07-10-2004, 21:25
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#32
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TBB Family
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Die Crux mit Vioxx und Celebrex
Pharma-Aktien haben an der Börse einen besonderen Status. Sie sind nicht nur eine gute (oder schlechte) Geldanlage, sondern die Unternehmen umgibt eine Aura zwischen Leben rettenden Pillen und Abzocke in der Apotheke. Der weltweite Rückruf eines Arthritis-Medikaments in der vergangenen Woche wirft ein neues Licht auf die Branche.
Anleger schlugen die Hände über dem Kopf zusammen, als Merck in der vergangenen Woche völlig überraschend das Arthritis- und Schmerzmittel Vioxx weltweit vom Markt nahm. Doch für die Dow-Aktie und die Investoren war alles zu spät: Noch bevor der Handel eröffnete, hatte das Papier etwa ein Viertel seines Wertes abgegeben und es erholte sich nicht mehr.
Seit dem Rückruf von Vioxx ist die Stimmung im Pharmasektor flau. Große Sorgen macht man sich im Hauptquartier von Merck in Whitehouse Station im US-Bundesstaat New Jersey. Etwa eine Autostunde von New York entfernt werden zwar keine Medikamente hergestellt, hier laufen aber Forschung, Produktion, Vertrieb und Marketing zusammen und zwischen Labor und Werbepostern hängen eine Menge Merck-Jobs direkt an Vioxx.
Mitarbeiter zittern nun um ihren Gehaltsscheck, das Management hingegen um noch viel mehr. Dass Merck Vioxx nach ausführlicher Lektüre einer verhängnisvollen Studie – das Mittel erhöht die Gefahr von Kreislauf-Problemen bis hin zu Herzinfarkt und Schlaganfall – unverzüglich vom Markt nahm, dürfte die Anwälte einer Klage-freudigen Nation nämlich nicht davon abhalten, in Kürze Sammelklagen in Milliardenhöhe einzureichen. Der Merck-Aktie stehen auch nach den dramatischen Kursverlusten der letzten Woche noch schwere Zeiten bevor.
Umso schöner hätte das Leben für Pfizer-Aktionäre sein können. Der New Yorker Pharmazeut hat mit Celebrex das einzige große Konkurrenz-Präparat zu Vioxx auf dem Markt, man rechnete mit Millionen neuer Kunden. Doch die Aktie spiegelt diese Vorfreude nicht wieder – aus gutem Grund. Neue Studien belegen, was kritischen Beobachtern schon in der vergangenen Woche auffiel: Es könnte durchaus sein, dass die Herzinfarkt-Probleme nicht Vioxx-spezifisch sind, sondern auch andere Medikamente der so genannten COX-2-Reihe betreffen, also auch Celebrex.
Sicher ist das wohlgemerkt nicht, doch sieht der Herspezialist Dr. Garret FitzGerald die Beweislast bei Pfizer. „Dass es keinen Beweis für die Gefahr gibt, beweist nicht, dass es keine Gefahr gibt“, urteilt der Experte in einem Kommentar in der New York Times. Und seinem Urteil schließen sich andere Mediziner an. Pfizer-Aktionäre riechen den Braten und werfen die Aktie aus dem Portfolio, am Donnerstag notiert das Papier mit einem Abschlag von 5 Prozent.
Diskutiert werden auf dem Parkett aber nicht ausschließlich die börsenpolitischen Folgen der Vioxx- und Celebrex-Geschichte. Wann immer ein Unternehmen in der Krise ist, melden sich Fans und Gegner der Branche, um Sympathie und Antipathie beizusteuern – bei den Pharmawerten wird heftiger gestritten als sonst.
Da möchte einer gerne sagen, dass es nicht fair sei, Merck zu verklagen. Immerhin hat das Unternehmen sein Bestes getan, Patienten zu helfen. Und als die Hilfe neue Gefahren offenbarte, reagierte das Management unverzüglich und ohne Rücksicht auf eigene Verluste und Folgen für das Unternehmen. Das ist nobel. Doch lässt sich Merck – ebenso wie der Rest der Branche – seine Hilfe am Patienten auch fürstlich bezahlen. Nicht zuletzt dank der Industrie-freundlichen Politik von George W. Bush sind Medikamentenpreise in den USA so dramatische gestiegen, dass viele Senioren abwägen müssen, ob auf Arznei oder Essen leichter zu verzichten sei.
