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Alt 29-09-2006, 21:43   #550
Starlight
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Ist Youtube in Idioten-Investment?

Alle paar Monate macht eine Website Schlagzeilen, findet so viele Fans, dass sie zum Kulturthema wird. Die Video-Seite Youtube ist das jüngste Beispiel. Wer eine Videokamera (oder einen Rekorder hat), kann seine Filmchen und Mitschnitte mit anderen Teilen, das Sammelsurium reicht von Comedy über Propagands bis zur Werbung.

Der Erfolg von Youtube.com kam nicht ganz überraschend. Ähnliche Seiten mit Musik-Kontent haben vorgemacht, wie eine P2P-Seite im Schneeball-System wächst, wie sich binnen weniger Wochen vom Geheimtip zum internationalen Medienphänomen werden kann. An ähnlichen Seiten hat sich auch gezeigt, dass mit dem ersten Erfolg schnell Corporate America interessiert aufschaut. Internet-Portale und Medienriesen betrachten Youtube interessiert, manche waren oder sind als Käufer interessiert. Auch das ist kein überraschendes Ergebnis, denn das Internet wird vor allem auf den P2P-Seiten ein Marktplatz, auf dem sich mehr Leute (sprich: Kunden, Verbraucher) tummeln als in irgendeinem anderen Medium.

Um Youtube ranken sich nun seit Wochen Gerüchte, wer die Seite vielleicht schon bald übernehmen könnte und für welchen Preis. Jüngste Schätzungen aus der Branche beziffern den Wert der Seite auf bis zu 1,5 Milliarden Dollar.

Ein Experte sieht das nun ganz anders. „Nur ein kompletter Idiot würde Youtube kaufen“, meint Mark Cuban. Der Hightech-Investor, der sein Milliardenvermögen durch mehrere Start-Ups gemacht hat und zu dessen Imperium auch das Nowitzki-Team Dallas Mavericks gehört, sagt das nicht einfach so. „Youtube verstößt jeden Tag gegen das Gesetz“, meint Cuban, „und irgendwann werden die bis in die Hölle und zurück verklagt.“

Dass bisher noch niemand gegen Youtube geklagt hat, habe auch nur einen Grund. Das Start-Up habe kein Geld, es sei ja nichts zu holen. Sobald aber Yahoo oder andere Unternehmen hinter der Seite stünden, würden sich sofort die zu Wort melden, die ihre Urheberrechte auf Filme und Spots verletzt sehen – und das sind Tausende. Denn auf Youtube finden sich längst nicht nur die selbstgemachten Pleiten-Pech-und-Pannen-Sreifen aus der Heimkamera, sondern Kurzfilme, preisgekrönte Werbespots und Musikvideos. Auch Ausschnitte aus TV-Sendungen und Kinofilmen gibt es zuhauf, von den Simpsons über South Park bis zu Klassikern wie Bonanza.

Cuban also will die Finger von Youtube lassen, und auf ihn hört die Branche. Immerhin ist der Mann für ein geschicktes Händchen im Internet bekannt. Seine ersten Start-Ups verkaufte er seinerzeit an die heutige AOL-Tochter Compuserve und an Yahoo, in den letzten Jahren fiel Cuban als Investor bei Blogs und im HiDefinition-Fernsehen auf, selbst eine eigene Reality-Show im Fernsehen wurde ihm auf den Leib geschneidert.

Die Diskussionen im einen baldigen Deal mit Youtube dürften nun also erst einmal verstummen. Ganz aufhören werden sie nicht. Mag ja sein, dass es irgendwo einen „kompletten Idioten“ gibt, oder einen, der aus dem Copyright-Dilemma der Video-Seite einen Ausweg kennt und doch noch einen Milliarden-Markt erkennt.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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