von Boston Consulting auf dem siebten Platz der innovativen Welt-Unternehmen.

Die ausgezeichnete Marktpositionierung von Google schlägt sich nun im Aktienkurs nieder, von dessen Entwicklung keiner so profitiert wie die Gründer. Sergey Brin und Larrs Page haben seit dem Börsenstart jeweils fast 4 Millionen Papiere verkauft und damit 824,3 Millionen beziehungsweise 740,4 Millionen Dollar gemacht. CEO Eric Schmidt hat 1,4 Millionen Google-Papiere für 257,7 Millionen Dollar verkauft. Langfristig sind alle drei auf dem Weg, die ersten Google-Billionäre zu werden, und das Schönste daran ist: Da sämtliche Insider ihre Aktien nach vorher festgelegten und veröffentlichten Plänen abstoßen, reagiert die Börse nicht panisch, sondern hält das Google-Papier hoch.

Mit Neid blicken viele Börsianer indes nicht nur auf die Google-Boys selbst, sondern auf jeden, der weitsichtig (und glücklich) genug war, am IPO-Tag oder kurz danach Google-Anteile zu erwerben. Eine Mehrheit hat den kometenhaften Aufstieg von Google nur aus der Ferne verfolgt, doch werden die Papiere künftig in weiteren Portfolios vertreten sein – ob das der Anleger will oder nicht.

Denn mit dem einjährigen Börsenjubiläum hat die Suchmaschine das letzte Kriterium erfüllt, um in einige Indizes aufgenommen zu werden, darunter zunächst in den Nasdaq-100 und in den S&P-500. Index-orientierte Funds werden das Papier dann kaufen müssen, weshalb die Zahl der Google-Aktionäre demnächst wohl steil zulegen wird. Ob die Rallye derweil weitergeht, bleibt natürlich abzuwarten – solange: Herzlichen Glückwunsch!

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
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Alt 19-08-2005, 20:48   #289
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Zuviel Jeans, zu viele Nüsse

Wenn amerikanische Medien über die US-Konjunktur berichten, sind sie meist optimistisch bis euphorisch gestimmt – abgesehen vielleicht von Geschichten rund um den Ölpreis. Allein, in letzter Zeit hört sich mancher Bericht an, als stünden USA und Wall Street die biblischen Plagen bevor.

So sollen die Märkte unter zu großen Mengen von Jeansstoff leiden, wie eine Reporterin auf CNBC neulich zu berichten wusste. Die „Denim Glut“ soll schon den Branchenriesen Jones Apparel dazu gezwungen haben, eine Fabrik zu schließen und Sonderabschreibungen über 14 Millionen Dollar zu verbuchen, um nicht gänzlich in der Flut blauer Stoffe zu versinken.

Doch nicht nur zuviel Stoff, auch zuviel Kaffee macht der Wall Street Sorgen. So seien die Preise für Arabica-Kaffee jüngst auf bedenklich niedrige Niveaus gestürzt. Was gute Nachrichten für Kaffee-Käufer wie Starbucks oder Peet’s Coffee sind, sind geradezu katastrophale Nachrichten für… ja, für wen eigentlich. Wer weiß?

Anderswo wiederum steigen die Preise, so beim Zement. Im aktuellen Boom reiche der Vorrat nicht aus, der wichtigste Baustoff werde knapp, klagt die Branche. Was tun? Bis mehr Zement angeliefert wird, könnten die Bauarbeiter vielleicht in der Sonne sitzen und Ersnüsse knabbern. Das würde ganz nebenbei das Problem der Erdnuss-Flut lösen, von der die Medien dieser Tage berichten.

Die Details aus dem Peanut-Sektor, dessen berühmtester Züchter Jimmy Carter einmal Präsident der USA war: In diesem Jahr rechnen Experten mit einer Rekordernte von 2,3 Millionen Tonnen, die zu den rund 215 Tonnen kommen, die noch aus dem letzten Jahr übrig sind. Unterm Strich stehen den Amis nun mindetens eine halbe Million Tonnen mehr zur Verfügung als für gewöhnlich gegessen werden. Wer damit ein Problem hat, sind indes nicht die Bauern, sondern der Steuerzahler. Die Regierung garantiert Erdnussfarmern nämlich einen Festpreis von 355 Dollar pro Tonne – der Anbau wird also teuer subventioniert.

Ob die US-Konjunktur nachhaltig unter der Erdnuss- oder der Jeansflut leidet, ist schwer abzusehen. Wahrscheinlich ist es nicht. Und so überrascht auch das Ergebnis einer Umfrage nicht, in dem der Wirtschaftssender CNBC wissen wollte, wovor sich Anleger am meisten fürchten: 3 Prozent klickten auf die Erdnuss-, 4 Prozent auf die Jeans-Flut. Jeweils 20 Prozent sahen in der Kaffeekrise und der Zementknappheit eine Gefahr. Eine Mehrheit von 52 Prozent hingegen fürchtet sich am meisten vor… der Dunkelheit.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
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Alt 22-08-2005, 20:22   #290
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Vioxx-Urteil: Merck hat Schmerzen

Nachdem Urteil im Vioxx-Prozess hatte so mancher Beteiligter selbst wohl eine Schmerztablette nötig. Den Pharmazeuten aus New Jersey hat die Schadenssummer von 253,4 Millionen Dollar kalt erwischt, und auch die Wall Street hatte damit nicht gerechnet. Die Folgen für den Konzern sind nicht absehbar, die Aktie rutscht am Montag weiter ab.