Mitleid mit der Pharma-Industrie zu haben ist also nicht leicht. Mancher schafft es trotzdem. Auf einem Radiosender in New Jersey mahnte am Tag der Vioxx-Panne eine besorgte Hörerin, Amerika müsse wieder einmal zusammenstehen und für die Pharmazeuten eintreten. Es gehe nicht an, so die besorgte Anruferin, dass Amerikaner ihre Medikamente günstiger in Kanada kaufen. Das schade den Unternehmen und bringe hohe Risiken mit: Immerhin entsprächen kanadische Medikamente nicht den hohen Sicherheitsstandards in den USA.
Das ist natürlich kompletter Quatsch, und umso schwieriger ist es, ein gutes Wort für Merck, Pfizer und Co. zu finden. Denn die Firmen und Bush belügen das Volk seit Jahren in Bezug auf Sicherheitsbedenken. Dabei sind die Medikamente auf dem kanadischen Markt dieselben Präparate wie auf dem US-Markt. Nördlich der Grenze wird lediglich besser verhandelt, und Patienten wehren sich nach den Prinzipien einer freien Marktwirtschaft gegen zu hohe Preise.
Die Pharma-Branche taugt in den USA nicht zum Sympathieträger, und das macht ein Investment in die Aktie nicht leichter. Denn der Unmut gegenüber den Konzernen ist es, der Merck – und im Falle eines Problems bei Celebrex – auch dem Konkurrenten Pfizer vernichtende Klagen einbringen kann. Wenn die Schadenersatz leisten müssen, dürfte die Aktie über eine lange Zeit im Keller sein.
Markus Koch © Wall Street Correspondents
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09-10-2004, 00:22
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#33
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09-10-2004, 00:46
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#34
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US-Tops & Flops (Nasdaq 100) der vergangenen Woche an der Frankfurter Börse....
Wochen-Gewinner im Nasdaq 100
Marvell Technology +6,28 +38,01%
Paccar Inc.+11,30 +26,39%
c. h. Robinson Worldwide +6,66 +25,06%
Comverse Technology +2,86 +22,68%
Staples Inc. +4,43 +21,56%
Qlogic Corp. +3,69 +18,18%
Express Scripts Inc. +9,81 +18,03%
Whole Foods Market Inc. +10,49 +17,48%
Intuit +5,20 +17,33%
Veritas Software +2,49 +17,04%
Wochen-Gewinner im Dow Jones
Disney Co. +2,11 +11,79%
Caterpillar Inc. +5,26 +8,66%
3M Co. +2,62 +4,22%
SBC Communications +0,89 +4,22%
American Express Co +1,53 +3,63%
Home Depot Inc. , +1,06 +3,41%
Exxon Mobil Corp. +0,72 +1,81%
WAL-Mart Stores Inc. +0,70 +1,62%
Verizon Communications +0,52 +1,61%
Alcoa Inc. +0,33 +1,21%
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09-10-2004, 00:55
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#35
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Wochen-Verlierer im Nasdaq 100
American Power Conversion -7,42€ -36,92%
Ross Stores Inc. -7,36 -28,38%
Echostar Communications -7,59 -25,87%
Gentex Corp. -9,17 -25,07%
Chiron Corp. -8,27 -21,63%
Dollar Tree Stores -4,70 -19,22%
Intersil Corp. -3,10 -18,79%
Invitrogen Corp. -9,43 -17,90%
LAM Research Corp. -3,14 -15,41%
Molex Inc. -3,67 -13,98%
Wochen- Verlierer im Dow Jones 30
Merck & Co. Inc. -3,13€ -11,22%
Johnson & Johnson -2,25 -4,78%
Pfizer Inc. -1,14 -4,47%
JP Morgan Chase & Co. -1,45 -4,39%
Hewlett-Packard Co. -0,58 -3,70%
Altria Group Inc. -1,06 -2,72%
Intel Corp. -0,44 -2,54%
General Electric Co. -0,63 -2,26%
Honeywell International -0,59 -2,01%
Citigroup Inc. -0,70 -1,91%
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09-10-2004, 11:38
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#36
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Die große Illusion
Von Bill Bonner
Der "Economist" nennt es "die große Illusion". Es gibt nichts, das mehr schmeichelt, als wenn man sieht, wie die Mainstream-Presse die Erkenntnisse aufgreift, die ich Ihnen schon vor mehr als einem Jahr präsentiert hatte. Aber das macht mir auch Sorgen. Denn sobald eine Idee die Massenmedien erreicht, ist sie normalerweise aufgebraucht.
