16-02-2005, 21:17
|
#167
|
TBB Family
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 33.345
|
Ein zufriedener Alan Greenspan bewegt den Markt nicht
Die halbe Woche lang wartete die Wall Street mit Spannung auf die Rede von Alan Greenspan vor dem Kongress. Jetzt hat der Notenbanker gesprochen, und die Kurse reagieren nicht. Im Gegenteil: Nachrichten aus dem Iran sind es, die Anlegern am Mittwoch Sorgen machen, zumal Greenspan – wieder einmal – nichts Neues zu sagen wusste.
Es ist so eine Sache mit dem Chef der Notenbank. Manches finanz-orientierte Medienorgan hypt die Bedeutung des Rechenschaftsberichts mit allen Mühen. Es sei das erste Mal seit vier Monaten, dass sich Greenspan zur Konjunktur äußere. Doch das stimmt nur halb. Erst vor zwei Wochen hat die Fed schließlich die Zinsen um einen weiteren Viertelpunkt angenommen und die Entscheidung mit einem kleinen Konjunktur-Überblick begründet. Geschrieben wurde das zugehörige Statement vom Offenmarktausschuss unter dem Vorsitz von… eben: Alan Greenspan.
Zwar tagt Alan Greenspans Offenmarktausschuss geheim, doch erzählen Insider, dass der oberste Währungshüter durchaus der wichtigste und über lange Strecken einzige Sprecher im Kommittee ist. Es ist also durchaus davon auszugehen, dass die Einschätzung des Offenmarktausschusses zum allergrößten Teil direkt aus dem Munde von Alan Greenspan kam.
Entsprechend blieb der Rechenschaftsbericht vor dem Kongress am Mittwochmorgen ohne Überraschungen. Unterm Strich laufe die Konjunktur bestens, so der Wirtschaftsweise. Man habe das neue Jahr mit Wirtschaftwachstum begonnen, während die Inflation und die Inflationsrisiken gut unter Kontrolle seien.
Ein wenig Sorgen scheint man sich über die Produktivität zu machen, deren sinkende Tendenz aber auch nicht neu ist. Eine geringere Produktivität schlage sich künftig auf die Arbeitskosten nieder, so Greenspan – auch das wird an der Wall Street seit mehreren Wochen diskutiert.
Überraschungen gab es leider auch da nicht, wo kritische Beobachter gerne welche gesehen hätten. Verschiedene konjunkturelle Indikatoren deuteten darauf hin, dass Amerika mehr und mehr investiere, so Greenspan. Das scheint sich indes in Corporate America nicht herumgesprochen zu haben, wo vor allem der Arbeitsmarkt zwar leicht anzieht, aber nicht die Art Erholung zeigt, die Greenspan, Bush und Konsorten seit geraumer Zeit beschwören.
Auch über die geringen Sparraten und die immer höhere Privatverschuldung der Amerikaner scheint sich Greenspan wenig Sorgen zu machen. Der Immobilien-Boom habe dem Volk mehr Geld in die Taschen gesteckt, und man sehe entsprechend höhere Verbraucherausgaben, so der Fed-Chef. Das könnte man indes auch aus einem anderen Winkel beleuchten. Die Amerikaner beleihen ihre Häuser dank niedriger Zinsen immer stärker und geben das Geld aus. Von der Eigentümergesellschaft in zahlreichen Bush-Reden ist das Land damit weit entfernt – der Konsum wird auf Kosten früherer Ersparnisse finanziert.
Es ist indes nicht ungewöhnlich für Greenspan, seine Meinung der politischen Linie anzupassen. So unterstützte er am Mittwoch erneut die Sozialversicherungsreformen des Präsidenten, obwohl diese zumindest kurzfristig ein weiteres Billionen-Loch in den Haushalt reißen würde und das Problem sinkender Einlagen für immer mehr Rentner gar nicht lösen kann.
Greenspan wird seinen Rechenschaftsbericht am Donnerstag wiederholen. Nach dem Senat spricht er dann vor dem Repräsentantenhaus, der zweiten Kammer des Kongress in Washington. Das Zeremoniell wird das selbe sein: In einer Fragestunde werden demokratische Abgeordnete den Fed-Chef grillen, Republikaner werden sanftere Nachfragen anstellen. Und am Ende werden sich alle beim Chairman bedanken, der für die nächsten drei Monate seine Pflicht getan hat…wären da nicht weitere Fed-Sitzungen, in denen die Zinsen weiter „in schrittweisem Tempo“ angehoben werden dürften. Davon ist auszugehen, da sich Greenspan am Mittwoch zu dem Thema gar nicht äußerte. Die Wall Street nimmt das als gutes Zeichen.
Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
|
|
|
17-02-2005, 21:46
|
#169
|
TBB Family
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 33.345
|
Im Konsumland Amerika hat man das Sparen verlernt
Alan Greenspan kann sich noch so sehr bemühen, den Kongress von der steigenden Produktivität und der geringen Inflation in den USA zu überzeugen. Die Fragen an den Fed-Chef drehen sich doch nur um ein Thema: Die Sozialversicherungs- und Rentenreform, die Präsident Bush anstrebt. Die wird nämlich teuer – doch notwendig ist sie nicht.
