Hallo simplify,
dann werde doch einmal deinem Pseudonym gerecht und simplifiziere: Es geht gar nicht anders: Windkraft wird ganz sicher kommen. Das ist sicher. Es geht nur noch um die Ausbaugeschwindigkeit, aber nicht mehr um das ob überhaupt. Diese Proteste der Anwohner in ihren Lokalmedien: Das mag ja den Einzelnen aufregen, aber den Gesamtprozess wird das nicht einmal bremsen. OK, das ist meine Meinung, ein Naturgesetz ist das nicht. Aber ich persönlich bin mir da sehr sicher.
Das Anwachsen des Anteils der Windenergie am Energiemix gilt derzeit weltweit, vor allem weltweit, eher kaum noch in Deutschland. Er gilt so gut wie weltweit, weil in all diesen jungfräulichen Ländern die einfache Phase I läuft. Merkmal: Die vorhandenen Stomnetze (genauer: deren Steuerung + Kapazität von Speicher- und Gaskraftwerken) können noch Windräder aufnehmen, ohne in ihrer Steuerungskapazität überlastet zu werden. Da ist weltweit noch jede Menge Potential in dieser Kategorie. Fast überall. Was kümmert mich da der deutsche Markt mit seinen Anwohnerprotesten?
In Deutschland läuft der Beginn der Vorbereitung auf Phase II der Windenergienutzung: Die regionalen und zwischenstaatlichen Netze sind an der Reihe. Oder genauer gesagt: Diese sind an ihrer Grenze, sie können den weiteren Ausbau eines so in der Leistungserzeugung fluktuierenden Stromerzeugers wirtschaftlich u. technisch kaum mehr verkraften. Da wird nun ein europäischer Netz-Verbund technisch und wirtschaftlich ausgebaut werden müssen, der zunächst einmal Geld kosten wird, der aber kommen wird, weil man ihn auch aus völlig anderen Gründen braucht. Und in dem Maße, in dem dieser Verbund in den nächsten Jahren ausgebaut werden wird, in dem Maße können dann auch wieder neue Windenergieanlagen in Deutschland und in der Nordsee etc. an das Netz. Dann entfällt nämlich die Notwendigkeit, jedem MW installierter Leistung auf Seiten der Windkraftanlage sein Schwerster-MW zu geben auf Seiten eines Gas- oder Spreicherkraftwerkes oder sonstiger Steuerungskünste. Dann gleicht sich die Windenergieerzeugung weitgehend selber aus, weil die Winde nun einmal sehr unterschiedlich wehen zu einem gegebenen Augenblick auf verschiedenen Standorten in ganz Europa. Dann kommt auch der deutsche Markt wieder zurück in die Auftragsbücher, und zwar mit Macht, weil der Ölpreis bis dahin so hoch gestiegen sein wird, dass der PC-Monitor kaum groß genug sein wird, um den Chart noch abzubilden.
Fazit:
Von jetzt bis Stromnetzausbauende in enigen Jahren: Windenergieanlagenhersteller verdienen ihr Geld in all den Ländern, die sich noch im jungfräulichen Status dieser Technikanwendung befinden (Phase I), und das ist fast der ganze Globus; also keine Bange.
In diesen Jahren läuft in den bereits abgedeckten Ländern wie z. B. Deutschland praktisch nichts mehr in Sachen Anlagenerstbau, sondern nur noch Service- und vor allem das Ersatzgeschäft (viele häßliche kleine alte Anlagen gegen wenige neue größere und schönere Anlagen, auch Repowering genannt). Peanuts.
So lange aber der Rest der Welt schön ordert, kann das z. B. REpower doch egal sein: Das Phase I Geschäft im Ausland finanziert die technische Vorbereitung auf die Anlagen, die in Phase II gefordert werden: 5 MW und größer, die Logistik, der Service dazu.
Das richtige Geld rollt dann in Phase II, wenn die Netze in ganz Europa da sind und funktionieren, wenn Systemanbieter (Industriekonsortien) für ganze Staaten Konzepte anbieten können. Windanlagenhersteller werden darin mit Sicherheit einen guten Platz einnehmen, weil ihnen nicht wie allen anderen Energieanbietern die Brennstoffkosten davonlaufen: Wind gibt es grundsätzlich immer, von den kurzfristigen Schwankungen einmal abgesehen. Und anders als Sonne gibt es Wind auch hinreichend in Europa. Wenn die Anbieter von Windenergieanlagen wegen des ja laufenden Geschäfts für Phase I "im Rest der Welt" Erfahrung, technische Weiterentwicklung und Gewinn sammeln können, wer will diese dann immer etablierteren Anbieter dann noch stoppen, wenn es um die Phase II geht, z. B. in Europa?
Es läuft z. Z. das wichtige Rennen um die 5 MW-Klasse, die Offshore-Anwendung. Ein einziger dieser Giganten kann eine Kleinstadt von 15000 Einwohnern mit Strom versorgen - wenn der Wind gut bläst. Wer das Rennen besteht und GLEICHZEITIG das Butter und Brot Geschäft mit den kleineren Anlagen hinbekommt in Staaten, die sich noch in Phase I befinden, inkl. China, Indien, etc., der wird das Rennen langfristig machen, mit ganz ansehnlichen Gewinnen für den Anleger.
Mein Favorit ist derzeit REpower. Weltweit erste 5 MW Anlage gebaut zum Test für OFF-Shore, gleichzeitig Konzentration auf Projektgeschäft im Ausland, neuer Lizenzpartner in China (für die Rotoren). +15% Gewinn in der Aktie seit Dezember, und das in der Welle 1. Die Wellen 3 und später 5 kommen erst noch; im Moment läuft bis irgendwann in diesem Monat (März) das Korrekturgeplänkel der Welle 2, aber nicht mehr lange.
Warum ich so sicher bin, dass der Chart von REpower nicht noch einmal wie schon öfters in den letzteren Jahren wieder abtaucht? Ich sehe da 3 Gründe:
1. Der Konkurrenz im Energieerzeugungsgeschäft laufen die Brennstoffkosten davon (Öl-, Kohle und Gaspreis sowie die Kosten für den gesamten Lebenszyklus bei der Kernenergie). Wenn da langfristig nichts geschieht, erlahmt die Wirtschaftsaktivität insgesamt. Das will niemand. Daher wird auch der Netzausbau kommen, plus der Ausbau nachhaltiger Energien. Und den Energiehunger Europas stillt man auf absehbare Zeit nur kleinanteilig mit Sonne oder Bioenergie. Der Anteil der Windenergie ist bereits heute am höchsten innerhalb der "Nachhaltigkeitsgruppe", die meisten Mitarbeiter werden dort beschäftigt (viel mehr als bei Sonne), und Wind ist in Europa auf vergleichsweise wenigen benötigten Flächen (die z. T. auch noch genehmigungsfreundlich Off-Shore liegen) mit Megawindrädern einfach leichter zu nutzen als die flächenintensive Sonnenenergie in einem eher sonnenarmen Kontinent.
2. Die jahrelange Durststrecke zwang und zwingt zu organisatorischen Bereinigungen in den wenigen Anbieterunternehmen. Einige gingen schon unter, die Nordex AG steht z. Z. arg auf der Kippe zum Untergang. Wer bis jetzt überlebt hat und in 2005 mitmischt im Markt der >1 MW-Anlagen, der hat gute Chancen.
3. Charttechnik. Das Low des jahrelangen Abwärtsmoves war im Dezember 2004. Es geht jetzt aufwärts. Der Trend ist noch ganz jung.