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Alt 20-06-2005, 20:45   #241
Starlight
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Millionendeals für Verbrecher


Dass es an der Wall Street nicht immer mit rechten Dingen zugeht, ist ein alter Hut. Immer wieder klären Gerichte, dass sich CEOs und Analysten, Banker und Hedgefond-Manager mit illegalen Mitteln bereichert haben – oft jedoch können die Betroffenen gerade mit dem Schuldspruch noch mehr Geld machen.

Berühmtestes Beispiel der jüngsten Zeit: Martha Stewart. Die einstige Hausfrau der Nation war zwar schon vor ihrer Beteiligung an einem Wall-Street-Skandal um Insiderwissen und Falschaussage ein Medienstar. Seit ihrer fünfmonatigen Haftstrafe jedoch hat sich das öffentliche Interesse an der TV-Frau noch gemehrt.

Ein Buch-Deal über ihre Erfahrungen im Knast soll Stewart bis zu 5 Millionen Dollar eingebracht haben. Der Fernsehsender CBS aus dem gerade gespaltenen Medienkonzern Viacom hat gerade die zeitweise abgesagte Ausstrahlung einer Doku mit dem Namen „Martha Stewart: Hinter Gittern“ angekündigt, und das ist nichts anderes als ausgezeichnete Werbung für einen TV-Herbst voller Martha-Höhepunkte: Auf NBC, der Fernsehtochter von General Electric, wird Stewart einen eigenen Ausleger der Donald-Trump-Show „The Apprentice“ moderieren, und beim Satellitensender Sirius eine wöchentliche Talkshow.

Ein anderer Fall, in dem eine bereits im Mediensektor arbeitende Person erst durch kriminelle Aktivitäten zu wirklicher Prominenz kam, lieg bereits ein Jahr zurück. Damals war aufgeflogen, dass der in der Branche durchaus angesehene Journalist Jayson Blair mehrere gefälschte Artikel in der renommierten New York Times untergebracht hatte. Manche stimmten hinten und vorne nicht, manche waren mit erfundenen Zitaten ausgeschmückt – die New York Times musste eine Zeit lang um ihren guten Ruf fürchten.

Blair hingegen musste um gar nichts fürchten. Kaum entlassen unterschrieb „einer der besten Schreiber unserer Zeit“, wie sein Verleger meint, einen Buchdeal über den Skandal. Das Buch mit dem schadenfrohen Titel „Burning down my Master’s House”, auf deutsch etwa “Wie ich die Hütte meines Herrn abgebrannt habe”, ging mit einer Erstauflage von einer Viertelmillion Exemplaren in die Läden.

Deutlich höher dürfte die Erstauflage von Jennifer Wilbanks sein. Die Bürgermeistertochter aus Duluth im US-Bundesstaat Georgia hätte vor einigen Monaten heiraten sollen, verschwand aber Tage zuvor spurlos. Nachdem sie – ganz wie in einem Film mit Julia Roberts – aus Bindungsangst einen Bus nach New Mexico bestiegen hatte, tischte sie Polizei und FBI eine Entführungs- und Vergewaltigungsgeschichte auf, bei der sich die Balken bogen.

Nachdem sich der erste Sturm der Entrüstung in den USA gelegt und verschiedene lokale und regionale Behörden fünfstellige Kosten für eine groß angelegte Suchaktion abgeschrieben haben, darf Wilbanks ihre Geschichte bei HarperCollins aus der NewsCorp-Gruppe von Rupert Murdoch veröffentlichen. Nach Medieninformationen soll sie einen Vorschuss über eine halbe Million erhalten, mehr Geld soll fließen, wenn das Buch verfilmt wird.

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Alt 22-06-2005, 07:06   #242
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Sommeranfang… kein Grund zur Freude

Sommeranfang. Am Dienstag starten auch die amerikanischen Börsen in den Sommer, wenngleich man das den Indizes nicht ansieht. Und abgesehen davon, dass statistisch gesehen nicht etwa der Sommer, sondern der Frühling die beliebteste Jahreszeit ist, ist manchem auch gar nicht zum Feiern zumute. Im Gegenteil: Mit dem Sommer dürfte für die Wall Street eine große Dürre einsetzen.

Für Anleger und Analysten ist deshalb vielleicht auch gar nicht so wichtig, dass am Dienstag der Sommer beginnt. Viel interessanter ist, dass in anderthalb Wochen das dritte Quartal des laufenden Börsenjahrs beginnt und damit das zweite Halbjahr 2005. Für dieses zweite Halbjahr stehen die Zeichen nach Meinung von immer mehr Experten nicht so gut wie sich noch vor einigen Monaten abzeichnen wollte.

Wüe düster die Lage ist, hat erst am Montag ein Konjunkturindikator bezeugt, den die Wall Street gerne als rückwärtsgewandt und wenig aussagekräftig abhakt – der es aber gar nicht unbedingt ist. Der Index der Führenden Indikatoren ist um 0,5 statt der erwarteten 0,2 Prozent gefallen, es war der fünfte negaitve Monat in Folge. Für den Volkswirt Irwin Kellner von der New Yorker Hofstra-Universität ist der Trend klar: Im zweiten Halbjahr geht es für die US-Wirtschaft und die Aktienmärkte bergab.

Kellner, das muss gesagt sein, ist kein radikaler Pessimist. Im Gegenteil: Er gesteht den Bären zu, dass es durchaus auch im Moment den ein oder anderen Grund zu Optimismus gibt. Da wäre vor allem das anhaltend niedrige Zinsniveau. Trotz der steten Zinsanhebungen durch die Fed liegt die mit den Verbraucherpreisen inflationsbereinigte Rate bei nur 1,4 Prozent und damit um rund 1,25 Prozentpunkte unterhalb des historischen Mittelwertes.