Das Grundproblem der amerikanischen Rentenversicherung, hierzulande „Social Security“ genannt, ist schnell erklärt: Ähnlich dem Generationenvertrag in Deutschland zahlen auch in den USA jeweils die Arbeiter und Angestellten für die Rentner, das heißt die jüngere Generation für die ältere. Das Konzept hieß seinerzeit „The New Deal“ und gehört zu den größten Erfolgen von Präsident Franklin D. Roosevelt.
Ebenfalls ähnlich wie in Deutschland haben demographische Verschiebungen das einst ideale Abkommen gefährdet. Immer weniger junge Leute müssen für immer mehr Rentner sorgen. Wenn sich die „Baby Boomer“ in wenigen Jahren aus dem Arbeitsmarkt verabschieden, findet sich die Rentenversicherung endgültig auf einem abschüssigen Weg.
Überraschend nun ist das Konzept, mit dem George W. Bush das alte Roosevelt-Modell revolutionieren will. Er will Arbeitern und Angestellten erlauben, einen Teil ihrer Abgaben auf eigenen Konten zu lassen und für den eigenen Lebensabend zu investieren. Gegen diese Privatisierung sträuben sich Gegner in allen Parteien, da selbst die Republikaner nicht einstimmig hinter dem Präsidenten stehen. Das hat mehrere Gründe:
Während die Umschichtung von Geldern in private Konten nämlich den Banken und der Wall Street durchaus nützlich sein und neue Umsätze bescheren könnte, löst es keineswegs das Problem eines rückläufigen Kontostandes der staatlichen Rentenversicherung. Im Gegenteil: Über die nächsten Jahre müsste der ohnehin im Defizit versinkende Staat mehrere Billionen Dollar leihen, um die fehlenden Einzahlungen der Arbeiter und Angestellten auszugleichen.
Die Regierung Bush geht mit alten Mitteln über diese Problematik hinweg, denn sie hat sich die Reform nun einmal in den Kopf gesetzt. Die angespannte Situation um „Social Security“ wird kurzerhand zur Krise erklärt, obwohl sie das nun wirklich nicht ist. Unabhängige Experten haben längst berechnet und bewiesen, dass der aktuelle Topf noch bis weit in die Vierzigerjahre unseres Jahrhunderts reicht, und dass auch darüber hinaus noch 70 Prozent der Leistungen weiter bezahlt werden können.
Wenngleich es also stimmt, dass langfristig umgedacht werden muss, ist Eile doch nicht von Nöten.
Zumal es andere Möglichkeiten gibt, wie die Amerikaner ihre Ängste vor einem Lebensabend in Armut beseitigen könnten. Allen voran steht: Sparen!
Da mögen Bush und Konsorten lange von der „ownership society“ sprechen, einer Gesellschaft also, in der es mehr Eigentümer gebe denn je in der amerikanischen Geschichte. Die historische Aussage stimmt nämlich nicht. Zwar haben die niedrigen Zinsen dazu geführt, dass mehr Amerikaner denn je Häuser kaufen konnten und folglich nicht mehr zur Miete wohnen müssen. Doch haben Mister und Misses America an ihren Häusern weniger Geld anbezahlt denn je zuvor – viele nur fünf Prozent.
Andere Hauseigentümer, deren Hypotheken ganz oder weitgehend abbezahlt waren, haben sich durch die niedrigen Zinsen verleiten lassen, neue Hypotheken-Kredite aufzunehmen. Sie haben in den letzten drei Jahren ihre Häuser beliehen, um – das zeigt ein Blick auf die Verbraucherasugaben – vor allem größere Fernseher, Computer und andere Konsumgüter zu kaufen.
Es ist nicht neu, dass die stetig steigenden Verbraucherausgaben über die wahre Gesundung der US-Konjunktur hinweggetäuscht haben. Genausowenig ist nicht neu, dass der Arbeitsmarkt deutlich schwächer ist als ein rascher Blick auf die Statistik erkennen lässt. Beides aber ist hoch gefährlich, und das wird durch zwei Zahlen deutlich: Hatte die Sparrate der US-Bürger vor zwanzig Jahren noch zwölf Prozent betragen, so liegt sie heute fast bei Null.
Wer sich in Amerika Sorgen um seine Rente macht, der muss sich folglich gar nicht zuerst an die Regierung wenden. Wer heute wieder zwölf Prozent seines Einkommens sparen und in einem defensiven Fond investieren könnte, der würde es in einem durchschnittlichen Arbeiter- und Angestellten-Leben auf durchschnittlich mehr als eine Million Dollar bringen. Und damit dürfte sich der Lebensabend wohl sorgenfrei genießen lassen.
