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Alt 20-10-2005, 20:34   #346
Starlight
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Ein neues Gespenst zu Halloween

Die Amerikaner gruseln sich: Halloween steht vor der Tür. In allen Läden gibt es Monstermasken und Skelett-Kostüme, Freizeitparks laden zum „Schocktoberfest“ in ihre Geisterschlösser, und auch an der Wall Street gehen die Gespenster um. Nicht nur das Inflationsgespenst, wohlgemerkt – manche rechnen mit Schlimmerem.

Das größte Angst-Szenario beschreiben die Experten von Elliott Wave Financial Forecaster, die sich auf technische Marktanalyse nach der allerdings nicht unumstrittenen Elliott-Wellentheorie spezialisieren. Sie rechnen pünktlich zu Halloween mit einem Crash, und liefern einige Gründe für die finstere Prognose.

Auslöser für eine dramatische Abwärtsbewegung, die die Blue Chips „mehrere tausend Punkte“ kosten könnte, soll der Absturz des Dow-Jones-Index unter 10 300 Punkte gewesen sein. Dass sich der Standardindex im Mittwochshandel dreistellig in die Höhe katapultieren konnte, sagt den Chart-Technikern nicht viel. Die Gewinne des Marktes zur Wochenmitte seien nicht besonders breit gewesen, wird der Analyst Richard Russell bei CBS zitiert. Zudem können auch die Bullen nicht von der Hand weisen, dass der Wall Street am Tag nach der Mittwochsrallye überhaupt keine Anschlussgewinne gelingen wollen – obwohl einige Quartalszahlen gar nicht schlecht waren.

So ist – auch nach Betrachtung der Kursbewegungen in den ganzen letzten drei Wochen – ein Abwärtstrend nicht von der Hand zu weisen. Dass dazwischen kleine Gegenbewegungen bullische Stimmung vortäuschen, hält Elliot-Chef Robert Prechter für ganz normal. „Aber missverstehen Sie den breiten Trend nicht“, so Prechter, „es ist ein Bärenmarkt.“

Der beginne gerade seine „dritte Welle“ nach dem Elliott-Schema. Die anhand der jüngsten Inflationsdaten und der Zinsangst geschürte Panik dürfe bald ihren Höhepunkt erreichen und zu einem Handelsmuster führen, dass bärentypisch von immer niedrigeren Tiefständen gekennzeichnet sei. Gold und Silber böten übrigens keinen Schutz, so Prechter. Anleger seien zur Zeit mit Cash am besten beraten.

Direkt zum Ausgang drängen die Anleger an der Wall Street dennoch nicht. Das hat seinen Grund nicht zuletzt in der wackligen Performance der Elliott-Spezialisten. Immerhin hat deren Musterportfolio in den vergangenen zwanzig Jahren einen Verlust von jährlich rund 18 Prozent verbucht – auf diesen Zug will man nicht aufspringen.

Doch warnen Elliott-Befürworter davor, die Theorien ganz zu ignorieren. Zumindest über mittelfristige Perioden hätten die Techniker oft ganz außergewöhnliche Genauigkeit in ihren Vorhersagen bewiesen, meint CBS-Kommentator Peter Brimelow. Dabei habe vor allem Prechter oft recht gehabt, wenn er dem Markt scharfe Trendwenden prophezeit hatte – lediglich bei bestehenden Trends habe er oft den Beginn verschlafen.

So bleibt die Wall Street gespalten gegenüber Prechter und der Elliott-Welle, wie auch allgemein gegenüber anderen technischen Analysen. Vor allem zur Zeit – auf dem Höhepunkt der Ertragssaison – zählt für die breite Masse die fundamentale Analyse. Doch wenngleich diese nicht für einen historischen Börsen-Crash spricht, lässt auch sie nicht gerade großen Optimismus zu. Im Gegenteil: Zahlreiche Dow-Riesen schneiden dieser Tage erschreckend schlecht ab, einige Hightech-Schwergewichte laufen dem Markt hinterher, und selbst der bisherige Kurstreiber Öl bricht ein. Fonds stoßen Werte wie ExxonMobil in großen Mengen ab und flüchten sich in den Einzelhandel, was vor Weihnachten kein schlechter Zug wäre – in normalen Jahren.

Doch sieht die Wall Street kein normales Jahr. Das Wirtschaftswachstum scheint zwar stabil zu sein, doch misst man zu hohe Inflation und Verbraucherverschuldung und rechnet mit einem Einbruch im Konsum. Ein Einbruch an der Börse wäre keine unlogische Folge. Doch der Halloween-Crash in den nächsten Tagen ist zumindest für die überwältigende Mehrheit auf dem Parkett nur ein Schreckgespenst.

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Alt 21-10-2005, 21:54   #347
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Polaris und Exxon - hohe Gewinne, geringe Schulden
Von John Dorfman

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Alt 24-10-2005, 20:38   #348
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Notenbank: Ben Bernanke wird neuer Fed-Chef

Der frühere Fed-Gouverneur und oberste Wirtschaftsberater von Präsident George W. Bush, Ben Bernanke, soll neuer Chef der amerikanischen Notenbank werden. Die Amtszeit des amtierenden Fed-Chefs Alan Greenspan läuft Ende Januar aus, und Bernanke wäre bei der Sitzung am 31. Januar erstmals als oberster Notenbanker im Amt.

Die Entscheidung für Bernanke ist am Montagmorgen in Washington durchgesickert, eine Pressekonferenz ist für 13 Uhr (Ortszeit, 19 Uhr MEZ) anberaumt.

Ben Bernanke galt seit Monaten als aussichtsreichster Kandidat für die Greenspan-Nachfolge. Als Fed-Gouverneur war der 52-jährige mehrere Jahre lang die Nummer Zwei der Notenbank hinter Alan Greenspan, bis Bush ihn als obersten Wirtschaftsberater vor einem Jahr ins Weiße Haus geholt hat. Darüber wiederum sind zahlreiche Beobachter an der Wall Street nicht ganz glücklich, immerhin soll der Fed-Chef traditionell politisch neutral sein.

