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Alt 05-10-2006, 21:15   #555
Starlight
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Amerikas CEOs sind pessimistisch

Drei Tonnen wiegt der Bronze-Bulle, den Touristen unweit der New Yorker Börse tagtäglich belagern. Damit ist das Monstrum unumstritten der mächtigste Bulle im Finanzdistrikt, wenngleich es an Konkurrenz nicht mangelt: Fast jeder, der an der NYSE ein und ausgeht, ist Berufsoptimist, zuverlässige Vorhersagen zu Wirtschaft und Konjunktur holt man sich daher am besten woanders.

Zum Beispiel bei den Unternehmen, deren Aktivitäten ja die Wirtschaft steuern. Deren Chefs sind meist auch optimistisch, doch sind sie den Risiken des Marktes, den Unsicherheiten um Verbraucherstärke, Rohstoffkosten und Lagerbeständen jeden Tag ausgesetzt, und so betrachtet kaum ein CEO die Welt durch die rosarote Brille.

Die CEOs von siebzig wichtigen amerikanischen Unternehmen, darunter viele Dow-Werte, werden zwei Mal im Jahr zu ihrer Einschätzung der US-Wirtschaft befragt. Laut der neuesten Studie sind sie nicht mehr so optimistisch wie noch im Februar. 45,6 Prozent der CEOs rechnen damit, dass die US-Konjunktur weiter abkühlt, nur noch 41,2 Prozent rechnen damit, dass sich das Umfeld verbessert.

Damit ist erstmals seit Einführung der Studie vor zwei Jahren der größte Teil der Befragten negativ eingestellt. Damit hatten Experten vorab nicht gerechnet, zumal es vor sechs Monaten nur 16 Prozent der CEOs waren, die sich bärisch geäußert hatten.

Ganz überraschend kann man die Ergebnisse dennoch nicht finden, zumal die meisten (anonym) Befragten ihre Einschätzung mit den Dauer-Themen Öl, Zinsen und Verbraucher begründen. Allen voran die hohen Energiepreise machen ihnen zu schaffen, schließlich leidet man unter denen als Unternehmen doppelt: Teures Öl verursacht hohe Kosten in der Hestellung, und schwächt über steigende Benzinpreise den Verbraucher.

Die aktuell etwas niedrigeren Preise beeindrucken Insider nicht, zumal die Kürzuung der Förderquoten durch die Opec nicht ganz unerwartet kam.

Für die Unternehmen sind die Konsequenzen aus den schlechteren Aussichten klar: 38 Prozent der jetzt Befragten rechnen mit Kostensenkungen, ganze 80 Prozent sagen, dass die Zahl der Neueinstellungen zurückgehen dürfte. Das wiederum dürfte für Stirnrunzeln bei manchem Konjunkturbeobachter sorgen, der auf den Arbeitsmarktbericht am Freitag als Katalysator für weitere Gewinne gesetzt hat.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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