Man mag darüber streiten, wie sinnvoll das amerikanische Geschworenensystem in vielen Fällen wirklich ist. Laien ohne jedes Hintergrundwissen entscheiden Fälle, in denen es um Wirtschafts- und Bilanzbetrug geht oder, wie im Vioxx-Fall, um wissenschaftlich höchst komplizierte und umstrittene medizinische Zusammenhänge. Doch Laien hin, Geschworene her – das Urteil gegen Merck steht erst einmal: 253,4 Millionen Dollar muss der Konzern an die Witwe eines 59-jährigen Triathleten zahlen, der vor vier Jahren im Schlaf an Herzversagen starb. Er hatte seit acht Monaten Vioxx genommen.

Der Triathlet ist nicht das einzige Opfer von Vioxx. Im Gegenteil: Spätestens seit einem Jahr weiß man auch außerhalb der Merck-Zentrale um die gefährlichen Nebenwirkungen des Schmerz- und Arthritismittels, dass der Pharamzeut nicht umsonst vom Markt genommen und seither nicht mehr zurückgebracht hat. Dabei dürfte man das durchaus. Nach einer eingehenden Untersuchung hat die Zulassungsbehörde FDA erklärt, dass zwar Vioxx und das Konkurrenzpräparat Celebrex vom ebenfalls Dow-notierten Pharmazeuten Pfizer starke Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System hätten, dass beide aber verkauft werden dürften. Allein Bextra, ein weiteres Pfizer-Präparat, müsse weiter aus dem Markt herausgehalten werden.

Dass Merck trotzdem Schadenersatz leisten muss, kommt indes nicht ganz überraschend. Schon seit einiger Zeit ist bekannt, dass Merck um einige Nebenwirkungen von Vioxx gewusste hatte, ohne auf Packung und Beipackzettel darauf hinzuweisen – nach Erkenntnis mehrerer Experten und Prozessbeobachter sollen finanzielle Überlegungen hinter der Vertuschung gestanden haben. So soll Merck (zu Recht) befürchtet haben, mit schärferen Warnhinweisen für Vioxx Marktanteile an Pfizer zu verlieren.

Dass Merck, wie auch andere Pharmazeuten, finanzielle Aspekte über den Dienst am Patienten stellen, ist ebenfalls nicht überraschend. Nicht zuletzt mit Unterstützung der Bush-Regierung sind die Preise für Medikamente in den letzten Jahren auf obszöne Niveaus gestiegen, in der Branche klingeln die Kassen wie nie zuvor. Insofern wird sich die Zahl derer, die dieser Tage mit Merck fühlen, in Grenzen halten.

Dennoch ist unklar, wie das Gericht die Schadenssumme von 253,4 Millionen Dollar bemessen hat, die der Witwe gezahlt werden sollen. Abgesehen davon, dass alles Geld der Welt den toten Sportler nicht wiederbringen wird und dass sich die trauernde Dame unsinnigerweise auf einen Schlag unter den reichsten Menschen des Landes wiederfindet, sprengt die Summe zahlreiche Richtlinien, weshalb Merck ein Einspruch vor einem höheren Gericht nicht schwerfallen wird.

Was dem Unternehmen letztlich droht, ist im Moment nicht abzusehen – schwere Zeiten stehen auf jeden Fall bevor. Denn bereits vor der Urteilsverkündung sah sich Merck 4200 weiteren Vioxx-Klagen gegenüber, es könnten jetzt noch mehr werden. Ein Gericht in New Jersey, wo bisher die meisten Klagen verwaltet werden, rechnet mit bis zu 100 000 Eingaben.

Analysten gingen bisher davon aus, dass Merck eine Schadenssumme von bis zu 18 Milliarden Dollar drohen könnte. Rückstellungen hat man bislang keine gebildet, jedenfalls nicht für die Zahlung an Hinterbliebene. Lediglich für die Begleichung von Gerichtskosten sind 675 Millionen Dollar reserviert.

Dass sich Merck nicht besser rüstet, könnte durchaus Strategie sein. Denn noch wartet das Unternehmen ab, nach Einschätzung des Klage-Anwalts Mark Lanier vermutlich bis September 2006. Dann werden seit dem Vioxx-Rückruf zwei Jahre vergangen sein, und danach können keine neuen Klagen mehr eingereicht werden. Merck, so Lainer, werde vermutlich dann alle Klagen auf einmal beilegen, wobei sich die Entschädigungssummer pro Fall nach der Zahl der Fälle richten werde.

Damit wäre die jetzt im Triathlon-Fall beschlossene Schadensummer ohnehin hinfällig. Dass die Aktie von Merck nach ihrem 8-Prozent-Sturz am Freitag zum Wochenbeginn erneut nachgibt, ergibt dennoch Sinn: Teuer wird Vioxx für Merck nämlich auf alle Fälle, und mit jeder weiteren Klage und jeder weiteren Schlagzeile wird es die gesamte Pharmabranche in Zukunft schwerer Profite zu konzentrieren.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
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Alt 23-08-2005, 07:06   #291
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US-Rüstungsboom ungebrochen

Es gibt nicht viele Branchen, die von dem überbordenden US-Haushalt langfristig profitieren. Die amerikanische Rüstungsindustrie gehört zweifellos dazu. Die militärischen Beschaffungsprogramme laufen auf Hochtouren.