Bei den niedrigen Zinsen setzt aber auch Kellners Pessimismus ein: Der marginale Unterschied zwischen kurz- und langfristigen Zinsen bringt die Banken unter Druck, deren Gewinnmargen als Geldverleiher sinken. Entsprechend fürchtet Kellner ein nachlassendes Interesse der Branche, weiterhin Geld auszuleihen, was zu die Investitionen in Corporate America ebenso drastisch drücken könnte wie die Ausgaben im Immoniliensektor, der zur Zeit als stärkster Wachstumsindikator den Optimismus zahlreicher Investoren nahezu allein rechtfertigt.

Zur Zinsproblematik wirft Kellner – das ist nicht überraschend – die hohen Energiepreise ein, die den Verbraucher im Sommer über die Benzin- und im Winter über die Heizölpreise belasten. Unterm Strich dürfe man sich darauf einstellen, dass sich das Wirtschaftswachstum in den USA in der zweiten Jahreshälfte weiter verlangsame. Der Trend hat bereits eingesetzt: Nach einem BIP-Wachstum von 3,5 Prozent im ersten Quartal rechnet der Markt mit einem Wachstum von nur noch 3 Prozent im jetzt fast abgelaufenen zweiten Quartal.

Der Sommer beginnt für die Wall Street und damit eine Trockenzeit. Für Anleger ist das kein Anlass zur Freude.

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Alt 22-06-2005, 20:51   #243
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Der Öl-Markt ist unberechenbar

Der Ölpreis wird immer undurchsichtiger. Im Mittwochshandel scheint es erneut, als hätte sich der Preis gänzlich von der Nachrichtenlage gelöst. Das überrascht allerdings nicht wirklich: Öl-Experten erklären schon seit Tagen, dass vor allem Spekulanten für die aktuellen Notierungen zuständig sind.

Am Mittwochmittag sind die Öl-Futures auf den niedrigsten Stand in vier Handelstagen gerutscht. Das heißt nicht, dass die Lage um den schwarzen Rohstoff entspannt ist. Im Gegenteil: Öl notiert nach wie vor sehr nahe an der 60-Dollar-Grenze, also weitgehend in unbekanntem Terrain und gefährlich dicht an einer psychologischen Marke, deren Fall die Märkte zumindest kurzfrisitg in Panik versetzen könnte.

Zur Nachrichtenlager: Die rechtfertigt nur zum Teil eine schwächere Notierung der Ö-Futures. Da wäre zum einen eine Studie der Cambridge Energy Research Associates (CERA). Die dortigen Experten gehen davon aus, dass die Förderkapazitäten in den nächsten Jahren starks zunehmen dürften. Bis 2010 könnten bis zu 16 Millionen Fass pro Tag mehr gefördert werden als zur Zeit, was einem Plus von 20 Prozent entsprechen würde. Damit dürfte das Angebot die Nachfrage um 6 bis 7,5 Millionen Fass pro Tag übersteigen – ein Kernproblem des Marktes wäre gelöst.

Schließlich war es zuletz vor allem die Sorge um die Kapazitäten von Opec und Co, die in Zeiten stark wachsender Nachfrage aus China, Indien und anderen Boom-Ländern in Bedrängnis zu kommen drohten.

Wie weit eine einfache Studie den Markt beeinflussen kann, ist indes vor allem an Tagen unklar, an denen Fakten vorgelegt werden – und seien es nur wöchentliche Zwischenstände aus den Öl-Lagern. Da sind die Pegel um 1,6 Millionen Fass gefallen. Die Erwartungen der Wall Street hatten in etwa auf eine solche Bilanz gedeutet, und auch die Tatsache, dass die Öl-Lager trotz des Rückgangs deutlich voller sind als historisch um diese Jahreszeit üblich, beruhigt und lässt die Futures fallen.

Die jüngsten Verbrauchsschätzungen indes wirken sich auf den Markt nicht aus, was nun wirklich nicht zu erklären ist. Neuesten Zahlen zufolge ist der Benzinverbrauch in den USA gegenüber dem Vorjahr um 2,5 Prozent gestiegen, der Verbrauch an Destillaten wie Diesel und Heizöl ist um 6,9 Prozent gestiegen. Öl-Experten wie Torsten Fischer von Economy.com halten dies für „beunruhigend“ und sehen einen „Grund für Händler, die Preise wieder nach oben zu treiben“.

Das genau geschieht im Mittwochshandel allerdings nicht. Und wenngleich eben dieses Rätsel zum Teil mit der allgemein hohen Bewertung von Öl begründet werden kann, bleibt doch eine Schlussfolgerung: Der Handel mit den Schwarzen Gold ist zur Zeit extrem volatil, schwer berechenbar – und doch fast allein verantwortlich für das Auf und Ab an der Wall Street.

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Alt 22-06-2005, 20:59   #244
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S&P-Analyse
„Wall Street sollte über den Sommer frei nehmen”


Von Sam Stovall, Chefanlagestratege bei S&P

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Alt 23-06-2005, 20:44   #245
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Was tun in China?

Die USA hatten in der jüngsten Geschichte wenig Probleme damit, ihre selbst auferlegten Regeln zu verletzen und sich anders zu verhalten, als man gegenüber dem Weltpublikum eigentlich erscheinen möchte. Am deutlichsten wird das seit zwei Jahren im Irak, wo die Roller der Amerikaner je nach Betrachtung zwischen „Befreier“ und „Besatzer“ schwankt.

Dass die USA weltweit an Glaubwürdigkeit verloren haben, ist nun auch nach Washington, D.C. durchgedrungen. Die Regierung verfolgt nun einmal ihre sehr egoistisch gesteckten Ziele. Doch gibt man sich hin und wieder doch überraschend konsequent, nicht zuletzt an diesem Donnerstag, an dem Notenbank-Chef Alan Greenspan und Finanzminister John Snow vor dem Kongress auftraten.

