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Alt 08-10-2007, 20:33   #755
Starlight
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Streik: Nach GM soll Chrysler dran sein

Mit einem zweitägigen Streik hat die Gewerkschaft UAW im September dem Automobilkonzern General Motors Druck gemacht und eine Milliarden-Zahlung zur Beilegung von Versicherungsfragen erstritten. Kaum sind die Verträge für die GM-Mitarbeiter verlängert, wird nun mit Chrysler verhandelt.

In Stuttgart wird man in diesen Tagen froh sein, mit dem drittgrößten amerikanischen Automobilhersteller nichts mehr zu tun zu haben. Obwohl die meisten Branchenexperten damit gerechnet hatten, dass die UAW ihren Arbeitskampf nach GM bei Ford fortsetzen würde, droht jetzt Chrysler ein Streik. Die Gewerkschaft hat eine Deadline zur Unterzeichnung neuer Verträge auf Mittwochvormittag gesetzt.

Allzu große Sorgen wird man sich aber auch in der Chrysler-Zentrale nicht machen. Die schwache Nachfrage nach amerikanischen Wagen hat bereits dazu geführt, dass das Unternehmen in dieser Woche fünf Werke vorrübergehend schließt, so dass dort keine neuen Autos mehr hergestellt sondern Lagerbestände abgebaut werden können.

Allzu besorgt ist man im aktuellen Stadium der Verhandlungen aber ohnehin nicht. „Wir sind optimistisch und gehen davon aus, dass wir uns rechtzeitig einigen können“, sagt Chrysler-Sprecherin Michele Tinson. Die Verhandlungen scheinen auch gute Fortschritte zu machen, wie der amerikanische Finanznachrichtendienst Marketwatch aus nicht näher genannten Insiderkreisen erfahren hat.

Dass die UAW dennoch mit einem Sreik droht, dürfte zunächst auch eher taktisch sein. Man setzt Chrysler unter Druck, um etwaige Verhandlungsnachteile auszugleichen. Die hat die Gewerkschaft spätestens seit Chrysler ein privat gehaltenes Unternehmen geworden ist. Seit der Übernahme durch Cerberus Capital muss Chrysler keine Bilanzen und sonstige Unternehmensdaten mehr vorlegen, was der Gewerkschaft die Berechnung ihrer Forderungen erschwert.

Die UAW vertritt etwa 49 000 Mitarbeiter von Chrysler, womit das Unternehmen offiziell das kleinste unter den US-Herstellern ist. Die Gewerkschaft betreut aber auch 78 000 Chrysler-Rentner, deren Forderungen bei den aktuellen wie auch zuvor bei dem GM-Verhandlungen den wichtigsten Streitpunkt bilden.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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