Mag die Zustimmung für George W. Bush in den USA auch bröckeln. An einem Ort ist dem Präsidenten die Unterstützung sicher: Bei den milliardenschweren US-Rüstungskonzernen, denen es unter seiner Regierung besser denn je geht.

Der Grund liegt nahe: Die unablässig steigenden Ausgaben des Pentagon für den "Krieg gegen den Terror" im In- und Ausland füllen die Auftragsbücher wie noch nie. Allein für 2006 plant die US-Regierung einen Verteidigungsetat von 441 (Vorjahr: 420) Milliarden Dollar - das sind 362 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Der deutsche Verteidigungsetat umfasst rund 24 Milliarden Euro. Die großen Forschungs- und Entwicklungsprogramme versprechen auch in den kommenden Jahren gute Geschäfte.

Milliardenschwere Entwicklungsprogramme
Zu dem regulären Etat kommen noch milliardenschwere Bewilligungen für den Irak und Afghanistan. Für 2006 will der Kongress 79 Milliarden Dollar für Waffen und Beschaffung bewilligen und etwa 69 Milliarden Dollar für Rüstungsforschung und -entwicklung.

Eines der längerfristigen Entwicklungsprojekte ist "Future Combat Systems" (FCS), das die GIs durch Integration neuer Waffen- und Kommunikationssysteme schlagkräftiger machen soll. An dem 125 Milliarden Dollar schweren Projekt unter Federführung von Boeing sind fast alle US-Rüstungsfirmen beteiligt.

Boeing will auch das umkämpfte Flugzeugtanker-Programm für sich gewinnen. Daran ist auch die europäische EADS interessiert. Aber die Europäer haben es generell schwer auf dem US-Markt. Nicht zuletzt, weil sich der gigantische US-Rüstungshaushalt leichter durchsetzen lässt, wenn vor allem heimische Firmen davon profitieren (vgl. den Beitrag "Rüstungsindustrie: Die transatlantische Einbahnstraße").

Branchenprimus Lockheed...
Der größte US-Rüstungskonzern Lockheed Martin ist der führende Anbieter gesicherter Computersysteme. Daneben ist Lockheed stark bei der Raketenabwehr, integrierten elektronischen Kampfsystemen und militärischen Raumfahrtprogrammen positioniert. Dagegen gab es bei Militärflugzeugen wegen stockender Auslieferungen von F-16-Jets einen Umsatzrückgang. Im ersten Halbjahr setzte der Rüstungsgigant 17,8 Milliarden Dollar um, nach 17,1 Milliarden im Vorjahreszeitraum. Der Gewinn sprang um 41 Prozent auf 830 Millionen Dollar. Lockheed erwartet einem Jahresumsatz von 36,5 bis 38 Milliarden Dollar.

... Boeing ...
Boeing, zuletzt von der EADS-Tochter Airbus als weltgrößter Verkehrsflugzeug-Bauer überflügelt, ist gleichzeitig der zweitgrößte US-Rüstungskonzern. Der Halbjahresumsatz erhöhte sich um acht Prozent auf 27 Milliarden Dollar. Der Gewinn fiel wegen Sonderfaktoren um zehn Prozent auf 1,1 Milliarden Dollar. In der Rüstungssparte stieg der operative Gewinn bei einem Halbjahresumsatz von 15,3 Milliarden um 16 Prozent auf 1,7 Milliarden Dollar. Für das Gesamtjahr peilt Boeing einen Konzernumsatz von 58 Milliarden Dollar an.

... und weitere Milliardenkonzerne teilen sich den Kuchen
Northrop Grumman baut Kriegsschiffe, Militärflugzeuge und ist in der Informationstechnologie sowie in der Raumfahrt aktiv. Der Halbjahresumsatz gab leicht von 13,9 auf 13,4 Milliarden Dollar nach. Der Halbjahresgewinn erhöhte sich dagegen von 534 auf 776 Millionen Dollar.

Der auf Rüstungselektronik und -systeme konzentrierte Konzern Raytheon steigerte den Halbjahresumsatz um acht Prozent auf 10,4 Milliarden Dollar und den Gewinn massiv von 20 Millionen auf 367 Millionen Dollar.

Der Kriegsschiff-, Panzer- und Munitionsanbieter General Dynamics steigerte seinen Halbjahresumsatz um 7,9 Prozent auf zehn Milliarden Dollar und den Gewinn um 19,7 Prozent auf 681 Millionen Dollar.

Auch die Mischkonzerne Honeywell und United Technologies mit ihren großen Rüstungssparten haben in den ersten sechs Monaten dieses Jahres gut verdient.

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Alt 23-08-2005, 19:27   #292
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Beliebtheits-Studie: Erfolg schafft keine Freunde

Wenn es zur Zeit eine Branche gibt, die sich vor Geld kaum retten kann, dann ist es der Energie-Sektor. Dank hoher Ölpreise und einer scheinbar grenzenlos steigenden Nachfrage sind die Kassen von ExxonMobil & Co. gut gefüllt – doch anderswo fehlt es den Unternehmen. Beliebt sind sie nicht, wie eine aktuelle Umfrage zeigt.

