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Alt 07-08-2007, 21:18   #721
Starlight
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iPod, iPhone, iFridge… iPferd

Weiß eigentlich irgendjemand, wofür die beiden elegant weißen Apple-Aufkleber sind, die mit jedem iPod verschickt werden? Ich weiß es nicht, hatte dann aber doch eine Idee: Einen der Sticker habe ich in meinem Kühlschrank auf das Obstfach geklebt, und seither heißt das alte Gerät „iFridge“.

So muss ich zugeben, dass auch ich dem Hype um Apple erlegen bin. Zwar steht es um micht nicht ganz so schlimm wie um die Freaks, die Ende Juni tage- und nächstelang vor den Läden auf das iPhone warteten. Auch habe ich noch nie nächterns auf der Straße einem Kind einen iPod entrissen, was weniger beherrschte Zeitgenossen laut Polizeibericht immer häufiger tun.

Doch spielen der iPod – und auch das iPhone, das ich selbst nicht besitze – eine allgegenwärtige Rolle in meinem Alltag. In die U-Bahn gehe ich nicht mehr ohne den Shuffle, ins Flugzeug nicht ohne die 80GB-Videoversion. Unter jeder Email eines Kollegen steht „sent from my iPhone“, was wahrscheinlich nicht Angeberei sondern von der Software vorgegeben ist.

Und an der Wall Street umgeben mich Analysten, die iPod- und iPhone-Verkaufszahlen studieren, als hinge von tausend Stück mehr oder weniger nicht nur das Glück der Apple-Aktionäre, sondern gleich der Weltfrieden ab.

Apple kann der Hype um iPod und iPhone nur recht sein. Zum einen treibt er den Umsatz für die Geräte an, die in manchen Städten längst Pflicht-Accesoire geworden sind. Zum anderen hat er die Konkurrenten abgelenkt, die sich zuletzt an alternativen Geräten die Zähne ausbissen ohne den anderen Produkten aus der i-Reihe weitere Beachtung zu schenken. Derweil sicherte sich heimlich, still und leise der iMac Marktanteile im Computermarkt.

So sind die Mac-Lieferungen in den vergangenen zwölf Monaten um 26 Prozent gestiegen, während der Computermarkt insgesamt nach Branchenangaben nur um 7,6 Prozent gewachsen ist. Apple hat im zweiten Quartal 960 000 Computer verkauft, womit man mit dem drittgrößten PC-Hersteller Gateway gleichgezogen hat – zum ersten Mal in der Geschichte der PC/Mac-Rivalität.

Damit scheint die Strategie von Steve Jobs aufgegangen zu sein. Der Apple-Chef war vor einigen Jahren mit dem iPod nicht nur in den Markt für Unterhaltungselektronik getreten, um dort viele Geräte zu kaufen. Vielmehr ging es von vorneherein darum, ein trojanisches Pferd zu platzieren. Mit dem iPod sollte der Einmarsch ins gegnerische Lager gelingen – und das hat geklappt.

Zahlreiche PC-Benutzer – darunter auch der Schreiber dieser Zeilen, dessen iPod in Reichweite auf dem Schreibtisch liegt – haben sich mit dem schicken mp3-Spieler ihr erstes Apple-Gerät gekauft und Berührungsängste abgebaut. Einmal auf den Geschmack gekommen, dauert es bei vielen nur bis zum nächsten Computerabsturz, bis sie sich einen Mac zulegen. In dieser Woche will Apple nun Neuigkeiten rund um die iMac-Reihe präsentieren. Für einen Moment legt die Wall Street die iGadgets zur Seite und hört gespannt zu.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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