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Alt 02-10-2007, 19:13   #749
Starlight
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Tränen zwischen Shea Stadium und Citifield

Dass es an der Wall Street schlechte Nachrichten hagelt – Immobilien, Autos, Einzelhandel, etc. – und die Anleger dennoch Geld machen ist ein ebenso schöner wie unerklärlicher Umstand. Normalerweise kommen mit schlechten Nachrichten hohe Verluste. Wenn nicht an der Börse, dann zumindest im Baseball-Stadion.

Seit Tagen herrscht in New York Trauer: Die Mets, der Underdog unter den beiden städtischen Teams und eigentlich das beliebtere, haben nach einem grandiosen Saisonauftakt dank einer beispiellos schlechten Serie in den letzten Wochen die Play-Offs verpasst. Die kleinen Fans weinen, die Großen verstehen die Welt nicht mehr – und der Mannschaft gehen Millionen durch die Lappen.

Dabei hatte man sich schon so auf den großen Reibach gefreut. Mitte der Saison hatte die Mannschaft aus dem Shea Stadium im Stadtteil Queens mit 17 ausstehenden Spielen satte sieben Siege Vorsprung auf den Tabellen-Zweiten. Mancher Fan träumte sein Team schon in die World Series. Doch in den letzten Wochen trafen die Mets keinen Ball mehr, von den letzten sieben Matches verloren sie sechs – jetzt ist die Saison frühzeitig vorbei.

Mit der Endrunde verpasst die Mannschaft Ticket-Umsätze von bis zu 15 Millionen Dollar, dazu die Fernseh-Einnahmen und die Umsätze aus Souvenir-Verkäufen, die normalerweise explosiv anziehen, je höher das Team gegen Saisonende klettert. Doch das ist noch längst nicht alles: Den wahren Schaden könnten die Mets in der nächsten Saison erleiden – und auf lange Sicht.

Denn mit der Enttäuschung droht der Mannschaft die Gefahr, dass die Ticket-Verkäufe für die nächste Saison leiden. Die Fans gehen nicht mit einem Gefühl des Triumphs, sondern mit Trauer und Enttäuschung in die Pause; die Nachfrage nach Karten für das nächste Jahr dürfte alles andere als groß sein.

Andere Teams haben diese Sorgen nicht: Auch die Milwaukee Brewers und die San Diego Padres haben zwar die Play-Offs verpasst. Doch haben beide Teams während der gesamten Siason einigermaßen konstant im Mittelfeld der Liga gespielt. Den Mets bricht nicht ihr Ausscheiden das Genick, sondern das Ausscheiden nach einem phänomenalen Start, die steile Talfahrt eines Teams, dessen Fans sich im Stich gelassen fühlen.

Schlägt die Stimmung gegen die Mets um, droht der Mannschaft hingegen ein langfristiges Problem: Zeitgleich mit den Yankees in der Bronx baut nämlich auch der Underdog zur Zeit ein neues Stadion. Entsprechend hart buhlt man um Sponsoren. Und während sich die Mets ihren Titelsponsor gesichert haben – die Citigroup zahlt 20 Millionen Dollar jährlich, um das Team im „Citifield“ spielen zu sehen – dürfte es beim Verkauf von Firmenlogen manche Rückschläge geben.

Viele Unternehmen, die den Stadionbau über eigene Logen mitfinanzieren, dürften sich zur Zeit überlegen, ob sie ihre Geschäftspartner wirklich bei den Mets empfangen wollen – oder ob ein Spiel der Yankees nicht unterhaltsamer ist und eher zum Vertragsabschluss führt.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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