Die Meinungsforscher von Gallup haben tausende von Amerikanern gefragt, welchen Unternehmen sie Respekt und Sympathie entgegenbringen. Die Ergebnisse dürften keinen wirklich erschüttern, nennenswert sind sie aber: Die Öl-Industrie hat sich erwartungegemäß den letzten Platz gesichert, wobei Gallup darauf hinweist, dass der Sektor auch bei Befragungen in der Vergangenheit nie beliebt gewesen war – aber andererseits auch nie zuvor derart unbeliebt wie heute.

Kein Wunder: Trotz eines historisch hohen Ölpreises, den der Kunde an der Tankstelle ebenso präsentiert bekommt wie am Flugticket-Schalter oder winters mit der Heizöl-Rechnung, trotz der immensen Gewinne für die Unternehmen und rekordverdächtiger Bilanzen, hat sich die Branche gerade im Rahmen eines neuen Energiegesetzes neue Steuervorteile gesichert. Zudem treibt man weiter die Öl-Suche im Naturschutzgebiet von Alaska voran und ignoriert weiterhin die internationalen Bemühungen, den gefährlichen Klimawandel zu stoppen. Bilanz laut Gallup: 20 Prozent der Bevölkerung sehen die Ölbranche in einem guten Licht, 62 Prozent sehen sie in einem schlechten Licht – das ergibt einen Punktestand von -42.

Tief im Minus notieren drei weitere Branchen, die sich nicht gerade um Sympathiepunkte bemüht haben: Die Justiz, deren gierige Anwälte längst nicht mehr im Sinner des Klienten klagen, sondern mit reißerischen Methoden möglichst viele schlagzeilenträchtige Sammelklagen anzuhäufen versuchen, notiert mit -20 Punkten auf dem vorletzten Platz.

Jeweils -18 Punkte haben die Pharma- und die Gesundheitsbranche. Während erstere zur Zeit vor allem unter dem Vioxx-Skandal leidet, dürften auch andere Punkte die Beliebtheit gedrückt haben. So dürfen die großen Unternehmen in den USA ihre Mittel zu jedem beliebigen Preis verkaufen, ohne dass Großkunden wie die steuerfinanzierte Kranken- und Sozialkasse auch nur verhandeln dürfen. In anderen Ländern müssen sich Merck, Pfizer & Co. den Gesetzen des Marktes beugen, weshalb Medikamente jenseits der US-Grenzen billiger sind, allein, importiert werden dürfen die nicht.

Weiter am Schluss der Liste stehen die US-Regierung mit einem Beliebtheitsgrad von -12 Punkten und die Film-Industrie mit einem Stand von -6 Punkten. Während die Kritik an der Bush-Regierung nicht neu ist und hier nicht weiter ausgeführt werden soll, ist der Tadel in Richtung Hollywood bisher nie so deutlich geworden. Begründet ist er indes: Die Filmemacher in Kalifornien haben seit langem Kommerz vor Kultur gesetzt, und mittlerweile hat man das Spiel zu weit getrieben. Den Dumpfsinn dieses Jahres wollte kaum noch jemand sehen; die Besucherzahlen in den Kinos sind stark rückläufig.

Nicht viel beliebter als die Filmindustrie sind indes andere Freizeitbranchen. Das Fernsehen kommt auf der Beliebtheitsskala auch nur auf -3 Punkte und ist damit immer noch besser als die Sportindustrie mit -5 Zählern. Deren Image dürfte nicht zuletzt unter den jüngsten Dopingskandalen in der Baseball-Liga gelitten haben, und auch die Tatsache, dass im letzten Jahr die ganze Eishockey-Liga ausfiel, nachdem sich Spieler und Team-Besitzer nicht über die Gehälter einigen konnten, hat wohl einige Fans gekostet.

Soweit die Verlierer. Im Mittelfeld der Beliebtheitsskala stehen die Airlines – überraschenderweise mit einem Punktestand von +11 –, und ferner die Automobil- und die Telekomindustrie. Weitere ungewöhnlich gute Platzierungen schafften die Banken und erstaunlicherweise sogar die Bilanzprüfer, die sich von den Skandalen der letzten Jahre etwas erholt haben. Von den Spitzenplatzierungen früherer Jahre ist man nach Enron, WorldCom und anderen Zwischenfällen indes noch weit entfernt.

Die Gewinner der jüngsten Umfrage finden sich im Einzelhandel, wo sowohl Kaufhäuser als auch Lebensmittelmärkte gut abschneiden. Noch besser rangieren die Lebensmittel-Erzeuger, namentlich die Landwirtschaft. Auf Platz zwei der Gallup-Liste liegt derweil die Computerbranche mit +47 Punkten.

Absoluter Gewinner mit einer Bilanz von +50 Zählern ist der Restaurant-Sektor. 58 Prozent der Befragten stehen der Branche positiv gegenüber, nur 8 kritisieren den Sektor. Gastfreundschaft kommt also weiter an, was sich indes vor allem auf Main Street zeigt – nicht aber an der Wall Street. Von den Renditen der unbeliebten Öl-Industrie können die Wirte und ihre Anleger nämlich nur träumen.

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Alt 23-08-2005, 22:40   #293
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S&P rechnet mit Verlusten bei amerikanischen Aktien
Von Mark Arbeter, S&P

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Alt 23-08-2005, 22:43   #294
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Amerika
Angst vor dem September

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Alt 24-08-2005, 20:35   #295
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Wer wird der neue Greenspan?