© Wall Street Correspondents Inc.
|
|
|
22-02-2005, 21:03
|
#170
|
TBB Family
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 33.345
|
Dollar-Politik: Leitet Südkorea einen Trend ein?
Der amerikanische Präsident George W. Bush ist dieser Tage in Europa unterwegs, um zu Beginn seiner zweiten Amtszeit die Wogen zu glätten. Ganz ohne Partner geht es halt nicht, und so bemühen sich die Konterparts auf beiden Seiten des Atlantiks um gute Stimmung.
Ein erbitterter transatlantischer Streit entflammt derweil auf dem Währungsmarkt.
Während nämlich Bush und seine europäischen Amtskollegen mehr oder weniger friedlich zu Tisch sitzen, zeichnen sich an den internationalen Börsen neue Verwerfungen ab. Der Dollar ist zum verspäteten Wochenbeginn in New York tief gefallen, da manche Zentralbank außerhalb der Staaten immer weniger Interesse am Greenback zeigt.
Südkorea will einen Teil seiner Dollar-Reserven veräußern. Diese Nachricht schockte die Wall Street am Dienstagmorgen, denn Südkorea – im täglichen Geschäft nicht immer beachtet – hält mit 200 Milliarden Dollar immerhin die viertgrößten Vorräte in der US-Währung. Dass zumindest ein Teil davon in andere Anlagen diversifiziert werden könnte, macht den Amerikanern Sorgen, zumal Analysten bereits vor einem Trend warnen.
Dabei kommt ein solcher Trend alles andere als überraschend: Immerhin halten die internationalen Zentralbanken etwa zwei Drittel ihrer Mittel in Dollar. Der Euro als zweitstärkste Währung macht weltweit nur zwanzig Prozent der Anlagen aus, und der japanische Yen und das britische Pfund sind mit fünf beziehungsweise vier Prozent weit abgeschlagen. Weitere sieben Prozent verteilen sich auf die übrigen Währungen.
Angesichts der immer höheren Staatsverschuldung in Amerika ist durchaus vorstellbar, dass Notenbanker außerhalb der USA den hohen Dollar-Anteil im Portfolio nicht für gerechtfertigt halten.
„Die Stabilität des Dollar wird immer mehr in Frage gestellt“, meint JP Morgan am Dienstag und beruft sich auf internationale Umfragen. Und auch der unabhängige Währungsexperte Sean Callow spricht von einer immer höheren Bewertung vor allem für die europäische Einheitswährung.
Sie alle bestätigen einen Wall-Street-Giganten, der es schon immer gewusst hat: George Soros, schon seit Jahren bärisch für den Dollar, sprach sich erst am Wochenende ebenfalls wieder einmal für den Euro aus und rechnet damit, dass die EU-Zone gegenüber dem Dollar aufgewertet wird.
© Wall Street Correspondents Inc.
|
|
|
23-02-2005, 21:14
|
#171
|
TBB Family
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 33.345
|
Lunch-Geschäfte in New York
Wenn an der Wall Street der kleine Hunger kommt, muss es meist sehr schnell gehen. Auf dem Parkett ist Zeit bares Geld, und so hauen sich die meisten Trader zu Mittag nur schnell ein Stück Pizza oder ein Sandwich zwischen die Kiemen. Die lokalen Delis wissen um die Hektik ihrer Kundschaft und schicken Lieferanten deshalb gleich bis an den Hintereingang der Börse.
Dem Gourmet mag es ein Graus sein, was sich alltäglich im Finanzviertel New Yorks abspielt. Da wird auf der Straße aus der Hand gegessen und nur manchmal mit Plastikbesteck, mal stehend zwischen den Türen oder – bei wärmerem Wetter – auf dem stählernen Durchfahrtsperren, die die Polizei nach dem 11. September 2001 aufgestellt hat. Von einer Ess-Kultur ist weit und breit nichts zu sehen.
Doch machen die Trader auf dem Parkett nur einen Teil der New Yorker Lunch-Kommune aus. Den anderen Teil bilden die Chefs, die ein Mittagessen weniger zur Befriedigung eines Hungergefühls als zum Abschluss von Geschäften nutzen. Seit einigen Monaten wird diese Gruppe wieder größer, wie die New Yorker Restaurants dieser Tage erfreut berichtet haben.
Mauro Maccioni, einer der Besitzer des New Yorker Nobel-Restaurants „Le Cirque“, denkt nur ungern an die letzten drei Jahre zurück. Die schwache Konjunktur und die Kostensenkungen bei vielen Unternehmen hatten nach Einbruch der Rezession dazu geführt, dass sich immer weniger Top-Manager bei ihm blicken ließen. Meistens habe man zur Mittagszeit gerade einmal vier oder fünf Flaschen Wein verkaufen können.
„Gestern waren es zwanzig“, freut sich Maccioni nun. Unterm Strich seien die Lunch-Umsätze um 20 Prozent gestiegen. Ein Wachstum von bis zu 35 Prozent für das laufende Jahr hält er durchaus für möglich.