Beide, Greenspan und Snow, stehen für die USA als Stütze eines freien Welthandels ein – und am Donnerstag taten sie das konsequenter als manchem in der Regierung recht sein dürfte. Beide sprachen sich nämlich klar gegen Strafzölle auf chinesische Importe aus, mit denen zuletzt zahlreiche Experten planten, den asiatischen Partner zu einer Neubewertung seiner Währung zwingen zu können.

Erst zu Beginn dieser Woche hatte der republikanische Abgeordnete Phil English aus dem Bundesstaat Pennsylvania einen entsprechenden Gesetzesentwurf vorgelegt, der nach dem Auftritt der obersten Finanzpolitiker vor dem Kongress nun einigen Gegenwind verspüren dürfte.

Dabei ist eine Neubewertung des Yuan sicherlich nötig, denn durch die strenge Kopplung der Währung an den Dollar erschleicht sich China als Exportnation unfaire Wettbewerbsvorteile, die den USA schaden. Und doch: Im Sinne eines freien Welthandels sprechen sich Snow und Greenspan gegen Einfuhrquoten und Strafzölle aus.

Das dürfte allerdings weniger mit einem allgemeinen Glauben an Spielregeln zu tun haben, als mit einer ganz anderen Überlegung. Das Handelsbilanzdefizit, das zur Zeit eine der Hauptsorgen in Washington und an der Wall Street ist, dürfte sich nämlich durch solche Aktionen nicht mindern lassen. Im Gegenteil: Statt aus China, so Greenpan, würde Amerika wohl mehr aus Japan und anderen asiatiuschen Ländern einführen.

Dem amerikanischen Arbeitsmarkt wäre ebenso wenig geholfen. Denn dass begrenzte chinesische Importe durch in den USA gefertigte Produkte ersetzt würden, sei nicht zu erwarten.

So hätten Einfuhrbeschränkungen zwar keine positiven Auswirkungen, aber dafür eine negative Folge: Imageverlust. Über den machen sich Greenspan und Snow gleichermaßen Gedanken. „Unsere Rolle als Befürworter eines offenen Marktes und eines freien Handels wäre in Gefahr“, so der Finanzminister unisono mit Greenspan, der seinerseits langfristig „negative Folgen für den US-Arbeitsmarkt und den amerikanischen Verbraucher“ fürchtet.

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Alt 24-06-2005, 22:32   #246
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Der binationale Streit um Unocal

Die Bank of America steigt bei der größten Bank Chinas ein, der chinesische Elektrohersteller Haier bietet um das US-Traditionshaus Maytag, der chinesische Öl-Förderer CNOOC bitet um Unocal, der Kongress streitet über die Bewertung des Yuan… selten hat China die US-Börsen so bewegt wie in dieser Woche.

Überhaupt scheint China immer mehr schuld zu sein an allem was die Wall Street bedrückt. Das Handelsbilanzdefizit mit dem asiatischen Partner stiegt immer steiler an, und allen der Umstand, dass die USA immer maßloser aus China importieren sorgt dafür, dass auch immer mehr amerikanische Arbeitsplätze nach Fernost abwandern.

Hauptstreitpunkt zwischen den USA und China ist und bleibt aber Öl – ohnehin das vorherrschende Thema an der Börse. Da wäre zum einen die allgemeine Problematik: Während die Sorgen vieler Auguren, die Opec sei am Ende ihrer Förderkapazitäten angelangt und auch die Reserven gingen zur Neige, wohl überzogen ist, so ist doch eines unbestritten: Die vermehrte Nachfrage aus den boomenden Volkswirtschaften sorgt dafür, dass die Spanne zwischen Angebot und Nachfrage zumindest enger wird – und damit der Preis für jedes Fass, jede Gallone und jeden Liter steigt.

Klar, dass sich die Amerikaner vor einem solchen Hintergrund und der sich nicht gerade stabilisierenden Lage in den Öl-reichen Regionen im Nahen Osten künftig immer mehr auf eigene Reserven verlassen möchten als auf Importe. Klar, dass das aber auch die Chinesen wollen, die sich jetzt für Unocal interessieren.

Was den Konzern, der 1890 als Union Oli Company of South California gegründet worden ist, so interessant macht, ist nicht allein die Tatasche, dass er als einziger nennenswerter Konzern der Branche überhaupt zum Verkauf steht. Vielmehr dürfte die Chinesen reizen, dass mehr als die Hälfte der nachgewisenen Unocal-Reserven nicht etwa im fernen Amerika liegt, sondern einen kuren Bootstrip vor den eigenen Küsten.

Fast 70 Prozent der von Unocal registrierten 1,75 Milliarden Fass Öl und 120 Milliarden Kubikmeter Gas liegen vor Thailand, Indonesien, Myanmar, den Philippines und Bangladesch.

Ein Großprojekt in Kooperation mit BP läuft gerade in Aserbaidschan an, ein weiteres im Mekong-Delta von Vietnam. Weitere Reserven hat Unocal in den Niederlanden, im Kongo und Brasilien. Die Förderaktivitäten in Nordamerika, wo man einige Stationen im Golf von Mexiko betreibt, sind angesichts des gesamten Portfolios kaum der Rede wert.

Umso ironischer ist es, dass man sich in Washington Gedanken macht, ob den Chinesen eine Übernahme von Unocal aus Gründen des Heimatschutzes verboten werden kann. Dabei sind es weniger geografische Sorgen und die Angst vor Übergriffen, die der Regierung zu schaffen machen, als vielmehr der Wert von Öl und Gas als unverzichtbarer Motor der eigenen Volkswirtschaft.

Inwieweit sich dies als Argument durchsetzen wird, einen Verkauf nach China zu verbieten, ist fraglich. Erstens haben bislang auch andere US-Firmen problemlos nach China verkaufen dürfen – darunter zahlreiche große Hightech-Konzerne wie IBM –, und außerdem haben erst am Donnerstag Fed-Chef Alan Greenspan und Finanzminister John Snow den Kongress vor restriktiven Maßnahmen gegen den asiatischen Partner gewarnt.

