hola,
Google will eigene Aktien online versteigern
Schon länger spekuliert die Internetbranche über einen Börsengang von Google. Nun soll sich der Suchmaschinenbetreiber fürs Going Public entschieden haben. Die "Financial Times Deutschland" (FTD) und das "Wallstreet Journal" (WSJ) berichten übereinstimmend, dass Google zum eigenen Börsenstart im Frühjahr nächsten Jahres die ersten Aktien via Internet versteigern könne.
Sechs Investmentbanker in der engeren Wahl
Laut WSJ hat Google seit Anfang Oktober rund ein Dutzend Investmentbanken kontaktiert, um den Börsengang vorzubereiten. Sechs Investmentbanken seien dabei in die engere Auswahl gekommen, hieß es. Den Angaben nach wird die Internetsuchmaschine auf einen Wert zwischen 15 und 25 Milliarden Dollar geschätzt. Damit würde Google auf gleicher Höhe mit dem Internet-Buchhändler Amazon sein und nur knapp hinter Yahoo stehen. Google legt keine Bilanzen vor. In der Branche kann daher nur geschätzt werden, dass die jährlichen Einnahmen der 1998 gegründeten Firma mit Sitz in Mountain View in Kalifornien sich auf eine Milliarde Dollar belaufen. Der Gewinn soll angeblich bei 150 Millionen Dollar liegen. Jeden Tag beantwortet die Suchmaschine weltweit 200 Millionen Anfragen.
"Timing ist fantastisch"
Investmentbanken drängen das lukrative Unternehmen daher schon seit Jahren zum Gang an die Börse. Das Timing wäre "fantastisch", so ein Technologie-Analyst. Internet-Suchmaschinen seien zurzeit ein heißes Thema, Google habe ein starke Dynamik, und der Markt sei für Börsengänge günstig. Und als Alternative bliebe die Übernahme durch einen großen Player wie etwa Microsoft.
Breite Streuung durch Aktienverkauf im Web
Laut FTD solle der unkonventionelle Aktienverkauf per Auktion ein Aufleben der Finanzskandale verhindern, die nach dem Platzen der Internetblase die Wall Street heimsuchten. Google würde mit der spektakulären Aktion die Macht der Wall Street brechen und eine breite Streuung der Aktien sichern, da alle Investoren die Aktien direkt kaufen könnten. Normalerweise bestimmt eine Investmentbank, zu welchem Preis die Anteile verkauft werden und an wen. Das erlaube es den Wall-Street-Banken, den Emissionswert absichtlich niedrig zu halten und die Aktien dann an bevorzugte Anlagekunden weiterzureichen, zitiert die FTD eine Person aus dem Umfeld Googles.
Aktien bei Hinz und Kunz?
Investmentbanker warnten dagegen vor einer Onlineauktion. Privatanleger würden auf einen neuen Goldrausch im Internetsektor spekulieren. Da es nicht genügend Google-Aktien gebe, um die Nachfrage zu bedienen, würde die Aktie unrealistisch teuer. "Sie könnten 100 Mrd. Dollar Börsenwert erreichen", sagte eine an den Überlegungen beteiligte Person der FTD. "Am Ende landen dann alle Aktien bei Hinz und Kunz, und es würde überhaupt keinen echten offenen Markt geben."
"Die Gier der Leute auszunutzen"
Ein Auktionsverfahren bedeute, "die Gier der Leute auszunutzen", glaubt auch Jürgen Kurz, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Kurz sieht in einer Onlineversteigerung höchstens für das Unternehmen Vorteile, da der Börsengang billiger werde. Den Privatanlegern nützt dies aus seiner Sicht aber nicht, da sie immer noch eine Bank für ihr Aktiendepot bräuchten. Der Börsenexperte Professor Wolfgang Gerke lehnt eine Online-Auktion bei einem Börsengang nicht grundsätzlich ab, rät potenziellen Anlegern aber, dass sie nicht zuerst auf möglicherweise geringere Transaktionskosten, sondern auf den Preis der Aktie achten sollten.
Spekulationen um Microsoft-Übernahme
Google-Mitbegründer Sergey Brin hatte vor einigen Wochen für Aufsehen gesorgt, als er sagte, einer eventuellen Übernahmeofferte von Microsoft nicht unbedingt ablehnend gegenüber zu stehen. Zuletzt offenbarte er auf einer Fachkonferenz Anfang Oktober, dass das Unternehmen über einen Börsengang nachdenke. Erst vor wenigen Tagen hatte Microsoft seinen Vertrag mit dem Google-Konkurrenten Overture verlängert, was bereits als ein mögliches Indiz identifiziert wurde, dass Microsoft nicht an einer Übernahme an Google interessiert sei. q_to