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Alt 14-08-2007, 17:34   #726
Starlight
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Mieter der Meere

Wer es sich leisten kann, wohnt nicht länger zu Miete, sondern kauft sich seine Immobilie. Wer sich noch mehr leisten kann, kreuzt die Weltmeere im Urlaub nicht mehr in gemieteten Kabinen, sondern kauft sich eine. Und wer sich noch viel mehr leisten kann… der kauft keine Yacht, sondern mietet sich eine.

Dass Mieten an der Wall Street wieder in Mode gekommen ist, macht auf den ersten Blick überhaupt keinen Sinn. Jahrelang hat man nun gekauft was zu kaufen war. Einerseits um von monatlichen Mieten wegzukommen und Wert zu schaffen, und andererseits, um von steigenden Preisen zu profitieren und Wert zu mehren.

Die jüngste Trendwende unter den Superreichen, die ihre Yacht mieten und nicht kaufen, hat mit der Bequemlichkeit und deren völlig überzogenen Luxus- und Urlaubsanspruch zu tun. Da kommt selbst Lorre White nicht mit, die in der Neureichen-Szene als „Guru des Luxus“ gefeiert wird. Deren Traum-Route ist nämlich: Cannes zu den Filmfestspielen, Monaco zum Grand Prix, danach St. Tropez und zum Abschluss Sardinien. Das lässt sich gut und gerne auf dem eigenen Boot erledigen.

Wer hingegen – so der neueste Trend – um die Galapos-Inseln segeln und ein paar Tage später vor der Küste Neuenglands liegen will, oder binnen eines Tages vom Mittelmeer an die kalifornische Küste wechseln, der bekommt seine Yacht nicht schnell genug von A nach B. Mieten ist daher die Lösung, wenn auch eine recht teure. Selbst das kleinste Boot ist nicht unter 10 000 Dollar zu haben, und für die großen Yachten gehen die Tarife bis zu einer Million Dollar. Pro Woche, versteht sich.

Da wäre zum Beispiel die „Alysia“. Für eine Wochenmiete von 910 000 Dollar gibt es Luxus auf 90 Metern Länge, inklusive Pool, Kino, Bücherei und Weinkeller. Die „Princess Mariana“ (606 500 Dollar) hat einen eigenen Hubschrauberlandeplatz.

Unterm Strich geben die Superreichen, also Haushalte mit einem Nettowert von mehr als 10 Millionen Dollar, in diesem Jahr durchschnittlich 384 000 Dollar für Yacht-Mieten aus – satte 20 Prozent mehr als noch vor zwei Jahren.

Dafür wiederum erhält der Mieter nicht nur Kajüte und Kambüse, sondern einen Rund-um-Service vom Feinsten: Yacht-Broker kümmern sich um das passende Schiff vor Ort, eingespielte Mannschaften mit Kapitän, Technikern, Chefkoch und mehreren Stewards sorgen für Spitzenservice bis hin zu frischem Kaviar zum Frühstück. Der kostet natürlich extra, ebenso die Marshmallow-Cornflakes für die Kids. Aber auf die paar Dollar kommt es wahrscheinlich auch nicht mehr an.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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