Dies kann man über den Republikaner Bernkaner vor allem nach seiner Arbeit an Bushs Seite nicht uneingeschränkt sagen. Vielmehr dürfte Bernanke den fiskalpolitischen Kurs seines Chefs uneingeschränkt stützen, wie er erst in der vergangenen Woche vor dem Kongress klar gemacht hatte. Auf die Nachfrage eines Abgeordneten, ob denn der Abbau des Defizits wichtiger sei oder immer mehr Steuersenkungen, erklärte Bernanke knapp: „Ich glaube, dass die Steuersenkungen einen bedeutenden Teil zu unserem aktuellen Wirtschaftswachstum beitragen.“

Erste Stimmen aus dem Senat bestätigen Bernanke aber als „eine hervorragende Wahl“, darunter Senator Richard Shelby, der Voristzende des Wirtschaftsausschusses. Bernanke dürfte wohl eine wesentlich einfachere Bestätigung bevorstehen als anderen hochrangigen Positionen, die Bush zuletzt ins Spiel gebracht hatte, nicht zuletzt der höchst umstrittenen Kandidatin für den Supreme Court, Harriet Miers.

Das liegt wiederum daran, dass Bernanke trotz seiner Nähe zu Bush nicht zuletzt aufgrund seiner Erfahrung im Fed-Gremium schlicht und einfach als kompetentester Kandidate für den Fed-Vorsitz galt. Und das trotz eines offensichtlichen Kurswechsels, den Bernanke nach 18 Jahren Greenspan der Notenbank aufdrücken dürfte. So gilt Bernanke als Anhänger eines Inflations- statt eines Zins-Ziels, was die Wall Street aber nicht beunruhigt.

Viel mehr Unruhe hätte es wohl gegeben, wenn Bush – wie Experten lange befürchtet hatten – die Wahl eines Greenspan-Nachfolgers bewusst verzögert hätte, um den Amtsinhaber noch länger halten zu können. Mit einem solchen Manöver hätte Bush Greenspans Amtszeit als oberster Notenbanker über die gesetzlichen Fristen hinaus verlängern können.

Dabei hatten sich seit einiger Zeit mögliche Nachfrolger abgezeichnet. Bernanke war keineswegs der einzige Kandidat im Rennen um den Posten. In den vergangenen Monaten waren auch der Harvard-Volkswirtschaftler und Reagan-Berater Martin Feldstein, sein Kollege Glenn Hubbard von Columbia University, der Fed-Gouverneur Donald Kohn und der frühere Fed-Gouverneur Larry Lindsey im Gespräch gewesen.

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Alt 25-10-2005, 19:01   #349
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Venture Capital fließt spärlicher

Zahlen über Zahlen… die Ertragssaison ist anstrengend, und es ist nicht einfach, in einer Datenflut von hunderten von Unternehmen den Überblick zu wahren. Man schaut bald gar nicht mehr hin, außer auf ein paar Schlüsseldaten, die das Quartal charakterisieren. Neuester Datensatz am Dienstag: Die Venture-Capital-Studie zum dritten Quartal.

Laut PricewaterhouseCoopers ist das Venture Capital, das Geldgeber in Banken und Fonds aufstrebenden Unternehmen zur Verfügung stellen, im abgelaufenen Quartal um 13 Prozent zurückgegangen. Mit insgesamt 5,3 Milliarden Dollar liegt das Risikokapital zwar noch im Rahmen dessen, was der Markt in den letzten Jahren gewohnt war, doch ist der rückläufige Trend nicht von der Hand zu weisen.

So ist die Zahl der unterstützten Umternehmen um 10 Prozent auf 714 zurückgegangen, und zudem sinkt auch die allgemeine Risikobereitschaft der Finanzierer. So sind die Mittel für Start-Ups in frühen Entwicklungsphasen um satte 80 Prozent geradezu eingebrochen, während Investitionen in späteren Stadien mit 2,6 Milliarden Dollar mittlerweile fast die Hälfte des gesamten Venture Capitals in den USA ausmachen.

Verschoben haben sich in jüngster Zeit zudem die Sektoren, die Venture Capital erhalten. Das größte Wachstum verzeichnet der Mobilfunk-Sektor, der sich im dritten Quartal 455 Millionen Dollar sichern konnte und damit auf ein Branchenhoch aufgelaufen ist. Auf das ganze Jahr gerechnet sind bereits 984 Millionen Dollar an 114 Mobilfunk-Projekte geflossen. Der Sektor stellt allein die drei größten Einzelprojekte in der jüngsten VC-Studie, darunter FiberTower als Entwickler mobiler Netzwerke und Visto Corp. als Entwickler mobiler Textnachrichtensysteme.

„Das Wachstumspotenzial im Mobilfunk-Bereich scheint geradezu unbegrenzt zu sein“, meint Tracy Lefteroff von PricewaterhouseCoopers. „Die nächste Generation von Hightech wird sich komplett in diesem Bereich abspielen.“

Ein weiterer Gewinner ist hingegen der Bereich LifeScience, der Medizintechnik einschließt. Stark zurück gegangen ist hingegen das Interesse der Geldgeber an Software. Der ehemals wichtigste VC-Bereich ist von 1,3 Milliarden Dollar auf 1,04 Milliarden Dollar im jüngsten Vierteljahr erneut gefallen.

Dafür meldet sich der Loser der Post-Crash-Jahre zurück: Das Interesse der VC-Firmen an Internetdiensten für Verbraucher scheint grenzenlos zu sein. Die Geldgeber „reißen sich um Deals in dem Bereich, wie wir es seit dem Dot-Com-Crash nicht mehr gesehen haben“, meint Michael Greely von IDG Ventures, der aber schon wieder vor negativen Folgen warnt. „Wir sind zur Zeit sehr nervös, weil die Bewertungen in manchen Bereichen der Internet-Geschäfte sind schon wieder so hoch sind wie seit der großen Blase nicht mehr.“

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Alt 26-10-2005, 20:49   #350
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Wirbel(sturm) um Wal-Mart

Die Hurrikans an der Golfküste haben nicht zahlreiche Menschenleben gekostet und Milliardenschäden angerichtet, sie scheinen auch manchem das Gehirn gründlich durchgepustet zu haben. Lee Scott, der CEO von Wal-Mart, will beispielsweise in der Krise erkannt haben, dass sein Unternehmen ein besserer Partner sein muss. Sein neues Konzept ist allerdings nicht unumstritten.

Es gibt durchaus eindrucksvolle Geschichten, die sich um Wal-Mart während und nach dem verheerenden Wirbelsturm Katrina ranken. So soll eine Filialleiterin in New Orleans den eigenen Laden aufgebrochen haben, um Tausenden Obdachlosen alles mögliche von Schuhen bis zu Toilettenpapier, von Seife bis zu Lebensmitteln (aus den höheren, trockenen Regalen) zuwerfen zu können. „Ich hoffe, das Management hat nichts dagegen“, zitierte CNN die Samariterin – und Wal-Mart hatte nichts dagegen. Angesichts der Katastrophe schrieb man Gewinne für ein paar Tage ab und half den Menschen in Louisianna.

