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Alt 31-05-2007, 20:21   #681
Starlight
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Der Gipfel der Giganten: Gates trifft Jobs


Youtube, Google, schön und gut… die wahren Könige des Silicon Valley haben ein anderes Kaliber: Sie heißen Bill Gates und Steve Jobs, regieren über Microsoft beziehungsweise Apple und haben sich seit 16 Jahren nicht gesehen. Am Mittwochabend trafen sie sich auf einer Bühne in San Diego.

Unter der Sonne Kaliforniens veranstaltete das Wall Street Journal eine Vortragsreihe zu „all things digital“, und die Rednerliste liest sich wie das Who-is-Who der Branche. Die Chefs von Google und Youtube werden vortragen, John Chambers von Cisco, Palm-Gründer Jeff Hawkins und “Star-Wars“-Regisseur George Lucas, dessen digitale Tricks das Kinogeschäft verändert haben.

Das Gipfeltreffen zwischen Bill Gates und Steve Jobs ist aber der unbestrittene Höhepunkt des Veranstaltung, deren Tickets bis zu 4000 Dollar kosten. Die Chefs der beiden größten Computer- und Softwarespezialisten haben sich zuletzt 1991 getroffen als sie gemeinsam für den Titel des Wirtschaftsmagazins „Fortune“ fotografiert wurden. Selbst 1997, als Microsoft 150 Millionen Dollar in Apple investierte und damit den Internet Explorer auf dessen Rechner brachte, gab es kein Treffen – Gates war seinerzeit „verhindert“ und sprach nur per Video-Schalte zu mit dem Kollegen Jobs.

Entsprechend viel dürften die beiden zu besprechen haben, wenn sie sich am Abend sehen. Fragt sich nur, womit sie beginnen wollen. Steve Jobs könnte Bill Gates zu einem bedeutenden Jubiläum gratulieren, denn der hat gerade seinen millionsten Zune-Spieler verkauft – während der iPod wohlgemerkt mittlerweile 100 Millionen mal über den Ladentisch gehen.

Gates könnte den Kollegen von Apple darauf aufmerksam machen, dass es eine Welt neben dem Business gibt. Immerhin hat sich der Microsoft-Chairman in den letzten Jahren zum größten Philantropen der Welt gemausert – während sich Steve Jobs gerade um die Aufarbeitung eines Bilanzskandals kümmern muss, bei dem es um rückdatierte Optionen ging.

Oder vielleicht gibt sich Bill Gates angriffslustig und kritisiert Jobs für dessen böse Werbekampagne, in der sich ein agiler Mittdreißiger als „Mac“ über einen mausgrauen Bürokraten Mitte 50 als „PC“ lustig macht. Die Spots sind Gates ein Dorn im Auge, zumal er bereits vor zehn Jahren kritisiert hat, Steve Jobs sei „der erfolgreichste Mann im Silicon Valley. Allerdings ist er erfolgreich, weil er alle anderen schlecht macht.“

Andersherum hat sich übrigens auch Jobs in der Vergangenheit zum Erfolg des Konkurrenten geäußert. „Ich habe mit dem Erfolg von Microsoft kein Problem“, erklärte er großzügig in einem Fernseh-Interview. „Ich habe ein Problem damit, dass der Erfolg auf drittklassige Produkte baut.“ Gates selbst wäre „einfach zu engstirnig. Es hätte ihm gut getan, wenn er in seiner Jugend mal Acid genommen hätte oder in ein Ashram gegangen wäre.“

Das Gipfeltreffen der Tech-Giganten birgt also jede Menge Sprengstoff. Zwei Moderatoren kümmern sich darum, Gates und Jobs zwischen möglicherweise persönlichen Attacken und der Diskussion um neue Technologien und das Rechtemanagement für digitale Musik-Files zu bändigen. Keine leichte Aufgabe, und entsprechend urteilt ein Hightech-Blogger kurz vor dem Termin, es komme am Abend „zu einer Verschiebung im Raum-Zeit-Kontinuum von Kalifornien.“






US-Airlines wollen aus der Krise fliegen

Es ist ein historischer Tag für die amerikanische Airline-Branche: Zum ersten Mal seit fünf Jahren befindet sich keine der großen Fluggesellschaften im Gläubigerschutz. Mit Northwest Airlines fliegt am Donnerstag der letzte große Carrier aus der Restrukturierung – aber keineswegs in eine sorglose Zukunft.