Eine Ära geht zu Ende. Seinen letzten Rechenschaftsbericht vor dem Kongress hat Alan Greenspan bereits hinter sich, und am Freitag wird er zum letzten Mal das jährliche Fed-Symposium in Jackson Hole, Wyoming, eröffnen. Dann folgen noch zwei Fed-Sitzungen, bevor der oberste Notenbanker im Januar in den Ruhestand gehen… könnte.

Was genau im Januar passiert, ist zur Zeit bekanntlich offen. Die Bush-Regierung möchte nur allzu gerne an dem Fed-Chef festhalten, der sich in den letzten Jahren als zuverlässiger Unterstützer selbt höchst umstrittener Maßnahmen erwiesen hat. So zuverlässig, dass Greenspan hin und wieder in den Verdacht geriet, seine Neutralität aufgegeben und ins Regierungslager gewechselt zu haben. Man denke nur an die Unterstützung des Fed-Chefs für des Präsidenten milliardenschwere Steuersenkungen. Dass sich „Mr. G“ einst nicht für niedrigere Abgaben, sondern für eine Senkung des Haushaltsdefizits ausgesprochen hatte, ist nur noch eine ferne Erinnerung.

Doch so sehr Bush seinen Fed-Chef halten möchte, unproblematisch ist das nicht. Greenspan hat die Altergrenze für seine Position überschritten, eine abermalige Verlängerung seiner Amtszeit ist nicht möglich. Seit geraumer Zeit kursieren Gerüchte, wonach George W. Bush nun die Nominierung eines Greenspan-Nachfolgers hinauszögern und so den Alten zumindest als Interims-Chef behalten könnte – doch das würde seinen Abschied höchstens um einige Monate verzögern.

So stellt sich weiter die Frage: Wer kommt nach Greenspan? Drei Kandidaten sind im Gespräch, und alle drei werden am Wochenende in Jackson Hole sein. Die Wall Street wird ein Auge auf alle drei haben, zumal Experten zur Zeit keine klare Präferenz haben. Mit allen dreien dürfte auszukommen sein, immerhin sind die Kandidaten jeweils seit Jahrzehnten in hohen finanzpolitischen Positionen tätig.

Da wäre zum einen Ben Bernanke, der lange als aussichtsreichster Greenspan-Nachfolger galt. Des alten Fed-Chefs Vize wechselte allerdings Anfang dieses Jahres ins Weiße Haus, wo er als Bushs wichtigster Wirtschaftsberater fungiert. Von Bernanke weiß die Wall Street, dass er der Fed gerne die Annahme eines offiziellen Inflationsziels aufdrücken würde, an dem die künftige Zinspolitik auszurichten wäre.

Ein weiterer Kandidat für die Greenspan-Nachfolge ist Glenn Hubbard, der Rektor der Columbia University Business School, der Präsident Bush in dessen erster Amtszeit half, die Steuersenkungen durch den Kongress zu bekommen. Ebenfalls im Rennen ist Martin Feldstein, ein Harvard-Professor und der aktuelle Präsident des National Bureau of Economic Research. Feldstein diente bereits unter Präsident Reagan, aus dessen Regierung er im Streit um das hohe Bilanzdefizit ausschied. Dass Feldstein im Vorstand der zuletzt unter Beschuss geratenenen American International Group sitzt, hat seinem Ansehen zwar geschadet, Experten, unter anderem vom angesehenen Cato Institut, sehen die Chancen für alle drei möglichen Greenspan-Nachfolger allerdings noch immer etwa gleich groß.

Die Entscheidung darüber, wer ab nächstem Jahr Fed-Chef sein wird, liegt bei George W. Bush, der seine Wahl allerdings vom Kongress absegnen lassen muss. Dass Bush überhaupt zwischen drei Kandidaten wählen kann, scheint manchem Kritiker eine glückliche Fügung. Angesichts der wackligen Konjunktur sei es ein Wunder, dass überhaupt jemand Greenspans Posten übernehmen wolle, lästern Zyniker in Washington.

Und in der Tat: Ein neuer Fed-Chef dürfte es nicht leicht haben. Die aktuelle US-Konjunktur ist nur auf den ersten Blick stabil, getragen wird sie von einer Immobilienblase und der Bereitschaft der Verbraucher, ihre Ausgaben immer mehr fremd zu finanzieren. Beobachtern graut es seit geraumer Zeit vor einer Stagflation, der Arbeitsmarkt ist anhaltend schwach, und langfristig muss die USA ihr Import- und Exportkonzept ändern. Der wachsende Hunger der Amerikaner nach ausländischen Waren hat die Handelsbilanz auf den Kopf gestellt und den Dollar geschwächt.

Weniger Besorgnis erregend beurteilen viele Beobachter mittlerweile die Frage, ob denn Greenspans große Fußabdrücke so leicht auszufüllen seien. Greenspan dürfte zwar als einer der einflussreichsten und erfolgreichsten Fed-Chefs in die Geschichte eingehen, zahlreiche Kritiker glauben aber, dass „Mr. G“ vielleicht gar nicht so sehr ein finanzpolitisches Genie, als vielmehr zur rechten Zeit am rechten Ort war.

