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Alt 27-03-2007, 18:06   #645
Starlight
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US-Touristenbranche sorgt sich um Einwanderungs-Schikanen

Es wird Frühling in New York, und mit den Kirschblüten im Central Park erwacht eine Industrie aus dem Winterschlaf: die Tourismus-Branche. In den nächsten Monaten werden Millionen Menschen kamera-behängt in der Weltstadt am Hudson, bei den Niagara-Fällen, im Grand Canyon und in L.A. einfallen – hoffentlich.

Denn die Zeiten sind vorbei, in denen der Zustrom internationaler Touristen in den USA stetig zunahm. Von einem dramatischen Einbruch unmittelbar nach den Terror-Attacken auf das World Trade Center hat sich die Branche zwar weitgehend erholt. Im vergangenen Jahr wurden US-weit 51,1 Millionen Touristen gezählt und damit etwa so viele wie im Rekord-Jahr 2000. Doch von den einst vom Handelsministerium prognostizierten 60 Millionen ist man weit entfernt.

Darum sorgt sich die „Discover America Partnership“, ein Branchenverband, in dem sich Vertreter zahlreicher Touri-orientierten Unternehmen zur gemeinsamen Lobby-Arbeit zusammengeschlossen haben. Im Gremium sitzen die CEO von Hotelketten und Casinos, von Freizeitparks, Messezentren und Mietwagen-Firmen. Sie alle haben ein Ziel vor Augen: Jedes Jahr mehr internationale Touristen ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu locken. Doch das wird immer schwieriger.

Dabei ist es gar nicht einmal das politische Umfeld, dass die USA in den letzten Jahren für Besucher unattraktiver gemacht hätte. Republikanische Hardliner hin, Irakkrieg her, Touristen können laut einer groß angelegten Studie über solche Probleme hinwegsehen. Auch eine etwaige Terror-Gefahr nehmen die Besucher in Kauf – was sie abschreckt, ist vielmehr der Terror-Schutz. Der hat nämlich dazu geführt, dass die Einreise am New Yorker und an anderen Flughäfen in den letzten Jahren zu einem wahren Albtraum geworden ist.

39 Prozent der befragten internationalen Touristen erklären, die Einreise in die USA ist die schwierigste überhaupt – angefangen von der Beschaffung des Visums bis hin zu langen Schlangen und unfreundlichen Beamten am Einreise-Schalter. 66 Prozent der Touristen haben Angst, schon wegen eines klitzekleinen Fehlers auf einem Dokument stundenlang festgehalten oder gar zurückgeschickt zu werden.

Nur magere 12 Prozent der Touristen – befragt wurden Reisende aus 16 Ländern von China und Russland über Deutschland und Frankreich bis hin zu Argentinien und Kolumbien – halten den Einreise-Service in die USA für „einladend und freundlich“. Doppelt so viele sprechen sich für die Einreise in ein europäisches Land aus.

Entsprechend hat sich das Reiseverhalten angepasst: Die Zahl britischer Touristen in den USA ist in den letzten sechs Jahren von 4,7 aus 4,2 Millionen gefallen. Aus Japan kamen einst 5 Millionen und heute nur noch 37 Millionen, unter den Franzosen zieht es jährlich 790 000 in die Vereinigten Staaten, wohin einst 1 Million reisten.

Für einen kleinen Ausgleich sorgen steigende Touristenzahlen aus China, Indien, Südkorea und Mexiko – doch macht eben diese Verschiebung der Branche Sorgen. Denn Besucher aus den genannten Ländern geben weniger Geld aus als Europäer und Japaner.

Entsprechend fordert man nun Maßnahmen, den Trend umzukehren. Der Branchenverband denkt an ein Programm für „registrierte Reisende“, die am Flughafen schneller abgewickelt werden könnten. Oder an eine Visum-Bearbeitung von unter dreißig Tagen für Touristen. „Wir wollen auf keinen Fall die Sicherheit mindern“, meint Verbandssprecher Geoff Freeman. „Wir können und müssen aber effizienter arbeiten.“

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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