Maccionis Zahlen sind durchaus branchentypisch: 53 Prozent der New Yorker Gastronomen hat im letzten Jahr steigende Umsätze und Gewinne verbucht, darunter sind die Schuppen sämtlicher Edelköche von Jean-Georges Vongerichten bis zu Eric Ripert.
Der Trend dürfte anhalten, denn die Restaurants bekommen aller Wahscheinlichkeit nach auch noch Unterstützung aus Washington. Im Rahmen der Steuerreform, über die der Kongress dieser Tage brütet, soll der steuerfreie Anteil am Geschäftsessen von 50 auf 80 Prozent steigen.
Für amerikanische Unternehmen ist das ein schöner Batzen Geld, und vor allem kleine und mittelständische Betriebe könnten wieder mehr Entscheidungen aus dem ungemütlichen Konferenzraum in ein schönes Lokal verlegen. Lee Culpepper, Vizepräsident des Branchenverbandes der Restaurants, rechnet mit drastischen Auswirkungen: Für die Branche könne 2005 zum stärksten Jahr des noch jungen Jahrtausends werden, bereits 2004 habe ja die Erwartungen übertroffen. Am Arbeitsmarkt dürfte das für bis zu 200 000 neue Stellen sorgen.
© Wall Street Correspondents Inc.
|
|
|
24-02-2005, 21:16
|
#172
|
TBB Family
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 33.345
|
Dell ist das „meist bewunderte Unternehmen Amerikas“
Beim Computerhersteller Dell gibt es in diesem Jahr einiges zu feiern: Die Firma wird 21 Jahre alt und damit erwachsen, Gründer Michael Dell wird 40 und das Wirtschaftsmagazin „Fortune“ hat Dell Computers soeben mit einer besonderen Ehre ausgezeichnet: Dell gilt als „das meist bewunderte Unternehmen Amerikas“.
Dieser Titel dürfte Dell durchaus einiges bedeuten, immerhin wird die Liste nicht von irgendwelchen Leuten zusammengestellt. Nicht etwa Verbraucher oder Analysten stimmen jedes Jahr darüber ab, wer das meist bewunderte Unternehmen ist, sondern die Chefs in Corporate America. Und die bewundern eine ganze Reihe von Entwicklungen, die Michael Dell, sein heutiger CEO Kevin Rollins und das Unternehmen durchlaufen haben.
Schon dass sich die übrigen CEOs so bewundernd hinter Dell stellen, illustriert die einzigartige Geschichte des Computerbauers. Man erinnere sich nur an die Biographie des Firmengründers. Der hat seinerzeit sein Studium an der Universität von Texas frühzeitig abgebrochen, um Dell zu gründen. Die Kaderschmieden von Corporate America, also die Wharton oder Harvard Business Schools, hatte er nie von innen gesehen. Auch das berühmte Trainingscenter von General Electric nicht, wo zahlreiche Chefs der heutigen Industrieriesen ihr Handwerk unter den Fittichen von Jack Welch gelernt haben.
Michael Dell gilt als Autodidakt, der es acht Jahre nach Gründung seiner Computer-Bastelgruppe in die Fortune-500 schaffte, die Liste der 500 größten Unternehmen Amerikas. In dem erlauchten Kreis fand er sich mit 27 Jahren als jüngster CEO aller Zeiten.
Doch dreht dich die Bewunderung Corporate Americas für Dell nicht nur um die legendären Anfänge der Firma. Im Gegenteil: Ein Blick auf die gegenwärtige Situation verdeutlicht, dass Dell alles richtig gemacht hat, was im nicht immer stabilen PC-Sektor richtig zu machen war. So dominiert das Unternehmen den US-Markt mit einem Marktanteil von gut einem Drittel, während der ewige Branchenriese IBM seinen Computer-Arm gerade an Lenovo verkauft und sich aus dem Geschäft zurückgezogen hat.
Auch andere Konkurrenten sind fast in Vergessenheit geraten: Gateway gehört zu den Namen, die fast nur noch Insider kennen; die Aktie handelt zurzeit bei rund vier Dollar und damit etwa 95 Prozent unter dem historischen Hoch. Compaq ist längst an Hewlett-Packard verkauft worden, wo man seither erkannt hat, dass die Fusion einer hochprofitablen Druckersparte mit einem strauchelnden PC-Hersteller nicht aufging. Der Deal mit Compaq was mit Schuld daran, dass HP-Chefin Carly Fiorina vor einigen Wochen den Hut nehmen musste.
Bewundernswert findet Amerika auch, so geht aus dem Begleittext in Fortune hervor, wie sich Dell von Anfang an auf sein Kerngeschäft konzentriert hatte. Man ließ sich nicht beirren, als Unternehmen wie IBM Milliarden für die Entwicklung eigener Betriebssysteme und Programme riskierten. Im Gegenteil: Dell hatte als Wintel-Entwickler seine Nische gefunden, stur fertigte das Unternehmen Computer mit Windows-Software von Microsoft und mit Intel-Chips – dieser Vertrag wurde erst am Mittwoch dieser Woche wieder verlängert.