Jetzt soll das Engagement weitergehen. Wal-Mart kündigt in dieser Woche neue Versicherungspläne für die Mitarbeiter an und appelliert an den Kongress, die Mindestlöhne zu erhöhen. Das ist alles schön und gut, doch schlagen die Gegner des weltgrößten Einzelhändlers Alarm. Das ganze Reformpaket des Retail-Multis scheint nämlich nicht mehr zu sein als ein riesiger PR-Gag, mit dem das Management den Ruf des unfairsten Unternehmens der Welt loswerden möchte.

Dass sich Lee Scott gegenüber dem Kongress aus dem Fenster lehnt und eine Erhöhung des seit mehr als zehn Jahren nicht angehobenen Mindestlohnes fordert, sei „einfach lachhaft“, meint Tracy Sefl von der Verbrauchergruppe Wal-Mart Watch. „Das Unternehmen hat eigene Lobbyisten wie Lee Culpepper, die gegen eine Erhöhung des Mindestlohnes kämpfen.“

Auch sonst scheint das Bemühen des Konzerns nicht konsequent zu sein. Denn einerseits könnte Wal-Mart seine Löhne einfach so anheben, wenn man seinen Mitarbeitern plötzlich Gutes tun will. Denn Wal-Mart zahlt vielen seiner 1,3 Millionen Angestellten keinen Pfennig mehr als die vorgeschriebenen 5,15 Dollar pro Stunde, wenngleich das Durchschnittsgehalt beim weltgrößten Einzelhänder 9,68 Dollar beträgt.

Aber es geht Wal-Mart auch nicht darum, seine eigenen Leute besser zu situieren. Vielmehr sorgt man sich um den Kunden aus der Unterschicht. Angesichts hoher Energiepreise spart der nämlich eisern und trägt immer weniger Geld in den Supermarkt. Auf Wal-Mart wirkt sich das stärker aus als auf Konkurrenten wie beispielsweise Target, wo ein hoher Kundenanteil auch aus der Mittel- und Oberschicht stammt.

Nicht besser ist die Wal-Mart-Politik in bezug auf die Krankenversicherung. Man biete ab nächstem Jahr einen „Value Plan“ an, so CEO Scott, unter dem sich Mitarbeiter für 23 Dollar im Monat versichern könnten – ganze 17 Dollar billiger als bisher. Doch der Schein trügt, wie die Kritiker bei WakeUpWalMart.com analysiert haben. Zum einen könnte von den 52 Prozent der Mitarbeiter, die sich für die bisherigen Tarife nicht qualifizieren konnten, auch keiner die Bedingungen für die neuen Tarife erfüllen, meint Chris Kofinis, der auch für die an Wal-Mart laufend scheiternde Gewerkschaft der Lebensmittelhändler tätig ist. Zum anderen sind die Eigenbeteiligungen an Krankenhausaufenthalten, Medikamenten, Arztbesuchen und anderem so hoch, dass der Plan schlicht unrentabel sei.

„Wal-Mart bietet keine verbesserten Versicherungsschutz an“, schimpft Kofinis, „man hat nur den alten Ramsch neu verpackt.“

Das ist nicht von der Hand zu weisen, denn ganz offensichtlich will Wal-Mart bei den Versicherungskosten auch in Zukunft vor allem sparen. Das belegt ein internes Memo, das der New York Times in die Hände gefallen ist und am Mittwoch für Wirbel sorgt. In einem Schreiben an andere Manager schlägt Vorstandsmitglied Susan Chambers nämlich vor, dass das Unternehmen mehr Teilzeit-Arbeiter anstellen solle, um Nebenkosten zu sparen. Man solle ferner Einzahlungen in die Rentenkasse kürzen und mit Fortbildungsangeboten vor allem junge Leute ködern. Gesundheitlich angeschlagene Bewerber hingegen sollen ferngehalten werden. So sollen Tätigkeitsbeschreibungen dahingehend geändert werden, dass jeder Job ein gewisses Maß an körperlicher Fitness voraussetze. Auch der Kassierer müsse hin und wieder auf dem Parkplatz Einkaufswagen einsammeln. In einem Land, das als erste Volkskrankheit Fettsucht anerkennt, hält das einen Großteil der ungewollten Bewerber ab.

An der Wall Street verfolgt man die neue Debatte um Wal-Mart mit Interesse. Die Aktie notierte am Mittwochmittag im Plus – trotz eines sich abzeichnenden Skandals. Denn Kostensenkungen gefallen Anlegern, egal wie sie zustande kommen. Allerdings wird Wal-Mart als langfristige Anlage nicht interessanter. Dem Unternehmen drohen ohnehin massenweise Klagen von diskriminierten Angestellten, mit den neuen Konzepten wird man seine Standpunkt nicht verbessert haben.

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Alt 27-10-2005, 20:29   #351
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Corporate America verbessert die Volksgesundheit

Mit Ideen für eine neue Personalpolitik hat sich der ohnehin unbeliebte Einzelhändler Wal-Mart wieder einmal voll in die Nesseln gesetzt. Um an der Krankenversicherung zu sparen, hatte ein Vorstandsmitglied vorgeschlagen, unfitte Bewerber einfach abzuwimmeln. Es gibt bessere Konzepte in Corporate America.

Zahlreiche Unternehmen haben bereits vor einiger Zeit damit begonnen, die Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu testen und einen Anreiz zur Vebresserung der körperlichen Fitness zu bieten. Das jüngste Unternehmen auf dem Gesundheitstrip kommt ausgerechnet aus der Pharmabranche: AstraZeneca hat allen Angestellten einen Fragebogen zum Thema Gesundheit zugestellt. Wer diesen nicht beantwortet hat, zahlt seit September monatlich 50 Dollar mehr für seine Krankenversicherung.

Den Mitarbeitern aber, die den Fragebogen ausgefüllt und Auskunft über Krankengeschichte, Ernährung und Lebenswandel gegeben haben, stellt man Gesundheitskonzepte zur Verfügung, die von weiteren Untersuchungen über Vitaminrezepte bis hin zu sportlichen Empfehlungen reichen. Von 12 000 Angestellten bei AstraZeneca haben bisher 10 000 den Service genutzt. Die Proteste halten sich in Grenzen, wenngleich einige Verbraucherschützer die Gefahr von Datenmissbrauch angesprochen haben.

Dass Angestellten mit einem höheren Eigenanteil bei der Versicherung gedroht wird, scheint sich auszuzahlen. Ohne drohende Folgen liege die Teilnahmerate bei Fragebögen und anderen Gesundheitsaktionen bei unter 20 Prozent, berichtet Jennifer Murphy vom Personalberater Hewitt Associates. Ein finanzieller Anreiz oder die Androhung einer Strafzahlung lasse hingegen bis zu 90 Prozent der jeweils angesprochenen Mitarbeiter reagieren – die sich nicht zuletzt selbst einen Gefallen tun.

