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Alt 29-05-2007, 17:53   #679
Starlight
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Memorial Day: Konsum, Kino und falscher Glamour

Der Memorial Day hat den Amerikanern ein langes Wochenende beschert, Sonnenschein im ganzen Land und die Gelegenheit, nicht nur faul am Strand zu liegen, sondern sich ein paar Gedanken zu machen. Zum militärischen Engagement der USA vielleicht, denn Memorial Day ist der Gedenktag für die gefallenen Soldaten.

Es sind aber traditionell eher wenige, die sich zu den offiziellen Feiern auf Marktplätzen und Friedhöfen einfinden. Die breite Mehrheit der Amerikaner begeht den Memorial Day mit dem gleichen Zeremoniell wie Weihnachten, Muttertag und jede andere festliche Gelegenheit: mit einem Trip zur Mall, wo dem Konsumrausch freier Lauf gelassen wird.

Der Einzelhandel freut sich nun trotz Rekordtemperaturen über starke Umsätze am langen Wochenende, und Walt Disney feiert mit dem „Fluch der Karibik“ den erfolgreichsten Kinostart aller Zeiten.

Noch mehr als für Johnny Depp und seine Piraten haben sich die Amerikaner am Montagabend für „Miss Universum“ interessiert, die in Mexiko City gekrönt wurde. Der Fernsehsender NBC, eine Tochter von General Electric, meldet starke Quoten für den Moment als der Japanerin Riyo Mori die Krone aufgesetzt und die Amerikanerin Rachel Smith ausgebuht wurde.

Letzteres war vielleicht die eigentliche Story des Abends. Denn Smith war zwar erwartungsgemäß attraktiv, hatte aber in der Spitzengruppe der Models aus 77 Ländern nichts zu suchen. Das machte sie selbst eindrucksvoll klar, als sie im Abendkleid-Durchgang stolperte und auf dem Po landetre. Doch war zuvor schon nach dem allerersten Druchgang, in dem Smith als Elvis-Verschnitt gegenüber der kreativer kostümierten Konkurrenz blass aussah, klar geworden, dass sie nur für den Hauptsponsor von Runde zu Runde weiter gehievt worden war.

Das Geld für die Ausscheidung kommt nun einmal aus den USA, unter anderem vom New Yorker Baulöwen Donald Trump, der sehr gut weiß, dass Tricksereien eben zum Geschäft gehören – jedenfalls, wenn man erfolgreich sein will.

Die Zuschauer dürfte es auch kaum stören, die leben ohnehin in einer Scheinwelt und merken nicht, wie wenig Miss USA mid Rest des Landes zu tun hat. Das zeigte am Sonntag ein ganz anderer TV-Bericht bei CNN, der über einen gestrandeten Wahl an der Küste Neuenglands berichtet. Schaulustige pilgern zum Strand, fotografieren das Tier und schneiden Stücke aus der Lederhaut, um sie als Andenken mitzunehmen. In Interviews behaupten alle Befragten, so ein Ungetüm ja noch nie gesehen zu haben. Nun, vielleicht waren sie noch nie zuvor am Strand. Ich selbst habe gerade zwei Tage an der Küste von New Jersey verbracht, und habe sort so manches Ungetüm gesehen, inklusive Lederhaut – und Badeanzug.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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