10-06-2004, 02:59
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#1
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Jay`s aktuelle Gedanken zum Dollar
hi zusammen,
im januar 2003 habe ich einen beitrag für arando geschrieben, den ich zum glück archiviert habe. ich werde diesen artikel hier zitieren, weil arando bekannterweise "untergegangen" ist, ich mich in meiner aktuellen einschätzung der lage aber auf diesen und noch einen weiteren meiner beiträge bei arando beziehen werde.
hier also erstmal der artikel zum dollar von januar 2003:
Zitat:
hi zusammen,
ich erwarte für die nächsten monate, vielleicht jahre, eine markante abwertung des us dollar
gegenüber dem euro.
an erster stelle sehe ich das unheimliche handelsbilanzdefizit der usa. die ursache dieses
defizits ist leicht gefunden: amerikanische produkte sind am weltmarkt schlicht nicht
konkurrenzfähig.
das einzige was europäer und asiaten aus amerika kaufen sind software, hollywoodfilme und
viagra. die zeit der träume von amerikanischen autos sind ebenso vorbei wie ein großer markt
von computerhardware. nur billigangebote haben eine chance, diese gründen oft aber nur in
lagerräumungen. maschinen wird amerika international schon lange nicht mehr los.
demgegenüber führen die usa massenhaft produkte aus asien und europa ein, zum einen weil
die qualität höher ist, zum anderen weil amerika teilweise nicht in der lage oder willens ist, die
produkte selbst zu entwickeln oder herzustellen.
dieses defizit kann die usa aber nur aus einem grund durchhalten: durch einen ständigen
kapitalstrom in den dollar, zum teil in form von investitionen, in erster linie aber in form von
zuflüssen in den finanzmarkt.
das defizit 2002 liegt nach neuesten zahlen bei ca. 450.000.000.000 us$. das ist ein wert, den
die finanz & (volks)wirtschaftsgeschichte seit einführung des aufrechten ganges der
wirbeltiere nicht gesehen hat.
der einzige ausweg dieses fiasko in richtung einer ausgeglichenen bilanz zu drehen liegt in
einer markanten dollarabwertung! nur eine schwächere währung kann amerika vor dem kollaps
retten, denn wenn auch nur ein paar tage der geldstrom zum ausgleich des defizits ausbleibt,
droht dem amerikanischen system der kollaps.
das spiel dollarabwertung für defizitausgleich hat zudem tradition: ende der siebziger hat der
dollar um gut 15 % abgewertet mit der folge, daß das damalige defizit von im vergleich zu
heute lächerlichen 20.000.000.000 us$ in eine 5 jahre währende ausgegliche bilanz mit
leichten überschüssen (sic!) gedreht hat.
viel markanter war jedoch dasselbe spiel zwischen 1985 und 1991. reagan hat damals
gleichzeitig mit seiner doktrin "starkes land = starke währung" zwar den dollar erst um 30%
aufgewertet, gleichzeitig aber ein defizit von ca 100.000.000.000 us$ angehäuft. also 5 mal
höher (500%...) als ende der siebziger.
weil die usa das aber nicht lange durchhalten konnten folgte das alte rezept: eine dollar
abwertung, diesmal aber um 40% vom top aus gesehen!!!
zur erinnerung, das heutige defizit liegt bei 450.000.000.000 us$. es ist also wieder knapp 5
mal höher, diesmal im vergleich zu 1985.
die dollar abwertung dauerte in der ersten welle drei jahre, 1985 bis 1988. nach einer
zwischenerholung 1989 um 10% folgte die zweite abwertungswelle von 1990 bis ende 1991.
der erfolg der aktion? im verlauf 1991 hatte die usa ihr bilanzdefizit in einen ÜBERSCHUSS
verwandelt!!!
amerika weiß also wie es mit überbordenden defiziten umgehen muß: es wertet
seine währung ab.
alles spricht dafür, daß es diesesmal genauso gehen wird. das abwertungspotential liegt rein
rechnerisch bei über 60%. das müßte man konsequenterweise wieder vom höchststand zum
euro aus rechnen, der bei 0,86 lag. bis heute hat der dollar auf 1,03 euro bereits 19,7 %
verloren! (merkt ihr was? )
stimmt meine rechnung, dann ist der zielkurs einer abwertung um 60% vom höchststand ein
euro/dollar kurs von 1,38.