Einen Bonus statt einer Strafzahlung nutzt der Chemie-Riese Dow Chemical zur Durchsetzung seiner Gesundheitspolitik. Die Performence-Boni zum Jahresende basiert das Unternehmen unter anderem darauf, inwiefern Angestellte gemeinsam abgesprochene gesundheitliche Ziele ereicht haben. Manche specken ab, manche gehen ins Fitnessstudio, manche hören auf zu rauchen.

Letzteres – der Verzicht auf die Kippe – ist zur beliebtesten Methode geworden, die Gesundheit von Angestellten zu verbessern. Erst im vergangenen Monat hat sich Nothwest Airlines unter den Firmen eingereicht, die Nichtraucher-Boni zahlen und Rauchern einen höheren Beitrag für ihre Versicherung abknöpfen. Das selbe Konzept hat der Bundesstaat Georgie für seine Beamten durchgesetzt. Unter den 241 000 Angestellten des Staates sind zur Zeit etwa 50 000 Raucher, die jeweils monatlich 40 Dollar mehr in die Krankenkasse einbezahlen.

Warum man sich bei Wal-Mart nicht etwas mehr mit alternativen Konzepten beschäftigt hat, ist unklar. Das Unternehmen scheint laut einem Memo ernsthaft darüber nachgedacht zu haben, Angestellte mit gesundheitlichen Problemen einfach nicht mehr einzustellen. Man solle beispielsweise übergewichtige Bewerber damit abschrecken, hieß es, dass sämtliche Positionen beim Einzelhändler ein gewisses Maß an Fitness und Bewegung voraussetzten. So sollten auch Kassierer regelmäßig die Einkaufswagen auf dem Pakplatz einsammeln, was manch übergewichtigem Amerikaner nicht leicht fallen dürfte.

Während sich also Wal-Mart wieder einmal disqualifiziert hat, zeigen zahlreiche US-Unternehmen, dass sich mit guten Konzepten die Gesundheit der Mitarbeiter verbessern lässt. Dadurch sinken Kassenbeträge und Fehlzeiten – und der Gewinn steigt.

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Alt 28-10-2005, 20:43   #352
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Kasse machen mit den Geistern

Bu-huuu… an diesem Wochenende geistert es wieder in ganz Amerika. Es ist Halloween, und die Kinder ziehen von Haus zu Haus, um Süßigkeiten zu ergattern. „Trick or Treat“ werden sie rufen, und sich nach ein paar Minuten mit ihren Phantasiegewändern wieder ins Dunkel der Nacht schlagen.

Ein besonderes Treat – ein Schmankerl – ist das Halloween-Fest auch für die Industrie. Die macht das erste Milliardengeschäft des anbrechenden Winters, in schneller Folge kommen dann Thanksgiving und Weihnachten. Halloween ist ein guter Start, wie der Branchenverband der Einzelhändler auch in diesem Jahr feststellt.

Nach Berechnungen der National Retail Foundation (NRF) feiern 53,3 Prozent der amerikanischen Verbraucher Halloween. Sie geben im Durchschnitt 31,88 Dollar aus und sorgen dafür für einen Umsatz von 3,3 Milliarden Dollar, den sich die Kostümweber und Bierbrauer, die Partyausstatter und Restaurants und nicht zuletzt die Schoko- und Bonbon-Hersteller teilen.

Kostüme stellen erwartungsgemäß den größten Teil der Ausgaben. Fast ein Drittel der erwachsenen Amis will sich verkleiden, unter den Kindern ist es gut die Hälfte. Diese Zahlen liegen im historischen Mittel, verschoben hat sich indes der Geschmack der Kostümträger. Nachdem beispielsweise der Irakkrieg arg an Popularität eingebüßt hat, will selbst zu Halloween kaum einer Soldat sein. Eines der populärsten Gewänder der letzten Jahre wird heuer nur noch von 1,4 Prozent der Kids angelegt. Feuerwehrmann und Polizist, in den Nachwehen von 9/11 bis letztes Jahr unter den Top-20 der Verkleidungen, sind ganz aus den Regalen verschwunden.

Dafür regieren wieder die Klassiker. 11,8 Prozent aller Kinder – das dürfte jedes fünfte Mädchen sein – wird wohl als Prinzessin um die Häuser ziehen, obwohl das nicht gerade für Angst und Schrecken sorgen dürfte. Erfolgreicher erschrecken werden wohl die Hexen, die einen Antiel von 5,2 Prozent an der Halloween-Parade stellen, sowie die Spidermen, Monster, Star-Wars-Charaktere und Superhelden, die auf jeweils 4 Prozent kommen.

Nur noch 2 Prozent der Kinder verkleiden sich nach NRF-Angaben als Kürbis, dabei ist das doch das typische Halloween-Gemüse und bringt in Fratzen geschnitten und mit Kerzenlicht beleuchtet gruselige Stimmung in die Straßen.

Brave Kostüne wie Prinzessinnen stehen bei den Erwachsenen gar nicht hoch im Kurs, die Älteren suchen den blanken Horror. 16,4 Prozent werden sich als Hexen verkleiden, dazu gibt es massenweise Vampire, Monster, Piraten und „berühmte Personen“ – auch bei deren Anblick graust es einem oft genug.

Exklusiv für Erwachsene gibt es zudem Kostüme als Gevatter Tod persönlich, als Zombie oder Teufel, laut NRF schrecken die Kleinen vor solchen Verkleidungen zurück.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc
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Alt 28-10-2005, 20:46   #353
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Öl-Nachfrage zieht wieder an - zum Vorteil von Öl-Aktien
Von Joseph Radigan, Standard&Poor's

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Alt 31-10-2005, 21:27   #354
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„Case closed“: Abschied von Time Warner

Eine ganze Reihe von Übernahmen macht am Montag an der Wall Street Schlagzeilen, doch eine Personalie von der „Mutter aller mißratenden Merger“ ist Thema Nummer Eins auf dem Parkett: Steve Case, der Ex-Chef von AOL, scheidet aus dem Aufsichtsrat von Time Warner aus – kaum einer wusste, dass er da noch drin saß.

Man kann sich kaum vorstellen, was Time-Warner-CEO Dick Parsons empfunden haben muss, als er am Wochenende das Abschiedszeugnis für seinen scheidenden Aufsichtsrat geschrieben hat. „Im Namen des Vorstands und Managements von Time Warner danke ich Steve Case für seinen jahrelangen hervorragenden Dienst an unserer Firma“, brachte er zu Papier – und dabei werden ihm einige Zahlen durch den Kopf gegangen sein.

