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Alt 23-07-2007, 20:53   #708
Starlight
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US-Wahlkmapf: Alle gegen Hillary

Die Vereinigten Staaten werden ab nächsten Jahr von einer Frau geführt – jedenfalls im Fernsehen. In der Erfolgsserie „24“ um den Antiterror-Agenten Jack Bauer spielt Cherry Jones („Erin Brokovich“, „The Perfect Storm“) die US-Präsidentin Allison Taylor. Dass die Serie zeitgleich mit dem US-Wahlkampf läuft und noch dazu beim konservativen Sender Fox, macht die Sache besonders spannend.

So ist schon einmal unklar, was wohl Medienmogul Rupert Murdoch zu dem Konzept sagt, das auf dem TV-Ableger seiner News Corp. läuft. Murdoch ist zwar mit Hillary Rodham Clinton – der einzigen Frau unter den Präsidentschaftskandidaten für die Wahl im nächsten Jahr – befreundet, gilt aber normalerweise als strenger Konservativer, dessen Medien stramm rechts marschieren und den Kurs der aktuellen Regierung unterstützen.

Eine politische Meinung zu Präsidentin Taylor wird man von Murdoch wohl auch nicht hören, denn schon das Management bei Fox blockt ab: Fernsehen und Realität hätten nichts miteinander zu tun, heißt es, es werde im Wahlkampf keine Überschneidungen geben. Die Besetzung des Weißen Hauses mit einer Frau sei rein dramaturgisch gefallen, ebenso wie seinerzeit die für Präsident Palmer, der als erster schwarzer Präsident in „24“ spielte.

Doch schauen wir einmal hinter die Kulissen des echten Wahlkampfs: In diesem führt die einzige weibliche Kandidatin zur Zeit das Lager der Demokraten an. Ob das weiter so bleibt, dürfte unter anderem am Montagabend in South Carolina entschieden werden. Da tritt Clinton gegen ihre Mitstreiter Barack Obama, John Edwards sowie die fünf weniger bedeutenden Figuren an. Inoffiziell versteht sich, doch dürfte das geplante „Jeder-gegen-jeden“ schnell auf eine Jagd auf Clinton hinauslaufen, die in den gegnerischen Lagern als „unvermeidbare Kandidatin“ gefürchtet ist.

Der Schaukampf der Demokraten wird am Abend von CNN und dem Onlinevideo-Portal Youtube.com organisiert. Die Fragen stellen Youtube-User; mehr als 2300 haben entsprechende 30-Sekunden-Spots eingespielt und an den Moderator Anderson Cooper übermittelt. Sie decken Innen- und Außenpolitik ebenso ab wie Gesundheitsvorsorge, Erziehung, Bildung und Umwelt – allerdings sind sie nicht immer journalistisch formuliert, sondern kommen frei Schnauze vom Durchschnitsbürger.

Den Kandidaten gefällt das, wie sie sich überhaupt immer mehr auf das Internet stürzen. Die Webseiten von Republikanern und Demokraten sind längst nicht mehr nur Word-Dokumente über die politische Plattform und Spendenaufrufe, sondern immer mehr interaktives Medium, über das Kandidaten Wähler und Wahlkampfhelfer rekrutieren. Zusätzlich unterhalten alle Kandidaten Profilseiten bei MySpace und stellen Videokontent bei allen großen Providern ein.

Immer mehr rückt so die Internet-Generation ins Blickfeld der Politik, man hofft langfristig auch auf steigende Wahlbeteiligungen. Dabei lässt man eine Wählegruppe allerdings nicht außer acht, die seit eh und je den Kern einer guten Kampagne bildet: die Industrie, aus der Millionen in die Wahlkampfkassen fließen. Die Wall Street scheint zur Zeit den Demokraten näher zu stehen als viele erwartet hatten.

Dass Hillary Clinton unter anderem Morgan-Stanley-Chef und früheren Bush-Unterstützer John Mack gewinnen konnte, hat in der Finanzmetropole ein Zeichen gesetzt – und ist dabei vielleicht ein weiterer Grund, warum sich sieben Demokraten am Montagabend wortstark gegen die ehemalige First Lady auflehnen dürften.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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