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Alt 09-08-2007, 20:43   #723
Starlight
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Schokolade – ein gesundes Investment?

Über den Nährwert von Schokolade kann man geteilter Meinung sein. Die einen glauben, mit einem täglichen Stückchen hundert Jahre alt zu werden, für die anderen ist das Kakaoprodukt ein Laster für Schleckermäuler. Douglas Conant gehört zu den Kritikern. In seinem gesundheitsbewussten Konzern soll es bald keine Schokolade mehr geben.

Die Campbell Soup Company – wer nicht in amerikanischen Läden einkauft, kennt die Dose aus der Pop-Art-Umsetzung von Andy Warhol – steht längst nicht nur hinter Fertigsuppen. Zur firmeneigenen Erasco-Reihe beispielsweise gehören auch andere Tiefkühl- und Fertiggerichte, dann es gibt den Gemüsesaft V8 und noch einiges mehr.

Der Konzern hat jüngst einen außerordentlichen Turnaround geschafft und gehört nach einigen Jahren der Flaute zu den besten Performern im Lebensmittel-Sektor. Zu verdanken hat man das einem srengen Fokus auf gesunder Kost. Die Campbell-Suppen sind jetzt Natrium-arm, Pute und Hühnchen fett-reduziert – seither steigen die Umsätze deutlich Campbell-CEO Conant zieht nun Konsequenzen und will loswerden, was nicht ins gesunde Segment passt.

Für den Keksbäcker Pepperridge, der ebenfalls zur Campbell-Familie gehört, bleibt das zur Zeit folgenlos, den der hat schnell sein Sortiment ausgebaut und bietet neben fein glasierten Bisquits nun auch Vollkornbrot an. Bei V8 hat man die Säfte jüngst mit Antioxidantien bereichert. Nur ein Unternehmenszweig kann sich nicht anpassen: Godiva.

Der einst in Belgien gegründete Chocolatier gehört seit mehr als 40 Jahren zu Campbell und hat zuletzt einen Jahresumsatz von mehr als 500 Millionen Dollar zum Konzernergebnis beigesteuert. Die Marke gehört zu den edelsten im amerikanischen Lebensmittelsektor, vor allem weil sie nicht als amerikanisch wahrgenommen wird.

In einem werbestrategischen Geniestreich hat Campbell Godiva nie gemeinsam mit anderen Produkten des Konzerns vermarktet, sondern die Schokolade immer auf einer eigenen Schiene fahren lassen. Godiva betreibt fast 300 eigene Läden in den USA und ist ansonsten in ausgesuchten Kaufhäusern erhältlich. Auf der Webseite taucht Campbell als Muttergesellschaft gar nicht auf. Vielmehr baut der Online-Auftritt komplett auf der belgischen Herkunft der Marke und bringt mit dem Verweis auf alte europäische Traditionen einen Hauch von Exklusivität zum Kunden.

Der weiß das seit vielen Jahren zu schätzen und hat mit seiner großen Nachfrage bei teuren Preisen die Marke Godiva nicht nur zu einem Erfolgsfall gemacht, sondern auch zu einem interessanten Übernahmekandidaten. Wenn Campbell nun die Schoko-Tochter verkaufen will – einen Termin dafür nennt das Management nicht – dann dürften ausreichend Investoren bereitstehen. Das Wall Street Journal rechnet mit Interesse nicht nur von anderen Lebensmittelkonzernen, sondern vor allem aus dem Private-Equity-Bereich und hier besonders von Seiten der an Luxus interessierten Firmen am Persischen Golf. Ein Käufer müsste, so viel steht fest, für Godiva tief in die Tasche greifen. Experten rechnen damit, dass der Chocolatier mehr als 1 Milliarde Dollar kosten dürfte.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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