Die solide Taktik hat sich ausgezahlt. Dell ist heute Marktführer in PCs in den meisten großen Absatzmärkten. Weltweit kommt jeder sechste Computer mit der blauen Wortmarke mit den schräg gestellten „E“. Und dabei sind Dell und Rollins bescheiden geblieben. In einem Interview mit Fortune sieht Rollins das meist bewunderte Unternehmen noch immer als Underdog.
Man habe schließlich in den letzten drei Jahren auch in neue Bereiche investiert und baue jetzt Server und Speichersysteme, Drucker und Bildschirme und biete IT-Dienstleistungen an. „Und in all diesen Bereichen sind wir nicht Marktführer“, meint der CEO so bescheiden. Und drückt damit unmissverständlich den festen Willen aus, dies bald zu ändern. Und vielleicht ist auch deshalb Dell die Nummer 1 der diesjährigen Liste.
Anhang: Die bisherige Nummer 1 der Fortune-Liste, Wal-Mart, findet sich in diesem Jahr nur noch auf Platz 4. Vor dem weltgrößten Einzelhändler stehen General Electric und Starbucks. Auf den weiteren Rängen in der Top Ten finden sich Southwest Airline und FedEx, Warren Buffetts Investment-Holding Berkshire Hathaway und Microsoft sowie die Konsumriesen Johnson & Johnson und Procter & Gamble.
Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
|
|
|
01-03-2005, 10:49
|
#175
|
TBB Family
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 33.345
|
Zu viele Sorgen belasten die amerikanischen Anleger
Auch an einem Montag, der mit Schwäche in den großen Indizes beginnt, muss man die amerikanischen Börsen doch loben. Wer hätte schließlich gedacht, dass sich die Blue Chips in der vergangenen Woche so deutlich hätten erholen können? Zumal nach wie vor Ängste und Unsicherheiten die großzügige Anlage in Aktien erschweren.
Da mag das Investorenvertrauen laut einer neuen Umfrage vom Gallup-Institut lange gestiegen sein – anhalten dürfte dieser Trend nicht, der als psychologisches Fundament jeder Rallye nötig ist. Im Gegenteil: In einer detaillierten Nachfrage geben Anleger den Meinungsforschern zahlreiche Punkte an, über die man sich Sorgen macht. Und kein einziger dürfte sich auf absehbare Zeit in Wohlgefallen auflösen.
Im Gegenteil: Was Anlegern offensichtlich Sorgen macht, dürfte ihnen noch lange Kopfzerbrechen bereiten und irgendwann auch die Indizes wieder in den Keller knüppeln. Zunächst wären da nämlich geopolitische Sorgen. Der Irak und der Kampf gegen den Terrorismus stehen nach wie vor auf den vorderen Plätzen, wenn amerikanische Investoren künftige Risiken benennen. Und nach weiteren Selbstmordanschlägen zum Wochenbeginn mit mehr als einhundert Toten im Irak und der Ungewissheit über Iran, Libyen und Nordkorea sieht es auch nach den überraschend ruhig verlaufenen Wahlen im Irak nicht nach einer baldigen Entspannung aus.
Und was den Kampf gegen den Terror betrifft: Dass in Afghanistan zurzeit mehr Terror-Camps denn je arbeiten und militante Extremisten den Hass auf Amerika verbreiten, ist längst kein Geheimnis mehr.
Mit der Krise in Nahost hängt die nächste große Sorge der Anleger zusammen: der Ölpreis. Während das schwarze Gold am Montag nahr der 52-Dollar-Marke handelt, sagen 87 Prozent der Befragten, dass die hohen Energiepreise ihren Investments schaden. Mehr als die Hälfte der Befragten halten die negativen Auswirkungen des teuren Öls auf die Börse für signifikant.
Doch tragen nicht nur „die Anderen“ Schuld am schlechten Investitionsklima in den USA. Zu den meist genannten Sorgen der Anleger gehört die anhaltende Dollar-Schwäche. Fast zwei Drittel der Befragten halten den fallenden Greenback für ein Risiko, das schlechte Auswirkungen auf das eigene Portfolio haben dürfte. Eine Trendwende ist indes nicht in Sicht, wofür nicht zuletzt ein weitere Punkt verantwortlich ist, in dem fast achtzig Prozent der Investoren eine Gefahr sehen. Das hohe Defizit im US-Haushalt beschäftigt die Wall Street mehr, als Washington recht sein kann.
Wenige Tage vor dem großen Arbeitsmarktbericht am Freitag rückt auch dieses innenpolitische Thema wieder ins Blickfeld der Wall Street. Fast achtzig Prozent der Anleger sehen in der anhaltenden Verschiebung von immer mehr Stellen ins Ausland eine Gefahr für die eigene Konjunktur und Börse.
Und auch andere Faktoren treiben Anlegern den Schweiß auf die Stirn, darunter die Einwanderungspolitik mit zurzeit recht unkontrolliertem Zuwachs über die schlecht gesicherte mexikanische Grenze, aber auch die steigenden Lebenshaltungskosten und das Zinsniveau.