Vor allem die 200 Milliarden wird Parsons im Kopf herumgeschwirrt sein – so viel (in Dollar) ist Time Warner seit der Fusion mit AOL an Marktkapitalisierung verloren gegangen. Mit 290 Milliarden Dollar war der Merger beziffert worden, nach massiven Aktienverkäufen und Kurseinbrüchen, nach Milliardenabschreibungen und Investorenklagen wog der damals als AOL Time Warner bekannte Konzern im Januar 2003 nur noch 47 Milliarden. Nachdem der Online-Partner längst aus dem Namen verschwunden ist und das Tickerkürzel an der NYSE von AOL zu TWX gewechselt wurde, beträgt die Marktkapitalisierung des Medienriesen heute wieder 84,5 Milliarden Dollar – eben knappe 200 Milliarden Dollar weniger als damals, als Case und der damalige Time-Warner-Chef Gerald Levin den heißesten Merger der Geschichte zu verkünden glaubten.

Was die Welt heute über die Übernahme denkt, ist klar. Das Projekt hat einige Karrieren zerstört und die Altersvorsorge unzähliger Spekulanten zerstört. Dennoch stimmen nicht alle darin überein, dass Time Warner den Onlinedienst AOL am besten wieder abschieben sollte – Case zuletzt.

„Der Merger war für AOL genau das richtige, und er war für Time Warner genau das richtige“, diktierte er kürzlich einem Reporter von Forbes. Für Time Warner sei es damals vor allem darum gegangen, den Einstieg in das Internet-Geschäft zu finden, denn da habe man die Zukunft gesehen – zu recht, wie auch heute keiner bezweifelt. So war es wohl auch nicht die Idee hinter dem AOL-Time-Warner-Merger, sondern dessen schlechte Ausführung, die den Konzern Milliarden kostete.

Im Time-Warner-Management scheint man das heute ähnlich zu sehen. Immerhin: Von zahlreichen Übernahmeangeboten, die Dick Parsons bereits für AOL bekommen hat, hat er kein einziges angenommen. Immer wieder dringen Gerüchte auf das Parkett, nach denen Time Warner den Online-Arm ausgliedern oder verkaufen wollle – geschehen ist das bisher nicht, wahrscheinlich ist es in nächster Zeit auch nicht.

Und wenn Time Warner doch einmal eine Zukunft ohnen AOL angehen sollte, dann wird Steve Case wohl dazu gehört werden. Nicht nur, dass Dick Parsons ihm in seinem Abschiedsbrief weitere Zusammenarbeit gelobt hat – das ist oft nicht mehr als eine höfliche Floskel. Doch ist Steve Case mit einem Aktienanteil von 0,3 Prozent nach wie vor einer der größten Time-Warner-Aktionäre. Sein Anteil ist halb so groß wie der von CNN-Gründer Ted Turner, der in der Firma allerdings seit Jahren keine aktive Rolle mehr spielt.

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Alt 01-11-2005, 20:36   #355
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Viel Spaß mit einer Übernahme

Über Xiufeng Zhang ist nicht viel bekannt, dabei plant der Chinese einen der größten Übernahme-Coups in der Geschichte. Für 450 Milliarden Dollar will Zhang den Öl-Giganten ExxonMobil kaufen, was die Wall Street (und XOM-Anleger) verständlicherweise als Scherz abtun. Dafür gibt es manchen Grund.

Gegen Zhang spricht nicht zuletzt, dass ihn nicht einmal die engsten Nachbarn für einen international ernstzunehmenden Geschäftsmann halten. „Eine Firma?“, fragt ungläubig Frau Zhu, die mit Zhang einen Gang im 14. Stock ihres Wohnhauses am Stadtrand von Peking teilt. Ein Reporter von Reuters hatte sie am Montag aufgesucht, nachdem mehrere Anrufe in Herrn Zhangs Büro/Wohnung unbeantwortet geblieben waren. „Eine Firma kann er hier nicht haben“, meint Frau Zhu. Das Zimmer sei auch sehr klein, koste 150 Dollar im Monat.

Ob Frau Zhus Aussage, Herr Zhang komme „immer sehr spät heim“, für den viel beschäftigten Geschäftsmann oder gegen den unternehmungslustigen Leichtfuß spricht, ist hingegen unklar.

Doch Frau Zhu ist nicht die einzige, die sich Herrn Zhang nicht ernsthaft als Drahtzieher einer Milliarden-Übernahme vorstellen kann. Obwohl die amerikanische Börsenaufsicht SEC das Formular „SC TO-C“ bearbeitet und abgespeichert hat, mit dem die von Herrn Zhang gegründete King Win Laureal Ltd. ihre Übernahmeabsichten für ExxonMobil öffentlich macht, hat man weder dort noch in der Konzernzentrale des Öl-Multis auf das Papier reagiert. Das mag auch daran liegen, dass Herr Zhang in seiner SEC-Erklärung ganz naiv schreibt, die ExxonMobil-Übernahme sei für King Win Laurel „erst der Anfang eines Einstiegs in das Energiegeschäft.“ – Nun, es ist wohl nie zu spät!

Von einem Brief an das Management, den Herr Zhang gegenüber der SEC erwähnt, scheint man bei ExxonMobil gar nichts zu wissen. Und in den Chefetagen bei mindestens zwei anderen Firmen wird man sich an ähnliche Luftnummern erinnern: Vor genau einem Jahr hatte King Win Laurel ein Übernahmeangebot an Telstra gerichtet, den größten australischen Telekom-Anbieter. Ein halbes Jahr zuvor hatte man für Restaurant Brands geboten, eine neuseeländische Holding, die die dortigen Geschäfte von KFC, Pizza Hut und Starbucks betreut.

In beiden Fällen hatte sich schnell herausgestellt, dass Herr Zhang und sein Unternehmen nicht einmal die grundsätzlichsten Formalitäten für eine Übernahme beachtet hatten. Abgesehen von wesentlich wichtigeren Fragen – Woher kommt das Geld? – schalteten sich jeweils die Behörden ein und zogen den Stecker. Damit müsste Herr Zhang wohl auch diesmal rechnen. Man erinnere sich nur an die hitzigen Debatten um den chinesischen Öl-Multi CNNOC, der sich vor einem Vierteljahr bekanntlich vergeblich um den US-Konkurrenten Unocal bemüht hatte. Schon den hatte der Kongress nicht aus dem Land lassen wollen, den Branchenriesen würde der größte Öl-Konsument der Welt schon gar nicht in chinesische Hände geben.

