Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 22-05-2007, 19:51   #673
Starlight
TBB Family
 
Benutzerbild von Starlight
 
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 34.578
Sorglos in die Hurrikan-Saison

Andrea hat sich ohne großes Aufsehen verabschiedet, Barry und Chantal stehen vor der Tür. Und Millionen fragen sich, wer wohl der prominenteste Gast der Saison sein wird. Humberto vielleicht? Oder Jerry? Melissa oder Pablo? Kommen werden sie auf jeden Fall, die Hurrikans des Sommers 2007 – wann und wie stark, das bleibt abzuwarten.

Meteorologen warnen eine Woche vor dem offiziellen Beginn der Hurrikan-Saison vor einer Reihe starker Unwetter, die wohl die Küstenregion im Südosten der USA als auch Staaten entlang der Ostküste bis hinauf nach New York und New England treffen könnten. Man rechnet nicht zwingend mit einem weiteren Desaster in „Katrina“-Ausmaßen, gibt aber auch keine Entwarnung.

Umso überraschender, dass die meisten amerikanischen Unternehmen bisher nicht vorgesorgt haben. Der Büro-Ausstatter Office Depot hat eine Umfrage in Auftrag gegeben, nach der 71 Prozent aller US-Firmen keinen Notfallplan aufgestellt haben. Mehr als die Hälfte der Chefs von kleinen und mittelständischen Betrieben sagen, sie seien „nicht besorgt“. Und diejenigen die zumindest ein wenig besorgt sind, verhalten sich nicht konsequent vorsichtig.

So geben zwar 52 Prozent der Unternehmen an, wichtige Akten und Dokumente in Kopie gespeichert zu haben. Allerdings bewahren nur 11 Prozent der Unternehmen diese Kopien an einem anderen Ort als dem eigentlichen Standort auf, wo sie natürlich im Katastrophenfalle mit dem Rest des Ladens untergingen.

18 Prozent der amerikanischen Unternehmen hat überhaupt keine Kopien von irgendwelchen Dokumenten.

Die Experten bei Toigo Partners, die die Umfrage durchgeführt haben, geben sich überrascht. „Gut vorbereitete Unternehmen überleben in den meisten Fällen“, meint CEO Jon Toigo, der einen Grund weiß, warum die meisten Firmen den Ernstfall nicht proben. „Viele glauben, dass eine Vorsorge mit hohen Kosten verbunden wäre.“

Das sei nicht der Fall. In vielen Unternehmen würde es völlig ausreichen, wichtige Dateien jeden Abend oder jeden Freitagabend auf ein Flash-Drive zu kopieren, etwa einen kleinen Memory-Stick. Die kleinen Gadgets kosten nur noch ein paar Dollar, passen in jede Hosentasche und lassen sich daher auch leicht transportieren und anderswo aufbewahren.

Alle wichtigen Daten – Kundenkontakte, Telefonnummern, Verträge, Bankverbindungen, Tabellen – nach einem Unwetter zur Hand zu haben, ist laut Toigo in vielen Fällen entscheidend dafür, ob ein Unternehmen überlebt oder untergeht.

Apropos überleben: Für den Ernstfall lohne es sich durchaus auch, einen Erste-Hilfe-Kasten, Wasserflaschen und ein Radio samt Batterien parat zu haben.

Eine Vorsorge lässt die Umfrage indes aus: die Versicherung. Auch zwei Jahre nach “Karina” sind nur ein Bruchteil aller Schadenersatzforderungen bearbeitet. Versicherer und Versicherte streiten in manchen Fällen monatelang, ob ein Gebäudeschaden dem Wasser (nicht versichert) oder dem Sturm (versichert) zuzuschreiben sei. Die Beschwerden gegen Versicherungen haben in den letzten beiden Jahren steil zugelegt.

Umso wichtiger, zumindest da vorzusorgen, wo man das selbst kann. Und zwar möglichst bald, denn der nächste Sturm – Barry – dürfte nicht allzulange auf sich warten lassen.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
Starlight ist offline   Mit Zitat antworten