Die Gallup-Liste über die Unsicherheit unter Anlegern ist so lang und schwer, dass es sich bei einem jüngst gemeldeten Ansteig im Anleger-Optimismus nur um einen statistischen Ausrutscher handeln kann. Die wahre Stimmung unter Investoren lässt eine anhaltende Rallye nicht vermuten, und so ist auch nach der beeindruckenden Rallye der letzten Tage und bei einer Dow-Notierung von fast 10 800 Punkten keineswegs sicher, welche Marke der Standardindex als nächstes erreicht: die 11 000 oder die 10 000 Punkte.
Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
|
|
|
02-03-2005, 18:14
|
#176
|
TBB Family
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 33.345
|
|
|
|
03-03-2005, 21:31
|
#177
|
TBB Family
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 33.345
|
Demokratie für Corporate America!
Dank des uneigennützigen Einsatzes von Präsident George W. Bush tragen die Amerikaner bekanntlich die Demokratie in alle Welt. Im eigenen Land hapert es hingegen noch mit dem Mitbestimmungsrecht aller Beteiligten, vor allem in Corporate America. Doch das soll sich dieser Tage ändern.
In den nächsten Wochen stehen bei einigen der größten Unternehmen Amerikas die jährlichen Generalversammlungen an, und Aktionäre – auch die kleinen – kämpfen immer mehr um ein Mitspracherecht. Immerhin gehört ihnen ein Teil des Unternehmens, und nicht immer können Investoren mit den Entscheidungen des Management einfach so zufrieden sein. Vor allem die fürstliche Entlohnung der Vorstände oder schon deren Berufung in das Führungsgremium sorgen für Unmut.
Da greift eine neue Regel, die die amerikanische Börsenaufsicht SEC im letzten Monat verabschiedet hat. Anleger – im fraglichen Fall die Investoren der Citigroup – haben danach ein Anrecht auf freie Vorstandswahlen. Sie dürfen Kandidaten nominieren, die dann im Mehrheitsverfahren gewählt werden.
Was sich eigentlich ganz selbstverständlich anhört, war bislang nicht mehr als ein demokratischer Traum für die Anleger. Bislang nämlich hatte das Unternehmen stets eine ganze Reihe Aufsichtsratsmitglieder nominiert – üblicherweise genau so viele wie Sitze zu besetzen waren –, und diese wurden en gros gewählt. Wer mindestens eine Stimme hatte, dem war damit auch einer der hoch dotierten Sitze im Gremium sicher. Gegenkandidaten gab es üblicherweise nicht.
Nun müssen sich die Citigroup-Führer, und mit ihnen die Amtskollegen von etwa achtzig anderen Unternehmen aus dem S&P-500-Index, warm anziehen. Erstmals seit vielen Jahren dürfen die Investoren eigene Kandidaten ins Rennen schicken, und die können durchaus im Gremium landen. Das dürfte vor allem auf Kosten einiger Top-Manager gehen, die mit Interessenskonflikten in verschiedenen Aufsichtsräten sitzen.
In Unternehmen wie Ford und Toys R Us oder bei der Pepsi Bottling Group werden die heftigsten Diskussionen erwartet, weiter betroffen sind Merrill Lynch, ChevronTexaco und Motorola. In Panik werden die dortigen Aufsichtsräte indes nicht verfallen. Bis alle angestrebten Reformen verabschiedet und genügend Stimmen im Kreis der Aktionäre gesammelt sind, können noch zwei Jahre vergehen.
Wichtigstes Anliegen der Aktionäre nach der Besetzung der Gremium wird die Vergütung der Mitglieder sein. Zahlreiche Anleger fordern ein leistungsbezogenes System bei der Zuteilung von Optionen und Boni. Im vergangenen Jahr landeten jedoch nur fünf entsprechende Anträge auf den Tagesordnungen, die nach 20 Prozent im Vorjahr immerhin 40 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen konnten. Diesmal sollen es mehr Anträge werden, und manch einer könnte eine Mehrheit finden.
Bestes Beispiel für den Strukturwandel ist Lucent. Bei der Versammlung vor zwei Wochen stimmten 48 Prozent der Anteilseigner für eine leistungsbezogene Bezahlung der Chefin Pat Russo. Das war zwar wieder keine Mehrheit, doch hatten sich im Vorjahr nur 20 Prozent der Investoren hinter das revolutionäre Konzept gestellt.
Ebenfalls auf der Tagesordnung mancher Konferenz dürfte der Bereich „Mergers & Acquisitions“ stehen. Denn nicht alle Aktionäre können so zufrieden sein wie beispielsweise die des Einzelhändlers Kmart, die allgemein hinter der Übernahme des Konkurrenten Sears stehen. Bei Qwest Communications fragen sich manche Investoren, wie sinnvoll der Milliarden-Poker um den bereits mit Verizon verlobten Konkurrenten MCI ist.
