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Alt 12-06-2005, 20:10   #105
Benjamin
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Na, simplify, dann ist für Dich die Sache ja völlig klar: Aktien der Kernenergie kaufen! Dann mal los! Wieviel Prozent Deines Depos planst Du auf diese These zu setzen?

Aber bevor Du so ganz euphorisch wirst, schau Dir mal die Äußerungen des CDU-Fraktionssprechers an, siehe hier: http://www.traderboersenboard.de/sho...414#post196414 (dort Text + Link).

Ich für meinen Teil werde den Fokus von den primären Windenergieanlagenherstellern auch etwas erweitern auf Anbieter der vielen technologischen Sparten, die das Thema "nachhaltige Energien" bietet. Es muß ja nicht immer die Primärenergieerzeugung sein, sondern die letztgenannte Firma nutzt Abwärme zur Stromerzeugung. Auf solche Unternehmen muss man leider erst einmal kommen...und dann müssen sie auch noch eine AG und keine GmbH sein.

Im übrigen plant auch die Union den Energiemarkt (Durchleitungsrechte und -entgelte) rechtlich weiterhin zu regeln; es bleibt immer noch abzuwarten, was dabei herauskommt und was für Impulse das dann setzt hinsichtlich der notwendigen Investitionen in die Netzinfrastruktur. Der Tenor scheint im übrigen zu sein, die existierenden Atomkraftwerke länger laufen zu lassen (als unter rot-grün vereinbart), aber keine Atomkraftwerksneubauten zu dulden. Das Ganze macht auf mich den Eindruck einer Akzentverschiebung aber nicht den Eindruck eines Paradigmenwechsels. Es Verzögert den Aufstieg der Aktienkurse der Windenergieanlagenhersteller möglicherweise um 1-2 Jahre.

Der Driver bei der Windenergie ist eben nicht nur ein Abgreifen von Subventionen, die völlig irrsinnig von einer ökospinnerten Bundesregierung irgendwelchen Kleinstunternehmen angeboten wurden. Das "Abgreifen" passierte zwar am Anfang auch, aber es ist nicht der Punkt bei den erneuerbaren Energien. Der Punkt lautet: Die konventionellen Brennstoffe (Öl, Kohle, Gas und demnächst evtl. auch Uran) werden immer teurer werden, die nachhaltigen Energien werden durch Technologieentwicklung und Mengeneffekte immer billiger. Es wird der Zeitpunkt kommen, da werden z. B. Windenergieanlagen zu den Billigmachern unter den Stromerzeugungsanlagen der Versorgerunternehmen werden. Der Zeitpunkt ist vermutlich nur noch wenige Jahre entfernt, von mir geschätzt ca. 2007 oder 2008. Ebensolange - oder länger - wird es dauern, bis die Netzinfrastruktur so gewachsen ist, dass sie mit einem hohen Anteil von fluktuativen Energieerzeugungsanlagen steuerungstechnisch umgehen können.

Vor 2008 sehe ich nur die Offshore-Windanlagen als interessante Entwicklungsrichtung an, welche leider technisch und finanziell massive Herausforderungen für die eher mittelständischen Unternehmen der Windbranche darstellen. Forschungsförderung wird da wohl kaum vom Bund kommen, jedenfalls nicht viel. Die Wind-Unternehmen werden daher demnächst voraussichtlich alle zwei Dinge tun:
1. Geld besorgen; das geht über mehrer Wege, z. B. über strategische Partnerschaften mit großen Versorgern (die geben Geld und bekommen Erzeugungskapazitäten), ist aber letztlich schwierig in der Umsetzung, weil es auch einen Projektierer als Drittfirma braucht)
2. Technologie besorgen; das geht z. B. über strategische Partnerschaften mit großen Komponentenherstellern (Getriebe, Stahl- und Betongroßanlagen, Rotorhersteller in der Turbinenbranche)
Im Idealfall sollte der Technologiepartner auch das nötige Geld für die notwendige Forschungs- und Entwicklungsphase der Offshore-Parks geben, das wäre klar zu präferieren. Derartige Meldungen über Bündnisse zu 1. oder zu 2. dürften also in den nächsten Monaten die eine oder andere Aktie von Windfirmen nach oben treiben, ist aber heute hinsichtlich Timing imo nicht vorhersagbar.

Wer von den Windfirmen das Jahr 2008 erlebt, ohne aufgekauft worden zu sein, der hat vermutlich gute Chancen, die dann folgenden 2-3 Jahre auch weiter allein auf eigenen Beinen zu stehen. Anders formuliert: Die anstehenden ca. 2-3 Jahre werden eine Durststrecke für all diese Windfirmen werden - also die Wartezeit bis zu den hohen Ölpreisen. Aktienkursmäßig erwarte ich eher eine volatile Seitwärts-/Aufwärtsphase als ein Abtauchen der Kurse. Ob Aktien der großen Versorger in den anstehenden ca. 2-3 Jahre die bessere Alternative sind bleibt abzuwarten, denn die nehmen zwar viel Geld ein, werden aber auch in den anstehenden 2-3 Jahre sehr viel Geld investieren, das nicht sofort Gewinn in die Kassen spülen wird - wenn sie clever sind.
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Beste Grüße, Benjamin

Geändert von Benjamin (12-06-2005 um 20:37 Uhr)
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