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Alt 21-09-2005, 20:23   #319
Starlight
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GM bleibt auf dem Pannenstreifen

Optimismus ist bei General Motors längst zu einem Fremdwort geworden. Der Autokonzern hat zu lange auf dem Pannenstreifen gesessen, als dass man die Konkurrenz jetzt noch einholen könnte. Zur Wochenmitte stellt GM neue SUV-Modelle vor, rechnet aber nicht mehr damit, dass diese für eine Trendwende sorgen.

Dass sich GM von seinen neuen Modellen – unter klangvollen Namen wie Yukon Denali und Escalade – selbst nicht mehr verspricht als jetzt bei einer Pressekonferenz bekannt wurde, ist fast schon ein bisschen tragisch. Denn die eigentliche Ursache für den stagnierenden Verkauf der durstigen Familienschiffe hat der einst weltgrößte Autobauer ausgemerzt: Man hat die Fahrzeuge ein wenig sparsamer gemacht, und manche der neue Modelle sollen jetzt pro Gallone noch weiter fahren können als die SUV des asiatischen Konkurrenten Toyota.

Das Problem: Mittlerweile ist Benzin so teuer geworden, dass Jane und John Doe auch ein sparsames SUV noch zu teuer sein dürfte. Solange die Amerikaner 3 Dollar pro Gallone zahlen – und angesichts des Hurrikans Rita und der anhaltenden Engpässen in den US-Raffinerien dürfte sich daran alsbald nicht viel ändern –, sind die großen Kisten mit drei Sitzreihen, riesigem Kofferraum und abenteuerlicher Bodenfreiheit nicht gefragt.

„Das SUV-Segment wird wohl nicht mehr wachsen“, gesteht GM-Vize Robert Lutz ein. Man habe früher einmal gedacht, den Bereich auf 1 Million verkaufter Autos pro Jahr ausbauen zu können, „es dürfte aber bei den 750 000 Wagen bleiben, die im Moment verkauft werden.“ Von denen setzt GM 60 bis 62 Prozent ab und ist damit Marktführer.

Diese Position glaubt man weiterhin sicher, so Lutz. Man könne ja auf Kosten der anderen wachsen. Wachstum dürfte aber auch das nicht bringen, „denn während wir Marktanteile ausbauen, wird der Markt im Allgemeinen wohl ein wenig schrumpfen“, so Lutz.

Es ist ein Trauerspiel, doch wirklich leid tun muss einem GM nicht. Zwar kann der Automobilriese nicht viel für den hohen Öl- und Benzinpreis, man hätte sich aus der Abhängigkeit von dem wichtigsten Rohstoff aber längst befreien können. Jahrzehntelang hat es GM – wie auch Konkurrent Ford – versäumt, die Motoren zu modernisieren und sparsamer zu machen. Man hatte das nicht nötig, weil Lobbyisten in Washington für volle Rückendeckung seitens der Regierung gesorgt hatten.

Darüber freute man sich in Detroit eine Zeit lang, denn die Geschäfte gingen umso besser je weniger Geld in Innovation und Forschung gesteckt werden musste. Mittlerweile hat zwar auch der dümmste Mitarbeiter kapiert, dass man sich mit dieser Taktik das eigene Grab geschaufelt hat, doch ist es nun zu spät. Wenn das SUV-Segment stagniert, dann mit ihm die wichtigste Sparte des Unternehmens. Der Aktie sieht man die Problematik an, der Dow-Wert ist auf Talfahrt. Nicht nur, dass man von einstigen Spitzenwerten von fast 70 Dollar nur träumen kann, seit man Tiefpunkt bei 25 Dollar durchschritten hat. Allein in den letzten vier Monaten ging es um gute 20 Prozent auf die aktuellen 30 Dollar herab.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
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