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Alt 09-05-2007, 20:23   #664
Starlight
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US-Leitzins unverändert, Sorge um Inflation

Die amerikanische Notenbank hat am Mittwochmittag den Leitzins unverändert bei 5,25 Prozent belassen. Das war an der Wall Street allgemein erwartet worden. In bezug auf die weitere Zinspolitik hält sich die Fed weiter alle Türen offen, sorgt sich aber offen um Inflation. Das sorgte aber nur kurz für Unruhe an den Börsen, die in einer ersten Reaktion einknickten.

Die Notenbank erklärt, dass sich das Wirtschaftswachstum in den USA zuletzt verlangsamt hat, was Anleger aus den jüngsten Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt bereits wussten. Man sieht weiterhin Schwäche am Immobilienmarkt, hofft aber auf ein Ende dieses Trends und „moderates Wachstum“ in der zweiten Jahreshälfte.

Die Fed sorgt sich weiter um den anhaltenden Inflationsdruck. Man rechnet damit, dass diese in den nächsten Monaten nachlässt. Da dies jedoch nicht sicher sei, nennt der Offenmarktausschuss die hohe Kerninflation noch immer die Hauptsorge und größte Gefahr für die Stabilität der US-Konjunktur.

Das Gremium unter der Leitung von Ben Bernanke hat seine Erklärung zur Zinsentscheidung damit kaum verändert. Das ist nur konsequent, denn vor zwei Monaten hatte eine einfache Änderung im Wortlaut zu Unruhe an den Märkten geführt:

Die Fed hatte seinerzeit ausgelassen, dass „weitere Zinsanhebungen“ nötig sein könnten, und dafür erklärt, dass man für „weitere Eingriffe“ in die Zinspolitik offen sei. Der Markt hatte das überschwänglich aufgenommen und als eine Bereitschaft zu – vielleicht baldigen – Zinssenkungen gesehen, obwohl die Experten ausdrücklich erklärt hatten, dass das Hauptrisiko für die Stabilität der amerikanischen Konjunktur noch immer bei der hohen Inflation liegen.

Vor den Kongress bestätigte Ben Bernanke diese Aussage jüngst, er sieht aber prinzipiell konjunkturelle Gefahren auf beiden Seiten, also in Inflation und schwachem Wachstum. Analysten an der Wall Street deuten die jüngste Politik der Notenbank als „geduldig“: Das Kommittee rechnet damit, dass das Wirtschaftswachstum im zweiten Halbjahr anzieht und der Inflationsdruck nachlässt – will bis dahin aber abwarten.

Die Notenbank hat die US-Zinsen seit August letzten Jahres unangetastet gelassen. Zuvor hatte das Gremium – die längste Zeit unter der Führung von Alan Greenspan – den Zinssatz in siebzehn aufeinanderfolgenden Sitzungen um jeweils 25 Basispunkte von 1,0 auf zuletzt 5,25 Prozent angehoben.

Statistiken zeigen, dass der Leitzins auf diesem Niveau verharren dürfte. Ein aktueller Blick auf die Fed-Futures sieht einen Zinsschritt nicht mehr vor November. „Die Notenbank dürfte im aktuellen Umfeld eher kleinere als größere Veränderungen vornehmen“, rechnet Jay Hatzius, Chef-Volkswirt bei Goldman Sachs, mit einer ruhigen Politik von Bernanke.

Dem Aktienmarkt kann das nur recht sein: Im aktuellen Umfeld, in das die Fed zuletzt nicht eingegriffen hat, haben die Blue Chips zehn Allzeit-Hochs in Folge aufgestellt. Der marktbreite S&P-500-Index ist nur noch 18 Zähler von seinem Allzeit-Hoch entfernt. Nach einem ersten Einbruch unmittelbar nach der Zinsentscheidung haben sich die großen Indizes auch wieder gefangen und handeln im Plus.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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