Zudem könnte es durchaus im Interesse von Unocal und dessen amerikanischen Aktionären sein, nach China zu verkaufen. Immerhin bietet CNOOC – das Kürzel steht für Chinese National Offshore Oil Company und wird an der Wall Street etwa „si-nuk“ ausgesprochen – mit 18,5 Milliarden Dollar satte 2 Milliarden Dollar mehr für das Unternehmen als ChevronTexaco, der als zweitgrößter US-Konzern hinter ExxonMobil bereits seit einem Vierteljahr an einer Übernahme arbeitet und sogar eine vorläufige Zusage in der Tasche hat.

ChevronTexaco hat Unocal am Freitagmorgen öffiziell die Erlaubnis erteilt, trotz der bisherigen Zusage mit CNOOC zu verhandeln. Damit könnte sich eine Übernahme sehr lange hinziehen. Für wen die 6700 Unocal-Mitarbeiter künftig fördern werden, bleibt offen.

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Alt 27-06-2005, 20:48   #247
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Zwei Urteile für Corporate America

Die neue Woche an der Wall Street wird weitgehend in Washington bestimmt. Dort berät die Regierung über ein chinesisches Übernahmeangebot an den Öl-Konzern Unocal, dort legt die Notenbank die weitere Zinspolitik fest, und dort entschied am Montagvormittag der Supreme Court über einige Klagen, die Anleger jahrelang beschäftigt haben.

Vor allem zwei Urteile der höchsten US-Richter machen am Montag die Runde, und in beiden stellen sich die Unparteiischen auf die Seite der großen Konzerne. Da wären zum einen die Telekom- und Kabelanbieter, die kleinen Internet-Providern keinen Zugang zu ihren Netzen geben müssen. Das ist gut für Unternehmen wie Verizon und BellSouth, deren Marktstellung bestätigt ist, nachdem sie einige Jahre lang schwer unter Beschuss war. So hatte der Internet-Provider Brand X, der im entschiedenen Fall Kläger war, ursprünglich Telefonleitungen zur Datenübertragung geleast – bis die Kabelbetreiber selbst die Möglichkeiten der neuen Technologie erkannten und auf Kosten der unabhängigen Anbieter mit DSL in das Internetgeschäft einstiegen.

Das jüngste Urteil dürfte am Internet- und Kabelmarkt in den USA wenig ändern, da es den Status bekräftigt, der sich längst etabliert hat.

Auch die Auswirkungen eines zweiten Urteils sind umstritten. Der Supreme Court hat entschieden, dass die Hersteller von Download-Software von den Medienkonzernen verklagt werden können, deren urheberrechtlich geschätzte Produkte von Kunden raubkopiert werden. Die verklagten Unternehmen, Grokster und StreamCast als Mutterkonzern des Programms Morpheus, haben am Markt zwar heute keine Bedeutung mehr, wohl aber die klagenden Konzerne, allen voran Metro-Goldwyn-Mayer aus dem Sony-Imperium sowie Warner Music Group und Vivendi Universal.

Diese Großkonzerne dürfen nach jüngster Rechtssprechung gegen Unternehmen vorgehen, deren Programm Copyright-Verletzungen erlauben. Damit dürften in den nächsten Wochen und Monaten zahlreiche Millionen- und Milliardenklagen eingehen, mit denen sich die Musik- und Filmindustrie gegen die steigenden Verluste durch Raubkopien zur Wehr setzt. Allein für 2005 rechnen Branchenexperten mit einem Schaden von 5,4 Milliarden Dollar durch Raubkopierer. Tendenz steigend.

Abhängig von den anstehenden Einzelklagen dürfen sich die Medienkonzerne nun über einen Geldregen freuen. Dass der illegale Versand und Download von Musik und Filmen aufhört, ist indes unwahrscheinlich. Eric Garland, Chef des Musik-Datendienstes Big Champagne, glaubt, dass sich höchstens die Technik ändern und neue Möglichkeiten zum Datenaustausch ersonnen werden dürften.

So ist das Problem für die Industrie nicht gelöst, Hollywood und Co. bekommen höchstens eine kleine – vielleicht auch eine saftige – Genugtuung. Immerhin: Die Summern, die man von den Softwareherstellern im P2P-Bereich einklagen kann, dürften die bisherigen Schadenssummen deutlich übertreffen. Die kamen bisher nämlich allein von Einzelpersonen, von denen sich in den letzten fünf Jahren durchschnittlich 1000 pro Monat vor Gericht verantworten mussten.

Mit Blick auf diese künftig höheren Zahlungen lassen Anleger die Aktien der Medienriesen im Montagshandel klettern.

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Alt 29-06-2005, 07:21   #248
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Der Markt stößt an eine Grenze

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Alt 29-06-2005, 21:20   #249
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Gottes Segen für Scrushys Betrug

Amerika hat die Nase voll vom Milliardenbetrug in den Chefetagen. Ganz Amerika? Nein – ein kleines Fleckchen in den Südstaaten stellt sich gegen den Trend: In Alabama hat zur Wochenmitte eine Geschworenen-Jury den früheren CEO des Gesundheitskonzerns HealthSouth in 36 Betrugspunkten freigesprochen. Die meisten Experten halte das Urteil für einen Skandal.

Ein besonderer Rückschlag ist der Freispruch von Richard Scrushy für die Befürworter des neuen Bilanzgesetzes Sarbanes-Oxley. Dieses zwingt CEO und Finanzchef seit drei Jahren, die Quartals- und Jahresbilanzen persönlich abzuzeichnen und später auch zu verantworten. Da Bilanzbetrug in Höhe von 2,7 Milliarden Dollar bei HealthSouth nach Einführung von Sarbanes-Oxley aufgeflogen war, hätte Scrushy als erster amerikanischer Top-Manager unter den neuen Vorschriften zu höheren Strafen verknackt werden können.

