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Alt 25-07-2007, 20:43   #710
Starlight
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Stahlpreise: Brauereien fürchten Fass-Diebe

Wenn die Nachbarn am Freitagabend kurz auf ein Grillwürstchen rüberkommen, dann gibt´s dazu Bier aus dem Sixpack – das passt. Wer aber ein richtiges BBQ plant, dem kommen keine Flaschen auf den Tisch. Frisch gezapft sprudelt das Bier in Glas, und das leere Fass… nun, das bringt heutzutage bares Geld.

Auf die Stahlfässer, in denen amerikanische Brauereien an Läden, Bars und auf Anfrage auch an private Grillpartys liefern, werden 10 Dollar Pfand erhoben. Zu wenig, wie sich seit einigen Monaten zeigt. Denn seit die Rohstoffpreise deutlich zugelegt haben, stehlen immer mehr Biertrinker die Fässer (die trotz Pfand der Brauerei gehören!) und verscherbeln sie an Altmetall-Händler, die rund 55 Dollar pro Stück zahlen.

Die Brauerei bleibt auf dem Schaden sitzen: Ein Fass zu ersetzen kostet 130 Dollar. Hunderttausende Fässer sind der Branche in den letzten zwölf Monaten abhanden gekommen. Der Gesamtschaden liegt bei bis zu 50 Millionen Dolar, schätzt Jeff Becker vom Beer Institute, dem zuständigen Branchenverband.

Dass manche Brauereien das Pfand nun auf 50 Dollar pro Fass angehoben haben, löst das Problem nur zum Teil. Zumindest diejenigen, die bisher aus Faulheit ihre Fässer nicht zurückgebracht haben, tun das jetzt. Wer wirklich Böses im Sinn hat, wartet aber einfach auf weitere Preisanstiege im Stahlbereich und verkauft weiter.

Auch das wird allerdings schwieriger, denn die Brauereien arbeiten mittlerweile mit den Metallhändlern zusammen. Die meisten nehmen keine Fässer mehr an, wenn der Kunde keine Quittung mitbringt – für das Fass, nicht für das Bier.

Genug schwarze Schafe gibt es dennoch. Bei der Miller-Brauerei in Milwaukee, einem der weltgrößten Konzerne der Branche, fürchtet man gar organisiertes Verbrechen. „Manche Diebe fahren nachts durch die Gassen hinter Bars und Restaurants und suchen Fässer“, meint Unternehmenssprecher Julian Green.

Diesen Banden kann höheres Pfand das Handwerk nicht legen, und auch die Polizei scheint machtlos zu sein. Die Aufklärungsrate ist jedenfalls niedrig. Letzte Hoffnung der Brauereien sind die Futures-Märkte. In den letzten Wochen sind die Preise für Stahl wieder etwas gefallen. Gehen sie noch weiter runter, wird das Geschäft mit den leeren Fässern uninteressant. Dann können sich die Brauereien endlich wieder darum kümmern, was ins Fass rein kommt.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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