ob das realistisch ist oder nicht kann man sicher heftig diskutieren. viele aspekte spielen hier
eine rolle. in der globalisierten marktwirtschaft sind sicher auch einige dinge überkommen, die
1978 und 1985 noch gegolten haben.
zieht man also eine fehlerqoute von einem drittel prozentpunkte der rechnung ab, nimmt also
eine 40% abwertung an, dann bleibt immer noch ein euro-potential von 1,20!
(zur erinnerung, eine 40% abwertung gab es bereits bei einem um den faktor 5 niedrigeren
defizit!!!)
der erste schritt in die richtung abwertung ist bereits getan, bush hat als cheffinanzstrategen
einen mann berufen, der einem kreis von fachleuten angehört, die seit längerem eine weiche
währungspolitik fordern.
ein nebeneffekt der abwertung wäre natürlich, daß amerika seine auslandsschulden drücken
und zugleich die deflationsgefahren bremsen könnte.
warum sollten sie es also nicht tun?
(nicht einmal mit eingerechnet habe ich, daß amerika sich mit japan in einen
abwertungswettlauf verstricken könnte. japan hat erklärt, es wolle den yen weiter abwerten,
um die deflationsspirale endlich durchbrechen zu können.)
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Unsere Jugend ist heruntergekommen und zuchtlos.
Die jungen Leute hören nicht mehr auf ihre Eltern.
Das Ende der Welt ist nahe.
Keilschrift aus Ur um 2000 v. Chr.
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10-06-2004, 04:08
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#2
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TBB Starmember
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(zum anfang noch schnell die erklärung, warum ich das alles hier im thread "allgemeine finanzthemen" schreibe und nicht in "devisen": die auswirkungen von starken währungsveränderungen greifen auf die gesamtwirtschaft durch, dazu komme ich hier am schluss auch. diese breite wirkung ist der grund!)
rückschau
das in meinem alten beitrag skizzierte szenario hat sich mittlerweile weitgehend erfüllt. der dollar hatte sein bisheriges hoch im bereich von 1,2800. damit hat er den bereich meiner erwartungen von zwischen 1,3800 und (abzüglich der erläuterten fehlertoleranz) 1,2000 erreicht, und den mittelpunkt der beiden werte um nur einen cent verfehlt.
aus heutiger sicht ist 1,2500 kalter kaffee, anfang 2003 konnte sich kaum jemand das überspringen von 1,1000 vorstellen.
status quo
wie geht es aber jetzt weiter mit dem dollar? dazu müsste ich einen absatz aus einem anderen beitrag von mir bei arando zitieren, aber leider habe ich diesen nicht archiviert. deswegen hole ich nun ein wenig weiter aus, um zu einer prognose zu kommen.
"das amerikanische problem", also die nicht konkurrenzfähige industrie der sogenannten supermacht, hat ein handelsdefizit ungeheuren ausmasses angehäuft.
zB der vergebliche versuch amerikas, europäische stahlimporte durch strafzölle zu verhindern, ist nach hinten losgegangen. die us-verarbeiter haben einfach ihre produktion gesenkt und nicht minderwertigen amerikanischen stahl als ersatz verwendet. schon ein paar wochen später war der spuk vorbei, damit nicht ein verarbeitungseinbruch im inland-usa folgt.
dieses beispiel zeigt mir die selbstüberschätzung amerikas am deutlichsten auf.
diese selbstüberschätzung (oder genauer: die arroganz der corporate-america) ist aber auch einer der faktoren, die mich glauben lassen, dass amerika dieses handelsdefizit nicht in den griff bekommen wird.
auf der anderen seite steht das staatsdefizit. die schon unvorstellbaren zahlen aus meinem beitrag oben sind in den letzten 1,5 jahren noch katastrophaler geworden. federal america ist de facto bankrott. (und um dem absehbaren einwurf zuvorzukommen, bei uns wäre das nicht viel anders: die staatsdefizite von usa und deutschland sind wirklich nicht miteinander vergleichbar)
und der kapitalhunger amerikas wird nicht kleiner, er wächst von quartal zu quartal. aber der anreiz, sein geld in us dollar anzulegen ist im moment einfach zu gering.
