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Alt 20-09-2007, 21:02   #743
Starlight
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Dubai und Qatar im Clinch

Wenn die amerikanischen Börsen auf die arabische Halbinsel blicken, dann geht es normalerweise um Öl. Nicht so in dieser Woche. Da sind vor allem die Banken und Börsen aufmerksam, denn in den Emiraten entscheidet sich, wo ein neues Weltfinanzzentrum entstehen könnte.

Zwei Metropolen liefern sich ein heißes Rennen darum, wer neben New York, London, Tokio und Frankfurt einmal zu den wichtigsten Wirtschaftszentren der Welt zählen wird: Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten und der kleinere Nachbar Qatar. Beide geben am Donnerstag Milliarden-Deals mit internationalen Börsen bekannt.

So sind sich nach wochenlangen Diskussionen zunächst Dubai und die Nasdaq mit einem Aufsehen erregenden Abkommen einig geworden. Dubai zieht sein Interesse an der skandinavischen OSX zurück, mit der man über Norwegen und Schweden auf dem europäischen Markt Fuß fassen wollte – das hat nun die Nasdaq vor. Dafür verkauft die Nasdaq nicht nur ein Fünftel des eigenen Unternehmens an das Emirat, sondern auch ihren 28-prozentigen Anteil an der London Stock Exchanges. Damit wiederum ermöglicht man Dubai seinersiets einen ersten Auftitt in Europa.

Der dürfte sich dennoch nicht von alleine ergeben, denn an London ist nun auch Qatar interessiert – der Halbinsel-Staat sicherte sich in einem eigenen Deal 20 Prozent der LSE-Aktien, was die Londoner begrüßten. Den Einstieg von Dubai über die Nasdaq wollte eine Sprecherin in London hingegen nicht kommentieren.

Auf good-will aus Großbritannien bauen die Strategen in Qatar dennoch nicht. Vielmehr sicherte man den Markteinstieg ab, in dem man über Citigroup als Mittelsmann ebenfalls bei der OMX in Skandinavien Anteile kaufte. Für die Anteilseigner in London und Stockholm sind das gute Nachrichten, denn das Interesse von zwei arabischen Handelsplätzen treibt die Preise vor Ort hoch.

Zumal es ein aggressiver Kampf werden dürfte. Dubai und Qatar wollen sich im globalen Finanzgeschäft etablieren und für eine Zukunft nach Öl vorsorgen. Im Vorteil liegt zur Zeit Dubai. Der Deal mit der Nasdaq schafft zumindest einmal Nähe zum amerikanischen Markt und bringt das technische Know-How der weltgrößten Hightech-Börse in das Emirat, in dem zur Zeit laut Dubais Börsen-Chef Essa Kazim 2,3 Billionen Dollar in liquiden Mitteln auf einen Einsatz am Markt warten. Diese Zahl gefällt Nasdaq-CEO Bob Greifeld, der in erhöhter Liquidität aus Nahost einen ökonomischen Nutzen für alle Beteiligten ziehen will.

An der London Stock Exchange mag man das anders sehen. Man hat sich auf Qatar als Finanzzentrum der arabischen Welt eingeschossen. Was wiederum zeigt, dass die Weichenstellung mit so vielen beteiligten Partnern einige Zeit lang dauern dürfte.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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