Aber der "Economist" ist keine USA TODAY, keine amerikanische Bild-Zeitung, ... und die Bemerkung, dass Amerikas großer Reichtum größtenteils eine "Illusion" ist, hat immer noch die Kraft, zu schocken. Wenn die Amerikaner das selbst herausfinden, dann werden sie einen ziemlichen Schrecken bekommen.
"Präsident Bush hat damit geprahlt, dass Amerika den höchsten Zuwachs an Reichtum seit Jahrzehnten genießt", so der Economist. "Aber ein Teil dieses 'Reichtums', der von den Haushalten aufgebaut wird, ist nur Schein." Ich habe das schon seit Monaten gesagt.
Der Artikel teilt weiter mit: "Seit dem Ende der Rezession im November 2001 sind die Löhne und Gehälter im privaten Sektor um nur 2,8 % (inflationsbereinigt) gestiegen, verglichen mit einem Zuwachs von durchschnittlich 10,6 % bei den vorigen 6 Wirtschaftserholungen. Und dennoch sind die Konsumausgaben im gleichen Zeitraum um 9 % gestiegen."
Die Amerikaner erhöhen ihren Konsum drei Mal so schnell, wie ihr Einkommen steigt. Das hört sich nicht nach einem Weg an, wie man reich werden kann.
Wie die Amerikaner das schaffen? Die Immobilienpreise sind real gesehen seit 1995 um 40 % gestiegen. In anderen angelsächsischen Ländern war der Zuwachs noch größer: +120 % in Großbritannien und +80 % in Australien. Die Amerikaner glauben, dass die Preise weiter steigen können: Eine aktuelle Studie von Shiller & Case hat herausgefunden, dass die durchschnittliche Erwartung – was die Zuwächse betrifft – bei 12-16 % pro Jahr liegt. Das wäre drei bis vier Mal so viel wie das wahrscheinliche Wirtschaftswachstum.
Der Economist schreibt außerdem: "Häuser sind nicht nur einfach Vermögensanlagen, sie sind auch ein großer Teil der Lebenshaltungskosten. Der Kapitalgewinn für Hausbesitzer bei steigenden Immobilienpreisen wird durch die erhöhten zukünftigen Wohnkosten für Nicht-Hausbesitzer ausgeglichen. Der Gesellschaft insgesamt geht es deshalb bei steigenden Immobilienpreisen nicht besser. Steigende Immobilienpreise schaffen keinen Reichtum; sie verteilen ihn nur um. Und die Preise können auch fallen. Die Schulden hingegen sind im Wert fixiert."
Nicht gerade eine brillante Erkenntnis, aber eine wichtige.
[ Freitag, 08.10.2004, 21:45 ]
Quelle: instock
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"Es gibt tausende Möglichkeiten, sein Geld auszugeben, aber nur zwei, es zu erwerben: Entweder wir arbeiten für Geld oder das Geld arbeitet für uns."
Bernhard Baruch
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11-10-2004, 20:18
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#37
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TBB Family
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Nur ein Thema an einem ruhigen Handelstag
Es ist ruhig auf dem Parkett an diesem Montagmorgen. Amerika feiert „Columbus Day“ und damit den berühmten Entdecker, und zahlreiche Broker haben sich den Tag frei genommen. Sie sehen sich die Parade an, deren Namenspatron sich seinerzeit nicht denken konnte, wie seine Entdeckung die Welt verändern sollte.
Doch genau darüber wird auf dem Parkett wieder einmal diskutiert: Wie Amerika die Welt verändert – politisch, wohlgemerkt –, und wie die Lage nach den Präsidentschaftswahlen in etwas mehr als drei Wochen aussehen könnte.
Der Wahlkampf ist mittlerweile in die heißeste Phase gegangen – und es wird immer schmutziger. Bei den Fernsehduellen, das zweite am vergangenen Freitag soll etwa unentschieden ausgegangen sein, werfen sich die Kandidaten falsche Vorwürfe um die Ohren. Vor allem das Team hinter dem amtiertenden Präsidenten wühlt tief in der Trickkiste, um den Herausforderer John F. Kerry unglaubwürdig zu machen.