Was der Wall Street aus der Geschichte bleibt, ist eine gute Prise Spaß. Vor allem im Zusammenhang mit den Öl-Multis hatte man zuletzt wenig zu lachen. Zwar haben Exxon und die Konkurrenten dank historisch hoher Ölpreise im abgelaufenen Quartal Rekordgewinne eingefahren. Doch dreht sich in Washington eine nicht unbegründete Debatte um eine Sondersteuer, die die Branche auf die ungewöhnlich hohen Gewinne zahlen solle.

Ob Herr Zhang solche Dinge beachtet hatte, wird wohl nie herauszubekommen sein.

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Alt 02-11-2005, 18:52   #356
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Öl-Branche: Streit um eine Strafsteuer

Öl, wohin man blickt. Nachdem der Markt zuletzt vier Wochen lang auch ein wenig durch die Ertragssaison und außergewöhnliche politische Querelen mitbestimmt wurde, ist man nun wieder beim schwarzen Gold angelangt. Hohe Lagerbestände versprechen weniger steil ansteigende Preise – die Wall Street hebt nach einem schwachen Start ab.

Doch sind es nicht nur die Lagerbestände, um die sich die tägliche Öl-Diskussion trägt. Die jeweils neuesten Zahlen der beiden großen Branchendienste prägen den Handel zwar ebenso wie der regelmäßige Blick auf die Presitafeln an den Tankstellen, doch ist das Kernstück der Diskussion um Öl längst ein anderes: Washington streitet sich über eine Sondersteuer auf die „windfall profits“ der Öl-Konzerne, der unerwartet hohen Gewinne also, die die Branche den historisch hohen Ölpreisen der letzten Monate zu verdanken hat.

Zur Erinnerung: Branchenführer ExxonMobil hat erst vor einer Woche einen Quartalsgewinn von fast 10 Milliarden Dollar gemeldet, was einer Steigerung um 75 Prozent gegenüber dem Vorjahr entsprach.

Obwohl nun Sondersteuern auf hohe Gewinne eigentlich dem Prinzip einer freien Marktwirtschaft widersprechen, machen sie in diesem Fall durchaus Sinn. Aus mehreren Gründen:

So widerspricht es scließlich auch dem Prinzip der freien Marktwirtschaft, dass Unternehmen vom Staat bezuschusst werden. Genau das aber passiert in der Öl-Branche immer wieder, zuletzt mittels der von den Republikanern im Senat durchgedrückten Energie-Novelle. Die war von vorneherein umstritten, weil sie weder Geld für alternative Energien vorsieht, noch Konzepte zum Energiesparen – wohl aber 4 Milliarden Dollar in Steuernachlässen und 10,5 Milliarden Dollar in weiteren Zugeständnissen für die Branchenriesen.

Allein dieses Steuergeschenk zurückzugeben, wäre streng genommen keine allzu harte Maßnahme und würde die wirtschaftliche Entfaltung von Unternehmen und Branche nicht hemmen. Doch die Forderungen der Befürworter einer „Windfall“-Steuer gehen noch weiter. Zehn Prozent der Gewinne, so fordern Demokraten und einige Republikaner, sollten die Konzerne in das staatliche Programm LIHEAP einbringen, dass armen Amerikanern – sprich: zahlungsufähigen Kunden – die Heizrechnungen im bevorstehenden Winter bezahlt.

Charles Grassley, republikanischer Senator aus Iowa und Vorsitzender im Finanzkomittee, meint: „Es ist alles andere als unvernünftig zu erwarten, dass Firmen, derem Gewinne um 50 bis 100 Prozent gestiegen sind, magere 10 Prozent davon in soziale Programme wie LIHEAP stecken.“ Grassley fordert weiter eine detaillierte Aufstellung von Spenden, die Unternehmen an karitative Zwecke geben. Anders sehen das die Lobbyisten und Hardliner unter den Republikanern, allen voran Präsident George W. Bush und der Fraktionsführer der Partei im Senat, Bill Frist: „Ich kann diese Pläne nicht unterstützen“, meint letzterer karg.

Dabei gehen manche Pläne durchaus noch weiter. Die Demokraten wünschen sich eine dauerhafte Strafsteuer für die Öl-Industrie, die Unternehmen treffen soll, die nicht in neue Raffinerien investieren und damit das Angebot künstlich niedrig und die Preise hoch halten. Laut einem ersten Konzept von Byron Dorgan, dem Senator aus North Dakota, sollen Unternehmen 50 Prozent der Gewinne abtreten müssen, die mit einem Ölpreis über 40 Dollar pro Fass erzielt wurden.

Der Ansatz der Partei ist stichhaltig. Einerseits haben die Unternehmen in den letzten Jahren immer wieder durchblicken lassen, dass Investitionen in Raffinerien und die Erhöhung der Kapazitäten tatsächlich aus preispolitischen Gründen nicht interessant seien. Und andererseits kommen die Branchengrößen ihren vielfachen Versprechen, in die Entwicklung alternative Energien zu investieren, nicht nach. ExxonMobil erklärt zwar stolz, in diesem Jahr 85 Millionen Dollar in eben diesen Sektor gesteckt zu habe. Das sind allerdings weniger als 1 Prozent des Quartalsprofits oder etwa 0,3 Prozent des Jahresgewinns.

Die Befürworter einer „windfall tax“ haben also starke Argumente, die sich in der nächsten Woche auftischen werden, wenn sich ExxonMobil vor einem eigens eingerichteten Senatsausschuss für seine Preispolitik und in anderen Fragen rechtfertigen muss. Ob es nach den Anhörungen und eingängiger Beratung in Washington letztlioch eine „windfall tax“ geben wird, ist nicht abzusehen. Bis dahin aber werden sich deren Befürworter weiter als „Kommunisten“ beschimpfen lassen – so geschehen im Börsensender CNBC.

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Alt 03-11-2005, 21:08   #357
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Google steht immer noch auf „Kaufen“

In der Konzernzentrale von Google muss man sich fühlen wie in einem Zwei-Fronten-Krieg. Binnen weniger Stunden haben zwei der wichtigsten Hightech-Unternehmen der Suchmaschine verstärkte Konkurrenz angekündigt, nämlich Microsoft und Yahoo. Doch der Nummer Eins im Internet ist solches längst zur Gewohnheit geworden.