Dass beispielsweise unter Greenspan der größte Börsenboom aller Zeiten stattfand, lässt sich nur schwer dem Fed-Chef zuschreiben. Und dass Rezessionen unter Greenspan stets vergleichsweise mild waren, wird dadurch ausgeglichen, dass die Erholungsphasen stets langwierig und von einem schwachen Arbeitsmarkt geprägt waren.

Greenspan, so wird zum Ende seiner Amtszeit klar, mag seine Verdienste um die Finanz- und Zinspolitik der USA haben, ersetzbar aber ist er. George W. Bush mag das nicht gefallen, allein, er muss sich fügen. Ein paar Monate wird er Greenspan wohl über das offizielle Abschiedsatum hinaus halten können, doch dann muss und wird er einen Nachfolger berufen – die Märkte dürfte die Anlöse nicht allzu sehr durcheinanderbringen.

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Alt 25-08-2005, 20:31   #296
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Turbulenter Herbst für GM und Ford

Gepumpte Zeit, so lautet das Motto von Ford und General Motors. Die drastischen Sonderangebote verlieren zunehmend ihre Wirkung. Verbraucher lassen sich von den schmackhaften Mitarbeiterkonditionen nicht mehr anlocken. Nach dem Verkaufsboom im Juni und Juli stehen drastische Einbrüche bevor.

Ford und GM haben die Umsätze künstlich vorgezogen und dabei die Gewinnmargen durch den Schornstein gejagd. Die Absatzzahlen für den August dürften deutlich unter dem Niveau der vorhergehenden Monate liegen.

“Ob die Mitarbeiterkonditionen oder die 0 Prozent-Finanzierungen, die Effektivität der Sonderprogramme lässt nach“, so John Casesa von Merrill Lynch. Die Auto-Absatzzahlen dürften im August bei einer Jahresrate von 16,9 Millionen Dollar liegen. Im Juli wurde noch ein Niveau von 20,7 Millionen Fahrzeugen erreicht.

Geht es nach dem Brokerhaus Lehman Brothers, stehen den Verkaufszahlen im Herbst erhebliche Einbrüche bevor. Kündigen sich erstmal die Modelle des Baujahres 2006 an, die Mitarbeiterkonditionen laufen aus, und die Nachfrage kühlt ab, brechen für die zwei US-Autohersteller noch schwierigere Zeiten an.

Was den August betrifft, scheint zudem die japanische Konkurrenz die Marktanteile weiter auszubauen. In den vergangenen zwei Wochen weitete Honda die Marktanteile von 8 auf 9,5 Prozent aus. Toyota verbucht sogar eine Steigerung von 12 auf 15 Prozent. Trotz all der neuen Fahrzeugmodelle wird der Kuchen von Ford und GM immer kleiner. GMs Marktanteil dürfte von 29 auf 25 Prozent geschrumpft sein. Während Ford nur noch 19 Prozent des Marktes kontrolliert, dürfte Chrysler einen stabilen Anteil von 13 Prozent halten. Einen Großteil der

Verkaufseinbrüche dürften sich auf GM konzentrieren. Nach den robusten Verkäufen in den vergangenen zwei Monaten, sind die Lagerbestände bei vielen Händlern auf einen Tiefstpunkt gesunken. Der mangelnde Bestand an Fahrzeugen wirkt sich auf den August folglich belastend aus. Um rund 12 Prozent dürfte der Absatz im August gesunken sein.

Die Ratingagentur Moody’s hat nicht umsonst die Bonität von Ford und General Motors auf Müll abgestuft. Die operativen Ergebnisse und der Cash Flow von Ford habe sich weiter verschlechtert. In der Auto-Sparte sei in diesem Jahr mit einem Vorsteuerverlust zu rechnen.

Auch bei dem großen Konkurrenten General Motors bleibt die Lage angespannt. Im Zuge einer erfolgreichen Restrukturierung müssen die hohen Festkosten durch die Krankenversicherungen ins Visier genommen werden. Es gilt auch die überschüssigen Produktionskapazitäten zu reduzieren. Erst wenn dieser Weg erfolgreich beschritten wurde, kann GM die hohen Sonderangebote reduzieren und die Margen aufbessern.

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Alt 26-08-2005, 20:37   #297
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Die Warnung zum Abschied

Doktor Greenspan weigert sich die Angstneurose der Wall Street zu behandeln. Statt den zittrigen Börsianern eine nervenberuhigende Impfung zu verpassen, verschreibt der mächtige Notenbanker ein Aufputschmittel.

„Der boomende Immobilienmarkt ist ein wirtschaftliches Ungleichgewicht das üble Folgen für die Konjunktur haben kann”, warnt Greenspan in seiner Rede in Jackson Hole, Wyoming. Die Immobilienpreise seien nicht zuletzt deshalb hoch, weil Investoren geringe Risikoprämien akzeptieren. Sollte die Risikobereitschaft jedoch sinken, und Anleger verlangen höhere Renditen, droht ein böses erwachen.

Die Preise würden in Folge dessen sinken und Kredite müssten liquidiert werden. Was nach reichlich vorhandener Liquidität aussieht, würde schlagartig versickern. „Die Vergangenheit lehrt, dass die Zeit nach einer längeren Phase niedriger Risikoprämien meist schwierig ausfällt”, zog Greenspan Bilanz.