genau daraus leite ich meine aktuelle mittelfristige dollarprognose ab:
der ausblick
amerika wird den dollar inflationieren!
meiner meinung nach zeigen erste tendenzen in diese richtung. ich glaube auch, dass das der einzige weg ist, in dem amerika sein system retten kann, nämlich durch drastische zinserhöhungen!
nur höhere zinsen machen anlagen in fedbonds wieder attraktiv. und um die fröhlich wachsende zinslast bedienen zu können, werden die dollar druckerpressen sonderschichten einlegen - und voila - die inflationierung beginnt.
viele anleger machen hier aber den entscheidenden fehler, der zur zeit auch gerne im wirtschaftsboulevard transportiert wird: sie meinen inflationierung heisst fallender wert, also steigender euro.
DAS IST FALSCH!
in wahrheit bedeutet eine solche inflationierung zwar durchaus einen fallenden wert, aber eben nur den einer schwindenden kaufkraft im inland!
für devisenanleger dagegen ist klar, dass eine solches szenario einen stark steigenden dollar sehen wird. denn, sobald die amerikanischen zinsen höher sind als die euopäischen (von yen nicht zu reden), wird es einen mächtigen kapitalstrom in den dollar geben. das führt zu einer signifikanten aufwärtsbewegung!
aus der breiten wirkung einer solchen dollaraufwertung ergibt sich noch meine warnung vor den folgen dieser aufwertung:
der dow jones und die nasdaq werden massive verluste erleiden, sollten sie ihre (echten oder typischerweise fingierten) gewinnwachstumsraten dadurch nicht halten können. und genau das steht zu befürchten.
vor allem die hoch verschuldeten hightechs, biotechs etc werden hohe kurseinbrüche haben. weiter werden konsum und bankwerte leiden und nicht zuletzt die autoindustrie. das wird auch uns hier stark betreffen.
die prognose
meine prognose für den dollar ende 2005 lautet daher: 1,0000 für einen euro, also quasi parität.
der dow und die nasdaq könnten um ca 25% abwerten, also dow ca 7500, nasdaq 1500. das würde aber früher eintreten als ende 2005 und könnte bis dahin schon wieder etwas relativiert sein.
ich weiss, es sind keine schönen aussichten, aber ich halte es aus heutiger sicht für das wahscheinlichste szenario.
gibt es andere meinungen oder zustimmung?
grüsse, jay
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Keilschrift aus Ur um 2000 v. Chr.
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10-06-2004, 10:21
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#3
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TBB Family
Registriert seit: Mar 2004
Ort: Bodensee
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Hallo Jay,
sehr interessante Prognosen! Möchte einen Punkt ansprechen der mir zu "denken" gibt:
um wirklich einen "starken" Dollar herbeizuführen müssten die Zinsen massivst angehoben werden. Zins müsste Thema Nr. 1 werden - aber da sind doch noch die anderen Themen - Staatshaushalt, Arbeitsdaten, Terror usw. Meinst Du nicht dass diese Dinge immer wieder zum Tragen kommen? Oder werden die Zahlen dann dementsprechend manipuliert? Oder ist das Defizit durch die bisherige Abwertung vielleicht schon fast abgebaut?? Das glaube ich nicht - denn es kommen täglich Summen hinzu (Irak-Krieg). Also müsste es dann so sein, dass nach der Aufwertung des Dollars wieder eine massive Abwertung folgen müsste um das Defizit wieder in den Griff zu bekommen....
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Grüsse Switch
„Es ist oft produktiver, einen Tag lang über sein Geld nachzudenken, als einen ganzen Monat für Geld zu arbeiten.“ (Heinz Brestel, dt. Finanzpublizist)
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10-06-2004, 23:36
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#4
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TBB Family
Registriert seit: Jan 2004
Beiträge: 2.209
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Zitat:
Original geschrieben von Jay de Vee
ich weiss, es sind keine schönen aussichten, aber ich halte es aus heutiger sicht für das wahscheinlichste szenario.
