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Alt 05-06-2007, 18:30   #685
Starlight
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Kerkorian: Der bescheidene Milliardär wird 90

In Deutschland verbindet man den Namen Kirk Kerkorian vor allem mit dem Auto-Sektor. Der Multimilliardär, der als Großaktionär von Chrysler nach dem Merger mit Daimler die Stuttgarter verklagte, hat aber in einem langen Geschäftsleben noch viele bunte Facetten gezeigt. Er wird am Mittwoch 90 Jahre alt.

Für Kerkorian selbst dürften die Beteiligung an Chrysler, die Klage nach der als „Merger unter Gleichen“ getarnten Übernahme und auch die übrigen Ausflüge in die Branche, zum Beispiel zu General Motors, zu den am wenigsten interessanten Aspekten seines Geschäftslebens gehören. Autos sind nämlich weniger Kerkorians Leidenschaft als vielmehr ein Mittel der Fortbewegung. Das zeigt sein eigener Fuhrpark, in dem nicht etwa die üblichen CEO-Luxusschlitten stehen, sondern ein Jeep Grand Cherokee und ein Ford Taurus. Beide fährt Kerkorian selbst, einen Chaffeur hält er sich nicht.

Auch sonst scheint Kerkorian bescheidener als viele seiner Milliardärskollegen. Öffentliche Auftritte meidet er, in den letzten zehn Jahren hat er nur zwei Interviews gegeben. Und obwohl er über seine gemeinnützige Stiftung bisher mehr als 200 Millionen Dollar an Spenden verteilt hat, ließ Kerkorian nie etwas nach sich benennen. Es gibt kein Kerkorian-Stadion, kein Kerkorian-Spital, nicht einmal ein Kerkorian-Stipendium.

Zurückgezogen leben heißt wohlgemerkt nicht, dass es Kerkorian langweilig wäre. Mit der Tracinda Corp. führt Kerkorian eine der prominentesten Investmentfirmen in den USA und hat ein buntes Portfolio. Das ist vor allem von Las Vegas dominiert. Kerkorian selbst hat wie kaum ein anderer die Spielerstadt in der Wüste von Nevada geprägt, seit ihn ein Ausflug mit seiner eigenen Cessna 1944 erstmals an den Ort geführt hat.

1962 kaufte Kerkorian rund 30 Hektar Land am Las Vegas Strip, auf dem das Caesar´s Palace entstand. Die Kasinobetreiber pachteten das Grundstück von Kerkorian, bis der mit Gewinn verkaufte und einen Steinwurf entfernt das International Hotel baute, seinerzeit das größte der Welt. Und schnell das erfolgreichste, dafür sorgten Stargäste wie Elvis Presley und Barbra Streisand, die gleich über Monate hinweg auftraten und Heerscharen von Fans, Hotelgästen und Spielern mitbrachten.

Mit dem erwirtschafteten Geld kaufte Kerkorian das Flamingo Hotel, das bald – ebenso wie das International Hotel – an die Hilton-Kette abgestoßen wurde. Denn Kerkorian hatte ein neues Übernahmeziel im Auge: das Filmstudio MGM. Kaum hatte er das gekauft, baute er in Las Vegas das MGM Grand, erneut das größte Hotel seinerzeit. Dessen Nachfolger besitzt Kerkorian heute noch, ebenso wie das Mirage, das Bellagio und weitere der besten Häuser am Strip.

All diese Immobilien und Beteiligungen an zahlreichen anderen Konzernen machen Kerkorian zu einem der reichsten Männer der Welt. Das amerikanische Wirtschaftsmagazin Forbes schätzt ihn auf 13,6 Milliarden Dollar.

Solche Summen hätte er sich nicht träumen lassen, als er vor 90 Jahren als Sohn armenischer Einwanderer in Kalifornien geboren wurde. Oder als er nach der achten Klasse die Schule abbrach um sich als Preisboxer durchzuschlagen. Aber spätestens seit sich Kerkorian vor dem Zweiten Weltkrieg zum Piloten ausbilden ließ und dem Fluglehrer mangels barer Zahlungsmittel die Kuhställe hinterm Hangar ausmistete, ahnte er wohl, wohin die Reise gehen würde: nämlich nach oben.

Jetzt ist er ganz oben, eine große Geburtstagsfeier dürfte es für den Multimilliardär dennoch nicht geben. Wahrscheinlich feiert er in aller Bescheidenheit mit Freunden ud Familie – letzte ist ihm eh das wichtigste. Das wiederum schlägt sich auf Geschäft durch: Kerkorians Investmentfirma Tracinda leitet ihren Namen von den beiden Töchtern Tracy und Linda ab, Kerkorians Stiftung Lincy Foundation ebenso.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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