So wird man sich zurücklehnen in der Chefetage und ganz gelassen anerkennen, dass sich Bill Gates und seine Software-Experten des schnell wachsenden Internet-Anzeigenmarktes annehmen wollen. Oder dass Yahoo einen Kartendienst plant, der mit technischen Feinheiten und Lokal-Suche aufwartet wie bisher nur Google Earth. Zur allgemeinen Gelassenheit wird beitragen, dass der Erfolg von Google bisher seinesgleichen sucht: Die Aktie klettert rasant, hat sich seit ihrer Einführung vor 14 Monaten um 350 Prozent verbessert und hält auf die 400-Dollar-Grenze zu.

Die Marktkapitalisierung des Online-Giganten liegt damit zur Zeit bei etwa 106 Milliarden Dollar. Damit ist Google doppelt so viel wert wie Yahoo und Ebay, acht Mal so viel wie der Online-Händler Amazon. Auch Hardware-Riesen wie Dell und Hewlett-Packard hat man hinter sich gelassen, bald dürfte Google am Netzwerkriesen Cisco vorbeiziehen. Der hat eine Marktkapitalisierung von 110 Milliarden Dollar und galt einst als erstes Unternehmen, dem Analysten – in rosaroten Zeiten – einen Wert von einer Billion Dollar prophezeiht hatten.

Etwas weiter entfernt, aber durchaus zu toppen, sind die Hightech-Schwergewichte IBM und Intel, doch pirscht man sich langsam an deren Werte heran.

Dabei stellt sich für Anleger immer mehr die Frage: Kann man Google noch kaufen. Interessanterweise ist sich die Analystengemeinde trotz des raketengleichen Aufstiegs des Nasdaq-notierten Papiers einig: Man kann!

Bei sechs Brokerhäusern steht Google in dieser Woche auf „Aggressiv kaufen“, bei weiteren 19 Häusern auf „Kaufen“. Lediglich 9 Analysten haben sich angesichts des hohen Einstiegskurses auf ein „Halten“ festgelegt. Zum Ausstieg rät nur ein einzelner Analyst.

Dieses Übermaß an Optimismus hat einen guten Grund: Experten rechnen auch bei einem Kurs von fast 400 Dollar vor, dass das Kgv von Google gar nicht so absurd hoch ist. Angesichts einer Gewinnprognose von 8,47 Dollar pro Papier für 2006 handelt die Suchmaschine mit einem Kgv von 45. Das ist knapp weniger als das Kgv von Yahoo und liegt deutlich unter den astronomischen Daten, die die Wall Street auf dem Höhepunkt der Internetblase gewohnt war.

Und dass die Gewinnprognosen nicht unbedingt zu hoch gegriffen sein müssen, zeigt ein Blick auf die vergangenen fünf Quartale: Im Schnitt übertref Google die Schätzungen jeweils um 21 Prozent.

Den Einwand, dass viele Einzelanleger angesichts des Aktienkurses von einer Anlage in Google absehen würden, lassen die meisten Analysten nicht gelten. Sicher, wer 5000 Dollar in Aktien investieren will und dafür nur zwölf Scheinchen kriegt, der wird sich lieber bei anderen Erfolg versprechenden Werten umsehen. Doch sei Google längst keine Aktie für Kleinanleger mehr. Aus dem Handelswert sei ein Wachstumswert geworden, meint Martin Pykkonen, der Google für das kleine Brokerhaus Hoefer & Arnett beobachtet. „Die Motivation hinter der Google-Anlage hat sich geändert.“

Das macht durchaus Sinn, denn schnelle Gewinne lassen sich beim aktuellen Einstiegskurs sicher nicht mehr erzielen. Die Konkurrenz von Yahoo und Microsoft oder Internet-Konglomeraten wie InterActive Corp. mache es Google künftig immer schwerer, die bisherigen Wachstumsraten zu halten, meint Scott Kessler von Standard & Poor’s, der Google auf „Halten“ hat. Dass die Entwicklung der Wachstumsraten nicht nach oben offen ist, hätten ja schon Microsoft, Dell und Cisco vor Jahren erfahren.

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Alt 04-11-2005, 19:34   #358
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Eine schreckliche Prognose

Halloween liegt schon fast eine Woche zurück, doch an der Wall Street geht der Schrecken weiter. Diesmal kommt es nicht als gruselig funkelnder Kürbiskopf und nicht als Sensenmann im langen Gewand. Nein, ein einfacher Schrieb von J.P. Morgan ist es, der die Wall Street zittern lässt: Die Analysten erwarten Grausiges für 2006.

Nun könnte man diese Analyse ebenso abtun wie alle übrigen auch, die ja den Markt oft für nicht mehr als eine Stunde oder einen Tag beschäftigen. Immerhin: Es gibt so viele Analysten, dass sich mancher genaz bewusst übertrieben optimistisch oder pessimistisch gibt, um überhaupt wahrgenommen zu werden. Allein, die Optimisten tut man ja eben nicht ab – daher ein Blick nun auf den Pessimisten der Woche.

Der Schwarzseher von J.P. Morgan heißt Abhijit Chakrabortti und ist der Analyst für den globalen Aktienhandel. Seine Prognose: Die US-Unternehmen werden in 2006 kein Gewinnwachstum sehen. Keines, überhaupt keines. Schuld daran seien die höheren Inflationsraten und Zinsen. Den Börsen stünde entsprechend ein hartes Jahr bevor.

Man erinnert sich mit Grausen an das letzte Jahr (fast) ohne Gewinnwachstum. Das war 2002, als die Unternehmen im S&P-500-Index auf die Profite gegenüber dem Vorjahr um magere 0,1 Prozent gesteigert hatten. Der marktbreite Intex brach in dem Jahr zeitweise um 33 Prozent ein, bis Ende Dezember hatte man sich auf einen Verlust von 24 Prozent gefangen. Wohlgemerkt: Im Jahr zuvor hatte die Börse, bei Gewinneinbrüchen von 18 Prozent für Corporate America, bereits 18 Prozent an Wert verloren.

Heutzutage blickt man an der Wall Street auf einen mittlerweile fast dreijährigen Bullenmarkt zurück, der mit herben Gewinneinbrüchen zu Ende gehen dürfte.

Zwar ist die Prognose von Chakrabortti nicht unumstritten. Zahlreiche Analysten halten es für arge Schwarzmalerei, Corporate America ein Null-Wachstum zu prophezeihen. Doch selbst Chakraborttis Gegner kommen nicht umhin, ihre Erwartungen niedrig zu legen. Mit einem Wachstum im niedrigen bis bittleren einstelligen Prozentbereich rechnet John Burnham von Burnham Securities.

Damit liegt er deutlich unter den noch aktuellen Schätzungen von Thompson Financial, wo man sich auf ein Gewinnwachstum von 12,6 Prozent für 2006 festlegt – und auch dieser Wert dürfte mit der Warnsaison vor Ende des vierten Quartals und möglicherweise auch im Laufe des kommenden Jahres noch gesenkt werden.