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@Jay:
ich möchte noch simplify's Einwand erwähnen: bei steigender Inflation muß eine Notenbank nicht unbedingt die Zinsen erhöhen.
Ansonsen finde ich dieses Szenario sehr schön und würde mich sehr freuen, wenn es eintreten würde. Es ist bereits länger mein Traum, EM-Bonds mit mittlerer Laufzeit in 30-Jährige US-Treasuries mit Nominalrendite 15% p.a. umzuschichten und nach dem Ende der Inflationsphase mit dem anschließenden Zinsrückgang durch den Hebeleffekt dieser Papiere mindestens einmal im Leben so richtig abzukassieren!
Aber die schönsten Erwartungen treten an der Börse wohl kaum ein.
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22-06-2004, 09:46
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#5
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Gründungsmitglied
Registriert seit: Sep 2000
Ort: Bayern
Beiträge: 82.687
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Es trifft das Thema zwar nicht genau - aber das es doch um die Problematik der Zinserhöhungen geht, hier ein aktueller Artikel:
22.06.2004 08:28
Devisen-Kolumne: Was macht die US-Notenbank?
Nachdem Alan Greenspan am 8. Juni noch relativ deutliche Worte in Richtung einer kommenden Zinserhöhung gefunden hatte, drückte er sich bei seiner Rede vor dem Senat in der vergangenen Woche wieder etwas gemäßigter aus. Der Tenor seiner Ausführungen war: Die US-Notenbank werde mit Augenmaß handeln.
Ob dies aber nun eine Zinserhöhung um 0,50 Prozentpunkte bei der Sitzung am 30. Juni einschließt oder es zu der allseits erwarteten Anhebung um 0,25 Prozentpunkte kommt, ist offen. Dementsprechend schießen weiter die Spekulationen ins Kraut. Woran allerdings kein Zweifel bestehen kann: Die amerikanische Geldpolitik ist alles andere als neutral, sie ist stark expansiv. Angesichts eines Aufschwungs, der inzwischen seine selbst tragenden Kräfte entfaltet hat, und eines aufkeimenden Preisdrucks birgt dies das Risiko einer konjunkturellen Überhitzung. Dabei spielt unter anderem auch der Immobiliensektor eine Rolle, der sich nach wie vor in einer Boomphase befindet.
Die Fed muss darauf reagieren und sie wird es mit vielen kleinen Zinserhöhungsschritten. Es ist also davon auszugehen, dass bei jeder der noch anstehenden Notenbanksitzungen in diesem Jahr der Leitzins um 0,25 Prozentpunkte angehoben wird. Beim sechswöchigen Turnus der Sitzungen ergäbe sich damit bis zum Jahresende ein Zinsniveau von etwa 2,25 Prozent. Offen ist allerdings, ob die Fed bei ihrer Sitzung am 30. Juni den Zinserhöhungszyklus mit einem Paukenschlag beginnt und den Leitzins um 0,50 Prozentpunkte erhöht. Ebenso wird mit Spannung auf die Formulierungen bei der Begründung der Entscheidung geachtet. Die Analysten bewegt dabei die Frage, ob das Adjektiv "measured", das man vielleicht als "richtig proportioniert" übersetzen kann, weiterhin zur Beschreibung der Geldpolitik herangezogen wird.
Für eine Erhöhung um nur 25 Basispunkte spricht, dass die Fed den Marktteilnehmern quasi eine graduelle Erhöhung des Zinsniveaus versprochen hat. Das würde einem langsamen Einstieg in den Zyklus der Zinserhöhungen entsprechen. Für eine Anhebung des Leitzinses um 50 Basispunkte spricht, dass sich die Fed damit erst einmal Ruhe verschaffen würde, denn bei einem kleineren Zinsschritt kämen sicherlich Inflationsängste auf.
Ihr
Dr. Detlef Rettinger
Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos unter: www.devisen-trader.de.
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.