Der sieht sich mittlerweile zwar immer besseren Wahlumfragen gegenüber, aber vor allem auch immer ärgeren Vorwürfen ausgesetzt. Neuester Schlag gegen den Senator aus Massachussetts ist ein propagandistischer Film mit dem Titel „Stolen Honor“, den die amerikanische Sendergruppe Sinclair während der nächsten zwei Wochen ausstrahlen will. Täglich im Abendprogramm soll dabei erklärt werden, wie Kerry amerikanische Kriegsgefangene in Vietnam entehrt hätte – allem Anschein nach dürfte sich der Film weit über alle journalistischen Grundregeln hinwegsetzen.
Auch legal ist die Sache nicht ganz einfach: Ob der Sendereigner, der zu den großen Spendern der Bush-Kampagne gehört, einfach so Filme als „Nachrichten“ deklarieren und seiner Pflicht zu ausgewogener Berichterstattung entgehen kann, ist noch nicht geklärt.
Die Linke ist indes nicht untätig. Ebenfalls im Fernsehen zu sehen sein wird Michael Moores erfolgreiches Anti-Bush-Epos „Fahrenheit 9/11“, das am Vorabend der Wahl allerdings nur zahlungskräftigen Kunden im Privatfernsehen vorbehalten sein wird. Für 9,95 Dollar kommt der Film, der wohl auch nicht als Musterbeispiel journalistischer Schlichtheit gelten darf, der Wahlrheit aber wohl näher kommt als die Anti-Kerry-Hetze.
Die scheint aber das allgemein beliebte Mittel der Bush-Fraktion geworden zu sein. In den täglichen Wahlkampfauftritten verurteilt der amtierende Präsident seinen Herausforderer immer schärfer für Dinge, die Kerry teilweise nie gesagt hat und teilweise vor dreißig Jahren. Abstimmungsergebnisse werden verzerrt, die – oft mit Kerry deckungsgleichen – Stimmen der Republikaner jeweils verschwiegen.
Der Wahlkampf beschäftigt Amerika, und der Wahlkampf beschäftigt die Wall Street. Gerade an einem handelsschwachen Tag wie diesem Montag. Andere Themen wie Öl, Pharma und die anstehenden Quartalszahlen dürften später in der Woche wieder Schlagzeilen machen.
Lars Halter - © Wall Street Correspondents Inc.
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12-10-2004, 20:45
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#38
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TBB Family
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Der Wind, der Wind…
Der „Old Farmers Almanac“ ist ein gut 250 Seiten starkes Büchlein im Kleinformat. Es erscheint jedes Jahr und enthält neben groben Wetterberichten und Sternenkonstellationen jede Menge anderer nützlicher Informationen für Farmer. Fast 60 Prozent der 18 Millionen Exemplare werden allerdings von Kunden gekauft, die nicht mehr als einen kleinen Garten haben – es scheint, nicht nur für Landwirte ist frühzeitige Kenntnis des Wetters interessant.
An der Wall Street wird häufig über das Wetter gesprochen. Manchmal nur im Rahmen eines freundlichen Small-Talks, schließlich kennt man sich auf dem Parkett. Manchmal müssen Regen und Sonnenschein aber auch zur Begründung aller möglichen konjunkturellen Trends oder als Rechtfertigung für gute und schlechte Absatzzahlen in Corporate America herhalten.
Das macht nicht immer Sinn. Der darbende amerikanische Einzelhandel beispielsweise beruft sich auffallend oft auf ungünstige Witterung, wenn schwache Umsatzzahlen zu entschuldigen sind. Mal ist es zu heiß und die Kunden zieht es in Scharen an den Strand, und mal regnet es so stark, dass Familien sich nicht aus dem Haus und schon gar nicht in die nächste Mall trauen. Besonders letzterer Punkt ist natürlich Quatsch – bei Regen sind die Ladenzeilen voll, und noch etwas gilt es zu beachten: Ein Unternehmen, dass seine Umsatzprognosen auf trockenes Wetter, ein leichtes Lüftchen und Außentemparaturen zwischen 18 und 25 Grad Celsius baut, ist vielleicht kein gutes Investment.
