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Alt 24-05-2007, 20:25   #675
Starlight
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Warum Häuser-Daten den Markt verunsichern

In der monatlichen Flut von Konjunkturdaten gibt es wichtigere und unwichtigere. Der Arbeitsmarkt bewegt die Börse fast immer, die Inflationsdaten aus den Verbraucher- und Produzentenpreisindizes ebenso. Andere Daten spielen nur hin und wieder eine Rolle. Die Immobilienzahlen, beispielsweise, die nur in Krisenzeiten wichtig sind – und oft überbewertet werden.

Am Donnerstag steht die Wall Street nach einem ansehnlichen, aber nicht spektakulären Start unter Druck, weil die Immobiliendaten wieder einmal Verwirrung stiften. Dass die durchschnittlichen Häuserpreise derart eingebrochen sind – von 324 700 Dollar im März über 310 300 Dollar im April auf aktuell 299 100 Dollar im Mai, hatte die Wall Street nicht erwartet.

Dass hingegen die Hausverkäufe um 16 Prozent zugelegt haben, hätte man ebensowenig erwartet. Vielmehr hatten Analysten auf einen Anstieg um 0,3 Prozent gerechnet. Entsprechend verwirrt geben sich nun die Experten, denen immer klarer wird, warum ein allzu enger monatlicher Blick auf manche volatilen Datensätze wenig aussagekräftig ist.

„Wir können diesen plötzlichen Anstieg nicht erklären“, gesteht Morgan Stanley. Die jüngsten Gespräche mit den Häuserbauern hätten weiter ein düsteres Bild gezeichnet, auch wenn die Hypothekenbanken zuletzt ein wenig hoffnungsvoller geklungen hätten.

Bei High Frequency Economics versucht man die aktuellen Daten gar nicht erst zu erklären, sondern stellt sie direkt in Frage. „Das ist zwar der größte Monatsanstieg seit 14 Jahren“, mein Analyst Ian Shepherdson. Aber außer dem Anstieg von 16 Prozent müsse man sehen, dass die statistische Abweichung „massiv ist und bis zu plus/minus 13 Prozent beträgt.

Die Analysten von Ritholtz Research & Analytics sind ebenfalls vorsichtig bei der Bewertung von zweistelligen Umsatzzuwächsen. „Solche Zahlen sind sehr unzuverlässig“, heißt es mit Verweis auf das unkontrollierte Prozedere, nach dem die Bau-Unternehmen ihre Verkaufszahlen an das Wirtschaftsministerium melden. Schon seit 15 Jahren sehe man, dass zweistellige Daten – nach oben oder unten – im nächsten Monat meist korrigiert würden und leztlich darauf zurückzuführen waren, dass mehr oder weniger Unternehmen ihre Zahlen eingereicht hätten.

Im Mai scheinen vor allem Häuserbauer aus den Südstaaten gemeldet zu haben, zeigt ein Blick in den aktuellen Branchenreport aus Washington. Darauf weist der Analyst von MFR hin, der damit auch die dramatischen Preiseinbrüche erklärt sieht. Immerhin sind die Häuser im Süden allgemein billiger als im Norden des Landes. Die Experten von Nomura schließen sich der Meinung an und finden die steigende Nachfrage nach Häusern unterhalb 200 000 Dollar verzerrend.

Bei Bear Stearns fasst man die Einsichten der Kollegen zusammen und resümiert: In eienr volatilen Branche „ist es sehr schwer, aus einem monatlichen Report wirklich wichtige Informationen abzuleiten“.

Das sollten sich Anleger zu Herzen nehmen, es bliebe ihnen viel Stress erspart.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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