Quelle: FINANZEN.NET
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Schöne Grüße
OMI
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27-06-2004, 23:16
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#6
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TBB Family
Registriert seit: Mar 2004
Ort: Bodensee
Beiträge: 2.350
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Meine Meinung zum Dollar:
erfolgt eine Zinsanhebung um 25 Basispunkte ,dürften diese bereits eingepreist sein
eine Anhebung von 50 Basispunkten würde eine vorläufige Stärke des Dollars bewirken
äußerst relevant sind meiner Meinung nach weiterhin die Arbeitsmarktdaten, die eine größere Bewegung auslösen dürften
Fakt ist, Bush braucht einen starken Dollar um die Wahl zu gewinnen (und einen niedrigen Ölpreis)
die Fed wird das richtige tun um das richtige zu bewirken...
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Grüsse Switch
„Es ist oft produktiver, einen Tag lang über sein Geld nachzudenken, als einen ganzen Monat für Geld zu arbeiten.“ (Heinz Brestel, dt. Finanzpublizist)
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28-06-2004, 00:26
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#7
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letzter welterklärer
Registriert seit: Jul 2002
Ort: Chancenburg, Kreis Aufschwung
Beiträge: 35.725
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ob die FED 25 o. 50 punkte erhöht ist schon nicht mehr so wichtig.
viel mehr dürfte darauf geschaut werden, was die FED danach tun wird?
wir werden kommende woche erst den anfang einer zinserhöhungsphase erleben.
die älteren unter uns können sich bestimmt noch an das jahr 1984 erinnern, damals wurden der leitzins gerade auf 13% erhöht. brasilien empfand diese erhöhung als offene kriegserklärung, weil die anleihen der emerging markets in den keller fielen.
die zinsen gingen bekanntlich mit antritt von greenspan dann kontinuierlich zurück.
ich glaube, die usa sind gar nicht an einem starken dollar interessiert. die hohen us-schulden können am einfachsten über eine abwertung des dollars getilgt werden.
aber mal schaun, wie die wahlen im november ausgehen, kerry sagt man ja eine straffere geldpolitik nach.
man muss auch mal abwarten, ob greenspan wirklich unter kerry chef der fED bleibt.
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Der ideale Bürger: händefalten, köpfchensenken und immer an Frau Merkel denken
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28-06-2004, 07:15
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#8
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TBB Family
Registriert seit: Apr 2004
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Beiträge: 4.952
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simplify schrieb..
Zitat:
wir werden kommende woche erst den anfang einer zinserhöhungsphase erleben.
die älteren unter uns können sich bestimmt noch an das jahr 1984 erinnern, damals wurden der leitzins gerade auf 13% erhöht. brasilien empfand diese erhöhung als offene kriegserklärung, weil die anleihen der emerging markets in den keller fielen.
die zinsen gingen bekanntlich mit antritt von greenspan dann kontinuierlich zurück.
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Ich denke das man den Zeitraum der mäßigen bis etwas kräftigeren Inflation bis Ende der 80 er Jahre nicht mit der Zeit von heute vergleichen kann. Die Preise werden sicherlich anziehen, aber eben bei weitem nicht mehr so wie wir das noch aus dén 70er und 80 er Jahre her kennen.
Und gerade weil die USA damals das Aufblähen ihrer Wirtschaft mit billigem Geld und die damit verbundenen Preissteigerungen mit, wie du geschrieben hast, 13% Leitzins bekämpfte, hatte sie in der Rezession weit weniger Probleme wie andere Länder (Südamerika, Japan) es hatten. Der Preis für Öl wird runterkommen und auch andere Rohstoffe werden in der nächsten Zeit deutlich billiger, das wird den Druck erheblich von den Notenbanken zumindest erstmal nehmen!
Viele Grüße Dieter (Börsengeflüster)
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28-06-2004, 13:03
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#9
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TBB Family
Registriert seit: Jan 2004
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Zitat:
Original geschrieben von Börsengeflüster
Und gerade weil die USA damals das Aufblähen ihrer Wirtschaft mit billigem Geld und die damit verbundenen Preissteigerungen mit, wie du geschrieben hast, 13% Leitzins bekämpfte
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@B-Geflüsterer:
simplify hat nix über ein Aufblähen der Wirtschaft mit billigem Geld geschrieben. Meines (bescheidenen) Wissens nach war die Inflation damals durch die Ölschocks und nicht billiges Geld verursacht.