Doch es kam ganz anders: Der Staatsanwaltschaft letztlich ist der größte Fehler vorzuwerfen, der zu Scrushys Freispruch führte. Statt den CEO nämlich vor einem Bundesgericht in Washington, D.C. anzuklagen – was durchaus möglich gewesen wäre, denn Scrushy hat HealthSouth-Papiere bei der in der Hauptstadt ansässigen Börsenaufsicht SEC eingereicht – trat man vor einem lokalen Gericht in Alabama an. Die Jury bestand aus zwölf einfachen Bürgern, die von Bilanzbetrug im Grunde so wenig verstehen wie New Yorker Geschworde vom Baumwollpflücken.

Dafür kannten die Geschworenen den Angeklagten. Nicht persönlich, natürlich, das wäre nicht erlaubt gewesen. Doch gibt es in Alamaba – und erst recht nicht am Gerichts- und HealthSouth-Sitz Birmingham kaum einen, der Scrushy nicht kennt. Schließlich steht der Name des Philantropen an zahlreichen Häusern, Straßen und Plätze sind nach ihm benannt… und dann wäre da noch die Kirche.

In der Kirche hat sich Scrushy besonders engagiert, seit die Betrugsvorwürfe seiner Karriere bei HealthSouth ein Ende gemacht hatten. Scrushy ließ sich beim örtlichen Fernsehsender eine religiöse Talkshow einrichten und er trat einer überwiegend schwarzen Gemeine bei, um seiner Demut vor dem Herrn wöchentlich Ausdruck zu geben. Den Leuten in Alabama gefällt so etwas. Der Staat ist tief religiös, und dass man zwar vor dem himmlischen Herrn Respekt hat, die staatlichen Behörden aber nicht leiden kann – viele der Schwarzen in Alabama stammen von Sklaven ab –, machte den Behörden die Anklage nicht leichter.

Dabei hätte man eigentlich leichtes Spiel gehabt. Srushy hat nämlich, im Gegensatz zu zahlreichen verurteilten CEO-Kollegen wie John Rigas von Adelphia, Bernie Ebbers von WorldCom oder Dennis Kozlowski von Tyco eine dicke Beweisspur hinterlassen, mit der sich leicht aufzeigen ließ, wie und wo der Chef und seine Finanzleute die Bilanzen gefälscht und einen 2,7-Milliarden-Dollar-Betrug orchestriert hatten.

Doch nicht nur Beweise, auch Zeugen hatte die Anklage in eigentlich ausreichendem Maße. Alle fünf HealthSouth-Finanzchefs, mit denen Scrushy im Laufe seiner Karriere gearbeitet hatte, sagten übereinstimmend aus, wie der CEO die Zahlen polieren ließ und wie man „von Übertreibungen schließlich zu glattem Betrug“ gewechselt habe, um die hoch gesteckten Erwartungen der Aktionäre zu erfüllen.

Den Geschworenen kann es nicht leicht gefallen sein, die Finanztricksereien eines Gesundheitskonzerns irgendwie nachzuvollziehen. Auch dürften sie erhebliche Schwierigkeiten gehabt haben, die Schwere des Verbrechens nachzuvollziehen, bei dem es weder Tote noch Verletzte gab. Dass hunderttausende von Aktionären Geld verloren, als HealthSouth vor dem Bankrott stand, dürfte der Jury zu abstrakt gewesen sein.

Letztlich führte das dazu, dass zwölf Leute in Alabama den größten Gönner der Stadt und bibeltreuen Prediger Richard Scrushy in allen Anklagepunkten freisprachen. Scrushy dankte später in einer Presseerklärung vor allem Gott, was da schon nicht mehr überraschend war.

„Jede andere Jury, ob in Washington oder in New York, hätte Scrushy verurteilt“, meint John Coffee von der angesehenen Columbia Law School. Und sein Kollege Arthur Gross-Schaefer von der Loyola Marymount University in Los Angeles pflichtet bei: „Ein Freispruch in allen Punkten, das ist wirklich Besorgnis erregend.“

Wie skandalös der Richterspruch ist, der übrigens nicht angefochten und nur in einem Zivilprozess zumindest relativiert werden kann, zeigt auch eine Umfrage bei CNBC am Mittwochmorgen. Von den ansonsten eher managementfreundlichen Zuschauern meinten satte 90 Prozent, dass Scrushy zu Unrecht davongekommen sei. Nur 10 Prozent hielten das Urteil für angemessen.

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Alt 30-06-2005, 20:45   #250
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Der Bau-Boom zieht die Amerikaner auf’s Land

Die Daten zur US-Konjunktur fallen seit Monaten äußerst volatil aus, und längst haben sich die Berufsoptimisten auf einen einzigen Sektor eingeschossen, der mit jeder Zahl auf’s Neue glänzt: der Bau-Sektor. Für die meisten Experten an der Wall Street ist dessen Stärke allerdings abstrakt. Neue Häuser entstehen nämlich nicht in der Finanzmetropole New York und anderen Großstädten, sondern auf dem Land.

So ist es unwahrscheinlich, dass der Spezialist, der tagsüber noch die Papiere von Häuslebauern wie Toll Brothers oder Lennar Corp. gehandelt hat, auf dem Heimweg allzu viele Baustellen passiert. Auch der Branchenanalyst, der täglich über den Bau-Boom schreibt, wird zuhause in New York oder im benachbarten Connecticut höchstwahrscheinlich kein Neubaugebiet wachsen sehen.

