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Alt 23-08-2007, 20:28   #732
Starlight
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Eine Krise breitet sich aus

Rezession – so, damit wär´s draußen. Das böse Wort will an der Wall Street keiner hören, doch denken manche darüber nach, ob die amerikanische Wirtschaft nach einigen starken Jahren tiefer einbricht als befürchtet. Ganz auszuschließen ist das nicht, denn die Hypothekenkrise hat sich längst auf alle möglichen Bereiche ausgeweitet.

Während immer mehr Banken und Hypothekenleiher zugeben, mitten im Subprime-Schlamassel zu stecken, machen sich die Folgen überall bemerkbar: zum Beispiel am Arbeitsmarkt. Mehr als 18 000 Stellen hat die Branche allein im vergangenen Monat gestrichen. Bei Lehman Brothers müssen 1200 Mitarbeiter gehen, bei Bear Stearns relativ bescheidene 240, und als American Home Mortgage Insolvenz anmelden musste, waren gleich 7000 Banker auf einen Schlag arbeitslos.

Auch in anderen Branchen gibt es Stellenabbau. Vor allem im Baugewerbe, wo immer mehr bereits verkaufte Häuser abbestellt ung folglich nicht gebaut werden. Zulieferer und branchenverwandte Unternehmen sind von der Krise mitbetroffen, nicht zuletzt die Baumarktketten.

Mehr Entlassungen belasten den Verbraucher und damit dessen Ausgabeverhalten: Die Automobilumsätze sind zuletzt deutlich eingebrochen, weil mangels Gehalts und wegen der Unsicherheit in vielen Bereichen der Wirtschaft viele Amerikaner den Kauf eines Neuwagens vertagen oder abblasen. Erste Reaktion der Unternehmen: Die Produktion wird zurückgefahren, Überstunden werden gestrichen – Entlassungen in der ohnehin krisengeschüttelten Branche sind nicht auszuschließen.

Unter den Auswirkungen der Kreditkrise leiden auch die übrigen Einzelhändler. Die Analysten von Wachivia warnen bereits vor Umsatzeinbußen bei den großen Einkausketten, die wiederum zu Entlassungen führen könnten.

Auch Luxus-Läden bleiben nicht verschont. Die Häuser in denen die wohlverdienenden Banker gerne ihr Geld ausgeben, dürften die Traumergebnisse der letzten Jahre wohl nicht mehr erreichen. Denn wer in der Finanzbranche seinen Job nicht gerade verloren hat, muss sich zumindest auf einen deutlich niedrigeren Bonus gefasst machen. Um bis zu 40 Prozent dürften die Sonderzahlungen zum Jahresende ausfallen, berichtet eine Studie am Donnerstag.

Damit tut die Kreditkrise der Wall Street immer mehr auch persönlich weh. So ist es verständlich, wenn man sich die ohnehin betrübliche Situation nicht noch schwärzer Reden will. Doch heimlich und ohne Worte stellen sich immer mehr Experten auf das Worst-Case-Szenario ein… das mit „R“ beginnt.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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