Hin und wieder wirken sich Wetter und Unwetter aber doch auf den Markt aus, und in der jüngsten Vergangenheit hat die Wall Street das gleich mehrfach zu spüren bekommen. Da waren einerseits die Wirbelstürme, die im Süden der USA Milliardenschäden an Häusern, Fabriken, Straßen und Autos angerichtet haben. Die Versicherungen müssen tief in die Tasche greifen, und auch Telefon- und Kabelbetreiber haben alle Hände voll zu tun, ihre Netze wieder zu reparieren.
Dass sich die Wirbelstürme von „Charley“ über „Ivan“ bis zu „Jeanne“ jeweils über Karibik und Golf von Mexiko ausbreiteten, hat Folgen auch für den Öl-Sektor. Die Produktion vor der südlichen Küste der USA ist nach wie vor stark eingeschränkt, neueste Erkenntnisse lassen eine Rückkehr auf volle Auslastung nicht vor dem Winter erwarten. Somit steigt wiederum der Preis von Öl, der sich letztlich – darüber ist bereits berichtet worden – auf nahezu alle Branchen niederschlägt.
Was wiederum den Farmer und den Anleger interessiert, sind die direkten Folgen der Wirbelstürme für die Plantagen im Süden. Den Zitrusbauern habe es in den letzten Wochen 66 Millionen Kisten Orangen verhagelt, heißt es im Erntebericht des Landwirtschaftsministeriums. Damit dürfte Orangensaft, der seit Sommer bereits einen Preisanstieg um 40 Prozent erfahren hat, noch einmal teurer werden – im Winter dürften nur noch Wohlbetuchte genügend Calcium zu sich nehmen.
Unklar ist, ob die Orangenernte bei frühem Wissen um die Wirbelstürme hätte gerettet werden können – allein, die Investoren an den Warenmärkten sind für frühe Indikatoren auf alle Fäller dankbar. In diesem Sinne: Der Almanach für 2005 rechnet mit einem Hurrikan Anfang September.
Lars Halter - © Wall Street Correspondents Inc.
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13-10-2004, 21:25
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#40
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TBB Family
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Wie Anleger in die Präsidentschaftswahl gehen
Mag sein, dass die Quartalszahlen von Intel und Yahoo aussagekräftig sind in bezug auf den ganzen Hightech- und Mediensektor. Mag sein, dass die Zahlen von McDonald’s Anleger überrascht haben, und dass man auf weitere Daten wartet. Aber trotzdem gibt es auf dem Parkett weiter nur ein Thema: Die bevorstehende Wahl am 2. November.
Weniger als drei Wochen vor der Präsidentschaftswahl ist der Wahlkampf so erbittert wie nie zuvor. Die Umfragen liefern den Grund: Präsident George W. Bush und sein demokratischer Herausforderer John F. Kerry liefern sich ein so enges Kopf-an-Kopf-Rennen, dass Experten keinen Wahlsieger vorhersagen wollen.
Dazu kommt die Unklarheit über den Wahl-Modus in manchen Staaten: Colorado will – das ist sinnvoll aber neu! – die Stimmen der Wahlmänner erstmals entsprechend dem Wachausgang teilen. Hätte man das vor vier Jahren schon getan, säße jetzt Al Gore im Weißen Haus, der mittlerweils weitgehend vergessene Vize von Bill Clinton.
Zwei große Faktoren werden das Rennen in dieser Spätphase wohl noch entscheiden können: Zum einen die Mobilisierung der Massen, die beide Parteien für die letzten Wochen vor der Wahl geplant haben. Millionen Freiwilliger ziehen zurzeit von Haus zu Haus und schalten Telefonanrufe, um Bürger zur Urne zu bewegen. Die Basis will nicht nur bezirzt, sondern vor allem zum Wahlgang bewegt werden.
Der andere Faktor ist die dritte TV-Debatte zwischen Bush und Kerry an diesem Mittwochabend. Obwohl es eigentlich ausschließlich um innerpolitische Themen gehen soll, hat Bush einen rethorischen Ausflug in den Irak und den Kampf gegen den Terror angekündigt. Ob er mit der Wiederholung der immergleichen Sätze noch punkten kann, sei dahingestellt.