Douglas Steenland´s Lächeln wirkte etwas gezwungen, als er am Donnerstagmorgen die Eröffnungsglocke an der New York Stock Exchange läutete. Dabei hätte der CEO von Northwest Airlines eigentlich Grund zur Freude gehabt. Fast zwei Jahre nachdem die Aktie an der Nasdaq aus dem Handel genommen wurde, gibt es ein neues Papier unter dem Tickerkürzel NWA. Man hat 20 Monate lang umgebaut, den Schuldenberg um 4,2 Milliarden Dollar abgebaut und 2,4 Milliarden Dollar an jährlichen Kosten gesenkt. Sowohl die Flugzeuge als auch die Aktie könnten nun steil in den Himmel steigen.

Werden sie aber wohl nicht. Anleger sehen den Neustart von NWA mit der gleichen Skepsis, mit der die ganze Branche betrachtet wird. Die allgemeinen Probleme der großen Fluggesellschaften sind lange bekannt, vor allem die Konkurrenz der Billig-Flieger und die hohen Preise für Flugbenzin, die gemeinsam die Margen erschüttern.

Bei Northwest kommt ein weiteres Problem hinzu: Die Mitarbeiter sind schwer frustriert. In zähen Verhandlungen haben die größtenteils gewerkschaftlich organisierten Angestellten Lohneingeständnisse von 1,4 Milliarden Dollar gegeben. Wenige Tage vor dem Börsenstart haben sie erfahren, dass dem Top-Management für das laufende Jahr dicke Prämien in die Verträge geschrieben wurden. Bis zu 20 Millionen Dollar kann allein CEO Steenland an Aktien und Optionen einstreichen, während Piloten, Flugbegleiter und Bodenpersonal ihre privaten Haushaltspläne zusammenstreichen müssen.

Vor allem in einer Service-orientierten Branche wie dem Flugsektor ist es gefährlich, frustrierte und unmotivierte Mitarbeiter zu haben. Überträgt sich deren miese Stimmung auf die Kunden, ziehen die schnell zur Konkurrenz weiter. Umso unverständlicher ist, dass das Management von Northwest Airlines aus den Fehlern der Vergangenheit – auch denen der Konkurrenten – nichts gelernt hat. Vor vier Jahren wurde CEO Don Carty bei American Airlines mit Schimpf und Schande davon gejagt, nachdem Tarifverhandlungen mit den Gewerkschaften gescheitert waren. Diese hatten bereits auf 1 Milliarde Dollar an Löhnen und Gehältern verzichtet und dann erfahren, dass das Management an eigenen Boni über 41 Millionen Dollar festhalten wollte.

Zurück zu Northwest: Der Fehlstart disqualifiziert das Unternehmen nicht zwingend von einem erfolgreichen Neubeginn. Branchen-Analysten sehen das Unternehmen in einer guten Marktposition, vor allem wegen dessen Dominanz an den Verteiler-Flughäfen in Detroit und Minneapolis. Diese mache es dem Unternehmen möglich, für schnellere Anbindungen höhere Ticketpreise zu verlangen als die Konkurrenz.

Andere setzen auf Konsolidierung, die etwas Konkurrenzdruck aus dem Markt nehmen könnte. Eine Übernahme von Northwest durch Delta Air Lines wird von Branchen-Insidern nicht ausgeschlossen. Zuletzt schlossen sich vor zwei Jahren US Airways und American West zusammen, was seinerzeit American West vor der Pleite bewahrte.

Bevor allerdings entsprechende Verhandlungen geführt werden, dürften die Chefs sämtlicher Fluggesellschaften zumindest einmal den Sommer abwarten. Man steht vor der ersten Reise-Saison, an der die gesamte Branche außerhalb des Gläubigerschutzes gegeneinander antritt und kann nun die Fronten klären.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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