Reuters
Aktionäre protestieren gegen Umwandlung von W.E.T.
Donnerstag 27. November 2003, 15:49 Uhr
München, 27. Nov (Reuters) - Kleinaktionäre haben auf einer turbulenten Hauptversammlung am Donnerstag gegen den geplanten Rückzug des bayerischen Autozulieferers W.E.T. Automotive von der Börse protestiert und juristische Schritte angekündigt. Umsatz und Gewinn des weltgrößten Herstellers von Autositzheizungen stiegen im ersten Quartal 2003/04 erneut kräftig an.
Vorstandschef Peter Paul Moll musste seine Rede wegen der andauernden Zwischenrufe unterbrechen. Der Aufsichtsratschef und einstige Mehrheitsaktionär Bodo Ruthenberg drohte mehrfach, Zwischenrufer aus dem Saal werfen zu lassen. Die Wut der Aktionäre entzündete sich an der Übernahme von W.E.T. durch den deutsch-britischen Finanzinvestor HgCapital, der das Unternehmen durch die Verschmelzung auf eine GmbH & Co. KG von der Börse nehmen will. Dazu sollten die Aktionäre auf der Hauptversammlung in München die Weichen stellen.
SCHARFE KRITIK AN AUFSICHTSRAT UND VORSTAND
Anteilseigner, die das Abfindungsangebot von HgCapital über 54,47 Euro nicht annehmen wollen, müssten sich mit der Rolle als Kommanditgesellschafter abfinden. Aktionärsschützer Helmut Kroll von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) und weitere Privat- wie Firmenanleger kündigten an, gegen die Abfindung und die Umwandlung der Aktien in Kommanditanteile zu klagen. " Die Aktionäre sollen hier entmündigt und enteignet werden" , sagte Kroll (NASDAQ: KROL - Nachrichten) . Zuvor warf Mathias Kurzrock von der Falkenstein Nebenwerte AG W.E.T. vor, die gebotene Abfindung sei durch ein Gefälligkeitsgutachten der Wirtschaftsprüfer von PricewaterhouseCoopers viel zu niedrig angesetzt worden.
Den Rückzug von der Börse begründete Vorstandschef Moll mit niedrigeren Kosten - etwa durch eingesparte Hauptversammlungen - und den geringeren Berichtspflichten. Eine geplante Zwangsabfindung der Aktionäre war gescheitert, weil der Finanzinvestor nicht die dafür erforderliche Anteilsmehrheit von 95 Prozent erreicht hatte. Die im SDax notierte W.E.T.-Aktie lag am Donnerstag mit 57,10 Euro deutlich über dem Abfindungsangebot.
Operativ musste das Unternehmen im ersten Quartal wegen des Aufbaus eines Werks in China und der Zusammenlegung der Kabelproduktion in Ungarn einen Gewinnrückgang hinnehmen. Unter dem Strich stand von Juli bis September jedoch ein Gewinn von 4,9 (Vorjahr: 4,3) Millionen Euro zu Buche. Grund hierfür seien eine niedrigere Steuerlast sowie Gewinne aus Termingeschäften (Hedging). Vor Steuern und Zinsen ging der Gewinn (Ebit) um 8,2 Prozent auf 5,9 Millionen Euro zurück. Der Umsatz stieg durch die Erstkonsolidierung der Tochter Ruf um 23,1 Prozent auf 46,5 Millionen Euro.
Für das Gesamtjahr 2003/04 (zum 30. September) stellte W.E.T unter anderem wegen des anhaltenden Preisdrucks ein prozentual einstelliges Umsatzwachstum in Aussicht. Der Gewinn werde annähernd das Vorjahresniveau erreichen. Langfristig seien die Erfolge des Unternehmens jedoch nicht fortzuschreiben, sagte Vorstandschef Moll. W.E.T. sei alleine im Wettbewerb zu klein.
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cade
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