An der Börse fragen sich indes die Experten weiter: Welcher Präsident ist besser für die Märkte? Man kommt auf ein gespaltenes Ergebnis. Bush sei für die Börse besser, meinen die meisten, denn dessen Steuersenkungen helfen den Unternehmen, und vor allem der Öl-, Finanz- und Pharmaindustrie. Kerry hingegen dürfte dem Bondmarkt besser gefallen. Die haushaltspolitische Zurückhaltung, die der Demokrat predigt, passt den Anlegern in Staatsanleihen.
Kleinanleger haben indes ein neues Spiel entdeckt. Schließlich lässt sich nicht nur an der Börse oder mit den bekannten Bush- und Kerry-Verträgen auf Intrade.com Kasse machen. Auch Sammler kennen satte Renditen, und in einem harten Wahlkampf lässt sich allerlei sammeln, was einmal an Wert gewinnen könnte. Souvenirjäger kämpfen besonders hart um jeden Pin und Button. Anstecknadeln aus früheren Wahlkampfen sind für manchen zur Goldgrube geworden: Ein Button mit der Aufschrift „John Davis for President”, den eine Sammlerin von ihrer Mutter erbte, wechselte jüngst für 56 000 Dollar den Besitzer – der hat jetzt eine Erinnerung an den Wahlkampf 1924.
Heutige Anstecknadeln dürften angesichts ihrer unüberschaubaren Masse kaum solche Quoten sehen. Bush und Kerry sollen ihrew Konterfeis auf jeweils bis zu 3000 verschiedenen Stickern haben, schätzen Sammler – teuer könnte da nur werden, was schon hete besonders kreativ und ausgefallen ist. Ein beliebter Bush-Sticker zeigt beispielsweise die viel zitierten Kerry-Flip-Flops, die dessen Wankelmütigkeit stilisieren sollen.
Buttons sind indes nach wie vor die beste Anlage im Souvenirgeschäft. Ein Bush-Gartenzwerg oder das Kerry-Hundehalsband – beide Artikel gibt es wirklich! – dürften angesichts geringer Nachfrage keine großen Kurszuwächse erfahren.
Sicher ist die Anlage – wie auch an der Börse – indes nicht, warnen Experten. Selbst die kreativsten Anstecker, die sich eigentlich satter Gewinne erfreuen dürften, sind vorab schwer einzuschätzen, weil ihre Auflage nicht kontrolliert ist und leicht manipuliert werden kann. Im Wahlkampf von Jimmy Carter hätten Sammler bis zu 700 Dollar für einen seltenen Pin bezahlt, von dem der Hersteller später immer mehr nachdruckte. Heute ist das kleine Ding nur noch 50 Dollar wert.
Nur einen Vorteil hat die Anlage in Souvenirs: Im Gegenmsatz zum Aktien-Investment bieten die in der Vitrine ausgestellten Stücke Gesprächsstoff. Und zwar weit über den 2. November hinaus.
Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
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16-10-2004, 08:33
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#43
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TBB Family
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Der Verbraucher ist bedrückt, und das aus gutem Grund
Die böse Zahl des Tages lautet 87,5. Hinter ihr verbirgt sich das Verbrauchervertrauen für Oktober, das damit auf den tiefsten Stand seit anderthalb Jahren gerutscht ist. Experten hattn mit einem kleinen Einbruch gerechnet, aber nicht mit einer solchen Katastrophe – wieso eigentlich nicht?
Gründe für das schwache Verbrauchervertrauen gibt es genug. Da wären zum einen die offenkundigen, die von der totalen Verunsicherung drei Wochen vor der Präsidentschaftswahl bis hin zu einem weiter absurd hohen Ölpreis reichen. Über diese Probleme spricht nicht nur die Wall Street, die beschäftigen auch Jane und John Doe auf der Straße.
Die haben auch zu weiten Teilen keinen Job mehr. Und man lässt sich auch vom best aufgelegten Präsidenten nicht beruhigen, wenn der stets nur die halbe Wahrheit sagt. Sicher, die Arbeitslosenquote ist binnen der letzten zwölf Monate von 6,5 auf 5,4 Prozent gefallen. Rechnet man jene Arbeitslosen aber hinzu, die nach erfolgloser Suche aus der Statistik fallen, kommt man auf eine Quote von 7,4 Prozent – und das enttspricht der gefühlten Quote. Schließlich sehen die Leute, wer nachmittags vor dem Fernseher sitzt statt im Büro und Entlassungen am Arbeitsplatz gehen ja auch nicht geräuschlos über die Bühne.