Mit seinen ungewöhnlich deutlichen Worten giesst der bald in Ruhestand gehende Notenbanker Öl ins Feuer. Statt in Anbetracht der hohen Energiepreise und den Gefahren einer Konjunkturabkühlung ein Ende der Zinsanhebungen zu signalisieren, wird ein weiteres Schreckgespenst aus dem Hut gezaubert.

Dass das Verbrauchervertrauen sinkt, die Auftragseingänge der Industrie enttäuschen und der IWF vor einem Abschwung in Asien warnt, scheint Greenspan kaum zu stören. Selbst der Immobilienmarkt hat zunehmend Sand im Getriebe. Während die Durchschnittspreise für Neubauten seit Jahresauftakt sinken, sackten die Verkäufe von Altbauten im Juli um 2,6 Prozent ab. Auch der Bestand an zu verkaufenden Häusern ist seit Monaten am steigen.

„Immobilien sind nicht mehr glühend heiss, sondern nur noch heiss”, beurteilt der Bau-Konzern Toll Brothers die Lage. Ein Ergebnis, zu dem selbst der Verband der Immobilienmakler kommt. Doch was läuft wie eine Ente und schwimmt wie eine Ente, muss nicht zwingend eine Ente sein. Greenspans Werk ist erst vollendet, wenn die Zeichen einer Abkühlung eindeutig auszumachen sind.

Wenigstens zeigt sich „Mr. G.”zuversichtlich, dass die Adjustierung am Immobilienmarkt graduell vollzogen werden kann, ohne dabei in eine Rezession abzurutschen. Bleibt nur zu hoffen, dass die Notenbank an der Zinsfront nicht über ihr Ziel hinausschiesst – wie in der Vergangenheit oft geschehen.

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Alt 29-08-2005, 20:25   #298
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Ratespiel um Katrina

Das Geschreih ist groß, aber nicht an der Wall Street. Der Monster-Hurrikan Katrina versetzt die Bären in Wallung, lässt den Aktienhandel aber kalt. Wo ist sie hin, die berüchtigte Angstneurose der Börsianer?

Selbst der Ölpreis reagiert auf die drohenden Produktionsausfälle kaum und rutscht in den ersten Handelsstunden unter die Marke von 68 Dollar pro Fass. Dabei wird im Golf von Mexico rund 25 Prozent des amerikanischen Öls gefördert. Einer Antwort nie verlegen, liegt die Erklärung für das wundersame Verhalten der Kapital- und Energiemärkte schon parat: „Der Effekt von Katrina wurde vorweggenommen.”

Obgleich die Schäden noch schwer abzuschätzen sind, sei das Schlimmste überstanden. Was sich nach einer überzeugenden Erkenntnis anhört, ist vorerst nichts weiter als ein Ratespiel. Statt sich in Geduld zu üben, versuchen Analysten das unmöglich zu erraten. Manchmal muss man sich über die Vergesslichkeit der Börsianer wundern. Erst Tage nach dem Wirbelsturm Dennis wurde bekannt, dass BPs Thunder Horse-Bohrinsel stark beschädigt wurde.

Dass Katrina das Zentrum von New Orleans verfehlt hat, ist eine zweifelsohne erfreuliche Nachricht. Ob der Sturm größere Schäden in der Öl-Industrie angerichtet hat, wird sich aber erst in den nächsten Tagen zeigen.

Hurrikan Ivan, der im vergangenen September durch die Region fegte, belastete über viele Monaten hinweg die Förderquoten. Erschwerend kommt hinzu, dass diesesmal zwei große Raffinerien gelähmt werden. Chevrons Pascagoula- und Exxons Baton Rouge-Raffinerie produzieren täglich rund 900.000 Fass. Der Benzin-Ausstoss durch Katrina wird durch Katrina um kurzfristig 1,8 Millionen Fass reduziert. Damit fällt rund 10 Prozent der täglichen US-Produktion aus.

Kein Beinbruch, wären die Lagerbestände nicht im Vorfeld des Sturms stark abgeschmolzen. Zudem zieht die Nachfrage im Vorfeld des verlängerten Labor-Day-Wochenendes meistens kräftig an. In anderen Worten: Benzin droht kurzfristig teurer zu werden. Jeder Cent, um den Treibstoff an den Tankstellen teurer wird, kostet die Verbraucher rund 1,5 Milliarden Dollar.

Bereits Mitte August warnte Wal-Mart, dass das Umsatzwachstum durch die hohen Energiepreise gebremst wird. An eine Freigabe der strategischen Öl-Reserven von Uncle Sam ist kaum zu denken. Laut der Internationalen Energiebehörde liegt der Öl-Lagerbestand der Regierung über den vorgeschriebenen neunzig Tagen. Präsident George Bush betont jedoch, dass eine Freigabe nur in Frage kommt, wenn es zu einem Ausfall ausländischer Öl-Importe kommt.

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Alt 30-08-2005, 20:21   #299
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Erst denken, dann handeln!

„Die Wissenden geben keine Prognosen. Die Prognostizierenden haben kein Wissen”. Was der chinesiche Poet Lao Tzu schon im sechsten Jahrhundert vor Christus wusste, kommt Börsianer diese Woche teuer zu stehen.