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01-07-2004, 09:39
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#10
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TBB Family
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Die Kurse der Oblis werden fallen
In den letzten Wochen sind die Kurse amerikanischer Anleihen abgestürzt. Dieser «Bond-Crash» in den USA war bloss der Anfang. Die goldenen Jahre für Obligationen sind vorbei.
Absturzgefahr für die Obligationenkurse
Von Meinrad Ballmer
Seit Ende März sind die Kurse am amerikanischen Bondmarkt eingebrochen, während der Markt die Renditen für 10-Jahres-Staatsanleihen von 3,7 auf 4,4 katapultierte. Die Kursverluste treffen manche Obligationenanleger schmerzhaft. Innert kürzester Zeit ist der Preis, der für 10-Jahres-Anleihen an den Märkten bezahlt wird, um rund 8 Prozent gefallen.
Wenn der wirtschaftliche Aufschwung die Weltwirtschaft weiter auf Touren bringt, sind die goldenen Jahre für die Obligationäre vorerst vorbei. Seit 2001 hatten sinkende Zinsen den Besitzern von Anleihen fette Kursgewinne beschert. Am Ende des Zinssenkungszyklus befinden sich nun die Obligationenanleger in der «schlechtesten aller Welten», wie Bill Gross, Guru unter den amerikanischen Obligationenfondsmanagern, feststellt. Steigen nämlich die Marktzinsen, dann sinken die Kurse der festverzinslichen Papiere. Weder mit kurzfristigen Geldmarktpapieren noch mit dreissigjährigen Staatsanleihen lassen sich – so die Überzeugung von Gross – in nächster Zeit Kursverluste vermeiden. Er schätzt die zu erwartende Gesamtrendite in amerikanischen Staatsanleihen in den nächsten vier bis fünf Jahren auf magere 2 Prozent. «Bauen Sie ein ABT-Portfolio: Anything But Treasuries (alles ausser Staatsanleihen)», empfiehlt Gross.
Dollarzinsen werden weiter steigen
Die Trendwende am Anleihenmarkt war überfällig. Das kräftige Wachstum der amerikanischen Wirtschaft liess schon seit einiger Zeit steigende Zinsen erwarten. Verhindert haben den Zinsanstieg die asiatischen Notenbanken, die Dollars in rauen Mengen kauften, um eine Aufwertung ihrer Währungen gegenüber dem Dollar zu verhindern. Allein Japan und China haben bis Ende 2003 Devisenreserven von über 1,2 Billionen Dollar aufgetürmt. Sie stecken gigantische Summen in Schuldverschreibungen des amerikanischen Staates und zahlen damit dessen explodierendes Haushaltsdefizit. Hätte Asien Bushs Schuldenwirtschaft in den letzten Jahren nicht finanziert, müssten die Zinsen von Dollaranleihen schon heute viel höher sein.
«Auf Grund der künstlich erhöhten Nachfrage nach US-Treasuries liegen die Dollarzinsen auf unnatürlich tiefem Niveau», urteilte Juri Sarbach von der Bank Leu noch Ende März: «Der Markt preist für die kommenden zehn Jahre ein nicht einmal halb so hohes Wirtschaftswachstum an wie im Durchschnitt der letzten Jahrzehnte – ein äusserst pessimistisches Szenario.» Auch Makroökonom Jan Amrit Poser von der Bank Sarasin befürchtete Ende März ein Umschlagen der Stimmung mit «verheerender Wirkung» auf die Obligationenkurse. Inzwischen hat diese Entwicklung eingesetzt. Geht man davon aus, dass die amerikanische Zentralbank bis in zwei Jahren zu einer neutralen Geldpolitik zurückkehren wird, dann müssten die kurzfristigen Zinsen nach Posers Berechnung auf 6 Prozent steigen: ein Horror-Szenario für die Obligationenanleger. Die Wahrscheinlichkeit, dass es Wirklichkeit werden könnte, steigt. In den USA zeigen die vorlaufenden Indikatoren, dass der Inflationsdruck stark zunimmt.
