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Alt 12-06-2008, 17:54   #855
Starlight
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Hitzewelle hilft dem Einzelhandel
Mittwoch, 11. Juni 2008

Amerika stöhnt unter einer Hitzewelle. In weiten Teilen des Landes sind die Temperaturen in den letzten Tagen dramatisch angestiegen; über New York und Washington D.C. steht die Luft mit bis zu 40 Grad. Für den Einzelhandel kam der Sommer gerade recht, um die Umsätze anzustacheln.

Nachdem die Einzelhandelsumsätze in der Vorwoche noch um 0,8 Prozent eingebrochen waren und damit die aktuelle Verfassung des amerikanischen Verbrauchers recht genau wiedergaben, schnellten die Umsätze in den letzten Tagen um satte 1,7 Prozent in die Höhe. Dem Verbraucher geht es angesichts des hohen Ölpreises und des schwachen Arbeitsmarktes keinen Deut besser – aber er brauchte Abkühlung.

Sommerklamotten, so leicht wie möglich, flogen förmlich von den Regalen, in den Supermärkten gab es heiße Schlachten am Kühlregal. Doch auch hochpreisige Artikel fanden Abnehmer: Im Elektrohandel waren die Klimaanlagen mancherorts ausverkauft, in den Outdoor-Läden waren Gartenmöbel gefragt, in den Baumärkten alles rund um den Swimming Pool.

Die erste Hitzewelle dürfte in den nächsten Tagen vorbei sein, doch vor allem die Baumärkte freuen sich über anhaltend gute Geschäfte: Wo es nämlich in den letzten Tagen nicht gerade zu heiß war, wüteten brutale Stürme und Tornados. Mancherorts gab es Überschwemmungen. Das wiederum hob die Nachfrage nach Pumpen und Holz zum Schutz von Türen und Fenstern. Die Unternehmen rechnen weiter mit guten Verkäufen, wenn in zahlreichen betroffenen Nachbarschaften die Aufräumarbeiten beginnen.

Zu dem dramatischen Umsatzsteigerungen, die selbst Optimisten aus der Branche überrascht haben, hatten natürlich auch die Steuerrückerstattungen beigetragen, die mittlerweile bei den meisten Amerikanern eingetroffen sind. Seit Ende Mai sind 600 und 1200 Dollar schwere Schecks an Einzelzahler und Ehepaare unterwegs, mit denen US-Präsident Bush dem Verbraucher in Rezessionsängsten beispringen will.

Das Timing für die Umsatzsteigerungen hätte nicht besser sein können. Für die amerikanischen Läden ist der Juni der letzte große Verkaufsmonat, bevor im Juli die zahlreichen Verkaufsaktionen mit Margen erschütternden Sonderangeboten beginnen. Wer jetzt noch kräftig verkauft, muss bei weniger Artikeln im späteren Sommer die Preise senken.

Unterm Strich tat die Hitzewelle dem amerikanischen Einzelhandel also gut – doch in der Branche macht man sich nichts vor. Der Sommer wird nicht nur heiß, er wird für die Bürger auch teuer, und die meisten werden versuchen, ihre Ausgaben im Alltag dramatisch einzuschränken.
© Inside Wall Street
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