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Alt 26-07-2007, 20:45   #712
Starlight
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D’oh… Homer rules!

Hollywoods Prominenz darf schon am Donnerstagabend über den gelben Teppich schreiten, alle anderen müssen bis Freitag warten. Dann läuft nach 18 Jahren im Fernsehen der erste Kinofilm der Simpsons an. Alles spricht dafür, dass das 87-Minuten-Epos der Kinoerfolg des Sommers wird.

Dass Homer, Marge, Bart, Lisa und Maggie ihre Fan-Gemeinde vom Wohnzimmer ins Kino locken könnten, hatte von vorneherein kaum jemand bezweifelt. Zwar sind in der Vergangenheit zahlreiche Kino-Ausflüge von Fernsehserien bitter gescheitert, doch bei der Familie aus Springfield standen die Zeichen gut: Die Autoren haben sich Zeit gelassen, sich mit dem Format Kino vertraut gemacht und früh erkannt, dass man nicht einfach drei Folgen aneinanderreihen dürfe, sondern nur mit komplexeren Handlungssträngen Erfolg haben könne.

Diese Handlungsstränge schließen jetzt eine Umweltkatastrophe, eine Abrissbirne, einen splitternackten Bart, den amerikanischen Präsidenten Schwarzenegger und ein Spider-Schwein ein – und die genaue Erklärung, in welchem Staat nun eigentlich Springfield liegt. Der Hinweis kommt von Ned Flanders, der mit Bart auf einen Berg steigt. „Von hier oben kann man die vier Staaten sehen, die an Springfield grenzen: Ohio, Nevada, Maine und Kentucky.“ Atlanten raus…

Auch an der Wall Street wartet man mit Spannung auf den Simpsons-Film. Nicht nur, weil auch auf dem Parkett und in den Bankentürmen Hunderttausende von Fans arbeiten, sondern weil rund um die gelbe Sippe ein gewaltiges Finanzimperium gewachsen ist. Das schließt nicht nur die Vermarktung von Rechten und dem klassischen Merchandise ein, an dem sich Erfinder Matt Groening, seine Produktionsfirma und das Murdoch-Imperium dumm und dämlich verdienen.

Interessanterweise hat sich um den Kinofilm ein ganz neues Marketing entwickelt. Die Serie, die 18 Jahre lang ohne Produktwerbung auskam, hält dieses Konzept durch. So arbeitet man zwar mit der Supermarktkette 7-11 zusammen, allerdings auf unorthodoxe Weise. Zahlreiche Filialen in ganz Amerika wurden nämlich zu Kwik-E-Marts umdekoriert. Und dort werben die Simpsons nicht etwa für normale Produkte, sondern nur für ihre eigenen: Die Squishee-Drinks, beispielswiese, Krusty’O-Cornflakes oder die Comicserie „Radioactive Man“.

Finanziell ist der Film also dank einer geschickten PR-Kampagne und den zu erwarteten Besucherzahlen bereits ein Riesenerfolg – zumal kaum Konkurrenz gegen die Springfielder antritt. Harry Potter hat den ersten Besucheransturm schon hinter sich, und der einzig nennenswerte Neustart am Simpsons-Wochenende dürfte mit wehenden Fahnen untergehen: In „I know who killed me“ spielt Lindsay Lohan eine Frau, die von einem Serienkiller entführt und gefoltert wird. Zwei ähnliche Filme, „Hostel“ und „Captivity“ fanden in den letzten Wochen keine Fans, ein schlimmer Mord an drei Frauen in Connecticut, der US-weit Schlagzeilen machte, dürfte die Thematik für Kinofreunde nicht gerade attraktiver machen. Zudem ist Lindsay Lohan gerade auf dem besten Weg ins Gefängnis und nach Paris-Hilton-Muster bei den meisten Amerikanern längst unten durch.

Freie Fahrt also für die Simpsons. Der Erfolg an der Kinokasse ist vorprogrammiert, den kann auch Homer höchstpersönlich nicht mehr gefährden.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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