Die Amerikaner, so zeigen jüngste Zahlen des Statistik-Amtes in Washington, zieht es nämlich aus den Millionenstädten hinaus in ruhigere Gegenden – und in wärmere Gefilde. Die schnellst wachsenden Städte bilden zwei Cluster auf der US-Landkarte. In den Top Ten der Orte mit den höchsten Zuwanderungsraten stehen mit Port St. Lucie, Cape Coral und Miramar drei Gemeinden aus dem Sonnenstaat Florida. Die Einwohnerzahl von Port St. Lucie hat in den vergangenen zwölf Monaten um 12 Prozent zugelegt – Rekord im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Die übrigen sieben Orte in den Top Ten liegen in Arizona, Nevada und Kalifornien und tragen Bilderbuchnamen wie Elk Grove, Moreno Valley oder Rancho Cucamonga.

Oder Gilbert. Das verhältnismäßig kleine Städtchen in Arizona ist in den letzten vier Jahren von 112 000 auf 156 000 Einwohner gewachsen. Das entspricht einem Wachstum um satte 42 Prozent oder tausend Neuzugängen pro Monat.

Interessanterweise schließen die Statistiker der Regierung in ihrer Ursachenforschung einen Faktor aus, der üblicherweise gerade im Südwesten eine Rolle spielt: Immigration. In und um Gilbert sind es nämlich keineswegs Einwanderer, die Häuser bauen. Vielmehr sind es die zahlreichen Amerikaner, die vor den Hintergrund niedriger Hypothekenzinsen den viel beschworenen Bau-Boom tragen, die aber in den Großstädten keine attraktiven Wohnverhältnisse und erst recht keine relevanten Wertsteigerungsprognosen mehr finden.

Vor allem letzterer Aspekt hat dazu geführt, dass die Metropolen unter Branchenexperten längst an Attraktivität und Bedeutung verloren haben. Sicher, in der Finanz- und Kulturstadt New York steigen die Preise immer noch. Doch stagniert der Markt im Vergleich zu anderen Regionen. Und die Einwohnerzahlen von Boston, Los Angeles und San Francisco sind sogar rückläufig, ebenso wie die Daten der ehemaligen Industriezentren Detroit, Pittsburgh und Cincinnati.

Letztere, so der Demograph Robert Lang von der Virginia Tech Universität in Alexandria, seien wohlgemerkt schon seit Jahrzehnten strukturbedingt auf dem absteigenden Ast. Die noch vor recht kurzer Zeit boomenden Zentren in Neu-England oder Kalifornien hingegen litten unter den überhöhten Preisen. Ein Blick auf die Preisstruktur im Immobilienland USA bestätigt das: Während ein durchschnittlicher Neubau in Gilbert, Arizona, rund 220 000 Dollar kostet, blättert der Bauherr in Boston schon 387 000 Dollar und in San Francisco gar 641 000 Dollar hin.

„Die Leute wollen mehr Haus für ihr Geld“, fasst der Statistiker William Frey vom Brookings-Institut in Washington zusammen. Und für Städte wie Gilbert und Miramar heißt das nicht nur, dass die Häuser größer und preisgünstiger gebaut werden, sondern dass auch die Rahmenbedingungen verbessert werden. Die Wachstumszentren – die Städte in der genannten Top Ten kommen auf Zuwachsraten zwischen 5 und 12 Prozent – verbessern laufend ihre Infrastruktur. Miramar, beispielsweise, hat gerade sein neues Verwaltungshaus bezogen, man arbeitet an einem Kulturzentrum mit großem Auditorium und neuen Geschäftspassagen.

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Patrioten an Grill und Börse

Mit grünen Pfeilen beginnt die Wall Street das zweite Halbjahr, doch kann es auch gut sein, dass die gute Laune auf dem Parkett gar nicht von den rosigen Aussichten her rührt. Im Gegenteil: Nach einer schwachen ersten Halbzeit freut sich die Wall Street auf ein langes Wochenende um den Unabhängigkeitstag am 4. Juli.

Für die patriotischen Amerikaner ist der 4. Juli einer der höchsten Feiertage überhaupt, gemessen an den Familienaktivitäten ist eigentlich nur Thanksgiving Ende November noch wichtiger – das liegt an den religiösen Wurzeln des Landes. Wie Thanksgiving ist auch der 4. Juli ein Tag, den die Amerikaner gerne mit Familie und Freunden verbringen, und das hat durchaus wirtschaftliche Folgen.

Der AAA, das amerikanische Pendant zum ADAC, erwartet, dass an diesem Wochenende mehr als 40 Millionen Amerikaner mehr als 80 Kilometer zurücklegen werden. Zu größeren Strecken ist an diesem verkehrsreichsten Wochenende in der Geschichte der USA auch nicht zu raten – die Autobahnen werden hoffnungslos verstopft sein, an den Flughäfen ist mit langen Schlangen und Verspätungen zu rechnen.

Das drückt die Feierlaune nicht, sehr zur Freude der Industrie: Während vor allem Feuerwerks-Hersteller am 4. Juli ihren wichtigsten Tag haben – an Silvester wird in den USA nicht geknallt – sieht auch manch andere Branche die Umsätze steigen. Die Textilhersteller beispielsweise drucken im Sommer besonders patriotische Mode. Hemden und Hosen mit Flaggenaufdruck finden reißenden Absatz. Der Einzelhandelsverband NRF sagt, das 51,8 Prozent der Amerikaner bereits rot-weiß-blaue Klamotten im Schrank haben, bis zu 24,2 Millionen Amerikaner dürften zudem in den letzten Tagen nachgekauft haben.

Der Einzelhandel gehört somit, wie bei jedem großen Festtag, zu den Hauptgewinnern. Und über satte Umsätze freuen sich auch Lebensmittelhersteller wie Kroger und ConAgra, deren Hot Dogs, Steaks und Burger am Wochenende auf hunderttausenden von Grillrosten brutzeln werden.

Für Aktionäre dürfte es dennoch nicht leicht sein, speziell am 4. Juli mitzuverdienen. Die großen Unternehmen, die von der Kauflust der Patrioten profitieren, reflektieren noch so viele andere Marktereignisse, dass der Unabhängigkeitstag wieder in den Hintergrund der Bilanz gedrängt wird.