Dass sich Qwest nach Einspruch der Aktionäre aus den andauernden Verhandlungen mit MCI zurückzieht ist zwar ebenso unwahrscheinlich wie ein Szenario, nachdem sich die CEOs der großen amerikanischen Unternehmen für ihre Kohle plötzlich mächtig ins Zeug legen müssen. Doch könnte mit den kommenden Aktionärsversammlungen zumindest ein Umdenken eingeleitet werden, das über die nächsten Jahre zu mehr Demokratie in Corporate America führen wird.
Ob das im Sinne von George W. Bush ist, bleibt fraglich.
© Wall Street Correspondents Inc.
|
|
|
07-03-2005, 21:28
|
#179
|
TBB Family
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 33.345
|
Die Wall Street rätselt über die Affäre Stonecipher
So menschlich ist die Wall Street: Harry Stonecipher, der 68-jährige CEO von Boeing, hatte eine Affäre mit einer Mitarbeiterin. Das wurde nach einem anonymen Tipp bekannt. Der gemütliche Fernsehabend mit seiner Ehefrau dürfte am Wochenende wohl ins Wasser gefallen sein, und seinen Top-Job ist Stonecipher auch los.
So einfach könnte das Schicksal eines CEO besiegelt sein. Ein moralischer Patzer muss gesühnt werden, und für einen der wichtigsten Firmenlenker in Corporate America ist ein Rücktritt wohl das probate Mittel.
So einfach ist die Sache aber nicht. Die Wall Street hakt nach. Warum genau muss Stonecipher gehen? Sicher, auch US-Präsident Bill Clinton wäre fast – wohlgemerkt: fast – über eine Affäre gestürzt. Doch ging es seinerzeit um eine Beziehung mit einer jungen Praktikantin. Dann wurde über Monate hinweg die Öffentlichkeit belogen. Und nicht zuletzt hatte der demokratische Präsident die Republikaner gegen sich, die mit ihrem Feldzug gegen den Sittenverfall im Weißen Haus die christliche Rechte hinter sich sammeln und letztlich – mit Erfolg – das Weiße Haus erobern wollten.
Stonecipher hingegen soll ein Verhältnis mit einer Frau gehabt haben, der er im Unternehmen nicht direkt vorstand. Die Affäre soll in beiderseitigem Willen geschehen sein. Die Öffentlichkeit dürften die Bettgeschichten einers CEO eigentlich gar nichts angehen, und angeichts seines hohen Alters hätte man Stonecipher sicher auch eine Rücktrittserklärung unter Angabe ganz anderer Gründe nahelegen können: Einen stillen Rückzug aufs Altenteil hätte man dem 68-Jährigen sicher abgenommen.
Außerdem hatte sich Stonecipher um Boeing verdient gemacht. Nicht zuletzt hat die Aktie unter seinem Vorsitz um rund fünfzig Prozent zugelegt. Unter seiner Führung holte der Konzern trotz der immer stärkeren Konkurrenz durch den europäischen Gegner Airbus noch so manchen Großauftrag, und seit einigen Tagen haben sich auch die Beziehungen zum Pentagon entspannt, die für den Rüstungsarm des Unternehmens so wichtig sind.
Apropos Pentagon: Eine Affäre mit dem Verteidigungsministerium in Washington hatte Stoneciphers Vorsitzenden Gary Condit das Amt gekostet, wenngleich es nicht um außereheliches Vergnügen ging. Zwar hatte nicht Condit persönlich aber immerhin sein Finanzvorstand einer hochrangigen Pentagon-Mitarbeiterin einen lukrativen Job im Unternehmen versprochen, wenn diese Boeings Stand als Rüstungslieferant verbessern könnte.
Der Deal gelang zunächst, flog dann aber auf. Und da solcherlei Mauscheleien nun wirklich ein Skandal sind und die Rechnungsprüfer der Regierung das auch bestätigten, wurde Condits Abschied von der Wall Street als absolut notwendig akzeptiert.
Stonecipher sprang danach ein, die Unternehmensmoral wieder aufzupolieren. Dass man an ihn höhere Maßstäbe anlegen würde, war damit klar. Und doch ist nicht nachvollziehbar, was das Management in der Presseerklärung zu Stoneciphers Abschied am Morgen veröffentlicht. Der Vorstand erkenne, dass „die Affäre ein schlechtes Licht auf Harry’s Urteilsvermögen wirft, und dass seine Fähigkeiten, das Unternehmen zu führen, beeinträchtigt sind.“
Angesichts all der Skandale, die die Wall Street in den vergangenen Jahren beobachtet hat – Milliarden-Diebstahl in Tyco’s Chefetage, Lug und Trug bei Worldcom, Bilanzfälschung bei Enron, Insiderhandel bei Martha Stewart, … – ist das schlicht und einfach Quatsch.