Außerden: Nach drei gigantischen Jahren mit 18 Prozent, 20 Prozent und für 2005 geschätzten 14,5 Prozent würde jeder noch so hohe einstellige Wert zu Problemen an der Börse führen.

Einige Sektoren dürften sich nach Einschätzung der Analysten allerdings besser halten als andere. Thompson Financial prognostiziert der Energiebranche ein Plus von weiteren 13 Prozent auf die durchschnittlich 50 Prozent dieses Jahres, und für die Hightechwerte hält man ein Gewinnwachstum von 17 Prozent für möglich. Unklar ist, warum ausgerechnet die Konsumartikler ein Wachstum von satten 20 Prozent sehen sollen, doch dürften diese Prognosen eben noch sinken.

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Alt 07-11-2005, 21:08   #359
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King Kong, Retter der Kinobranche?

Er ist 45 Meter hoch. Er wiegt 45 000 Tonnen. Doch ob King Kong groß genug ist, das dürftige Filmjahr 2005 zu retten, wird sich erst in den nächsten Wochen zeigen. Der Monster-Gorilla kommt nächsten Monat in die amerikanischen Kinos, wo er mindestens 500 Millionen Dollar einspielen muss, um profitabel zu bleiben.

Filmexperten gehen davon aus, dass King Kong einen Gewinn einspielen wird. Immerhin ist nicht nur der Held ein Garant für volle Kinosäle. An seiner Seite spielen Adrian Brody und Naomi Watts, und hinter der Kamera stand zum zweiten Remake Peter Jackson, der zuletzt die Herr-der-Ringe-Trilogie verantwortet hatte. Gemeinsam wird man wohl einen weiteren Erfolg erzielen, obwohl ein paar Details die Studiobosse zittern lassen. Dass Regisseur Jackson zum Beispiel im letzten Moment die Filmmusik ablehnte und umschreiben ließ, hätte fast den Kinostart verzögert. Und dass das fertige Werk drei Stunden lang ist, reduziert die Zahl der möglichen Vorstellungen pro Kino.

Dennoch: King Kong, produziert von der General-Electric-Tochter Universal Films dürfte ein Erfolg werden – einer von sehr wenigen in der auslaufenden Saison. Mit einem Umsatz von 7,3 Milliarden Dollar bis Ende Oktober ist Hollywood auf dem besten Wege, das magische Jahressoll von 9 Milliarden Dollar erstmals seit 2001 zu verfehlen. An die Vorjahresdaten wird man ohnehin nicht mehr herankommen, die 9,4 Milliarden Dollar, die der Filmbranche unter anderem dank des erfolgreichen Bibelepos „The Passion of the Christ“ gelangen, könnten ein letztes Aufflackern einer Branche gewesen sein, die sich immer höherem Konkurrenzdruck ausgesetzt sieht.

So hält die immer schnellere Verbreitung von DVD und Video das Publikum von den Kinos fern, viele Fans verzichten zudem auf die neuesten Streifen, um wenig später per Play Station direkt im liziensierten Videospiel mitwirken zu können. Das rasante Wachstum von Raubkopien beschneidet die Umsätze zudem, von den oft rasch und einfallslos gestrickten Filmchen gar nicht zu sprechen.

Im Sommer erlebte Hollywood folglich eine bittere Durststrecke: 19 Wochen in Folge blieben die Ticketverkäufe unter den Vergleichszahlen des Vorjahres zurück. Gemessen am gesamten Vorjahr sind die Ticketverkäufe in den USA um 6,1 Prozent zurückgegangen. Im Vergleich zu 2003, in dem kein Bibel-Blockbuster die Statistik verzerrte, fehlen immer noch 3,7 Prozent – und das trotz eines Preisanstiegs seither um knappe 12 Prozent.

Entmutigen lässt sich die Branche aber nicht. In den letzten beiden Monaten des laufenden Jahres steht eine Reihe von Filmen an, die auf Millionen-Publikum hoffen. Darunter Erfolgsgaranten wie der neueste Harry-Potter-Streifen. Nach einem missratenen Ausflug in das Sommerquartal kommen die Abenteuer des Zauberlehrlings nun wieder im November in die Kinos. Potter soll mehr als 700 Millionen Dollar in die Kassen von Warner Bros. zaubern, das Filmstudio aus der Time-Warner-Familie.

Walt Disney schickt gleich zwei Hoffnungsträger ins Rennen. „The Chronicles of Narnia“ könnte – bei Gefallen – der Beginn einer siebenteiligen Fantasyreihe sein. Die Produktionskosten betrugen knapp 100 Millionen Dollar und sind damit vergleichsweisekonservativ. Mit nur 60 Millionen Dollar kam hingegen „Chicken Little“ aus, das erste Animationsabenteuer seit der Trennung von Pixar. Die Kollegen, die hinter Erfolgen wie „Toy Story“ und „Finding Nemo“ standen, werden das Computerküken genauestens im Auge behalten. Ein Flop würde die Karten von Pixar verbessern, wo man sich nach dem Ende der Ära Eisner durchaus eine Erneuerung der Beziehungen mit Diwney wünscht. Am vergangenen Wochenende hat „Chicken Little“ 40,1 Millionen Dollar eingespielt und damit den Spitzenplatz für die Woche erobert, weitere Zahlen müssen aber abgewartet werden, bevor Disney und/oder Pixar die Korken knallen lassen können.

Ein weiterer möglicher Erfolgsfilm ist „Zathura“ aus der Sony-Filmschmiede. Der Abenteuerfilm ist etwa die Fortsetzung des 1995er-Hits „Jumanji“. Die weiteren Filme der auslaufenden Saison, darunter interessante Projekte wie das Golfkriegs-Drama „Jarhead“ oder Musikfilme wie „Rent“ und die Johnny-Cash-Biografie „Walk the Line“ dürften in zweiter Reihe laufen.

Davon abgesehen konzentrieren sich die Filmemacher längst auf 2006. „Nächstes Jahr dürften wie die schwächeren Vorjahresdaten wieder schlagen“, macht sich Paul Dergarabedian Mus, der Präsident des Kinoverbandes Exhibitor Relations. Den allgemeinen Trend werde man aber wohl nicht umkehren können. „Das Konsumverhalten des Publikums hat sich zu sehr verändert.“ Man brauche nicht nur gute Filme, sondern vor allem innovative Ideen.

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Alt 08-11-2005, 17:25   #360
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Die Bullen übernehmen die Kontrolle über Wall Street
Von Mark Arbeter

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