Wer trotzdem etwas für die Volksseele tun will, der kann sich bei Brent Wilsey schlau machen. Der Finanzmanager von Wildey Asset Management hat ein „Patriotic Portfolio“ aufgestellt, das indes eher Vaterlandsliebe als Investorenverstand reflektiert. Denn recht einfach sind Wilsey Kriterien: Im Portfolio finden sich zum einen amerikanische Legenden wie Walt Disney und Wal-Mart, die beide seit Jahren mehr Probleme als Chancen haben und dem Markt schon lange hinterherlaufen.

Zum anderen nennt Wilsey Unternehmen, in denen das Wort „American“ vorkommt. Doch gilt wirklichen Experten die American International Group trotz eines günstigen Einstiegspreises und starker Quartalszahlen nicht gerade als bombensichere Anlage. Immerhin muss der Dow-notierte Versicherer einen Milliardenbetrug verarbeiten, zudem sind die Fundamentaldaten des Konzerns schwer zu durchschauen.

Bleibt American Eagles Outfitters, ein an der Nasdaq notierter Teenie-Ausstatter. Dessen Aktie wiederum gilt schon lange als heißer Tip – zu lange aber, als dass ein Einstieg aus purem Patriotismus zum jetzigen Zeitpunkt noch ratsam wäre. Allein im letzten Jahr hat sich das Papier auf 30 Dollar verdoppelt. Ob der Verkauf von Klamotten mit Flaggen-Aufdruck das notwendige Wachstum bringt, um diesen Trend zu halten, ist fraglich.

So sollte man den 4. Juli vielleicht einfach nehmen als was er ist: Ein Feiertag, ein Grilltag im Hochsommer. Die Börse bleibt geschlossen, diese Kolumne auch. Am Dienstag, 5. Juli, geht das Geschäft weiter.

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Die Börse braucht ein wenig Magie

In einem Markt, in dem eigentlich nur noch der steigende und fallende Ölpreis die Kurse beeinflusst und in dem kein Index mehr aus seiner Handelsspanne herausfindet, täte gelangweilten Beobachtern ein Schuss Abwechslung gut. Der Markt braucht Magie, ein wenig Zauber… und Hilfe naht: Nächste Woche erscheint Harry Potter.

Der Zauberlehrling ist immer gut für ein paar spannende Zahlen. Zwar wird auch Harry Potter höchstpersönlich nicht die ganze Börse verzaubern können, doch wird er zumindest neben Millionen von Lesern ebenso viele Anleger und Analysten entzücken. Denn der Knabe von der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei ist bekanntlich längst ein Wirtschaftsfaktor, eine ganze Schar von Unternehmen lebt von den Abenteuern aus der Feder von J.K. Rowling.

Da wäre zum einen Scholastic, der an der Nasdaq notierte Herausgeber der Potter-Bücher. Bei dem laufen seit Monaten nicht nur die Vorbereitungen für Druck und Marketing. Vielmehr ist man in jüngster Zeit vor allem um die Sicherheit der Bücher bei der Auslieferung bemüht. Denn keiner der mit Spannung erwarteten 670-Seiten-Schinken darf vor dem Veröffentlichungstermin am 16. Juli in die falschen Hände geraten. Und bei 10,8 Millionen Exemplaren, die in der ersten Auflage verschickt werden – das ist wieder ein Weltrekord für den Zauberlehrling! – ist das kein leichtes Unterfangen.

Am einfachsten dürfte die Sicherstellung eines geregelten Vertriebs noch beim Internet-Händler Amazon ablaufen. Der verzeichnet jetzt schon mehr als eine Million vorbestellter Exemplare, was das Buch erneut vor Erscheinungstermin auf die Nummer Eins der Amazon-Bestseller-Liste setzt. Bei Amazon lagern die bereits gelieferten Potter-Bücher in einer Lagerhalle fernab von aller anderen Ware. Nur wenige Angestellte mit Extra-Pass haben Zutritt, dabeihaben dürfen sie nichts, wenn sie die Sicherheitsposten passieren.

Schwieriger gestaltet sich die Geheimhaltung bei den Buchhändlern im ganzen Land, bei denen ebenfalls schon die ersten Boxen eingetroffen sind. Sie lagern zur Zeit in den Büros der jeweilen Laden-Manger, wo sie ebenfalls bewacht werden. Für die Unternehmen ist das ein gehöriger Aufwand – der sich aber lohnt. Immerhin: Bei Barnes & Noble, dem größten der Old-Economy-Buchläden, rechnet man damit, allein am Erscheinungstag gut 50 000 Bücher pro Stunde absetzen zu können. „Auf solche Umsätze kommen 99 Prozent der Bücher auch über mehrere Jahre nicht“, meint CEO Steve Riggio.

Wo der Umsatz – und die damit verbundenen Unternehmensgewinne – so hoch sind, nehmen es die Mitarbeiter genau mit ihren Auflagen. Bis jetzt ist noch keine Kopie von „Harry Potter and the Half-Blod Prince“ an die Öffentlichkeit gelangt. Das berichtet der Internetdienst The-Leaky-Cauldron.org, der sich spezifisch mit Sicherheitslücken im Potter-Vertrieb auseinandersetzt.

Apropos Vertrieb: Nicht nur die Buchhändler selbst freuen sich auf den neuen Band von J.K. Rowling, auch für deren Versandpartner – allen voran den US-Paketdienst UPS – bringt der Zauberlehrling Geld mit. Allein die mehr als eine Million vorbestellten Bücher sollen am Erscheinungstag abgeliefert werden, und auch Laufe der nächsten Monate dürften die Bestellungen nicht abreißen.

