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Alt 18-06-2007, 20:38   #692
Starlight
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Sicherheit in Plastiktüten

Die Koffer sind gepackt, Tickets und Pass liegen bereit. Morgen geht´s los, meine einwöchige Reise nach Deutschland ist halb geschäftlich und halb privat… und führt mich wieder einmal durch endlose Schlangen am Flughafen, wo Sicherheit über alles geht – und auch manchen Unternehmen nutzt.

Dass seit gut fünf Jahren Gepäckstücke nicht nur geröntgt, sondern auch auf alle möglichen und unmöglichen Inhaltsstoffe getestet werden, hat einigen börsennotierten Konzernen massive Umsatzzuwächse beschert und manche Aktie klettern lassen. Allen voran stehen Konzerne wie L-3 Communications oder InVision, der Sicherheits-Spezialist, der unlängst von General Electric übernommen wurde.

Solche auf Sicherheitstechnologie spezialierte Unternehmen sind – ebenso wie Öl-Konzerne und Rüstungs-Anbieter – durchaus gewohnt, dass neue Gesetze Wachstum bringen. Entsprechend viel Geld investiert man in Lobbyisten, die in Washington dafür sorgen, dass neue Vorschriften geschliffen werden, bis sie optimal zu Unternehmens-Strategie und Produktpalette passen.

Doch gibt es auch Konzerne, die völlig überraschend von neuen Sicherheitsvorkehrungen profitieren, darunter zum Beispiel die Konsumriesen Clorox und Procter & Gamble, oder der privat gehaltene Konkurrent S.C. Johnson.

Alle drei profitieren seit gut einem Jahr von einer massiv gestiegenen Nachfrage nach kleinen Plastikbeuteln. Seit eine Gruppe von Terroristen in Großbritannien aufgeflogen ist, die angeblich versucht haben soll, eine Peroxid-Verbindung in ein Sportgetränk zu rühren und dadurch einen leicht entflammbaren Sprengsatz zu bauen und an Bord von bis zu zehn Flugzeugen zu bringen, dürfen Passagiere bekanntlich keine Flüssigkeiten mehr an Bord bringen – außer… und jetzt wird es interessant für die Unternehmen:

Flüssigkeiten dürfen mit an Bord gebracht werden, wenn sie in Behältnissen von unter 100 Millilitern sind. (Das allein hat die Umfrage nach Deo und Zahnpasta in Reiseportionen erhöht.) Und wenn sich die Kleinpackungen zusätzlich in einem „verschließbaren Plastikbeutel von nicht mehr als 20 mal 20 Zentimeter Größe“ befinden.

Solche Beutel stellt beispielsweise Clorox her, in diesem Fall in der Glad-Reihe. Die reicht von Mülltüten bis hin zu Einfrierbeuteln. Die kleinsten – eben 20 auf 20 Zentimeter – waren bislang nicht allzu gefragt. Verbraucher bevorzugen die größere Variante. Doch seit die neuen Vorschriften für Flugsicherheit gelten, sind die Umsätze bei kleinen Tüten um 7 Prozent gestiegen, was sich auch auf den Aktienkurs auswirkte.

„Für uns ist es ungewohnt, dass neue gesetzliche Vorschriften neues Geschäft bringen“, meint David Kellis, der Glad-Chef bei Clorox. Auch bei Pactiv hatte man damit keine Erfahrung, bis Flughäfen massenhaft Beutel aus der Hefty-Reihe kauften, um Fluggästen den Inhalt der Hygienebeutel vor der Sicherheitsschleuse zu ermöglichen.

Dieses Umräumen werde ich mir sparen, meine Utensilien stecken im Klarsichtbeutel. Allerdings im Produkt einer Billigmarke, die doch gut genug ist um Deo und Zahnpaste zu transportieren und das Hühnefilet für den nächsten Grillabend frisch zu halten.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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