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Alt 18-05-2007, 20:34   #672
Starlight
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Teures Benzin belastet den Einzelhandel

Eine der bekanntesten Touristenattraktionen in New York ist die bronzene Atlas-Statue am Rockefeller Center. Der Halbgott aus der griechischen Mythologie trägt das Firmament auf seinen Schultern – und damit erinnert er immer mehr, ganz unpoetisch und sehr irdisch, an den amerikanischen Verbraucher.

Der amerikanische Verbraucher verfügt zwar in der Regel nicht über den muskulösen Körper, mit dem der Zeus-Sohn gesegnetr ist, scheint aber eine ähnliche Ausdauer zu haben. Mit einer Art Urkraft trägt er seit Jahren die amerikaniksche Konjunktur und in Folge den Aktienmarkt von einem Hoch zum nächsten. Mit übermenschlicher Ausdauer setzt er sich über Inflation und Verschuldung, die Immobilienkrise und steigende Energiepreise hinweg – bis jetzt.

Der Branchenverband des amerikanischen Einzelhandels NRF fürchtet nun, dass sich die Widerstandskraft des Konsumenten langsam legt. Wenige Tage vor Memorial Day, dem Feiertag, mit dem die Amis alljährlich die Urlaubszeit einläuten, machen stetig steigende Benzinpreise nicht nur den Autofahrern Sorgen, sondern auch Ladenbesitzern und Restaurants, die ihrerseits sinkende Umsätze fürchten.

Laut einer aktuellen Umfrage der NRF geben drei Viertel der amerikanischen Verbraucher zu, dass sich die hohen Preise – der Benzinpreis ist gerade über 3 Dollar pro Gallone geklettert – auf das Ausgabeverhalten niederschlagen. Während das einerseits den positiven Effekt bringt, dass viele Einkäufer nicht mehr in weit entfernte Malls fahren, sondern lokal shoppen, damit Benzin und Geld sparen und die Umwelt schonen, hat das auch negative Folgen:

Immer mehr Amerikaner geben nämlich zu, verstärkt auf Sonderangebote zu achten und Coupons auszuschneiden – den Einzelhändlern frisst das die Margen auf. „Die Leute überlegen sich beim Einkaufen zweimal, was sie wirklich brauchen“, erklärt NRF-Chefin Tracy Mullin.

Fast ein Drittel scheint der Meinung zu sein, beim Urlaub etwas kürzertreten zu können. 31 Prozent gehen weniger aus, was die Gastronomie belastet. Etwa ein Viertel der Verbraucher will weniger neue Kleider kaufen, und ein Füftel verschiebt geplante größere Investitionen wie Auto, Fernseher oder Möbel. Entsprechend dürften in den Sommermonaten eine breite Reihe Einzelhändler Umsatzeinbrüche feststellen.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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