Entsprechend vorsichtig dürften Analysten ines sein, wenn die Speditionsfirmen demnächst wieder ihre monatlichen Liefer-Volumina ausgeben. Ein plötzlicher Anstieg muss noch nicht zwingend auf einen breiten konjunkturellen Aufwärtstrend deuten. Vielmehr gilt es allein die 600 Lastwagen herauszurechnen, die Potter palettenweise an den Großhandel geliefert haben. Und hunderte von Lieferwagen, die Buchläden im ganzen Land ansteuerten.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
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Alt 06-07-2005, 20:39   #253
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London 2012“ spart New York eine Menge Geld

Jubel in London, Trauer und Enttäuschung in Paris… allein in New York lässt sich die Stimmung nach der erfolglosen Olympia-Bewerbung nicht auf einen Punkt bringen. Der Grund: Die Stadt war von vorneherein gespalten. Während die einen für „NYC 2012“ kämpften, scheuten die anderen Stress und Kosten für die Metropole am Hudson.

Sicher ist es für jede Stadt eine Ehre, die Olympischen Spiele zu veranstalten und die Welt zu sich einladen zu dürfen. Allein, vor allem letzterer Punkt ist für New York wenig spannend. Immerhin sieht sich die Metropole – laut eigenem Werbeslogan – ohnehin als „zweite Heimat für die Welt“. Und genau das ist auch der Punkt, der die Olypiade von vorneherein uninteressant machte für alle die, denen es weniger um persönliche Profilierung und gute Geschäfte für ein paar auserwählte Unternehmen ging als um das Allgemeinwohl.

Letzteres hängt nämlich an einer ganz einfachen Rechnung: Was kosten die Spiele? Was bringen die Spiele? Die Differenz aus diesen beiden Faktoren ergibt den Gewinn oder Verlust – und für New York war die Rechnung immer umstritten.

So ergeben sich die Kosten für die Olympiade aus dem Bau-Aufwand für neue Stadien und andere Sportstätten, dem Bau und der Ausstattung eines olympischen Dorfes für die Athleten sowie dem gigantischen Sicherheits-, Personal- und Marketing-Aufwand. Der Nutzen für den Veranstalter ergibt sich zum Teil aus Sponsorengeldern, zum Teil aus Eintrittsgebühren, vor allem aber aus dem Umsatz, den Millionen von Olympia-Touristen in die Stadt bringen, die sich schließlich nicht nur bei den Spielen, sondern auch in Hotels und Gaststätten aufhalten, die Flughafengebühren und Mietwagen bezahlen und den Einzelhandel vor Ort stärken.

New York allerdings, so die Olympia-Kritiker, hat einen ausreichend starken Touristenstrom. In der Hauptreisezeit im Sommer – und in diese Zeit fallen die Spiele 2012 – sind die Hotels weitgehend ausgebucht, für Restaurants und Broadway-Shows gibt es Wartelisten. Dazu ist die Infrastrukur auch ohne Olympiade völlig überlastet. Auf einen nenneswerten Olympiabonus hatten die Möchtegern-Veranstalter nie wirklich hoffen dürfen. Die „12 Milliarden Dollar und 135 000 neue Jobs“, die das Kommittee um den New Yorker Vize-Bürgermeister Doctoroff auf seiner Website verspricht, werden von vielen Experten angezweifelt.

In anderen Städten ist die Lage anders: Zwar musste Athen für die Spiele in 2004 satte 12 Milliarden Dollar investieren und damit etwa 5 Prozent des gesamten griechischen Bruttoinlandsproduktes. Doch steckt davon so viel in einer deutlich verbesserten Infrastruktur, dass Experten der antiken Hauptstadt einen Sprung um mindestens zwanzig Jahre in die Zukunft attestiert haben.

New York bietet solches Potenzial nicht, dafür wäre man auf den hohen Kosten sitzen geblieben. Bis zu 2 Milliarden Dollar hatte die Stadt New York zuletzt für ein höchst umstrittenes neues Stadion an der Westseite Manhattans bereitgelegt, das eine Mehrheit der New Yorker dort nie wollte. Der Sicherheitsaufwand, der in den letzten Jahren ohnehin gestiegen ist, wäre ausgerechnet in der 9/11-geprüften Metropole kaum zu tragen gewesen. Zum Vergleich: Während die Sicherheitsmaßnahmen bei den Spielen 1996 in Atlanta noch 150 Millionen Dollar gekostet hatten, bilanzierte man für Athen 2004 bereits 1,5 Milliarden Dollar. Die Kosten für New York 2012 wären um ein Vielfaches höher ausgefallen.

Dazu kommen die Folgekosten für die Veranstalter. Die Olympiastadt Sidney zahlt seit den 2000er-Spielen jährlich 32 Millionen Dollar für die Instandhaltung der damals gebauten Anlagen, die seither allerdings wenig genutzt werden. Der Mountainbike-Park wurde mittlerweile mangels Interesse geschlossen, das Reitstadion verheizt jährliche Subventionen von etwa 1 Million Dollar. Der Sidney Superdome, der seinerzeit für die Basketball- und Turn-Entscheidungen gebaut worden war, hat unlängst Konkurs angemeldet.

Solche Schicksale bleiben den New Yorkern nun erspart – zunächst einmal, und wahrscheinlich auch für sehr lange Zeit. Denn von einer Bewerbung für die Spiele in 2016 will Bürgermeister Bloomberg zunächst nichts wissen. Der Nationale Olympische Kommittee der USA wird sich unterdessen überlegen, ob man nicht beim nächsten Mal statt der größten, dichtest besiedelten und von Touristen meist heimgesuchten Stadt eine andere Metropole antreten lässt. Für zig Städte zwischen Boston und Denver, Sacramento und Chicago würden sich die Spiele bei ähnlich hohen Kosten unter Umständen lohnen.

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Alt 06-07-2005, 20:45   #254
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Nahende Berichtssaison birgt Abwärtsrisiken an Wall Street

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Alt 06-07-2005, 20:48   #255
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Institutionelle Anleger treten verstärkt als Verkäufer auf
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