Auswirkungen auf Euro und Franken
Die Entwicklung in den USA reduziert die Chance auf die lange erhoffte Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank. Vom starken Wachstum der USA werden auch Europa und die Schweiz profitieren. Und dem Einfluss der Zinswende in den USA wird sich Europa kaum entziehen können. Die Korrelation zwischen Dollar, Franken- und Eurozinsen lag in den letzten Jahren bei 80 bis 90 Prozent. Auch in der Schweiz müssen sich die Anleger deshalb auf steigende Zinsen ausrichten.
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Grüsse Switch
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01-07-2004, 13:26
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#11
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Zitat:
Original geschrieben von Meinrad Ballmer
dann müssten die kurzfristigen Zinsen nach Posers Berechnung auf 6 Prozent steigen: ein Horror-Szenario für die Obligationenanleger.
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Wo da der Horros sein soll, daß muß uns der Autor erst noch erklären. Ich kenne keinen einzigen Bondholder, der nicht mit Vorfreude auf die steigenden Rendite wartet. Dafür, daß man die ausgezahlten Zinsen (und als Rentier hat man einen kontinuerlichen Zinsfluß) zu einer höheren Rendite unterbringen kann, würden nicht wenige Bondinvestoren fallende Kurse in Kauf nehmen.
Übrigens, wenn die Rendite der US-Treasuries zu stark steigt , wird der Dollar natürlich auch steigen.
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13-08-2004, 10:19
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#12
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Nicht Greenspan, der Ölpreis zählt
Von Jochen Steffens
Einige Kommentare zur Fed Sitzung kann man nicht so stehen lassen. Da hört man: Die Äußerung Greenspans, mit der moderaten Zinserhöhungspolitik fortfahren zu wollen, spreche dafür, dass die Fed die Zinsen bei der nächsten Sitzung weiter erhöhen werde.
Richtig daran ist: Greenspan will an der moderaten Zinserhöhungspolitik festhalten. Richtig ist auch: Es ist durchaus möglich, dass die Fed am 21. September die Zinsen weiter anhebt. Lediglich die Verknüpfung ist falsch – völlig falsch. Das wird aber erst deutlich, wenn man den Spieß umdreht:
Was sollte Greenspan denn sonst sagen? Wir werden vor der Wahl auf eine weitere Zinserhöhung verzichten? Erst einmal, warum sollte es sich derart festlegen? Zweitens ist es nicht die Aufgabe der Fed auf eine Wahl Rücksicht zu nehmen (obwohl man weiß, dass die Fed das sehr oft gemacht hat, allerdings unabhängig davon welche Partei in den USA an der Macht war). Drittens könnten dann sogar die Demokraten auf die Idee kommen, der Fed Einflussnahme auf die Politik vorzuwerfen – zu Recht (obwohl auch die Demokraten wissen, dass die Fed grundsätzlich versucht, im Umfeld der Wahl möglichst keine Zinsschritte zu unternehmen).
Folglich konnte Greenspan nichts anderes sagen. Jeder andere Satz hätte einen "Nicht-Zinsschritt" eingepreist, damit wäre der Effekt im September bereits jetzt verbraucht. Warum sollte er seine Munition jetzt schon verschießen? Jetzt kann er noch mit der "gut laufenden Konjunktur" punkten. Im September kann er trotz dieser Aussage einen weiteren Zinsschritt auslassen. Das würde ihm kurz vor der Wahl nicht als Eingeständnis einer Konjunkturschwäche vorgeworfen werden – gleichzeitig aber die Märkte stützen.
Der zweite Punkt: Sie wissen, ich bin bearish eingestellt, was die weitere Zukunft der US-Wirtschaft anbetrifft – besonders im Jahr 2005, sofern es zuvor zu einer Wahlrallye kommt. Trotzdem heißt das nicht, dass ich alle Argumente der Bären auch akzeptiere. Und wenn die Bären nun schreiben, Alan Greenspan hätte die wirtschaftliche Situation, besonders die des Arbeitsmarktes, den Vorgaben entsprechend wesentlich zu optimistisch interpretiert, dann muss ich leider widersprechen. Wie ich gestern ausführte, es gibt noch einige Anzeichen, die belegen, dass die aktuelle Schwäche am Arbeitsmarkt durch die Zurückhaltung der Firmen zustande kommt, nicht jedoch aufgrund geringer Produktion. Greenspan führte das auf den hohen Ölpreis zurück.