Statt voreilig die Schäden durch Katrina zu verharmlosen, hätten die Experten warnen müssen. Wie auch bei dem Hurrikan Ivan, im September letzten Jahres, wurden die Produktionsschäden der Öl-Industrie masslos unterschätzt. Das Ergebnis: Panikkäufe an den Energie-Märkten. Öl schiesst über 70 Dollar, mit einem Ansieg der Benzinpreis um zeitweise 14 Prozent. Sieben der neunzig Bohrinseln treiben herrenlos durch den Golf von Mexico, berichtet die US-Küstenwache. Wie schnell die anderen Bohrinseln wieder den Betrieb aufnehmen können, wird erst in den nächsten Tagen bekannt sein.

Sorgen bereitet vor allem der „Port Fourchon“-Hafen in Louisiana. Über den Hafen wird fast 70 Prozent des amerikanischen Öls abgefertigt. Außerdem handelt es sich um den einzigen Hafen in den USA, an dem Mega-Tankschiffe anlegen können. Wie ein Sprecher erklärt, stellt vor allem die Stromversorgung ein größeres Problem dar. Katrina hat die meisten Strommasten entweder beschädigt oder komplett rausgerissen.

Es besteht auch die Gefahr, dass die Hafeneinfahrt durch Geröll und Schlamm verstopft wurde. Größere Schiffe könnten in diesem Fall auch längerfristig nicht anlegen. Um so ärgerlicher, dass der Alternativ-Hafen in Venice noch stärker getroffen wurden.

Die Schadensbilanz bei den Raffinerien fällt kaum besser aus. Insgesamt neun Raffinerien wurden durch den Hurrikan geschlossen. Darauf basierend liegt der Produktionsausfall von Benzin bei täglich rund 1,8 Millionen Fass oder rund 10 Prozent der gesamten US-Produktion. Es kursieren Gerüchte, wonach einige dieser Raffinerien bis zu zwei Meter unter Wasser stehen. Der Betrieb bei vier weiteren Raffinerien musste reduziert werden. Eine unerfreuliche Nachricht, zieht die Nachfrage nach Benzin im Vorfeld des bevorstehenden Labor-Day-Wochenendes meistens kräftig an.

Selbst wenn die USA die strategischen Öl-Reserven freigeben würde, ändert dies nichts an den drohenden Engpässen bei Benzin. Selbst vor dem Einzelhandel hat Katrina kein Halt gemacht. Wal-Mart, der weltgrößte Einzelhändler, musste 123 Kaufhäuser schliessen. Erst Mitte August warnte das Management, dass der hohe Energiepreis den Konsum bremst.

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Alt 31-08-2005, 21:06   #300
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Benzin steigt um 35%
Die Wall Street ist erstarrt, so scheint es jedenfalls. Trotz der explodierenden Energiekosten präsentiert sich der Handel erstaunlich widerstandsfähig.

Es mag makaber klingen, und doch dürften die Aufbauarbeiten in New Orleans die Konjunktur eher anfachen. Sorgen machen sich die Volkswirte vorrangig um die hohen Energiepreise. Die Renditen der 2-jährigen US-Staatsanleihen liegen nun leicht über dem Niveau der 3-jährigen Staatsanleihen. Ein Signal, dass das Risiko einer Rezession zugenommen hat.

Bleibt eine Entspannungen an den Energiemärkten aus, droht eine rapide Verschlechterung des Wirtschaftsumfelds. Dass die Lage kritisch ist, zeigt auch die Reaktion der amerikanischen Regierung. Laut Samuel Bodman, der Chef des US-Energie-Ministeriums, wird ein Teil der strategischen Reserven freigegeben.

In Uncle Sams Kammern schlummern 700 Millionen Fass Öl. Werden die Tore erstmal geöffnet, kann der wichtige Rohstoff per Pipeline, Tankschiff oder Lkw an die Raffinerien ausgeliefert werden. Vorausgesetzt es kommt zu keinen Angebotsengpässen im Mittleren Westen, dürfte sich die Weiterverarbeitung zu Benzin in Texas konzentrieren.

Höchste Eile ist geboten, denn die US-Lagerbestände an Benzin sind in der Woche vor dem Sturm erneut um 1,7 Millionen Fass gesunken, berichtet das US-Petroleum Institut. So leer waren die Lager fast noch nie. “Im Golf von Mexico werden in den nächsten 10 bis 30 Tage rund 50 Prozent der Öl- und 28 Prozent der Gasproduktion ausfallen“, befürchtet zudem Kinetic Analysis.

Liegen die Analysten richtig, drohen 25 Prozent der US-Öl-Produktion auszufallen. Von den neun stillgelegten Raffinerien liegen drei unter Wasser.

„Die Preise an den Tankstellen dürften somit über viele Wochen hinweg hoch bleiben“, mahnt Merrill Lynch. An vielen Orten der USA explodierte der Benzinpreis über Nacht um 20 Prozent auf 3,09 Dollar pro Gallone. Kommt es zu keiner Korrektur, und die Preise halten sich auf diesem Niveau, dürfte das BIP um 0,3 bis 0,5 Prozent reduziert werden, schätzt Global Insights.

Sollte sich die Schadensbilanz von Katrina weiter verschlechtern, und Benzin hält sich in den nächsten vier bis sechs Monaten bei 3,50 Dollar, droht das BIP im vierten Quartal auf Null einzubrechen. Ein noch unwahrscheinliches, aber nicht ausgeschlossenes Szenario.

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