Doch auch die Nachrichten aus dem Finanzdistrikt, mit denen sich sicherlin ein geringerer Teil der Bevölkerung beschäftigt, sind mehr als Besorgnis erregend: Erst am Donnerstag hat der New Yorker Generalstaatsanwalt schon wieder einen Skandal aufgedeckt, der diesmal die Versicherungsbranche durchzieht. Einige Monate nachdem Eliott Spitzer an der Wall Street, bei den Brokerhäusern und zuletzt bei Mutual Funds aufgeräumt hat, zeichnet sich keine Ende der Betrügereien ab.
Der weniger fachlich interessierte Amerikaner macht sich unterdessen Sorgen um den bevorstehenden Winter. Nicht allein die Kälte mit den vermutlich astronomisch hohen Heizkosten drückt dabei auf die Stimmung, sondern auch die jüngste Grippe-Krise. Millionen von Amerikanern fürchten um ihre jährliche Impfung, nachdem der britische Pharmazeut Chiron in dieser Saison wegen technischer Mängel nicht liefern kann.
Diejenigen, die noch Arznei bekommen, haben Geldsorgen: Arznei ist teuer, und die von Präsident Bush zuletzt eingeführten Rabattkarten funktionieren lange nicht so gut wie erwartet. Nach wie vor stehen vor allem Senioren vor der Alternative: Arznei oder Abendessen.
Damit liegen schon wieder Gedanken zur Wahl nahe, die so kurz vor dem Wochenende aber gar nicht weitergedacht werden wollen. Fakt ist: Das Verbrauchervertrauen ist im Oktober so niedrig wie lange nicht mehr, und es gibt gute Gründe für den Trend. Eine Trendwende ist daher auch nicht zu erwarten. Und das ist die Hauptsorge der Wall Street an diesem Freitag, den die Blue Chips aller Voraussicht nach im vierstelligen Bereich beenden müssen.
Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
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17-10-2004, 21:47
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#44
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TBB Family
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US-Tops & Flops (Dow Jones 30 -Nasdaq 100) der vergangenen Woche an der Frankfurter Börse....
Wochengewinner im Nasdaq 100
Paccar Inc. +11,30€ +26,39%
c. h. Robinson Worldwide +6,66 +25,06%
Intuit +6,71 +22,98%
Comverse Technology +2,86 +22,68%
Staples Inc. +4,43 +21,56%
Qlogic Corp. +3,69 +18,18%
Express Scripts +9,81 +18,03%
Whole Foods Market +10,49 +17,48%
Compuware Corp. +0,57 +16,47%
Level 3 Communications +0,37 +16,37%
Wochen-Gewinner im Dow Jones
Caterpillar Inc. +3,37€ +5,43%
Mcdonald's Corp. +1,17 +5,22%
Verizon Communications Inc. +1,34 +4,16%
Home Depot Inc. +0,92 +2,91%
DU Pont +0,45 +1,28%
SBC Communications +0,15 +0,72%
Altria Group +0,16 +0,42%
Wochen-Verlierer im Nasdaq 100
American Power Conversion -7,42€ -36,92%
Sandisk Corp. -7,03 -29,58%
Ross Stores Inc. -7,36 -28,38%
Echostar -7,59 -25,87%
Gentex Corp. -9,17 -25,07%
Intersil Corp. -3,10 -18,79%
Apollo Group -12,90 -18,55%
Chiron Corp. -5,42 -17,01%
LAM Research Corp. -3,14 -15,41%
Nvidia Corp. -1,85 -14,80%
Wochen-Verlierer im Dow Jones :
General Motors -3,38€ -9,94%
American International Grp -5,04 -9,26%
Pfizer Inc. -2,00 -8,23%
Jpmorgan Chase -2,50 -7,56%
United Technologies -3,98 -5,16%
WAL-Mart Stores -2,07 -4,70%
Intl Business Machines -2,29 -3,26%
Alcoa Inc. -0,80 -2,98%
3M Co. Registered -1,18 -2,84%
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17-10-2004, 21:51
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#45
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Market Sentiment
Bullish Advisors: 54.1% Bearish Advisors: 23.5%
Geändert von Starlight (17-10-2004 um 21:54 Uhr)
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