So ist es kein Wunder, dass die Aktie von Boeing am Montag verliert. Aktionäre verurteilen damit nicht das Lotterleben eines Seniors, vielmehr fragen Sie: Was sind die wahren Gründe für Stoneciphers Rücktritt? Wird ein wirklicher Skandal erst in den nächsten Tagen bekannt? Oder zeugt der Vorgang doch nur vom schlechten Urteilsvermögen des Vorstandes und ist damit ein Vorbote für anhaltende Schwäche bei dem Dow-Konzern?
Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
|
|
|
08-03-2005, 18:59
|
#180
|
TBB Family
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 33.345
|
Selbstkritik beim Orakel von Omaha
Eine drittel Million Dollar zahlte vor einigen Monaten ein New Yorker Aktienfan, um mit dem „Orakel von Omaha“ lunchen gehen zu dürfen. Im legendären Steakhouse Smith & Wollensky’s saß er dann neben einem Mann, der sich in seinem jüngsten Rundbrief gar nicht anhört wie der „größte Investor aller Zeiten“, als den die Welt ihn bisher gefeiert hat.
Doch Warren Buffett wäre nicht Warren Buffett, wenn er nicht zunächst einmal Zahlen sprechen ließe. So habe er Anlegern seiner Investment-Holding Berkshire Hathaway im abgelaufenen Jahr eine Rendite von 10,5 Prozent beschert. Nicht schlecht, eigentlich, doch hat die Wall-Street-Legende damit zum zweiten Mal in Folge schlechter abgeschnitten als der breite Markt. Der S&P-500-Index ist im letzten Jahr um 10,9 Prozent geklettert.
Buffett kennt den Grund für seine schwache Performance: 43 Milliarden Dollar in bar seien einfach „keine glückliche Position“ im aktuellen Markt. Der 74-Jährige hat sich die Bar-Reserven indes nicht so hoch gewünscht. Von Anfang an sei das Ziel gewesen, mehrere Milliarden-Übernahmen durchzuführen, die das Wachstum der Holding noch weiter diversifiziert und gestärkt hätten. Aber: „Es hat sich nichts ergeben“, meint Buffett entschuldigend, „und zudem habe ich auch nicht viele Erfolg versprechende Aktien gesehen, in die ich hätte investieren wollen.“
Angesichts der jüngsten Kursgewinne am Markt ist das durchaus ein Punkt, den Anleger dem Börsen-Guru vorwerfen könnten. Immerhin notieren Dow und S&P 500 zurzeit auf dem höchsten Stand seit gut vier Jahren. Die großen Indizes haben die Verluste nach Rezession und 9/11 wettgemacht. Und während Anleger in aller Welt vor allem auf die 11 000 Punkte für die Blue Chips schauen, gibt es vor allem im Hightech-Bereich zahlreiche Papiere, die ein interessantes Investment gewesen wären: Google beispielsweise, oder Apple.
Doch mit solcherlei Aktien will Buffett nichts zu tun haben: Der Groß-Investor, in dessen Portfolio Finanzwerte und Coca-Cola, die Restaurantkette Dairy Queen und Aktien verschiedener Häuserbauer liegen, hält sich weiter von Hightech fern. Auf dem Höhepunkt des Hightech-Booms anno 1999 hatte ihn diese Entscheidung schon einmal in Bedrängnis gebracht, doch wendete sich das Blatt. „Erst bei Ebbe sieht man, wer nackig geschwommen ist“, feixte Buffett damals und heute, doch erwarten zahlreiche Experten, dass der Börsen-Guru diesmal wirklich in die Röhre gucken wird.
Doch hat Buffett noch andere Anlagetaktiken. Außer dem Hightech-Boom gab es im vergangenen Jahr schließlich noch weitere Trends, und so kommt ein Großteil der Gewinne für Berkshire Hathaway aus der Währungsspekulation. Von der Dollar-Politik der Regierung Bush, die er als Anleger zu nutzen weiß, will Buffett indes nichts wissen. Das hohe Defizit sei unverantwortlich, wettert er in seinem Rundbrief an die Investoren. Dass die Amerikaner zurzeit mehr ernten als säen, komme sie bald teuer zu stehen: Der Durchschnittsbürger dürfe sich darauf einstellen, künftig gute drei Prozent seines Einkommens in die Schuldentilgung des Staates zu stecken.
Bei allem Unmut über andere kommt Selbstkritik bei Buffett aber nicht zu kurz. Angesichts der Rendite der letzten zwei Jahre weiß er: „Wenn ich die Performance von Berkshire Hathaway nicht bald über die des S&P 500 bringen kann, trage ich zum Portfolio meiner Anleger nichts bei, was sie nicht selbst erreichen könnten.“
Harte Worte, doch eine Rücktritterklärung dürften Anleger daraus wohl noch nicht ableiten. Buffett ist zu lange im Geschäft, als dass er sich von zwei schwächeren Jahren – zumal in einem aufwärtsstrebenden Markt – entmutigen lassen würde.
Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
|
|
|
Forumregeln
|
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.
HTML-Code ist aus.
|
|
|
Es ist jetzt 18:50 Uhr.
|