Das ist aus volkswirtschaftlicher Sicht vollkommen korrekt: Wenn der Ölpreis steigt, dann steigen gleichzeitig die Energiekosten und Rohstoffkosten. Das bedeutetet die Herstellungskosten der Unternehmen werden teurer. Wenn die Preis gleichzeitig einigermaßen stabil bleiben, dann führt das direkt zu eine Verringerung der Gewinnmargen der Unternehmen.
In dieser Situation ist es für die Firmen kaum möglich mehr Arbeitnehmer einzustellen, da menschliche Arbeit mit einer der teuersten Faktoren im Herstellungsprozess ist. Das bedeutet aber, dass die wenigen Arbeiter mehr produzieren müssen. Sollte sich also der hohe Ölpreis auswirken, müsste man dies an der Arbeitsproduktivität erkennen. Und genau das war der Fall. So erklärt sich, dass die Arbeitsproduktivität in den USA im letzten Monat um erstaunliche 2,9 % angestiegen ist.
Würden also nun die Ölpreise sinken, dann würden sich bei den Firmen sofort die Gewinnmargen verbessern, das gäbe Luft, um neue Menschen einzustellen. Geschieht das, werden also die nächsten Arbeitsmarktdaten wesentlich besser ausfallen – was dann die Börse macht, können Sie sich vorstellen.
Ich kann mich also nur wiederholen und wiederholen: Das einzige, aber absolut entscheidende Kriterium für den weiteren Fortgang an den Börsen ist der Ölpreis.
Alles andere, auch die Zahlen von Cisco (dazu später) haben nur einen kurzen Einfluss auf die Börsen.
So könnte der heutige Tag sehr gut auch der Sell – off, der letzte Ausverkauf sein, denn der Ölpreis sinkt leicht.
Nun regte ein Leser an: Ob es denn nicht sein könne, dass die Öllobby in den USA vielleicht gar kein Interesse mehr an der Wiederwahl von Bush habe. Vielleicht will die Öllobby aufgrund der vielen Fehlgriffe der Bush-Regierung lieber Kelly zum Präsidenten und würde deswegen den Ölpreis hochtreiben.
Die Umwälzungen in den USA, wenn die Regierungen wechseln würde, kann man fast schon als revolutionär bezeichnen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die konservative Öllobby das Risiko eingehen würde. Zudem muss man wissen, dass einige der obersten Bundesrichter in den USA kurz davor stehen, das Zeitliche zu segnen. Nun verhält es sich in den USA so, dass die Regierung, die an der Macht ist, im Falle eines Ablebens eines der Richter einen neuen Richter ernennt – natürlich aus dem eigenem politischen Lager. Die obersten Richter beeinflussen dann durch ihre Urteile in den entscheidenden gesellschaftlichen Fragen maßgeblich und auf Jahre (nämlich bis zu ihrem Lebensende) die weitere Entwicklung in den USA (teilweise nachhaltiger als die Politik). Das könnte auch besondere Brisanz in Fragen des Umweltschutzes haben, die sich direkt negativ auf die Ölindustrie auswirken könnte. Das Risiko wäre also einfach zu groß.
Also, ich gehe nach wie vor davon aus, dass die US-Ölindustrie Bush zu einer Wiederwahl verhelfen will. Wenn nicht Saudi-Arabien oder Putin dazwischen funken, dann sollte bald der Ölpreis fallen – wenn der Ölpreis nicht fällt – dann vergessen Sie die Wahlrallye!
Und zum Schluss: Wenn der Ölpreis unter 41,80 Dollar (Brent) fällt, ist ein entscheidender Aufwärtstrend gebrochen, dann sollte der Ölpreis weiter fallen, insbesondere da der Irak wieder seine kurzzeitig ausgesetzten Öllieferungen aufnimmt – aktueller Kurs: 42,39 Dollar.
Quelle: instock
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