Droht der Ausverkauf der Arktis?
Das Schrumpfen der Eisfläche der Arktis bereitet den Forschern Sorgen. Investoren hingegen freuen sich darüber. Große Ressourcen liegen unter dem Meeresboden des Polareises, berichtete die "New York Times" am Montag.
Durch die dicken, undurchdringlichen Eisschichten sind sie jedoch vor Zugriffen geschützt. Zumindest gestaltet sich ihre Gewinnung sehr aufwendig und daher teuer. Doch das ändert sich seit geraumer Zeit.
Eis wird immer weniger
Die Eisfläche der Arktis schrumpft bereits im vierten Jahr in Folge in Rekordtempo, wie eine Studie ergab. Im September 2005 habe das Eis im Nordpolgebiet ein neues Minimum erreicht, schreibt das Nationale Schnee- und Eis-Datenzentrum der USA (NSIDC).
Viel leichter erreichbar
Die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen der Arktis wird so um vieles erleichtert. Der Zugang zu den entlegenen Gebieten wird einfacher und auch länger möglich.
Statt nur vier Monate hofft man bald auf rund acht Monate, in denen das Gebiet erreichbar ist. Die Eisdecke wird obendrein auch dünner, was aufwendiges Bohren erleichtert bzw. ganz überflüssig machen soll.
Blauer statt weißer Pol
"Wenn der derzeitige Schwund des Meereises anhält, könnte die Arktis bis zum Ende des Jahrhunderts im Sommer komplett eisfrei sein", hieß es in der US-Studie.
Statt eines weißen Nordpols gibt es dann im Sommer einen blauen. Dann kann die Arktis einfach mit dem Schiff befahren werden. Bohrinseln könnten wesentlich kostengünstiger errichtet werden. Und auch neue Fischgründe könnten dann erschlossen werden.
Milliardengeschäft erwartet
Eine Chance, die sich die Anrainerstaaten nicht entgehen lassen wollen. Man hofft auf ein Milliardengeschäft mit der schmelzenden Polkappe.
Viertel der Öl- und Gasreserven
Letztes Jahr fanden Wissenschaftler eindeutige Hinweise in Meeresboden-Proben rund 200 Meilen vom Nordpol entfernt. Lauf dem United States Geological Survey soll rund ein Viertel der noch unentdeckten Erdöl- und Erdgasressourcen der Welt auf dem Gebiet der Arktis liegen.
Allein diese Reserven werden auf einige hundert Milliarden Dollar geschätzt - in Zeiten der hohen Energiepreise eine verlockende Vorstellung.
Neues Ziel für Kreuzfahrten
Doch auch andere lukrative Einnahmequellen hält die schmelzende Polkappe bereit. Neue, kürzere Schifffahrtsrouten könnten die Transportwege kürzer machen. Der Tourismus könnte angekurbelt werden - mit Kreuzfahrten zum flüssigen Pol als Ziel.
Auch die kommerzielle Fischerei erwartet sich Auftrieb durch neue, bisher unerschlossene Fanggebiete.
Wem gehört welches Gebiet?
Doch wenn die Arktis schmilzt, stellt sich die Frage der Grenzen. Bis jetzt ist nicht klar, welche Gebiete von welchen Staaten oder Konzernen kommerziell genutzt werden können.
Von der UNO geregelt
Die UNO-Konvention für Seerecht regelt, wie weit ein Land auf Grund des Kontinentalsockels in das Meer reicht. Die Staaten haben nur begrenzt Zeit, auf Grundlage dieser Messungen ihre Ansprüche zu stellen.
Nachbarn müssen "überredet" werden
Die Gebietshoheit eines Landes endet laut den internationalen Verträgen 230 Meilen vor der Küste.
Unter Artikel 76 der UNO-Konvention ist es jedoch möglich, dass diese Zone ausgedehnt wird, wenn ein Land die anderen Vertragsteilnehmer überzeugen kann, dass es eine "natürliche Verlängerung" seines Festlandsockels bis eben zu jenem Gebiet gibt. Streit nicht nur unter Experten ist vorprogrammiert.
USA könnten Territorium ausdehnen
Viele wollen ihren Anteil an dem erwarteten großen Geschäft. Verstärkt planen große Konzerne aus den Anrainerstaaten Russland, Kanada, Dänemark, Norwegen und USA und auch aus Ländern weiter südlich ihr Engagement in der Polzone. Sie hoffen auf eine Änderung der jetzigen Gebietsverteilung.
Die USA könnten allerdings versuchen, mit politischem Druck ihr Territorium auszudehnen. Einige Senatoren sprachen sich aber bereits dagegen aus. Das letzte Wort ist noch nicht gefallen.
Auch China will mitmischen
Sogar das energiehungrige China will ein Stück des großen Kuchens. Auf der norwegischen Insel Spitzbergen wurde bereits eine chinesische Forschungsbasis eingerichtet und mit einem Eisbrecher untersucht man laufend die Arktis - nur zu klimatischen Studien, wie es offiziell heißt.
(aus orf.at)
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