Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 16-04-2007, 21:06   #651
Starlight
TBB Family
 
Benutzerbild von Starlight
 
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 34.578
Google läuft allen davon

Da mögen die amerikanischen Börsen noch so klettern, es gibt eine Aktie, die unter allen aufstrebenden Papieren einen besonderen Stand hat: Google. Die Suchmaschine wächst und wächst, und straft Kitiker Lügen, die einmal geglaubt haben, dass man außerhalb der Online-Suche kaum Marktchancen haben werde.

Seit einigen Wochen scheint sich Google regelrecht neu zu erfinden. So wie einst Amazon.com vom überschaubaren Online-Buchhändler zum größten Internet-Retailer geworden ist, so befreit sich Google von der Bezeichnung Suchmaschine und mutiert immer mehr zum König aller Medien.

Bereits vor einigen Wochen hat das Unternehmen mit dem Verkauf von Fernseh-Werbung begonnen, ganz aktuell kommt über einen Deal mit Clear Channel Radio auch Hörfunk-Werbung dazu. Auch mit Zeitungen kooperiert das Unternehmen. Damit ist Google gelungen, was kaum einer dem Hightech-Startup zugetraut hatte: der Sprung in die alten Medien.

Doch dürfte der für Google äußerst lukrativ sein. Denn nicht nur in der Online-Werbung liegt gewaltiges Umsatzpotenzial. Im Gegenteil: Seit Jahren bemüht sich die Internetbranche mit überschaubarem Erfolg um lokale und regionale Werbekunden. Doch für den örtlichen Bäcker und die Kneipe um die Ecke hat es sich bislang nur in Ausnahmefällen bezahlt gemacht, im Netz auf Kundenfang zu gehen oder auch nur eine eigene Website zu unterhalten.

Seit aber Google die Internetsuche – beispielsweise über Google Earth und dessen Ableger für Mobilfunk-Geräte – regionalisiert hat und Werbung entsprechend ortsgebunden verlinken kann, hat sich die Situation geändert. Die Kombo-Schaltung mit lokalen Fernseh- und Radiosendern und der Heimatzeitung macht das World Wibe Web für alle Unternehmen interessant, nicht nur für diejenigen, die tatsächlich „world wide“ werben wollen.

Google ist wohlgemerkt nicht das einzige Unternehmen, dem der Spagat zwischen alten und neuen Medien gelingt. Auch der größte Konkurrent Yahoo hat gerade eine Kooperation mit Zeitungen angekündigt.

Doch ist Google mit Abstand die Nummer Eins am Markt, und durch die jüngst bekannt gewordene Übernahme des Abzeigen-Vermittlers DoubleClick hat man den Vorsprung ausgebaut. Zu weit, wie die Konkurrenten meinen. Microsofts Internet-Tochter MSN, der Time-Warner-Ableger AOL und weitere Online-Provider fürchten, von einem allzu starken Google-Service in die Ecke gedrängt zu werden. Das könnte durchaus passieren, weil sich diese Unternehmen seit Jahren erstaunlich konservativ zeigen und kaum Innovationen gebracht haben, während Google dem Internet fast wöchentlich neue Applikationen und Umsatzmärkte entlockt.

Die Konkurrenz wendet sich nun an die Wettbewerbsbehörden. Die werden einen Deal zwischen Google und DoubleClick nicht auf die leichte Schulter nehmen, denn immerhin kontrollieren die Partner gemeinsam 80 Prozent des Online-Anzeigenmarktes. Durchgehen dürfte die Übernahme allerdings, zumal Google durch die Ausweitung seiner Geschäfte in Print, Radio und TV natürlich nicht mehr als reiner Online-Dienst gilt und in anderen Bereichen keineswegs marktführend ist.

Damit wiederum bleibt Microsoft, AOL und Co. nur eines übrig: Eigene Ideen müssen her. Es wird wohl nicht gelingen, Google auszubremsen, vielmehr sollten die Konkurrenten einen Zwischensprint einlegen.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
Starlight ist offline   Mit Zitat antworten