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Alt 24-08-2007, 20:45   #734
Starlight
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Wahlkampf im Googleplex

Barrack in Brooklyn, Hillary in Harlem, Rudy in Florida… überall in Amerika sind die Präsidentschaftskandidaten auf Stimmenfang. Es gibt ein paar Orte, die immer wieder besucht werden. New York und Hollywood zum Beispiel. Und es gibt einen Ort, an dem keiner vorbeikommt der sich zum heimlichen Zentrum des Wahlkampfs gemausert hat: der Googleplex im Silicon Valley.

Im Hauptquartier der Suchmaschine geben sich die Kandidaten die Klinke in die Hand: Die Demokraten Hillary Clinton, Barack Obama und Bill Richardson waren schon da, der Republikaner John McCain und der Unabhängige Ron Paul ebenfalls. Grund für den Besuch: Die Internetbranche hat sich zu einem der wichtigsten Sektoren für Wahlkampfspenden entwickelt. In der ersten Jahreshälfte haben die Mitarbeiter von Dotcom-Unternehmen 2,3 Millionen Dollar an verschiedene Kandidaten ausgeschüttet – mehr als doppelt so viel wie im entsprechenden Zeitraum in den beiden zurückliegenden Wahlkämpfen.

Dabei lohnt es sich längst nicht für jeden Kandidaten gleichermaßen, ins Silicon Valley zu fliegen. Die Republiker geben sich zwar stets business- und unternehmerfreundlich, sind aber in einer von jungen Leuten dominierten Branche mit Sitz im durchweg liberalen Kalifornien nicht wohlgelitten. Die Demokraten hingegen werden hier bejubelt: Hillary Clinton staubte bei einer einzigen Visite im Googleplex 33 000 Dollar an Wahlkampfspenden ab, und Barrack Obama kam sogar auf das Doppelte.

Das ist noch längst nicht alles. Viele Google-Mitarbeiter warten noch ab, bis sie ihr gesetzlich verankertes Spendenlimit ausschöpfen. CEO Eric Schmidt zum Beispiel. Im zurückliegenden Wahlkampf hatte der gleich zwei Demokraten den gesetzlich verankerten Höchstbetrag von 2000 Dollar gegeben: John Kerry und Richard Gephardt. Dass er in diesem Jahr noch zögert, wirft eine interessante Frage auf: Wartet Schmidt auf Al Gore? Der Google-Chef steht dem früheren US-Vize bekanntlich nahe und wäre nicht der einzige, der sich Gore trotz dessen bisheriger Absagen im Weißen Haus wünscht.

Außer Schmidt haben auch die Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin noch kein Geld an die Kandidaten gespendet. Auch sie scheinen sich wohl noch nicht für einen Favoriten entschieden zu haben, wobei sie zumindest jeweils 5000 in ein allgemeines „Google Political Action Committee“ gesteckt haben.

Einmal im Silicon Valley unterwegs, tun die Kandidaten übrigens gut daran, eine größere Runde zu drehen. Denn auch außerhalb des Googleplex gibt es Kohle, voe allem für die Demokraten. John Thompson, der CEO von Symantec, hat vor vier Jahren an Kerry und Liebermann gespendet und jetzt an Obama, für den er auch schon ein Fundraising-Dinner im eigenen Haus veranstaltet hat. Insider rechnen damit, dass er auch Clinton unterstützen wird.

Der Präsident von Oracle, Charles Phillips, steht ebenfalls hinter Clinton, während für die Republikaner wirklich nur Brosamen übrig bleiben. Allein Ebay-Chefin Meg Whitman hat bislang 2000 Dollar an Mitt Romney gespendet. Allerdings hatte sich vor ihrem Job beim Online-Auktionshaus für dessen Firma Bain Capital gearbeitet. Persönliche Motive dürften da also eher eine Rolle gespielt haben als Politik.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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